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Heft 3, 4 - LUGV - Land Brandenburg

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70 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005Gedankt sei hier auch Dr. L. Kalbe für dieMitarbeit bei der Überarbeitung der Texte zuden SPA-Gebieten von 1998 und Th. Heinickefür die Mitarbeit an den Tabellen.SummaryIn 2004 the government of the federal stateof <strong>Brandenburg</strong> in Germany decided to notify19 further Special Protection Areas (SPA)to the EU Commission. The obligation to notifyand conserve SPAs results from thecouncil directive of 2 April 1979 on the conservationof wild birds (79/409/EEC). In1997 the first notification of 12 SPAs in<strong>Brandenburg</strong> was realized with priorities onbreeding habitats of large bird species in extensivewoodland and lake areas and in riverplains. After aggregation of some areas<strong>Brandenburg</strong> has 27 SPAs today representingalso migratory birds, breeding birds ondry habitats and others. The presented numberof „Naturschutz und <strong>Land</strong>schaftspflegein <strong>Brandenburg</strong>“ contains descriptions of allSPAs.GLOSSAR UND ABKÜRZUNGSVERZEICHNISGlossarBirdLife Internationalinternationales Netzwerk der Vogelschutzorganisationen,früher Internationaler Rat fürVogelschutzCIRColor-Infrarot-Luftbildbefliegung (1991-1993)EG-Vogelschutz-Richtlinie (VSRL), auch EU-VSRLRichtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April1979 über die Erhaltung der wild lebendenVogelarten, auch mit EU-Vogelschutz-Richtliniebezeichnet.Faktisches Vogelschutzgebietentgegen der Verpflichtung der VSRL nichtals SPA ausgewiesenes GebietFFH-RichtlinieRichtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräumesowie der wild lebenden Tiere undPflanzen; Fauna-Flora-Habitat-RichtlinieImportant Bird Area, IBAVon BirdLife International ermitteltes bedeutendesVorkommensgebiet von Vogelartenin Europa. Die veröffentlichten Listen dieserGebiete dienen als Empfehlung für die Benennungvon SPA-Gebieten.KULAPKulturlandschafts-ProgrammLIFEFördertitel des Natur- und Umweltschutzesder Europäischen UnionNatura 2000Schutzgebietssystem der Europäischen Union,umfasst FFH- und VogelschutzgebieteRL BB, Rote Liste der Brutvögel des <strong>Land</strong>es<strong>Brandenburg</strong> (1997)Gefährdungskategorien:Kategorie 0 - ausgestorben, verschollenbzw. verschwundenKategorie 1 - vom Aussterben bedrohtKategorie 2 - stark gefährdetKategorie 3 - gefährdetKategorie R - extrem selten bzw. seltenSPA – Special Protection AreaEuropäisches Vogelschutzgebiet, durch denMitgliedsstaat nach Art. 4 der VSRL zumSchutzgebiet erklärtSPEC – Species of European ConservationConcernArten, für die der europäische Naturschutzeine besondere Verantwortung trägt (Definitionder Kategorien in: BIRDLIFE INTERNATIONAL2004)– SPEC-Kategorie 1Europäische Art von globalem Naturschutzbelang– SPEC-Kategorie 2Weltbestand oder Verbreitungsgebietkonzentriert auf Europa bei gleichzeitigungünstigem Erhaltungszustand– SPEC-Kategorie 3sonstige Arten mit ungünstigem Erhaltungszustand– WKategorie gilt bezogen auf WinterpopulationAbkürzungenBP – BrutpaarBVVG – Bodenverwertungs- und-verwaltungsgesellschaftGmbHInd. – Individueninsbes. – insbesondereJuv. – Jungvögelmax. – maximalNSG – NaturschutzgebietLSG – <strong>Land</strong>schaftschutzgebietRev. – ReviereTÜP – TruppenübungsplatzVSRL_Anh1 – VogelschutzrichtlinieAnhang1Diagramme in den Kartennach Datengrundlage der CIR-Biotop- und<strong>Land</strong>nutzungstypen (1991-1993)Hinweis zu den LiteraturangabenSämtliche Literaturangaben zu den einzelnenGebieten befinden sich am Ende des<strong>Heft</strong>es auf den Seiten 165-168.


NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 71–73 71KATI HIELSCHER, TORSTEN RYSLAVYFachkonzept für die Auswahl der geeignetsten Gebiete gemäßArt. 4 (1, 2) der Vogelschutz-Richtlinie für eine SPA-Nachmeldungdes <strong>Land</strong>es <strong>Brandenburg</strong>Schlagwörter:Vogelschutzgebiete, Vogelschutz-Richtlinie, Schutzgebiete, Vogelschutz, Important Bird Area1 Die IBA-Kriterien als Grundlagedes FachkonzeptesDie Erarbeitung eines Fachkonzeptes zur Auswahlweiterer Vogelschutzgebiete für das<strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong> wurde aufgrund des VertragsverletzungsverfahrensNr. 2001/5117 derEU-Kommission gegenüber der BundesrepublikDeutschland wegen der unzureichendenUmsetzung der Vogelschutz-Richtlinie erforderlich(vgl. HIELSCHER & ZIMMERMANN in diesem<strong>Heft</strong>). Dies betraf auch andere Bundesländer.Nach SUDFELDT et al. (2002) sowie ABBO(2003) gibt es eine Vielzahl von Gebieten in<strong>Brandenburg</strong>, die ein oder mehrere IBA-Kriteriennach HEATH & EVANS (2000) und DOER etal. (2002) erfüllen und somit für die Benennungals SPA prinzipiell geeignet sind. DieseGebiete wurden einer Prüfung unterzogen.In der Vogelschutz-Richtlinie sind keine konkretenKriterien zur Auswahl von Vogelschutzgebietenbenannt. Im <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong>wurden die IBA-Kriterien (Auswahlkriterienvon BirdLife International) als Basis fürdie Auswahl zu meldender Vogelschutzgebieteverwendet, da sie ein EU-weit einheitlichesSystem zur Bewertung von Vogelbeständensind. Die in HEATH & EVANS (2000)aufgeführten und in DOER et al. (2002) fürDeutschland konkretisierten IBA-Kriteriensetzen die in Art. 4 der VSRL formuliertenAnforderungen um. Im <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong>wurden die relevanten IBA-Kriterien artbezogenausgewählt, landesspezifische Schwellenwerteberechnet und die Anwendungder Kriterien modifiziert. Von den 20 EUweiteinheitlichen IBA-Kriterien sind die folgenden15 für das <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong> zutreffend:A – Global bedeutende VogelschutzgebieteA1: Global gefährdete Vogelarten: Gebiet,in dem regelmäßig eine signifikante(bedeutsame) Anzahl einer global gefährdetenVogelart vorkommtA4: Global bedeutsame Vogelansammlungen:– A4i: Gebiet, in dem sich regelmäßigmindestens 1% der biogeografischenPopulation einer schwarmoderkoloniebildenden Wasservogelartaufhält– A4iii: Gebiet, in dem sich regelmäßigmindestens 20.000 Wasservögeloder mindestens 10.000 PaareSeevögel einer oder mehrerer Artenaufhalten– A4iv: Gebiet, das regelmäßig mindestens20.000 Störche, Greifvögeloder Kraniche auf dem Heim- oderWegzug passieren und das somiteine sogenannte „Flaschenhals-Region“darstelltB – Vogelschutzgebiete mit gesamteuropäischerBedeutungB1: Vogelansammlungen von europäischerBedeutung:– B1i: Gebiet, in dem sich regelmäßigmindestens 1% des Bestandes derFlyway- (= Zugroute) oder einerunterscheidbaren Population einerWasservogelart aufhält– B1iv: Gebiet stellt eine „Flaschenhalsregion“dar, die regelmäßigmindestens 5.000 Störche, 3.000Greifvögel oder 3.000 Kraniche aufdem Heim- oder Wegzug passierenB2: Arten mit ungünstigem Erhaltungszustandin Europa: Das Gebiet stellt einesder „n“ wichtigsten Gebiete eines <strong>Land</strong>esfür eine Art mit ungünstigemSchutzstatus (SPEC 1-3, Definition derSPEC-Kategorien, s. Glossar, S. 70) inEuropa dar, für die der Flächenschutzein geeignetes Schutzinstrument ist.B3: Arten mit günstigem Erhaltungszustandin Europa: Das Gebiet stellt einesder „n“ wichtigsten Gebiete eines <strong>Land</strong>esfür eine Art mit günstigem Erhaltungszustanddar, deren globale Populationensich aber in Europa konzentrieren(SPEC 4) und für die der Flächenschutzein geeignetes Schutzinstrumentist.C – Vogelschutzgebiete mit Bedeutung inder EUC1 = A1C2: Konzentrationen innerhalb der EU gefährdeterArten: Gebiet, in dem regelmäßigmindestens 1 % der Flywayoderder EU-Brutpopulation einer inder EU gefährdeten Art auftritt.C3: Wandernde, nicht gefährdete Arten:Gebiet, in dem regelmäßig mindestens1 % der Flyway-Population einer inder EU nicht gefährdeten Zugvogelartauftritt.C4 = A4iiiC5 = B1ivC6: In der EU gefährdete Arten: Gebiet ist einesder 5 wichtigsten Gebiete einer europäischenRegion für Arten oder Unterarten,die in der EU gefährdet sind.C7: Andere ornithologische Kriterien: Gebiete,die in der EU entsprechend derVSRL als SPA notifiziert oder als möglichesGebiet für ein SPA auf der Basisornithologischer Kriterien ausgewähltwurden.Gebiete, die eines der Kriterien erfüllen, sindals prinzipiell geeignet für eine SPA-Benennunganzusehen. Eine Ausnahme bildet hiernur das Kriterium A4iii, das nicht das einzigeKriterium für die Benennung eines Gebietessein soll. Für die Kriterien B2 und B3 sollendie „n“ wichtigsten Gebiete für die entsprechendeVogelart in Deutschland benanntwerden, wobei „n“ eine artabhängige Anzahlist. Eine Liste der „n“-Werte pro Art istin DOER et al. (2002) veröffentlicht. BeimC6-Kriterium beschränkt sich die Anzahl derpro Vogelart auszuweisenden Gebiete auf 5(TOP 5). Bei den übrigen Kriterien gibt eskeine Beschränkung in der Anzahl auszuweisenderGebiete.2 Anwendung der Kriterienin <strong>Brandenburg</strong>Die in <strong>Brandenburg</strong> anzuwendenden Schwellenwerteder IBA-Kriterien für die im Gebietmindestens zu erreichenden Brutpaar- oderIndividuenzahlen (vgl. Tab. 1, 2) wurden einerseitsHEATH & EVANS (2000) und DOER etal. (2002) entnommen und andererseits anhandregionaler Populationsgrößen (ABBO2001, RYSLAVY 2001) und Rastbestände(HEATH et al. 2000) berechnet.Vorkommen von Vogelarten des Anhangs Ider VSRL, die in <strong>Brandenburg</strong> nur sporadisch(Moorente, Auerhuhn, Sumpfohreule) oderaufgrund einer Ausbreitungstendenz erstvereinzelt brüten (Singschwan, Sperlingskauz),wurden allein nicht als Entscheidungskriteriumzur Benennung von faktischenVogelschutzgebieten verwendet. DasKriterium C6 wurde für Brutvögel mit einemSchwellenwert von einem Brutpaar bzw. Reviererst ab einem Vorkommen von mehr alszwei Brutpaaren bzw. Revieren als erfüllt betrachtet(Ausnahme: Wanderfalke). DieSchwellenwerte der Kriterien A4i, A4iii, B1i,C3 und C4 wurden von einigen Vogelartenin mehr als fünf Gebieten überschritten (z. B.Saat-, Blässgans, Wasservögel). Obwohl fürdiese Kriterien keine Beschränkung auf die„n“ wichtigsten Gebiete vorgegeben ist,sind nur die fünf wichtigsten Gebiete alsprioritär eingestuft. Für den Kranich wurdeden Kriterien A4iv und B1iv mit höherenSchwellenwerten mehr Bedeutung beigemessenals den Kriterien A4i und B1i.Die Bewertung der Gebiete im vorliegendenFachkonzept erfolgte immer anhand desgeografisch bedeutendsten Kriteriums (A vorB vor C) pro Vogelart. Es wurden also nichtfür jede Art pro Gebiet alle erfüllten Kriterien


KATI HIELSCHER, TORSTEN RYSLAVY: FACHKONZEPT FÜR DIE AUSWAHL DER GEEIGNETSTEN GEBIETE GEMÄß ART. 4 (1, 2) ... 73<strong>Land</strong>esbestandes in den SPA; bis zur Erreichungder 20 % (C-Kriterien)(4) Gebiet ist eines der 5 wichtigsten Brutgebieteeiner nach Einzelfallbetrachtungbedeutenden Vogelart (Liste der Artensiehe oben)Diese Festlegungen sind vergleichsweise hochangesetzt, wenn man bedenkt, dass ein Gebietschon bei Erfüllung nur eines der IBA-Kriterienprinzipielle SPA-Eignung besitzt. Ausgewähltund für eine SPA-Nachmeldung vorgeschlagenwurden im Ergebnis im Jahr 2003die folgenden Gebiete:– Rhin-Havelluch– Spreewald und Lieberoser Endmoräne– Mittlere Havelniederung– Mittlere Oderniederung– Erweiterungsfläche Niederung der UnterenHavel– Randow-Welse-Bruch– Nuthe-Nieplitz-Niederung– Truppenübungsplätze Jüterbog Ost undWest– Luckauer Becken– Uckerniederung– Agrarlandschaft Prignitz-Stepenitz– Altengrabower Heide– Niederlausitzer Heide– Obere Havelniederung– Lausitzer Bergbaufolgelandschaft– Erweiterungsfläche Uckermärkische Seenlandschaft– Fiener Bruch– Zschornoer Heide– Hoher FlämingSummaryThe infringement procedure No. 2001/5117of the EU Commission about the insufficientrealisation of the council directive of 2 April1979 on the conservation of wild birds(79/409/EEC, Birds Directive) in Germanywas the reason for the development of adraft for identification of the most suitableterritories in number and size for the conservationof birds in the federal state of <strong>Brandenburg</strong>in 2003. This draft is based on IBAcriteria (IBA = Important Bird Area) becausethese criteria are a standardized and acceptedmethod of evaluation of bird habitatswithin the EU. The application of these criteriawas modified and specified. 19 furthersuitable territories for the notification as SPAin <strong>Brandenburg</strong> were identified as result ofthis procedure.Tabelle 2: Im <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong> relevante Schwellenwerte der IBA-Kriterien für Rastvögel (Anzahl Individuen)Art global Europa EUA4i A4iii = C4 A4iv B1i B1iv =C5 B2 B3 C2 C3 C6Prachttaucher 120Haubentaucher 1.500 1.500Kormoran 1.200 1.200Silberreiher 12Schwarzstorch 21Zwergschwan 175 170 170 170 18Singschwan 730 400 400 400 73Saatgans A. f. rossicus 3.800 3.000 3.000Saatgans A. f. fabalis 3.800 800 800Blässgans 12.800 6.000 6.000Graugans 3.500 2.000 2.000Weißwangengans 220Schnatterente 300 300Krickente 4.000 4.000Spießente 600 600Löffelente 400 400Tafelente 3.500 3.500Zwergsäger 250 250 90Rotmilan 57Seeadler 12Kranich 1.550 20.000 600 3.000 600 155Goldregenpfeifer 10.000 10.000 10.000 1.000Kampfläufer 3.300Bruchwasserläufer 1.100Zwergmöwe 680 680 680 68Trauerseeschwalbe 170Wasservögel 20.000


74 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005Die SPA-Gebiete


NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 75–77 75FRANK NEUSCHULZ, ULRIKE HASTEDTDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Unteres ElbtalSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Unteres Elbtal, Naturschutzgroßprojekt, Brutvögel,Zug- und Rastvögel, Biotoptypenverteilung, Gebietsentwicklung<strong>Land</strong>es-Nr. 7001EU-Nr. DE 3036-401Gesamtgröße: ca. 53.220 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Elbdeichhinterland; Elbdeichvorland;Gadow; Gandower Schweineweide;Heideweiher; Jackel; Kranichteich;Krähenfuß; Krötenluch; Kuhwinkel; Lenzen-WustrowerElbniederung; Mendeluch;Mörickeluch; Plattenburg; RambowerTorfmoor; Werder Besandten; WerderKietz; Werder Mödlich; Wittenberge-RühstädterElbniederungIm Verfahren: Breetzer SeeLSGFestgesetzt: <strong>Brandenburg</strong>ische Elbtalaue2 Beschreibung des Gebietesdie Lebensbedingungen für Flora und Faunamassiv verändert worden. Trotzdem konntensich auch an den Nebenflüssen Löcknitz, Stepenitzund Karthane und ihren Niederungensehr naturnahe Abschnitte erhalten. Nichtzuletzt sind Rudower und Rambower See alswichtige Gewässer mit großer Bedeutung fürBrut-, Zug- und Rastvögel zu erwähnen.<strong>Land</strong>schaftsprägende und im Bereich desVogelschutzgebietes Elbtal besonders wichtigeÖkosysteme sind darüber hinaus großflächigwechselfeuchte Auengrünländer, diekleinräumig von botanisch interessanten Auenwiesendurchsetzt sind. Auenwälder gibtes dagegen nur noch in kleinem Umfang.Außerhalb der engeren Elbaue überwiegenbesonders auf trockenen und ertragsschwachenStandorten ausgedehnte Kiefernforste.Vor allem in den eingelagerten Niederungenkommen aber auch naturnahe Moore,Bruchwälder sowie Feuchtwiesen vor.Der große Naturreichtum des Vogelschutzgebieteswird durch das Vorkommen zahlreicherseltener und gefährdeter Pflanzen- undTierarten belegt. Erwähnenswert sind Stromtalpflanzen,deren Vorkommen in weitemUmfeld auf die Elbniederung beschränkt ist,z. B. Langblättriger Blauweiderich oder Brenndolde.Neben Vogelarten sind aus faunistischerSicht beispielsweise Kiemenfußkrebse,die in periodisch austrocknenden Qualmgewässernleben, zu nennen, aber auch Biber,Fischotter oder Rotbauchunke.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietDie Elbtalaue ist ein wichtiger Korridor für ziehendeVogelarten zwischen ihren nord- undostpaläarktischen Brutgebieten und den zumeistatlantischen Winterquartieren. Durcheinen Talverlauf, der nahezu der Zugrichtungvieler Wasservogelarten entspricht, werdenan der mittleren Elbe vergleichsweise diehöchsten Rast- und Durchzugszahlen erreicht.Insbesondere bei winterlichen Hochwasserständendes Stromes haben die weitenÜberschwemmungsflächen eine entscheidendeLeitlinienwirkung.Seit 1993 liegen für die gesamte brandenburgischeElbe sowie die Niederungen derSeitenzuflüsse Löcknitz, Stepenitz und Karthanemonatliche Zählergebnisse währenddes Durchzuges im Winterhalbjahr vor (Tabelle).Besonders hervorzuheben sind Sing-Das SPA Unteres Elbtal, das räumlich dem imOktober 1997 von der UNESCO anerkanntenBiosphärenreservat Flusslandschaft Elbe,Teilregion <strong>Brandenburg</strong> entspricht, liegt imNordwesten <strong>Brandenburg</strong>s im <strong>Land</strong>kreisPrignitz. Es umfasst im Elbeurstromtal denbrandenburgischen Teil der unteren Mittelelbeund die angrenzenden Talsande mit teilweiseaufgesetzten Binnendünen und einge-Nlagerten Niederungen der Elbenebenflüsseund gehört zur naturräumlichen Einheit derElbtalniederung. Mit der Rambower Rinne,in der Rudower und Rambower See liegen,sind auch kleinflächige Altmoränen vorhanden.Naturräumlich repräsentiert das Gebieteine typische Tieflandstromniederung mitgeringer Industrialisierung und Bevölkerungsdichte.In der engeren Elbaue dominieren lehmigeoder tonige Auenböden über einer mächtigenSandschicht. Außerhalb ist zwischengrundwasserfernen, überwiegend sandigenBöden im Bereich der Perleberger Heide undgrundwasserbeeinflussten Böden der Niederungen,die stellenweise vermoort sind, zuunterscheiden. Im Bereich der Grundmoränekommen auch lehmige Böden vor.Wichtigstes Gewässer des Vogelschutzgebietesist die Elbe, die mit ihrem ausgeprägtenWechsel von Hoch- und Niedrigwasser maßgeblichdie angrenzende Aue, einschließlichder zahlreichen, meist kleinen Auengewässer,prägt. Trotz Ausbaumaßnahmen gehört siezu den wenigen naturnahen Strömen Mitteleuropas.Im Bereich der Elbaue, aber auchder Nebenflussniederungen, sind durch umfangreicheMeliorationsmaßnahmen (Bauvon Schöpfwerken, Ent-, teilweise Bewässerung)der Wasserhaushalt und damit auch Abb. 1 Elbdeichvorland bei Rühstädt LUA-Archiv, CIRSPA 7001 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Unteres Elbtal


76 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7001 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Unteres ElbtalAbb. 2und Zwergschwan, deren Bestandsstärken injedem Winterhalbjahr das 1%-Kriterium fürRamsar-Gebiete übersteigen und die in ihrerIndividuenanzahl mehr als 5 % der westpaläarktischenfly-way-population bilden. WichtigeRast- und Nahrungsräume stellen flachüberflutete Gewässer des Elbvorlandes, Grünlandund Ackerland der Seitenzuflüsse (v. a.Lenzer Wische und Karthane-Niederung) sowienaturnahe und störungsarme Buhnenfelderdes engeren Strombettes dar. Die höchstenBestandszahlen liegen für beide Arten inden Monaten Januar bis Ende März.Die Elbauen, aber auch das Kulturland der Talsandflächenutzen jährlich 10.000 bis 40.000Gänse als Nahrungs-, Rast-und Überwinterungsraum.Hierbei dominieren zahlenmäßigdie aus Nordosteuropa und Westsibirien stammendenBläss- und Saatgänse. BedeutsameSchlafplätze befinden sich auf dem RudowerSee, im Rambower Moor sowie in den Rhinowwiesenunweit von Lenzen, den PlattenburgerFischteichen und an mehreren Stellenunmittelbar auf und an der Elbe. Die Graugansist mit 60-80 Paaren Brutvogel. Unterden Enten und Sägerarten zeichnen sich insbesonderedie Rastbestände von Stockente,Pfeifente, Gänse- und Zwergsäger als nationalbedeutend aus.Das großflächige und störungsarme Grünlandgebietder Lenzer Wische ist Überwinterungsplatzder Greifvogelarten Raufußbussard,Kornweihe und Seeadler sowie bedeutsamerbinnenländischer Rastraum von Kiebitz,Goldregenpfeifer und Kranich. LetztereArt erreicht im Herbst Bestände bis zu 4.000Vögeln.Sowohl in den Elbauen als auch in den großenunzerschnittenen Wäldern der angrenzendenTalsandflächen brüten eine Reihevon störungsempfindlichen Großvogelarten(Seeadler bis 3 BP, Fischadler 2 BP, Schwarzstorchbis 3 BP, Kranich 20 bis 30 BP). Beidiesen Arten ist in den vergangenen Jahrenein positiver Bestandstrend zu verzeichnen.Mit ca. 110 BP erreicht der Weißstorch imbrandenburgischen Elbtal die höchste Siedlungsdichtein Deutschland (ca. 20 BP/100km 2 ). Die größte Brutkonzentration findetsich im Ort Rühstädt mit bis zu 40 BP.Die Anzahl an Wiesenlimikolen im genutztenGrünland ist seit vielen Jahren rückläufig.Ursachen sind vornehmlich in der verändertenGrünlandnutzung, im Fehlen von im Frühjahrlangzeitig vernässten Flächen in der binnendeichsgelegenen Marsch und möglicherweiseim hohen Prädatorendruck zu suchen.Arten- und individuenreichere Bestände habensich auf das engere Elbtal und die Mündungsbereicheder Seitenzuflüsse zurückgezogen.Derzeit kommen Großer Brachvogel(< 5 BP), Rotschenkel (< 5 BP), Bekassine(30-40 Rev.) und Kiebitz (ca. 50-70 BP) vor.Jährlich werden 2 bis 5 (max. 20) rufendeMännchen des Wachtelkönigs (Wiesenralle)gehört. An den Ufern der Elbe brüten zudemFlussuferläufer (3 bis 5 BP) und Flussregenpfeifer(35-40 Rev.). An einem Altwasser bestehteine Brutkolonie der Trauerseeschwalbe.Unter den Singvogelarten des strukturreichenGrünlandes sind vor allem die insgesamthohen Dichten von Neuntöter, Braunkehlchenund Schafstelze hervorzuheben, inRöhrichten der Drosselrohrsänger. AusgedehnteHeckenbestände werden von Sperbergrasmücke(30-50 Rev.) und Raubwürger(< 2 Rev.) besiedelt. In Alleen und Baumreihender gegliederten Kulturlandschaft aufTalsand- und Grundmoränenflächen hat derOrtolan ca. 200 Reviere.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– der Tieflandstromniederung, einschließlichihrer Zuflüsse– der störungsarmen Flussaue, des Deichvorlandesmit natürlicher Überschwemmungsdynamik– einer ausgeprägten Gewässerdynamik(Mäander, Kolke, Uferabbrüche, Steilwände,Altarme, Sand-, Kiesbänke)– strukturreicher, unverbauter, störungsarmerGewässer mit natürlicher und naturnaherTrophie und deren Ufer mit ganzjährigüberfluteter ungemähter Verlandungs-und Röhrichtvegetation– eines für Auen und Niedermoore typischen<strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes mitganzjährig hohem Grundwasserstand inden Mooren (Rambower Moor)– störungsarmer Schlaf- und Vorsammelplätze– eines vielfältigen Biotopmosaiks mitmehrjährigen Grünlandbrachen, strukturreichenAgrarflächen mit Begleitbiotopensowie Laub- und -mischwäldern,Bruchwäldern und Waldmooren, halboffenenKiefernwäldern und -heiden, Verzahnungder Räume, insbesondere vonBrachen und Röhrichten5 Vorschläge für MaßnahmenErhöhung des Auwaldanteils:Im Rahmen mehrerer Naturschutzprojektewird die Ausbreitung der Auwälder in <strong>Brandenburg</strong>vor allem im Zusammenhang mit einerDeichrückverlegung bei Lenzen/Elbe gefördert.Bis zum Jahr 2008 entstehen hier insgesamt420 ha neue Überflutungsflächen. ImAnschluss an den Bau des zurückverlegtenDeiches wird an 6 Stellen der derzeit elbnaheAbb. 3Das SPA Unteres Elbtal ist bekannt für seinreiches Weißstorch-Vorkommen.Foto: Th. Bich


