12.07.2015 Aufrufe

100 Fragen & 100 Antworten - German Centre Delhi.Gurgaon

100 Fragen & 100 Antworten - German Centre Delhi.Gurgaon

100 Fragen & 100 Antworten - German Centre Delhi.Gurgaon

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das IndienContact-Special»In Indien leben undarbeiten – <strong>100</strong> <strong>Fragen</strong> &<strong>100</strong> <strong>Antworten</strong>«entstand in Zusammenarbeitmit dem<strong>German</strong> <strong>Centre</strong> for Industryand Trade, <strong>Delhi</strong>.<strong>Gurgaon</strong>In Indien lebenund arbeiten– <strong>100</strong> <strong>Fragen</strong> &<strong>German</strong> <strong>Centre</strong> for Industry andTrade <strong>Delhi</strong> Private LimitedBulding No. 9, Tower B, Level 12,DLF Cyber City Phase III<strong>Gurgaon</strong> – 122002, Haryana, IndiaTelefon +91 124 463-6000Fax +91 124 463-5999info@gurgaon.germancentre.comwww.gurgaon.germancentre.comsowie in Kooperation mit<strong>100</strong> <strong>Antworten</strong>Ein IndienContact-Special in Zusammenarbeitmit dem <strong>German</strong> <strong>Centre</strong> <strong>Delhi</strong>.<strong>Gurgaon</strong> undweiteren Partnern.Themen:12 Wirtschaftspolitik12 Wirtschaftsstandorte und Investitionszonen14 Unternehmensgründung15 Investitionen und Handel18 Finanzierung20 Recht und Steuern21 Markteintritt und Vertrieb22 Personalbeschaffung und -führung26 Alltag in IndienIndienContactRitterstraße 2 B, 10969 BerlinTelefon 030 / 61 50 89-26Fax 030 / 61 50 89-27china-contact@owc.dewww.owc.deErscheinungstermin: Dezember 2009Vervielfältigung und auszugsweise Wiedergabe ist nurunter Angabe der Quelle gestattet. Die <strong>Antworten</strong> wurdensorgfältig recherchiert, für Irrtümer oder Unterlassungenwird jedoch keine Haftung übernommen.28 Informationsbeschaffung und AnsprechpartnerHinweis: Die »<strong>100</strong> <strong>Fragen</strong> & <strong>100</strong> <strong>Antworten</strong>« erscheinen mit dieser Ausgabe zumersten Mal. Sie sollen Einsteiger im Indiengeschäft darauf aufmerksam machen,welche <strong>Fragen</strong> bei einem Engagement in Indien gestellt werden müssen und erste<strong>Antworten</strong> für Entscheidungen geben. Eine fundierte Beratung kann dies aber nichtersetzen.


<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENWirtschaftspolitik / WirtschaftsstandorteWIRTSCHAFTSPOLITIK Welche wesentlichen Schwerpunkte werdenderzeit in der indischen Wirtschaftspolitik gesetzt?Die von der Congress-Partei angeführte Regierungskoalitionsetzt – wie schon in der ersten Legislaturperiode – auf einen Mixaus Armutsbekämpfung und Förderung der Privatwirtschaft.Die Bezieher niedriger Einkommen werden mit Transferleistungen,Steuerbefreiung und Beschäftigungsprogrammen unterstützt.Über eine Stimulierung des Konsums soll insbesonderedie wirtschaftliche Entwicklung in den ländlichen Regionen vorangetriebenwerden. Die Industriepolitik konzentriert sich aufdie Unterstützung derjenigen Branchen, die unter der globalenFinanzkrise zu leiden haben, wie die Kfz- und Zulieferindustrieund der Textilsektor. Durch Zinssenkungen soll zudem die Investitionstätigkeitder Unternehmen angekurbelt werden. DiePrivatisierung von Staatsbetrieben und die Öffnung weiterer Sektorenfür ausländische Direktinvestitionen stehen ebenfalls aufder Agenda der Regierung. Sie hat hierfür in den nächsten fünfJahren größere Spielräume, da sie im Parlament nicht mehr aufdie Unterstützung der Kommunisten angewiesen ist. Auf internationalerEbene möchte Indien als G-20-Mitglied insbesonderebei der Neugestaltung der internationalen Finanzmärkte Akzentesetzen. Bei der Handelspolitik strebt die Regierung weitere bilateraleHandelsabkommen – darunter auch mit der EU – an. Welche Auswirkungen hat die globaleFinanzmarkt- und Wirtschaftskrise auf Indien?Indiens Wirtschaftswachstum hat sich im Zuge der Finanzkrisezuletzt von neun auf knapp sieben Prozent abgeschwächt. Vorallem die Exportbranchen leiden unter der sinkenden Nachfrageaus den USA und Europa. Entsprechend rechnet die indischeRegierung für 2009/10 mit einem weiteren Rückgang der Ausfuhren.Angesichts gestiegener Finanzierungskosten verschiebendie Unternehmen geplante Investitionsvorhaben. Die Industrieproduktionhat sich im ersten Halbjahr 2009 erheblich abgeschwächt,verzeichnete zuletzt aber wieder ein Plus von rundfünf Prozent. Indien ist im Vergleich zu anderen Ländern relativunbeschadet aus der Krise hervorgegangen. Das Bankensystemist dank der starken staatlichen Regulierung stabil geblieben. Dienegativen Auswirkungen auf den Konsum und den Arbeitsmarktwaren begrenzt. Regierung und Wirtschaftsverbände erwartenbereits für 2010 wieder eine Belebung der Konjunktur. Wie wirkt sich die aktuelleEntwicklung auf den Staatshaushalt aus?Die in den Konjunkturpaketen beschlossenen Steuer- und Abgabensenkungendürften in den nächsten Jahren zu Einnahmeausfällenin Milliardenhöhe führen. Laut Finanzministeriumsoll das Haushaltsdefizit 2009/10 auf knapp sieben Prozent desBIP steigen, die Associated Chambers of Commerce and Industry(Assocham) geht sogar von einem Defizit von zehn Prozent aus– 2008/09 betrug das Minus noch sechs Prozent und in dem Jahrdavor nicht einmal drei Prozent. Innerhalb von nur vier Jahrenhaben sich die Staatsausgaben auf rund zehn Billionen IndischeRupien (rund 217 Milliarden US-Dollar) verdoppelt. Die Regierunghofft allerdings, ab dem nächsten Finanzjahr das Haushaltsdefizitschrittweise zunächst auf 5,5 und dann auf vier Prozentsenken zu können. Wie sehen die Wachstumsprognosen fürdie indische Volkswirtschaft aus?Die BIP-Wachstumsprognosen für 2009/10 liegen derzeit zwischen5,4 (IWF) und 6,3 Prozent (Planning Commission der indischenRegierung). Während sich der Industrie- und der Dienstleistungssektorwieder auf dem Weg der Besserung befinden,trübt die Landwirtschaft aufgrund des schlechten Monsuns unddes geringen Niederschlags das Ergebnis. Für 2010/11 rechnetdie indische Regierung allerdings bereits wieder mit einem Plusvon mehr als sieben Prozent.WIRTSCHAFTSSTANDORTE UND INVESTITIONSZONEN Wo werden Prioritäten in der regionalen Entwicklung gesetzt?Die indische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, wirtschaftlichunterentwickelte Gebiete wie die Bundesstaaten in der Himalaya-Regionund im Nordosten des Landes schrittweise an das Niveauder Wachstumsmotoren im Westen und Süden des Landesheranzuführen. Allerdings sind die regionalen Unterschiede beider wirtschaftlichen, sozialen und infrastrukturellen Entwicklunggewaltig. Beispielsweise ist das jährliche Pro-Kopf-Einkommen inMaharashtra mit rund 45.000 Indischen Rupien mehr als viermalso hoch wie in Bihar. Der Alphabetisierungsgrad liegt mit knapp80 Prozent etwa 30 Prozentpunkte über dem des ostindischenBundesstaates. Da in den ärmeren Staaten der Anteil der Landbevölkerungin der Regel sehr hoch ist, hat die Zentralregierung einBeschäftigungsgarantieprogramm speziell für diese Regionenins Leben gerufen. Durch die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktursollen Unternehmen zu einer Ansiedlung in weniger attraktivenStandorten bewegt werden. Zudem erhalten Investorenfür den Bau von Krankenhäusern und Hotels in unterentwickeltenGebieten Steuererleichterungen. Was sollten Unternehmen bei der Standortwahl beachten?In einem Land wie Indien mit seinen starken regionalen Unterschiedenstellt die Standortwahl für die meisten Unternehmeneine echte Herausforderung dar. Am Anfang sollte aber immerdie Frage stehen: Welche Anforderungen werden an mein Produktoder meine Dienstleistung gestellt und wo finde ich die bestenVoraussetzungen, um diese zu erfüllen? Der größte Engpassist dabei für viele Unternehmen die nach wie vor mangelhafteInfrastruktur. Beispielsweise dürften für einen Hersteller von sensiblenMessinstrumenten die schlechten Straßen ein erheblichesProblem bei der Distribution seiner Produkte darstellen. Daherwäre ein Standort in unmittelbarer Nähe der Kunden ratsam, umdie Gefahr von Transportschäden zu minimieren. Aufgrund derstarken Einflussnahme der Bürokratie auf die Wirtschaft spielt dieAnsiedlungspolitik der verschiedenen Bundesstaaten eine großeRolle. Hier sollten vor allem <strong>Fragen</strong> wie Landerwerb, Rechtsdurchsetzunget cetera im Vordergrund stehen. Wie das BeispielTata gezeigt hat, sind selbst große indische Unternehmen nichtvor einer »schlechten« Standortwahl gefeit.12 INDIENCONTACT12 ⁄ 2009


