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Interview mit Ingeborg Stadelmann - KristinaReiss.com

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Monatsgespräch | <strong>Ingeborg</strong> <strong>Stadelmann</strong>egal an was, steht eine Geburt besserdurch. Vielen fehlt es an Körpervertrauen– den eigenen Körper spüren, sich bewusstsein, dass das Kind im Mutterleibbereits <strong>mit</strong>empfindet. Gleichzeitig istSchwangerschaft und Geburt eine Chance,wieder Urvertrauen zu erleben. Es gehtum das Gleiche, was in Coaching-Seminarenfür teures Geld angeboten wird: eigeneverborgene Fähigkeiten und Grenzenkennenzulernen. Frauen, die ein Kindzur Welt bringen, brauchen dafür keinenHochseilgarten.Warum ist bei der Geburt Angst so eingrosses Thema?Es ist die Angst, ausgeliefert zu sein; aneinem Punkt im Leben die Kontrolle zu verlieren.Die Geburt ist eine der wenigenSituationen, in der etwas <strong>mit</strong> uns Frauenpassiert, das wir nicht im Griff haben. Allesandere planen wir ja heute minutiös. Wirklingeln nicht mehr bei jemandem an derTür, sondern rufen vorher an und sagen:«Hallo, ich bin da, ich klingle jetzt.»Spielt auch das Alter eine Rolle? Die meistenFrauen sind bei der Geburt ihres ersten Kindesheute über 30.Das finde ich nicht entscheidend. Es gibt Ältere,die ganz unbedarft an eine Geburt herangehen und Jüngere, die sehr verkrampftsind. Was viele Ängste allerdings erst auslöst,ist diese ganze technisierte Geburtshilfe. Leidersind wir immer noch so medizinhörig.Immerhin hat die Frau dank der Schulmedizinheute die Wahl, ob sie sich bei der Geburteine Periduralanästhesie (PDA) setzenlassen will oder nicht. In Ihrem Buch allerdingswerden diese Frauen als verweichlichtdargestellt, die ihrem Kind einen schwerenStart ins Leben bereiten.Das stimmt nicht. Ich schreibe und sage immer:Es gibt überall ein Rettungsboot. JedeFrau muss individuell schauen, was siebraucht. Allerdings finde ich, das sich dieFrau nicht schon eine PDA setzen lassensollte, ehe die Geburt richtig im Gange ist.Sie geben also Ihren Segen zur PDA?Prinzipiell finde ich es verständlich, dass sichFrauen für eine Betäubung entscheiden, dennviele können Geburtsschmerzen nicht mehraushalten. Andererseits sollten sie auch an ihrKind denken – für dieses ist eine Geburt ohnePDA leichter, natürlicher. Produziert dieMutter körpereigene Wehen, profitiert auchdas Kind von den Endorphinen, die von derMutter freigesetzt werden. Nicht von ungefährverlangsamen sich gegen Ende einer Geburtoft die Herztöne des Kindes, weil ihmbei einer PDA besagte Endorphine fehlen.Das Kind leidet schon Not im Bauch, das darfnicht vergessen werden.Wie meinen Sie das: «Viele Frauen könnenGeburtsschmerzen nicht mehr aushalten?»Wenn eine Frau per Kaiserschnittgeburt auf dieWelt geholt wurde und beim kleinsten Schmerzeine Tablette nimmt, kann ich von ihr nicht erwarten,dass sie <strong>mit</strong> 35 ohne Schmerz<strong>mit</strong>tel gebärt.Im Erinnerungssystem fehlt dann das Systemder Schmerzverarbeitung. Nicht umsonstsprechen wir von der Geburt als das prägendeEreignis für das ganze Leben.Tatsächlich nehmen aber Wunschkaiserschnittezu.Ja, leider. Dabei wären laut WHO nur etwa15 Prozent aus medizinischen Gründennotwendig. Für die Mutter-Kind-Bindungist es einfach gut, wenn die beiden unterder Geburt zusammengearbeitet haben.Auch die Erfahrung des sich durchkämpfenmüssen fehlt Wunschkaiserschnitt-Kindern. Frauen, die sich dafür entscheiden,rate ich, diesen wenigstens erst nachdem natürlichen Geburtsbeginn machenzu lassen, wenn das Kind sich auf den Wegmachen will. Dieser Kompromiss geht eigentlichimmer.Viele Mütter fühlen sich heute unterStill-Druck. Wer öffentlich sagt,nicht stillen zu wollen, wird schiefangeschaut. Warum?Das erstaunt mich nicht. Nachdem Stillenseit Mitte der 70er-Jahre propagiert wurde,sehe ich dies als normales pubertäres Verhalten,sich vom Üblichen loszusagen.Mittlerweile gibt es ja sogar brustanatomischeSchoppenflaschen zu kaufen. DieWirtschaft springt ein, da<strong>mit</strong> Frauen eingutes Gewissen haben und kein Defizitempfinden. Leider geht auch hier der Gedankeans Kind verloren. Vielleicht solltees ein Recht auf Muttermilch geben.Was ist heute eine gute Mutter?Eine Frau, die ihr Kind liebt, die ehr -lich ist und die auch mal Wut zeigt. Freilichist Muttersein eine ständige Herausforderung.Aber es bringt auch vielBestätigung. Ein Kind verzeiht einem weitausmehr als jeder Arbeitgeber.Welche Rolle spielen für Sie die Väter?Sie sind dabei, ihr Vaterdasein neu zu finden.Das sehe ich auch bei meinen Söhnenund dem Schwiegersohn. Alle drei nehmenihre Rolle sehr ernst. Das ist toll! MeineKinder hatten einen Hausmann als Vorbild.Hätte mein Mann nach der Geburtdes dritten Kindes seinen Beruf nicht aufgegeben,hätte ich so nicht weiterarbeitenkönnen.Sie haben drei Enkelkinder, das viertekommt in wenigen Wochen zur Welt.Müssen Sie sich zurückhalten, umIhre Kinder nicht dauernd <strong>mit</strong> guten Ratschlägenzu überhäufen?Nein, da<strong>mit</strong> komme ich ganz gut klar.Wenn sie etwas wissen wollen, fragen sie.Wenn mir etwas auffällt, sage ich es trotzdem.Welche Vorbereitung empfehlenSie Schwangeren für ein gutes Geburtserlebnis?Bereits in der Schwangerschaft das Baby alseigenständiges Wesen wahrnehmen. Auchmal innehalten wenn das Kind heftigstrampelt, während man etwa ein geschäftlichesTelefonat führt. Bezieht die Frau dasUngeborene <strong>mit</strong> ein, indem sie etwa sagt«Nur noch kurz, dann bin ich wieder fürdich da», hat sie es kapiert. Oder wie ich inder «Hebammensprechstunde» schreibe:Erstens kommt eine Geburt anders, zweitensals Eltern denken, drittens dann unddort, wo das Kind es will.Mein «Olympia2020 wir kommen»Parcours.GALA BLEIBT GALA.NEUE VERPACKUNG. GLEICHER GENUSS.Zurich unterstützt vitaparcours. Und was Sie bewegt.Machen Sie Zurich vitaparcours zu Ihrem persönlichen Erlebnis.498 Mal in der Schweiz. Entdecken Sie jetzt Zurich vitaparcours alsiApp und auf der neuen Website.www.zurichvitaparcours.ch

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