FRANK NEUSCHULZ, ULRIKE HASTEDT: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) UNTERES ELBTAL 77Altdeich geschlitzt, um eine natürliche Durchflutungdes zunächst noch weitgehend offenenAuengrünlandes zu ermöglichen. Künftigsollen jedoch im Zuge eines Naturschutzgroßprojektesdes Bundes in einem Kernbereichrund 350 ha Auwald entstehen. Im Verbundmit weiteren Auwaldresten in den angrenzendenBundesländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalthandelt es sich dann um die größtenzusammenhängenden und stromübergreifendenAuwälder im Abschnitt der unterenMittelelbe.Wiesenbrüterschutz:Durch weitflächige Extensivierung der Grünlandbewirtschaftungmit entsprechenden Bewirtschaftungsauflagenwird versucht, demrückläufigen Trend der Wiesenbrüterbeständeentgegen zu wirken. Zusätzlich kommtdem Bau von Kleingewässern und der verstärktenWasserrückhaltung durch Stauwehreeine besondere Bedeutung zu. Für denStorchenschutz u. a. rund um das EuropäischeStorchendorf Rühstädt wird auch künftigdie kleinflächige Wiesenmahd gefördert.Dadurch verbessert sich die Nahrungssituationin der Brutperiode.Abb. 4Breite Sandbänke an der Elbe bei Niedrigwasser bieten ideale Brutplätze für Flussregenpfeiferund FlussuferläuferFoto: F. NeuschulzEinschränkung der Jagd auf Wasservögel:Die bereits im Zuge der Ausweisung vonUnterschutzstellungsverfahren (LSG, NSG)eingeleitete Einschränkung der Jagd und derdamit verbundenen Störung auf ziehendeWasser- und Watvögel soll weiter fortgeführtwerden. Dies gilt insbesondere für dieVorlandflächen entlang der Elbe und die angrenzendenGrünlandflächen an der Binnenseiteder Deiche.SPA 7001 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Unteres ElbtalBrut- und Rastbestände im SPA Unteres Elbtal 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor >32 1 x 1WWeißwangengans Branta leucopsis 50-500 xTundrasaatgans Anser fabalis rossicus >3.5000Waldsaatgans Anser fabalis fabalis bis 45Kurzschnabelgans Anser brachyrhynchus 5-18Zwerggans Anser erythropus 0-1 x 1Blässgans Anser albifrons 20.000-26.000Graugans Anser anser 60-80 1.000-1.500Brandgans Tadorna tadorna 25-30 30-60 RSchnatterente Anas strepera >3 20-50 R 3Pfeifente Anas penelope 1.500-4.800 0Krickente Anas crecca 2-5 150-350 2Stockente Anas platyrhynchos >200 4.500-5.500Spießente Anas acuta 200-850 1 3Knäkente Anas querquedula 5-10 5-10 1 3Löffelente Anas clypeata >2 30-50 2 3Tafelente Aythya ferina >2 150-250 v 2Reiherente Aythya fuligula >2 150-250 3Schellente Bucephala clangula 20-100 3Zwergsäger Mergellus albellus 20-90 x 3Gänsesäger Mergus merganser 1-3 100-150 1Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis >1 6-10 3Haubentaucher Podiceps cristatus 10-20 30-80Rothalstaucher Podiceps grisegena 2-7 2Schwarzhalstaucher Podiceps nigricollis 2-7 1Kormoran Phalacrocorax carbo 200-400Rohrdommel Botaurus stellaris 2-4 1 x 3Zwergdommel Ixobrychus minutus 1 1 x 3Silberreiher Casmerodius albus 1-3 xGraureiher Ardea cinerea 100-150 50-120Schwarzstorch Ciconia nigra 2-4 5-12 1 x 2Weißstorch Ciconia ciconia 95-105 >100 3 x 2Fischadler Pandion haliaetus 2 2-5 3 x 3Wespenbussard Pernis apivorus 2-5 2 xKornweihe Circus cyaneus 5-10 1 x 3Wiesenweihe Circus pygargus 0-2 1 xRohrweihe Circus aeruginosus 25-30 3 xRotmilan Milvus milvus 15-20 3 x 2Schwarzmilan Milvus migrans 10-15 3 x 3Seeadler Haliaeetus albicilla 2-4 10-38 2 x 1Fortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECMerlin Falco columbarius 1 xBaumfalke Falco subbuteo 2-4 1Wanderfalke Falco peregrinus >1 1 xKranich Grus grus 30 2.000-4.000 3 x 2Wasserralle Rallus aquaticus 25-40 3Wachtelkönig Crex crex 2-20 1 x 1Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana 0-5 2 xKleines Sumpfhuhn Porzana parva 1-2 1 xTeichhuhn Gallinula chloropus >10 vBlässhuhn Fulica atra >100 150-250Austernfischer Haematopus ostralegus 2-4 1-5 1Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria 2.000-7.000 xKiebitz Vanellus vanellus 50-70 10.000-30.000 2 2Flussregenpfeifer Charadrius dubius 35-45 5-20 3Großer Brachvogel Numenius arquata < 5 10-50 1 2Uferschnepfe Limosa limosa 1-2 1 2Waldschnepfe Scolopax rusticola >10 3 3Bekassine Gallinago gallinago 30-40 20-40 2 3Flussuferläufer Actitis hypoleucos 3-5 >10 1 3Dunkler Wasserläufer Tringa erythropus 50 R 2Silbermöwe Larus argentatus >10 RTrauerseeschwalbe Chlidonias niger 5-13 10-20 1 x 3Flussseeschwalbe Sterna hirundo 1-2 10-20 2 xZiegenmelker Caprimulgus europaeus 10-20 2 x 2Eisvogel Alcedo atthis 10-20 2 x 3Wiedehopf Upupa epops 0-2 1 3Schwarzspecht Dryocopus martius 20-40 xMittelspecht Dendrocopos medius 10-25 3 xNeuntöter Lanius collurio >200 x 3Raubwürger Lanius excubitor 200 3 x 2Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 30-50 xBrachpieper Anthus campestris 1-5 1 x 3Ortolan Emberiza hortulana < 200 3 x 2Wasservögel


78 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 78–81SPA 7002 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Niederung der Unteren HavelPETER HAASE, TORSTEN RYSLAVYDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Niederungder Unteren HavelSchlagwörter:SPA Niederung der Unteren Havel, Flussökosystem, Extensivierung,Renaturierung, Wat- und Wasservögel1 Allgemeine Informationen<strong>Land</strong>es-Nr. 7002EU-Nr. 3339-402Gesamtgröße: ca. 28.280 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Gülper See; Pritzerber Laake;Untere Havel NordIm VerfahrenPritzerber Laake (Erweiterung); Dosseniederung;Untere Havel SüdLSGFestgesetzt: Westhavelland2 Beschreibung des GebietesDas SPA befindet sich im Westen des <strong>Land</strong>es<strong>Brandenburg</strong> an der Grenze zu Sachsen-Anhaltund umfasst weite Niederungsflächenam Unterlauf der Havel, die seit 1978 anteiligzum länderübergreifenden „Feuchtgebiet voninternationaler Bedeutung“ (FIB) erklärt wurden.Es erstreckt sich entlang der Havel vonFohrde im Süden bis zu den nördlich der Dossegelegenen Orten Voigtsbrügge und Koppenbrück.Im Osten schließt das SPA UnteresRhinluch/Dreetzer See, Havelländisches Luchund Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesen an. Nordwestlichvon Rathenow vermittelt die Havelzum Vogelschutzgebiet Untere Havel/Sachsen-Anhaltund Schollener See. Kernflächenbilden die nur noch 1 bis 2 km breite, vonDeichen begrenzte aktive Überflutungsaueder Havel und von Hochwässern beeinflusstePolder in den Mündungsbereichen von Dosse,Jäglitz, Rhin und Havelländischem Hauptkanal.Eingegliederte angrenzende Sanderdienen vielen Vogelarten als wichtige Nahrungsräume.Die großen schilfreichen Flachwasserseenbei Gülpe und Pritzerbe sindebenso einbezogen wie das größte zusammenhängendeBruchwaldgebiet <strong>Brandenburg</strong>s,die Pritzerber Laake.Die Untere Havelniederung befindet sich imVereinigungsbereich des Berliner, Eberswalderund Baruther Urstromtales und trifft hier aufdas Stromtal der Elbe. Nacheiszeitliche Bodenbildungsprozesseund die Flussdynamikhaben eine teilweise vermoorte, überwiegenddurch Tieflehme charakterisierte Niederungmit einem oft ausgeprägten Relief hinterlassen.Herausragende Geschiebe- und Sanderinselnsowie Dünen schaffen ein kleinräumigesund vielfältiges Standortmosaik.Die unmittelbare Nähe zur Elbe bestimmt diehydrologische Situation des Gebietes. Führtdie Elbe Hochwasser, so kommt es zu Rückstauerscheinungen.Durch das geringe Gefälleder Fließgewässer und die tief liegen-Abb. 1Untere Havel, Gülper Seeden Flächen sind periodische Überschwemmungendie Folge, die sich über das Grundwasserund die fehlende Vorflut auf die Polderauswirken.Während der südliche Teil des Gebietes durcheine relativ schmale grünlandreiche Flussaueund einen großen Erlen- und Birkenbruchwaldgekennzeichnet ist, gewinnt die Niederungnördlich von Rathenow beträchtlich anAusdehnung. Zahlreiche größere und kleinereFließ- und Standgewässer, Röhrichte und Verlandungszonen,Reste der Hart- und Weichholzauesowie das vielfältige und großflächigevon Dünen gegliederte Auengrünland charakterisiereneine der letzten und in dieser Ausdehnungeinmaligen, periodisch überflutetenFlussauen der norddeutschen Tiefebene. DiePolder und Sander sind von einem verzweigtenGewässernetz durchzogen. Einzelne Gehölzreihenund -gruppen strukturieren die offeneAgrarlandschaft. Sie wird von ansteigenden,waldreichen Ländchen begrenzt.Die stark variierenden, eng verzahnten <strong>Land</strong>schaftsstrukturenund die hydrologischen Besonderheitendes Gebietes sind die Grundlagefür eine artenreiche und in ihrer Kombinationausgesprochen bemerkenswerte Flora undFauna. Auf engstem Raum leben Arten derkontinentalen Trockenrasen und Steppen nebenArten der nassen bis wechselfeuchtennorddeutschen Tiefebene.Die vom Wasser geprägte <strong>Land</strong>schaft ist nichtnur die Existenzgrundlage für eine reiche Avifauna,sondern begründet gleichzeitig dieherausragende Bedeutung des Gebietes fürBiber und Fischotter. Ausgesprochen zahlreichsind Amphibien und Reptilien vertreten, vondenen besonders die Massenvorkommen derKreuzkröte und des Moorfrosches sowie dienoch weit verbreitete Ringelnatter oder dieausgesprochen seltenen Vorkommen derKreuzotter hervorzuheben sind.Die Grünlandstandorte der Havelaue sind charakterisiertdurch die ausgedehnten und wertvollenPflanzengesellschaften der StromtalundÜberschwemmungswiesen, aber auchmageren Dünenstandorte. Sie ermöglichendie Existenz eines Insektenreichtums, der dieLebensgrundlage für viele höhere Arten bildet.Die Polder weisen bis heute einen hohenGrünlandanteil auf, während die Sander überwiegendackerbaulich genutzt werden.Die Nutzung und Gestaltung der Niederungdurch den Menschen ist bis in die Altsteinzeitbelegt. Mit der Herausbildung einer geregeltenlandwirtschaftlichen Nutzung erlangtenin erster Linie die Hochwasservermeidungund <strong>Land</strong>gewinnung besondereBedeutung. Erste Deichanlagen und Entwässerungssystemesind aus dem 12. Jahrhundertbekannt. Gravierende Eingriffe in dashydrologische System erfolgten seit dem 18.Jahrhundert im Zusammenhang mit der Eindeichungder Elbe. Um die Bedingungen fürdie Schifffahrt und <strong>Land</strong>wirtschaft zu verbessern,wurde die Havel ab 1875 bis MitteFoto: LUA-Archiv, F. Plücken


PETER HAASE, TORSTEN RYSLAVY: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) NIEDERUNG DER UNTEREN HAVEL 79Abb. 2des 20. Jahrhunderts in mehreren Schrittenplanmäßig ausgebaut.Umfangreiche Meliorationsmaßnahmen fandenbis in die 80er Jahre dieses Jahrhundertsstatt und schränkten die Überflutungsflächenauf weniger als 10% ihrer ursprünglichenGröße ein. Überflutungsintervalle und -dauernahmen gleichzeitig ab. Damit wurde einerintensiven <strong>Land</strong>wirtschaft Vorschub geleistetund die Dynamik der Flussaue und die daraufspezialisierte Flora und Fauna zerstört. Diebesonderen geologischen und hydrologischenBedingungen setzten diesem Prozessjedoch Grenzen, so dass insbesondere zwischenden Deichen und auf wasser- undlandwirtschaftlichen Problemstandorten Resteder einstigen Vielfalt erhalten blieben.Die herausragende Bedeutung der Niederungfür den Naturschutz erkennend, wurden mitder Ausweisung zum FIB erste Schritte zur Extensivierungder landwirtschaftlichen Produktioneingeleitet und mit den gesellschaftlichenVeränderungen nach 1990 deutlich ausgeweitet.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietDie Havelniederung ist eines der bedeutendstenDurchzugs-, Rast- und Überwinterungsgebietefür Wasser- und Watvögel im mitteleuropäischenBinnenland.Im Herbst rasten hier bis zu 200.000 SaatundBlässgänse sowie 8.000 Kraniche (2005).SPA 7002 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Niederung der Unteren HavelAbb. 3 Saat- und BlässgänseFoto: W. Dittberner


80 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7002 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Niederung der Unteren HavelGroße Ansammlungen bis zu 1.200 Singschwänenerscheinen ab November und verbleibenje nach Witterung bis zum Winterende.Noch vor wenigen Jahrzehnten (um1965) besiedelten Birkhuhn und Kornweihezusammen mit Großtrappe und Wiedehopfdas Gebiet. Ihre grundverschiedenen Lebensraumansprüchewerden heute durch Kampfläuferund Tüpfelralle neben Heidelerche undBlauflügeliger Ödlandschrecke repräsentiert.Das spiegelt sich auch in den vielfältigen, oftkleinräumig wechselnden Pflanzengesellschaftenund ihren Übergängen von nassenbis extrem trockenen Standorten wider.Zur Zugzeit im Frühjahr wird das Gebiet vonmehreren 10.000 Wasservögeln aufgesucht;bei anhaltenden Überschwemmungen verbleibtein Teil der Durchzügler bis zum Mai.Während Blässgänse zu dieser Zeit dominieren,sammeln sich auch verschiedene Entenartenin beträchtlichen Größenordungen,daneben Sing-, Zwerg- und Höckerschwänesowie Kraniche. Während die Flussaue undSeen gute Schlafplätze bieten, finden beeindruckendeKonzentrationen von Kranichen,Schwänen, Gänsen und Enten ihre Nahrungim Grünland und auf den Ackerflächen.Die oft weithin überfluteten Wiesenflächenlocken gleichzeitig tausende Limikolen (Watvögel)an, die vor ihrem Weiterflug in die östlichenund nördlichen Brutgebiete hier rasten.Besonders sind Kiebitze, Goldregenpfeifer, Bekassinenund Kampfläufer, aber auch Bruchwasserläufer,Dunkle Wasserläufer und Grünschenkelzu nennen.Das Gebiet nimmt auch für Brutvorkommenbestandsbedrohter Wat- und Wasservögeleinen herausragenden Platz im deutschenBinnenland ein. Wiesenbrüterarten wieKampfläufer, Uferschnepfe, Großer Brachvogel,Rotschenkel, Bekassine, aber auchWachtelkönig, Tüpfelralle, Spieß-, LöffelundKnäkente gehören noch zu den bedeutendenBrutvögeln. Jedoch nehmen ihre Beständetrotz einer vorübergehenden Stabilisierungnach der politischen Wende 1989gegenwärtig weiter ab. An den Seen brütenTrauer- und Flussseeschwalben sowie Graugänsein bemerkenswerter Anzahl. Des Weiterengehören Kranich, Fisch- und Seeadlerzu den Brutvögeln oder siedeln im direktenUmland.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– des brandenburgischen Teils der Niederungder Unteren Havel und ihrer Nebenfließeals typische Tieflandflussniederungmit Flachwasser- und Flussseen (z. B. GülperSee, Pritzerber See, HohennauenerSee, Witzker See) und großflächigenBruchwaldkomplexen (Pritzerber Laake)– eines für Auen und Niedermoore typischen<strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes mitnatürlicher Überflutungsdynamik, winterlichüberstauten Flächen und im spätenFrühjahr blänkenreichen, extensivgenutzten Grünlandflächen– der Havel und ihrer Seitenarme und Zuflüsseals unverbaute, strukturreiche, störungsarme,natürliche und naturnaheFließgewässer mit ausgeprägter Gewässerdynamik,mit Mäander- und Kolkbildungen,Uferabbrüchen, Steilwandbildungen,Altarmen, Sand- und Kiesbänken– strukturreicher, störungsarmer Gewässerund Gewässerufer mit natürlicher Wasserstandsdynamik,Flachwasserbereichenund Submersvegetation, Schwimmblattgesellschaftenund ganzjährig im Wasserfußender ausgedehnter VerlandungsundRöhrichtvegetation– einer weitgehend unzerschnittenen undunverbauten <strong>Land</strong>schaft mit großflächigstörungsarmen Rast-, Nahrungs-, RuheundReproduktionsräumen– einer vielgestaltigen und strukturreichenAgrarlandschaft mit einem hohen Anteilan Begleitbiotopen sowie einer mosaikartigenNutzungsstruktur, aber auch ausgedehntenOffenlandbereichen– intakter Bruchwälder und Waldmooremit naturnaher Hydrologie, Gehölzarten-und Altersstruktur5 Vorschläge fürMaßnahmenDie Erhaltung bzw. Wiederherstellung derFluss- und Auenlandschaft mit einer naturnahenAuendynamik erfordert die konsequenteVerbesserung der Wasserverhältnisseund die Extensivierung der landwirtschaftlichenProduktion im Sinne der Wiedereinführungeiner nachhaltigen, standortgerechtenund den Naturschutzerfordernissen angepassten<strong>Land</strong>wirtschaft.Derzeit wird schrittweise eine Reduzierungder Entwässerungen und die Regelung derStauhaltung in der Havel und ihren Neben-Abb. 4 Kampfläufer bei der Balz Foto: Th. Bich


PETER HAASE, TORSTEN RYSLAVY: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) NIEDERUNG DER UNTEREN HAVEL 81Brut- und Rastbestände im SPA Niederung der Unteren Havel 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor


PETER HAASE et al.: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) UNTERES RHINLUCH/DREETZER SEE, HAVELLÄNDISCHES LUCH ... 83Abb. 2siver Weide- und Mahdnutzung und Umbruchzu Ackerland möglich.Seit 1990 wurden etliche Schöpfwerke stillgelegt,so dass heute temporär überstauteFlächen über 1.500 ha entstehen können.Ab 1988 begannen <strong>Land</strong>schaftspflegemaßnahmen,die nach 1990 wesentlich verstärktmit extensiver Nutzung und teilweiseauch durch Vernässungen auf die Entwicklungtypischer Pflanzengesellschaften, z. B.von Seggensümpfen und Pfeifengraswiesenmit artenreicher Wirbellosenfauna aus-gerichtet waren. Inzwischen kennzeichnenauch artenreiche Amphibien- und Reptilienvorkommendie Gebiete.Wichtig für verschiedene Wasserorganismensind die für die Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesentypischen Bäche mit nährstoffarmem Wasserund hoher Fließgeschwindigkeit. Hier lebenArten, die sonst nur in Forellenregionen derMittelgebirge heimisch sind (Bachforelle,Schmerle), Wirbellose wie Steinfliegen undEintagsfliegen und anspruchsvolle Arten derNiederungsbäche (Bachneunauge).In den Schutzgebieten Unteres Rhinluch/Dreetzer See und Havelländisches Luch entstandenstabile Teilpopulation des Elbebibersund Ansiedlungen des Fischotters. Die Vielfaltbei Wirbeltieren wird am eindeutigstendurch die Avifauna repräsentiert.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietDie drei Teilgebiete gehörten bis in die zweiteHälfte des 20. Jahrhunderts mit reichen Beständenvon Birkhuhn, Großtrappe und zahlreichenArten des Feuchtgrünlands zu denwertvollsten Brutvogelgebieten Mitteleuropas.Das Birkhuhn ist 1946 in den Belziger<strong>Land</strong>schaftswiesen (z. T. durch Abschuss) undMitte der 1970er Jahre in den TeilgebietenUnteres Rhinluch/Dreetzer See und HavelländischesLuch auf dem Höhepunkt der großflächigenMeliorationsprojekte verschwunden.Für viele seltene und in Europa bestandsgefährdeteVogelarten ist das Vogelschutzgebietauch heute noch ein herausragendesBrut- und Rastgebiet.Die Großtrappe hat im Havelländischen Luch,in den Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesen sowie imbenachbarten SPA Fiener Bruch die letztenBrutgebiete in Deutschland. Bereits 1974 wurdennach drastischen Bestandsrückgängen imHavelländischen Luch und den Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesenGroßtrappenschongebiete ausgewiesen.Vor allem durch eine großflächigeOptimierung ihrer Brutflächen sowie durchAufzucht und Auswilderung von Jungtrappendurch Mitarbeiter der Station Buckow (StaatlicheVogelschutzwarte des <strong>Land</strong>esumweltamtes<strong>Brandenburg</strong>, Förderverein Großtrappenschutz)gelang die Stabilisierung der Beständeauf heute rund 100 Tiere einschließlich FienerBruch, nachdem die Population 1997/98 aufunter 60 Tiere abgesunken war.Die Brutvögel der Feuchtwiesen büßtendurch die letzten drastischen Meliorationsprojekteihre Lebensräume bis auf geringeReste ein. Die stark reduzierten Bestände habensich auch mit der Einleitung weiträumigerExtensivierungsmaßnahmen nicht wiedererholt.Gegenwärtig brüten Großer Brachvogel (inden Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesen mit 25-30Brutpaaren), Uferschnepfe, Bekassine, Tüpfel-und Wiesenralle, Kranich, Steinkauz, Eisvogel,Knäk-, Krick-, Löffelente, Rebhuhn,Rohrweihe, sporadisch die Sumpfohreule sowiezahlreiche Kleinvogelarten im Vogelschutzgebiet.Wiesenweihen siedelten sichseit 1998 im Schutzgebiet HavelländischesSPA 7003 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Unteres Rhinluch/Dreetzer See, Havelländisches Luch und Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesen


