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Elfriede Jelinek

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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

The Nobel Prize in Literature 2004<br />

Biobibliographische Notiz<br />

<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> wurde am 20. Oktober 1946 in Mürzzuschlag, Steiermark geboren. Ihr Vater war<br />

tschechisch-jüdischer Herkunft und überlebte den Holocaust da er als Chemiker mit<br />

kriegswichtigen Forschungsaufgaben betraut war. Die Mutter stammte aus einer wohlhabenden<br />

Familie in Wien, wo <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> aufwuchs und zur Schule ging. Sie erhielt frühzeitig<br />

Musikunterricht (Klavier, Orgel, Blockflöte) und studierte am Wiener Konservatorium auch<br />

Kompositionslehre. Nach ihrer Matura am Albertsgymnasium im Jahre 1964 studierte sie<br />

Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien, während sie gleichzeitig<br />

Musikstudien fortsetzte. 1971 legte sie ihr Examen als Organistin am Konservatorium ab.<br />

Schon früh begann <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>, Lyrik zu schreiben. Sie debutierte 1967 mit der<br />

Gedichtsammlung Lisas Schatten. Nachdem sie mit der Studentenbewegung in Verbindung<br />

gekommen war, schlug ihr Schreiben eine gesellschaftskritische Richtung ein. 1970 entstand der<br />

satirische Roman wir sind lockvögel baby!. Er trägt ähnlich wie der folgende Roman Michael. Ein<br />

Jugendbuch für die Infantilgesellschaft (1972) den Charakter einer sprachlichen<br />

Widerstandshandlung, die gegen die Unterhaltungskultur und ihre verlogenen Vorstellungen von<br />

einem guten Leben gerichtet ist.<br />

Nach einigen Jahren in Berlin und Rom anfangs der frühen Siebziger heiratete <strong>Jelinek</strong> 1974<br />

Gottfried Hüngsberg und lebte danach abwechselnd in Wien und München. Das deutschsprachige<br />

literarisch interessierte Publikum eroberte sie mit den Romanen Die Liebhaberinnen (1974), Die<br />

Ausgesperrten (1980) und dem vor autobiographischem Hintergrund verfaßten Die Klavierspielerin<br />

(1983), der 2001 von Michael Haneke zu einem stark beachteten Film umgestaltet wurde. Diese<br />

Romane stellen im Rahmen ihrer Problematik jeder für sich eine Welt ohne Gnade dar, in der der<br />

Leser mit einer festgefahrenen Ordnung von Gewalt und Unterwerfung, Jäger und Beute<br />

konfrontiert wird. <strong>Jelinek</strong> zeigt, wie die Klischees der Unterhaltungsindustrie ihren Einzug in das<br />

Bewußtsein der Menschen halten und ihren Widerstand gegen klassenbedingte Ungerechtigkeit und<br />

geschlechtliche Unterdrückung lähmen. In Lust (1989) überführt <strong>Jelinek</strong> ihre Gesellschaftsanalyse<br />

in grundlegende Zivilisationskritik, wenn sie die sexuelle Gewalt gegen Frauen als Grundmuster<br />

unserer Kultur beschreibt. Diese Linie findet in einem scheinbar aufgelockerten Ton in Gier. Ein<br />

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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

Unterhaltungsroman (2000), einer Studie über kaltblütige männliche Machtausübung, ihre<br />

Fortsetzung. <strong>Jelinek</strong> hat mit leidenschaftlicher Wut Österreich gegeisselt, das sie in dem<br />

phantasmagorischen Roman Die Kinder der Toten (1995) als Totenreich darstellt. In ihrer Heimat<br />

ist sie sehr kontroversiell. Zu den Voraussetzungen ihres schriftstellerischen Schaffens gehört eine<br />

lange österreichische Tradition sprachlich weit fortgeschrittener Gesellschaftskritik mit Vorgängern<br />

wie Johann Nepomuk Nestroy, Karl Kraus, Ödön von Horváth, Elias Canetti, Thomas Bernhard und<br />

der Wiener Gruppe.<br />

Das Genre der Texte <strong>Jelinek</strong>s ist oft schwer zu bestimmen. Sie schweben zwischen Prosa und<br />

Poesie, Beschwörung und Hymne, sie enthalten Theaterszenen und filmische Sequenzen. Der<br />

Schwerpunkt ihrer schriftstellerischen Tätigkeit hat sich indessen von der Romankunst zur<br />

Dramatik verlagert. Ihr erstes Hörspiel wenn die sonne sinkt ist für manche schon büroschluß wurde<br />

1974 sehr positiv aufgenommen. Seither hat sie eine große Anzahl Texte für Radio und Theater<br />

geschrieben, in denen sie nach und nach den klassischen Dialog zugunsten einer Art mehrstimmiger<br />

Monologe aufgegeben hat, die nicht dazu dienen, Rollen abzugrenzen, sondern dazu, die Stimmen<br />

auf verschiedenen Ebenen der Psyche und der Geschichte sich gleichzeitig vernehmen zu lassen.<br />

Was sie in den Stücken der letzten Jahre auf die Bühne stellt – Totenauberg, Raststätte,Wolken.<br />

Heim, Ein Sportstück, In den Alpen, Das Werk und anderen – sind keine Charaktere, sondern<br />

„Sprachflächen“, die einander konfrontieren. Das bisher letzte publizierte dramatische Werk<br />

<strong>Jelinek</strong>s, die sogenannten „Prinzessinnen-Dramen“ (Der Tod und das Mädchen I–V, 2003), variiert<br />

ein Grundthema der schriftstellerischen Tätigkeit, das Unvermögen der Frau voll und ganz in einer<br />

Welt zum Leben zu gelangen, in der sie von stereotypen Bildern verdeckt wird.<br />