Wirtschaftsstandorte und Investitionszonen<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTEN Gibt es für bestimmte BranchenStandorte, die besonders attraktiv sind?In Indien hat sich in den vergangenen Jahren eine Reihe vonbranchenspezifischen Industrie-Clustern entwickelt, die natürlicheine besondere Anziehungskraft auf Unternehmen ausüben.Ein Großteil der Kfz- und Zulieferindustrie sitzt in Pune nahe derWirtschafts- und Finanzmetropole Mumbai, in Chennai, Bangaloreund in der Hauptstadtregion. Die IT-Industrie konzentriertsich nach wie vor stark in Bangalore und Hyderabad, Finanzdienstleiserund Beratungsunternehmen siedeln sich in der Regelin Mumbai an. Für die zentrale Steuerung von Vertriebsaktivitätenbietet sich aufgrund der guten Infrastruktur und der Nähe zuVerbänden und Regierung der Großraum <strong>Delhi</strong> an. Besonders in<strong>Gurgaon</strong> lassen sich wegen der Nähe zum internationalen Flughafenund der Verfügbarkeit hochwertiger Bürogebäude immermehr internationale Unternehmen nieder. Die Attraktivität dergenannten Standorte liegt unter anderem darin, dass man sich»ins gemachte Nest« setzt, da man dort auf eine existierendeInfrastruktur zurückgreifen, sich mit Vertretern anderer Unternehmenaustauschen und von deren Erfahrungen profitierenkann. Allerdings liegen diese Standorte hinsichtlich der Investitionskostenlandesweit an der Spitze. Welche regionalen Unterschiede gibt es beider Entwicklung der Infrastruktur?Indien will im laufenden Fünfjahresplan (2007 bis 2012) rund500 Milliarden US-Dollar in Infrastrukturprojekte investieren.Vor allem sollen das Straßen- und Schienennetz ausgebaut, dieSee- und Flughäfen modernisiert sowie die Energie- und Wasserversorgungverbessert werden. Auch hier schreitet die Entwicklungin den wirtschaftlich bedeutenden Regionen raschervoran. Denn ein Großteil der Projekte entsteht mit Hilfe des Privatsektorsim Rahmen von Public Private Partnerships (PPP). Unddie engagieren sich vor allem bei Vorhaben in den führendenBundesstaaten und den großen Ballungszentren. Daher dürftesich der infrastrukturelle Vorsprung von Staaten wie Maharashtra,Gujarat, Karnataka oder Haryana in den kommenden Jahrenweiter vergrößern. Welche Bedeutung haben Sonderwirtschaftszonen in Indien?Die indischen Special Economic Zones (SEZ) haben in den vergangenendrei Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Inzwischenbefinden sich knapp <strong>100</strong> Sonderwirtschaftszonen imBetrieb. Bislang wurden mehr als 800 Anträge bei der zuständigenBehörde – Board of Approvals (BoA) – für die Errichtungeiner SEZ gestellt, von denen 578 Anträge genehmigt wurden.Mit rund 60 Prozent entfällt der Großteil der genehmigten SEZauf die Informationstechnik oder damit verbundene Dienstleistungensowie die Elektroindustrie. Bislang sind Investitionen inHöhe von 1.089 Milliarden Indischen Rupien in die Wirtschaftszonengeflossen, und es konnten so knapp 400.000 Arbeitsplätzegeschaffen werden. Die Exporte der Unternehmen in den SEZstiegen 2008/09 um 50 Prozent gegenüber der Vorjahresperiodeauf fast eine Billion Indische Rupien. Allerdings hinterlassen dieAuswirkungen der weltweiten Finanzkrise auch ihre Spuren beiden geplanten Investitionen in Sonderwirtschaftszonen. Problemebei der Finanzierung der Projekte, die geringere Investitionsbereitschaftder Unternehmen und der Einbruch der indischenExporte gefährden die Umsetzung einiger Projekte.INDIENCONTACT12 ⁄ 2009 Ist es von Vorteil für deutsche Unternehmen, sichin einer Sonderwirtschaftszone anzusiedeln?Die Ansiedlung in einer SEZ bietet für ein Unternehmen erheblicheVorteile. Waren für die vom BoA genehmigten Tätigkeitenkönnen zollfrei eingeführt werden. Überdies ist ein Unternehmen,das sich in einer Sonderwirtschaftszone niederlässt, für dieDauer von 15 Jahren von der regulären Einkommensteuer befreit,in den ersten fünf Jahren sogar in vollem Umfang. Im März 2009wurden zudem Erleichterungen bei der Service Tax auf Dienstleistungenbeschlossen. Die indirekte Steuer auf außerhalb der Zoneerbrachte Dienstleitungen, die in Zusammenhang mit den vomBoA genehmigten Tätigkeiten stehen, ist nun erstattungsfähig.Lässt sich ein in der Zone tätiges Unternehmen beispielsweiseRohstoffe oder Maschinen von einem indischen Hafen außerhalbder SEZ liefern, entfallen nicht nur die Importzölle auf die Ware,sondern die Firma kann sich zusätzlich die auf den Transport gezahlteService Tax erstatten lassen. Darüber hinaus stellen die SEZden dort tätigen Unternehmen eine funktionierende Infrastrukturzur Verfügung. Welche Kriterien sollten bei der Entscheidung für eineSonderwirtschaftszone berücksichtigt werden?Im Prinzip gelten die gleichen Kriterien wie bei der normalenStandortwahl. Es empfiehlt sich, einen genauen Kostenvergleichbezüglich der vom Betreiber zur Verfügung gestellten Infrastrukturanzustellen. In der Regel müssen die Unternehmen einenfesten Abnahmepreis für Strom, Gas, Telekommunikation etcetera zahlen und haben nicht die Möglichkeit, eine eigene paralleleInfrastruktur innerhalb der SEZ aufzubauen. Die UnternehmensberatungMcKinsey kritisiert darüber hinaus, dass diemeisten SEZ zu klein sind und daher Unternehmen mit großenExpansionsplänen schnell an ihre Grenzen stoßen können. Einweiteres Problem ist, dass die indischen SEZ politisch nicht unumstrittensind. Beispielsweise hat die Regierung des BundesstaatesGoa zwölf bereits notifizierten SEZ-Projekten die Genehmigungwieder entzogen, nachdem es in der Bevölkerung zu Massenprotestengegen die Zonen gekommen war. Streitpunkt war das fürdie Projekte von Farmern akquirierte Land, welches diese zurückforderten.Ein Investor sollte daher früh genug klären, ob die SEZpolitisches Konfliktpotenzial bietet und dadurch ein Engagementgefährdet werden könnte. In welchen Bundesstaaten oder Städten sindbereits viele deutsche Unternehmen ansässig?Die meisten deutschen Unternehmen sind in der Region zwischenMumbai und Pune im Westen des Landes ansässig. In dieserRegion produzieren unter anderen Mercedes-Benz und VolkswagenPkw für den indischen Markt. Entsprechend haben sichzahlreiche deutsche Zulieferbetriebe in der Region angesiedelt.Gleiches gilt für den Großraum Chennai, wo BMW seine Produktionhat. Bangalore ist bei deutschen IT-Firmen wie SAP beliebt,darüber hinaus findet man auch dort Unternehmen aus der Maschinenbau-und Automotive-Branche. Rund um die HauptstadtNeu-<strong>Delhi</strong> haben sich ebenfalls zahlreiche Kfz-Zulieferbetriebe– beispielsweise Hella – angesiedelt. Die deutschen Finanzdienstleisterund Versicherungsunternehmen sind in Mumbai konzentriertoder wie die Allianz in Pune ansässig.13


<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENUnternehmensgründungUNTERNEHMENSGRÜNDUNG Welche Unternehmensformen gibt es?Ausländische Direktinvestitionen werden in Indien fast immerüber die Gründung einer Kapitalgesellschaft mit beschränkterHaftung realisiert (Private Company Limited by Shares). Nurselten wird eine Aktiengesellschaft gewählt (Public CompaniesLimited by Shares). Der Hauptunterschied besteht vor allem darin,dass die Kapitalanteile an einer Aktiengesellschaft frei veräußerlichsind.Die Gründung einer Private Limited Company setzt ein Stammkapitalvon mindestens <strong>100</strong>.000 Indischen Rupien (INR) voraus,also ungefähr 1.500 Euro. Sie besteht aus mindestens zwei Gesellschaftern,wobei der Minderheitsgesellschafter seine Anteiletreuhänderisch für den Mehrheitsgesellschafter halten kann. Inden meisten Fällen ist es nicht notwendig, einen indischen Gesellschafterzu beteiligen (Ausnahme: zum Beispiel Einzelhandel).Die Private Limited Company kann daher fast immer als <strong>100</strong>-prozentigeTochtergesellschaft gegründet werden.Seit kurzem kennt Indien auch das Rechtsinstitut einer Personengesellschaftmit beschränkter Haftung (Limited Liability Partnership,LLP). Ihr gesellschaftsrechtlicher und steuerlicher Rahmensteht seit Mitte 2009. Auch Ausländern soll die Beteiligung aneiner LLP ermöglicht werden, entsprechende Gesetze werdenderzeit jedoch erst vorbereitet. Was ist sinnvoll: Eine Joint-Venture-Gesellschaftoder ein <strong>100</strong>-prozentiges Tochterunternehmen?Grundsätzlich gilt für Indien wie für die meisten anderen asiatischenLänder, dass ein lokaler Partner zwar Netzwerke, Mitarbeitersowie eine bestehende Marktdurchdringung in ein JointVenture einbringen kann, seine Existenz jedoch auch ein Risikodarstellt. Die Entscheidung pro oder contra Joint Venture muss jedereinzelne Unternehmer in einer Kosten-Nutzen-Analyse selbsttreffen. Wenn keine zwingenden Argumente für ein Joint Venturesprechen, wird jedoch meist zur Gründung einer <strong>100</strong>-prozentigenTochtergesellschaft geraten. Hintergrund sind der optimaleSchutz der eigenen Technologie des ausländischen Investorsund die Erhaltung der vollen Flexibilität. Entscheidet man sichfür ein Joint Venture, ist insbesondere zu regeln, wie die Leitungder Gesellschaft erfolgt, in welcher Form die Anteilseigner überihre Geschäftsanteile verfügen können (Exit-Optionen) und dassdem ausländischen Partner weitere eigene Engagements in Indienfreigestellt sind, auch wenn sie auf demselben Gebiet erfolgensollten, auf dem die Gesellschaft nach dem Gesellschaftsvertragberechtigt ist, tätig zu werden (»Conflict of Interest Clause«). Welche Regelungen gibt eshinsichtlich des Local-Content-Anteils?Eine lokale Wertschöpfungsquote ist häufig bei Ausschreibungenöffentlicher Stellen vorgeschrieben. Beispiele sind Infrastrukturprojekte.Die Frage, ob ein Ausländer in Indien eine VertriebsoderProduktionsgesellschaft gründen darf, hängt dagegen nichtvon der lokalen Wertschöpfung ab. Welche Kosten sind mit der Gründung einer Repräsentanzbeziehungsweise der Eröffnung eines Büros verbunden?Die Kosten der Gründung einer Repräsentanz setzen sich vorallem aus den Kosten für lokal angestellte oder entsandte Mitarbeiter,Büroraum und Beratungskosten zusammen. Nur letzteresind weitgehend fix und bewegen sich bei etwa 5.000 bis 7.000Euro für die Gründung. Grundsätzlich wird dazu geraten, eineRepräsentanz oder Gesellschaft in den indischen Zentren wiezum Beispiel Region <strong>Delhi</strong> oder Region Mumbai zu etablieren.Höhere Kosten für den Kauf oder die Anmietung von Grundstückenwerden durch Standortvorteile wie Mitarbeiterverfügbarkeit,Kundennähe und Infrastruktur ausgeglichen. Sind M&A mit indischen Unternehmen ein Risiko?Für die laufende Zusammenarbeit mit einem indischen Joint-Venture-Partnergilt das oben Gesagte: Der ausländische Investorriskiert naturgemäß die tatsächliche Herrschaft über sein Knowhowund verliert an Flexibilität. Dies gilt für Indien in besonderemMaße. Der Anteilserwerb selbst birgt Risiken, denen mit einersorgfältigen Prüfung des Zielunternehmens (Due Diligence) vorErwerb begegnet werden muss. So ist beispielsweise regelmäßigunklar, ob ein Büro- oder Produktionsgrundstück tatsächlichim Eigentum der Zielgesellschaft steht und ob es legal bebautist. Hier erschweren lokal diversifiziertes Recht und eine unübersichtlicheAktenführung der Grundbuchämter die Rechtssicherheit.Zu prüfen ist daneben der Bestand an vertraglichenund gesetzlichen Verpflichtungen.Insbesondere die Einhaltung von Umweltstandards wird derzeitverstärkt überwacht. In steuerlicher Hinsicht liegen überdurchschnittlichhohe Risiken in der korrekten Dokumentation und Bepreisunginternationaler Geschäftsvorfälle zwischen verbundenenUnternehmen. Vor allem ausländisch investierte Unternehmenwerden durch die Finanzverwaltung hierauf routinemäßigmit großem Engagement geprüft.Ein eher geringes Risiko ist dagegen aufgrund der niedrigen Ansprüchedie korrekte Bewertung von Pensionsrückstellungen.Zusammengefasst muss es beim Erwerb eines indischen UnternehmensZiel jeder Due Diligence sein, Risiken zu ermitteln undzu quantifizieren. Auf die spätere Durchsetzung von Schadensersatzansprüchengegen den Verkäufer sollte man es in Indiennicht ankommen lassen. Was sind die Vor- und Nachteile einer Repräsentanz?Die Repräsentanz (Liaison Office) ist eine häufig gewählte Formfür ausländische Unternehmen, um in Indien präsent zu sein.Sie ist allerdings genehmigungspflichtig und im Wesentlichendarauf beschränkt, die Produkte des Stammhauses zu bewerbenund Markterkundungen durchzuführen.Jegliche eigenen Geschäftsaktivitäten sind dem Liaison Officeverboten. Es ist ein reines »Cost <strong>Centre</strong>«, darf also keine Handels-oder Produktionsaktivitäten entfalten und ist nicht in derLage, eigene Rechnungen zu stellen und Einkommen zu erzielen.Es wird ausschließlich über das ausländische Stammhausfinanziert. Bewegt es sich in diesem erlaubten Rahmen, löst das14 INDIENCONTACT12 ⁄ 2009