84 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7003 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Unteres Rhinluch/Dreetzer See, Havelländisches Luch und Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesenLuch mit mehreren Paaren an. Gelegentlichbrüten hier auch Weißflügelseeschwalben.In unmittelbarer Nachbarschaft nisten Fischadlersowie Weiß- und Schwarzstorch, diedas Schutzgebiet als Nahrungsraum nutzen.Die drei Teilgebiete sind bedeutsame RastundÜberwinterungsgebiete für Wasser- undWatvögel. Die größten Bestände sind imnördlichsten Teilgebiet Unteres Rhinluch/Dreetzer See u. a. bei Saat- und Blässgans,Kranich, Kiebitz, Goldregenpfeifer zu beobachten.Wenn dort zu den Zugzeiten weite Flächenzwischen Dosse und Rhin überflutet sind,sammeln sich viele Gründelentenarten inteilweise großer Anzahl, vor allem Pfeif- undSpießenten zu mehreren Tausend.Die Rastbestände von Saat- und Blässgänsenumfassen in einzelnen Nahrungsgebieten ca.40 000-50.000. Zahlreiche Arten sind Nahrungsgäste,wie beispielsweise Seeadler,Fischadler, Korn- und Wiesenweihen. Merlin,Raufuß- und Mäusebussard, Raubwürgeru. a. überwintern regelmäßig. Das Gebietder Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesen ist alsÜberwinterungsgebiet für Kornweihen bedeutsam.Insgesamt wurde das Vorkommen von mehrals 170 Vogelarten, einschließlich der 110Brutvogelarten registriert, davon sind 30 Artenin der Roten Liste Deutschlands enthalten.4 ErhaltungszieleWichtigste Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– charakteristischer Ausschnitte der westbrandenburgischenLuchlandschaften alsstörungsarme, weitgehend offene, unzerschnitteneund unverbaute Lebensräumein naturnaher Trophie – einschließlich desLuftraumes – mit mosaikartiger Nutzungsstrukturund Fruchtartenvielfalt fürdie hier vorkommenden Vogelarten, insbesonderedie Großtrappe– störungsarmer Schlaf- und Vorsammelplätze– eines für Niedermoore typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesmit winterlichüberfluteten Flächen und im späten Frühjahrblänkenreichen, extensiv genutztenGrünlandflächen, -brachen sowie räumlichanschließenden Röhrichten– strukturreicher, unverbauter, störungsarmerGewässer inkl. Torf-/Tonstiche mitnatürlicher Wasserstandsdynamik undmit ganzjährig überfluteter ungemähterVerlandungs- und Röhrichtvegetation– von Gehölzen mit Horst- und Brutmöglichkeitenfür in <strong>Brandenburg</strong> vom Aussterbenbedrohte Arten sowie der Eichenalleenan Ackerstandorten5 Vorschläge zu MaßnahmenAngestrebt wird die Wiederherstellung einerfür <strong>Brandenburg</strong> charakteristischen strukturreichenAgrar- und Wiesenlandschaft. Die extensiveBewirtschaftung von Grünland undFeuchtwiesen dient der Renaturierung desNiedermoores, der Wiederherstellung derPflanzenvielfalt und des an sie gebundenenArthropodenreichtums. Sie schafft Voraussetzungenfür die Absicherung der Lebensraumansprüchebesonders für Wiesenbrüter (Großtrappe,Limikolen, Rallen, Entenarten, Kleinvögel)und für viele im Gebiet rastende Vögel.Seit 1989 gelten folgende Schwerpunkte der<strong>Land</strong>schaftspflege:Abb. 3Balzender GroßtrappenhahnFoto: H. Litzbarski


PETER HAASE et al.: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) UNTERES RHINLUCH/DREETZER SEE, HAVELLÄNDISCHES LUCH ... 85– auf Ackerstandorten: Einführung von Rotationsbrachen(Prinzip der Dreifelderwirtschaft);Einrichtung eines Mosaiks vonDauerbrachen mit Mahd und Beweidung– im Grünland: Umwandlung von Saatgraslandin Dauergrünland (ohne Wiesenumbruch,Düngung und Biozideinsatz);hohe Wasserhaltung und zeitlich begrenzteÜberstauung tief liegender Bereiche;maximaler Tierbestand: 1 Großvieheinheit(GVE)/ha Grünland; Anpasssungder Wirtschaftstermine an die Lebensraumansprüchegefährdeter Arten undan hydrologische Bedingungen im Jahresverlauf.In den Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesen stehendie Schutzmaßnahmen auf Äckern und imGrünland in engem Zusammenhang mit derRenaturierung der Fließgewässer. Die Extensivierungsmaßnahmenim Gebiet werdenmit Geldmitteln nach Artikel 16 sowie ausdem KULAP und Vertragsnaturschutz abgesichert.Brut- und Rastbestände im SPA Unteres Rhinluch/Dreetzer See, Havelländisches Luch und Belziger<strong>Land</strong>schaftswiesen 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 6-10 200-350 vSingschwan Cygnus cygnus 100-300 R xZwergschwan Cygnus bewickii 120-250 x 3WRothalsgans Branta ruficollis 1-2 x 1WWeißwangengans Branta leucopsis 10Tundrasaatgans Anser fabalis rossicus 25.000-40.000Kurzschnabelgans Anser brachyrhynchus 1-3Blässgans Anser albifrons 30.000-50.000Graugans Anser anser >10 30.000 2 2Flussregenpfeifer Charadrius dubius 15 3Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula 30Waldwasserläufer Tringa ochropus >10 RBruchwasserläufer Tringa glareola 300-500 x 3Kampfläufer Philomachus pugnax 50-200 1 x 2Zwergstrandläufer Calidris minuta


86 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 86–88SPA 7004 – Das Europäische Vogelschutzgebiet StechlinWOLFRAM SCHEFFLERDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) StechlinSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Stechlin, nährstoffarme Seen, Laubmischwälder, Waldmoore,Höhlenbrüter, Schellente, Fischadler<strong>Land</strong>es-Nr. 7004EU-Nr. DE 2843-401Gesamtgröße: ca. 7.930 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: StechlinLSGFestgesetzt: Fürstenberger Wald- und Seengebiet;Ruppiner Wald- und Seengebiet2 Beschreibung des GebietesDas SPA grenzt an Mecklenburg-Vorpommernund gehört zur südostmecklenburgischen(Neustrelitzer) Kleinseenlandschaft. EinEndmoränengürtel durchzieht den Nordendes Gebietes und bestimmt den steil hügeligenCharakter. Der südwestliche Teil des SPAist flacher und wird durch Sanderbildungenund ein Zungenbecken des glazialen Rhintalsgeprägt. In Schmelzwasserrinnen und Toteiskesselnliegen zahlreiche Seen, Moore undandere Feuchtgebiete, meist ohne oberirdischenAbfluss. Hydrographisch liegt das Vogelschutzgebietin einem Binnenentwässerungsgebiet.Der Reichtum an Wald, Moorenund Wasserflächen bedingt ein feucht-kühlesGeländeklima. Die Böden sind sandig bis kiesigund nährstoffarm. Kleinflächige lehmbeeinflussteStandorte beschränken sich auf denEndmoränengürtel. In den Moorsenken bildetensich Nieder- bis Hochmoortorfe aus. Esdominieren Sand-Braunerden und Sand-Braunpodsole. Pflanzengeographisch wirddas NSG durch das Zusammentreffen atlantisch-subatlantischerund borealer Florenelementegeprägt.Das Vogelschutzgebiet Stechlin ist fast durchgehendbewaldet. Der nördliche und mittlereBereich wird durch Rotbuchen-Traubeneichen-Mischwälderz. T. hoher Altersklasse geprägt.Im südlichen Raum überwiegen Kiefernwälder.Die Moore tragen teilweiseSumpfporst-Kiefernwälder. Meist kleinflächigeWiesen liegen inselartig in den Waldgebieten.Das NSG hat durch seinen Reichtum annährstoffarmen, anthropogen relativ unbelastetenKlarwasserseen eine über das <strong>Land</strong><strong>Brandenburg</strong> herausragende Bedeutung. DerStechlinsee ist der letzte nährstoffarme, oligotropheGroßsee Norddeutschlands. Naturschutzfachlichvon besonderem Wert sind seinesubmersen Wasserpflanzenbestände, vorallem aus Armleuchteralgen (Characea) undMoosen bestehend, die dem Seetyp entsprechendeMikroflora und -fauna von ungewöhnlichhoher Diversität, sowie Teile seinerFischfauna. Der Stechlinsee ist einziger mitteleuropäischerFundort weltweit seltenerMikroalgen (z. B. der Kieselalge Cyclotella tripartita)und einziger Lebensort einer Tiefenformder Kleinen Maräne (Coregonus albula),die als eigenständige Art (C. fontanae) beschriebenwurde (SCHULZ & FREYHOF 2003).Etwa 10 weitere nährstoffarme Waldseenzeichnen sich durch hohe Transparenz, ausgedehntesubmerse, characeenreiche Pflanzenbeständeund eine Mikroflora und -faunahoher Diversität aus. Ein weiteres Charakteristikumdes NSG Stechlin sind seine zahlreichenKesselmoore mit oder ohne Restseen. Sie sindVerbreitungsschwerpunkte borealer FlorenundFaunenelemente.Das Gebiet wird forstlich, jagdlich, fischereilichund touristisch, aber kaum landwirtschaftlichgenutzt. Die Gewässer sind z. T.wichtige Forschungsobjekte; ein limnologischesForschungsinstitut und eine Messstelledes Umweltbundesamtes liegen am Ostuferdes Sees. Das Kernkraftwerk Rheinsberg imZentrum des NSG wurde stillgelegt und wirdzurückgebaut. Größere Siedlungen fehlen.Abb. 1Stechlinsee3 Bedeutung alsVogelschutzgebietIn den zum SPA gehörenden NSG wurden93 Vogelarten als regelmäßige Brutvögelfestgestellt (LÜTKEPOHL & FLADE 2004). Weitere20 Arten sind unregelmäßige oder mutmaßlicheBrutvögel.Die Laubmischwälder hoher Altersstufe(>100 Jahre) haben mit 7 BP/ha die größteVogeldichte aller Lebensräume im Gebiet.Davon sind 40 bis 60 % der Arten Höhlenbrüter.Faunistisch bemerkenswert ist die hoheAbundanz von Schwarzspecht, Hohltaubeund Schellente sowie das Vorkommen desZwergschnäppers (Westgrenze seines Verbreitungsgebietes),des Mittelspechtes unddes Mauerseglers (Baumbrüter). Letzterer istallerdings seit Jahren nicht mehr bestätigt.Die häufigsten Waldbewohner sind Buchfinkund Rotkehlchen. In bodenfeuchten Waldgebietenund Mooren siedelt die Waldschnepfein vermutlich hoher Dichte und esFoto: W. Scheffler


WOLFRAM SCHEFFLER: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) STECHLIN 87Abb. 2brütet unregelmäßig der Waldwasserläufer(ein sicherer und mehrere vermutete Brutnachweise).Mehrere Kranichpaare brütenim Gebiet. Die Feuchtwiesen sind bedeutungsvollfür Wiesenpieper, Braunkehlchenund Bekassine.In den meist schilf- und nährstoffarmenWaldseen herrscht eine relative Armut anBrutvögeln. 13 Arten sind sicher nachgewiesen,beispielsweise Schellente, Rohrdommel,Rohrschwirl und Flussseeschwalbe (aufkünstlicher Brutinsel, seit 1995). Auffällig istim Sommer der regelmäßig hohe Anteil vonnicht brütenden Haubentauchern auf demStechlinsee (50 bis 175 Vögel). Der Gänsesägerwurde als regelmäßiger Brutvogel Endeder 60er Jahre letztmalig nachgewiesen.Seit 2001 brüten wieder 1 bis 2 Paare unregelmäßig.Die für norddeutsche Seen einmaligen ökologischenBedingungen des oligotrophenStechlinsees erklären seinen regionalen Wertals Rast- und Überwinterungsgewässer fürbis zu 20 Wasservogelarten. Die zeitlich undräumlich hohe Verfügbarkeit submerserWasserpflanzen als Nahrungsquelle ist dafürals Ursache anzusehen. Hier überwinternauch bis zu 70 Haubentaucher und 1 bis 3Seeadler in eisfreien Jahren.Maximal wurden 8.328 Wasservögel ermittelt.Das entsprach 1.300 Vögel auf 10 haLitoralfläche. Der Wert der submersen Pflanzenbeständeder übrigen Klarwasserseen alsNahrungsquelle für Wasservögel ist gleichfallshoch. Er wird aber durch den relativ frühenEisschluss der kleineren Seen eingeschränkt.Im Vogelschutzgebiet wurden folgende Greifvögelals Brutvögel nachgewiesen: WespenundMäusebusard, Rot- und Schwarzmilan,Habicht, Sperber, Seeadler, Baumfalke undFischadler. Die Wiederansiedlung des Wanderfalkengelang 1998 (1 BP). Mit 12 Brutpaarendes Fischadlers besitzt das Gebiet großeBedeutung. Weitere, unter Berücksichtigungder Biotopstruktur bemerkenswerteBrutvogelarten sind Bekassine, Krickente, Eisvogelund Gebirgsstelze.SPA 7004 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Stechlin4 ErhaltungszieleAbb. 3Fischadler (Aufnahme bei genehmigter Artenerfassung, 2000)Foto: W. SchefflerWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– eines für das norddeutsche Tiefland besondersreich strukturierten, naturnahen,zusammenhängenden Komplexes ausWald-, See- und Moorökosystemen alscharakteristischen Ausschnittes eiszeitlichgeprägter <strong>Land</strong>schaften– seltener, nährstoffarmer Klarwasserseenwie des Großen Stechlinsees als besonderswertvollen kalk-oligotrophenKlarwassersee mit Algen-(Armleuchter-),Laichkraut- und Schwimmblattgesellschaftensowie Röhrichten und Großseggenriedensowie einer kennzeichnendenFischfauna– eines weitgehend naturnahen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesmit typischen abflusslosenBinneneinzugsgebieten (Seen,


88 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7004 – Das Europäische Vogelschutzgebiet StechlinMoorseen, Moore, Verlandungsmoore,kalkreichen Sümpfe, Kleingewässer,Bruchwälder und periodische Feuchtgebiete)mit naturnahen Wasserständen/-standsdynamik sowie vielfältig ausgebildeteMoor- und Verlandungsgesellschaftenin enger Verzahnung mit BuchenundHangmischwäldern– die Erhaltung weiträumiger, unzerschnittener,ungestörter und naturnaher Laub-(Buchenwälder), Laubmisch- (Traubeneichen-,Hainsimsen-Buchenwälder), Moor-(Birken-, Waldkiefern-Moorwälder), Auen-Wälder(Schwarzerlen-Eschen-Auen-Wald) – und Bruchwälder sowie ihrerSukzessionsstadien mit hohem Alt- undTotholzanteil, von Überhältern sowie Habitat-Holzstrukturen(Höhlen, Risse, Teilkronenbrücheu. a.)– Entwicklung von naturfernen Forsten hinzu natürlichen Mischwäldern– unverbauter, natürlicher, naturnaherFließgewässer mit ausgeprägter Gewässerdynamik(Mäander, Kolke, Uferabbrüche,Steilwände, Altarme, Sand- undKiesbänken)– intakter Niedermoorkomplexen undGrünlandflächen in extensiver Nutzungmit Seggenrieden und Staudensäumenin Verzahnung mit Wiesen und Weidenfrischer und feuchter Ausprägung in natürlichenTrophieverhältnissen5 Vorschläge zu MaßnahmenEntscheidenden Einfluss auf den ornithologischenWert der Wälder hat die Art der forstlichenBewirtschaftung. Dem Schutzanliegenentsprechen der Erhalt und die Förderungvon Laubmischwäldern hoher Altersklasse(>100 Jahre), die Erziehung von Überhälternan See- und Bestandesrändern mit großemHöhlenangebot, ein hoher Totholzanteil unddie konsequente Sperrung der Horstschutzzonenin der Brutzeit.Touristische Störungen sollen durch gezielteAngebote in weniger sensiblen <strong>Land</strong>schaftsteilenverringert werden.Wichtigste Schutzmaßnahmen für die Seensind die Verhinderung von Uferbebauungensowie die Fernhaltung von Nähr- und Schadstoffenund eine naturgemäße fischereiwirtschaftlicheBewirtschaftung.Die regelmäßige Mahd der Feuchtwiesen zugeeigneter Zeit dient dem Erhalt der Brutbiotopeder Wiesenbrüter.Brut- und Rastbestände im SPA Stechlin 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 10-15 vTundrasaatgans Anser fabalis rossicus 1.000-2.000Blässgans Anser albifrons 1.000-2.000Graugans Anser anser 3-7 500-1.300Krickente Anas crecca 3-6 2Stockente Anas platyrhynchos 60-65Löffelente Anas clypeata >10 2 3Tafelente Aythya ferina 30Rohrdommel Botaurus stellaris 4-7 1 x 3Schwarzstorch Ciconia nigra


NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 89–91 89NORBERT BUKOWSKY, BODO GIERINGDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Uckermärkische SeenlandschaftSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenEuropäische Vogelschutzgebiet Uckermärkische Seenlandschaft, Naturschutzgroßprojekt,Brutvögel, Biotoptypenverteilung, Gebietsentwicklung<strong>Land</strong>es-Nr. 7005EU-Nr. DE 2746-401Gesamtgröße: ca. 61.728 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Clanssee; Damerower Wald;Großer Kernbruch; Hutung Sähle; Kiecker;Kleine Schorfheide; Kleiner Kronensee;Küstrinchenbach und Oberpfuhlmoor;Mellensee bei Lychen; Mewenbruch; Platkowsee;Poviestsee; Stoitzsee; Stromtal;Tiefer und Fauler See; Tiergarten Boitzenburg;Zerweliner KoppelIm VerfahrenBrüsenwalde; Jungfernheide; Mellensee beiFunkenhagen; Strom bei MathildenhofLSGFestgesetzt: Fürstenberger Wald- undSeengebiet; Norduckermärkische Seenlandschaft2 Beschreibung des GebietesDurch das Vogelschutzgebiet verläuft dieWasserscheide zwischen Nord- und Ostsee.In Richtung Osten fließt das Wasser überden Strom und die Ucker in Richtung Ostseeund im Westen erfolgt der Abfluss über denKüstriner Bach, Havel und Elbe in die Nordsee.Die oft noch recht naturnahen Fließgewässersind Lebensraum zahlreicher TierundPflanzenarten. Bedeutsam sind vor allemStrom, Küstriner Bach, Linow- und Letzelthinbachsowie der Köhntop. Die Offenflächendes Gebietes werden vorwiegend alsAcker genutzt, der Grünlandanteil liegt nurbei etwa 10 %.In das erweiterte Vogelschutzgebiet wurdenin Ergänzung des bereits 1997 gemeldetenSPA das Jagenbruch, die Kutzerower undAmalienhofer Heide sowie die angrenzendenOffenflächen einbezogen. Hier herrschenstrukturreiche Buchen- und Eichen-Buchenwälder sowie Kiefern-Mischforstenvor. Das Jagenbruch gehört zu den größtenzusammenhängenden Erlen-Eschenwäldernin Nordbrandenburg. Eine Vielzahl von Torfstichenund Ackerhohlformen sowie individuenreicheVorkommen von Rotbauchunke,Laub- und Moorfrosch sind hier charakteristisch.Zunehmende Bedeutung für den <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltin Teilen des SPA hatdie anwachsende Biberpopulation erlangt.Zur Zeit gibt es fast 200 ha Wasserflächen,die durch Anstau von Bibern geschaffenwurden. Vor allem auf überfluteten Wiesenflächenim NSG Kleine Schorfheide fandenbeispielsweise Waldwasserläufer, GroßeRohrdommel und Schnatterente neue Lebensräume.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietIm SPA befinden sich gegenwärtig bis zu20 % des Brutbestandes des <strong>Land</strong>es <strong>Brandenburg</strong>von See-, Fisch- und Schreiadler sowievon Kranich, Rohrdommel, Kleiner Ralle,Zwergschnäpper und Wiedehopf. Damit hatSPA 7005 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Uckermärkische SeenlandschaftDas SPA hat eine Nord-Süd-Ausdehnungvon 55 km und eine West-Ost-Ausdehnungvon 40 km und gehört somit zu den größtenVogelschutzgebieten des <strong>Land</strong>es <strong>Brandenburg</strong>.Naturräumlich umfasst es große Teiledes Uckermärkischen Hügellandes und imWesten Teile des Neustrelitzer Kleinseenlandes.<strong>Land</strong>schaftsprägend sind im Nordostenmehrere markante Endmoränenzüge alsZwischenstaffeln der Pommerschen Hauptendmoränemit dazwischen liegendenGrundmoränenflächen. In diese sind zahlreicheglaziale Schmelzwasserrinnen und kleinereabflusslose Becken eingebettet. DieserTeil des SPA gehört somit zu den jüngstenglazial geprägten Teilen <strong>Brandenburg</strong>s. Hierherrschen verbreitet reichere Böden vor.Waldbedeckte Endmoränenzüge, zahlloseSölle und viele Seen unterschiedlicher Ausprägung,Blockpackungen, Bäche und Dünenbestimmen das abwechslungsreiche undhäufig kleingliedrige <strong>Land</strong>schaftsbild.Den westlichen Teil prägen im Wesentlichenausgedehnte Sanderflächen und kleinereGrundmoränenplatten und Endmoränenkuppenaus einer Zerfallsstaffel des FrankfurterStadiums. Das monotone Relief derSandergebiete wird durch aufgewehte Dünenflächen,Moore oder eingelagerte Seenunterbrochen. Hervorzuheben sind unteranderem die Himmelpforter und die KleineMahlendorfer Heide sowie die Streuse beiTemplin, die vorwiegend mit Blaubeer-Kiefernforstenbestockt sind.Abb. 1Seenlandschaft zwischen Schumellen- und Großem SuckowseeNLUA-Archiv, CIR


90 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7005 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Uckermärkische SeenlandschaftAbb. 2das Gebiet als ein Reproduktionszentrumgroße Bedeutung für die Bestandserhaltungund -erhöhung dieser Arten, was in besondershohem Maße für die Adlerarten zutrifft.Von großer Wichtigkeit ist das Gebietfür den Schutz des Schreiadlers. Die ehemaligenVorkommen (mindestens 4 BP) im Bereichvon Boitzenburg, Warthe und Thomsdorfsind seit ein bzw. zwei Jahrzehnten verwaist.Obwohl in den letzten 10 Jahren beträchtlicheAnstrengungen zur Habitatverbesserungvorgenommen wurden, ist einekurzfristige Wiederbesiedlung der altenBrutreviere wenig wahrscheinlich.Der Reichtum an Gewässern und ihren unterschiedlichenStrukturen bieten Wasser- undWatvogelarten günstige Siedlungsbedingungen,so z. B. der Rohrdommel (im Frühjahr2005 wurden durch die Naturwacht 12 rufendeMännchen festgestellt). Für den Gänsesägerbesteht Brutverdacht im NSG KleineSchorfheide. Auch seltene Arten offenerStandorte sind in stabilen Beständen vertreten.Hierzu zählen u. a. Raubwürger, Brachpieper,Ziegenmelker, Wiedehopf und Schwarzkehlchen.Als Rastgewässer haben Großer See undDammsee bei Fürstenwerder herausragendeBedeutung. Im November 2004 wurden hierbei der Wasservogelzählung durch die Naturwachtmit 1.000 Gänsesägern die bishergrößte Ansammlung festgestellt.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– eines für das nordostdeutsche Tieflandbesonders reich strukturierten Komplexesaus Wald-, See- und Moorökosystemen– strukturreicher naturnaher Laub- und-mischwälder mit hohem Altholzanteilsowie stehendem und liegendem Totholz,von Überhältern sowie Habitat-Holzstrukturen (Höhlen, Risse, Teilkronenbrücheu. a.); halboffenen Kiefernwäldernund -heiden (Laubholzanteil)und strukturierten Waldrändern (Eichenanteil)sowie langen Grenzlinien undFreiflächen im Wald– intakter Bruchwälder, Moore, Sümpfeund Kleingewässer mit naturnaher Wasserstandsdynamik– einer strukturreichen Agrarlandschaftmit einem hohen Anteil an Grenzlinienund Begleitbiotopen (Hecken, Baumreihen,Solitärbäumen, Feldsöllen, Lesesteinhaufen,Brachen, Randstreifen) undTrockenrasen sowie einer mosaikartigenNutzungsstruktur– eines weitgehend naturnahen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesmit den für dieJungmoränenlandschaft typischen abflusslosenBinneneinzugsgebieten (Seen,Moore, Kleingewässer, Bruchwälder undperiodische Feuchtgebiete) mit dazugehörigerWasserstandsdynamik– strukturreicher, unverbauter, störungsarmerGewässer und deren Ufer mitSchwimmblattgesellschaften und ganzjährigüberfluteter ausgedehnter ungemähterVerlandungs- und Röhrichtvegetationsowie der Flachwasserbereicheund Submersvegetation in natürlichenTrophieverhältnissen– naturnaher und natürlicher Fließgewässermit ausgeprägter Gewässerdynamik(Mäander, Kolke, Uferabbrüche, Steilwände,kurzrasigen Sand-, Stein- undSchlamminseln)– eines für Niedermoore typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesin den Niederungender Havel und Stromgewässermit winterlich oder ganzjährig überfluteten,im späten Frühjahr blänkenreichen,extensiv genutzten Grünlandflächen und-brachen mit hohem Grundwasserstand– eines Mosaiks von vegetationsfreien und-armen Sandoffenflächen, SandtrockenundMagerrasen über Zwergstrauchheidenbis zu lichten strukturreichen Vorwäldernmit offenen Flächen früher Sukzessionsstadien(TÜP Tangersdorfer Heide)– von Trockenrasen mit zerstreuten Dornbüschenund Wildobstbeständen5 MaßnahmenAbb. 3Dauergrünland mit Erlenbruch bei SchlepkowFoto: T. BlohmIm Rahmen des NaturschutzgroßprojektesUckermärkische Seen sollen bis 2007 ca.5.000 ha <strong>Land</strong> erworben werden. Weitere1.000 ha, vorrangig im NSG Kleine Schorfheide,sind mit Hilfe des WWF bereits gekauft


