Elfriede Jelinek
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Elfriede Jelinek
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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
The Nobel Prize in Literature 2004<br />
Biobibliographische Notiz<br />
<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> wurde am 20. Oktober 1946 in Mürzzuschlag, Steiermark geboren. Ihr Vater war<br />
tschechisch-jüdischer Herkunft und überlebte den Holocaust da er als Chemiker mit<br />
kriegswichtigen Forschungsaufgaben betraut war. Die Mutter stammte aus einer wohlhabenden<br />
Familie in Wien, wo <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> aufwuchs und zur Schule ging. Sie erhielt frühzeitig<br />
Musikunterricht (Klavier, Orgel, Blockflöte) und studierte am Wiener Konservatorium auch<br />
Kompositionslehre. Nach ihrer Matura am Albertsgymnasium im Jahre 1964 studierte sie<br />
Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien, während sie gleichzeitig<br />
Musikstudien fortsetzte. 1971 legte sie ihr Examen als Organistin am Konservatorium ab.<br />
Schon früh begann <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>, Lyrik zu schreiben. Sie debutierte 1967 mit der<br />
Gedichtsammlung Lisas Schatten. Nachdem sie mit der Studentenbewegung in Verbindung<br />
gekommen war, schlug ihr Schreiben eine gesellschaftskritische Richtung ein. 1970 entstand der<br />
satirische Roman wir sind lockvögel baby!. Er trägt ähnlich wie der folgende Roman Michael. Ein<br />
Jugendbuch für die Infantilgesellschaft (1972) den Charakter einer sprachlichen<br />
Widerstandshandlung, die gegen die Unterhaltungskultur und ihre verlogenen Vorstellungen von<br />
einem guten Leben gerichtet ist.<br />
Nach einigen Jahren in Berlin und Rom anfangs der frühen Siebziger heiratete <strong>Jelinek</strong> 1974<br />
Gottfried Hüngsberg und lebte danach abwechselnd in Wien und München. Das deutschsprachige<br />
literarisch interessierte Publikum eroberte sie mit den Romanen Die Liebhaberinnen (1974), Die<br />
Ausgesperrten (1980) und dem vor autobiographischem Hintergrund verfaßten Die Klavierspielerin<br />
(1983), der 2001 von Michael Haneke zu einem stark beachteten Film umgestaltet wurde. Diese<br />
Romane stellen im Rahmen ihrer Problematik jeder für sich eine Welt ohne Gnade dar, in der der<br />
Leser mit einer festgefahrenen Ordnung von Gewalt und Unterwerfung, Jäger und Beute<br />
konfrontiert wird. <strong>Jelinek</strong> zeigt, wie die Klischees der Unterhaltungsindustrie ihren Einzug in das<br />
Bewußtsein der Menschen halten und ihren Widerstand gegen klassenbedingte Ungerechtigkeit und<br />
geschlechtliche Unterdrückung lähmen. In Lust (1989) überführt <strong>Jelinek</strong> ihre Gesellschaftsanalyse<br />
in grundlegende Zivilisationskritik, wenn sie die sexuelle Gewalt gegen Frauen als Grundmuster<br />
unserer Kultur beschreibt. Diese Linie findet in einem scheinbar aufgelockerten Ton in Gier. Ein<br />
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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
Unterhaltungsroman (2000), einer Studie über kaltblütige männliche Machtausübung, ihre<br />
Fortsetzung. <strong>Jelinek</strong> hat mit leidenschaftlicher Wut Österreich gegeisselt, das sie in dem<br />
phantasmagorischen Roman Die Kinder der Toten (1995) als Totenreich darstellt. In ihrer Heimat<br />
ist sie sehr kontroversiell. Zu den Voraussetzungen ihres schriftstellerischen Schaffens gehört eine<br />
lange österreichische Tradition sprachlich weit fortgeschrittener Gesellschaftskritik mit Vorgängern<br />
wie Johann Nepomuk Nestroy, Karl Kraus, Ödön von Horváth, Elias Canetti, Thomas Bernhard und<br />
der Wiener Gruppe.<br />
Das Genre der Texte <strong>Jelinek</strong>s ist oft schwer zu bestimmen. Sie schweben zwischen Prosa und<br />
Poesie, Beschwörung und Hymne, sie enthalten Theaterszenen und filmische Sequenzen. Der<br />
Schwerpunkt ihrer schriftstellerischen Tätigkeit hat sich indessen von der Romankunst zur<br />
Dramatik verlagert. Ihr erstes Hörspiel wenn die sonne sinkt ist für manche schon büroschluß wurde<br />
1974 sehr positiv aufgenommen. Seither hat sie eine große Anzahl Texte für Radio und Theater<br />
geschrieben, in denen sie nach und nach den klassischen Dialog zugunsten einer Art mehrstimmiger<br />
Monologe aufgegeben hat, die nicht dazu dienen, Rollen abzugrenzen, sondern dazu, die Stimmen<br />
auf verschiedenen Ebenen der Psyche und der Geschichte sich gleichzeitig vernehmen zu lassen.<br />
Was sie in den Stücken der letzten Jahre auf die Bühne stellt – Totenauberg, Raststätte,Wolken.<br />
Heim, Ein Sportstück, In den Alpen, Das Werk und anderen – sind keine Charaktere, sondern<br />
„Sprachflächen“, die einander konfrontieren. Das bisher letzte publizierte dramatische Werk<br />
<strong>Jelinek</strong>s, die sogenannten „Prinzessinnen-Dramen“ (Der Tod und das Mädchen I–V, 2003), variiert<br />
ein Grundthema der schriftstellerischen Tätigkeit, das Unvermögen der Frau voll und ganz in einer<br />