Investitionen & Handel<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENLiaison Office grundsätzlich keine Betriebsstätte der ausländischenGesellschaft in Indien aus. Es ist einkommensteuerlich insoweitneutral. Der größte Nachteil des Liaison Offices liegt in demVerbot, Handel und Produktion durchführen zu dürfen. DieseGeschäftsgegenstände lassen sich nur mittels einer Gesellschaftoder – beschränkt auf den Bereich Handel – mit der Eröffnungeiner Zweigniederlassung (»Branch Office«) verfolgen.Der Beratungsaufwand für die Gründung eines Liaison Officesist dem Aufwand für die Gründung einer Tochtergesellschaftvergleichbar.INVESTITIONEN UND HANDEL Wie entwickeln sich die deutschen /europäischen Investitionen in Indien?Der indische Markt ist für ausländische Investoren attraktiv undzieht diese in zunehmendem Maße an. Seit dem Haushaltsjahr2004/05 hat sich das jährliche Investitionsvolumen durch ausländischeDirektinvestitionen mehr als versechsfacht und betrug imHaushaltsjahr 2008/09 27,3 Milliarden US-Dollar. Hauptinvestitionsbranchensind der Dienstleistungs- und der Computersektor.Die EU hat davon einen Anteil von fast 20 Prozent und ist damitgrößter Investor. In den vergangenen neun Jahren investiertenEU-Länder insgesamt rund 18 Milliarden US-Dollar, wobei 90 Prozentauf Großbritannien, die Niederlande, Zypern, Deutschland,Frankreich und Schweden entfallen. Wie groß ist der Zufluss deutscher Investitionen in Indien?Deutschland ist der siebtgrößte Investor in Indien und der viertgrößteInvestor aus der EU. Mit 629 Millionen US-Dollar bleibenDeutschlands Direktinvestitionen in Indien jedoch auf einemmittleren Niveau. Allerdings wächst die Anzahl der deutschenInvestoren stetig an. Im letzten Haushaltsjahr waren es mit 604Firmen 32,5 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Haben sich deutsche Investoren angesichts der derzeitigenFinanz- und Weltmarktkrise aus Indien zurückgezogen?Indien hat die Weltmarktkrise vergleichsweise unerschüttertüberstanden, was vor allem auf einen starken Binnenmarkt undniedrige Exportabhängigkeit zurückzuführen ist. Damit ist Indienein für deutsche Unternehmen ausgesprochen attraktiver Marktund Standort. Deutschland als stark exportorientierte Nationwurde von dem globalen Abschwung dagegen hart getroffen.Deswegen haben sich deutsche Firmen Anfang 2009 deutlichweniger investitionsfreudig gezeigt – Budgets wurden gekürzt,NN 02INDIENCONTACT12 ⁄ 200915


<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENInvestitionen & HandelProjekte auf Eis gelegt, Investitionsentscheidungen verschoben.Doch nur in seltenen Extremfällen hat dies zu einem Komplettrückzugaus Indien geführt. Seit Mitte des Jahres wächst der Zustromdeutscher Firmen in Indien wieder langsam, aber stetig. Indische Investitionen in Europa –welche Trends sind zu beobachten?Indische Investitionen in Europa sind in den vergangenen Jahrenauf zuletzt 3,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2008 in die Höhegeschossen. Im Gegensatz zu deutschen Firmen wählen indischeFirmen häufig den Weg über die Akquisition eines geeignetenUnternehmens aus dem Zielland. Deutschland ist einesder Hauptzielmärkte für Investitionen indischer Unternehmen.Zwischen 2000 und 2007 wurden in Deutschland 84 Firmengründungenindischer Firmen und zwischen 2000 und 2008 mindestens55 deutsch-indische Unternehmenszusammenschlüsseund -übernahmen registriert. Allein im Jahr 2008 investiertenindische Unternehmen rund 1,8 Milliarden US-Dollar in Deutschland,verglichen mit 825 Millionen US-Dollar im Jahr 2007 und850 Millionen US-Dollar im Jahr 2006. Damit ist Deutschlandhinter den USA und Großbritannien der drittgrößte Zielmarktfür indische Investitionen. In welchen Branchen werden ausländischeInvestitionen besonders gefördert?Unter der aktuellen Regierung herrscht ein freundliches Investitionsklima.Nur in Bereichen, in denen Indien selbst sehr stark ist,werden ausländische Investitionen weniger gern gesehen. MitZoll- und Steuervergünstigungen werden dagegen häufig Investitionenin Bereichen unterstützt, in denen Indien Nachholbedarfhat. Dazu zählen die Infrastrukturentwicklung (zum Beispiel derStraßenbau) und der Bereich alternative Energien, hier vor allemdie Wind- und Solarenergie. Sind ausländische Firmen in Indien gleichberechtigt?<strong>100</strong>-prozentige Töchter ausländischer Mutterkonzerne werdenin Indien als indische Kapitalgesellschaft gegründet und sindentsprechend gleichberechtigt. Allerdings gibt es in einigenBranchen Beteiligungsobergrenzen für ausländische Investorenwie zum Beispiel bei Versicherungen oder Telekommunikation.In besonders geschützten Bereichen wie zum Beispiel der Atomkraftist eine ausländische Investition gar nicht erlaubt (weitereInformationen dazu auch in der nächsten Antwort).Niederlassungen ausländischer Unternehmen in Indien, wie das»Branch Office« oder das »Liaison Office«, sind Einschränkungenunterlegen. So darf das Liaison Office (Repräsentanz) keinerleiGeschäftstätigkeit nachgehen und das Branch Office (Zweigstelle)nicht produzieren. Welche rechtlichen Regelungen gelten für Investitionen?Seit 1991 wurde der indische Markt für ausländische Investitionenerheblich und stetig liberalisiert. Heute können ausländischeInvestoren in fast allen Branchen auch ohne indischen Partnereine Firma in Indien gründen. Ausgenommen sind folgendeBranchen, in denen die Auslandsbeteiligung Obergrenzen unterliegt: Versicherungen und Verteidigung (max. 26 Prozent) Radio & Rundfunk (max. 20 bis 49 Prozent) Banken, Petroleum & natürliches Gas und Kreditauskunft(max. 49 Prozent) Einzelhandel beschränkt auf eine Marke (max. 51 Prozent) Telekommunikation (max. 74 Prozent)Vollständig untersagt sind ausländische Investitionen in Atomenergie,Schienenverkehr, Lotterie, Wettbüros und in den Multi-Brand-Einzelhandel.Bei der Gründung einer indischen Kapitalgesellschaft, mit oderohne indische Beteiligung, sind eine Anmeldung bei der indischenZentralbank Reserve Bank of India (RBI) sowie ein Eintragins Handelsregister erforderlich. In einigen Fällen muss vor derAnmeldung eine Genehmigung des Foreign Investment PromotionBoards (FIPB) der indischen Regierung eingeholt werden. Wie finden Unternehmen potenzielleindische Investoren für M&A-Transaktionen?Bei der Investorensuche können deutsche Firmen indischeWunschkandidaten direkt ansprechen oder darauf spezialisierteWirtschaftsprüfungsgesellschaften, Investmentbanken, internationaleAnwaltskanzleien oder Unternehmensberatungen mitder Investorensuche beauftragen. Eine öffentliche Liste potenziellerindischer Investoren gibt es nicht. Worauf müssen deutsche Unternehmen beider Zollabwicklung besonders achten?Die meisten Importe nach Indien erfolgen unter der so genanntenOpen General Licence (OGL) und sind ohne Beschränkungeneinführbar. Für nicht oder nur bedingt einführbare Güter gilt gegenwärtigein dreistufiges System:1) Prohibited Items: Ein absolutes Einfuhrverbot besteht in ersterLinie nur für Güter, deren internationaler Handel ohnehin nichtmöglich ist, zum Beispiel geschützte Tierarten.2) Restricted Items: Für bedingt einführbare Güter ist eine SpecialImport Licence (SIL) erforderlich.3) Canalised Items: Einige wenige Waren, für die sich die indischeRegierung eine Kontrollfunktion vorbehält, dürfen nur überstaatliche Außenhandelsgesellschaften ein- und ausgeführt werden,zum Beispiel Rohstoffe wie Getreide und Erdöl oder Düngemittel.In Indien sind nur Firmen zum Export und Import berechtigt,die im Besitz einer Außenhandelsregistrierung, das heißt einesImporters-Exporters-Codes (IEC), sind. Diese wird vom DirectorGeneral of Foreign Trade (DGFT) erteilt und wird üblicherweiseim Rahmen der Firmengründung mit beantragt. Beim Importsollte darauf geachtet werden, dass zum einen die Mengen- undPreisangaben auf den Lizenzen und Lieferscheinen genau übereinstimmenund die Rechnungen unterzeichnet sind. Fracht- undVersicherungskosten müssen gesondert ausgewiesen sein. Welche Bedeutung hat Indien alsHandelspartner für Deutschland?Über die letzten drei Jahre ist der Handel zwischen Indien undDeutschland mit jährlichen Wachstumsraten von phänomenalen38,7 Prozent im Jahr 2006, 14,6 Prozent im Jahr 2007 und zuletztelf Prozent im Jahr 2008 sprunghaft auf ein Handelsvolumenvon 13,41 Milliarden Euro angestiegen. Heute ist DeutschlandIndiens drittgrößter Handelspartner mit einem Anteil von fast3,6 Prozent an Indiens gesamtem Welthandel und der wichtigste16 INDIENCONTACT12 ⁄ 2009


Investitionen & Handel<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENHandelspartner unter den EU-Ländern. Umgekehrt belegt Indienvon 236 Ländern und Regionen, mit denen Deutschland Handelsbeziehungenunterhält, Rang 28 auf der Liste der Lieferantenländerund Rang 27 auf der Liste der Abnehmerländer. Ingesamtbeträgt das Handelsvolumen mit Indien jedoch nur ein Prozentdes gesamten deutschen Außenhandels. Wie werden Exporte aus Indien gefördert?Die indische EXIM Policy 2009-2014 regelt den Export und Importvon Waren nach und aus Indien. Hierin sind verschiedeneProgramme zur Exportförderung verankert, die Produzenten inIndien, die ihre Ware größtenteils außerhalb Indiens verkaufen,zu Gute kommt. Dies sind das Export Promotion Capital GoodsScheme (EPCG), die Export Oriented Unit (EOU), der SoftwareTechnology Park (STP), der Electronic Hardware Technology Park(EHTP) und die Special Economic Zone (SEZ). Die Förderung erfolgtdurch Zoll- und Steuerbefreiungen oder -vergünstigungen. Was sind derzeit die spektakulärstenInvestitionsprojekte in Indien?Wurden in Indien jahrelang Ausbau und Modernisierung derInfrastruktur vernachlässigt, so sind heute in diesem Bereich diegrößten Projekte der indischen Regierung zu finden, für die imRahmen des PPP-Konzeptes private Anleger geworben werden.Besonders eindrucksvoll ist das bislang größte Highway-Projekt»Golden Quadrilateral« mit einer Länge von 6.000 Kilometern.Ausländische Investitionen machen mit elf Prozent (322 MillionenUS-Dollar) der Gesamtinvestitionssumme in die indischeInfrastruktur nur einen kleinen Teil aus. 51 Prozent der ausländischenDirektinvestitionen entfallen auf Seehäfen, 32 Prozent aufFlughäfen und 16 Prozent auf Straßen.Deutsche Investitionen finden sich bei Flughafenprojekten. So istdie Fraport AG am Flughafen Neu-<strong>Delhi</strong> beteiligt und Siemens amFlughafen Bangalore. Bis Ende 2010 soll die Modernisierung undKapazitätserweiterung von 39 indischen Flughäfen abgeschlossensein. Bis 2020 sind 200 Aus- und Neubauten geplant. Wie entwickelt sich der indische Immobilienmarkt?Jahrelang haben Wirtschaftswachstumsraten von jährlich achtProzent, schnell voranschreitende Urbanisierung und eine wachsendeMittelschicht den indischen Immobiliensektor um jährlichetwa 30 Prozent wachsen lassen. Nach vier Boomjahren sind nundie Preise um 20 bis 40 Prozent ihrer Spitzenwerte gefallen, Immobilienverkäufesind im Jahresvergleich um 50 Prozent gesunken.Die Mieten für Büroflächen fallen, insbesondere in Mumbai und<strong>Delhi</strong>. Dieser Trend wird durch die Erwartung eines Überangebotsan neuer Bürofläche in den kommenden Jahren gestärkt. Auch derWohnungsmarkt verzeichnet fallende Preise, allerdings wird für2010 eine Erholung erwartet.NN 03INDIENCONTACT12 ⁄ 200917


