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100 Fragen & 100 Antworten - German Centre Delhi.Gurgaon

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<strong>100</strong> FRAGEN • <strong>100</strong> ANTWORTENWirtschaftspolitik / WirtschaftsstandorteWIRTSCHAFTSPOLITIK Welche wesentlichen Schwerpunkte werdenderzeit in der indischen Wirtschaftspolitik gesetzt?Die von der Congress-Partei angeführte Regierungskoalitionsetzt – wie schon in der ersten Legislaturperiode – auf einen Mixaus Armutsbekämpfung und Förderung der Privatwirtschaft.Die Bezieher niedriger Einkommen werden mit Transferleistungen,Steuerbefreiung und Beschäftigungsprogrammen unterstützt.Über eine Stimulierung des Konsums soll insbesonderedie wirtschaftliche Entwicklung in den ländlichen Regionen vorangetriebenwerden. Die Industriepolitik konzentriert sich aufdie Unterstützung derjenigen Branchen, die unter der globalenFinanzkrise zu leiden haben, wie die Kfz- und Zulieferindustrieund der Textilsektor. Durch Zinssenkungen soll zudem die Investitionstätigkeitder Unternehmen angekurbelt werden. DiePrivatisierung von Staatsbetrieben und die Öffnung weiterer Sektorenfür ausländische Direktinvestitionen stehen ebenfalls aufder Agenda der Regierung. Sie hat hierfür in den nächsten fünfJahren größere Spielräume, da sie im Parlament nicht mehr aufdie Unterstützung der Kommunisten angewiesen ist. Auf internationalerEbene möchte Indien als G-20-Mitglied insbesonderebei der Neugestaltung der internationalen Finanzmärkte Akzentesetzen. Bei der Handelspolitik strebt die Regierung weitere bilateraleHandelsabkommen – darunter auch mit der EU – an. Welche Auswirkungen hat die globaleFinanzmarkt- und Wirtschaftskrise auf Indien?Indiens Wirtschaftswachstum hat sich im Zuge der Finanzkrisezuletzt von neun auf knapp sieben Prozent abgeschwächt. Vorallem die Exportbranchen leiden unter der sinkenden Nachfrageaus den USA und Europa. Entsprechend rechnet die indischeRegierung für 2009/10 mit einem weiteren Rückgang der Ausfuhren.Angesichts gestiegener Finanzierungskosten verschiebendie Unternehmen geplante Investitionsvorhaben. Die Industrieproduktionhat sich im ersten Halbjahr 2009 erheblich abgeschwächt,verzeichnete zuletzt aber wieder ein Plus von rundfünf Prozent. Indien ist im Vergleich zu anderen Ländern relativunbeschadet aus der Krise hervorgegangen. Das Bankensystemist dank der starken staatlichen Regulierung stabil geblieben. Dienegativen Auswirkungen auf den Konsum und den Arbeitsmarktwaren begrenzt. Regierung und Wirtschaftsverbände erwartenbereits für 2010 wieder eine Belebung der Konjunktur. Wie wirkt sich die aktuelleEntwicklung auf den Staatshaushalt aus?Die in den Konjunkturpaketen beschlossenen Steuer- und Abgabensenkungendürften in den nächsten Jahren zu Einnahmeausfällenin Milliardenhöhe führen. Laut Finanzministeriumsoll das Haushaltsdefizit 2009/10 auf knapp sieben Prozent desBIP steigen, die Associated Chambers of Commerce and Industry(Assocham) geht sogar von einem Defizit von zehn Prozent aus– 2008/09 betrug das Minus noch sechs Prozent und in dem Jahrdavor nicht einmal drei Prozent. Innerhalb von nur vier Jahrenhaben sich die Staatsausgaben auf rund zehn Billionen IndischeRupien (rund 217 Milliarden US-Dollar) verdoppelt. Die Regierunghofft allerdings, ab dem nächsten Finanzjahr das Haushaltsdefizitschrittweise zunächst auf 5,5 und dann auf vier Prozentsenken zu können. Wie sehen die Wachstumsprognosen fürdie indische Volkswirtschaft aus?Die BIP-Wachstumsprognosen für 2009/10 liegen derzeit zwischen5,4 (IWF) und 6,3 Prozent (Planning Commission der indischenRegierung). Während sich der Industrie- und der Dienstleistungssektorwieder auf dem Weg der Besserung befinden,trübt die Landwirtschaft aufgrund des schlechten Monsuns unddes geringen Niederschlags das Ergebnis. Für 2010/11 rechnetdie indische Regierung allerdings bereits wieder mit einem Plusvon mehr als sieben Prozent.WIRTSCHAFTSSTANDORTE UND INVESTITIONSZONEN Wo werden Prioritäten in der regionalen Entwicklung gesetzt?Die indische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, wirtschaftlichunterentwickelte Gebiete wie die Bundesstaaten in der Himalaya-Regionund im Nordosten des Landes schrittweise an das Niveauder Wachstumsmotoren im Westen und Süden des Landesheranzuführen. Allerdings sind die regionalen Unterschiede beider wirtschaftlichen, sozialen und infrastrukturellen Entwicklunggewaltig. Beispielsweise ist das jährliche Pro-Kopf-Einkommen inMaharashtra mit rund 45.000 Indischen Rupien mehr als viermalso hoch wie in Bihar. Der Alphabetisierungsgrad liegt mit knapp80 Prozent etwa 30 Prozentpunkte über dem des ostindischenBundesstaates. Da in den ärmeren Staaten der Anteil der Landbevölkerungin der Regel sehr hoch ist, hat die Zentralregierung einBeschäftigungsgarantieprogramm speziell für diese Regionenins Leben gerufen. Durch die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktursollen Unternehmen zu einer Ansiedlung in weniger attraktivenStandorten bewegt werden. Zudem erhalten Investorenfür den Bau von Krankenhäusern und Hotels in unterentwickeltenGebieten Steuererleichterungen. Was sollten Unternehmen bei der Standortwahl beachten?In einem Land wie Indien mit seinen starken regionalen Unterschiedenstellt die Standortwahl für die meisten Unternehmeneine echte Herausforderung dar. Am Anfang sollte aber immerdie Frage stehen: Welche Anforderungen werden an mein Produktoder meine Dienstleistung gestellt und wo finde ich die bestenVoraussetzungen, um diese zu erfüllen? Der größte Engpassist dabei für viele Unternehmen die nach wie vor mangelhafteInfrastruktur. Beispielsweise dürften für einen Hersteller von sensiblenMessinstrumenten die schlechten Straßen ein erheblichesProblem bei der Distribution seiner Produkte darstellen. Daherwäre ein Standort in unmittelbarer Nähe der Kunden ratsam, umdie Gefahr von Transportschäden zu minimieren. Aufgrund derstarken Einflussnahme der Bürokratie auf die Wirtschaft spielt dieAnsiedlungspolitik der verschiedenen Bundesstaaten eine großeRolle. Hier sollten vor allem <strong>Fragen</strong> wie Landerwerb, Rechtsdurchsetzunget cetera im Vordergrund stehen. Wie das BeispielTata gezeigt hat, sind selbst große indische Unternehmen nichtvor einer »schlechten« Standortwahl gefeit.12 INDIENCONTACT12 ⁄ 2009

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