Welt zum Leben zu gelangen, in der sie von stereotypen Bildern verdeckt wird.<br />
<strong>Jelinek</strong> ist auch als Übersetzerin tätig gewesen (Thomas Pynchon, Georges Feydeau, Eugène<br />
Labiche, Christopher Marlowe) und hat Film-Drehbücher und ein Opernlibretto verfaßt.<br />
Gleichzeitig mit ihrer belletristischen Tätigkeit hat sie sich als unerschrockene<br />
Gesellschaftskritikerin einen Namen gemacht, die auf ihrer Homepage ständig bereit ist,<br />
brennendheiße Themen zu kommentieren.<br />
Literaturpreise und Auszeichnungen: Lyrik- und Prosapreis der österreichischen<br />
Jugendkulturwoche (1969), Lyrikpreis der österreichischen Hochschulschülerschaft (1969),<br />
Österreichisches Staatsstipendium für Literatur (1972), Roswitha-Gedenkmedaille der Stadt Bad<br />
Gandersheim (1978), Drehbuchpreis des Innenministeriums der BRD (1979), Würdigungspreis des<br />
Bundesministeriums für Unterricht und Kunst (1983), Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln (1986),<br />
Literaturpreis des Landes Steiermark (1987), Würdigungspreis der Stadt Wien für Literatur (1989),<br />
Walter-Hasenclever-Preis der Stadt Aachen (1994), Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum (1994),<br />
Bremer Literaturpreis (1996), Georg-Büchner-Preis (1998), Theaterpreis Berlin (2002), Heinrich-<br />
Heine-Preis, Düsseldorf (2002), Mülheimer Dramatikerpreis (2002, 2004), Else-Lasker-Schüler-<br />
Preis (für ihr dramatisches Gesamtwerk), Mainz (2003), Lessing-Preis für Kritik, Wolfenbüttel<br />
(2004) , Stig Dagerman-Preis, Älvkarleby (2004), Hörspielpreis der Kriegsblinden, Berlin (2004).<br />
Werke auf deutsch<br />
Lisas Schatten : [Gedichte]. – München : Relief-Verlag Eilers, 1967. – (Der Viergroschenbogen;<br />
76)<br />
wir sind lockvögel baby! : [Roman]. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1970<br />
Michael : ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1972<br />
Die Liebhaberinnen : [Roman]. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1975<br />
bukolit : hörroman. – Wien : Rhombus-Verlag, 1979<br />
Die Ausgesperrten : [Roman]. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1980<br />
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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
ende : gedichte von 1966 - 1968. – Schwifting : Schwiftinger Galerie-Verlag, 1980<br />
Die endlose Unschuldigkeit : Prosa, Hörspiel, Essay. – Schwifting : Schwiftinger Galerie-Verlag,<br />
1980<br />
Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften. – Wien :<br />
Sessler, 1980<br />
Die Klavierspielerin : Roman. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1983<br />
Theaterstücke / hrsg. und mit ein Nachwort von Ute Nyssen. – Köln : Prometh-Verlag, 1984<br />
Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr : Prosa. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1985<br />
Krankheit oder moderne Frauen. – Köln : Prometh-Verlag, 1987<br />
Lust : [Roman]. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1989<br />
Wolken. Heim. – Göttingen : Steidl, 1990<br />
Isabelle Huppert in Malina : ein Filmbuch / nach dem Roman von Ingeborg Bachmann. –<br />
Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1991<br />
Totenauberg : ein Stück. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1991<br />
Theaterstücke / hrsg. von Ute Nyssen, Regine Friedrich. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1992<br />
Die Kinder der Toten : Roman. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1995<br />
Sturm und Zwang : Schreiben als Geschlechterkampf / <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>, Jutta Heinrich, Adolf-Ernst<br />
Meyer. – Hamburg : Klein, 1995<br />
Stecken, Stab und Stangl : Raststätte [und andere] neue Theaterstücke. – Reinbek bei Hamburg :<br />
Rowohlt, 1997<br />
Ein Sportstück. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1998<br />
er nicht als er : (zu, mit Robert Walser) : ein Stück. – Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1998<br />
Macht nichts : eine kleine Trilogie des Todes. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt-Taschenbuch-<br />
Verlag, 1999<br />
Gier : ein Unterhaltungsroman. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 2000<br />
Das Lebewohl : 3 kl. Dramen. – Berlin : Berlin-Verlag, 2000<br />
In den Alpen : drei Dramen. – Berlin : Berlin-Verlag, 2002<br />
Der Tod und das Mädchen I-V : Prinzessinnendramen. – Berlin : Berliner Taschenbuch-Verlag,<br />
2003<br />
Bambiland ; Babel : zwei Theatertexte. - Reinbek bei Hamburg : Rowolht, 2004*<br />
Werke auf englisch<br />
The Piano Teacher : a Novel / translated from the German by Joachim Neugroschel. – New York :<br />
Weidenfeld & Nicolson, 1988. – Translation of Die Klavierspielerin<br />
Wonderful, Wonderful Times : [novel] / translated by Michael Hulse. – London : Serpent's Tail,<br />
1990. – Translation of Die Ausgesperrten<br />
Lust : [novel] / translated by Michael Hulse. – London : Serpent's Tail, 1992. – Translation of Lust<br />