<strong>Jelinek</strong> ist auch als Übersetzerin tätig gewesen (Thomas Pynchon, Georges Feydeau, Eugène<br />

Labiche, Christopher Marlowe) und hat Film-Drehbücher und ein Opernlibretto verfaßt.<br />

Gleichzeitig mit ihrer belletristischen Tätigkeit hat sie sich als unerschrockene<br />

Gesellschaftskritikerin einen Namen gemacht, die auf ihrer Homepage ständig bereit ist,<br />

brennendheiße Themen zu kommentieren.<br />

Literaturpreise und Auszeichnungen: Lyrik- und Prosapreis der österreichischen<br />

Jugendkulturwoche (1969), Lyrikpreis der österreichischen Hochschulschülerschaft (1969),<br />

Österreichisches Staatsstipendium für Literatur (1972), Roswitha-Gedenkmedaille der Stadt Bad<br />

Gandersheim (1978), Drehbuchpreis des Innenministeriums der BRD (1979), Würdigungspreis des<br />

Bundesministeriums für Unterricht und Kunst (1983), Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln (1986),<br />

Literaturpreis des Landes Steiermark (1987), Würdigungspreis der Stadt Wien für Literatur (1989),<br />

Walter-Hasenclever-Preis der Stadt Aachen (1994), Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum (1994),<br />

Bremer Literaturpreis (1996), Georg-Büchner-Preis (1998), Theaterpreis Berlin (2002), Heinrich-<br />

Heine-Preis, Düsseldorf (2002), Mülheimer Dramatikerpreis (2002, 2004), Else-Lasker-Schüler-<br />

Preis (für ihr dramatisches Gesamtwerk), Mainz (2003), Lessing-Preis für Kritik, Wolfenbüttel<br />

(2004) , Stig Dagerman-Preis, Älvkarleby (2004), Hörspielpreis der Kriegsblinden, Berlin (2004).<br />

Werke auf deutsch<br />

Lisas Schatten : [Gedichte]. – München : Relief-Verlag Eilers, 1967. – (Der Viergroschenbogen;<br />

76)<br />

wir sind lockvögel baby! : [Roman]. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1970<br />

Michael : ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1972<br />

Die Liebhaberinnen : [Roman]. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1975<br />

bukolit : hörroman. – Wien : Rhombus-Verlag, 1979<br />

Die Ausgesperrten : [Roman]. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1980<br />

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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

ende : gedichte von 1966 - 1968. – Schwifting : Schwiftinger Galerie-Verlag, 1980<br />

Die endlose Unschuldigkeit : Prosa, Hörspiel, Essay. – Schwifting : Schwiftinger Galerie-Verlag,<br />

1980<br />

Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften. – Wien :<br />

Sessler, 1980<br />

Die Klavierspielerin : Roman. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1983<br />

Theaterstücke / hrsg. und mit ein Nachwort von Ute Nyssen. – Köln : Prometh-Verlag, 1984<br />

Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr : Prosa. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1985<br />

Krankheit oder moderne Frauen. – Köln : Prometh-Verlag, 1987<br />

Lust : [Roman]. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1989<br />

Wolken. Heim. – Göttingen : Steidl, 1990<br />

Isabelle Huppert in Malina : ein Filmbuch / nach dem Roman von Ingeborg Bachmann. –<br />

Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1991<br />

Totenauberg : ein Stück. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1991<br />

Theaterstücke / hrsg. von Ute Nyssen, Regine Friedrich. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1992<br />

Die Kinder der Toten : Roman. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1995<br />

Sturm und Zwang : Schreiben als Geschlechterkampf / <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>, Jutta Heinrich, Adolf-Ernst<br />

Meyer. – Hamburg : Klein, 1995<br />

Stecken, Stab und Stangl : Raststätte [und andere] neue Theaterstücke. – Reinbek bei Hamburg :<br />

Rowohlt, 1997<br />

Ein Sportstück. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1998<br />

er nicht als er : (zu, mit Robert Walser) : ein Stück. – Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1998<br />

Macht nichts : eine kleine Trilogie des Todes. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt-Taschenbuch-<br />

Verlag, 1999<br />

Gier : ein Unterhaltungsroman. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 2000<br />

Das Lebewohl : 3 kl. Dramen. – Berlin : Berlin-Verlag, 2000<br />

In den Alpen : drei Dramen. – Berlin : Berlin-Verlag, 2002<br />

Der Tod und das Mädchen I-V : Prinzessinnendramen. – Berlin : Berliner Taschenbuch-Verlag,<br />

2003<br />

Bambiland ; Babel : zwei Theatertexte. - Reinbek bei Hamburg : Rowolht, 2004*<br />

Werke auf englisch<br />

The Piano Teacher : a Novel / translated from the German by Joachim Neugroschel. – New York :<br />

Weidenfeld & Nicolson, 1988. – Translation of Die Klavierspielerin<br />

Wonderful, Wonderful Times : [novel] / translated by Michael Hulse. – London : Serpent's Tail,<br />

1990. – Translation of Die Ausgesperrten<br />

Lust : [novel] / translated by Michael Hulse. – London : Serpent's Tail, 1992. – Translation of Lust<br />

Women as Lovers : [novel] / translated by Martin Chalmers. – London : Serpent's Tail, 1994. –<br />

Translation of Die Liebhaberinnen<br />

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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

Werke auf französisch<br />

La pianiste : [roman] / traduit de l'allemand par Y. Hoffmann et M. Litaize. – Nîmes : J. Chambon,<br />

1988. – Traduction de: Die Klavierspielerin<br />

Les exclus : [roman] / traduit de l'allemand par Y. Hoffmann et M. Litaize. – Nîmes : J. Chambon,<br />