NORBERT BUKOWSKY, BODO GIERING: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) UCKERMÄRKISCHE SEENLANDSCHAFT 91Abb. 4Wanderfalke als Baumbrüter im SPA Uckermärkische SeenFoto: O. Kroneworden. Im Rahmen der Übertragung vonBVVG-Flächen an Naturschutzverbände wurdendurch die BVVG weitere 600 ha demWWF zugeordnet. Weitere 300 ha sind beantragt.Durch Nutzungsaufgabe bzw. Nutzungseinschränkungenauf diesen Flächensind wichtige Voraussetzungen für die Verbesserungder Habitatstrukturen geschaffen worden.Die allmähliche Umwandlung der Kiefernforstenin Mischwälder ist auf diesen Flächenaussichtsreich. Hierdurch werden sich dieBedingungen für eine Vielzahl von Arten wiez. B. Schwarz- und Mittelspecht sowie Zwergschnäpperverbessern. Der WWF unterstütztseit nunmehr 10 Jahren den FördervereinFeldberg-Uckermärkische Seenlandschaft beider Bereitstellung des Eigenanteils für das NaturschutzgroßprojektUckermärkische Seen.Auf den Eigentumsflächen der Naturschutzverbändeund im <strong>Land</strong>eswald wurden in denletzten 5 Jahren umfangreiche Moorrenaturierungs-Maßnahmenumgesetzt. Darüberhinaus erfolgten z. T. großflächige Ackerumwandlungen.Sie sind eine wichtige Maßnahmezum Schutz der nährstoffarmen Seen.Durch die hohe Munitionsbelastung auf denehemals von den GUS-Streitkräften genutztenFlächen im NSG Kleine Schorfheide istdie Offenhaltung der gesamten Calluna-Heiden und Silbergrasfluren wenig realistisch.Von den 3.000 ha Offenflächen werdenmax. 1.000 ha zukünftig durch <strong>Land</strong>schaftspflegemaßnahmenoffen gehaltenwerden können. Für Wiedehopf, Brachpieperund Nachtschwalbe sind Bestandsrückgängeunvermeidlich, da sie nicht auf andereLebensräume ausweichen können.In den Einzugsgebieten des Quillow- undKöhntopbaches steht die Schaffung und Ergänzungvon Kleinstrukturen auf landwirtschaftlichenNutzflächen im Vordergrund.Der Rückbau von Fließgewässerhindernissen,die Verbesserung der Habitateignungder vorhandenen Wiesen durch extensiveNutzung, die bessere Wasserversorgung derMoorböden und die Verbesserung der Wasserqualitätder stehenden Gewässer istSchwerpunkt weiterer Maßnahmen.SPA 7005 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Uckermärkische SeenlandschaftBrut- und Rastbestände im SPA Uckermärkische Seenlandschaft 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECSingschwan Cygnus cygnus 50-70 R xTundrasaatgans Anser fabalis rossicus 3.000-4.000Blässgans Anser albifrons 4.000-6.000Graugans Anser anser 50 R 3Pfeifente Anas penelope >50 0Krickente Anas crecca 15-25 >250 2Stockente Anas platyrhynchos 500-1.000 >1.500Knäkente Anas querquedula 5-10 >10 1 3Löffelente Anas clypeata 3-5 >50 2 3Tafelente Aythya ferina 50-100 >400 v 2Reiherente Aythya fuligula 5-10 >800 3Schellente Bucephala clangula 30-40 >200 3Zwergsäger Mergellus albellus 50-100 x 3Gänsesäger Mergus merganser 0-1 400-600 1Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis 40-60 >20 3Haubentaucher Podiceps cristatus 500-600 2.000Rothalstaucher Podiceps grisegena 5-10 >5 2Schwarzhalstaucher Podiceps nigricollis 0-2 1Rohrdommel Botaurus stellaris 15-20 1 x 3Zwergdommel Ixobrychus minutus 0-1 1 x 3Graureiher Ardea cinerea 10-60 >50Schwarzstorch Ciconia nigra 3-4 >5 1 x 2Weißstorch Ciconia ciconia 20-25 >20 3 x 2Fischadler Pandion haliaetus 20 3 x 3Wespenbussard Pernis apivorus 10-13 2 xSchreiadler Aquila pomarina 5-7 1 x 2Wiesenweihe Circus pygargus 0-1 10 1 xRohrweihe Circus aeruginosus 40-50 3 xRotmilan Milvus milvus 40-50 3 x 2Schwarzmilan Milvus migrans 20-25 3 x 3Seeadler Haliaeetus albicilla 10-12 >10 2 x 1Merlin Falco columbarius >2 xBaumfalke Falco subbuteo 10-15 1Kranich Grus grus 120-150 2.000 3 x 2Fortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECWasserralle Rallus aquaticus >100 3Wachtelkönig Crex crex 5-10 1 x 1Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana 3-5 2 xKleines Sumpfhuhn Porzana parva 3-5 1 xTeichhuhn Gallinula chloropus >100 vBlässhuhn Fulica atra ? >1.000Kiebitz Vanellus vanellus 10-15 >500 2 2Flussregenpfeifer Charadrius dubius 5-10 >5 3Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula 100 3 3Bekassine Gallinago gallinago 25-35 >20 2 3Rotschenkel Tringa totanus 1-5 1 2Grünschenkel Tringa nebularia >5Waldwasserläufer Tringa ochropus 20-30 >10 RBruchwasserläufer Tringa glareola >50 x 3Lachmöwe Larus ridibundus 500-600 >1.000Flussseeschwalbe Sterna hirundo 5-10 >10 2 xRaufußkauz Aegolius funereus 0-2 R xSumpfohreule Asio flammeus 0-1 >2 1 x 3Ziegenmelker Caprimulgus europaeus 25-30 2 x 2Eisvogel Alcedo atthis 25-30 2 x 3Wiedehopf Upupa epops 3-5 1 3Schwarzspecht Dryocopus martius 50-70 xMittelspecht Dendrocopos medius >30 3 xNeuntöter Lanius collurio 300-400 x 3Raubwürger Lanius excubitor 7-10 1 3Heidelerche Lullula arborea 120-150 3 x 2Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus 3.500-4.500Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 20-30 xZwergschnäpper Ficedula parva 70-90 3 xSprosser Luscinia Luscinia 600-1.000Nachtigall Luscinia megarhynchos 600-1.000Blaukehlchen Luscinia svecica 0-1 2 xBrachpieper Anthus campestris 6-10 1 x 3Ortolan Emberiza hortulana 1-3 3 x 2


92 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 92–95SPA 7006 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Schorfheide-ChorinKNUT ARENDT, TORSTEN BLOHM, HUBERT FREYMANN, EBERHARD HENNE, OTTO MANOWSKYDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Schorfheide-ChorinSchlagwörter:1 Allgemein AngabenSPA Schorfheide-Chorin, Waldreichtum, Moore, Trockenrasen,Großvogelarten<strong>Land</strong>es-Nr. 7006EU-Nr. DE 2948-401Gesamtgröße: ca. 64.610 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Arnimswalde; Bollwinwiesen/Großer Gollinsee; Breitefenn; BreitenteichischeMühle; Endmoränenlandschaft beiRingenwalde; Eulenberge; FischteicheBlumberger Mühle; Großer Lubowsee;Großer Plötzsee; Grumsiner Forst/Redernswalde;Hintenteiche bei Biesenbrow;Kienhorst/Köllnseen/Eichheide; Krinertseen;Melzower Forst; Niederoderbruch;Pimpinellenberg; Plagefenn; Poratzer Moränenlandschaft;Reiersdorf; SuckowerHaussee; Tiefer See; Tongruben Neuenhagen;Torfbruch bei Polßen; WinkelLSGFestgesetzt: Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin2 Beschreibung des Gebietesder Nordbrandenburgischen Wald- und Seengebietebestimmt. Im Südosten wurde nochein kleinerer Teil der Großeinheit Odertal einbezogen.Im Bereich des Vogelschutzgebietesgehören ihr die Haupteinheiten UckermärkischesHügelland, Uckerniederung und Randow-Welse-Niederungan. Die Endmoränendes Pommerschen Stadiums werden als bewaldeteHöhenketten durch die einzelnen,teils eng gestaffelten Eisstillstandslagen markiert.Nördlich schließen sich ausgedehnte,kuppige bis flachwellige Grundmoränen an.Klimatisch ist die Uckermark besondersdurch kontinental getönte Bereiche gekennzeichnet.Neben dem Odertal ist die östlicheUckermark das bedeutendste Häufungszentrumkontinentaler Steppen- und Halbtrockenrasenund Gebüschgesellschaften.Charakteristisch für die Waldvegetation sindgroßflächige, teilweise vom Menschen geringbeeinflusste Buchenwaldgesellschaftenmit zahlreichen kleineren Mooren (ca. 2.000Moore und vermoorte Sölle).Die Templiner Platte, die Schorfheide unddas Eberswalder Tal sind durch ausgedehnte,ebene Sanderflächen, die die älteren Grundmoränenüberlagern, gekennzeichnet. Mehroder weniger geschlossene Grundmoränenplattendurchragen die Sanderflächen nurbei Templin. Das Eberswalder Urstromtal bildetden südlichen Abschluss des Naturraumes.Die natürliche Waldvegetation wird überwiegendvon Kiefern-Buchenwäldern undTraubeneichen-Buchenwäldern gebildet. Aufgrundwasserfernen Sanden und Dünen tretenauch reine Kiefernwälder auf. NatürlicheWaldgesellschaften sind vor allem auf denEndmoränen noch verbreitet. Sonst herrschengroßflächig Kiefernforste vor.Zur Großeinheit Odertal gehören das Niederoderbruchund die Neuenhagener Insel. DieAlte Oder umfließt unterhalb von Bad Freienwaldedas Moränen- und Talsandplateauder Neuenhagener Insel. Die Oder ist heuteüberwiegend eingedeicht, wird aber nochvon recht ausgedehnten Deichländern gesäumt.Im Niederoderbruch kommt es zurseenartigen Aufweitung des alten Flusslaufesim Oderberger See und auch zu großflächigenVermoorungen. Sowohl das Oderbruchals auch die Odertalränder heben sich klimatischals besonders kontinental getöntes Gebietvon den umliegenden <strong>Land</strong>schaften ab.Die Steppenrasen einschließlich der Halbtrocken-und Trockenrasen sind sehr reich anPflanzenarten.Die Vielgestaltigkeit der abiotischen Bedingungenbewirkt die Ausbildung einer Vielzahlan Habitattypen, die oft auf engstem Raumzu mosaikartigen Komplexen verschmelzen.Daraus resultiert eine hohe Artenvielfalt. Sokonnten bei den Farn- und Blütenpflanzen1.024 Arten nachgewiesen werden. Durchden Gewässerreichtum bedingt – neben einigenFließgewässern sind es mehr als 200Seen mit über 1 ha Größe – kommen 36 einheimischeFischarten <strong>Brandenburg</strong>s (71 %)im Vogelschutzgebiet vor.Von besonderer Bedeutung ist die Vielzahlan Kleingewässern (ca. 1.500). So sind Amphibien,wie die bedrohten Arten Rotbauch-Das Vogelschutzgebiet Schorfheide-Chorinumfasst 3 Teilgebiete aus dem gleichnamigenBiosphärenreservat. Es befindet sichnordöstlich von Berlin und erstreckt sich zwischenden Städten Templin, Prenzlau, Angermündeund Bad Freienwalde.Seine <strong>Land</strong>schaft ist durch Formenelementeder glazialen Serie des Pommerschen Stadiums(Weichselglazial) geprägt. Von Nordwestennach Südosten – von Milmersdorfüber Joachimsthal und Chorin nach Oderberg– durchzieht die markante Endmoräneder Pommerschen Randlage der Weichselvereisungdas Gebiet und trennt zwei Sedimentationsräume,die Grundmoränen im Nordenund Nordosten und die Sander und Urstromtälerim Südwesten und Süden. Im Nordenund Nordosten – in der südlichen Uckermark– dominiert auf den fruchtbaren Böden derGrundmoräne landwirtschaftliche Nutzung.Das durch unterschiedliche Ausprägung undzahlreiche Rückzugsstaffeln differenziert aufgebauteGebiet ist ausgesprochen seenreich.Die Böden weisen unterschiedliche Qualitätbei überwiegend forstlicher Nutzung auf. Diesandigen Bildungen im Süden und Südwestenwerden ebenfalls forstlich genutzt. BeiGrundwassernähe, wie im Eberswalder Taloder auftretenden Grundmoränen, wie imBereich der Britzer Platte, ergänzt landwirtschaftlicheNutzung das Bild.Das Vogelschutzgebiet wird hauptsächlichdurch die Naturräume der Uckermark und Abb. 1 Parsteiner See Foto: LUA-Archiv, F. Plücken


KNUT ARENDT et al.: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) SCHORFHEIDE-CHORIN 93Abb. 2unke und Laubfrosch, noch in hoher Populationsdichtezu beobachten. Aber auch extrembedrohte Reptilien wie EuropäischeSumpfschildkröte, Glattnatter und Kreuzottersiedeln im Gebiet. Vielfältig ist auch dieSäugetierfauna. Innerhalb der Grenzen desVogelschutzgebietes wurden 13 Fledermausartenbeobachtet. Weitgehend flächendeckendist die Verbreitung von Biber undFischotter im Großschutzgebiet.wärtige Dichtezentrum innerhalb <strong>Brandenburg</strong>sfür gefährdete Großvogelarten, wieSee-, Fisch- und Schreiadler sowie Kranichund Schwarzstorch.Die hohe Siedlungsdichte der Adler sowiedie des Schwarzstorches, die auf der Flächedes Gebietes drei- bis viermal so hoch ist wieauf der <strong>Land</strong>esfläche, lässt die überregionaleBedeutung des Vogelschutzgebietes für diesegefährdeten Großvogelarten deutlich werden.Bei den gefährdeten Großvogelarten,z. B. Fischadler hat die Zahl der Brutpaaredeutlich zugenommen. Insbesondere diezahlreichen Kiefern-Überhälter sowie die Leitungsmastendienen dem stark zunehmendenFischadlerbestand als Horstbäume.Der Kranich weist mit ca. 300 Brutpaaren dasdichteste Brutvorkommen von <strong>Brandenburg</strong>auf. Der Schreiadler mit 6 Brutpaaren (BP)sowie der Waldwasserläufer (80 bis 100 BP)sind bemerkenswert. Der Bestand von 200bis 300 übersommernden Nichtbrütern undbis zu 4.000 bis 5.000 rastenden Kranichenim Herbst unterstreicht die Bedeutung desVogelschutzgebietes.Besonders artenreiche Lebensräume bildenauch die reich strukturierten Übergänge vonFeuchtgebieten der Oderaue zu den Sandterrassenund Trockenhängen, besonders imGebiet der Neuenhagener Insel. Hier kommtder Wiedehopf als Brutvogel vor. Die leichtverbuschten Steppen und Halbtrockenrasenauf trockenen Kuppen in der Agrarlandschaftweisen extrem hohe Dichten von Neuntöterund Sperbergrasmücke auf, z. B. auf 160 haAgrarlandschaft um Brodowin 84 BP desNeuntöters (2004).Die Gewässer und Grünlandgebiete sindinternational bedeutsame Brut- und Raststättenfür Wasservögel und wiesenbrütendeLimikolen. Von zentraler Bedeutung sinddie Seen mit ihren Verlandungszonen. Hierbrüten nach EU-Vogelschutzrichtlinie prioritäresowie nach den Roten Listen <strong>Brandenburg</strong>sund des Bundes vom Aussterben bedrohteArten wie Rohrdommel, Trauerseeschwalbe,Flussseeschwalbe, Kleines Tüpfelhuhn,Blaukehlchen und DrosselrohrsängerSPA 7006 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Schorfheide-Chorin3 Bedeutung alsVogelschutzgebietDie Lebensraumvielfalt des Gebietes bieteteiner Vielzahl von Vogelarten günstige BrutundAufenthaltsbedingungen. Knapp 300Arten konnten unter Einbeziehung vonÜberwinterern und Gästen im Vogelschutzgebietregistriert werden. Die aktuelle Brutvogellisteweist 167 Arten aus. Das sind 61% der für Deutschland und 77 % der für<strong>Brandenburg</strong> nachgewiesenen Arten (DÜRRet al. 1997). Darunter befinden sich 79 von111 Arten der Roten Liste des <strong>Land</strong>es <strong>Brandenburg</strong>und 40 von 112 der bundesweitgeltenden Roten Liste (WITT et al. 1996).32 der im Gebiet vorkommenden Brutvogelartensind in der Liste der EU-Vogelschutzrichtlinieenthalten (Tabelle).Charakteristische Brutvogelarten der altenLaubmisch- und Buchenwälder sind Mittelspechtund Zwergschnäpper. Die weiträumigenWälder beherbergen auch das gegen-Abb. 3Scheidiges Wollgras in einem Waldmoor im SPA Schorfheide-ChorinFoto: K. Pape


94 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7006 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Schorfheide-ChorinAbb. 4Etwa 300 Kranichpaare brüten im SPA Schorfheide-ChorinFoto: H. FreymannAbb. 5 Strukturreiche <strong>Land</strong>schaft mit Kleingewässer Foto: E. Hennein größeren Beständen. Auf den Seen derSchorfheide und an der Oder ist der Gänsesägerseltener Brutvogel.Bedeutsame Brutvogelarten der Weiher undSölle sind Rothalstaucher, Zwergtaucher undstellenweise Kleines Tüpfelhuhn.Überregionale Bedeutung für durchziehendeund überwinternde Vogelarten hat das Gebietv. a. für Wasservögel (insbesondere nordischeGänse) im Umfeld der großen Seen, für dieKranichrast auf den ausgedehnten landwirtschaftlichgenutzten Flächen im Nordostenund für den Limikolenzug an den Fischteichen.Bis zu 40 rastende Arten können an einemZähltag auf dem Parsteiner -, dem Grimnitz-und Oberuckersee angetroffen werden.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– störungsarmer und -freier, reich strukturierter,naturnaher Laub- und -mischwäldermit hohem Altholzanteil, alten Einzelbäumen,Überhältern sowie langenäußeren Grenzlinien und Freiflächen imWald– eines reichen Angebotes an Habitat-Holzstrukturen(Höhlen, Risse, Teilkronenbrüche,Wurzelteller, rauer Stammoberflächeu. a.), vor allem in Eichen- und Buchen-Mischwäldern sowie Mischbeständen– eines weitgehend naturnahen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesmit den für dieJungmoränenlandschaft typischen abflusslosenBinneneinzugsgebieten (Seen,Moore, Kleingewässer, Bruchwälder undperiodische Feuchtgebiete) mit naturnahenWasserständen/-standsdynamik– strukturreicher, unverbauter, störungsarmeroder -freier Gewässer mit Schwimmblattgesellschaftenund Submersvegetationsowie ganzjährig überfluteter, ausgedehnter,ungemähter VerlandungsundRöhrichtvegetation, einschließlichder Röhrichtmoore– eines für Niedermoore typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesmit winterlichoder ganzjährig überfluteten Flächen mitSeggenrieden und Staudensäumen inextensiv genutztem Grünland und auf-brachen sowie ganzjährig hohenGrundwasserständen– von Eichenalleen und strukturierten Waldrändernmit Eichenanteil auf höher gelegenenAckerstandorten– einer strukturreichen Agrarlandschaft mitBegleitbiotopen wie Hecken, Baumreihen,Solitärbäumen, Feldsöllen, Lesesteinhaufen,Brachen, Randstreifen undTrockenrasen mit eingestreuten Dornbüschenund Obstbäumen sowie einer mosaikartigenNutzungsstruktur– unverbauter, naturnaher und natürlicherFließgewässer mit ausgeprägter Gewässerdynamik(Mäander, Kolke, Uferabbrüche,Steilwände, Altarme, Sand-, Stein-,Kies- und Schlamminseln)– störungsarmer Schlaf- und Vorsammelplätze


KNUT ARENDT et al.: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) SCHORFHEIDE-CHORIN 955 Vorschläge für MaßnahmenZu den wesentlichen Schutzvorhaben zählendie Maßnahmen zur Verbesserung des<strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes, insbesonderedie Wiederherstellung der Binneneinzugsgebieteund die Schaffung von Flachwasserzonen.Besondere Bedeutung kommt demWaldmoor-Schutzprogramm des <strong>Land</strong>es zu,Brut- und Rastbestände im SPA Schorfheide-Chorin 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor ca.300


96 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 96–99WINFRIED DITTBERNER, RALF KÖHLERSPA 7007 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Unteres OdertalDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Unteres OdertalSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Unteres Odertal, Naturschutzgroßprojekt, Brutvögel, Biotoptypen,Gebietsentwicklung<strong>Land</strong>es-Nr. 7007EU-Nr. DE 2951-401Gesamtgröße: ca. 11.775 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Felchowseegebiet; <strong>Land</strong>inerHaussee; Nationalpark „Unteres Odertal“LSGFestgesetzt: Nationalparkregion UnteresOdertal2 Beschreibung des GebietesDie untere Oder ist im Gegensatz zu denmeisten deutschen Strömen noch relativ naturnahund weist deshalb eine ungewöhnlichhohe Biodiversität auf. Obwohl der gesamteUnterlauf eingedeicht ist, blieb vor allem inden Deichvorländern in Abhängigkeit vonden Wasserständen die Vegetationsentwicklungvom Menschen relativ unbeeinflusst.Auch die innerhalb der Deiche liegenden Polderzwischen Hohensaaten-FriedrichstalerWasserstraße und Oderstrom wurden nurextensiv genutzt und blieben damit zu großenTeilen naturnah erhalten. Die in derOder ablaufenden Hochwässer im Frühjahrund im Sommer beeinflussen das gesamteSPA. Die Polder werden zwischen Ende Novemberund Anfang April geflutet. Gelegentlichkommt es auch im Sommer bei extremenHochwässern wie beispielsweise 1997 nachDeichbrüchen zu Überflutungen der Polder.Die Oder tangiert ca. 50 km das Vogelschutzgebiet.Sie ist Grenzfluss zu Polen. Die Belastungendurch Industrie, Kommunen und<strong>Land</strong>wirtschaft halten sich in Grenzen, so dassbei Eintritt in deutsches Staatsgebiet die Wasserbeschaffenheitdie Güteklasse II gerade erreicht.Dadurch können zahlreiche Fischartenden Strom besiedeln. Wesentliche Begradigungenerfuhr die Oder in ihrem Unterlauf imBereich des Oderbruchs in den Jahren 1844bis 1848 mit dem Oderdurchstich oberhalbvon Hohenwutzen, der zugleich die AlteOder abtrennte und die Insel Neuenhagenschuf, und mit dem Bau der Hohensaaten-Friedrichstaler Wasserstraße, der die Schiffbarkeitganzjährig bis Stettin schaffen sollte.Gleichsam als Insel befindet sich das SPA zwischendieser künstlichen Wasserstraße imWesten und dem Strom im Osten.Im Winter friert die Oder schnell zu, wobei aufGrund der Strömung Eisversetzungen möglichwerden. Durchschnittlich werden 44 Eistagejährlich erreicht.Die Oder ist im Gebiet Grenzfluss. Auf polnischerSeite liegen einige Naturschutzgebiete,die mit den Flächen des Nationalparks aufAbb. 1Unteres Odertaldeutscher Seite eine <strong>Land</strong>schaftseinheit bildenund für die Vogelwelt günstige Lebensbedingungenbieten.Das Gesamtgebiet wurde maßgeblich durchdie jüngste Eiszeit geprägt. So entstandenSanderflächen, Talsandbereiche, Dünenzüge,vielfach gestaffelte Höhenrücken von Endmoränen,großflächige Grundmoränenplattenund von Schmelzwässern geformte, netzartigmiteinander verbundene Talzüge. Im südlichenTeil haben sich im Bereich periglazialerRandzertalungen zahlreiche schluchtartigeErosionsrinnen und steile Trockenhänge gebildet,wodurch sich unterschiedliche Pflanzengesellschaftenentwickelten. In diesem Bereichstellte sich ein subkontinentales Geländeklimaein, das wärmeliebenden PflanzenundTierarten günstige Entwicklungsbedingungenbietet.Das untere Odertal gliedert sich in drei Abschnitte:Der südliche Teil umfasst einen Trockenpoldermit einer Fläche von 1.680 ha. DiesesGebiet ist ganzjährig durch Deiche vor Überschwemmungengesichert. Der mittlere bestehtaus zwei Nasspoldern mit einer Flächevon 4.400 ha, die stets Ende November/AnfangDezember geflutet werden. Der nördlicheTeil gehört zu Polen und war bis 1945gleichfalls ein Nasspolder. Die wasserbaulichenAnlagen verfielen hier, so dass sich dieursprüngliche Vegetation einer europäischenFlusslandschaft entwickeln konnte.Im Vogelschutzgebiet bestimmen gegenwärtigextensive Weidewirtschaft und Mutterkuhhaltungneben der Fischerei und dem Angelsportdie Nutzung. Mit 40 Säugetierarten, 19Amphibien- und Reptilienformen und über 42Fischarten ist die Oderniederung ein Refugiumfür seltene Wirbeltiere. Hier leben Fischotterund Biber. Hervorzuheben ist die Vielfaltder Wasserpflanzengesellschaften. Feuchtwiesen,Schilfröhrichte, Seggenriede und Auwälderumgeben Seen und Altarme des Gebietes.Es finden sich ausgedehnte Großseggensümpfeund Wasserschwadenwiesen. Die an denOderhängen vorhandenen Trockenrasen beherbergenaußergewöhnliche, kontinental geprägteSteppenvegetation mit Frühlingsadonisröschen,Kreuzenzian, Sibirischer Glockenblume,Federgras und weiteren charakteristischenArten.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietDie Bedeutung des SPA liegt im Vorkommeneiner großen Zahl von Vogelarten, die an dieunterschiedlichen Feucht-Habitate angepasstsind. In den Niederungen befanden sichDeutschlands größte Brutvorkommen vonSeggenrohrsänger, Trauerseeschwalben undWachtelkönig. Mit bis zu 200 Wachtelkönig-Revieren lebt hier fast ein Viertel des deutschenBrutbestandes (GREEN et al. 1997). ImSPA liegt auch ein zusammenhängendes Brutarealvon Tüpfelsumpfhuhn, Sprosser, Schilfrohrsänger,Beutelmeise, Blaukehlchen, Feld-,Schlag- und Rohrschwirl. Aktuell gibt es Brutbeständevon Kiebitz, Bekassine, Trauerseeschwalbe,vereinzelt von Kleinem SumpfhuhnFoto: K. Hielscher