<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENFinanzierungFINANZIERUNG Welche Auswirkungen hat dieFinanzkrise auf den Bankensektor?In Indien wurde die weltweite Finanzkrise wenig wahrgenommen.Aufgrund einer sehr restriktiven Bankenaufsicht und nurvergleichsweise geringer Präsenz ausländischer Banken investiertenindische Banken kaum in Subprime-Papiere und hattendeswegen auch nur geringen Abschreibungsbedarf durch dieLehman-Pleite. Natürlich wirkten sich die Folgen der globalen Kapitalmarktturbulenzendurch Liquiditäts- und Kreditknappheitgenauso auf die Kapitalmärkte und Forex-Transaktionen aus wiedie weltweiten Zinssenkungen. So hat sich das zuvor boomendeKreditwachstum in den vergangenen zwölf Monaten deutlichabgeschwächt. Insgesamt verdienen indische Banken auf demstark wachsenden Heimatmarkt jedoch weiterhin sehr gut. Welche Trends sind im indischen Finanzsektor zu beobachten?Das indische Bankensystem war lange Zeit in staatlicher Hand, sodass dieser Sektor sehr dominant auf dem Subkontinent ist. DieState Bank of India (SBI) ist die größte Bank Indiens und gemessenan Mitarbeitern und Geschäftsstellen sogar die größte Bankder Welt. Darüber hinaus bestehen noch weitere sechs assoziierteSBI-Gesellschaften, wobei sich Gerüchte über eine baldige Fusionzu einem staatlichen Institut mehren. Neben dem öffentlichenSektor haben sich seit der Öffnung in den 90er Jahren einige privateBanken etabliert. Bedeutende Institute sind die in Mumbaibeheimatete ICICI-Bank und die HDFC-Bank. Im Zuge dessenhaben sich auch ausländische Banken niedergelassen, historischbedingt sind dabei britische Institute wie Standard Charteredund die HSBC. Mittlerweile sind auch einige deutsche Banken mitFilialen oder Repräsentanzen, wie zum Beispiel die LandesbankBaden-Württemberg in Mumbai, in Indien vertreten. Im vergangenenJahrzehnt haben indische Banken vermehrt in Niederlassungenim Ausland investiert, vor allem in Nordamerika und Europa.2008 wurde eine Filiale der ICICI-Bank UK in Frankfurt amMain eröffnet. Große Anstrengungen legen indische Banken seitJahren in die Einführung beziehungsweise Erneuerung ihrer IT-Infrastruktur, denn Bankgeschäfte sind bislang sehr aufwendig.Wenige Vorgänge sind automatisiert, häufigstes Zahlungsmittelist weiterhin der Scheck. Zahlreiche ländliche Filialen operierenohne Computer. IT-Lösungen sollen schnellere, effizientere undkostengünstigere Bankdienstleistungen sowie eine Diffusion inländliche Gegenden und in einkommensschwache Haushalteermöglichen. Welche Auswirkungen hat das Zinsniveauauf den Kauf von Investitionsgütern?Natürlich existiert auch auf dem indischen Markt eine signifikanteKorrelation zwischen Zinsentwicklung und Investitionstrend.Höhere Zinsen implizieren nun einmal sinkende Investitionsausgaben,während Zinssenkungen generell Investitionsanreize vermitteln.Erwartungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Beider Investitionsentscheidung des privaten Konsumenten dominiertdie Entwicklung des verfügbaren Einkommens. Insgesamtsendet die stark wachsende indische Mittelschicht starke Absatzimpulsein der Investitionsgütersparte. Die in- und ausländischenNachfrage- und Absatzerwartungen liegen bei der betrieblichenInvestitionsentscheidung im Fokus der Unternehmen auf demSubkontinent. Die sehr gute internationale Wettbewerbsfähigkeitdes indischen Standorts und die ausgezeichnete Lohnkosten-und Bildungskomponente sind für Investoren vergleichbarstarke Motive wie eine hohe Marktdynamik, Rechtssicherheit undCashflow-Entwicklung. Die Zinsentwicklung spielt aber insgesamtnur eine untergeordnete Rolle. Wie entwickelt sich der heimische Aktienmarkt?Das Finanzzentrum Indiens ist Mumbai. In der größten StadtIndiens ist neben den Hauptsitzen der führenden Banken auchdie wichtigste Börse des Landes: die Bombay Stock Exchange(BSE). Hier wird auch der bedeutendste Leitindex in Indien, derSENSEX, ermittelt. In diesem Aktienkorb werden die 30 größtenUnternehmen, die an der BSE gelistet sind, geführt.Von Mitte 2003 an hatte der indische Aktienmarkt einen atemberaubendenAnstieg erlebt. Bis Anfang 2008 hatte sich der SEN-SEX von 2.700 auf über 20.000 Punkte mehr als versiebenfacht.Mit Beginn der Finanzkrise brachen die Kurse nach der starkenÜberhitzung deutlich ein, der Tiefpunkt wurde im März 2009 beiknapp 8.000 Punkten erreicht. Seitdem hat eine neue Aufholjagdeingesetzt, der SENSEX hat mittlerweile wieder ein Niveau von17.000 Punkten erreicht. Welche Möglichkeiten bestehen, Kreditauskünfte einzuholen?Kreditauskünfte über potenzielle Abnehmer, Lieferanten oderJoint-Venture-Partner helfen beim Entscheidungsprozess. Mittlerweilebieten mehrere Agenturen dafür mehr oder wenigerumfangreiche Rating-Berichte an. Größter Anbieter mit einemMarktanteil von nahezu 60 Prozent ist dabei CRISIL Rating, diemehrheitlich zur Standards & Poor‘s-Gruppe gehört. Eine weitereMöglichkeit besteht darin, sich bei indischen Banken über seineGeschäftspartner zu informieren. Kann ein ausländischer Investor in Indien auf eineBankbeziehung zu einer indischen Bank verzichten?Generell ist es nicht erforderlich, ein Bankkonto in Indien zu eröffnen.Insbesondere der Kauf von Aktien kann auch von Deutschlandaus erfolgen. Faktisch hat jedoch jedes in Indien tätigeUnternehmen eine lokale Bankverbindung, um den Zahlungsverkehrinnerhalb Indiens abzuwickeln. Für die Eröffnung einesauf Indische Rupien lautenden Kontos ist jedoch die vorherigeGründung einer Firma oder Repräsentanz notwendig. Wie ist die Kreditvergabe durch indische Banken geregelt?Der Kreditprozess verläuft in Indien ähnlich wie in Deutschlandund dauert zwischen einer Woche und mehreren Monaten, je nachInstitut, Bonität und Werthaltigkeit der eingereichten Unterlagen.Finanzierungen in Fremdwährungen aus indischer Sicht werdenals External Commercial Borrowings (ECB) bezeichnet. Darunterfallen alle Finanzierungen, die ein indisches Unternehmen voninternational anerkannten Institutionen wie Banken, ECA, Finanzinstitutensowie bei ausländischen Aktionären einholt. ECB sindallerdings an enge Bedingungen im Rahmen von Investitionengeknüpft. Große Teile der Finanzierung, zum Beispiel Betriebsmittelkredite,müssen über einen auf INR lautenden Kredit finanziertwerden. Diese dürfen jedoch nur von indischen Banken oder indischenAblegern ausländischer Banken ausgegeben werden.18 INDIENCONTACT12 ⁄ 2009


Finanzierung<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTEN Welche Bedeutung haben Hermes-gedeckte (Besteller-)Kredite?Die Exportkreditgarantien der Bundesrepublik Deutschland spielen in der momentanenWirtschaftskrise eine wichtige Rolle bei Exporten in den indischen Markt – vor allembei Lieferantenkrediten, bei denen aktuell Deckungen wirtschaftlicher und politischerRisiken durch das Konjunkturpaket II bis zu 95 Prozent möglich sind. Oft scheitern allerdingsHermes-Deckungen daran, dass Euler Hermes keine ausreichende Kreditprüfungan dem indischen Geschäftspartner durchführen kann bzw. keine aussagefähigenUnterlagen (Bilanzen) vorliegen. Wichtige Kriterien sind dabei die Seriosität sowie dieBeständigkeit des indischen Unternehmens. Klassische Bestellerkredite kommen in derRegel bei Projekten ab ein bis zwei Millionen Euro vor, da hier separate (Rahmen-)Kreditverträgemit dem indischen Besteller oder seiner Bank verhandelt werden müsse Wie können Forderungen abgesichert werden?Im Exportgeschäft von Deutschland nach Indien erfolgt die Absicherung normalerweisedurch die Eröffnung eines (Sicht-)Akkreditivs aus Indien. Auch Nachsichtakkreditivewerden nachgefragt, bei denen es zu Zahlungszielen von bis zu drei Jahren kommenkann. Außerdem besteht die oben genannte Möglichkeit einer Ausfuhrdeckung durchEuler Hermes oder auch einer Absicherung des wirtschaftlichen und politischen Risikosdurch große private Kreditversicherer. Die Zahlungsziele/Lieferantenkredite könnendann auf Basis einer Banksicherheit oder einer Kreditversicherung durch eine Forfaitierung(regresslos) verkauft werden. Lokale Banken bieten darüber hinaus Wechseldiskontierungenund Forfaitierungen für lokale Warenwechsel an. Können Projekte über internationale Finanzinstitute finanziert werden?Generell finanzieren internationale Finanzinstitute wie die Weltbank, IFC, ADB oderDEG Projekte in Indien über direkte Kredite, Beteiligungen und gelegentlich auch überGarantien. Allerdings werden eher Großprojekte über diese Institutionen finanziert. Diestrikten Devisenbestimmungen müssen auch in diesem Falle eingehalten werdeNN 04 Welche Möglichkeiten der Absatzfinanzierung gibt es?Hauptabsatzfinanzierungen sind die eben genannten Nachsichtakkreditive und dieLieferantenkreditdeckung durch Euler Hermes, bei denen dann jeweils das Zahlungszielforfaitiert werden kann beziehungsweise bei bestimmten Projekten auch der HermesgedeckteBestellerkredit. Daneben gibt es in Indien auch immer wieder Leasing-Angebote.Zu den führenden Leasing-Unternehmen zählen zum Beispiel First LeasingCompany of India oder GE Capital Solutions. Grenzüberschreitendes Leasing wird alsExternal Commercial Borrowing (ECB) betrachtet und unterliegt deshalb den speziellenRegulierungen. Die Bedeutung von Leasing-Firmen in Relation zum Gesamtmarkt wirdaber eher als gering angesehen. Welche Bedeutung haben CDM-Projekte ? Wie hoch ist die deutsche Beteiligung?Indien bietet diverse Möglichkeiten für Investitionen in Clean-Development-Mechanism-Projekte. Das Investitionsklima ist gut, da mit der erfahrenen und effizienten DesignatedNational Authority ein guter institutioneller Rahmen geschaffen wurde. Rund zwei Drittelder weltweiten CDM-Investitionen teilen sich China, Brasilien und Indien. Hauptinvestitionsfeldersind Biomasse-, Wasser- und Windkraftwerke sowie Energieeffizienzmaßnahmen. Welche Bedeutung hat die Indische Rupie als Handelswährung?Die indische Rupie spielt im globalen Zahlungsverkehr nur eine sehr untergeordneteRolle. Dies ist unter anderem in der strengen Devisenkontrolle begründet. Rechnungenmit indischen Partnern werden häufig in EUR oder USD fakturiert. Zur Absicherung vonWährungsrisiken mit der INR stehen in Indien verschiedene Kurssicherungsproduktezur Verfügung. Das beliebteste Produkt ist das Devisentermingeschäft, das in der Regelfür einen Zeitraum von bis zu einem Jahr abgeschlossen wird. Größere Banken bietenauch Termingeschäfte mit einer Laufzeit von ein bis fünf Jahren an. Optionen werdenals Teil der Risikoeingrenzung auch in Indien zunehmend interessanter.INDIENCONTACT12 ⁄ 200919