Women as Lovers : [novel] / translated by Martin Chalmers. – London : Serpent's Tail, 1994. –<br />
Translation of Die Liebhaberinnen<br />
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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
Werke auf französisch<br />
La pianiste : [roman] / traduit de l'allemand par Y. Hoffmann et M. Litaize. – Nîmes : J. Chambon,<br />
1988. – Traduction de: Die Klavierspielerin<br />
Les exclus : [roman] / traduit de l'allemand par Y. Hoffmann et M. Litaize. – Nîmes : J. Chambon,<br />
1989. – Traduction de: Die Ausgesperrten<br />
Lust : [roman] / traduit de l'allemand par Yasmin Hoffmann et Maryvonne Litaize ; suivi d'un<br />
entretien avec <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. – Nîmes : J. Chambon, 1991. – Traduction de: Lust<br />
Les amantes : [roman] / traduit de l'allemand par Yasmin Hoffmann et Maryvonne Litaize. – Nîmes<br />
: J. Chambon, 1992. – Traduction de: Die Liebhaberinnen<br />
Ce qui arriva quand Nora quitta son mari / traduit de l'allemand par Louis-Charles Sirjacq. – Paris<br />
: l'Arche, 1993. – Traduction de: Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder<br />
Stützen der Gesellschaften<br />
Méfions-nous de la nature sauvage : [prose] / traduit de l'allemand par Yasmin Hoffmann et<br />
Maryvonne Litaize. – Nîmes : J. Chambon, 1995. – Traduction de: Oh, Wildnis, Oh, Schutz vor ihr<br />
Désir & permis de conduire : recueil / [traduit de l'allemand par Yasmin Hoffmann, Maryvonne<br />
Litaize et Louis-Charles Sirjacq]. – Paris : l'Arche, 1999<br />
Maladie ou Femmes modernes: comme une pièce / traduit de l'allemand par Patrick Démerin et<br />
Dieter Hornig. – Paris : l'Arche, 2001. – Traduction de: Krankheit oder Moderne Frauen<br />
Avidité : roman / traduit de l'allemand par Claire de Oliveira. – Paris : Seuil, 2003. – Traduction de:<br />
Gier<br />
Werke auf schwedisch<br />
Pianolärarinnan : [roman] / översättning: Margaretha Holmqvist. – Stockholm : Trevi, 1986. –<br />
Originaltitel: Die Klavierspielerin<br />
Lust : [roman] / översättning: Margaretha Holmqvist. – Stockholm : Trevi, 1990. – Originaltitel:<br />
Lust<br />
De utestängda : [roman] / översättning: Eva Liljegren. – Stockholm : Trevi, 1992. – Originaltitel:<br />
Die Ausgesperrten<br />
Girighet / övers: Aimée Delblanc. - Stockholm : Forum, 2005 (okt.). - Originaltitel: Gier*<br />
Literatur<br />
<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> : Framed by Language / edited by Jorun B. Johns and Katherine Arens. –<br />
Riverside, Calif. : Ariadne Press, 1994<br />
Fiddler, Allyson, Rewriting Reality : an Introduction to <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. – Oxford : Berg, 1994<br />
Janz, Marlies, <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. – Stuttgart : Metzler, 1995<br />
Szczepaniak, Monika, Dekonstruktion des Mythos in ausgewählten Prosawerken von <strong>Elfriede</strong><br />
<strong>Jelinek</strong>. – Frankfurt am Main : Lang, 1998<br />
Vis, Veronika, Darstellung und Manifestation von Weiblichkeit in der Prosa <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>s. –<br />
Frankfurt am Main : Lang, 1998<br />
Strobel, Heidi, Gewalt von Jugendlichen als Symptom gesellschaftlicher Krisen : literarische<br />
Gewaltdarstellungen in <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>s "Die Ausgesperrten" und in ausgewählten<br />
Jugendromanen der neunziger Jahre. – Frankfurt am Main : Lang, 1998<br />
Hoffmann, Yasmin, <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> : Sprach- und Kulturkritik im Erzählwerk. – Opladen :<br />
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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
Westdeutscher Verlag, 1999<br />
Die Nestbeschmutzerin : <strong>Jelinek</strong> & Österreich / Pia Janke (Hrsg.). – Salzburg ; Wien : Jung und<br />
Jung, cop. 2002<br />
Heberger, Alexandra, Der Mythos Mann in ausgewählten Prosawerken von <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. –<br />
Osnabrück : Der Andere Verlag, 2002<br />
Janke, Pia, Werkverzeichnis <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. - Wien : Edition Praesens, 2004*<br />
Johanning, Antje, KörperStücke : der Körper als Medium in den Theaterstücken <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>s.<br />
- Dresden : Thelem, 2004*<br />
Die Schwedische Akademie<br />
<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie<br />
<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> (* 20. Oktober 1946 in<br />
Mürzzuschlag/Steiermark) ist eine österreichische<br />
Schriftstellerin, die in Wien und München lebt. Im Jahr 2004<br />
erhielt sie den Literaturnobelpreis für „den musikalischen Fluss<br />
von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die<br />
mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und<br />
zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen“.<br />
Vorbemerkung<br />
<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> schreibt mit einem Zorn gegen Missstände (von ihr bevorzugt geschrieben:<br />
