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Öfters seilspringen – schneller laufen Bei den schwierigeren

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SEILSPRINGEN KOORDINATION UND KRAFT FÜR LÄUFER<br />

Laufen an Ort<br />

Der römische Legionär Claudius Musculus<br />

rückte 50 v. Chr. aus, an <strong>den</strong><br />

Olympischen Spielen in Athen einen<br />

gol<strong>den</strong>en Ölzweig zu gewinnen. In <strong>den</strong><br />

Monaten vor <strong>den</strong> Spielen, im befestigten<br />

Römerlager Aquarium, stählte er seine prallen<br />

Wa<strong>den</strong> mit dem Springseil. 2053 Jahre<br />

später ist das Springseil im Leistungssport<br />

wieder von Bedeutung. Mit einem Umweg<br />

über <strong>den</strong> Gesundheitssport.<br />

Vor rund 30 Jahren propagierte die American<br />

Heart Association das Seilspringen<br />

als Präventiv-Sportart gegen Herzkrankheiten.<br />

Seilspringen, amerikanisiert «Rope<br />

Skipping», wurde trendy, statt Hanfseil gab<br />

es plötzlich Speed Rope, Beaded Rope und<br />

Double Dutch Rope. Das Speed Rope ist<br />

ein dünnes Seil, das sich in <strong>den</strong> Kunststoff-<br />

Griffen frei drehen kann. Für Show-Einlagen<br />

und weniger Geübte gibt es das schwerere<br />

Beaded Rope. Über das Nylonseil sind<br />

Kunsttoffröhrchen gestülpt. Das Double<br />

Dutch-Seil schliesslich ist ein speziell langes<br />

Seil, das zwei Personen schwingen und<br />

eine oder mehrere hüpfen im Seil. Man erinnert<br />

sich an die Schulzeit. Für das sportliche<br />

Seilspringen eignet sich insbesondere<br />

das Speed Rope.<br />

Mehr Kraft, weniger Verletzungen<br />

Nach <strong>den</strong> Gesundheitssportlern entdeckten<br />

bald auch die Läufer das Springseil.<br />

Leistungssportler bauen das Seilspringen<br />

oft in ihr Training ein. Als Kräftigungsübung<br />

und zur Laufschulung:<br />

40 FIT for LIFE Sonderheft Laufsport<br />

Seilspringen ist eine hervorragende Kräftigungs- und Koordinationsübung<br />

für Läufer, fördert Reaktivkraft genauso wie <strong>den</strong><br />

aktiven Laufstil. FIT for LIFE präsentiert zehn auf <strong>den</strong> Laufsport<br />