<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENRecht & SteuernRECHT UND STEUERN Welche wesentlichen rechtlichenNeuregelungen traten seit Anfang 2009 in Kraft?Mitte 2009 wurde die Personengesellschaft mit beschränkterHaftung (Limited Liability Partnership, LLP) gesellschaftsrechtlichund steuerlich in Indien eingeführt. Die LLP tritt neben dieKapitalgesellschaft mit beschränkter Haftung (Private CompanyLimited by Shares) und ermöglicht eine vergleichbare Haftungsabschottungder Gesellschafter. Aus den bereits in Kraft getretenensteuerlichen Regelungen ergibt sich eine hohe einkommensteuerrechtlicheAttraktivität der LLP. Die Umwandlung einerbestehenden Private Limited Company in eine LLP ist möglich.Ausländern soll die Beteiligung an einer LLP erlaubt sein, entsprechendeGesetze werden derzeit jedoch erst vorbereitet.Intensiv diskutiert aber bislang noch nicht verabschiedet wurdedie Neuregelung des indischen Gesellschaftsgesetzes, desCompanies Act von 1956. Der Gesetzentwurf sieht weitreichendeReformen und Vereinfachungen vor. Eine für ausländischeUnternehmer in der Praxis besonders wichtige Neuregelungwird sein, dass mindestens ein Mitglied des Board of Directors(Entscheidungsorgan der indischen Private Limited Company)seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Indien haben muss.Im Bereich der Einkommensteuer (Income Tax) gab es – außerder Einführung der LLP – 2009 keine wesentlichen Neuerungen.Die maßgeblichen Steuersätze wurden beibehalten. Vorgestelltwurde Anfang August ein Gesetzesentwurf für eine weitreichendeSteuerreform. Mit einem Inkrafttreten wird aber nicht vor 2012gerechnet. Kern ist eine Vereinfachung des Regelwerkes sowie dieReduktion der Steuersätze für in- und ausländische Gesellschaftenauf einheitlich 25 Prozent. Eine Gegenfinanzierung wird wohlzum Teil über einen Abbau von Steuererleichterungen erfolgen.Für inländische Gesellschaften wird die Dividendenbesteuerungin Höhe von effektiv knapp 17 Prozent in der bekannten Form fortbestehen.Ein Ausgleich erfolgt für ausländische Gesellschaftendurch die Einführung einer Besteuerung des Nachsteuergewinnsder Betriebsstätte mit ebenfalls effektiv knapp 17 Prozent.Im Zuge der Finanzkrise hat sich die Verschlankung des Systemsder indirekten Steuern beschleunigt. Die landesweit geltendeSteuer auf die Herstellung von Gütern (»Excise Duty«) wurde vonanfangs 14 Prozent auf jetzt acht Prozent gesenkt, die Steuer aufdie Erbringung von Dienstleistungen (»Service Tax«) von zwölfProzent auf jetzt zehn Prozent. Von der Senkung profitiert auchder Import von Waren und Dienstleistungen. Sind Urheber-, Patent- und Markenrechte in Indien sicher?Indien ist gemessen an der Zahl der Verletzungsfälle deutlich »sicherer«als die meisten anderen asiatischen Länder, insbesondereChina. Grundsätzlich gilt aber, dass bestehende Schutzrechteauch in Indien eingetragen werden sollten. Ohne Anmeldungoder Registrierung eines Rechts ist seine Durchsetzung im Verletzungsfallkaum erfolgversprechend.Erfindungen können in Indien als Patent angemeldet werden. Sowohldie lokale Anmeldung als auch die Erstreckung einer internationalenAnmeldung nach Indien ist möglich. Prioritäten auseiner nationalen Anmeldung können in Indien geltend gemachtwerden. Das indische Recht kennt keinen Gebrauchsmusterschutz(beschleunigte Anmeldung einer technischen Erfindung),erlaubt aber die Registrierung von Geschmacksmustern (Schutzvon Form und Design).Möglich und unserer Erfahrung nach für jeden Investor zwingendnotwendig ist eine lokale Markenanmeldung. Bestehendeinternationale Markenregistrierungen können allerdings bislangnicht nach Indien erstreckt werden.Das indische Urheberrecht schützt vor allem Werke der Literatur,Musik oder Architektur. Die Eintragung eines schutzfähigenWerkes ist möglich, aber keine Schutzvoraussetzung. DerSchutz entsteht vielmehr automatisch bereits mit Schaffung desWerkes. Eine Eintragung erleichtert aber die Beweisführung imStreitfall. Welche Möglichkeiten gibt es, Rechte amgeistigen Eigentum durchzusetzen?Dem Rechteinhaber steht im Verletzungsfall ein Anspruch aufSchadensersatz und Unterlassung zu. Die Höhe des zugesprochenenSchadensersatzes ist jedoch vergleichsweise gering unddas Vorgehen der indischen Behörden gegen Produktfälscherkönnte engagierter sein.Seit Ende 2007 besteht in Indien die Möglichkeit zur Stellungeines Antrags auf Grenzbeschlagnahme. Der indische Zoll wirdin diesem Fall automatisch die Einfuhr von Produkten stoppen,die nach Prüfung bestimmter mitgeteilter Merkmale als gefälschtidentifiziert werden.Strafrechtliche Sanktionen erschöpfen sich meist in der Verhängungvergleichsweiser niedriger Geldstrafen. Ihre abschreckendeWirkung ist gering. Erheblicher Druck kann durch Erlangungeiner Einstweiligen Verfügung ausgeübt werden. Hier arbeitenindische Gerichte in der Regel auch in mit europäischen Gerichtenvergleichbarer Schnelligkeit. Gibt es weitere Möglichkeiten, den Schutzgeistigen Eigentums zu sichern?Gerade für den Fall einer Auftragsfertigung kann darauf geachtetwerden, sensible Kernkomponenten nicht vor Ort zu fertigen,sondern als »Black Box« aus Deutschland zuzuliefern. Dies giltauch, wenn die Produktion vor Ort in einem Joint Venture stattfindet.Vor der Überlassung sensibler Daten und Informationen (oderMustern) sollten Geheimhaltungserklärungen abgeschlossenwerden. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass Vertragsstrafennach indischem Recht nur eingeschränkt vereinbartwerden können. Was ist für eine erfolgreiche Durchsetzung vonAnsprüchen vor indischen Gerichten zu beachten?Grundsätzlich gilt, dass es vermieden werden muss, Ansprüche vorindischen Gerichten zu erstreiten. Zwar herrscht in Indien Rechtssicherheit,die Verfahrensdauer ist jedoch nicht akzeptabel.Vereinbarungen mit indischen Parteien sollten daher stets eineSchiedsklausel enthalten, nach der das Verfahren beispielsweisegemäß den Verfahrensregeln der International Chamberof Commerce in <strong>Delhi</strong> durchzuführen ist. Als anzuwendendesmaterielles Recht sollte das am Schiedsort geltende Recht vereinbartwerden (zum Beispiel indisches Recht). Ansonsten kannes schwierig und teuer sein, die notwendige Expertise für die20 INDIENCONTACT12 ⁄ 2009


Markteintritt & Vertrieb<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENVerhandlungsführung zu beschaffen. Ausländische Schiedsgerichtsentscheidungenwerden in Indien anerkannt und vollstreckt.Streitigkeiten werden in Indien in der Praxis recht häufig durchhartnäckiges außergerichtliches Verhandeln, auch durch bevollmächtigteVertreter, beigelegt. Welche Besonderheiten gibt es bei der Rechnungslegung?Jede indische Gesellschaft, unabhängig von der Größe, mussdurch einen indischen Wirtschaftsprüfer testierte Bilanzen vorlegen.Das indische Steuerjahr vom 1. April bis 31. März bestimmtden Zeitraum, für den eine indische Gesellschaft die Steuerbilanzzu erstellen hat. Die Bilanz nach indischem Handelsgesetzbuchkann zu abweichenden Perioden erstellt werden. Eine Umstellungdes Steuerjahres ist nicht möglich. In der Regel wird desWeiteren eine Überleitung von der indischen Rechnungslegungauf die Bilanzregeln der Muttergesellschaft erstellt. Esbestehen generell nur recht wenige Abweichungen zwischenindischen Bilanzregeln und zum Beispiel deutschem HGB. DieAbweichungen betreffen besonders den Bereich der steuerlichzulässigen Abschreibungen. Indien führt demnächst IFRS ein.Es besteht die Pflicht, alle Transaktionen mit verbundenen Unternehmengesondert aufzuzeichnen und als Teil der jährlichenSteuererklärung darzustellen. Vorgeschrieben ist auch eine Verrechnungspreisstudie. Wie hoch sind die Steuerbelastungen für ein Unternehmen?In Indien ansässige Unternehmen unterliegen mit ihrem Welteinkommeneiner Körperschaftsteuer von 30 Prozent (effektivnach Zuschlägen 33,99 Prozent). Dies gilt unabhängig davon,ob und wieweit sie ausländisch investiert sind. Zusätzlich unterliegenDividendenzahlungen einer Besteuerung in Höhe voneffektiv 16,995 Prozent auf den ausgeschütteten Dividendenbetrag.Steuerpflichtiger ist insoweit ebenfalls das ausschüttendeUnternehmen. Steuererleichterungen existieren in erster Linie fürexportorientierte Produktionsunternehmen.Ausländische Unternehmen unterliegen der Besteuerung in Indien,falls durch ihre Tätigkeit in Indien eine Betriebsstätte entsteht.Der Betriebsstättengewinn wird mit 40 Prozent besteuert(effektiv nach Zuschlägen 42,23 Prozent). Das deutsch-indischeDoppelbesteuerungsabkommen regelt im Einzelnen die Voraussetzungenfür die Entstehung einer Betriebsstätte.Quellensteuern werden in erster Linie auf Lizenz- und Zinszahlungensowie auf Vergütungen für technische Dienstleistungenerhoben (DBA Deutschland/Indien: in die Regel zehn Prozent).Darüber hinaus sind auch Gewinne aus der Veräußerung von inIndien belegenem Vermögen vor Ort steuerpflichtig (hierunterfallen auch Anteile an indischen Gesellschaften). Wie werden Repräsentanzen besteuert?Das »Liaison Office« ist einkommensteuerlich neutral. Bei wirksamerBeschränkung auf die erlaubten Tätigkeiten erzielt es keineEinkünfte und löst keine Betriebsstätte, mithin keine Besteuerungdes Stammhauses in Indien aus.MARKTEINTRITT UND VERTRIEB Welche Markteintrittsstrategien sind fürinternational aktive Unternehmen erfolgversprechend?Die nachhaltigste Variante der Markterschließung ist in der Regelder unmittelbare Aufbau einer eigenen Vertriebs- und Servicegesellschaft.Da deutsche Produkte zumeist Qualitätsprodukteund im internationalen Vergleich im oberen Preissegment angesiedeltsind, Indien jedoch ein sehr preissensibler Markt ist (»OhSir, it‘s too expensive«), wird man nur mit eigenem, gut qualifiziertemPersonal in der Lage sein, aus der ewigen Preisdiskussionauszubrechen. Mittel- bis langfristig wird man jedoch mit reinenHandelsaktivitäten an seine Grenzen stoßen. Indien ist für importierteProdukte nach wie vor ein relativ kleiner Markt, vergleichbaretwa mit einem kleineren europäischen Land. Und dass sich derindische Bedarf in den nächsten Jahren genau dahin entwickelt,wo unsere Produkte heute sind, ist äußerst unwahrscheinlich.Um sich also das immense Potenzial des lokalen Absatzmarkteszu erschließen, sollte man sich möglichst rasch an die lokalenGegebenheiten anpassen. Dies kann erreicht werden, indembeispielsweise Produkte konkret auf den indischen Bedarf ausgerichtetwerden, der lokale Wertschöpfungsanteil erhöht oderam besten ganz in und für Indien produziert wird. Welche Vorteile bieten Vertriebspartnerschaften?Auf den ersten Blick erscheinen Vertriebspartnerschaften natürlichvorteilhaft weil kostengünstig, doch eignen sie sich letztenEndes nicht als alleinige Form der Marktbearbeitung. Bei indischenVertriebspartnern handelt es sich in der großen MasseINDIENCONTACT12 ⁄ 2009um kleine lokal bis regional agierende Händler, die außer demeigenen noch einen Bauchladen an anderen Produkten vertreiben.Da hier natürlich Margen und Quantitäten im Vordergrundstehen, ist es selten das teure und erklärungsbedürftige deutscheProdukt, auf das der Partner sein Hauptaugenmerk legt.Das volle Absatzpotenzial kann man auf diese Weise also nichtabschöpfen.Andererseits verlangen allein die Größe des Landes sowie die Heterogenitätin Bezug auf Kultur, Mentalität und Sprache eine Kooperationmit lokalen Vertriebspartnern. Denn im ganzen Landmit eigenen Leuten vertreten zu sein, ist aufgrund des hohenKapazitäts- und Kontrollbedarfes schlicht unmöglich.Man wird also für eine flächendeckende Marktbearbeitung inden relevanten Zielmärkten stets lokale Partner benötigen, diefür den Vertrieb und/oder Service der Produkte verantwortlichzeichnen. Dabei sollte jedoch berücksichtigt werden, dass mandie Partner insbesondere in der Anfangsphase in zentralen Vertriebs-und Serviceaktivitäten stets aus den eigenen Strukturenheraus, also mit eigenem qualifizierten Personal, fordern, kontrollierenund unterstützen sollte. Welche Rolle spielen Kundennähe und Service?Indien ist ein Land, in dem Service etwas Alltägliches ist, undjeder Inder, der ein qualitativ hochwertiges Produkt kauft, wirdwie selbstverständlich davon ausgehen, beim und nach demErwerb einen entsprechenden Kundenservice in Anspruch nehmenzu können. Service ist also beim Verkauf verhältnismäßig21