WINFRIED DITTBERNER, RALF KÖHLER: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) UNTERES ODERTAL 97Abb. 2und Karmingimpel, während das Vorkommenanderer Wiesenbrüter wie Kampfläufer, Uferschnepfeund Wiesenweihe erloschen ist. Hervorzuhebensind die auch überregional wichtigenBrutplätze von Brandgans, Spieß-, Knäk-,Schnatter- und Löffelente. Gelegentlich, wieim Sommer 1996 nach sommerlicher Flutungeines Teils der Polder, unternahmen Zwergmöwe,Weißbart- und WeißflügelseeschwalbeBrutversuche.Im unteren Odertal hat sich mit 12 BP(2005) ein Brutbestand des Gänsesägers erhalten,der in Verbindung mit den Vorkommenan der Alten Oder, am mittleren Oderlaufund einer Teilpopulation in Schleswig-Holstein sowie an der Ostseeküste das einzigestabile Brutvorkommen der nordeuropäischenPopulation der Art darstellt. Maßgeblichfür das Vorkommen sind ausreichendbemessene Höhlen im Altholz verschiedenerLaubbäume, die Fließe und Strom säumen.In den Hangwäldern des Gebietes leben Seeadler,Rot- und Schwarzmilan, Wespenbussardsowie Mittelspecht. Auf reich strukturiertenWiesen mit Gebüschen und Altwässern befindensich die Brutvorkommen von Sperbergrasmücke,Neuntöter, Beutelmeise und Sprosser.Die Flutungspolder haben als Rastgebiet fürZugvögel eine internationale Bedeutung.Zum Frühjahr liegen die Rastbestände derWasservögel bei über 100.000. Hervorzuhebensind die Rastbestände von Saat-, Blässgans,Sing-, Zwerg- und Höckerschwan, diehier größere Schlaf- und Nahrungsplätze innehaben.Vor allem im Frühjahr bevölkernPfeif-, Spieß-, Löffel-, Krick- und Knäkentenzahlreich, oft zu mehreren Tausend, dieFeuchtwiesen und Flachgewässer. Auf dentieferen Gewässern und der Oder versammelnsich Tauchenten, wie Schell-, ReiherundTafelente.Die großflächigen Feuchtwiesen erlangen indieser Zeit besonderen Wert für durchziehendeLimikolen, u. a. Bekassine, Zwergschnepfe,Kiebitz, Kampfläufer, Dunkler Wasserläu-SPA 7007 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Unteres OdertalAbb. 3 Schwarzhalstaucher auf dem <strong>Land</strong>iner Haussee Foto: W. Dittberner


98 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7007 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Unteres OdertalAbb. 4Wasservogelkonzentrationen im SPA Untere Oder u. a. mit Singschwänen und PfeifentenFoto: W. Dittbernerfer, Grünschenkel, Bruchwasserläufer, Rotschenkel.Alpen- und Temminckstrandläufer.Hervorzuheben sind die Rastbestände desKampfläufers (bis zu 2.300).Auf polnischer Seite befindet sich ein größererKranichschlafplatz, auf dem zeitweilig imHerbst bis zu 15.000 Vögel rasten, die teilweiseauch die Polder auf deutscher Seitefrequentieren, hauptsächlich aber die westlichan das Vogelschutzgebiet angrenzendenÄcker zur Nahrungssuche aufsuchen. Hierbefinden sich auch die Nahrungsgründe dernordischen Gänse, die im Gebiet durchausdie 80.000 erreichen.Im Herbst und im Winter haben die Oderund die Hohensaaten-Friedrichstaler Wasserstraßebei Eisfreiheit als Rastgebiet für Tauchenten,Zwerg- und Gänsesäger erheblicheBedeutung. Vor allem für die beiden Sägerartenstellt das Gebiet mit dem Oderhaff daswichtigste Überwinterungsgebiet in <strong>Brandenburg</strong>und Westpolen dar. Bis zu 2.200Gänse- und 250 Zwergsäger fliegen dann abNovember ins Odertal ein. Im Haff befindensich zu dieser Zeit noch deutlich größere Ansammlungen(MIZERA et al. 1994).Der Reichtum an Wasservögeln im Winter undzu den Zugzeiten lockt zahlreiche Greifvögelan. Herausragend sind die Winterbestände desSeeadlers mit bis zu 60 Vögeln. Aber auch dasAuftreten von Raufußbussard, Kornweihe, Habicht,Sperber, Merlin und Wanderfalke imWinterhalbjahr verdient Beachtung.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– des Unteren Odertales als einer mitteleuropäischbedeutsamen Tieflandstromniederungund Auenlandschaft– der naturnahen störungsarmen Flussauemit natürlicher Überschwemmungsdynamikund einem Mosaik von offenen Flächen,Wald und Gebüschen entlang derOder einschließlich deren Ufer mit ganzjährigüberfluteten Seggenrieden, Verlandungs-und Röhrichtvegetation sowieFlachwasser mit Schwimmblattgesellschaftenund Submersvegetation– eines für Auen und Niedermoore typischen<strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes, einesnaturnahen Wasserregimes und des natürlichenSelbstreinigungspotenzials desStromes und der Aue– einer ausgeprägten Gewässerdynamik(Uferabbrüche, Steilwände, Altarme,Sand-, Schlamm-, Kiesinseln)– störungsarmer und -freier, reich strukturierter,naturnaher Auen- und Hangwäldersowie Laubmischwälder mit hohemAlt- und Totholz-Anteil, alten Einzelbäumen,Überhältern sowie langen Grenzlinienund Freiflächen, langfristiger Regenerationvon Forsten zu Naturwäldern,ausgerichtet an der potenziellen natürlichenVegetation– eines reichen Angebotes an Habitat-Holzstrukturen(Höhlen, Risse, Teilkronenbrüche,Wurzelteller, rauer Stammoberflächeu. a.), vor allem in Eichen- und Buchen-Mischwäldern sowie Mischbeständen– mehrjähriger Grünlandbrachen und -flächenin extensiver Nutzung mit Verzahnungvon Feucht- und Nasswiesen mitganzjährig überfluteter, ungemähter Verlandungs-und RöhrichtvegetationAbb. 5SeggenrohrsängerFoto: A. Kozulin


WINFRIED DITTBERNER, RALF KÖHLER; DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) UNTERES ODERTAL 99– störungsarmer, weiträumiger, offener<strong>Land</strong>schaften als Rast-, Schlaf- und Vorsammelplätze5 Vorschläge für MaßnahmenBrut- und Rastbestände im SPA Unteres Odertal 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 500-1.000 vSingschwan Cygnus cygnus 100-1.800 R xZwergschwan Cygnus bewickii 5-20 x 3WRothalsgans Branta ruficollis 0-2 x 1WWaldsaatgans Anser fabalis fabalis 3.000-4.000Tundrasaatgans Anser fabalis rossicus 25.000-28.000Kurzschnabelgans Anser brachyrhynchus 0-5Zwerggans Anser erythropus 0-2 x 1Blässgans Anser albifrons ~30.000Graugans Anser anser >100 7.000-8.000Brandgans Tadorna tadorna 5-10 30 600-850 R 3Pfeifente Anas penelope 12000-15300 0Krickente Anas crecca 1-5 4.000-8.000 2Stockente Anas platyrhynchos 12.000-17.000Spießente Anas acuta 0-3 5.000-8.000 1 3Knäkente Anas querquedula 20-25 400-600 1 3Löffelente Anas clypeata 20 1.500-4.000 2 3Kolbenente Netta rufina 1-3 RTafelente Aythya ferina 20 4.000-6.000 v 2Reiherente Aythya fuligula 15 6.000-8.000 3Bergente Aythya marila 2-76 3WEiderente Somateria mollissima 1-10Eisente Clangula hyemalis 1-17Trauerente Melanitta nigra 1-10Samtente Melanitta fusca 1-10 3Schellente Bucephala clangula 20-25 1.000-1.600 3Zwergsäger Mergellus albellus 200-300 x 3Gänsesäger Mergus merganser 10-12 1.000-2.200 1Mittelsäger Mergus serrator 1-6Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis 30-50 3Haubentaucher Podiceps cristatus 100-300Rothalstaucher Podiceps grisegena 20 >30 2Ohrentaucher Podiceps auritus 1-2 x 3Schwarzhalstaucher Podiceps nigricollis 20-50 270 1Prachttaucher Gavia arctica 1-3 x 3Kormoran Phalacrocorax carbo 1.000 300-600Rohrdommel Botaurus stellaris 3-5 >3 1 x 3Zwergdommel Ixobrychus minutus 3-5 1 x 3Graureiher Ardea cinerea 100 500-2.000Schwarzstorch Ciconia nigra 2 10-30 1 x 2Weißstorch Ciconia ciconia 10 60-100 3 x 2Wespenbussard Pernis apivorus 5-10 10 3 x 3Seeadler Haliaeetus albicilla 6 30-60 2 x 1Merlin Falco columbarius 1-3 xBaumfalke Falco subbuteo 2-3 3-5 1Wanderfalke Falco peregrinus 1-3 1 xKranich Grus grus 35 10.000-15.000 3 x 2Wachtelkönig Crex crex 120-200 1 x 1Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana 20-40 2 xKleines Sumpfhuhn Porzana parva 10-15 1 xTeichhuhn Gallinula chloropus 20-30 >20 vBlässhuhn Fulica atra 200-250 4.000-6.000Fortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECAusternfischer Haematopus ostralegus 1-2 5-15 1Kiebitzregenpfeifer Pluvialis squatarola 10-50Kiebitz Vanellus vanellus 100-150


100 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 100–103SPA 7009 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Märkische SchweizJÖRG HOFFMANN, ANDREAS KOSZINSKI, KARL-HEINZ KÖHN (†),HELMUT MITTELSTÄDT, GERHARD GRÜTZMACHERDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Märkische SchweizSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Märkische Schweiz, Brutvögel, Biotoptypenverteilung,Gebietsentwicklung<strong>Land</strong>es-Nr. 7009EU-Nr. DE 3450-401Gesamtgröße: ca. 17.968 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Gartzsee; Gumnitz und GroßerSchlagenthinsee; Klobichsee; RuhlsdorferBruch; Stobbertal; TiergartenLSGFestgesetzt: Naturpark Märkische Schweiz2 Beschreibung des Gebieteslen- und Erlen-Eschenwälder. Der Anteil naturnaherLaub- und Mischwälder ist hoch.Aufgrund des vielfältigen <strong>Land</strong>schaftsmosaiksist auf relativ engem Raum eine großeStandort- und Habitatvielfalt vorhanden. DieArtendiversität unterschiedlicher Gruppenaus Flora und Fauna ist daher besondershoch. So zählt die Märkische Schweiz z. B.mit über 1.000 Farn- und Blütenpflanzen(HOFFMANN 1997) zu einem der artenreichstenGebiete im nordostdeutschen Tiefland.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietDas SPA liegt vollständig im Naturpark MärkischeSchweiz. Es befindet sich ca. 50 kmvon Berlin entfernt im östlichen Teil <strong>Brandenburg</strong>s.Das Gebiet nördlich der KleinstadtMüncheberg hat die Dörfer Prötzel, Garzauund Hoppegarten als Eckpunkte im WestenDas vielfältige <strong>Land</strong>schaftsmosaik des VogelschutzgebietesMärkische Schweiz hat vieravifaunistisch bedeutsame Räume, in denenaktuell 143 Brutvogelarten vorkommen. Insgesamtwurden bisher 259 Vogelarten nachgewiesen(HOFFMANN et al. 2000).sowie Altfriedland und Trebnitz im Osten.Die Oberflächenformen der <strong>Land</strong>schaft wurdenglazial geprägt. Die letzte Vereisung, dieWeichselkaltzeit, hat im Wesentlichen die<strong>Land</strong>schaft in ihrer heutigen Ausbildung geformt.Auf relativ kleinem Raum finden sichalle typischen geologischen Bildungen der Eiszeitdes nordostdeutschen Tieflandes. Geomorphologischgehört das Gebiet der OstbrandenburgerPlatte an, die sich in mehrere– Wald- und Seengebiet der BuckowerHügel- und KessellandschaftCharakteristische Brutvogelarten entlangdes naturnahen Bachlaufes des Stöbbermit seinen angrenzenden Feuchtwäldern,Zwischenmooren und kleinen Seen sindWaldwasserläufer, Eisvogel, Kranich undSchellente. Die Gebirgsstelze brütet vorallem im Bereich der alten Mühlenbauwerke,deren Staustufen heute im Rah-Untereinheiten gliedert. Der zentrale Teil derMärkischen Schweiz hat ein ausgeprägtes,kleinräumig stark gegliedertes Relief und wirdals Buckower Hügel- und Kessellandschaft bezeichnet.Dieser Teil der <strong>Land</strong>schaft wird überwiegendvon Mischwaldgebieten, Seen undkleinen Mooren dominiert. Westlich und östlichgrenzen flachwellige Grundmoränen (Barnim-und Lebusplatte) an, die größtenteilslandwirtschaftlich durch Ackerbau genutztwerden. Die Seen und Fischteiche im Nordostengehen in die flache Auenlandschaft desOderbruchs über. Das „Rote Luch“, einNiedermoorgebiet mit einer Ausdehnung über8 km Länge, befindet sich in einem spät- bispostglazial angelegten Durchbruchstal, wodurchdie Ausbildung einer Talwasserscheidezwischen Nord- und Ostsee möglich wurde.Der Stöbber entwässert dieses Gebiet dahersowohl zur Oder als auch über Löcknitz zurSpree (Elbe).Als potenziell natürliche Vegetation sind aufden Grundmoränenplatten vor allem subkontinentaleLinden-Eichen-Hainbuchenwälderund Kiefern-Eichenwälder bestimmend,in der Buckower Hügel- und Kessellandschaftauch Traubeneichen-Buchenwälder sowie Er- Abb. 1 Schermützelsee bei Buckow Foto: LUA-Archiv, F. Plückenmen eines Renaturierungsprogramms desFließgewässersystems durch Fischtreppenwieder durchgängig gemacht wurden. Anden schnell strömenden Bachabschnittenüberwintern regelmäßig nordische Wasseramseln.In den Schilfröhrichten undVerbuschungszonen ehemaliger Feuchtwiesenbrüten Rohr- und Schlagschwirl.Hohe Siedlungsdichten erreichen in denausgedehnten Mischwaldgebieten typischemitteleuropäische Greifvogelartenwie Roter Milan und Mäusebussard. Zuden seltenen Brutvögeln gehörenSchwarzstorch, Seeadler, Baumfalke undWiedehopf. Letzterer ist stärker an Halbtrocken-und Trockenrasenkomplexe gebunden,die mosaikartig das Wald- undSeengebiet, besonders an südexponiertenHügeln, auflichten. In Buchen- undBuchenmischwaldbeständen siedelt ineinigen Bereichen der Zwergschnäpper,eine Art, die im Gebiet ihre westlicheVerbreitungsgrenze erreicht. Neben demhäufigen Buntspecht haben die seltenerenSpechtarten in den Laub- undMischwaldkomplexen hohe Siedlungsdichten.Bedeutsam sind die Populationenvon Grün-, Schwarz-, Mittelspechtund Wendehals.– Altfriedländer Teich- und SeengebietBedeutendstes Wasservogelbrut-, RastundDurchzugsgebiet ist das Gewässersys-


JÖRG HOFFMANN et al.: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) MÄRKISCHE SCHWEIZ 101Abb. 2tem der Altfriedländer Teiche und Seen.In diesem Gebiet rasten insbesondere imOktober und November bis zu 30.000Saat- und Blässgänse. Nach dem Abfischenund Ablassen der Teiche im Herbstsind zeitweilig etwa 150 ha Schlammflächenfür rastende Limikolen verfügbar.Zahlreiche, z. T. auch sehr seltene Limikolenartenrasten in dieser Zeit. Besondersim November kann es zu großenAnsammlungen von Kiebitzen bis zu3.000 Vögeln kommen. Im Winter undFrühjahr können regional große Ansammlungenvon Krick-, Löffel-, Pfeif-,und Tafelenten sowie Gänsesägern beobachtetwerden. Das Gewässersystemist ein bedeutsamer Brutplatz der Graugans(bis 20 Brutpaare) sowie einer derwenigen mitteleuropäischen Binnenlandbrutplätzeder Silber- und der Steppenmöwe.Flussseeschwalbe und Lachmöwesind Brutvögel, deren Bestand jedochmehrjährigen Fluktuationen unterliegt. Inden Uferzonen der Gewässer sind Drosselrohrsänger,Beutel- und Bartmeisecharakteristische Brutvögel.– Niedermoorgebiet Rotes Luch mit angrenzendenTrockenhängenDas Rote Luch mit einer Ausdehnungvon etwa 800 ha ist das einzige größereNiedermoorgebiet zwischen Berlin unddem Oderbruch und fungiert als wichtigesVerbindungselement für den großräumigenBiotopverbund. Das Gebietwird gegenwärtig durch Grünland- undSPA 7009 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Märkische SchweizAbb. 3Reich strukturierter Waldrand und Gelegesaum am SchermützelseeFoto: J. Hoffmann


102 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7009 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Märkische SchweizAbb. 4EisvogelWeidewirtschaft genutzt. Das Moorgebietkönnte nach Wiedervernässung alsBrutgebiet seltener Arten, wie Wachtelkönig,Großer Brachvogel, Raubwürgerund Blaukehlchen, die in den letztenJahren nur noch sporadisch nachgewiesenwerden konnten, Bedeutung erlangen.Gegenwärtig werden die Feuchtwiesenund die Saumlebensräume durchWiesenpieper, Braunkehlchen, Feldschwirl,Neuntöter und Sperbergrasmückebesiedelt. In den anschließendenHangwäldern, die durch Kiefernbeständedominiert werden, brüten Baumfalke,Roter Milan, Habicht und Mäusebussard.Eine verbreitete Art der trockenen,lichten Kiefernwälder und Sandtrockenrasen,die sich häufig unmittelbar an denNiedermoorkörper anschließen, ist dieHeidelerche sowie in einigen Bereichender Steinschmätzer. Im Winterhalbjahrhaben hier Raufußbussard und Kornweiheein wichtiges Nahrungsrevier.– Feldmark der Lebus- und BarnimplatteDie Ackerflächen der Feldmark östlich,nördlich und westlich der Buckower Hügel-und Kessellandschaft sind mit den anderenNaturräumen eng verzahnt undunterscheiden sich in ihrer Strukturierungdurch Feldhecken, Säume, Weiher und andereKleinbiotope z. T. sehr stark voneinander.Es wechseln steppenartig ausgeräumteund durch Feldhecken eng gekammerteAgrarflächen. Wichtige Rast- undFoto: S. FahlÄsungsflächen von Saat- und Blässgänsenbefinden sich auf weniger strukturiertenÄckern in der nördlichen und östlichenFeldmark. Die Hermersdorfer Endmoränenlandschaftmit ihren zahlreichen kleinenFeuchtgebieten hat besondere Bedeutungals Kranichrastplatz. Kranich, Graugans,Rohrweihe, Rothalstaucher, Rohrdommel,Bart- und Beutelmeise sind alsBrutvögel hervorzuheben. Die Rohrweiheerreicht aufgrund des hohen Anteils kleinerFeuchtgebiete eine relativ gute Siedlungsdichte.Die Brutvorkommen von Grauammerund Ortolan, Wachtel und Rebhuhnkonzentrieren sich dagegen stärker in dergering durch Gehölze strukturierten, steppenartigenAgrarlandschaft mit nicht zuhoher landwirtschaftlicher Intensität.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– strukturreicher naturnaher Laub- und-mischwälder mit hohem Anteil von AltundTotholz, von alten Einzelbäumen,Überhältern sowie Habitat-Holzstrukturen(Höhlen, Risse, Teilkronenbrüche u. a.);halboffenen Kiefernwäldern und -heiden(Laubholzanteil) und strukturierten Waldrändern(Eichenanteil) sowie langenGrenzlinien und Freiflächen im Wald– eines weitgehend naturnahen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesder abflusslosenBinneneinzugsgebiete (Seen, Moore,Kleingewässer, Bruchwälder und periodischeFeuchtgebiete) mit naturnaherWasserstandsdynamik sowie für die Niedermoore(Rotes Luch) mit winterlichüberfluteten Flächen und im späten Frühjahrblänkenreichen, extensiv genutztenGrünlandflächen, -brachen sowie räumlichanschließenden Röhrichten und ganzjährighohen GrundwasserständenAbb. 5Extensiv bewirtschaftete Feucht- und Frischwiesen im Stöbbertal bei PritzhagenFoto: J. Hoffmann


JÖRG HOFFMANN et al.: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) MÄRKISCHE SCHWEIZ 103– einer strukturreichen Agrarlandschaftmit einem hohen Anteil an Grenzlinienund Begleitbiotopen (Hecken, Baumreihen,Solitärbäumen, Feldsöllen, Lesesteinhaufen,Brachen, Randstreifen undTrockenrasen mit eingestreuten Dornbüschenund Obstbäumen sowie einer mosaikartigenNutzungsstruktur– unverbauter, störungsarmer Gewässermit vielfältigen Strukturen (Sand-, Kies-,Schlamminseln u. ä.) und Ufern mitSchwimmblattgesellschaften und ganzjährigüberfluteter ausgedehnter ungemähterVerlandungs- und Röhrichtvegetationsowie Flachwasserbereichen undSubmersvegetation– unverbauter, strukturreicher, naturnaherund natürliche Fließgewässer mit ausgeprägterGewässerdynamik (Mäander,Kolke, Uferabbrüche, Altarme u. a. m.)– störungsarmer Schlaf- und VorsammelplätzeBrut- und Rastbestände im SPA Märkische Schweiz 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 15-20 40-60 vSingschwan Cygnus cygnus 10-30 R xRothalsgans Branta ruficollis 1-2 x 1WWaldsaatgans Anser fabalis fabalis >1Tundrasaatgans Anser fabalis rossicus >25.000Kurzschnabelgans Anser brachyrhynchus 1-5Zwerggans Anser erythropus 1-6 x 1Blässgans Anser albifrons