abgestimmte Übungen.<br />

VON SIMON JOLLER<br />

■ Seilspringen trainiert die Kraftausdauer,<br />

<strong>den</strong>n das Hüpfen an Ort ist intensiv. Das<br />

zeigt auch der Vergleich des Energieverbrauches.<br />

<strong>Bei</strong>m intensiven Seilhüpfen<br />

liegt er rund dreimal so hoch wie beim<br />

Laufen.<br />

■ Seilspringen fördert die Koordination<br />

verschie<strong>den</strong>er Muskelgruppen.<br />

Übungen wie das<br />

seitlich versetzte<br />

Springen (Skier)<br />

oder Springen mit<br />

Hüftdrehung (Twister)<br />

gehen über <strong>den</strong> Bewegungsablauf<br />

beim Geradeaus<strong>laufen</strong> hinaus.<br />

■ Seilspringen unterstützt die Vernetzung<br />

der bei<strong>den</strong> Hirnhälften. Sobald eine Bewegung<br />

über die Körpermitte hinaus geht<br />

(z.B. Criss Cross, Überkreuzen der Arme<br />

vor dem Körper), müssen die bei<strong>den</strong> Hirnhälften<br />

kommunizieren.<br />

■ Seilspringen kann die Knochendichte erhöhen.<br />

Die Beanspruchung des Skelettes<br />

macht dieses widerstandsfähiger.<br />

■ Seilspringen fördert <strong>den</strong> Gleichgewichtssinn.<br />

Viele Übungen kann man statt mit<br />

bei<strong>den</strong> auch auf einem <strong>Bei</strong>n machen.<br />

■ Seilspringen stimuliert <strong>den</strong> Kapsel-Band-<br />

Apparat und schützt so vor Verletzungen.<br />

Dass Seilspringen dem Laufen eng verwandt<br />

ist, zeigt der Vergleich der Fussarbeit.<br />

Wie beim aktiven Laufstil landet man<br />

auf dem Vorfuss, bremst mit der Muskulatur<br />

<strong>den</strong> Schlag ab und drückt über die Ze-<br />

hen wieder ab. Wer vor oder während des<br />

Trainings ein paar Minuten mit dem Springseil<br />

arbeitet, wird merken, dass ein solches<br />

Training für einen bewussten, effektiven<br />

Laufstil sensibilisiert. So macht man spielerisch<br />

Kräftigungsübungen und ein anschliessendes<br />

Umsetzen vom Bewegungsablauf<br />

an Ort in die Laufbewegung. Also genau<br />

das, was modernes Krafttraining für<br />

Ausdauersportler sein soll.<br />

Reaktivkraft für längere Schritte<br />

Noch positiver sieht es für das Springseil<br />

aus, wenn man die Belastung der Muskulatur<br />

betrachtet. Sie muss reaktiv arbeiten.<br />

Heisst: Zuerst muss die Muskulatur bremsen<br />

(exzentrische Bewegung), dann beschleunigen<br />

(konzentrische Bewegung).<br />

Für Läufer ist eine hohe Reaktivkraft von<br />

grosser Bedeutung. Sie verkürzt die Stütz-<br />

FOTOS: HANSPETER LÄSSER<br />

phase, der Abstoss wird kräftiger,<br />

die Schritte länger. Seilspringen<br />

ist eine einfache und für jedermann<br />

taugliche Form von Reaktivkraft-Training.<br />

Dass der römische Legionär Claudius<br />

Musculus trotz intensivem Seilspringen<br />

nicht auf einen gol<strong>den</strong>en Zweig kam, lag<br />

also weniger an seinem Training als vielmehr<br />

an der Schlauheit von Asterix und<br />

dem Zaubertrank von Miraculix. Musculus’<br />

Vater ist nämlich der Asterix-Zeichner<br />

René Goscinny. Wer nicht an Zaubertrank<br />

und Hinkelsteinträger glaubt, muss also<br />

auch die Existenz des Springseiles im Jahre<br />

50 v.Chr. nicht für bare Münze nehmen.<br />

Die positive Wirkung des Seilspringens für<br />

Läufer hingegen ist garantiert kein fauler<br />

Zauber.


SEILSPRINGEN KOORDINATION UND KRAFT FÜR LÄUFER<br />

Jog Step<br />

Man springt über das Seil an Ort: <strong>Bei</strong> jedem Seildurchgang<br />

wechselt das Sprungbein.<br />

Variationen: je zweimal rechts und links<br />

springen/sich vorwärts bewegen.<br />

Nutzen: Laufspezifische Kräftigung der <strong>Bei</strong>nmuskulatur,<br />

sensibilisiert für kräftiges Abdrücken<br />

über <strong>den</strong> Vorfuss sofort nach der Landung.<br />

42 FIT for LIFE Sonderheft Laufsport<br />

Criss Cross<br />

High Step<br />

Mit Standardsprüngen beginnen, dann die<br />

Arme vor dem Körper kreuzen. Abwechseln<br />

zwischen gekreuzten Armen und Standardhaltung.<br />

Variationen: Im Laufschritt, Wechsel-<br />

Rhythmus (gekreuzt <strong>–</strong> standard) ändern.<br />

Nutzen: Fördert <strong>den</strong> Austausch der bei<strong>den</strong><br />

Hirnhälften, da die Bewegung über die<br />

Körpermitte hinaus geht.<br />

Aus dem Standardspringen heraus das linke <strong>Bei</strong>n<br />

anheben, dann wieder ein beidbeiniger Sprung, dann<br />

rechtes <strong>Bei</strong>n heben, beidbeiniger Sprung, linkes<br />

<strong>Bei</strong>n heben usw.<br />

Variationen: Knieheben ohne beidbeinigen Zwischenhupf.<br />

Nutzen: Sensibilisiert für das «hohe Knie»<br />

(für längere Schritte und damit höheres Lauftempo).<br />

Vorübung High Step<br />

Das Seil auf Schulterbreite zusammenlegen<br />

und an <strong>den</strong> En<strong>den</strong> halten.<br />

Als würde man Seilspringen, Knie<br />

rechts und Knie links heben. Ist ein<br />

Knie hoch, berührt man es mit dem<br />

Seil, sind beide <strong>Bei</strong>ne gestreckt,<br />

sind die Arme in die Luft gestreckt.<br />

<strong>Öfters</strong> <strong>seilspringen</strong> <strong>–</strong> <strong>schneller</strong> <strong>laufen</strong><br />

