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2. Passivierung Prinzip: Wird an ein Metall ein Potential ... - Userpage

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Ludwig Pohlm<strong>an</strong>n PC III - Elektrochemie SS 2005<br />

_________________________________________________________________________________________<br />

<strong>Prinzip</strong>:<br />

<strong>2.</strong> <strong>Passivierung</strong><br />

<strong>Wird</strong> <strong>an</strong> <strong>ein</strong> <strong>Metall</strong> <strong>ein</strong> <strong>Potential</strong> <strong>an</strong>gelegt, welches positiver<br />

ist, als das Gleichgewichtspotential, so beginnt es sich aufzu-<br />

lösen. Diese Auflösung (Korrosion) beschleunigt sich im<br />

Normalfall mit Erhöhung der Übersp<strong>an</strong>nung. Es gibt aber<br />

auch Fälle, in denen die Auflösung bei weiterer Sp<strong>an</strong>nungser-<br />

höhung plötzlich wieder auf fast Null zurückgeht: das ist <strong>ein</strong>e<br />

„<strong>Passivierung</strong>“.<br />

Beispiele: Eisen (r<strong>ein</strong>), Edelstahl, Nickel<br />

Stromdichte<br />

Aktivbereich<br />

<strong>Passivierung</strong>spotential<br />

Flade-<strong>Potential</strong><br />

normal<br />

Passivbereich<br />

Flade-<strong>Potential</strong>, <strong>Passivierung</strong>spotential<br />

Übersp<strong>an</strong>nung<br />

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Ludwig Pohlm<strong>an</strong>n PC III - Elektrochemie SS 2005<br />

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Tr<strong>an</strong>spassive Region: Sauerstoffentwicklung bei sehr hohen<br />

positiven Sp<strong>an</strong>nungen<br />

Reaktivierung: findet bei niedrigeren Sp<strong>an</strong>nungen statt, bildet<br />

<strong>ein</strong>e Hysterese:<br />

Stromdichte<br />

Flade-<strong>Potential</strong>e:<br />

Eisen: +0.58 V gegen NHE<br />

Nickel: +0.36 V<br />

Chrom: -0.22 V<br />

Tit<strong>an</strong>: -0.24 V<br />

Flade-<strong>Potential</strong><br />

Hysterese<br />

Passivbereich<br />

Negativer differentieller elektrischer Widerst<strong>an</strong>d beim Über-<br />

g<strong>an</strong>g zur <strong>Passivierung</strong>! Rdiff = dU/di < 0<br />

Übersp<strong>an</strong>nung<br />

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Ludwig Pohlm<strong>an</strong>n PC III - Elektrochemie SS 2005<br />

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Mech<strong>an</strong>ismus der <strong>Passivierung</strong>:<br />

(Faraday 1836, Bonhoeffer, Fr<strong>an</strong>ck, Reddy, 1960iger Jahre)<br />

1. Kl<strong>ein</strong>e positive Übersp<strong>an</strong>nungen: <strong>an</strong>odische Auflösung<br />

des <strong>Metall</strong>s als Salz bzw. Hydroxid; Diffusion der Reak-<br />

tionsprodukte weg von der Oberfläche<br />

<strong>2.</strong> Vergrößerung der Übersp<strong>an</strong>nung: es löst sich mehr<br />

<strong>Metall</strong> pro Zeit<strong>ein</strong>heit der diffusive Wegtr<strong>an</strong>sport wird<br />

geschwindigkeitslimitierend die Konzentration der<br />

Produkte überschreitet das Löslichkeitsprodukt und es<br />

bildet sich <strong>ein</strong> fester Film von Salz oder Hydroxid/Oxid<br />

3. Selbstbeschleunigte Filmbildung: durch Keimbildung<br />

und Keimwachstum<br />

4. Der entstehende Film muss zusammenhängend (dicht)<br />

und leitfähig (Elektronenleiter oder Halbleiter) s<strong>ein</strong> (des-<br />

halb k<strong>ein</strong> Ionentr<strong>an</strong>sport durch den Film!).<br />

Beispiel Eisen: -Fe2O3 , Dicke 2-5 nm<br />

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Ludwig Pohlm<strong>an</strong>n PC III - Elektrochemie SS 2005<br />

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Diese Art der <strong>Passivierung</strong> findet auch ohne <strong>an</strong>gelegte äußere<br />