<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENPersonalbeschaffung und -führunghochpreisiger Produkte in Indien kein zusätzlicher Bonuspunkt,sondern eines der wichtigsten Verkaufsargumente, um Kundenvon Produkt, Qualität und Legitimität des Preispremiums zuüberzeugen. Letzten Endes stellt sich also nicht die Frage, obman Service anbieten sollte, sondern vielmehr, wie man seinenKunden flächendeckenden (After-Sales-)Service in guter Qualitätgarantieren kann.Dabei spielt Kundennähe natürlich ebenfalls eine wichtige Rolle.Doch Indien ist ein Land mit enormen Ausmaßen. Und nichtnur die räumliche Ausdehnung, sondern auch die großen Unterschiedebezüglich Kultur und Religion, Mentalität und Sprachemachen physische Kundennähe zu einem wichtigen Kriterium.Zudem hat räumliche Nähe in Indien noch eine ganz andereDimension. Denn gerade in größeren Städten werden Entfernungenzwischen zwei Punkten meist nicht in Kilometern ausgedrückt,sondern in der Zeit, die man voraussichtlich benötigt,um sie zurückzulegen. Und dies können auch für zehn Kilometerschon gut und gerne einmal mehrere Stunden sein. Für dasThema Kundennähe bedeutet dies: Selbst wenn man in einerStadt wie beispielsweise Mumbai ein eigenes Büro plus einenVertriebs-/Servicepartner hat, heißt das noch lange nicht, dassman damit optimale Kundennähe gewährleistet.PERSONALBESCHAFFUNG UND-FÜHRUNG Welche Möglichkeiten der Personalsuche gibt es?Prinzipiell stehen deutschen Unternehmern in Indien ähnlicheMöglichkeiten zur Personalsuche zur Verfügung wie in Deutschland.In Indien gibt es sogar eine Art Agentur für Arbeit, wobeiUnternehmer nicht verpflichtet sind, zuerst an dieser Stelle nachPersonal zu suchen. Die Suche von qualifizierten Mitarbeiternüber Internetportale ist in Indien eine beliebte Möglichkeit derPersonalrekrutierung.Es ist ratsam, eine spezialisierte Personalagentur zu beauftragen,wenn man noch keine Erfahrungen mit der Personalsuche in Indiengemacht hat. Das Interpretieren indischer Lebensläufe ist eineKunst für sich, da sie nach anderen Maßstäben erstellt werdenals in Deutschland. Gibt es einen Arbeitsmarkt fürausländische Arbeitnehmer in Indien?In Indien gibt es definitiv einen Markt für ausländische Arbeitnehmer.Der Boom in vielen Branchen hat dazu geführt, dass es inIndien einen Mangel an qualifiziertem Personal gibt. Besondersfür Berufsanfänger kann es eine sehr fruchtbare Erfahrung sein,in Indien zu arbeiten. Allerdings ist die Entlohnung in Indienwesentlich spärlicher als in Deutschland, wobei die Lebenskostenin der Regel niedriger sind. Wer auf seinem Gebiet Erfahrungaufweisen kann (zum Beispiel in den Bereichen Infrastruktur,Ölförderung, alternative Energien, Forschung und Entwicklungsowie Management im Allgemeinen), kann in Indien schnell eineStelle im gehobenen Management finden, besonders wenn dasUnternehmen international ausgerichtet ist. Ein Arbeitsvisum istohne größere Formalitäten zu bekommen. Ist gut qualifiziertes Personal für alle Branchen verfügbar?Es gibt es in Indien durchaus einige Bereiche, in denen ein Mangelan qualifiziertem Personal herrscht. Obwohl in Indien jedesJahr mehr Studenten von den Universitäten abgehen als in derganzen alten EU zusammen, kann der gewaltige Bedarf nicht gedecktwerden. Darüber hinaus muss man bedenken, dass sowohlindische Universitätsabsolventen als auch indische Fachkräftelange nicht so viel praktisches Know-how haben wie Absolventenin Deutschland, besonders, wenn sie von den Fachhochschulenkommen. Learning-on-the-job ist daher für Berufsanfänger in Indiendas Motto. Da es zurzeit in Indien noch nichts gibt, was manmit dem Dualen System in Deutschland vergleichen könnte, sindgerade qualifizierte Fachkräfte Mangelware. In Bereichen wie derBuchhaltung und der Wirtschaftsprüfung gibt es dagegen keinenMangel an qualifiziertem Personal. Können lokale Kräfte in allen Positionen eingesetzt werden?Lokale Kräfte können ohne Probleme in allen Positionen eingesetztwerden, wenn sie zur Genüge mit den Qualitätsstandardsvertraut gemacht worden sind, die das deutsche Mutterhaus vonihnen verlangt. Erfahrungsgemäß bedarf es einigen Trainings,bevor sich die lokalen indischen Kräfte an die deutsche Unternehmenskulturund Arbeitsweise gewöhnt haben. Bevor man lokaleKräfte in Führungspositionen einsetzt, kann es sehr hilfreichsein, sie für eine gewisse Zeit das Stammhaus in Deutschlandkennenzulernen und sie mit der Mentalität der Deutschen undder jeweiligen Unternehmenskultur vertraut werden zu lassen.An den Schnittstellen zwischen der indischen Tochter und demdeutschen Stammhaus gibt es erfahrungsgemäß die meistenKommunikations- und Koordinierungsprobleme. Auf welches Ausbildungsniveau trifft man in Indien?Wenn man über das Ausbildungsniveau in Indien spricht, musszwischen den so genannten »blue-collar workers« und den»white-collar employees« unterschieden werden. Wie obenschon erwähnt, hat die Ausbildung der Arbeiter und Fachkräftein Indien nicht den gleichen Stellenwert wie in Deutschland. DieFähigkeit, einfache schriftliche Anleitungen zu befolgen, kannman in Indien bei vielen Arbeitern voraussetzen, dies sollte imEinzelfall aber immer überprüft werden, da die Alphabetisierungsratenoch nicht Weltklasse ist. Personal für die Bedienungvon komplexen Anlagen und Maschinen zu rekrutieren, gestaltetsich daher in einigen Regionen schwierig. Oft werden die Fachkräfteinnerbetrieblich weitergebildet, bis sie das nötige Niveauerreicht haben.Im Bereich der »white-collar employees«, der Angestellten, istdas Ausbildungsniveau in der Regel gut. Das indische Schul-undUniversitätssystem ähnelt dem britischen. Absolventen in Indien,die einen Bachelor oder Master auf ihrem Gebiet vorweisenkönnen, sind im Vergleich zu Deutschland sehr jung. Gerade inden Ingenieurberufen hat sich aber gezeigt, dass die Ausbildungin Deutschland wesentlich praxisnäher und gründlicher ist alsin Indien. Das indische Schulsystem setzt vor allem auf Frontalunterricht,so dass Absolventen erst im Beruf Teamarbeit lernenkönnen. Der Boom in der IT-Industrie hat außerdem dazu geführt,dass sich an den Universitäten viele Studenten tummeln,22 INDIENCONTACT12 ⁄ 2009