1989. – Traduction de: Die Ausgesperrten<br />

Lust : [roman] / traduit de l'allemand par Yasmin Hoffmann et Maryvonne Litaize ; suivi d'un<br />

entretien avec <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. – Nîmes : J. Chambon, 1991. – Traduction de: Lust<br />

Les amantes : [roman] / traduit de l'allemand par Yasmin Hoffmann et Maryvonne Litaize. – Nîmes<br />

: J. Chambon, 1992. – Traduction de: Die Liebhaberinnen<br />

Ce qui arriva quand Nora quitta son mari / traduit de l'allemand par Louis-Charles Sirjacq. – Paris<br />

: l'Arche, 1993. – Traduction de: Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder<br />

Stützen der Gesellschaften<br />

Méfions-nous de la nature sauvage : [prose] / traduit de l'allemand par Yasmin Hoffmann et<br />

Maryvonne Litaize. – Nîmes : J. Chambon, 1995. – Traduction de: Oh, Wildnis, Oh, Schutz vor ihr<br />

Désir & permis de conduire : recueil / [traduit de l'allemand par Yasmin Hoffmann, Maryvonne<br />

Litaize et Louis-Charles Sirjacq]. – Paris : l'Arche, 1999<br />

Maladie ou Femmes modernes: comme une pièce / traduit de l'allemand par Patrick Démerin et<br />

Dieter Hornig. – Paris : l'Arche, 2001. – Traduction de: Krankheit oder Moderne Frauen<br />

Avidité : roman / traduit de l'allemand par Claire de Oliveira. – Paris : Seuil, 2003. – Traduction de:<br />

Gier<br />

Werke auf schwedisch<br />

Pianolärarinnan : [roman] / översättning: Margaretha Holmqvist. – Stockholm : Trevi, 1986. –<br />

Originaltitel: Die Klavierspielerin<br />

Lust : [roman] / översättning: Margaretha Holmqvist. – Stockholm : Trevi, 1990. – Originaltitel:<br />

Lust<br />

De utestängda : [roman] / översättning: Eva Liljegren. – Stockholm : Trevi, 1992. – Originaltitel:<br />

Die Ausgesperrten<br />

Girighet / övers: Aimée Delblanc. - Stockholm : Forum, 2005 (okt.). - Originaltitel: Gier*<br />

Literatur<br />

<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> : Framed by Language / edited by Jorun B. Johns and Katherine Arens. –<br />

Riverside, Calif. : Ariadne Press, 1994<br />

Fiddler, Allyson, Rewriting Reality : an Introduction to <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. – Oxford : Berg, 1994<br />

Janz, Marlies, <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. – Stuttgart : Metzler, 1995<br />

Szczepaniak, Monika, Dekonstruktion des Mythos in ausgewählten Prosawerken von <strong>Elfriede</strong><br />

<strong>Jelinek</strong>. – Frankfurt am Main : Lang, 1998<br />

Vis, Veronika, Darstellung und Manifestation von Weiblichkeit in der Prosa <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>s. –<br />

Frankfurt am Main : Lang, 1998<br />

Strobel, Heidi, Gewalt von Jugendlichen als Symptom gesellschaftlicher Krisen : literarische<br />

Gewaltdarstellungen in <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>s "Die Ausgesperrten" und in ausgewählten<br />

Jugendromanen der neunziger Jahre. – Frankfurt am Main : Lang, 1998<br />

Hoffmann, Yasmin, <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> : Sprach- und Kulturkritik im Erzählwerk. – Opladen :<br />

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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

Westdeutscher Verlag, 1999<br />

Die Nestbeschmutzerin : <strong>Jelinek</strong> & Österreich / Pia Janke (Hrsg.). – Salzburg ; Wien : Jung und<br />

Jung, cop. 2002<br />

Heberger, Alexandra, Der Mythos Mann in ausgewählten Prosawerken von <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. –<br />

Osnabrück : Der Andere Verlag, 2002<br />

Janke, Pia, Werkverzeichnis <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. - Wien : Edition Praesens, 2004*<br />

Johanning, Antje, KörperStücke : der Körper als Medium in den Theaterstücken <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>s.<br />

- Dresden : Thelem, 2004*<br />

Die Schwedische Akademie<br />

<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie<br />

<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> (* 20. Oktober 1946 in<br />

Mürzzuschlag/Steiermark) ist eine österreichische<br />

Schriftstellerin, die in Wien und München lebt. Im Jahr 2004<br />

erhielt sie den Literaturnobelpreis für „den musikalischen Fluss<br />

von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die<br />

mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und<br />

zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen“.<br />

Vorbemerkung<br />

<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> schreibt mit einem Zorn gegen Missstände (von ihr bevorzugt geschrieben:<br />

Mißstände, denn sie verabscheut die Rechtschreibreform von 1996) im öffentlichen, politischen<br />

aber auch im privaten Leben der österreichischen Gesellschaft, wie ihn auch Thomas Bernhard zum<br />

Ausdruck brachte. Dabei benutzt sie einen sarkastischen, provokanten Stil, der von ihren Gegnern<br />

(„Nestbeschmutzer“-Diskussion), aber auch von ihr selbst mitunter als obszön, blasphemisch,<br />

vulgär oder höhnisch beschrieben wird.<br />

Seit Jahren tobt eine heftige Kontroverse zwischen denen, die durch ihre Texte und auch ihre<br />