Mißstände, denn sie verabscheut die Rechtschreibreform von 1996) im öffentlichen, politischen<br />
aber auch im privaten Leben der österreichischen Gesellschaft, wie ihn auch Thomas Bernhard zum<br />
Ausdruck brachte. Dabei benutzt sie einen sarkastischen, provokanten Stil, der von ihren Gegnern<br />
(„Nestbeschmutzer“-Diskussion), aber auch von ihr selbst mitunter als obszön, blasphemisch,<br />
vulgär oder höhnisch beschrieben wird.<br />
Seit Jahren tobt eine heftige Kontroverse zwischen denen, die durch ihre Texte und auch ihre<br />
öffentlich kundgetane politische Meinung bis hin zur Schmähung und Aggressivität provoziert<br />
werden, und jenen, die sie als Sprachkünstlerin feiern.<br />
Zitat aus: Die Kinder der Toten, Reinbek (1997), S. 35:<br />
Ja, die Natur mit ihren Nackenschlägen. Wenn man nicht genug geübt hat, ihrer Witterung zu<br />
entspringen, dann sind Autos mit Blaulicht hinter einem her. Der Natur werden wirs jetzt<br />
einmal zeigen! Edgar nimmt heute nicht das Mountainbike, er nimmt das Rollbrett. Im<br />
Sommer ist man leider eingeschränkt, was die Geräte betrifft, die einen ertragen können.<br />
Dafür ertragen einen, hat man sich erst ausgezogen, Menschen, die sich selber fast ganz<br />
ausgezogen haben. Manche vermögen in andere einzudringen, aber besonders weit kommen<br />
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Leben<br />
<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
sie dabei nicht. Edgar kam hierher, lachte, tanzte und glitt dahin, für einen Verstorbenen gar<br />
nicht schlecht. Zieht er heute die zerfetzten Jeans an oder die andere Hose, die Haut<br />
vortäuscht, wo doch schon der Mensch anfängt? Aha, die Radlerhose zieht er an, eigentlich<br />
ist das ein Trägervereinstrikot, auf dem prompt große Ziffern, farbige Streifen, bunte Symbole<br />
und scharfgeschliffene Blicke auf und ab spazieren und immer wieder abgleiten auf diesem<br />
hügeligen Hang aus Helanca, sie gleiten und wirbeln wie Schneeflocken, diese Blicke, aber<br />
sie müssen nach unten und auf ihre Glut aufpassen, die sie hegen, damit sie nicht ausgeht,<br />
und das auch noch ohne uns.<br />
<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> wird am 20. Oktober 1946 in Mürzzuschlag geboren. Ihre Mutter Olga, geb.<br />
Buchner, stammt aus dem Wiener Großbürgertum und erhält die Familie längere Zeit durch ihre<br />
Tätigkeit als Buchhalterin. Ihr Vater Friedrich <strong>Jelinek</strong> war Chemiker und jüdisch-tschechischer<br />
Abstammung. Sein „kriegsdienlicher“ Beruf bewahrte ihn vor Verfolgung unter dem NS-Regime;<br />
ihm wird ein Arbeitsplatz in der Rüstungsindustrie zugewiesen. Friedrich <strong>Jelinek</strong> erkrankt während<br />
der 50er Jahre psychisch; während der sechziger Jahre lebt er in zunehmend verwirrtem Zustand<br />
zuhause. Er stirbt 1972 in einer psychiatrischen Klinik in völliger geistiger Umnachtung.<br />
Um <strong>Jelinek</strong>s Erziehung kümmert sich die Mutter. <strong>Jelinek</strong> kommt in einen katholischen<br />
Kindergarten und danach in eine Klosterschule, die sie als äußerst restriktiv empfindet (Essay „In<br />
die Schule gehen ist wie in den Tod gehen“). Ihr auffälliger Bewegungsdrang bringt sie auf Anraten<br />
der Nonnen in die Kinderpsychiatrie, obwohl ihr Verhalten aus medizinischer Sicht im Bereich der<br />
Norm bleibt. Abgesehen davon plant die Mutter die Karriere ihrer Tochter als musikalisches<br />
Wunderkind, und <strong>Jelinek</strong> erhält bereits in der Volksschule Klavier-, Gitarre-, Flöten-, Geigen- und<br />
Bratschenunterricht. Mit 13 wird sie ins Konservatorium der Stadt Wien aufgenommen und studiert<br />
dort Orgel, Klavier, Blockflöte und später auch Komposition. Parallel dazu absolviert sie die<br />
Mittelschulausbildung an einem öffentlich-rechtlichen Gymnasium.<br />
In der Tradition der Wiener Gruppe führt <strong>Jelinek</strong> für sich die Kleinschreibung ein.<br />
Nach der Matura erfolgt der erste psychische Zusammenbruch; sie belegt jedoch für einige<br />
Semester Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft an der Universität Wien, bis sie 1967 das<br />
Studium durch Angstzustände gezwungen abbricht und ein Jahr lang zu Hause in völliger Isolation<br />
verbringt. Während dieser Zeit beginnt sie zu schreiben; ihre ersten Gedichte werden in<br />
Zeitschriften und kleinen Verlagen gedruckt. Im gleichen Jahr erscheint ihr Gedichtband Lisas<br />
Schatten. Der erste Roman bukolit (1968) bleibt allerdings bis 1979 unveröffentlicht. Nach dem<br />
Tod ihres Vaters beginnt sie sich zu erholen; sie engagiert sich im Umfeld der 68er-Bewegung und<br />
lebt für einige Monate in einer linken Wohngemeinschaft u.a. mit Robert Schindel.<br />
1971 schließt sie die Orgelprüfung am Konservatorium bei Leopold Marksteiner ab. Maßgeblich für<br />
ihr weiteres literarisches Schaffen ist in dieser Zeit die Auseinandersetzung mit den Theorien von<br />
Roland Barthes, welche sie in dem Essay die endlose unschuldigkeit verarbeitet. 1972 lebt sie mit<br />