104 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 104–106TOBIAS DÜRR, TORSTEN RYSLAVY, GERTFRED SOHNSSPA 7010 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Rietzer SeeDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Rietzer SeeSchlagwörter:1 Allgemein Angaben<strong>Land</strong>es-Nr. 7010EU-Nr. DE 3642-401Gesamtgröße: ca. 1.127 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Rietzer SeeLSG: -SPA Rietzer See, Wiedervernässung, Seggenrieder, WasserundWatvogelarten2 Beschreibung des GebietesDas ca. 7 km südöstlich der Stadt <strong>Brandenburg</strong>gelegene Vogelschutzgebiet gehört zur<strong>Land</strong>schaftseinheit <strong>Brandenburg</strong>-PotsdamerHavelgebiet, deren Gestalt im <strong>Brandenburg</strong>erStadium der Weichseleiszeit geprägtwurde. Der Niederungsteil zwischen Havelund Zauche wird durch einen Wechsel vonflachen Niederungen (überwiegend Niedermoorbis 1,5 m Torfmächtigkeit; stellenweisekalkunterlagert), Talsandstreifen, kleinenGrundmoräneninseln und kleinen Endmoränenrestencharakterisiert.Das Kernstück des Gebietes ist der ca. 4 kmlange, durchschnittlich nur 0,8 m tiefe, hocheutropheRietzer See (ca. 450 ha Wasserfläche),der vom Emsterkanal durchflossen wird.Wegen der starken Phytoplankton-Entwicklungund Eintrübung des Wassers fehlenUnterwasserpflanzen weitgehend. Die Wasserflächewird von breiten Röhrichtzonen gesäumt,denen wenige kleine Schwimmblattzonenvorgelagert sind. An die im Osten des Gebietesteilweise mehrere hundert Meter breitenSchilfzonen grenzen nicht eingedeichteWiesenbereiche. Im Süden tritt die Hochflächedes Lehniner <strong>Land</strong>es (Zauche), die die Niederungum 10 bis 20 m überragt, bis unmittelbaran die Niederung des Rietzer Sees heran. DerHolzberg ist die einzige Erhebung, die direktan die Verlandung des Sees heranreicht. Eineseit 1990 vorhandene Vernässungsfläche zwischendem Rietzer und dem Netzener See(Streng-Niederung) hat zu einer erheblichenAufwertung des Gebietes geführt.Wie auch in der Unteren Havelniederung tretenbesonders die Stromtalpflanzen mit teilweisekontinentalem Verbreitungsschwerpunktund thermophilen Standortansprüchenhervor. Aktuell bedeutende Salzstellen im JeserigerBruch (galt in den 70er und 80er Jahrenbereits als erloschen) und am NetzenerSee beherbergen eine Reihe von Salzpflanzen.Hier liegt das bedeutendste Vorkommender Strandaster in <strong>Brandenburg</strong> (ca. 700.000Ind.). Das Sumpfknabenkraut hat einen Bestandvon über 1.000 Pflanzen.Die Streng-Niederung, ursprünglich die natürlicheWasserverbindung zwischen demNetzener See und dem Moorsee, einem Teildes Rietzer Sees, war bis in die 60er Jahrehinein überwiegend durch Seggenriede charakterisiert,die abhängig vom Havelwasserstandmit ganzjährigen Überflutungen nurextensiv bewirtschaftet werden konnten. Einab den 60er Jahren durchgeführtes Meliorationsprojekt(Eindeichung; Entwässerung überein angelegtes Grabennetz und 2 Schöpfwerke)machte die hohe faunistische und floristischeBedeutung dieser nassen Seggenriede,die beispielsweise wichtigstes Brutgebiet desSeggenrohrsängers am Rietzer See waren,innerhalb weniger Jahre zunichte. Die zentralenBereiche des Strengs verlandeten durchzunehmenden Wasserentzug. Mit der Einstellungdes Schöpfwerkbetriebes am Streng imJahr 1990 vernässte die Streng-Niederungpermanent auf einer Fläche von ca. 80 ha,nachdem auch der Hauptgrabenabzug zumEmsterkanal geschlossen wurde. Es entstandein nahrungsreiches Flachgewässer mitUnterwasservegetation, Röhrichten und kleinenSchlickflächen bei niedrigem Wasserstand,dessen ökologische Entwicklung nochnicht abgeschlossen ist.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietDas Gebiet des Rietzer Sees ist besonderswegen seines Vogelreichtums von herausragenderBedeutung. Es dient zahlreichen bestandsgefährdetenWasser- und Watvogelarten,die z. T. in beachtlicher Anzahl vorkommen,als Brutgebiet. Bislang wurden in diesemrelativ kleinflächigen SPA seit 1960 insgesamtetwa 280 Vogelarten nachgewiesen (davon77 als Brutvögel).Das westlichste mitteleuropäische Brutvorkommendes Seggenrohrsängers befand sicham Rietzer See (bis 25 Rev.) und erlosch imZuge der Meliorationsmaßnahmen (Verlustder Seggenriede) 1979. Zu den in den letzten10 Jahren nicht mehr als Brutvögel nachgewiesenenArten zählen Großtrappe, Sumpfohreule,Korn- und Wiesenweihe. Auch dienoch in den 70er Jahren regelmäßig brütendenUferschnepfen verloren durch die Meliorationsmaßnahmeneinen ihrer wichtigstenLebensräume. Die Bestände der Feuchtwiesenbrüterreduzierten sich ganz allgemein inden 70er und 80er Jahren. Dennoch weistdas Gebiet des Rietzer Sees nach weitgehenderMelioration der umliegenden Feuchtlandschaften(1959-1989) wieder den Charaktereines in Teilen erhalten gebliebenen Refugiumsfür viele Wasser- und Schilfvogelartenauf. Die großflächigen Verlandungszonenbeherbergen überregional bedeutsameBrutvogelbestände mit hohen Siedlungsdichtenvon Schilfbrüterarten, (z. B. Bartmeise,Blaukehlchen, Rohrschwirl, Schilfrohrsänger).Mit der Wiedervernässung der Streng-Niederungerfolgte eine schnelle Besiedlung diesesGebietes durch Wasser- und Watvögel. Soentwickelte sich nach 1991 das landesweitgrößte Brutvorkommen des Schwarzhalstauchersmit max. 180 Paaren, ging aber mitAuflösung einer Lachmöwenkolonie wiederdrastisch zurück. Der Rothalstaucher besiedeltedie Flachwasserfläche mit mehr als 10Abb. 1Der Rietzer See mit angrenzenden Wirtschafts- und VernässungsflächenFoto: LUA-Archiv, F. Plücken


TOBIAS DÜRR, TORSTEN RYSLAVY, GERTFRED SOHNS: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) RIETZER SEE 105Abb. 2Brutpaaren. Für zahlreiche Entenarten ist derStreng ein wichtiges Brutgebiet geworden; u.a. brüten hier regelmäßig Knäk-, SchnatterundLöffelente sowie sporadisch auch dieSpießente.Als Verbindung zwischen Netzener und RietzerSee erfüllt die überstaute Fläche amStreng eine wichtige ökologische Funktionfür durchziehende Vögel und erweitert dieBrutmöglichkeiten für einige Arten, die zuvornicht oder nur sporadisch am Rietzer Seebrüteten.Im Herbst dient das Gebiet Tausenden Grau-,Saat- und Blässgänsen sowie bis zu 2.500Kranichen als Schlaf- und Rastplatz. Währenddes Frühjahrs- und Herbstzuges sinddarüber hinaus größere Ansammlungen verschiedenerEnten- und Limikolenarten zubeobachten.tion mit natürlicher Wasserstandsdynamik– eines für Niedermoore typischen <strong>Land</strong>-schaftswasserhaushaltes mit ganzjährighohen Grundwasserständen– winterlich überfluteter, im Frühjahr blänkenreicherGrünlandflächen frischer bisnasser Standorte in Verzahnung mit Brachenund Röhrichtflächen/-säumen inextensiver Nutzung– der landesweit bedeutsamen Binnensalzstellen– störungsarmer, weiträumiger, offener<strong>Land</strong>schaft als Wiesenbrütergebiete,Schlaf- und Vorsammelplätze5 Vorschläge für MaßnahmenDie Erhaltung der Artenvielfalt, insbesondereder hohen Zahl der Brutvogelarten und Rastvögel,werden in der Verordnung über dasNaturschutzgebiet Rietzer See vom 6. September2004 als Zielvorgaben benannt.So sind für bodenbrütende Vogelarten durchspäte Mahdtermine die Lebensbedingungenzu verbessern.„... die für eine großräumige vermoorte Niederungtypischen Abflussverhältnisse imGrund- und Oberflächenwasser sollen nachPrüfung der dazu erforderlichen Maßnahmensowie deren Auswirkungen so wiederhergestellt werden, dass dem Schutzzweckentsprechende Wasserstände erreicht werden,wobei insbesondere Belange des Vogelschutzes,des Feucht- und Nasswiesenschutzes(vor allem Salzwiesen) und des Moorschutzesberücksichtigt werden sollen“ heißtes in der Verordnung.Eine besondere Bedeutung kommt dem„Strengsee“ zu. Die sich herausgebildeteWasserfläche von ca. 60 ha und die angrenzendenRöhrichte und Nasswiesen von ca.SPA 7010 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Rietzer See4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– einer großräumigen, vermoorten Niederungslandschaftmit dem Rietzer See,einschließlich großflächiger Röhrichte– strukturreicher, unverbauter, störungsarmerbis -freier Gewässer (Flachseen), derenUfer und Flachwasserbereiche(Schlammflächen) mit Schwimmblattgesellschaften,ganzjährig überfluteten,großflächigen Seggenrieden, Verlandungs-,Röhricht- und Submersvegeta-Abb. 3 Strandaster-Bestand Foto: G. Sohns


106 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7010 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Rietzer See20 ha sollten ohne jegliche wirtschaftlicheNutzung bleiben. Problematisch erscheintdie Erhaltung und Entwicklung von Nasswiesensüdlich und nördlich des Moorsees, inden Langen Wiesen und im Jeseriger Bruch.Hohe Wasserstände führen zu einer rasantenVerschilfung und Aufgabe einer landwirtschaftlichenNutzung. Alte Meliorationsgräbenwerden zum Teil immer noch vomWasser- und Bodenverband maschinell entkrautetund die Schilfsäume unnötigerweisegemäht. Hierdurch gehen zahlreiche Brutmöglichkeitenfür Schilfvögel verloren. Dievöllige Aufgabe der Nutzung und Pflege vongroßräumigen Feuchtwiesenkomplexen zeichnetsich schon gegenwärtig ab und wird sichzukünftig nur durch eine höhere und längerfristigeÜberstauung von Teilflächen und gezieltenPflegebränden steuern lassen.Die Überschwemmungsfläche am Strengsollte zunächst der natürlichen Sukzessionüberlassen werden.Brut- Rastbestände im SPA Rietzer See 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 10-15 100-120 vSingschwan Cygnus cygnus 5-15 R xZwergschwan Cygnus bewickii 2-5 x 3WRothalsgans Branta ruficollis 0-1 x 1WWeißwangengans Branta leucopsis 5-10 xTundrasaatgans Anser fabalis rossicus 10.000-15.000Kurzschnabelgans Anser brachyrhynchus 1-2Zwerggans Anser erythropus 1-3 x 1Blässgans Anser albifrons 10.000-15.000Graugans Anser anser 40-60 1.500-2.500Brandgans Tadorna tadorna 1-2 3-5 RSchnatterente Anas strepera 20-40 250-600 R 3Pfeifente Anas penelope 300-800 0Krickente Anas crecca 2-6 500-900 2Stockente Anas platyrhynchos 50-100 1.500-2.000Spießente Anas acuta 0-1 50-300 1 3Knäkente Anas querquedula 10-18 30-125 1 3Löffelente Anas clypeata 2-10 200-350 2 3Kolbenente Netta rufina 0-1 1-4 RTafelente Aythya ferina 10-15 200-400 v 2Reiherente Aythya fuligula 2-5 200-250 3Schellente Bucephala clangula 5-8 30-35 3Zwergsäger Mergellus albellus 70-90 x 3Gänsesäger Mergus merganser 70-100 1Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis 5-15 60-235 3Haubentaucher Podiceps cristatus 60-84 150-270Rothalstaucher Podiceps grisegena 9-15 2Schwarzhalstaucher Podiceps nigricollis 25-187 80-375 1Kormoran Phalacrocorax carbo 50-80 100-300Rohrdommel Botaurus stellaris 1-3 1 x 3Silberreiher Casmerodius albus 7-19 xGraureiher Ardea cinerea 40-45 50-60Weißstorch Ciconia ciconia 3-4 15-25 3 x 2Fischadler Pandion haliaetus 2-4 3 x 3Wespenbussard Pernis apivorus 0-1 2 xKornweihe Circus cyaneus 6-11 1 x 3Rohrweihe Circus aeruginosus 14-16 3 xRotmilan Milvus milvus 2-4 3 x 2Schwarzmilan Milvus migrans 5-8 5-15 3 x 3Seeadler Haliaeetus albicilla 1 2-5 2 x 1Merlin Falco columbarius 1 xBaumfalke Falco subbuteo 0-1 1Wanderfalke Falco peregrinus 1-2 1 xKranich Grus grus 12-16 1.550-2.500 3 x 2Großtrappe Otis tarda 0-1 1 x 1Wasserralle Rallus aquaticus 50-100 3Wachtelkönig Crex crex 0-1 1 x 1Vertragsnaturschutz wird zum Schutz derWiesen- und Schilfbrüter sowie der Orchideen-und Salzpflanzenbestände auf ca. 100ha Feuchtwiesen (in Teilflächen des Gebietes)finanziert. Hierbei geht es vor allem umden Erhalt der letzten Seggenriedflächen inder Mittleren Havelniederung. Die Maßnahmensollten unbedingt fortgeführt werden.Im Rahmen verschiedener Forschungsprogrammeder wissenschaftlichen Vogelberingung(z. B. Schilfbrüter-Monitoring, bundesweitesBartmeisenprogramm) wurden amRietzer See seit 1962 mehr als 30.000 Vögelberingt. Diese Programme müssen fortgesetztwerden. Die gewonnenen Daten zurBrutbiologie, Populationsdynamik und Zugphänologiewerden u. a. für Artenhilfsmaßnahmenan Schilfbrütern genutzt (Schilfbrüterprogramm).Abb. 4BlaukehlchenFoto: K. HielscherFortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECTüpfelsumpfhuhn Porzana porzana 1-5 2 xKleines Sumpfhuhn Porzana parva 0-1 1 xTeichhuhn Gallinula chloropus 10-15 vBlässhuhn Fulica atra 50-400 1.000-2.000Austernfischer Haematopus ostralegus 1-2 1Kiebitzregenpfeifer Pluvialis squatarola 2-5Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria 20-150 xKiebitz Vanellus vanellus 18-25 1.000-2.000 2 2Flussregenpfeifer Charadrius dubius 1-4 5-10 3Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula 0-1 5-25 1Großer Brachvogel Numenius arquata 0-1 2-12 1 2Uferschnepfe Limosa limosa 0-1 1-2 1 2Pfuhlschnepfe Limosa lapponica 1-2 xZwergschnepfe Lymnocryptes minimus 1-4 0 3Bekassine Gallinago gallinago 23-29 50-400 2 3Flussuferläufer Actitis hypoleucos 5-10 1 3Dunkler Wasserläufer Tringa erythropus 15-30 3Rotschenkel Tringa totanus 3-5 2-5 1 2Grünschenkel Tringa nebularia 5-20Bruchwasserläufer Tringa glareola 50-180 x 3Kampfläufer Philomachus pugnax 0-1 40-400 1 x 2Zwergstrandläufer Calidris minuta 70-150Temminckstrandläufer Calidris temminckii 1-5Sichelstrandläufer Calidris ferruginea 20-30Alpenstrandläufer Calidris alpina 50-100 3Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus 20-100 x 3Lachmöwe Larus ridibundus 20-500 500-950Schwarzkopfmöwe Larus melanocephalus 0-1 R xSturmmöwe Larus canus 0-1 20-100 R 2Silbermöwe Larus argentatus 0-1 10-20 RMittelmeermöwe Larus michahellis 5-10 RSteppenmöwe Larus cachinnans >1 RWeißbart-Seeschwalbe Chlidonias hybrida 2-4 x 3Weißflügel-Seeschwalbe Chlidonias leucopterus 15-100Trauerseeschwalbe Chlidonias niger 0-1 10-100 1 x 3Flussseeschwalbe Sterna hirundo 1-2 5-15 2 xSumpfohreule Asio flammeus 1-2 1 x 3Eisvogel Alcedo atthis 2-3 2 x 3Schwarzspecht Dryocopus martius 1-2 xNeuntöter Lanius collurio 20-30 x 3Raubwürger Lanius excubitor 0-1 2-3 1 3Heidelerche Lullula arborea 1-3 3 x 2Rohrschwirl Locustella luscinioides 96-148 3Seggenrohrsänger Acrocephalus paludicola 0-1 1 x 1Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 3-6 xBlaukehlchen Luscinia svecica 24-41 2 xOrtolan Emberiza hortulana 1-2 3 x 2


NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 107–109 107THOMAS SCHOKNECHT, MICHAEL ZERNINGDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Döberitzer HeideSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Döberitzer Heide, Truppenübungsplatz, halboffene Weidelandschaft,Heide, Sukzession<strong>Land</strong>es-Nr. 7011EU-Nr. DE 3444-401Gesamtgröße: ca. 3.946 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Döberitzer Heide; FerbitzerBruchLSGFestgesetzt: Königswald mit Havelseenund Seeburger Agrarlandschaft2 Beschreibung des GebietesDas SPA nimmt den südöstlichen Teil derNauener Platte ein, die hier überwiegendaus Bildungen des <strong>Brandenburg</strong>er Stadiumsder Weichselkaltzeit aufgebaut ist. Im Bereichdes Großen Luchs und des FerbitzerBruchs wechseln lehmige, sandig-lehmige,kiesig-sandige und anmoorig bis moorigeBildungen auf engem Raum. Der überwiegendaus sandigen und sandig-lehmigen Bildungenaufgebaute zentrale und nördlicheTeil der Döberitzer Heide wird durch mehreremeist nordwärts streichende vermoorteRinnen und Hohlformen untergliedert. DasGebiet hat keine natürlichen Fließgewässer.Die Döberitzer Heide liegt im Übergangsgebietzwischen atlantischem und kontinentalemKlima. Es gibt bedingt durch die geomorphologischeStruktur zahlreiche kleinklimatischeExtreme, da Moore und Trockenrasenoft dicht beieinander liegen.Die natürliche Standortvielfalt wurde vor allemdurch die rund 100-jährige fast ausschließlichmilitärische Nutzung als Truppenübungsplatz(TÜP) weiter differenziert. DerMilitärbetrieb selbst hatte einige Effekte, dieden vorindustriellen landwirtschaftlichen Nutzungsformenähnlich sind. Der Ausschlusskonventioneller Nutzungen verhinderte zudemdie sonst überall stattfindende starke Eutrophierungund Standortnivellierung. DerTruppenübungsplatz ist von einem Waldsaumumgeben, der negative äußere Einwirkungenverringert.Abhängig vom anthropogenen Einfluss lassensich im Untersuchungsgebiet drei Gruppenvon <strong>Land</strong>schaftstypen feststellen:I. Durch direkte militärische Nutzung entstandenSandoffenlandschaften, Ruderalfluren,Trockenrasen und Heiden sowieNiederwälder.II. Forsten am Südostrand, Streuwiesen,aufgelassene Hutungen und Hutewälder,Kohldistelwiesen, Grünland sowie ungedüngteÄcker und Brachen im westlichenTeil des Platzes sind durch herkömmlichebzw. sehr extensive Nutzung entstanden.III. Im Schutze des Truppenübungsplatzeskonnten sich weitestgehend unbeeinflusstMoore, Kleingewässer und einigeWaldgebiete entwickeln. Vorwaldstadienmit Birken- und Espen-Anflug sowieEichenrestbeständen bieten dieMöglichkeit, potenziell natürliche VegetationRealität werden zu lassen.Die hier genannten Lebensräume finden sichin Abhängigkeit von Geomorphologie undNutzung in unterschiedlichster Ausprägungund intensiver Vernetzung mit zahlreichenÜbergangssituationen.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietDas Gebiet stellt insbesondere durch dieVerbindung der drei o. g. <strong>Land</strong>schaftstypenmit extensiv genutzter Offenlandschaft, naturnahenWaldbereichen, Mooren und Gewässernfür die verschiedensten Vogelgruppengeeignete Lebensräume zur Verfügung.Dies spiegelt sich einerseits in hoher Gesamtartenzahl,andererseits artspezifischauch in hohen Populationsdichten wider.Grundlage bilden neben der BiotopvielfaltAbb. 1 Döberitzer Heide und Ferbitzer Bruchein reichhaltiges Nahrungs- und Nistplatzangebotsowie großflächige Ungestörtheit.Ersten avifaunistischen Erfassungen Ende der1980er Jahre folgten systematische Untersuchungen,z. T. mit Ermittlungen der Siedlungsdichte.Eine Avifauna des Gebietes liegt vor(KÜHN et al. 2000).In den letzten Jahren ergaben sich wegenÄnderung der ökologischen Bedingungen einigeVerschiebungen im Artenspektrum. Mitder Aufgabe einer Lachmöwen-Brutkolonieinfolge Austrocknung eines Standgewässers(Klärteich) im Kiefbruch verschwanden aucheinige Entenarten und der Schwarzhalstaucher.Als eine in den letzten Jahren neu eingewanderteArt mit brandenburgweit herausragendemBestand bis zu 18 BP ist dasSchwarzkehlchen zu nennen. Bisher konnteninsgesamt fast 200 Vogelarten nachgewiesenwerden, davon etwa 120 als Brutvögel.Kennzeichnend für die ökologische Vielfaltdes Vogelschutzgebietes ist u. a. die großeZahl von Arten, die nur in geringer Individuenzahlvorkommen. Als Beispiele dafürstehen Haubenlerche, Raubwürger undGreifvögel, die oft nur mit einem Brutpaarvertreten sind. Bei den Greifen fehlen nurspezialisierte Arten, wie Fischadler, oder sehrNLUA-Archiv, CIRSPA 7011 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Döberitzer Heide


108 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7011 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Döberitzer HeideAbb. 2seltene Arten, wie Korn- und Wiesenweiheund Wanderfalke als Brutvögel. Sie besuchenjedoch als Nahrungs- oder Wintergästedas Gebiet. Durch die laufende Veränderungavifaunistisch bedeutsamer Habitate seit1995 findet ein ständiger Wandel in Artenzusammensetzungund Populationsstärkenstatt. Sukzessionsbedingt nehmen Bewohnerder großen offenen Flächen immer mehr ab,während z. B. durch extensive Weidewirtschaftfür Wiesenbrüter interessante Arealegeschaffen werden. So verringerte sich dieAbundanz des Brachpiepers in den letztenJahren deutlich, nachdem sich vegetationsarmeOffenflächen durch einwanderndenBesenginster, Birken- und Espenanflug verkleinerten.Die zu Beginn der 90er Jahre sehrzahlreich im Gebiet brütenden Steinschmätzersind deutlich zurückgegangen; der Brutbestandwird auf weniger als 50 Paare geschätzt.Bemerkenswert hoch sind die Brutbeständevon Wendehals mit maximal 70Paaren und Braunkehlchen mit etwa 30 Revieren.Solche Abundanzen finden sich inganz <strong>Brandenburg</strong> nicht wieder.Besondere Bedeutung erlangt das Gebietdurch die seltenen und bundesweit gefährdetenArten wie Rohrdommel, Baumfalke, Ziegenmelker,Raubwürger, Wiedehopf undBrachpieper. Außerdem liegen bemerkenswerteNachweise von Zugvögeln, NahrungsundWintergästen vor, z. B. Schwarzstorch,Sumpfohreule und verschiedene Limikolenarten,die hier regelmäßig zu beobachten sind.4 ErhaltungszieleAbb. 3 NeuntöterWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– von Mooren mit arten- und individuenreicherFlora seltener und bestandsbedrohterArten– der aus historischen Nutzungsformenentstandenen Niederwälder und aufgelassenenHutewälder sowie der trockenenEichen-Birken-Wälder und naturnahenVorwälder– eines Lebensraummosaiks aus eng miteinandervernetzten Biotopstrukturen vonTrockenrasen, Heiden, offenen Sandflächenund nährstoffarmen Ruderalfluren– von extensiv genutztem Grünland,Frisch- und Pfeifengraswiesen in Verzahnungmit Brachen und Röhrichtflächenund -säumen5 Vorschläge für MaßnahmenEntsprechend der Biotopausstattung und demgesamten Charakter des Truppenübungsplatzessind Zonen mit unterschiedlichem Pflegebedarfin enger Nachbarschaft zu finden.Die Pflege der waldfreien nutzungsabhängigenLebensräume sollte so erfolgen, dassNährstoffe entzogen werden und Sukzessionenzu verschiedenen Zeitpunkten unterbrochenund neu gestartet werden. Zuden wichtigsten Pflegemaßnahmen aufden Offenflächen gehören Mähen, Mulchen,Eggen, Beweiden, Brennen und Entkusseln.Die geplante Einrichtung einesGroßgatters mit Wisent, Wildpferd undRotwild dient in erster Linie der Beobachtungder Wirkung großer Pflanzenfresserauf die Vegetation und weniger der gezielten<strong>Land</strong>schaftspflege.Waldfreie naturnahe Lebensräume müssennicht gepflegt werden. Wenn möglich, solltenMaßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushaltesdurchgeführt werden.Einige der Trockenrasen und Ruderalflurenwurden der freien Sukzession überlassen.Naturnahe Wälder bedürfen ebenfalls keinerPflege. Außerhalb von Totalreservatenkann an eine schonende forstwirtschaftlicheNutzung gedacht werden. AusreichendeMengen von Altbäumen und Totholzmüssen auf den Flächen verbleiben. ArchaischeWaldnutzungsformen wie Waldweideund Niederwaldbetrieb werden wiederaktiviert.Foto: B. Kehl


THOMAS SCHOKNECHT, MICHAEL ZERNING: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) DÖBERITZER HEIDE 109Abb. 4Sandoffenlandschaft mit SilbergrasFoto: Th. SchoknechtEinigen der in der intensiv genutzten Kulturlandschaftgefährdeten Arten kann mit gezieltenMaßnahmen, die über die flächigeBiotoppflege hinausgehen, geholfen werden.Zum Beispiel wird man auf Dauer kleinesteile Lehmwände als Brutplätze für Hymenopterenkünstlich erhalten müssen. Gleichesgilt für tiefe Wegepfützen, die vonBlattfußkrebsen besiedelt werden. Alte großeBunker können durch das Anschüttenvon Erdmänteln für Fledermäuse als Winterquartierefrostfrei hergerichtet werden.Abb. 5Teile des Ferbitzer Bruchs werden extensiv mit Galloway-Rindern beweidet.Foto: Th. SchoknechtSPA 7011 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Döberitzer HeideBrut- und Rastvogelbestände im SPA-Döberitzer Heide von 1993-2004/2005Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 3-6 vSingschwan Cygnus cygnus 1-4 R xTundrasaatgans Anser fabalis rossicus