öffentlich kundgetane politische Meinung bis hin zur Schmähung und Aggressivität provoziert<br />

werden, und jenen, die sie als Sprachkünstlerin feiern.<br />

Zitat aus: Die Kinder der Toten, Reinbek (1997), S. 35:<br />

Ja, die Natur mit ihren Nackenschlägen. Wenn man nicht genug geübt hat, ihrer Witterung zu<br />

entspringen, dann sind Autos mit Blaulicht hinter einem her. Der Natur werden wirs jetzt<br />

einmal zeigen! Edgar nimmt heute nicht das Mountainbike, er nimmt das Rollbrett. Im<br />

Sommer ist man leider eingeschränkt, was die Geräte betrifft, die einen ertragen können.<br />

Dafür ertragen einen, hat man sich erst ausgezogen, Menschen, die sich selber fast ganz<br />

ausgezogen haben. Manche vermögen in andere einzudringen, aber besonders weit kommen<br />

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Leben<br />

<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

sie dabei nicht. Edgar kam hierher, lachte, tanzte und glitt dahin, für einen Verstorbenen gar<br />

nicht schlecht. Zieht er heute die zerfetzten Jeans an oder die andere Hose, die Haut<br />

vortäuscht, wo doch schon der Mensch anfängt? Aha, die Radlerhose zieht er an, eigentlich<br />

ist das ein Trägervereinstrikot, auf dem prompt große Ziffern, farbige Streifen, bunte Symbole<br />

und scharfgeschliffene Blicke auf und ab spazieren und immer wieder abgleiten auf diesem<br />

hügeligen Hang aus Helanca, sie gleiten und wirbeln wie Schneeflocken, diese Blicke, aber<br />

sie müssen nach unten und auf ihre Glut aufpassen, die sie hegen, damit sie nicht ausgeht,<br />

und das auch noch ohne uns.<br />

<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> wird am 20. Oktober 1946 in Mürzzuschlag geboren. Ihre Mutter Olga, geb.<br />

Buchner, stammt aus dem Wiener Großbürgertum und erhält die Familie längere Zeit durch ihre<br />

Tätigkeit als Buchhalterin. Ihr Vater Friedrich <strong>Jelinek</strong> war Chemiker und jüdisch-tschechischer<br />

Abstammung. Sein „kriegsdienlicher“ Beruf bewahrte ihn vor Verfolgung unter dem NS-Regime;<br />

ihm wird ein Arbeitsplatz in der Rüstungsindustrie zugewiesen. Friedrich <strong>Jelinek</strong> erkrankt während<br />

der 50er Jahre psychisch; während der sechziger Jahre lebt er in zunehmend verwirrtem Zustand<br />

zuhause. Er stirbt 1972 in einer psychiatrischen Klinik in völliger geistiger Umnachtung.<br />

Um <strong>Jelinek</strong>s Erziehung kümmert sich die Mutter. <strong>Jelinek</strong> kommt in einen katholischen<br />

Kindergarten und danach in eine Klosterschule, die sie als äußerst restriktiv empfindet (Essay „In<br />

die Schule gehen ist wie in den Tod gehen“). Ihr auffälliger Bewegungsdrang bringt sie auf Anraten<br />

der Nonnen in die Kinderpsychiatrie, obwohl ihr Verhalten aus medizinischer Sicht im Bereich der<br />

Norm bleibt. Abgesehen davon plant die Mutter die Karriere ihrer Tochter als musikalisches<br />

Wunderkind, und <strong>Jelinek</strong> erhält bereits in der Volksschule Klavier-, Gitarre-, Flöten-, Geigen- und<br />

Bratschenunterricht. Mit 13 wird sie ins Konservatorium der Stadt Wien aufgenommen und studiert<br />

dort Orgel, Klavier, Blockflöte und später auch Komposition. Parallel dazu absolviert sie die<br />

Mittelschulausbildung an einem öffentlich-rechtlichen Gymnasium.<br />

In der Tradition der Wiener Gruppe führt <strong>Jelinek</strong> für sich die Kleinschreibung ein.<br />

Nach der Matura erfolgt der erste psychische Zusammenbruch; sie belegt jedoch für einige<br />

Semester Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft an der Universität Wien, bis sie 1967 das<br />

Studium durch Angstzustände gezwungen abbricht und ein Jahr lang zu Hause in völliger Isolation<br />

verbringt. Während dieser Zeit beginnt sie zu schreiben; ihre ersten Gedichte werden in<br />

Zeitschriften und kleinen Verlagen gedruckt. Im gleichen Jahr erscheint ihr Gedichtband Lisas<br />

Schatten. Der erste Roman bukolit (1968) bleibt allerdings bis 1979 unveröffentlicht. Nach dem<br />

Tod ihres Vaters beginnt sie sich zu erholen; sie engagiert sich im Umfeld der 68er-Bewegung und<br />

lebt für einige Monate in einer linken Wohngemeinschaft u.a. mit Robert Schindel.<br />

1971 schließt sie die Orgelprüfung am Konservatorium bei Leopold Marksteiner ab. Maßgeblich für<br />

ihr weiteres literarisches Schaffen ist in dieser Zeit die Auseinandersetzung mit den Theorien von<br />

Roland Barthes, welche sie in dem Essay die endlose unschuldigkeit verarbeitet. 1972 lebt sie mit<br />

Gert Loschütz in Berlin, kehrt im Jahr darauf aber wieder nach Wien zurück. 1974 tritt sie der KPÖ<br />

bei und engagiert sich beim Wahlkampf sowie bei Kulturveranstaltungen, wie z.B. im Rahmen der<br />

AutorInnenlesungen unter dem Titel Linkes Wort beim Volksstimmefest. Im selben Jahr heiratet sie<br />

Gottfried Hüngsberg. Dieser schreibt zu dieser Zeit Filmmusik für Rainer Werner Fassbinder, ist<br />

jedoch seit Mitte der 70er als Informatiker in München tätig.<br />

Seit der Heirat lebt <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> abwechselnd in Wien und München. Der literarische<br />