Gert Loschütz in Berlin, kehrt im Jahr darauf aber wieder nach Wien zurück. 1974 tritt sie der KPÖ<br />
bei und engagiert sich beim Wahlkampf sowie bei Kulturveranstaltungen, wie z.B. im Rahmen der<br />
AutorInnenlesungen unter dem Titel Linkes Wort beim Volksstimmefest. Im selben Jahr heiratet sie<br />
Gottfried Hüngsberg. Dieser schreibt zu dieser Zeit Filmmusik für Rainer Werner Fassbinder, ist<br />
jedoch seit Mitte der 70er als Informatiker in München tätig.<br />
Seit der Heirat lebt <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> abwechselnd in Wien und München. Der literarische<br />
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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
Durchbruch gelingt ihr 1975 mit dem Roman die liebhaberinnen, der marxistisch-feministischen<br />
Karikatur eines Heimatromans. Vor allem in den 70ern entstehen zahlreiche Hörspiele; Anfang der<br />
80er erscheinen die Ausgesperrten als Hörspiel, Roman und schließlich auch als Film mit Paulus<br />
Manker.<br />
Der erste große Skandal um <strong>Jelinek</strong> wird 1983 durch die Uraufführung von Burgtheater<br />
heraufbeschworen. Das Drama setzt sich mit der mangelhaften NS-Vergangenheitsbewältigung in<br />
Österreich auseinander, mit der Vergangenheit der Schauspielerin Paula Wessely im Mittelpunkt. In<br />
der öffentlichen Wahrnehmung erscheint der Text jedoch reduziert auf persönliche Anspielungen<br />
auf damalige prominente Mitläufer/innen. <strong>Jelinek</strong>s Ruf als Nestbeschmutzerin beginnt sich zu<br />
festigen. Im gleichen Jahr erscheint der Roman Die Klavierspielerin. In den Rezensionen überwiegt<br />
jedoch die biographische Deutung; die Auseinandersetzung mit dem Text tritt in den Hintergrund.<br />
Das nächste aufsehenerregende und das bestverkaufte Werk ist Lust. <strong>Jelinek</strong>s Auseinandersetzung<br />
mit der feministischen Pornografiedebatte der 80er Jahre wird im Vorfeld als „weiblicher Porno“<br />
vermarktet; die Kritiken bewegen sich am Text und am Thema vorbei.<br />
1991 tritt <strong>Jelinek</strong>, mit den beiden Vorsitzenden Susanne Sohn und Walter Silbermayer, wieder aus<br />
der KPÖ aus.<br />
Nachdem das Theaterstück Raststätte eine ähnliche Rezeption wie Lust erfährt und nach<br />
persönlichen Angriffen auf die Autorin auf Wahlplakaten der Wiener FPÖ 1995 gibt <strong>Jelinek</strong> ihren<br />
Rückzug aus der österreichischen Öffentlichkeit bekannt und erlässt ein Aufführungsverbot ihrer<br />
Stücke für die Staatstheater.<br />
Die Rückkehr ans Burgtheater dauert pro Nachmittag/Abend ganze sechs Stunden: 1998 inszeniert<br />
Einar Schleef Ein Sportstück. Das zweite Aufführungsverbot folgt jedoch 2000 bei der schwarzblauen<br />
Regierungsbildung in Österreich. Andere Texte <strong>Jelinek</strong>s nehmen konkret auf die aktuelle<br />
Tagespolitik Bezug; bei einer regierungskritischen Kundgebung wird Das Lebewohl. Ein Haider-<br />
Monolog verlesen. Die im selben Jahr entstandene Textmontage Ich liebe Österreich kritisiert den<br />
Umgang mit Asylwerbern. Nach dem Theaterboykott kommt 2003 Das Werk am Akademietheater<br />
des Burgtheaters in der Regie von Nicolas Stemann zur Uraufführung. Die Inszenierung wird zum<br />
Berliner Theatertreffen eingeladen und gewinnt den Mülheimer Dramatikerpreis. Ebenfalls 2003<br />
inszeniert Christoph Schlingensief am Burgtheater Bambiland. Im selben Jahr hat Olga Neuwirths<br />
Musiktheater „Lost Highway“ Premiere; das Libretto stammt von <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. 2004 wird in<br />
Wien das <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>-Forschungszentrum gegründet, eine Dokumentations-, Informations- und<br />
Kommunikationsstelle zur Autorin, die ihren Sitz am Institut für Germanistik der Universität Wien<br />
hat. 2005 findet im Wiener Burgtheater die Uraufführung von Babel statt, einer monumentalen<br />
Meditation über den Irakkrieg und den Folterskandal in Abu Ghraib, wieder in der Regie von<br />
Nicolas Stemann, der im Herbst 2006 auch das neueste und vorerst letzte Stück <strong>Jelinek</strong>s Ulrike<br />
Maria Stuart inszenieren wird.<br />
Auszeichnungen und Preise<br />
• 1969 Preis des Lyrikwettbewerbs der Österreichischen Hochschülerschaft<br />
• 1969 Preise der 20. Österreichischen Jugendkulturwoche Innsbruck für Lyrik und Prosa für<br />
Aus einem Illustriertenroman, dem unveröffentlichten Manuskript von wir sind lockvögel<br />
baby!.<br />
• 1972/1973 Österreichisches Staatsstipendium für Literatur<br />
• 1978 Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim<br />
• 1979 Drehbuchförderung des Bundesministers des Innern für das Exposé zum Drehbuch<br />
7 / 12 recherchiert von Maria E. Ohrfandl www.visualmia.net.ms im Nov.2006
<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
Die Ausgesperrten (Projektförderung)<br />
• 1983 Würdigungspreis für Literatur des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst<br />
(Österreich)<br />
• 1986 Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln<br />