Sp<strong>an</strong>nung in sauren oxidierenden Medien statt: z.B. konzent-<br />

rierte Salpetersäure, Schwefelsäure + Wasserstoffperoxid<br />

In Punkt 2 (oben) ist der Grund erkennbar, warum gerade<br />

große Übersp<strong>an</strong>nungen bzw. konzentrierte Säuren passivie-<br />

rend wirken, während bei kl<strong>ein</strong>en Übersp<strong>an</strong>nungen bzw. ver-<br />

dünnten Säuren das <strong>Metall</strong> korrodiert!<br />

Eisen in konzentrierter Salpetersäure: spont<strong>an</strong>e <strong>Passivierung</strong>!<br />

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Ludwig Pohlm<strong>an</strong>n PC III - Elektrochemie SS 2005<br />

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3. Elektrochemisches Modell der Nervenleitung<br />

Erregungsleitung in Nervenfasern (Axonen): räumlich sich<br />

fortpfl<strong>an</strong>zende Änderung des Membr<strong>an</strong>potentials (Herrm<strong>an</strong>n<br />

1872). Hodgkin - Huxley – Modell 1952<br />

Ostwald, Lillie (1900): Räumliche Fortpfl<strong>an</strong>zung der Aktivie-<br />

rung von passivierten Eisendrähten hat viele Analogien!<br />

„Ostwald-Lilliesches Modell der Nervenleitung“<br />

(Heathcote, Bonhoeffer, Fr<strong>an</strong>ck):<br />

1. Eisenstab in konzentrierter Salpetersäure, spont<strong>an</strong> passi-<br />

viert.<br />

<strong>2.</strong> Berührung mit unedlerem <strong>Metall</strong> (Zink): lokale Aktivie-<br />

rung, Gasentwicklung<br />

3. Ausbreitung der Aktivierung mit konst<strong>an</strong>ter Geschwin-<br />

digkeit<br />

4. Dahinter wieder spont<strong>an</strong>e Repassivierung<br />

v = 9 .. 20 cm/s<br />

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Ludwig Pohlm<strong>an</strong>n PC III - Elektrochemie SS 2005<br />

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Mech<strong>an</strong>ismus der Aktivierungsausbreitung (Modellsystem: Fe<br />

in schwefelsaurer H2O2-Lösung):<br />

Quellen:<br />

M. Ducci, M. Oetken, "Nerven wie Drahtseile" Elektrochemi-<br />

sche Modellexperimente zur Erregungsleitung am Nerven,<br />

CHEMKON 4/4 (1998); S. 193<br />

"Highlights der Chemie", Käthe-Kollwitz-Gymnasiums Wil-<br />

helmshaven:http://www.kkgwhv-<br />

schule.kwe.de/kkg_chem/che_allg/nerven/nerven.htm<br />

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Ludwig Pohlm<strong>an</strong>n PC III - Elektrochemie SS 2005<br />

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Elektrochemische Reaktionen:<br />

1. spont<strong>an</strong>e <strong>Passivierung</strong> durch das starke Oxidationsmittel<br />

Wasserstoffperoxid, dem Eisen werden Elektronen entzogen:<br />

2Fe<br />

H<br />

2<br />

O<br />

+<br />

2<br />

3H<br />

+<br />

2<br />

O<br />

2H<br />

+<br />

+<br />

Fe<br />

2e<br />

2<br />

O<br />

3<br />

+<br />

2H<br />

6H<br />

2<br />

+<br />

O<br />

+<br />

6e<br />

<strong>2.</strong> Zink in Kontakt mit passiviertem Eisen: das unedlere Zink<br />

setzt Elektronen frei, welche auf das Eisen übertragen werden.<br />

Dadurch wird die Oxidschicht <strong>an</strong> der Kontaktstelle reduziert:<br />

Zn<br />

Fe O<br />

2<br />

3<br />

2+<br />

Zn<br />

+ 6H<br />

+<br />

+<br />

2e<br />

+ 2e<br />

2Fe<br />

2+<br />

+<br />

3H<br />

3. Bl<strong>an</strong>kes Eisen wird freigelegt, es entsteht <strong>ein</strong> Lokal-<br />

element Fe-Fe2O3, d.h. die Rolle des Zinks übernimmt das Ei-<br />

sen. Dadurch wird fortschreitend das Oxid vom R<strong>an</strong>de her<br />

aufgelöst:<br />

Fe<br />

Fe<br />

2<br />

O<br />

3<br />

2+<br />

Fe<br />

+ 6H<br />

+<br />

+<br />

2e<br />

+ 2e<br />

aktive<br />

2Fe<br />

Fläche<br />

2+<br />

+<br />

3H<br />

2<br />

2<br />

O<br />

O<br />

passive Fläche<br />

4. Dahinter, nach <strong>ein</strong>iger Zeit Repassivierung des Eisens.<br />

Zeitliche Verzögerung durch Verarmung des Oxidationsmit-<br />

tels. D<strong>an</strong>ach selbstbeschleunigte Filmbildung durch Keimbil-<br />

dung und Keimwachstum.<br />

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Ludwig Pohlm<strong>an</strong>n PC III - Elektrochemie SS 2005<br />