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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

Durchbruch gelingt ihr 1975 mit dem Roman die liebhaberinnen, der marxistisch-feministischen<br />

Karikatur eines Heimatromans. Vor allem in den 70ern entstehen zahlreiche Hörspiele; Anfang der<br />

80er erscheinen die Ausgesperrten als Hörspiel, Roman und schließlich auch als Film mit Paulus<br />

Manker.<br />

Der erste große Skandal um <strong>Jelinek</strong> wird 1983 durch die Uraufführung von Burgtheater<br />

heraufbeschworen. Das Drama setzt sich mit der mangelhaften NS-Vergangenheitsbewältigung in<br />

Österreich auseinander, mit der Vergangenheit der Schauspielerin Paula Wessely im Mittelpunkt. In<br />

der öffentlichen Wahrnehmung erscheint der Text jedoch reduziert auf persönliche Anspielungen<br />

auf damalige prominente Mitläufer/innen. <strong>Jelinek</strong>s Ruf als Nestbeschmutzerin beginnt sich zu<br />

festigen. Im gleichen Jahr erscheint der Roman Die Klavierspielerin. In den Rezensionen überwiegt<br />

jedoch die biographische Deutung; die Auseinandersetzung mit dem Text tritt in den Hintergrund.<br />

Das nächste aufsehenerregende und das bestverkaufte Werk ist Lust. <strong>Jelinek</strong>s Auseinandersetzung<br />

mit der feministischen Pornografiedebatte der 80er Jahre wird im Vorfeld als „weiblicher Porno“<br />

vermarktet; die Kritiken bewegen sich am Text und am Thema vorbei.<br />

1991 tritt <strong>Jelinek</strong>, mit den beiden Vorsitzenden Susanne Sohn und Walter Silbermayer, wieder aus<br />

der KPÖ aus.<br />

Nachdem das Theaterstück Raststätte eine ähnliche Rezeption wie Lust erfährt und nach<br />

persönlichen Angriffen auf die Autorin auf Wahlplakaten der Wiener FPÖ 1995 gibt <strong>Jelinek</strong> ihren<br />

Rückzug aus der österreichischen Öffentlichkeit bekannt und erlässt ein Aufführungsverbot ihrer<br />

Stücke für die Staatstheater.<br />

Die Rückkehr ans Burgtheater dauert pro Nachmittag/Abend ganze sechs Stunden: 1998 inszeniert<br />

Einar Schleef Ein Sportstück. Das zweite Aufführungsverbot folgt jedoch 2000 bei der schwarzblauen<br />

Regierungsbildung in Österreich. Andere Texte <strong>Jelinek</strong>s nehmen konkret auf die aktuelle<br />

Tagespolitik Bezug; bei einer regierungskritischen Kundgebung wird Das Lebewohl. Ein Haider-<br />

Monolog verlesen. Die im selben Jahr entstandene Textmontage Ich liebe Österreich kritisiert den<br />

Umgang mit Asylwerbern. Nach dem Theaterboykott kommt 2003 Das Werk am Akademietheater<br />

des Burgtheaters in der Regie von Nicolas Stemann zur Uraufführung. Die Inszenierung wird zum<br />

Berliner Theatertreffen eingeladen und gewinnt den Mülheimer Dramatikerpreis. Ebenfalls 2003<br />

inszeniert Christoph Schlingensief am Burgtheater Bambiland. Im selben Jahr hat Olga Neuwirths<br />

Musiktheater „Lost Highway“ Premiere; das Libretto stammt von <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. 2004 wird in<br />

Wien das <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>-Forschungszentrum gegründet, eine Dokumentations-, Informations- und<br />

Kommunikationsstelle zur Autorin, die ihren Sitz am Institut für Germanistik der Universität Wien<br />

hat. 2005 findet im Wiener Burgtheater die Uraufführung von Babel statt, einer monumentalen<br />

Meditation über den Irakkrieg und den Folterskandal in Abu Ghraib, wieder in der Regie von<br />

Nicolas Stemann, der im Herbst 2006 auch das neueste und vorerst letzte Stück <strong>Jelinek</strong>s Ulrike<br />

Maria Stuart inszenieren wird.<br />

Auszeichnungen und Preise<br />

• 1969 Preis des Lyrikwettbewerbs der Österreichischen Hochschülerschaft<br />

• 1969 Preise der 20. Österreichischen Jugendkulturwoche Innsbruck für Lyrik und Prosa für<br />

Aus einem Illustriertenroman, dem unveröffentlichten Manuskript von wir sind lockvögel<br />

baby!.<br />

• 1972/1973 Österreichisches Staatsstipendium für Literatur<br />

• 1978 Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim<br />

• 1979 Drehbuchförderung des Bundesministers des Innern für das Exposé zum Drehbuch<br />

7 / 12 recherchiert von Maria E. Ohrfandl www.visualmia.net.ms im Nov.2006


<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

Die Ausgesperrten (Projektförderung)<br />

• 1983 Würdigungspreis für Literatur des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst<br />

(Österreich)<br />

• 1986 Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln<br />

• 1987 Literaturpreis des Landes Steiermark<br />

• 1989 Preis der Stadt Wien (Literatur)<br />

• 1994 Walter Hasenclever-Preis der Stadt Aachen<br />

• 1994 Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum<br />

• 1996 Bremer Literaturpreis für den Roman Die Kinder der Toten<br />

• 1998 Georg-Büchner-Preis<br />

• 2000 manuskripte-Preis des Landes Steiermark<br />

• 2002 Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung<br />

• 2002 Mülheimer Dramatikerpreis für Macht Nichts<br />

• 2002 Heinrich-Heine-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf<br />