• 1987 Literaturpreis des Landes Steiermark<br />
• 1989 Preis der Stadt Wien (Literatur)<br />
• 1994 Walter Hasenclever-Preis der Stadt Aachen<br />
• 1994 Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum<br />
• 1996 Bremer Literaturpreis für den Roman Die Kinder der Toten<br />
• 1998 Georg-Büchner-Preis<br />
• 2000 manuskripte-Preis des Landes Steiermark<br />
• 2002 Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung<br />
• 2002 Mülheimer Dramatikerpreis für Macht Nichts<br />
• 2002 Heinrich-Heine-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf<br />
• 2003 Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreis des Pfalztheaters Kaiserslautern für das<br />
dramatische Gesamtwerk<br />
• 2004 Lessing-Preis für Kritik<br />
• 2004 Mülheimer Dramatikerpreis für Das Werk<br />
• 2004 Stig Dagerman-Preis der Stig Dagermangesellschaft (Schweden)<br />
• 2004 Hörspielpreis der Kriegsblinden<br />
• 2004 Franz-Kafka-Literaturpreis (Prag/Tschechische Republik)<br />
• 2004 Nobelpreis für Literatur (Stockholm/Schweden)<br />
• 2006 André-Gide-Preis für die französische Übersetzung von Die Kinder der Toten durch<br />
Olivier Le Lay. Paris: Seuil. Der Preis gilt sowohl der Übersetzung als auch dem Werk, das<br />
dem Verständnis des anderssprachigen Kulturkreises dient.<br />
Werke<br />
Romane<br />
• bukolit. hörroman; Wien 1979 (entstanden 1968)<br />
• wir sind lockvögel baby!; Reinbek 1970<br />
• Michael. Ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft; Reinbek 1972<br />
• Die Liebhaberinnen; Reinbek 1975<br />
• Die Ausgesperrten; Reinbek 1980<br />
• Die Klavierspielerin;<br />
Reinbek 1983<br />
• Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr; Reinbek 1985<br />
• Lust; Reinbek 1989<br />
• Die Kinder der Toten; Reinbek 1995<br />
• Gier Reinbek 2000.- Franz.: Avidité Trad. de l'allemand par Claire de Oliveira, 2003 ISBN<br />
202050071X (TB 2006)<br />
Dramen<br />
• Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte; 1977<br />
• Clara S.; 1981<br />
• Krankheit oder Moderne Frauen; 1987<br />
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Lyrik<br />
• Burgtheater; 1985<br />
• Präsident Abendwind; 1987<br />
• Wolken.Heim; 1988<br />
• Totenauberg; 1991<br />
• Raststätte; 1994<br />
• Stecken, Stab und Stangl<br />
• Ein Sportstück;<br />
1998<br />
; 1996<br />
• er nicht als er; 1998<br />
• Das Lebewohl; 2000<br />
• In den Alpen; 2002<br />
• Das Werk;<br />
2003<br />
• Prinzessinnendramen (Der Tod und das Mädchen I - V)<br />
• Bambiland;<br />
2003<br />
• Babel; 2005<br />
• Ulrike Maria Stuart;<br />
2006<br />
• Lisas Schatten; 1967<br />
Übersetzungen<br />
<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
• Die Enden der Parabel, Roman von Thomas Pynchon; 1976<br />
• Herrenjagd, Drama von Georges Feydeau; 1983<br />
• Floh im Ohr, Drama von Georges Feydeau; 1986<br />
• Der Gockel, Drama von Georges Feydeau; 1986<br />
• Die Affaire Rue de Lourcine, Drama von Eugène Labiche; 1988<br />
• Die Dame vom Maxim, Drama von Georges Feydeau; 1990<br />
• Der Jude von Malta, Drama von Christopher Marlowe; 2001<br />
• Ernst ist das Leben (Bunbury) - The Importance of Being Earnest, Drama von Oscar Wilde;<br />
2004, Übersetzung zusammen mit Karin Rausch<br />
• Der ideale Gatte, Drama von Oscar Wilde; in Arbeit<br />
• Lyrik und Kurzgeschichten (latein-)amerikanischer Autoren und Autorinnen<br />
Drehbücher<br />
• Die Ausgesperrten (zusammen mit Franz Novotny), 1982<br />
• Malina (nach dem Roman von Ingeborg Bachmann, zusammen mit Werner Schroeter), 1990<br />
• Die Blutgräfin (zusammen mit Ulrike Ottinger), 2000<br />
Verfilmungen<br />
• Die Ausgesperrten mit Rudolf Wessely. Regie: Franz Novotny. (1982)<br />
• Die Klavierspielerin mit Isabelle Huppert. Regie: Michael Haneke. (2001)<br />
Hörspiele<br />
• Jackie (BR 2003, Regie: Karl Bruckmaier), (Hörspielpreis der Kriegsblinden)<br />
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CDs<br />
<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
• er nicht als er (BR 1998, Regie: Ulrich Gerhardt)<br />
• Todesraten (mit Olga Neuwirth, BR 1997, Regie: Olga Neuwirth)<br />
• Stecken, Stab und Stangl (ORF/BR/NDR 1996, Bearbeitung und Regie: Hans Gerd<br />
Krogmann)<br />
• Präsident Abendwind (BR 1992, Regie: Hans Gerd Krogmann)<br />
• Wolken.Heim (HR/BR/SFB 1992, Regie: Peer Raben)<br />
• Burgteatta (BR/ORF 1991, Bearbeitung und Regie: Hans Gerd Krogmann)<br />
• Die Klavierspielerin (SWF 1988, Bearbeitung und Regie: Patricia Jünger)<br />
• Erziehung eines Vampirs (SDR/NDR/BR 1986, Regie: Otto Düben)<br />
• Frauenliebe - Männerleben (SWF/HR 1982, Regie: Hans Gerd Krogmann)<br />
• Die Ausgesperrten (SDR/BR/Radio Bremen 1979, Regie: Hartmut Kirste)<br />
• Die Jubilarin (BR 1978, Regie: Alexander Malachovsky)<br />
• Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaft<br />
(SDR/HR/Radio Bremen 1979, Regie: Otto Düben)<br />
• Jelka. Familienserie in acht Folgen (SWF 1977, Regie: Peter Michel Ladiges)<br />