Twister<br />

Die Hüfte beim Springen<br />

im Wechsel nach rechts und<br />

links ausdrehen.<br />

Variationen: Kombinieren<br />

mit Criss Cross.<br />

Nutzen: Fördert die Beweglichkeit<br />

und die Koordination<br />

der verschie<strong>den</strong>en <strong>Bei</strong>n-<br />

und Gesässmuskeln.<br />

Forward Straddle<br />

Abwechslungsweise mit linkem oder rechtem<br />

<strong>Bei</strong>n vorne in eine Schrittstellung springen.<br />

Variationen: Kombinieren mit Criss Cross.<br />

Nutzen: Kräftigung und Sensibilisierung für<br />

Vorfuss<strong>laufen</strong>.<br />

Skier<br />

Jeweils nur auf das äussere <strong>Bei</strong>n seitwärts springen.<br />

Variationen: <strong>Bei</strong>dbeinig nach rechts und links springen.<br />

Nutzen: Kräftigt die seitliche <strong>Bei</strong>nmuskulatur sowie <strong>den</strong> Band- und Kapselapparat.<br />

<strong>Bei</strong>des wird beim Kurven<strong>laufen</strong> oder im Gelände gefordert.<br />

Vorübung Skier<br />

Seil einmal zusammenlegen<br />

und gerade auf <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> legen.<br />

Rechts und links des Seiles<br />

springen, je nach Übungsform<br />

beid- oder einbeinig.<br />

<strong>Bei</strong> <strong>den</strong> <strong>schwierigeren</strong><br />

Übungen beginnen Sie mit <strong>den</strong><br />

einfachen Vorübungen, damit<br />

sich Körper und Hirn auf<br />

<strong>den</strong> neuen Bewegungsablauf<br />

einstellen können. Gehen<br />

Sie bei Schwierigkeiten zu<br />

der Vorübung zurück.<br />

Vorübung Forward Straddle<br />

Seil einmal zusammenlegen und in<br />

die bei<strong>den</strong> Schrittstellungen springen,<br />

das Seil bleibt dabei immer zwischen<br />

<strong>den</strong> Füssen.<br />

FIT for LIFE Sonderheft Laufsport 43


SEILSPRINGEN KOORDINATION UND KRAFT FÜR LÄUFER<br />

Easy Jump parallel<br />

Die einfachste Partnerübung:<br />

klassisches Seilspringen, nebeneinander.<br />

<strong>Bei</strong>de Partner schwingen<br />

synchron je mit einem Arm das Seil.<br />

Variationen: Tempoveränderungen/<br />

Übergang zu Jog Step/einbeinig/<br />

zwei Seilschwünge pro Sprung.<br />

Nutzen: Laufspezifische Kräftigung<br />

der <strong>Bei</strong>nmuskulatur.<br />

Gratis Handbuch<br />

Wer mehr Übungen für sich alleine,<br />

zu zweit oder in der Gruppe kennen<br />

lernen möchte, kann gratis das Rope<br />

Skipping Daumenkino bestellen.<br />

Bestellungen bitte mit frankiertem<br />

Antwortcouvert (C5) an:<br />

«feel your body gmbh»<br />

Oberlandstrasse 66<br />

8610 Uster<br />

info@feelyourbody.ch<br />

44 FIT for LIFE Sonderheft Laufsport<br />

Jog Step parallel<br />

Anordnung wie beim Easy Jump.<br />

Man springt, als ob man <strong>laufen</strong> würde:<br />

<strong>Bei</strong> jedem Seildurchgang wechselt<br />

man das <strong>Bei</strong>n.<br />

Variationen: Symmetrisch oder<br />

asymmetrisch springen.<br />

Nutzen: Laufspezifische, intensive<br />

Kräftigung der <strong>Bei</strong>nmuskulatur, sensibilisiert<br />

für kräftiges Abdrücken über <strong>den</strong><br />

Vorfuss sofort nach der Landung.<br />

Easy Jump frontal<br />

Die bei<strong>den</strong> Springen<strong>den</strong> stehen hintereinander.<br />

Die vordere Person schwingt das Seil, die hintere<br />

hält die vordere an der Hüfte (stabilisiert die<br />

Distanz zwischen <strong>den</strong> Springen<strong>den</strong>)<br />

Variationen: Statt der vorne stehen<strong>den</strong> schwingt<br />

die hinten stehende Person das Seil/Jog Step/<br />

einbeinig/zwei Seilschwünge pro Sprung.<br />

Nutzen: Laufspezifische Kräftigung der <strong>Bei</strong>nmuskulatur,<br />

Schulung der Koordination.<br />

Side Swing<br />

Die schwierige Partnerübung.<br />

<strong>Bei</strong>de springen gleichzeitig,<br />

aber jeweils nur eine Person<br />

hüpft durch das Seil. Nach<br />

jedem Sprung wechselt das<br />

Seil die Seite.<br />

Variationen: Nur die Person<br />

springt, bei der das Seil dreht.<br />

Nutzen: Laufspezifische<br />

Kräftigung der <strong>Bei</strong>nmuskulatur,<br />

Schulung der Koordination.<br />

Für die Partnerübungen eignet<br />

sich das Beaded Rope, da es<br />

etwas träger und formstabiler ist<br />

als das Speed Rope.

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