110 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 110–112TORSTEN BLOHMSPA 7014 – Das Europäische Vogelschutzgebiet UckerniederungDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) UckerniederungSchlagwörter:SPA Uckerniederung, Röhrichte, Fließgewässer, Agrarlandschaft,Wasser- und Watvogelarten1 Allgemeine Informationen<strong>Land</strong>es-Nr. 7014EU-Nr. DE 2649-421Gesamtgröße: ca. 5.641 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: BeesenbergLSGFestgesetzt: Unter UckerseeIm VerfahrenUnteruckersee (Überarbeitung)2 Beschreibung des GebietesDie Uckerniederung gehört zusammen mitden westlich liegenden Talzügen von Randowund Welse sowie dem Odertal zu den beherrschendenTiefenlinien der Uckermark.Das SPA grenzt im Süden an das SPA Schorfheide-Chorinund zieht sich dann auf einerLänge von ca. 25 km als durchschnittlich 2 kmbreiter Schlauch bis an die <strong>Land</strong>esgrenze zuMecklenburg-Vorpommern. Es wird von Südnach Nord in drei Teilbereiche untergliedert.Niederungsbereich zwischen Unter- undOberuckerseeDieses Gebiet wird überwiegend von Schilfröhrichteneingenommen. Zentral verläuftder sogenannte „Kanal“, der etwa auf halberStrecke den 15 ha großen Möllensee erreicht.Teile der kanalnahen Röhrichte sind von einemSystem von Meliorationsgräben durchzogen,die jedoch wegen des eingestelltenSchöpfwerksbetriebes weitgehend ihre Funktionverloren haben. An die Röhrichtbereicheschließen sich auf beiden Talseiten bewirtschafteteGrünlandflächen. Am westlichenTalrand sind sie durch Erlengehölze undKopfweidenreihen stark strukturiert. Auf denangrenzenden Hochflächen – außerhalb desSPA – wird Ackerbau betrieben.UnteruckerseeDer Kanal mündet in das südliche Ende desUnteruckersees. Er ist der größte See derUckermark und erstreckt sich von Nord nachSüd über 7,4 km, von Ost nach West über2,3 km, hat eine Maximaltiefe von 18 m undeine Fläche von fast 12 km 2 . Morphologischbetrachtet handelt es sich um einen weniggegliederten Zungenbeckensee mit ausgedehntenFlachwasserbereichen im Osten undSüden. Der Unteruckersee ist durch unterschiedlichbreite Röhricht-, Verlandungs- undUferbereiche mit kleinflächigem Mosaik ausRöhrichten, Weidengebüschen, Erlengehölzen,Feucht- und Nasswiesen charakterisiert.Am Ostufer des Sees befindet sich der „AnstauMagnushof“, eine flach überstaute ehemaligeWiesenfläche, die von extensiv genutztemGrünland umgeben ist. Das nördli-Abb. 1Uckerniederung mit dem Möllensee bei Strehlowche und nordöstliche Seeufer liegt im Stadtgebietvon Prenzlau außerhalb des SPA.Uckertal nördlich von PrenzlauAus der Nordspitze des Unteruckersees fließtdie Ucker über die sogenannte „Schleuse“ inRichtung Norden. Dabei quert sie – ebenfallsaußerhalb des SPA – zunächst als stellenweisestark verbauter Fluss das Stadtgebietvon Prenzlau und fließt dann am östlichenRande des Uckertals an den Teichen derehemaligen Zuckerfabrik Prenzlau und demBlindower See vorbei. Zwischen dem BlindowerSee und der <strong>Land</strong>esgrenze führt derFlusslauf auf einer Länge von etwa 8 kmweitgehend zentral durch das ausgedehnteNiedermoorgrünland des Uckertals. Die Niederungist hier in etwa 30 m höher liegendeflache bis -wellige Grundmoränenflächeneingebettet, die wegen ihrer sehr guten Bödenackerbaulich genutzt werden. Das intensivbewirtschaftete Grünland im Uckertalstellt die Hauptfutterflächen für die beiderseitsdes Tals liegenden großen Milchviehbetriebedar. Wichtige Strukturelemente in diesemBereich sind die Zuckerfabrikteiche (drei0,8 bis 7 ha große Teiche mit kleinflächig gegliedertemUmland aus Brachen, Röhrichtenund Feuchtgebüschen), der Blindower See(verlandet, heute ca. 170 ha zusammenhängendeSchilfröhrichte mit eingestreutenRestwasserflächen) und das als NSG ausgewieseneKalkquellmoor Beesenberg. Danebenwerten Wiesengehölze und lineare Gehölzstrukturendas Gebiet auf.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietDas SPA zählt im <strong>Land</strong>esmaßstab zu den bedeutendstenBrut-, Rast- und Durchzugsgebietenfür Wasservögel, Limikolen und röhrichtbewohnendeArten und weist dabei nahezudas komplette Artenspektrum auf.Der Unteruckersee ist das regional wichtigsteRastgewässer für zahlreiche Wasservogelarten.Am Gänseschlafplatz auf der Süd-Spitzedes Sees wurden Maximalzahlen von 26.000Bläss- und Saatgänsen registriert. VerschiedeneArten treten auf dem See in bemerkenswertenKonzentrationen auf (z. B. zeitweise9.200 Blässrallen, 3.200 Reiherenten, 1.700Tafelenten, 800 Kormorane, auch Schell-,Trauer- und Samtenten). Rastende TauchundMeeresenten sowie Schwäne nutzen zurNahrungssuche bevorzugt die Flachwasserbereicheim Osten und Süden des Sees. Rastund Durchzug der Limikolen und Gründel-NLUA-Archiv, CIR


TORSTEN BLOHM: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) UCKERNIEDERUNG 111Abb. 24 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– der Uckerniederung einschließlich desUnteruckersees sowie angrenzender Bereicheund Abschnitte der Ucker sowieihrer Nebengewässer als strukturreiche,unverbaute, natürliche oder naturnaheFließgewasser (Mäander, Kolke usw.)– strukturreicher, unverbauter, störungsarmerbis -freier Gewässer, deren Ufer undFlachwasserbereiche (Schlammflächen)mit Schwimmblattgesellschaften, ganzjährigüberfluteter, großflächiger, ungemähterVerlandungs-, Röhricht- undSubmersvegetation in natürlicher odernaturnaher Trophie und Wasserstandsdynamik– der Zuckerfabrikteiche– eines für Niedermoore typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesin Teilen des Gebietes(Uckerniederung, Magnushof) mitwinterlich oder ganzjährig überflutetenFlächen und hohen Grundwasserständen– störungsarmer, weiträumiger, offener<strong>Land</strong>schaften als Schlaf- und Vorsammelplätzeder Wasser- und Watvögel– Gehölzen (insb. Uckertal) sowie einerstrukturreichen Agrarlandschaft mit hohemAnteil an Grenzlinien und Begleitbiotopen(Hecken, Baumreihen, Feldsöllenu. a. m.) Brachen, Randstreifen undTrockenrasen mit eingestreuten Dornbüschenund Obstbäumen sowie einer mosaikartigenNutzungsstrukturSPA 7014 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Uckerniederungenten konzentrieren sich auf die Zuckerfabrikteiche.Neben Raritäten wie Knutt, Sumpfläuferund Pfuhlschnepfe traten hier in der Vergangenheitregelmäßig große Ansammlungenhäufigerer Arten auf (z. B. Krick-, Löffelenten,Alpenstrandläufer, Dunkle Wasserläufer).Die ausgedehnten Schilfröhrichte im Gebietdes Möllensees und des Blindower Sees sindwichtiges Durchzugs- und Rastgebiet für Röhrsängerund Bartmeisen und werden zudemvon Kornweihen und Merlinen als Schlafplatzgenutzt. Im Blindower See bzw. neuerdings anden Zuckerfabrikteichen befindet sich zudemein seit vielen Jahren besetzter Kranich-Schlafplatzmit bislang max. 5.500 Tieren.Insbesondere während der Wiesenmahdkommt es im Uckertal regelmäßig zu großenKonzentrationen von Greifvögeln (u. a. Rotmilane)und Weißstörchen. Das Uckertal istdarüber hinaus wichtiges Überwinterungsgebietfür Raufußbussarde, Kornweihen undTurmfalken.Da die intensiv genutzten GrünlandbereicheWiesenbrütern kaum noch geeignete Brutplätzebieten, konzentrieren sich die Vorkommenvon Braunkehlchen, Wiesenpieperund Wachtelkönig auf die wenigen extensivgenutzten Flächen. Die Wiesengehölze werdenvon Rotmilan, Mäusebussard und Turmfalkebesiedelt.In den artenreichen Brutvogelgemeinschaftender vielfältig strukturierten Verlandungsbereicheund Gewässerufer sind u. a. Blaukehlchenund Beutelmeise vertreten.Mit günstigen Habitatbedingungen bildenZuckerfabrikteiche und Anstau Magnushofwichtige Brutplätze für Schwarzhalstaucher,Kormoran, Graugans und Lachmöwe.In den ausgedehnten Röhrichtbereichenbrüten Kranich, Rohrweihe, Rohrdommel,Zwergdommel sowie Bartmeise, Rohrschwirl,Teich- und Schilfrohrsänger in teilweise sehrhohen Dichten.See- und Fischadler sind mit je einem BP imSPA vertreten.Abb. 3Ucker bei Schönwerder5 Vorschläge zu MaßnahmenZu den wichtigsten Schutzmaßnahmen gehörtder Erhalt der ausgedehnten Röhrichtbeständeum Blindower See und Möllensee.Eine gewerbliche Schilfmahd – wie sie in denletzten Jahren am Blindower See erfolgte –muss sich an den Erfordernissen der röhrichtbewohnendenArten orientieren: Dabei istdarauf zu achten, dass große Flächen dauer-Foto: T. Blohm


112 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7014 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Uckerniederunghaft ungenutzt bleiben, während anderejährlich, wieder andere in Form einer Rotationsmahdgenutzt werden. Zudem kommteiner verbesserten Wasserversorgung desBlindower Sees große Bedeutung zu.Nach Aufgabe der Zuckerfabrik im Jahre 1995Brut- und Rastvogelbestände im SPA Uckerniederung von 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor >10 vSingschwan Cygnus cygnus


NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 113–115 113MATHIAS PUTZE, TORSTEN RYSLAVYDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) –Agrarlandschaft Prignitz-StepenitzSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Agrarlandschaft Prignitz-Stepenitz, Fließgewässer,strukturreiche Agrarlandschaft, Truppenübungsplatz<strong>Land</strong>es-Nr.: 7015EU-Nr.: DE 2738-421Gesamtgröße: ca. 34.155 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetz: Hainholz an der Stepenitz; Marienfließ;Quaßliner Moor; StepenitzIm Verfahren: Gülitzer Kohlegruben; SchlatbachLSGFestgesetzt: Osargebiet bei Perleberg2 Beschreibung des GebietesDas SPA Agrarlandschaft Prignitz-Stepenitzbefindet sich im Nordwesten <strong>Brandenburg</strong>sim nördlichen Teil des <strong>Land</strong>kreises Prignitz,an Mecklenburg-Vorpommern anschließend.Es wird in seinem nördlichen Randbereichvon der A 24 durchschnitten.Die Prignitz, naturräumlich zum NordbrandenburgischenPlatten- und Hügelland gehörend,ist eine flachwellige Grundmoränenplattemit moorigen Rinnen und Niederungszügensowie einigen Hügelketten. DerAnbau von Getreide und Hackfrüchten aufden sandig-lehmigen Böden hat im Gebieteine Jahrhunderte lange Tradition. Hiervonzeugen große <strong>Land</strong>güter, wie z. B. in GroßLangerwisch und Lockstädt. Charakteristischfür diese <strong>Land</strong>schaft ist ihr Reichtuman Alleen und Hecken, die große landwirtschaftlicheFlächen unterteilen und einerVielzahl an Vögeln als Brut- und Nahrungshabitatdienen.In der Agrarlandschaft finden sich Solitärbäume,Feldsölle, Lesesteinhaufen, Brachen,Randstreifen und Trockenrasen, die den Biotopverbundbegünstigen. Besonders hervorzuhebenist das dichte Netz von z. T. naturnahenund weitgehend unverbauten, Fließgewässernwie der Stepenitz mit ihren Zuflüssen(z. B. Dömnitz, Schlat-, Freuden-,Rot- und Kreuzbach), die oft mit Erlensäumenbestanden sind. Sie durchfließen odertangieren Feuchtwiesen, teilweise artenreicheLaubmischwälder mit Erle, Stieleiche,Hainbuche und Rotbuche. Kiefern- undLaubmischwälder nehmen etwa ein Fünftelder Gebietsfläche ein. An Standgewässerngibt das Teichgebiet Retzin/Kreuzburg undden Flachlandspeicher Preddöhl. Zum SPAgehört auch das NSG Marienfließ im Norden,das als ehemaliger Truppenübungsplatz(TÜP) aus Sandoffenflächen, -heiden sowielichten Kiefernwäldern und -heiden besteht(BEUTLER 1993).3 Bedeutung alsVogelschutzgebietVon besonderer Bedeutung ist die Agrarlandschaftfür Arten wie Ortolan (>300 BP) undNeuntöter (200-300 BP). Der hohe Grenzlinienanteilund die vielfältige Struktur der<strong>Land</strong>schaft sind eine wesentliche Voraussetzungfür EU-weit bedeutende Brutbeständedieser beiden Arten. Eine reichhaltige Heckenstrukturbedingt einen relativ hohen Bestandvon Neuntöter und Sperbergrasmücke.Auch der Raubwürger ist gut vertreten. DieWiesenweihe findet in diesem Gebiet günstigeBrutbedingungen. Mindestens 4 Paare haben2005 in der Agrarlandschaft gebrütet.Das Fließgewässersystem der Stepenitz undLöcknitz bietet mit angrenzenden Feuchtwäldernund -wiesen u. a. Lebensraum für landesweitbeachtliche Bestände von Schwarzstorch(4-5 BP), Kranich und Eisvogel. DerSchwarzstorch-Bestand in diesem SPA bildetsogar über 10 % des <strong>Land</strong>esbestandes. Dasdürfte im verfügbaren Nahrungsangebot (vorrangigKleinfische) der Stepenitz-Fließgewässerbegründet sein. In den Laub- und -mischwäldernmit einem hohen Anteil an Alt- undHöhlenbäumen kommen u. a. Schwarz- undMittelspecht sowie Wespenbussard (>6 BP)vor. Ebenfalls von Bedeutung sind die großenzusammenhängenden halboffenenSand- und Kiefernheideflächen des NSG Marienfließ,die Brut- und Nahrungshabitate fürindividuenreiche Populationen von Ziegenmelker(15-30 BP/> 55 balzende Männchen– 2005), Heidelerche, Raubwürger undSchwarzkehlchen bieten. See- und Fischadler,Rot- und Schwarzmilan sowie Weißstorchbrüten im Gebiet. Feuchte und überstauteGrünland- und Niedermoorbereichesind u. a. als Rast- und Nahrungsgebiet fürKranich, Goldregenpfeifer, Kiebitz, SchwarzundWeißstorch wichtig. Das Teichgebiet beiRetzin ist für Wasservögel (insbes. Taucher,Enten, Limikolen) von regionaler Bedeutung,während der Flachlandspeicher bei Preddöhlnur in den ersten Jahren seiner Existenz avifaunistischinteressant war; Sukzession undStörungen beeinträchtigen Ufer und Inselerheblich.Abb. 1Stepenitz und Dömnitz sind bedeutende naturnahe Fließgewässer im SPA Prignitz-StepenitzLUA-Archiv, CIRNSPA 7015 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Agrarlandschaft Prignitz-Stepenitz


114 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7015 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Agrarlandschaft Prignitz-StepenitzAbb. 24 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– einer strukturreichen Agrarlandschaft miteinem hohen Anteil an Grenzlinien undBegleitbiotopen (Hecken, Baumreihen,Solitärbäumen, Feldsöllen, Lesesteinhaufen,Brachen, Randstreifen und Trockenrasenmit eingestreuten Dornbüschenund Obstbäumen sowie einer mosaikartigenNutzungsstruktur– des Stepenitz- und Löcknitz-Fließgewässersystemsmit ihren Zuflüssen als unverbaute,naturnahe und natürliche Fließgewässermit ausgeprägter Gewässerdynamik(Mäander, Kolke, Uferabbrüche, Steilwände,Altarme, Sand- und Kiesbänken)– störungsfreier Waldgebiete, strukturreichernaturnaher Laub- und -mischwäldermit hohem Altholzanteil sowie stehendemund liegendem Totholz, vonÜberhältern sowie Habitat-Holzstrukturen(Höhlen, Risse, Teilkronenbrücheu. a.); von Bruchwäldern und Waldmooren,halboffenen Kiefernwäldern und -heiden (Laubholzanteil) und strukturiertenWaldrändern (Eichenanteil)– von Waldmooren, Sümpfen, Kleingewässernmit naturnaher Wasserstandsdynamik– eines für Niedermoore typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes,vor allem in derStepenitz-Flussniederung mit periodischüberschwemmten winterlich oder ganzjährigüberfluteten Flächen (Grünland)und ganzjährig hohen GrundwasserständenAbb. 3Mohnfeld in der Agrarlandschaft Prignitz-Stepenitz5 Vorschläge zu MaßnahmenDer Erhalt der Alleen ist für den Ortolan wichtig,um geeignete Habitatstrukturen zu fördern.Eine Bestandsgefährdung entsteht ausder Fällung von Alleebäumen sowie fehlendenNach- und Neupflanzungen. Sie sind insbesonderein der relativ ausgeräumten Agrarlandschaftzwischen Steffenshagen undSchönhagen erforderlich. Hecken, AckerrandstreifenSolitärbäume sollten erhalten bzw.neu gepflanzt werden. Bäume auf Weideflächenauszukoppeln, dient ihrem Schutz.In Teilbereichen ist eine Extensivierung der<strong>Land</strong>wirtschaft anzustreben, um u. a. auchdas Insektenangebot zu erhöhen. So gibt esderzeit einen relativ hohen Anteil an RapsundMaisschlägen, der für die wertbestimmendenArten wie Ortolan, Wiesenweihe,Schwarz- und Rotmilan ungeeignete Habitatbedingungenschafft. Dagegen wäre eineFörderung des Anbaus von Hackfrüchtenund Getreide für einen günstigen Erhaltungszustandder Arten geeignet.Sehr wichtig ist es, die relative Unzerschnittenheitder <strong>Land</strong>schaft zu erhalten. Deshalbsollten ein systematischer Wegeausbau nichtzugelassen und die historischen Kopfsteinpflasterwegeund -straßen erhalten werden.Der Rückbau wenig begangener Wege wäresinnvoll.Um den ökologischen Zustand des Stepenitz-Fließgewässerystems zu optimieren, sind begradigteFließe bzw. Teilbereiche (z. B. Zieskenbach)zu renaturieren, ihre Ufersäume zuschützen und Nährstoffeinträge zu reduzieren(Auskopplung Uferstreifen bei Beweidung,Düngungsverbot in Pufferstreifen).Im SPA sollten aufgrund von Konzentrationender Großvögel keine weiteren Windkraftanlagenerrichtet und die vorhandenen nach Ab-Foto: M. Putze


MATHIAS PUTZE, TORSTEN RYSLAVY: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) – AGRARLANDSCHAFT PRIGNITZ-STEPENITZ 115Abb. 4Wiesenweihen benötigen günstige Nahrungsbedingungen in unmittelbarer Nähe des Brutplatzes (Aufnahme mit Schutzzaun)Foto: M. Putzelauf der Betriebszeit rückgebaut werden.Sandoffenflächen und -heiden bieten unverzichtbareNahrungs- und BrutbedingungenBrut- und Rastbestände im SPA Agrarlandschaft Prignitz-Stepenitz 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor >10 40-80 vSingschwan Cygnus cygnus 50-100 R xZwergschwan Cygnus bewickii 50-175 x 3WWeißwangengans Branta leucopsis 30 0Krickente Anas crecca >1 >100 2Stockente Anas platyrhynchos 200-400 >500Spießente Anas acuta >10 1 3Knäkente Anas querquedula 5-10 1 3Löffelente Anas clypeata >20 2 3Tafelente Aythya ferina 30 v 2Reiherente Aythya fuligula >3


116 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 116–119ULF KRAATZSPA 7016 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Randow-Welse-BruchDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Randow-Welse-BruchSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Randow-Welse-Bruch, Großvogelarten, Vögel der Feuchtgebieteund des Offenlandes<strong>Land</strong>es-Nr. 7016EU-Nr. DE 2751-421Gesamtgröße: ca. 32.180 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Blumberger Wald; GeesowerHügel; Müllerberge; Piepergrund; Randowhängebei Schmölln; Salveytal; SilberbergeGartz; Trockenrasen Geesow; TrockenrasenGroß Pinnow; Trockenrasen Jamikow;Zichower Wald - WeinbergLSGFestgesetzt: Blumberger Forst; NationalparkregionUnteres Odertal2 Gebietsbeschreibungauf. Neben sanft abfallenden Hängen tretenauch steile Böschungen auf, die Oberfläche istflach bis stark wellig. Stellenweise existierenwertvolle Trockenrasen mit typischer xerothermerTrocken- und Halbtrockenrasenflora (z. B.NSG Geesower Hügel, NSG Trockenrasen beiJamikow). Besonders an den stark hängigen,kaum nutzbaren Talrändern hat sich eine lückigeStrauchschicht ausgebildet.Bis zum Ausgang des Mittelalters wurden diegrundwassernahen Niederungsgebiete – imGegensatz zu den fruchtbaren Ackerflächen –kaum landwirtschaftlich genutzt. Etwa dieHälfte der Niederung nahmen Erlenbruchgesellschaftenund einschürige Wiesen ein. ImJahre 1720 begannen größere Entwässerungsarbeiten,verbunden mit der Rodungder Au- und Bruchwälder im Überschwemmungsbereich.Die weitere Absenkung desSommergrundwasser-Flurabstandes in derFolgezeit ermöglichte um 1870 eine 2-maligeMahd. In dieser Zeit entstand ein Mosaik verschiedenerFeuchtestufen und Bewirtschaftungsformen,was die Grundlage für eine biotop-und artenreiche Ausstattung bildete. Erstdie Komplexmeliorationen in den 1970er Jahrenveränderten das <strong>Land</strong>schaftsbild einschneidendund schufen die heutigen Zustände.Das Dauergrünland wurde großflächigund z. T. intensiv als Rinderweide oder Mähwiesebewirtschaftet (z. B. LEHRKAMP 1987)Die Agrarlandschaft weist heute wenigeStrukturen auf und wird überwiegend intensivgenutzt.Neben Offenlandbereichen sind auch Waldgebietein das SPA einbezogen. Dazu gehörenwertvolle alte Laubmischwälder mit reicherNaturausstattung, was sich besonders imFrühjahr zeigt (z. B. NSG Zichower Wald, NSGBlumberger Wald). Auf Talsandterrassen stockenarme Kiefern-Traubeneichen-Wälderund Kiefernforsten (z. B. Gartzer Bürgerheide).3 Bedeutung alsVogelschutzgebietDas SPA Randow-Welse-Bruch befindet sichim Nordosten <strong>Brandenburg</strong>s im Osten des<strong>Land</strong>kreises Uckermark. Im Südwesten reichtes bis an das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin,und im Osten grenzt es an denNationalpark Unteres Odertal. Nach Nordensetzt sich das Randow-Tal bis zum OderhaffDas SPA hat als Lebensraum für Brut- undZugvögel globale Bedeutung, insbesondere alsBrutgebiet des Wachtelkönigs (bis 55 Rufer)und als wichtigstes Rastgebiet des Goldregenpfeifersim <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong> (max.14.000)(z. B. DITTBERNER 1996, RYSLAVY 2004), Europabzw.EU-weite Bedeutung als Brut- und Rastfort.Naturräumlich gehört das Gebiet zum UckermärkischenHügelland als Teil des Rücklandesder Mecklenburgischen Seenplatte und zumNOdertal (SCHOLZ 1962). Die heutige Oberflächengestaltwurde durch den Vorstoß unddas Abschmelzen des Inlandeises im PommerschenStadium der Weichselkaltzeit (vorca. 15.000 Jahren) wesentlich gestaltet.Die Talzüge schneiden sich bis zu 30 m tief indie angrenzenden Lehmplatten und treten alsLeitlinien im Oberflächenbild hervor. Das ca.2 km breite Tal der Welse verläuft in nordöstlicherRichtung. Bei Passow mündet die nordsüdlichverlaufende, stellenweise 3 km breiteRandow-Senke in das Welsetal. Von da ansetzt sich der Talverlauf bis zum Odertal insüdöstlicher Richtung fort. Die Flüsse habenein geringes Gefälle; Als Besonderheit weistdie Randow eine Talwasserscheide beiSchmölln auf, d. h. sie entwässert teils nachNorden zur Ucker und teils nach Südostenzur Oder. Besonders im Frühjahr kann es zuÜberschwemmungen in den Niederungslandschaftenkommen (DITTBERNER 1996).Während die Niederungen bis auf einigekünstlich angelegte Gewässer (z. B. Torfstiche)relativ gewässerarm sind, gibt es an denTalrändern noch einige kleine Fließe und inder Agrarlandschaft zahlreiche durch die Eiszeitentstandene stehende Gewässer unterschiedlicherGröße und Ausprägung.Die angrenzenden Talränder weisen einegroße Formenfülle der Oberflächengestalt Abb. 1 NSG Salveytal und angrenzende Ackerflächen Foto: LUA-Archiv/CIR