• 2003 Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreis des Pfalztheaters Kaiserslautern für das<br />

dramatische Gesamtwerk<br />

• 2004 Lessing-Preis für Kritik<br />

• 2004 Mülheimer Dramatikerpreis für Das Werk<br />

• 2004 Stig Dagerman-Preis der Stig Dagermangesellschaft (Schweden)<br />

• 2004 Hörspielpreis der Kriegsblinden<br />

• 2004 Franz-Kafka-Literaturpreis (Prag/Tschechische Republik)<br />

• 2004 Nobelpreis für Literatur (Stockholm/Schweden)<br />

• 2006 André-Gide-Preis für die französische Übersetzung von Die Kinder der Toten durch<br />

Olivier Le Lay. Paris: Seuil. Der Preis gilt sowohl der Übersetzung als auch dem Werk, das<br />

dem Verständnis des anderssprachigen Kulturkreises dient.<br />

Werke<br />

Romane<br />

• bukolit. hörroman; Wien 1979 (entstanden 1968)<br />

• wir sind lockvögel baby!; Reinbek 1970<br />

• Michael. Ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft; Reinbek 1972<br />

• Die Liebhaberinnen; Reinbek 1975<br />

• Die Ausgesperrten; Reinbek 1980<br />

• Die Klavierspielerin;<br />

Reinbek 1983<br />

• Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr; Reinbek 1985<br />

• Lust; Reinbek 1989<br />

• Die Kinder der Toten; Reinbek 1995<br />

• Gier Reinbek 2000.- Franz.: Avidité Trad. de l'allemand par Claire de Oliveira, 2003 ISBN<br />

202050071X (TB 2006)<br />

Dramen<br />

• Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte; 1977<br />

• Clara S.; 1981<br />

• Krankheit oder Moderne Frauen; 1987<br />

8 / 12 recherchiert von Maria E. Ohrfandl www.visualmia.net.ms im Nov.2006


Lyrik<br />

• Burgtheater; 1985<br />

• Präsident Abendwind; 1987<br />

• Wolken.Heim; 1988<br />

• Totenauberg; 1991<br />

• Raststätte; 1994<br />

• Stecken, Stab und Stangl<br />

• Ein Sportstück;<br />

1998<br />

; 1996<br />

• er nicht als er; 1998<br />

• Das Lebewohl; 2000<br />

• In den Alpen; 2002<br />

• Das Werk;<br />

2003<br />

• Prinzessinnendramen (Der Tod und das Mädchen I - V)<br />

• Bambiland;<br />

2003<br />

• Babel; 2005<br />

• Ulrike Maria Stuart;<br />

2006<br />

• Lisas Schatten; 1967<br />

Übersetzungen<br />

<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

• Die Enden der Parabel, Roman von Thomas Pynchon; 1976<br />

• Herrenjagd, Drama von Georges Feydeau; 1983<br />

• Floh im Ohr, Drama von Georges Feydeau; 1986<br />

• Der Gockel, Drama von Georges Feydeau; 1986<br />

• Die Affaire Rue de Lourcine, Drama von Eugène Labiche; 1988<br />

• Die Dame vom Maxim, Drama von Georges Feydeau; 1990<br />

• Der Jude von Malta, Drama von Christopher Marlowe; 2001<br />

• Ernst ist das Leben (Bunbury) - The Importance of Being Earnest, Drama von Oscar Wilde;<br />

2004, Übersetzung zusammen mit Karin Rausch<br />

• Der ideale Gatte, Drama von Oscar Wilde; in Arbeit<br />

• Lyrik und Kurzgeschichten (latein-)amerikanischer Autoren und Autorinnen<br />

Drehbücher<br />

• Die Ausgesperrten (zusammen mit Franz Novotny), 1982<br />

• Malina (nach dem Roman von Ingeborg Bachmann, zusammen mit Werner Schroeter), 1990<br />

• Die Blutgräfin (zusammen mit Ulrike Ottinger), 2000<br />

Verfilmungen<br />

• Die Ausgesperrten mit Rudolf Wessely. Regie: Franz Novotny. (1982)<br />

• Die Klavierspielerin mit Isabelle Huppert. Regie: Michael Haneke. (2001)<br />

Hörspiele<br />

• Jackie (BR 2003, Regie: Karl Bruckmaier), (Hörspielpreis der Kriegsblinden)<br />

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CDs<br />

<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

• er nicht als er (BR 1998, Regie: Ulrich Gerhardt)<br />

• Todesraten (mit Olga Neuwirth, BR 1997, Regie: Olga Neuwirth)<br />

• Stecken, Stab und Stangl (ORF/BR/NDR 1996, Bearbeitung und Regie: Hans Gerd<br />

Krogmann)<br />

• Präsident Abendwind (BR 1992, Regie: Hans Gerd Krogmann)<br />

• Wolken.Heim (HR/BR/SFB 1992, Regie: Peer Raben)<br />

• Burgteatta (BR/ORF 1991, Bearbeitung und Regie: Hans Gerd Krogmann)<br />

• Die Klavierspielerin (SWF 1988, Bearbeitung und Regie: Patricia Jünger)<br />

• Erziehung eines Vampirs (SDR/NDR/BR 1986, Regie: Otto Düben)<br />

• Frauenliebe - Männerleben (SWF/HR 1982, Regie: Hans Gerd Krogmann)<br />

• Die Ausgesperrten (SDR/BR/Radio Bremen 1979, Regie: Hartmut Kirste)<br />

• Die Jubilarin (BR 1978, Regie: Alexander Malachovsky)<br />

• Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaft<br />

(SDR/HR/Radio Bremen 1979, Regie: Otto Düben)<br />

• Jelka. Familienserie in acht Folgen (SWF 1977, Regie: Peter Michel Ladiges)<br />