• Porträt einer verfilmten Landschaft (SDR 1977, Regie Hartmut Kirste)<br />
• Die Bienenkönige (SDR/Rias Berlin 1976, Regie: Hartmut Kirste)<br />
• Untergang eines Tauchers (SDR 1973, Regie: Otto Düben)<br />
• wenn die sonne sinkt, ist für manche schon büroschluß (SDR/BR 1972, Regie Otto Düben)<br />
• Wien West (NDR/WDR 1972, Regie: Otto Düben)<br />
• <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> kocht Kaffee - Das Interview, von Elisabeth Scharang (<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> in<br />
einem Gespräch mit Elisabeth Scharang. Aufgezeichnet für Radio FM4.) (ORF-CD 716)<br />
Literatur<br />
• Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. 2., erweiterte Auflage. Edition Text +<br />
Kritik, München 1999, ISBN 3-88377-611-4<br />
• Daniela Bartens (Hrsg.): <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Die internationale Rezeption. Literaturverlag<br />
Droschl, Graz und Wien 1997, ISBN 3-85420-452-3<br />
• Eva M. F. Glenk: Die Funktion der Sprichwörter im Text. Ein linguistische Untersuchung<br />
anhand von Texten aus <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>s Werken. Edition Präsens, Wien 2000, ISBN 3-<br />
7069-0031-9 (ursprünglich Dissertation an der Universität von São Paulo)<br />
• Christa Gürtler (Hrsg.): Gegen den schönen Schein. Texte zu <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Verlag Neue<br />
Kritik, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-8015-0235-X<br />
• Yasmin Hoffmann: <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Sprach- und Kulturkritik im Erzählwerk. Westdeutscher<br />
Verlag, Opladen u. a. 1999, ISBN 3-531-13268-7<br />
• Pia Janke u. a.: Die Nestbeschmutzerin. <strong>Jelinek</strong> & Österreich. Jung und Jung, Salzburg<br />
2002, ISBN 3-902144-41-6<br />
• Pia Janke u. a.: Werkverzeichnis <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Edition Praesens, Wien 2004, ISBN 3-<br />
7069-0212-5<br />
• Pia Janke u. a.: Literaturnobelpreis <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Praesens Verlag, Wien 2005, ISBN 3-<br />
7069-0314-8<br />
• Marlies Janz: <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Metzler, Stuttgart 1995, ISBN 3-476-10286-6<br />
• Stephanie Kratz: Undichte Dichtungen. Texttheater und Theaterlektüren bei <strong>Elfriede</strong><br />
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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
<strong>Jelinek</strong>. Dissertation, Universität Köln 1999 (Volltext)<br />
• Verena Mayer, Roland Koberg: <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>. Ein Porträt. Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN<br />
3-498-03529-0<br />
• 'Die Übersetzung schmiegt sich an das Original wie das Lamm an den Wolf.' <strong>Elfriede</strong><br />
<strong>Jelinek</strong> im Gespräch mit Claudia Augustin. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte<br />
der deutschen Literatur (=IASL), Bd. 29, 2/2004. Von Norbert Bachleitner, Christian<br />
Begemann, Walter Erhart, Gangolf Hübiger (alle Hrsg.). Niemeyer, Tübingen, 2004. ISSN<br />
0340-4528<br />
Weblinks<br />
• <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>: Neue deutsche Dramatik. Seite des Goethe-Instituts<br />
• Literatur von und über <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek<br />
• <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>s Homepage mit ausführlichem Werkverzeichnis<br />
• <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>-Forschungszentrum<br />
• Stücke <strong>Jelinek</strong>s im Spielplan deutschsprachiger Bühnen<br />
• ub.fu-berlin.de<br />
Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin<br />
• „Ich bin die Liebesmüllabfuhr“ , Profil, Nr. 42, 2006, Interview<br />
Nobelpreis<br />
• „Der Nobelpreis an <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>“ (private Seite aus München)<br />
• Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 2004 für <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> (englisch)<br />
und Biografie (deutsch)<br />
• Nobelpreisrede von <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>,<br />
nobelprize.org<br />
• „Der Nobelpreisskandal“ , FAZ, 12. Oktober 2005, Nr. 237, S. 39, Rücktritt eines<br />
Nobelpreisjurors und seine Kritik an <strong>Jelinek</strong> und am Nobelpreiskomitee<br />
Glosse Feuilleton<br />
Der Nobelpreisskandal<br />
11. Oktober 2005<br />
Eines der achtzehn Mitglieder der Schwedischen Akademie, die morgen den nächsten Nobelpreis<br />
für Literatur vergeben werden, hat seine Mitgliedschaft niedergelegt mit der Begründung, der Preis<br />
an <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong> im Vorjahr habe "den Wert der Auszeichnung auf absehbare Zeit zerstört". Der<br />
zweiundachtzig Jahre alte Schriftsteller Knut Ahnlund hatte ohnehin nicht mehr an den<br />
Beratungen mitgewirkt, hat jetzt aber seine Mitgliedschaft förmlich beendet: wiewohl die<br />
Mitglieder, meist Autoren und Professoren, auf Lebenszeit gewählt sind und ihr Amt nach dem<br />