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Analogien zwischen Nervenfaser und Modellsystem<br />

Nervenfaser Modell<br />

Axonmembr<strong>an</strong> Eisenoxidschicht ( -Fe2O3) auf<br />

der Oberfläche des Eisenstabes<br />

Axoninneres Elementares Eisen des Stabes<br />

Extrazelluläre Gewebeflüssigkeit Schwefelsaure Wasserstoffperoxid-Lösung<br />

Ruhemembr<strong>an</strong>potential <strong>Potential</strong> des passiven Eisens<br />

Zellmembr<strong>an</strong> der Nervenfaser ist<br />

im Ruhezust<strong>an</strong>d für Na + Undurchlässigkeit der Eisenoxid-<br />

-Ionen<br />

nicht permeabel<br />

schicht für Ionen und Moleküle<br />

Depolarisation Elektronenzufuhr durch Kontakt<br />

mit <strong>ein</strong>er Zinkelektrode<br />

Reizung führt zur Zunahme der<br />

Durchlässigkeit für Na + Reduktion der Eisenoxidschicht<br />

-Ionen durch Elektronenzufluß<br />

Aktionspotential <strong>Potential</strong>änderung am Eisenstab<br />

bei Aktivierung<br />

Weiterleitung des Aktionspotenti- Kontinuierliche Fortpfl<strong>an</strong>zung eials<br />

durch Lokalströme zwischen ner Aktivitätszone durch Lokal-<br />

erregtem und unerregtem Bereich ströme zwischen aktivem und passivem<br />

Bereich<br />

Repolarisation <strong>Potential</strong>änderung durch<br />

Repassivierung<br />

Refraktärzeit K<strong>ein</strong>e Aktivierung repassivierter<br />

Bereiche durch Lokalströme<br />

Axon wird bei <strong>ein</strong>em Reiz von Längerer Kontakt zur Zinkelekt-<br />

vielen auf<strong>ein</strong><strong>an</strong>der folgenden Porode löst periodisch Aktiv-Wellen<br />

tentialwellen durchlaufen aus<br />

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Oszillierende <strong>Passivierung</strong> des Eisens<br />

Wenn r<strong>ein</strong>es Eisen in 8-molare Salpetersäure getaucht wird,<br />

so treten spont<strong>an</strong> Schwingungen zwischen aktivem und passi-<br />

viertem Zust<strong>an</strong>de auf (Herschel 1834)!<br />

pulsierende Gasentwicklung, messbare Oszillationen des<br />

Eisenpotentials:<br />

(aus: Diss. Matthias Ducci)<br />

Oszillationsmech<strong>an</strong>ismus:<br />

1. aktiver Zust<strong>an</strong>d, Eisen löst sich auf. Gleichzeitig wird<br />

das Nitrat zu NO reduziert:<br />

Fe<br />

NO<br />

3<br />

2+<br />

Fe<br />

+ 4H<br />

+ 2e<br />

+ 3e<br />

+<br />

kathodische<br />

Teilreaktion<br />

NO + 2H<br />

O <strong>an</strong>odische Teilreaktion<br />

<strong>Potential</strong> wird positiver, pH nimmt zu (basischer)<br />

2<br />

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<strong>2.</strong> Da das <strong>Passivierung</strong>spotential mit dem pH-Wert ab-<br />

nimmt, wird der <strong>Passivierung</strong>sbereich erreicht: selbstbe-<br />

schleunigte Bildung <strong>ein</strong>es Fe2O3-Passivfilmes:<br />

+<br />

2Fe + 3H2O<br />

Fe2O3<br />

+ 6H<br />

+ 6e<br />

alle Reaktionen kommen zum Erliegen!<br />

3. Protonen diffundieren aus der Lösung wieder zur Ober-<br />

fläche, der pH-Wert sinkt wieder bis unter den Punkt ei-<br />

ner stabilen Passivschicht.<br />

4. Der Fe2O3-Passivfilm löst sich wieder auf und es bildet<br />

sich überall bl<strong>an</strong>kes Eisen.<br />

5. Wiederholung bei Punkt 1.<br />

Andere Beispiele oszillierender <strong>Metall</strong>auflösung:<br />

Eisen in HNO3 plus AgNO3<br />

Eisen in H2SO4 plus Dichromat<br />

Andere <strong>Metall</strong>e: Hg, Ni, Co, Cu<br />

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