• Porträt einer verfilmten Landschaft (SDR 1977, Regie Hartmut Kirste)<br />

• Die Bienenkönige (SDR/Rias Berlin 1976, Regie: Hartmut Kirste)<br />

• Untergang eines Tauchers (SDR 1973, Regie: Otto Düben)<br />

• wenn die sonne sinkt, ist für manche schon büroschluß (SDR/BR 1972, Regie Otto Düben)<br />

• Wien West (NDR/WDR 1972, Regie: Otto Düben)<br />

• <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> kocht Kaffee - Das Interview, von Elisabeth Scharang (<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> in<br />

einem Gespräch mit Elisabeth Scharang. Aufgezeichnet für Radio FM4.) (ORF-CD 716)<br />

Literatur<br />

• Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. 2., erweiterte Auflage. Edition Text +<br />

Kritik, München 1999, ISBN 3-88377-611-4<br />

• Daniela Bartens (Hrsg.): <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Die internationale Rezeption. Literaturverlag<br />

Droschl, Graz und Wien 1997, ISBN 3-85420-452-3<br />

• Eva M. F. Glenk: Die Funktion der Sprichwörter im Text. Ein linguistische Untersuchung<br />

anhand von Texten aus <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>s Werken. Edition Präsens, Wien 2000, ISBN 3-<br />

7069-0031-9 (ursprünglich Dissertation an der Universität von São Paulo)<br />

• Christa Gürtler (Hrsg.): Gegen den schönen Schein. Texte zu <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Verlag Neue<br />

Kritik, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-8015-0235-X<br />

• Yasmin Hoffmann: <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Sprach- und Kulturkritik im Erzählwerk. Westdeutscher<br />

Verlag, Opladen u. a. 1999, ISBN 3-531-13268-7<br />

• Pia Janke u. a.: Die Nestbeschmutzerin. <strong>Jelinek</strong> & Österreich. Jung und Jung, Salzburg<br />

2002, ISBN 3-902144-41-6<br />

• Pia Janke u. a.: Werkverzeichnis <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Edition Praesens, Wien 2004, ISBN 3-<br />

7069-0212-5<br />

• Pia Janke u. a.: Literaturnobelpreis <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Praesens Verlag, Wien 2005, ISBN 3-<br />

7069-0314-8<br />

• Marlies Janz: <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Metzler, Stuttgart 1995, ISBN 3-476-10286-6<br />

• Stephanie Kratz: Undichte Dichtungen. Texttheater und Theaterlektüren bei <strong>Elfriede</strong><br />

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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

<strong>Jelinek</strong>. Dissertation, Universität Köln 1999 (Volltext)<br />

• Verena Mayer, Roland Koberg: <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Ein Porträt. Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN<br />

3-498-03529-0<br />

• 'Die Übersetzung schmiegt sich an das Original wie das Lamm an den Wolf.' <strong>Elfriede</strong><br />

<strong>Jelinek</strong> im Gespräch mit Claudia Augustin. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte<br />

der deutschen Literatur (=IASL), Bd. 29, 2/2004. Von Norbert Bachleitner, Christian<br />

Begemann, Walter Erhart, Gangolf Hübiger (alle Hrsg.). Niemeyer, Tübingen, 2004. ISSN<br />

0340-4528<br />

Weblinks<br />

• <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>: Neue deutsche Dramatik. Seite des Goethe-Instituts<br />

• Literatur von und über <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek<br />

• <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>s Homepage mit ausführlichem Werkverzeichnis<br />

• <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>-Forschungszentrum<br />

• Stücke <strong>Jelinek</strong>s im Spielplan deutschsprachiger Bühnen<br />

• ub.fu-berlin.de<br />

Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin<br />

• „Ich bin die Liebesmüllabfuhr“ , Profil, Nr. 42, 2006, Interview<br />

Nobelpreis<br />

• „Der Nobelpreis an <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>“ (private Seite aus München)<br />

• Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 2004 für <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> (englisch)<br />

und Biografie (deutsch)<br />

• Nobelpreisrede von <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>,<br />

nobelprize.org<br />

• „Der Nobelpreisskandal“ , FAZ, 12. Oktober 2005, Nr. 237, S. 39, Rücktritt eines<br />

Nobelpreisjurors und seine Kritik an <strong>Jelinek</strong> und am Nobelpreiskomitee<br />

Glosse Feuilleton<br />

Der Nobelpreisskandal<br />

11. Oktober 2005<br />

Eines der achtzehn Mitglieder der Schwedischen Akademie, die morgen den nächsten Nobelpreis<br />

für Literatur vergeben werden, hat seine Mitgliedschaft niedergelegt mit der Begründung, der Preis<br />

an <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> im Vorjahr habe "den Wert der Auszeichnung auf absehbare Zeit zerstört". Der<br />

zweiundachtzig Jahre alte Schriftsteller Knut Ahnlund hatte ohnehin nicht mehr an den<br />

Beratungen mitgewirkt, hat jetzt aber seine Mitgliedschaft förmlich beendet: wiewohl die<br />

Mitglieder, meist Autoren und Professoren, auf Lebenszeit gewählt sind und ihr Amt nach dem<br />

Selbstverständnis der Akademie nicht selbst niederlegen können. Knut Ahnlund war 1983 in die<br />

Akademie gewählt worden. Schon zuvor hatte der Hochschullehrer für nordische Sprachen ihr als<br />

Berater gedient. Er rügte schon bei anderer Gelegenheit, daß sie ihre Beratungen und<br />