Selbstverständnis der Akademie nicht selbst niederlegen können. Knut Ahnlund war 1983 in die<br />
Akademie gewählt worden. Schon zuvor hatte der Hochschullehrer für nordische Sprachen ihr als<br />
Berater gedient. Er rügte schon bei anderer Gelegenheit, daß sie ihre Beratungen und<br />
Abstimmungen fünfzig Jahre lang geheimhält. Ihre Schweigepflicht sei lächerlich. Ahnlund hatte<br />
seine Mitarbeit 1996 eingestellt nach einem Streit mit dem damaligen Sekretär der Akademie, dem<br />
er selbstherrliches Handeln vorwarf. Zwei weitere Stühle blieben seit 1989 leer, als zwei<br />
Schriftsteller dagegen protestierten, daß die Akademie zum Fall Rushdie schwieg. Kritiker<br />
werfen der 1786 gegründeten Akademie vor, sie setze bei der Berufung ihrer Mitglieder auf<br />
"Mittelmaß". Im Ausland sind drei bekannt, die Schriftsteller Torgny Lindgren und Per<br />
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<strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong><br />
Wästberg sowie der Sekretär Horace Engdahl. Die Akademie mit Sitz am schönsten Platz der<br />
Stockholmer Altstadt oberhalb des Nobelmuseums - dort finden auch die Lesungen des Preisträgers<br />
statt - vergibt neben dem 1901 erstmals verliehenen Literaturnobelpreis weitere Preise etwa für<br />
Sprachpflege und für schwedische Autoren. Zudem gibt sie ein Schwedisches Wörterbuch heraus,<br />
ein Jahrbuch, die Literaturzeitschrift "Artes" sowie eine preiswerte Serie schwedischer Klassiker. In<br />
einem Beitrag für das "Svenska Dagbladet" erhob Ahnlund gestern den Vorwurf, daß nur ein<br />
Bruchteil der Akademiemitglieder ein Buch <strong>Jelinek</strong>s gelesen habe, der er eine "monomane<br />
und einspurige Autorschaft" mit "parasitärem Charakter" vorhält. Ihr Werk sei eine<br />
"Textmasse ohne eine Spur künstlerischer Struktur", aber voll "lustloser<br />
Gewaltpornographie". Menschenschilderungen außer der Beschreibung des Körpers fehlten. Der<br />
Umfang ihres OEuvres stehe in "verheerendem" Kontrast zum Fehlen von Ideen oder<br />
Visionen - auf Hunderten von Seiten werde nichts gesagt. Seit der Verleihung vor knapp<br />
einem Jahr sei die "Rakete in einem verwirrten Kulturumfeld in Europa verdampft". Wen er<br />
auch frage, niemand habe <strong>Jelinek</strong> gelesen - meist sei die Reaktion Schweigen, Unlust, Ausflüchte.<br />
Ahnlund spottet über eine "überrumpelte und immer opportunistischere literarische Welt", die die<br />
Preisträgerin ahnungslos gepriesen habe. Diese Haltung breite sich auch bei anderen Preisen -<br />
benannt nach Heinrich Böll, Georg Büchner, Stig Dagerman - aus und in vielen Massenmedien mit<br />
ihrer Hervorhebung von Reality-Seifenopern. Wo die offizielle Preisbegründung bei <strong>Jelinek</strong> den<br />
"musikalischen Fluß ihrer Stimmen" rühmte, vernimmt der Oberkritiker nur trockene Kakophonie.<br />
Zumindest einmal seit Beginn seiner Politik des leeren Stuhls, die nun im Austrittsbegehren<br />
gipfelte, nahm Ahnlund an den Sitzungen teil: bei der Einführung des Historikers Peter Englund in<br />
die Akademie 2002, die er zu billigen schien. Der Akademiesekretär Engdahl nannte Ahnlunds<br />
Artikel gestern eine "Pseudoneuheit". In der Tat war die Behauptung, durch Mode-Ideologie<br />
und Opportunismus habe die Akademie den Nobelpreis für die absehbare Zukunft zerstört,<br />
schon seit 1997 in der Welt - seit der Preisvergabe an Dario Fo. vL.<br />
Text: F.A.Z., 12.10.2005, Nr. 237 / Seite 39<br />
Aktuelles von <strong>Elfriede</strong> <strong>Jelinek</strong>s Website: www.elfriedejelinek.com<br />
Die Leere öffnen<br />
(für, über Jossi Wieler)<br />
Ich habe eigentlich keine Veranlassung, woanders zu leben als daheim, wo die<br />
Menschenwurfgeräte stehen, aber da sind Regisseure und Schauspieler, und die wollen alle<br />
aufs Spielfeld einlaufen und mit sich selber werfen. Dort eingehen wollen sie nicht. Was habe<br />
ich ihnen schon zu bieten? Eine eigene Wurftechnik? Am Ende liegen doch nur immer ihre<br />
Körper dort unten. Ich kann sie leider nicht schonen. Zuerst muß ich ihnen die Sachen<br />
bezeichnen, mit denen sie auf der Bühne zum Wurf kommen sollen. Bis sie nichts mehr haben<br />
und eben: sich selbst als Einsatz geben müssen. Und sie setzen alles ein, sich selbst und<br />
meine Worte, die sie oben draufhauen (wer braucht schon meine Worte?), eine reine Zugabe,<br />
die verhindern soll zu suggerieren, daß die Wesen auf der Bühne verschieden sind, denn mit<br />
der Verschiedenheit von Personen arbeite ich grundsätzlich nicht...(..)<br />
aus: Für das Buchprojekt "Ensemblekunst - der Regisseur Jossi Wieler", im Alexander-Verlag<br />
24.11.2006<br />
Es scheint, als ob die ganze „Kunst“ (?) nichts anderes ist, als dass einer über den anderen<br />
„urteilt“, kritisiert, bemängelt.... so gesehen... ist SIE – die so genannte Kunst – ein Abbild der<br />
Unzulänglichkeit und Abgründigkeit der Menschen...<br />
„Am End` ist alles Asche...! Viel Lärm um NICHTS!“<br />
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