<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENPersonalbeschaffung und -führunges starke Gewerkschaften, die im Gegensatz zu Deutschlandnicht landesweit operieren. Viele große Betriebe haben eigeneGewerkschaften, die sich nur um die Angelegenheiten der Arbeitnehmerihres Unternehmens kümmern. Generell kann mansagen, dass in Indien der Arbeitskampf ähnlich leidenschaftlichgeführt wird wie zum Beispiel in Frankreich. In wirtschaftlichschlechten Zeiten gibt es eine ganze Reihe von Ausnahmeregelungen.Die Arbeitsgerichte schauen sich in solchen Fällen dieGründe für eine Kündigung sehr genau an, sind aber im Allgemeinenarbeitgeberfreundlicher. Auch bei Werkverlegungenund bei M&A etc. gelten Sonderregelungen. Welche Besonderheiten gibt es bei derKurzarbeit zu beachten?Im Allgemeinen gibt es in Indien kein staatlich gefördertes Kurzarbeitsprogramm.Jedoch kann es in einzelnen indischen Bundesstaatendurchaus ähnlich geartete Förderprogramme geben.Hierzu muss man regional Informationen einholen. Sind Arbeitsverträge frei verhandelbar?Arbeitsverträge sind nur bei Unternehmen frei verhandelbar,deren Belegschaft eine bestimmte Größe nicht überschreitet.Ansonsten müssen Mindestlöhne, Boni, Abfindungen, Sozialversicherungspläne,Überstundenregelungen, Arbeits- und Fehlzeitenbeachtet werden. Ein Fonds zur Altersvorsorge, die ein Teilvieler Sozialversicherungspläne ist, muss nur von Unternehmenangelegt werden, deren Belegschaft mehr als 20 Angestellte umfasst.Wenn über 250 Arbeitnehmer angestellt sind, muss dasUnternehmen zum Beispiel eine Kantine unterhalten. Worauf müssen Ausländer achten, die einen lokalenArbeitsvertrag nach indischem Recht schließen?Ausländische Arbeitnehmer sollten auf jeden Fall darauf achten,dass der Arbeitsvertrag konform mit den indischen Gesetzengeht. Da hier eine Vielzahl von Gesetzen ihre Anwendung finden,empfiehlt es sich, vor Abschluss eines Arbeitsvertrages einenFachanwalt für Arbeitsrecht zu konsultieren. Wie sind die Arbeits- und Urlaubszeiten geregelt?Industrielle Arbeit wird in Indien vom Factories Act aus dem Jahre1948 geregelt: Ein Arbeiter soll nicht mehr als neun Stunden pro Tag und nichtmehr als 48 Stunden in der Woche arbeiten. Nach fünf Stunden Arbeitsollte ein Arbeiter eine halbe Stunde Pause machen dürfen. Ein Fabrikarbeiter hat ein Anrecht auf 20 Urlaubstage, nachdemer 240 Arbeitstage in einem Kalenderjahr vollendet hat. Urlaubstage, die man in einem Kalenderjahr nicht wahrgenommenhat, werden zu den zur Verfügung stehenden Urlaubstagendes nächsten Kalenderjahres dazu gezählt. Arbeitstage,die man aus Krankheitsgründen versäumt, werden nicht von denUrlaubstagen abgezogen.Ein Angestellter, der abseits der Fabrikräume in einem Büro arbeitet,hat ein Anrecht auf 21 Urlaubstage, wenn er 240 Arbeitstagein einem Kalenderjahr vollendet hat. Auch der Angestellte kannsich Urlaubstage für das nächste Jahr ansparen.Von diesen gesetzlichen Regelungen abgesehen, ist es in derIndustrie üblich, 30 Urlaubstage zu gewähren, die nach elf MonatenArbeit angetreten werden können. Angestellte können siebenKalendertage aus Krankheitsgründen vom Arbeitsplatz fernbleiben.Bei längeren Krankheiten wird der Einzelfall betrachtet.Darüber hinaus unterscheidet man in Indien zwischen den sogenannten » privilege leaves« und den »casual leaves«. Bei denErsteren handelt es sich um Urlaubstage, die man sich sozusagenerarbeitet hat. Auf diese Urlaubstage hat man auch noch einenAnspruch, wenn man sie erst im nächsten Kalenderjahr nimmt.Bei den Letzteren handelt es sich um Urlaubstage, die man auseiner persönlichen oder familiären Notsituation heraus nimmt,um zum Beispiel einen nahen Angehörigen zu pflegen. »Casualleaves« sind eine feste Institution in Indien, können aber vonUnternehmen zu Unternehmen unterschiedlich gehandhabtwerden. Bei deutschen Unternehmen, die in Indien oder mitIndern zusammenarbeiten, stoßen diese willkürlich genommenenUrlaubstage nicht immer auf Verständnis. In einem Land wieIndien, wo sich die öffentliche Hand weitestgehend aus dem Familienlebenheraushält, ist es jedoch unumgänglich, spontan aufdie Bedürfnisse von Familienangehörigen eingehen zu können. Welche gesetzlichen Feiertage gibt es?Folgende Feiertage sind gesetzlich vorgeschrieben: 26. Januar – Tag der Republik 1. Mai – Tag der Arbeit 15. August – Tag der UnabhängigkeitDarüber hinaus gibt es nicht wenige religiöse Feiertage, diein ganz Indien gefeiert werden, wie zum Beispiel Diwali undWeihnachten. Die hinduistischen Feiertage werden anhanddes Mondkalenders berechnet und ändern sich jedes Jahr. Dain verschiedenen Bundesstaaten verschiedene Feiertage öffentlichbegangen werden, ist es empfehlenswert, sich an Ort undStelle zu erkundigen. Religiöse Feiertage können in Indien dasGeschäftsleben lahmlegen. Diese Macht haben auch wichtigeKricket-Spiele. Wenn Indien gegen Pakistan spielt, sollte manan diesem Tag keine wichtigen Meetings anberaumen oder erwarten,dass einem in Behörden besonders viel Aufmerksamkeitgeschenkt wird. Welche Lohnnebenkosten fallen bei lokalen Angestellten an?Die Nebenkosten fallen für die folgenden Versicherungsleistungenan: ein Beitrag zur Krankenversicherung für Angestellte des jeweiligenBundesstaates, die von der Regierung verwaltet wird ein Beitrag zum staatlichen Pensionsfonds für Angestellte ein Beitrag zu dem Abfindungsfonds, auf den der Angestelltenach einer bestimmten Zeit im Unternehmen beziehungsweisenach seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben zurückgreifenkann.Darüber hinaus haben Angestellte einen Anspruch auf eine jährlicheBonuszahlung, die von dem Payment of Bonus Act geregeltwird. Dieses Gesetz sieht als Minimum die Zahlung eines Bonusin Höhe von 8,33 Prozent des jährlichen Gehalts und als Maximum20 Prozent vor. Die Höhe des Bonus hängt von dem Profitab, den das Unternehmen in einem bestimmten Jahr gemachthat. Allerdings gibt es für Unternehmen, die noch nicht langeexistieren oder für Unternehmen, die große Verluste machen,Ausnahmeregelungen. Welche Besonderheiten bestehen hinsichtlich derSozialversicherung für Deutsche in Indien?Der indische Arbeitgeber kann zum »provident fund«, zum24 INDIENCONTACT12 ⁄ 2009


Personalbeschaffung und -führung<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENAltersvorsorgefonds des Arbeitnehmers beitragen. Zurzeit mussder Arbeitgeber zwölf Prozent des Gehaltes in diesen Fonds einzahlen.Auch der Arbeitnehmer kann einen zusätzlichen Beitragzu diesem Fonds leisten. Sollte der Arbeitnehmer nicht mehrin Indien arbeiten, kann er diesen Fonds auf sein Bankkonto inDeutschland auszahlen lassen. Darüber hinaus kann ein deutscherArbeitnehmer auch eine Abfindung, »gratuity fund«, vonseinem indischen Arbeitgeber bekommen, wenn dies vorab vereinbartwurde. Die Höhe der Abfindung orientiert sich normalerweisean der Hälfte des monatlichen Gehaltes pro Arbeitsjahr undwird im Allgemeinen erst nach fünf Jahren Arbeit im jeweiligenUnternehmen ausgezahlt. Auch die Abfindung kann vom deutschenArbeitnehmer in sein Heimatland übertragen werden. Was verdient ein lokaler Vertriebsrepräsentant,Buchhalter oder Geschäftsführer im Durchschnitt?Das Durchschnittseinkommen hängt stark von der Branche abund lässt sich nur schwer verallgemeinern. Die folgenden Wertesollen einen groben Überblick geben, was eine/ein 35-40-Jährige/rim Durchschnitt verdient:Ein Vertriebsrepräsentant verdient durchschnittlich pro MonatINR 30.000 bis 50.000, ein Buchhalter INR 75.000 bis <strong>100</strong>.000und ein Geschäftsführer INR 120.000 bis 150.000. Dazu kommenin der Regel Zulagen in Form von Boni, Leistungen zur sozialenAbsicherung, Leistungen des Arbeitgebers zur Gesundheitsversorgung,Abfindungen etc. Welche Möglichkeiten der Mitarbeiterbindung gibt es?Die hohe Mitarbeiterfluktuation ist in einigen Branchen zu einemgroßen Problem geworden. Besonders schmerzlich ist für deutscheUnternehmer der Verlust eines Mitarbeiters, dessen Wert aufdem Arbeitsmarkt durch die innerbetriebliche Personalentwicklungsignifikant gesteigert wurde. Gerade bei der Beschäftigungin einem deutschen Unternehmen in Indien ist dies relativ schnellder Fall.Möglichkeiten der Mitarbeiterbindung gibt es aber viele. Geradein den Boombranchen Indiens ist es sehr wichtig, eine breiteVielfalt dieser Möglichkeiten anzuwenden, um die menschlichenRessourcen im Unternehmen zu halten. So haben zum BeispielArbeitnehmer in Indien erst nach einer bestimmten Verweildauerin einem Unternehmen Anspruch auf Zulagen und Sondervergütungen,die ihnen ansonsten verloren gehen.Darüber hinaus ist es wichtig, indischen Mitarbeitern im eigenenUnternehmen Perspektiven zur Weiterentwicklung zugeben. Dazu gehören Aufstiegschancen im indischen Tochterunternehmensowie im deutschen Stammhaus, jährliche Lohnerhöhungen,kontinuierliche Weiterbildung, Anerkennung derArbeitsleistung sowie eine ausgewogene Work-Life-Balance, dieauch in Indien immer wichtiger wird. Fehlen einem indischenArbeitnehmer solche Aussichten, wird er eher versucht sein, dasUnternehmen zu wechseln.Einige Unternehmen gehen auch dazu über, für ihre Angestelltenund Arbeiter Siedlungen zu bauen, wie man es in DeutschlandAnfang des 20. Jahrhunderts oft gesehen hat. Durch komfortableund grüne Siedlungen erhöht man den Anreiz der Mitarbeiter,im eigenen Unternehmen zu bleiben.Wenn ein Expatriate für eine nicht-indische Firma mehr als 183Tage pro Fiskaljahr (1. April bis 31. März des nächsten Jahres) inIndien arbeitet, dann muss er in Indien Einkommensteuer aufdas Einkommen plus Boni und andere Vergütungen bezahlen.Dabei spielt es keine Rolle, ob er sein Einkommen in Indien oderim Ausland ausgezahlt bekommt. Wenn der Expatriate für einindisches Unternehmen arbeitet, ist er von Anfang an einkommensteuerpflichtig. Welche Einkünfte sind einkommensteuerpflichtig?Die folgenden Einkommen unterliegen der Einkommensteuer: das Gehalt alle Freibeträge (einschließlich der Freibeträge für dieAusbildung der Kinder) Boni von dem Unternehmen angemietete Unterkünfte die Kosten der An-/Abreise zur Arbeitsstelle Zahlungen für Strom und Gas in der Wohnung desAngestellten Erstattungen der Arztkosten des Angestellten und seinerFamilie, wenn sie 15.000 INR pro Fiskaljahr überschreiten sämtliche anderen Zulagen. Gibt es eine Pflicht zur Jahressteuererklärung in Indien?Wenn das Einkommen, das in Indien verdient wurde, 160.000INR pro Fiskaljahr übersteigt, muss der deutsche Expatriate eineJahressteuererklärung abgeben. Dabei muss der/die Deutschekeine indische Einkommensteuer auf das Einkommen zahlen,dass er außerhalb Indiens verdient. Wie hoch sind die Steuersätze auf das Einkommen?Die Einkommensteuer in Indien ist folgendermaßen gestaffelt:Versteuerbares Jahreseinkommen Steuersatz in %(Fiskaljahr; in INR)bis 160.000keine Steuernvon 160.001 bis 300.000 10Von 300.001 bis 500.000 20von 500.001 und darüber 30 Gibt es Freibeträge?Freibeträge gibt es, allerdings sind diese nicht besonders hoch. Gibt es die Möglichkeit der Steuerrückerstattung?Auch in Indien gibt es die Möglichkeit der Steuerrückerstattung,falls in einem Fiskaljahr zu viele Steuern gezahlt wurden.STOPPER Ab wann ist ein Expatriate in Indieneinkommensteuerpflichtig?INDIENCONTACT12 ⁄ 200925