Abstimmungen fünfzig Jahre lang geheimhält. Ihre Schweigepflicht sei lächerlich. Ahnlund hatte<br />

seine Mitarbeit 1996 eingestellt nach einem Streit mit dem damaligen Sekretär der Akademie, dem<br />

er selbstherrliches Handeln vorwarf. Zwei weitere Stühle blieben seit 1989 leer, als zwei<br />

Schriftsteller dagegen protestierten, daß die Akademie zum Fall Rushdie schwieg. Kritiker<br />

werfen der 1786 gegründeten Akademie vor, sie setze bei der Berufung ihrer Mitglieder auf<br />

"Mittelmaß". Im Ausland sind drei bekannt, die Schriftsteller Torgny Lindgren und Per<br />

11 / 12 recherchiert von Maria E. Ohrfandl www.visualmia.net.ms im Nov.2006


<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />

Wästberg sowie der Sekretär Horace Engdahl. Die Akademie mit Sitz am schönsten Platz der<br />

Stockholmer Altstadt oberhalb des Nobelmuseums - dort finden auch die Lesungen des Preisträgers<br />

statt - vergibt neben dem 1901 erstmals verliehenen Literaturnobelpreis weitere Preise etwa für<br />

Sprachpflege und für schwedische Autoren. Zudem gibt sie ein Schwedisches Wörterbuch heraus,<br />

ein Jahrbuch, die Literaturzeitschrift "Artes" sowie eine preiswerte Serie schwedischer Klassiker. In<br />

einem Beitrag für das "Svenska Dagbladet" erhob Ahnlund gestern den Vorwurf, daß nur ein<br />

Bruchteil der Akademiemitglieder ein Buch <strong>Jelinek</strong>s gelesen habe, der er eine "monomane<br />

und einspurige Autorschaft" mit "parasitärem Charakter" vorhält. Ihr Werk sei eine<br />

"Textmasse ohne eine Spur künstlerischer Struktur", aber voll "lustloser<br />

Gewaltpornographie". Menschenschilderungen außer der Beschreibung des Körpers fehlten. Der<br />

Umfang ihres OEuvres stehe in "verheerendem" Kontrast zum Fehlen von Ideen oder<br />

Visionen - auf Hunderten von Seiten werde nichts gesagt. Seit der Verleihung vor knapp<br />

einem Jahr sei die "Rakete in einem verwirrten Kulturumfeld in Europa verdampft". Wen er<br />

auch frage, niemand habe <strong>Jelinek</strong> gelesen - meist sei die Reaktion Schweigen, Unlust, Ausflüchte.<br />

Ahnlund spottet über eine "überrumpelte und immer opportunistischere literarische Welt", die die<br />

Preisträgerin ahnungslos gepriesen habe. Diese Haltung breite sich auch bei anderen Preisen -<br />

benannt nach Heinrich Böll, Georg Büchner, Stig Dagerman - aus und in vielen Massenmedien mit<br />

ihrer Hervorhebung von Reality-Seifenopern. Wo die offizielle Preisbegründung bei <strong>Jelinek</strong> den<br />

"musikalischen Fluß ihrer Stimmen" rühmte, vernimmt der Oberkritiker nur trockene Kakophonie.<br />

Zumindest einmal seit Beginn seiner Politik des leeren Stuhls, die nun im Austrittsbegehren<br />

gipfelte, nahm Ahnlund an den Sitzungen teil: bei der Einführung des Historikers Peter Englund in<br />

die Akademie 2002, die er zu billigen schien. Der Akademiesekretär Engdahl nannte Ahnlunds<br />

Artikel gestern eine "Pseudoneuheit". In der Tat war die Behauptung, durch Mode-Ideologie<br />

und Opportunismus habe die Akademie den Nobelpreis für die absehbare Zukunft zerstört,<br />

schon seit 1997 in der Welt - seit der Preisvergabe an Dario Fo. vL.<br />

Text: F.A.Z., 12.10.2005, Nr. 237 / Seite 39<br />

Aktuelles von <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>s Website: www.elfriedejelinek.com<br />

Die Leere öffnen<br />

(für, über Jossi Wieler)<br />

Ich habe eigentlich keine Veranlassung, woanders zu leben als daheim, wo die<br />

Menschenwurfgeräte stehen, aber da sind Regisseure und Schauspieler, und die wollen alle<br />

aufs Spielfeld einlaufen und mit sich selber werfen. Dort eingehen wollen sie nicht. Was habe<br />

ich ihnen schon zu bieten? Eine eigene Wurftechnik? Am Ende liegen doch nur immer ihre<br />

Körper dort unten. Ich kann sie leider nicht schonen. Zuerst muß ich ihnen die Sachen<br />

bezeichnen, mit denen sie auf der Bühne zum Wurf kommen sollen. Bis sie nichts mehr haben<br />

und eben: sich selbst als Einsatz geben müssen. Und sie setzen alles ein, sich selbst und<br />

meine Worte, die sie oben draufhauen (wer braucht schon meine Worte?), eine reine Zugabe,<br />

die verhindern soll zu suggerieren, daß die Wesen auf der Bühne verschieden sind, denn mit<br />

der Verschiedenheit von Personen arbeite ich grundsätzlich nicht...(..)<br />

aus: Für das Buchprojekt "Ensemblekunst - der Regisseur Jossi Wieler", im Alexander-Verlag<br />

24.11.2006<br />

Es scheint, als ob die ganze „Kunst“ (?) nichts anderes ist, als dass einer über den anderen<br />

„urteilt“, kritisiert, bemängelt.... so gesehen... ist SIE – die so genannte Kunst – ein Abbild der<br />

Unzulänglichkeit und Abgründigkeit der Menschen...<br />

„Am End` ist alles Asche...! Viel Lärm um NICHTS!“<br />

12 / 12 recherchiert von Maria E. Ohrfandl www.visualmia.net.ms im Nov.2006

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