<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENAlltag in IndienALLTAG IN INDIEN Welche Formalitäten hat ein Expatriate beiseiner Einreise in Indien zu erledigen?Wer in Indien arbeiten will, braucht für die Einreise ein Visum,das im Vorfeld beantragt werden muss. Dabei ist es wichtig, sichzu vergewissern, welche Visumsart mit welcher Laufzeit auf dieeigene Situation zutrifft. Bei Visalaufzeiten von mehr als 180 Tagenbei Arbeits-, Studenten- und Forschungs-Visa sowie Visa fürmedizinische Aufenthalte muss sich jeder Ausländer innerhalbvon 14 Tagen nach Ankunft beim Foreigners Registration Officer(FRO) beziehungsweise Foreigners Regional Registration Officer(FRRO) registrieren lassen. Hierzu werden zahlreiche Fotos, eineMeldebescheinigung, ein Schreiben der Firma sowie eine Passkopiebenötigt. Oft lohnt es sich, eine Agentur mit der Registrierungzu beauftragen. Empfehlenswert ist außerdem die freiwillige Registrierungbei der Krisenvorsorgeliste der Deutschen Botschaft»Elefand« (Elektronische Erfassung Auslandsdeutscher). Für welchen Zeitraum werden dieAufenthaltsgenehmigung und die Arbeitserlaubnis gewährt?Ein Arbeitsvisum, das sowohl eine Arbeitserlaubnis wie aucheine Aufenthaltsgenehmigung beinhaltet, kann entweder fürsechs Monate oder für ein ganzes Jahr ausgestellt werden. Unterbestimmten Voraussetzungen ist eine Laufzeit von fünf Jahrenmöglich. Dem Visumsantrag müssen ein amtlicher Handelsregisterauszugdes indischen Unternehmens sowie der Arbeitsvertragbeigelegt werden. Welche Visabestimmungen gelten für Indien?In Indien wird zwischen verschiedenen Einreisegründen unterschieden.Visa werden für Touristen, Journalisten, Studenten,Geschäftsreisende, Angestellte oder für sonstige Einreisezweckeausgestellt. Ein Business-Visum wird bis zu einem Jahr und unterbestimmten Voraussetzungen bis zu fünf Jahren ausgestellt undermöglicht im Regelfall die mehrmalige Einreise während diesesZeitraums. Dabei muss der Geschäftsreisende Auskunft überden Reisezweck geben. Ein Einladungsschreiben des indischenGeschäftspartners erleichtert die Visa-Zusage erheblich. Anträgeauf Business-Visa werden zurzeit strengstens geprüft und nur fürAufenthalte für geschäftliche Meetings, Investitionsverhandlungenoder zu Einkaufszwecken genehmigt. In allen anderen Fällen,besonders jedoch bei Projektarbeit längerer Dauer, ist ein Arbeitsvisumzu beantragen. Eröffnet ein deutsches Unternehmenin Indien eine Gesellschaft, muss der deutsche Geschäftsführeroder Mitarbeiter, der nach Indien entsandt wird, ebenfalls einArbeitsvisum beantragen. Wer unterstützt bei derOrganisation von Geschäftsreisen in Indien?Hauptansprechpartner für einzelne Geschäftsreisende oder-gruppen, aber auch für Wirtschaftsdelegationen ist die Deutsch-Indische Handelskammer (IGCC). Sie arrangiert zum BeispielVeranstaltungen, Firmenbesichtigungen und Meetings und organisiertbei Bedarf Transport und Logis.Daneben gibt es viele private Agenturen, die maßgeschneiderteGeschäftsreisen zusammenstellen. Individuelle Auskünfte erteiltaußerdem die Deutsche Botschaft in <strong>Delhi</strong> oder das <strong>German</strong> <strong>Centre</strong><strong>Delhi</strong>.<strong>Gurgaon</strong>. Wie hoch sind dieLebenshaltungskosten für Expatriates in Indien?Aufgrund der großen regionalen Preisunterschiede sind Pauschalaussagennicht möglich. In den Ballungsräumen <strong>Delhi</strong> undinsbesondere Mumbai betragen die monatlichen Mietpreise für5-Zimmer-Apartments in guter Lage zwischen 2.000 und 5.000Euro. Adäquate Wohnungen in weniger guten Lagen kosten zwischen1.000 und 2.000 Euro. Zusätzlich zu den Mietkosten sindTransportkosten zu berücksichtigen, da der öffentliche Nahverkehroft keine verlässliche Option darstellt. Fahrservices inklusiveAuto, Benzin und Chauffeur können monatlich gemietet werdenund kosten zwischen 800 und 1.200 Euro. Wie eröffnet man ein Konto in Indien?Um ein privates Bankkonto eröffnen zu können, benötigt maneine Kopie des Reisepasses sowie ein Passfoto, eine Kopie derFRRO-Registrierung sowie – manchmal – eine Kopie des Mietvertragesals Nachweis für die richtige Postadresse und den unterschriebenenKontoantrag. Eine Mindesteinlage, in der Regel10.000 Indische Rupien, muss hinterlegt werden. Sind die Unterlagenvollständig eingereicht, sollten Scheckheft und Debit-Cardinnerhalb von zehn Tagen eintreffen. Kreditkarten werden nurselten genehmigt und nur dann, wenn eine sehr hohe Mindesteinlagevorliegt. Welche Auslandskrankenversicherungsollte ein deutscher Expatriate abschließen?Gesetzliche Krankenversicherungen decken normalerweise einenlängerfristigen Arbeitsaufenthalt im außereuropäischen Auslandnicht ab. In Indien selbst gibt es keine Versicherungspflicht.Trotz geringer Behandlungskosten empfiehlt sich der Abschlusseiner privaten Krankenversicherung, die sich besonders auf längerfristigeAuslandseinsätze spezialisiert hat. Anfallende Kostenwerden im Regelfall vom Arbeitgeber übernommen. Ob zudemeine Anwartschaft auf die gesetzliche Krankenversicherung inDeutschland vereinbart oder diese vorübergehend aufgegebenwerden kann, sollte im Einzelfall entschieden werden und istmeist abhängig von der Dauer des Indieneinsatzes, der Anzahlder Deutschlandreisen oder der jeweiligen Familiensituation. Esempfiehlt sich die vorherige Konsultation eines Versicherungsspezialisten. Wie ist die medizinische Versorgung in Indien organisiert?Mit europäischen Standards ist die medizinische Versorgung inIndien nur teilweise vergleichbar. Vor allem in ländlichen Gegendensowie in kleineren und mittleren Städten fehlen in Klinikenoft die erforderlichen Voraussetzungen dafür.In Großstädten sind die medizinischen Standards, besondersin speziellen Privatkliniken, meist höher, das Preisniveau liegtjedoch immer noch weit unter dem europäischen.Um im Notfall vorbereitet zu sein, sollte man sich bereits im Vorfeldüber die passenden Krankenhäuser in nächster Nähe informieren.Da medizinische Leistungen nur nach Vorkasse erbrachtwerden, spielen für Notfälle ausreichende finanzielle Ressourcenwie zum Beispiel Kreditkartenlimits eine wichtige Rolle. Darf man mit dem deutschenFührerschein in Indien Auto fahren?Mit einem deutschen Führerschein kommt man in Indien nicht 26 INDIENCONTACT12 ⁄ 2009


<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENInformationsbeschaffung und Ansprechpartner weit. Mit einem internationalen Führerschein, den man sichin Deutschland ausstellen lassen kann, darf man in Indien biszu sechs Monate lang fahren. Danach ist ein indischer Führerscheinnotwendig, für den sowohl ein schriftlicher als auch einpraktischer Test nötig sind. Ein Autokauf ist jederzeit möglich, allerdingsfallen beim Kauf von Importfahrzeugen sehr hohe Zöllean. Ein Auto zu leasen ist nicht einfach, denn die meisten Anbietervermieten nur Fahrzeuge inklusive Fahrer.INFORMATIONSBESCHAFFUNG UND ANSPRECHPARTNER Wer bietet in Deutschland Informationen zu Indien?Erste und direkte Ansprechpartner für Unternehmen sind dieIndustrie- und Handelskammern (IHK) in Deutschland, vondenen manche so genannte India Desks eingerichtet haben undVeranstaltungen zu Indien anbieten. Die IHK sind mit den Delegiertenbürosder Deutschen Wirtschaft in Indien eng verknüpft.Mit den Büros in Bangalore, Chennai, <strong>Delhi</strong>, Kolkata, Mumbaiund Pune besteht ein intensiver Austausch, so dass Firmenschnelle und kompetente Beratung erhalten.Wer sich zu praktischen <strong>Fragen</strong> des Markteintritts und Themenrund um das <strong>German</strong> <strong>Centre</strong> <strong>Delhi</strong>.<strong>Gurgaon</strong> informieren will,kann seine Anfragen an die Teams in München und Stuttgart richten,die im ständigen Austausch mit dem <strong>German</strong> <strong>Centre</strong> sind.Die <strong>German</strong>y Trade & Invest (GTAI) veröffentlicht zahlreicheländerspezifische Informationen zu Themen von Recht überZollfragen bis hin zu Markt- und Branchenstudien, die ständigaktualisiert werden.Darüber hinaus steht auch die Indische Botschaft in Berlin fürAuskünfte zur Verfügung. Was können die deutschen diplomatischenVertretungen in Indien für deutsche Unternehmen tun?Neben der Deutschen Botschaft in <strong>Delhi</strong> gibt es Generalkonsulatein Bangalore, Chennai, Kolkata und Mumbai sowie ein Honorarkonsulatin Goa. Die Handelsförderungsstelle der DeutschenBotschaft in <strong>Delhi</strong> und die Wirtschaftsdienste an den Generalkonsulatensind wichtige Ansprechpartner für deutsche Unternehmenin Indien. Sie beobachten, gestalten und informieren überdie Rahmenbedingungen für Handel und Investitionen in Indien,helfen bei der Anbahnung von Geschäftskontakten und machenLobbyarbeit für deutsche Unternehmensinteressen gegenüberindischen Behörden. Wenn es darum geht, in Schwierigkeitengeratene deutsche Unternehmen im Gespräch mit Regierungsstellenzu unterstützen oder Großprojekte politisch zu flankieren,ist die deutsche Botschaft der richtige Ansprechpartner. Welche Leistungen bietet dieDeutsche Handelskammer in Indien?Die Deutsch-Indische Handelskammer (IGCC) mit ihren 6.500Mitgliedern ist die größte deutsche Auslandshandelskammer.Die IGCC unterstützt deutsche Unternehmen, die in Indien Fußfassen wollen und bietet Firmen Lösungen für den Markteintrittnach Indien an. Sie hilft durch Markt- und Branchenstudien, berätzu Investitions- und Rechtsfragen und hilft bei der Suche nachGeschäfts- oder Vertriebspartnern. Die Kammer organisiert außerdemVeranstaltungen, Schulungen und Delegationsreisenund fördert die Interessen ihrer Mitgliedsunternehmen. Das Indo<strong>German</strong> Training <strong>Centre</strong> in Chennai bildet jährlich über 60 Studentennach dem deutschen dualen Ausbildungssystem aus. Welche Möglichkeiten bietet das <strong>German</strong> <strong>Centre</strong>?Das <strong>German</strong> <strong>Centre</strong> <strong>Delhi</strong>.<strong>Gurgaon</strong>, ein Gemeinschaftsunternehmender BayernLB und der Landesbank Baden-Württemberg,unterstützt als Instrument der Außenwirtschaftsförderung deutscheMittelständler beim Markteintritt in Indien am Standort <strong>Gurgaon</strong>.Neben repräsentativen Büroflächen ab 25 Quadratmeternbietet es Seminarräume, Ausstellungsflächen und Dienstleistungenrund um den Markteintritt an, die auf die Bedürfnisse der Firmenzugeschnitten sind. Das deutsche Management berät undvermittelt an wichtige Dienstleister. Das <strong>German</strong> <strong>Centre</strong> ist außerdemTreffpunkt der deutschen Community. Durch Seminarezu wirtschaftlichen Themen oder Social Events werden deutscheund lokale Firmen und Institutionen miteinander verknüpft, sodass sich Neueinsteiger schnell Netzwerke aufbauen können. Das<strong>German</strong> <strong>Centre</strong> arbeitet dabei eng mit der Deutschen Botschaftund der Deutsch-Indischen Handelskammer zusammen. Wo kann ich Informationen über Förderprogramme fürkleine und mittelständische Unternehmen erhalten?Umfassende Informationen zu Förderprogrammen befinden sichauf den Internetseiten der GTAI (Recherche-Datenbank), desBundeswirtschaftsministeriums, des Bundesamts für Wirtschaftund Ausfuhrkontrolle sowie auf dem Außenwirtschaftsportal iX-POS. Indien profitiert außerdem vom »Development CooperationInstrument«, mit dem die EU-Kommission die Entwicklungszusammenarbeitmit Schwellenländern vorantreibt. Als Einrichtungzur Koordinierung der EU-Außenhilfe veröffentlicht »EuropeAid«für Zielländer wie Indien Ausschreibungen, die Unternehmendie Chance bieten, im Rahmen von Subaufträgen zum Beispieltechnische Dienstleistungen oder Ausrüstungsgegenstände zuzuliefern.Ansprechpartner zum Thema »Förderprogramme derEuropäischen Union« ist zum Beispiel die EU-Fördermittelberatungder BayernLB oder der Landesbank Baden-Württemberg. Wer informiert über wichtige Messen in Indien?Wichtige Messetermine halten die India Trade Promotion Organisation(www.indiatradefair.com) sowie die Deutsch-IndischeHandelskammer bereit. Messen mit deutscher Gemeinschaftsbeteiligungfindet man im Auslandsmesseprogramm (AMP)des Bundeswirtschaftsministeriums (www.auma.de). Für dasJahr 2010 wurden 17 Messeveranstaltungen in Indien in dasAuslandsmesseprogramm des Bundes aufgenommen (Stand:19. November 2009). Damit steigt die Zahl der im Rahmen desAMP geförderten Messen weiter an. Außerdem werden 2010 imRahmen der Sonderförderprogramme Erneuerbare Energien/Energieeffizienz Sonderveranstaltungen während der RenewtechIndia (9.-11. März, Pune) und der IREC International RenewableEnergy Conference and Exhibition (27.-29. Oktober, Neu-<strong>Delhi</strong>)unterstützt.28 INDIENCONTACT12 ⁄ 2009

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!