ULF KRAATZ: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) RANDOW-WELSE-BRUCH 117Abb. 2gebiet von Großvogelarten und Waldsaatgans.Hervorzuheben ist seine Funktion alsReproduktionsraum für seltene und gefährdeteBrutvogelarten der Wiesengesellschaften (z.B. Großer Brachvogel, Kiebitz, Wachtelkönig),auch für Arten der aquatischen Lebensräume(wie Rohrdommel, Rohrweihe, Kranich 27 BPund Weißstorch 25 BP). Bemerkenswert sinddie Vorkommen von zahlreichen Greifvogelarten(z. B. Wiesenweihe >3 BP, Rot- undSchwarzmilan, Schrei- [5 BP] und Seeadler,Baumfalke), Waldvögeln wie Spechten (z. B.Abb. 3Das SPA Randow-Welse-Bruch ist ein bedeutendes Durchzugs- und Rastgebiet des Goldregenpfeifers.Foto: J. MundtMittel-, Schwarzspecht) und Offenlandarten(z. B. Raubwürger, Neuntöter, Sperbergrasmücke).Die Großtrappe hat hier mit wenigen Individuennoch ein kleines Restvorkommen.In den Niederungsgebieten und angrenzendenAckerlandschaften halten sich besonderszu den Zugzeiten in großer Anzahl Kiebitze(bis ca. 14.000 Ind.) und Goldregenpfeiferauf. Die Talzüge sind bevorzugte Rastgebietefür Raufuß- und Mäusebussard, Schreiadler,Korn- und Wiesenweihe, Weißstorch, Kranichund Wacholderdrossel (z. B. MUNDT 1991).Gelegentlich kommt hier die Sumpfohreulevor (DITTBERNER 1996).Bedeutsam sind während der Zugperiodenund der Winterrast in den nahrungsreichenAckerbaugebieten die Ansammlungen vonnordischen Gänsen (besonders der Waldsaatgans,HEINICKE et al. 2005), von SingundZwergschwänen sowie Kranichen (HA-FERLAND 1999).4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und/oder Wiederherstellung– eines typischen Ausschnittes der uckermärkischenAgrarlandschaft, das vonden Niederungen der Randow und Welsedurchzogen wird– eines für Niedermoore typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes(Niederungender Randow, Welse, Gartzer Bruch) mitwinterlich oder ganzjährig überfluteten,im späten Frühjahr blänkenreichen, extensivgenutzten Grünlandflächen und-brachen (Feucht- und Nasswiesen) mithohem Grundwasserstand– einer strukturreichen Agrarlandschaftmit einem hohen Anteil an Grenzlinienund Begleitbiotopen (Hecken, Baumreihen,Solitärbäumen, Feldsöllen, Lesesteinhaufen,Brachen, Randstreifen undTrockenrasen mit eingestreuten Dornbüschenund Obstbäumen sowie einer mosaikartigenNutzungsstruktur– abflussloser Binneneinzugsgebiete wieSeen, Kleingewässer, Moore, Bruchwälderund periodischer Feuchtgebiete sowieUfer- und Verlandungszonen mitSchwimmblattgesellschaften und ganzjährigüberfluteter ungemähter Verlandungs-und Röhrichtvegetation sowienatürlicher Wasserstandsdynamik– von Abschnitten der Randow und Welseals unverbaute naturnahe und natürlicheFließgewässer mit ausgeprägter Gewässerdynamik(Mäander, Kolke, Uferabbrüche,Steilwände)– störungsfreier Waldgebiete, strukturreichernaturnaher Laub- und -mischwäldermit hohem Anteil an Altholz, stehendemund liegendem Totholz, von Überhälternsowie Habitat-Holzstrukturen (Höhlen,Risse, Teilkronenbrüche u. a.); von Bruchwäldernund Waldmooren, halboffenenKiefernwäldern und -heiden (Laubholzanteil)und strukturierten Waldrändern(Eichenanteil)SPA 7016 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Randow-Welse-Bruch


118 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7016 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Randow-Welse-BruchAbb. 4Randow-Welse-Bruch mit Trockenhängen5 Vorschläge zu MaßnahmenFoto: F. ZimmermannWesentlich für die Umsetzung der Ziele desSPA ist die Erhaltung der in der Region historischgewachsenen Kulturlandschaft mit ihrenvielfältigen natürlichen Ressourcen.Eine entscheidende Maßnahme ist der Erhaltder landschaftsprägenden Niedermoorgebietevon Randow und Welse. Das erfordertin naher Zukunft entscheidende Verbesserungendes <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes.Für die rastenden Vogelarten sind eine Nutzungund damit ein Kurzhalten der Vegetationin den ausgedehnten Niederungswiesendurch verschiedene Bewirtschaftungsmaßnahmenunterschiedlicher Intensität (Beweidung,Mahd) essentiell. Zur Förderung ausgewählterWiesenbrüterarten ist eine angepassteNutzung auf speziellen Teilflächen erforderlich,wie z. B. der Verzicht auf Wiesenpflegemaßnahmenoder ein späterer Mahdtermin.Eine Förderung der durchziehenden Vögel imFrühjahr kann mit der Schaffung von staunassenFlächen durch hohen Grabeneinstau imWinter und Frühjahr ermöglicht werden.Die vorzugsweise als Nahrungsflächen dienendenÄcker sollten u. a. mit folgenden Maßnahmengefördert werden: allgemeine Extensivierung,Förderung des Anbaus einer Vielzahlvon Nutzpflanzen und mehrjährigem Feldfutter,mehrjährige Stilllegungen sowie Verbesserungbzw. Schaffung von Kleinstrukturen.Die Unterbindung der natürlichen Sukzessionauf nährstoffarmen Standorten erfordert es,die landwirtschaftliche Nutzung durch Beweidungin diesen Bereichen fortzuführen bzw.wieder aufzunehmen.In den Laubwäldern ist die Strukturvielfaltvor allem zum Schutze des Schreiadlers zubewahren, insbesondere sind Maßnahmenzum Erhalt alter Bäume (als Horstgrundlagefür Großvögel bzw. Lebensraum für Spechte)durchzuführen.Brut- und Rastbestände im SPA Randow-Welse-Bruch 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 15-20 200-300 vSingschwan Cygnus cygnus 150-500 R xZwergschwan Cygnus bewickii 10-100 x 3WRothalsgans Branta ruficollis 0-1 x 1WWeißwangengans Branta leucopsis 10-50 xWaldsaatgans Anser fabalis fabalis


ULF KRAATZ: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) RANDOW-WELSE-BRUCH 119Fortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECZwergstrandläufer Calidris minuta 5-20Temminckstrandläufer Calidris temminckii 1-5Sichelstrandläufer Calidris ferruginea 1-10Alpenstrandläufer Calidris alpina 10-50 3Silbermöwe Larus argentatus 50-300 RTrauerseeschwalbe Chlidonias niger 5-10 30-50 1 x 3Flussseeschwalbe Sterna hirundo 10 2 x 3„Artenschutzprogramm Adler“ erschienenBundesweit haben die drei Adlerarten,Fisch-, See- und Schreiadler, ihren Verbreitungsschwerpunktim Nordosten Deutschlands.Von den 444 Seeadlerpaaren leben70 Prozent in <strong>Brandenburg</strong> und Mecklenburg-Vorpommern.Waren die Adler früher durch Abschuss,Horstvernichtung und Gelegesammler bedroht,brachte Mitte des vorigen Jahrhundertsdas Pestizid DDT vor allem Fisch- undSeeadler an den Rand des Aussterbens.Nach dem Verbot des Pestizids erholtensich die Bestände langsam. Stromtrassenund Windkraftanlagen stellen heute eineGefahr für die Greifvögel dar.Der Schutz der Adler begann Anfang des20. Jahrhunderts, indem keine Abschussprämienmehr gezahlt wurden. Per Reichsnaturschutzgesetzwurde der Adler erstmalsgesetzlich geschützt. In <strong>Brandenburg</strong>setzten sich in den 1930er Jahren noch einzelneEngagierte für die Adler ein; zu DDR-Zeiten knüpfte der „Arbeitskreis zumSchutz der vom Aussterben bedrohten Tiere“ein Betreuernetz für Adlerbrutstättenauf, das heute durch die Vogelschutzwartekoordiniert wird. Das brandenburgischeNaturschutzgesetz regelt mit seinem Horstschutzparagraphen– Paragraph 33 –, dassdie Greifvögel während der Brut nicht gestörtwerden dürfen.Das Artenschutzprogramm Adler, herausgegebenvom Ministerium für Ländliche Entwicklung,Umwelt und Verbraucherschutzdes <strong>Land</strong>es <strong>Brandenburg</strong>, widmet jeder Artein gesondertes Kapitel, das zu Biologie,Verbreitung, Gefährdungen, Verlusten undSchadstoffen Ausführungen enthält.Der Hauptteil enthält das Schutzkonzeptmit Informationen zu Schutzstatus, -zielund Bestandsprognose sowie möglichenSchutzmaßnahmen in <strong>Brandenburg</strong>, wieHorstschutz, Lebensraumschutz, Beseitigungvon Verlustursachen und besondereSchutzmaßnahmen.Auch über Zuständigkeiten für den Schutz,Finanzierung und Effizienzkontrollen ist etwaszu erfahren.Der Informationsgehalt der Broschüre wirddurch eine Vielzahl von Tabellen, Diagram-Fortsetzung Tabellemen und schematischen Zeichnungen bereichert.Interessante und schöne Fotos statten das„Adlerschutzprogramm“ zu einer Veröffentlichungaus, die sicher nicht nur bei FachleutenAnklang findet.Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECWiedehopf Upupa epops 0-1 1 3Grauspecht Picus canus 0-1 R x 3Schwarzspecht Dryocopus martius 15-20 xMittelspecht Dendrocopos medius 20-40 3 xNeuntöter Lanius collurio >200 x 3Raubwürger Lanius excubitor 5-10 1 3Heidelerche Lullula arborea 50 xZwergschnäpper Ficedula parva >5 3 xBlaukehlchen Luscinia svecica 0-2 2 xBrachpieper Anthus campestris 1-5 1 x 3Bezug über:Pressestelle des Agrar- und Umweltministeriums(Telefon: 0331/ 866 7017 oder 7237,Fax: 0331/866 7018, pressestelle@mluv.brandenburg.de.Kostenfreie Abgabe.SPA 7016 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Randow-Welse-Bruch


120 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 120–122TORSTEN LANGGEMACHSPA 7017 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Obere HavelniederungDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Obere HavelniederungSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Obere Havelniederung, Flusslandschaft, Niedermoore,Wasservogelarten, Schreiadler, Weißstorch<strong>Land</strong>es-Nr. 7017EU-Nr. DE 3145-421Gesamtgröße: ca. 44.419 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Biotopverbund Welsengraben;Gehron-See; Harenzacken; Kleine Schorfheide;Klienitz; Liebenberger Bruchim Verfahren: Meseberger Heide; SchnelleHavelLSGFestgesetzt: Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin;Fürstenberger Wald- und Seengebiet;Liebenberg; Obere Havelniederung;Ruppiner Wald- und Seengebiet2 Gebietsbeschreibungflächige Bewirtschaftung und relativ geringerNutzungsdruck in den zurückliegendenJahrzehnten förderten Baumartenvielfalt, diverseAltersstruktur und einen großen Totholzanteil.Die Havel, die das Gebiet auf einer Gesamtlängevon etwa 40 km durchfließt, wird gespeistdurch das aus der Schorfheide kommendeDöllnfließ sowie eine Vielzahl vonGräben oder zu Gräben ausgebauten Fließgewässern,welche die Havelniederung undden angrenzenden Wald entwässern. Messpegelin der benachbarten Schorfheide zeigengroßräumige Grundwasserabsenkungenvon mehr als einem Meter innerhalb der letztenJahrzehnte. Viele <strong>Land</strong>schaftsteile, dieheute noch die Bezeichnung „Luch“ oder„Bruch“ tragen, sind daher als Feuchtlebensräumekaum noch erkennbar. Die wichtigstenstehenden Gewässer im Gebiet sind Gehron-und Dretzsee sowie die Zehdenickerund Ribbecker Tonstiche. Der Abbau von Tonim Raum Zehdenick begann nach der Entdeckungdieser Vorkommen im Jahr 1888 undführte um 1900 zur Entstehung des größtenZiegeleigebietes in Europa. Heute stellt dasGebiet mit ca. 70 wassergefüllten Tonsticheneine vielseitige <strong>Land</strong>schaft dar, in der nasse,feuchte und trockene Lebensräume kleinräumigabwechseln und die in ihrer Ausdehnungin <strong>Brandenburg</strong> einmalig ist.Der gesamte Havelbereich einschließlich derTonstiche ist bedeutsam für Biber und Fischotter.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietZentrum der ornithologischen Vielfalt ist dieTonstichlandschaft im Raum Zehdenick undRibbeck. Bereits vor vier Jahrzehnten wurdenin den Zehdenicker Tonstichen 152 Vogelartennachgewiesen (LITZBARSKI et al. 1967),darunter 80 Brutvogelarten. Hervorzuhebenunter den zahlreichen brütenden Wasservogelartensind bis zu 7 rufende Große Rohrdommelnsowie das Vorkommen von Zwergdommelund Kleiner Ralle. Die Große Rohrdommelwurde in mindestens 4 weiteren Gebietenzur Brutzeit nachgewiesen, darunterGehron- und Dretzsee. Die 6 bis 9 besetztenDas SPA gliedert sich in vier Teilgebiete. Diedrei nordwestlich gelegenen, die durch dieOrtschaften Gransee, Löwenberg und Zehdenickmarkiert werden, zählen naturräumlichzur Granseer Platte als Teil des nordbrandenburgischenPlatten- und Hügellandes.Der unterschiedlichen Genese währendder letzten Eiszeit entsprechend, ist dieserTeil durch wechselndes Relief und unterschiedlicheNBöden geprägt. Der größere Teilim Südosten des Gebietes zwischen den OrtschaftenZehdenick, Liebenwalde und Oranienburggehört zur Zehdenick-SpandauerHavelniederung, dem nördlichsten Ausläuferdes westbrandenburgischen Luchlandes. ZwischenFrankfurter und <strong>Brandenburg</strong>er Eisrandlageder Weichseleiszeit liegend, sind dieNiederungen als Schmelzwasserwege derselbenentstanden (SCHOLZ 1962).Die flache oder flachwellige <strong>Land</strong>schaft wirdüberwiegend landwirtschaftlich genutzt, wobeiauf höheren Lagen hauptsächlich Ackernutzungbetrieben wird und die Niederungenbzw. kleinere Senken als Wiesen und Weidengenutzt werden. Reliefbedingt ergeben sichteilweise mosaikartige Nutzungsstrukturen,die in vielen Bereichen durch Hecken, Baumreihen,Gehölze und Kleingewässer zusätzlichan Vielfalt gewinnen.Eingestreute Waldbereiche nehmen insgesamtgut ein Drittel der Gebietsfläche ein.Lediglich im Süden und am Übergang zurSchorfheide im Osten erreichen sie größereAusdehnung. Der markant hohe Laubwaldanteilliegt über dem Durchschnitt <strong>Brandenburg</strong>s;er führte in Verbindung mit den geomorphologischenBedingungen sowie derNutzungsgeschichte zu einer reichen Strukturierungvieler Waldbereiche. Deren klein- Abb. 1 Ausschnitt aus der Zehdenicker Tonstichlandschaft LUA-Archiv, CIR


TORSTEN LANGGEMACH: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) OBERE HAVELNIEDERUNG 121Abb. 2Reviere im SPA dürften den Mindestbestanddarstellen. Der Sprosser hat in den Tonsticheneines seiner westlichsten regelmäßigen Brutgebiete.Auch das nah verwandte Blaukehlchenkommt als Brutvogel vor. Ein Charaktervogelder <strong>Land</strong>schaft ist ganzjährig der Eisvogel.See- und Fischadler brüten außerhalbbzw. am Rande der Tonstichlandschaft undtreten hier als Nahrungsgäste in Erscheinung.Die Havelniederung verlor vor allem durch diegesunkenen Wasserstände und intensive Bewirtschaftungan Bedeutung für Wiesenvögel.Als Brutvögel verschwanden u. a. Rotschenkelund Uferschnepfe, doch das Brachvogel-Schongebietim Raum Teschendorfträgt seinen Namen noch zu Recht. Auch derKiebitz brütet hier, kommt jedoch heute inweit geringeren Zahlen vor als vor 30 Jahren.Kleinräumige, feuchte Senken scheinen ihmgünstigere Bedingungen zu bieten als die großenWirtschaftseinheiten der Havelniederung.Die landwirtschaftlichen Nutzflächen sind fürden Weißstorch wichtige Nahrungshabitate;insgesamt brüten etwa 35 Paare im Bereichdes SPA. Auch die Wiesenweihe ist währendder Brutzeit wieder zu sehen, das einzigebekannte Brutgebiet liegt auf der GranseerPlatte.Besondere Bedeutung hat das SPA für denSchreiadler. Systematische Beobachtungen inden vergangenen Jahren führten dazu, dassdie früher angenommene Zahl von 6 bis 7 Revierenauf 10 bis 12 korrigiert wurde. Das istauf verbesserten Kenntnisstand zurückzuführen,nicht jedoch auf Neuansiedlungen. Mindestens4 weitere Vorkommen, die bis in diejüngste Vergangenheit verwaist sind, zeigen einenabnehmenden Trend (vgl. BÖHNER & LANG-GEMACH 2004). Der Schreiadler teilt seinen Lebensraummit Kranich und Schwarzstorch, dessen3 Brutplätze sich teilweise unweit der Adlerhorstebefinden. Einige weitere Reviere des„Waldstorches“ sind inzwischen verwaist. AlsAbb. 3SchreiadlerBegleitarten dieser Großvögel treten typischeLaub- bzw. Mischwaldarten wie Mittelspecht,Zwergschnäpper und Wespenbussard sowieweitere Greifvogelarten auf.Unter den „Gastvögeln“ fallen im Herbst und– weniger ausgeprägt – im Frühjahr großeScharen von Gänsen und Kranichen auf, diesich zur Nahrungssuche besonders auf denAckerflächen konzentrieren. Als Schlafgewässerder Gänse dient vor allem der Gehronsee.Für Kraniche haben die Ribbecker Tonsticheund Vernässungsbereiche an ihrem Rand inden letzten Jahren zunehmende Bedeutungals Schlafplatz gewonnen. Bis zu 2.200 Vögelwurden hier nachgewiesen. Weit verstreutrasten durchziehende Kiebitzschwärme. An ihremRand halten sich Goldregenpfeifer auf,deren Zahl jedoch einige Hundert nicht überschreitet.Die Tonstiche sind für durchziehendeund rastende Limikolen interessant.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für LebensundRasträume spezieller VogelartenErhaltung und/oder Wiederherstellung– der Havelniederung als störungsarmeFlussaue, des Deichvorlandes mit natürlicherÜberschwemmungsdynamik undeinem Mosaik aus Wald, Gebüschen undoffenen Flächen, entlang der Havel– winterlich überfluteter, im späten Frühjahrblänkenreicher extensiv genutzterGrünlandflächen (Feucht- und Nasswiesen)in enger Verzahnung mit ein- odermehrjährigen Grünlandbrachen, Staudensäumenund Röhrichtflächen– eines für Niedermoore und Auen typischen<strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes mitwinterlichen Überflutungen und ganzjährighohem Grundwasserstand– strukturreicher, unverbauter, störungsarmerGewässer und deren Ufer einschließ-Foto: D. NillSPA 7017 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Obere Havelniederung


122 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7017 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Obere Havelniederunglich der Zehdenicker und Ribbecker Tonstichemit Schwimmblattgesellschaftenund ganzjährig überfluteter, ausgedehnterungemähter Verlandungs- und Röhrichtvegetationsowie Flachwasserbereicheund Submersvegetation in natürlichenTrophieverhältnissen– intakter Bruchwälder, Moore, Sümpfeund Kleingewässer mit naturnahen Wasserständen– störungsarmer, unverbauter, naturnaherund natürlicher Fließgewässer mit ausgeprägterGewässerdynamik (Mäander,Kolke, Uferabbrüche, Steilwände, Altarme,Sand-, Kies- Schlamminseln)– störungsarmer Schlaf- und Vorsammelplätze– einer strukturreichen Agrarlandschaft miteinem hohen Anteil an Grenzlinien undBegleitbiotopen (Hecken, Baumreihen,Solitärbäumen, Feldsöllen, Lesesteinhaufen,Brachen, Randstreifen und Trockenrasenmit eingestreuten DornbüschenBrut- und Rastbestände im SPA Obere Havelniederung 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 20-25 100-150 vSingschwan Cygnus cygnus 40-80 R xZwergschwan Cygnus bewickii 5-15 x 3WWeißwangengans Branta leucopsis 15-25 xWaldsaatgans Anser fabalis fabalis >12Tundrasaatgans Anser fabalis rossicus 5.000-8.000Kurzschnabelgans Anser brachyrhynchus >1Blässgans Anser albifrons 10.000-20.000Graugans Anser anser 60-80 100 3Zwergsäger Mergellus albellus 5-20 x 3Gänsesäger Mergus merganser 50-80 1Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis 8-15 3Haubentaucher Podiceps cristatus 80-100 100-150Rothalstaucher Podiceps grisegena 5-10 2Schwarzhalstaucher Podiceps nigricollis 5 1 x 2Weißstorch Ciconia ciconia 35 >30 3 x 2Fischadler Pandion haliaetus 4 3 x 3Wespenbussard Pernis apivorus 5 2 xSchreiadler Aquila pomarina 10-12 1 x 2Kornweihe Circus cyaneus >5 1 x 3Wiesenweihe Circus pygargus >1 1 xRohrweihe Circus aeruginosus 15-20 3 xRotmilan Milvus milvus 15-20 3 x 2Schwarzmilan Milvus migrans 10-15 3 x 3Seeadler Haliaeetus albicilla 1 3-6 2 x 1Merlin Falco columbarius 1-3 xBaumfalke Falco subbuteo >3 1Wanderfalke Falco peregrinus 1-2 1 xKranich Grus grus 21-25 5 3Rotschenkel Tringa totanus 5-10 1 2Grünschenkel Tringa nebularia 5-10Waldwasserläufer Tringa ochropus >5 5-10 RBruchwasserläufer Tringa glareola 30-100 x 3Kampfläufer Philomachus pugnax 20-50 1 x 2Zwergstrandläufer Calidris minuta 5-15Temminckstrandläufer Calidris temminckii 20 3 x 2Wasservögel >20.000


NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 123–125 123KATI HIELSCHERDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Rhin-HavelluchSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Rhin-Havelluch, Kranich, Niedermoor, Kranichrastplatz<strong>Land</strong>es-Nr. 7019EU-Nr. DE 3242-421Gesamtgröße: ca. 56.122 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Friesacker Zootzen; Großeund Kleine Jahnberge; Kremmener See;LindholzIm Verfahren: Kremmener Luch (Erweiterung)LSGFestgesetzt: Westhavelland2 Beschreibung des GebietesDas Vogelschutzgebiet Rhin-Havelluch befindetsich nordwestlich von Berlin und erstrecktsich zwischen den Städten Kremmen,Nauen, Friesack und Neuruppin. Esschließt einen großen Anteil der naturräumlichenHaupteinheit Luchland ein. Innerhalbdes Vogelschutzgebietes gliedert sich dasLuchland in das Obere und Mittlere Rhinluchsowie das nur zum Teil eingeschlosseneHavelländische Luch. Das Luchland setztsich in den direkt angrenzenden SPA UnteresRhinluch-Dreetzer See im Westen undHavelländisches Luch im Südwesten fort.Das inselartig eingelagerte Moränengebietdes Ländchen Bellin und das Waldgebietdes Zootzen wurden ausgegrenzt, da dasSPA vornehmlich dem Schutz in offener<strong>Land</strong>schaft rastender und brütender Vögeldient.Das Havelländische Luch, ein anmoorigesVersumpfungsmoor mit Talsand- und kleinerenGeschiebelehminseln ist das größte; dasRhinluch, ein Versumpfungs- und Verlandungsmoormit Talsandinseln und Strichdünen,das zweitgrößte Moorgebiet <strong>Brandenburg</strong>s(LANDGRAF & SCHULTZ-STERNBERG 2001).Die starke Entwässerung der ausgedehntenLuchflächen führte und führt weiterhin zu einerDegradierung des Moorbodens und damiteinhergehend zu einer Abnahme derMächtigkeit und der Flächenausdehnung desMoores. Innerhalb des SPA liegt in demschon 1925 ausgewiesenen NSG KremmenerSee auf 394 ha das größte geschlossene,noch naturnah erhaltene Moorgebiet <strong>Brandenburg</strong>s,ein vorwiegend nährstoffreichesVerlandungsmoor, dessen Vegetationsdeckehauptsächlich durch Schilfröhrichte, Großseggenriedeund Gehölzsukzession gebildetwird. Typisch für die Luchlandschaft sind einigeklimatische Besonderheiten, nämlich extremeSpät- und Frühfröste, Nebelreichtumund hohe Windstärken (SCHOLZ 1962).Die <strong>Land</strong>nutzungsgeschichte des OberenRhinluchs (KRETSCHMER et al. 2000) und desAbb. 1Hühnerdammwiesen im Rhin-HavelluchHavelluchs (MEISEL 2003) ist geprägt durchdrei Phasen zunehmender Entwässerungund Melioration. Der ersten Phase zu Anfangdes 18. Jahrhunderts folgte eine sehrextensive Wiesen- und Weidenutzung, dieim Oberen Rhinluch nur in den Randlagendes Moores möglich war. Fast 100 Jahrelang (1786 bis 1882) wurde hier intensivBrenntorf für die Versorgung Berlins gestochen.Nach der Auflassung der Torfsticheglich das Gebiet um 1900 einer Sumpfwildnis,die von Schilfröhrichten, Großseggenriedenund einzelnen Weidengebüschenbestanden war. Der zweiten Entwässerungsphaseab ca. 1910 folgten im Havelluchoft schon ein Umbruch der Flächen fürGrasansaaten, teilweise Ackernutzung undweitere Besiedlung. Neben der wieder zunehmendenlandwirtschaftlichen Nutzungwurden in den 20er und 30er Jahren die erstenSiedlungen und die erste befestigteStraße im Inneren des Oberen Rhinluchsgebaut. Die Intensität der landwirtschaftlichenNutzung erreichte in den 70er bis90er Jahren nach der Komplexmeliorationmit nachfolgender intensiver Ackernutzung,besonders Silomaisproduktion hauptsächlichim Havelluch und intensivem Saatgrasanbauhauptsächlich im Rhinluch, ihrenHöhepunkt. Hinsichtlich ihrer Nutzungsgeschichteunterscheiden sich das ObereRhinluch und das Havelluch insbesonderedadurch, dass Entwässerung, landschaftlicheNutzung und Besiedlung im Havelluchschneller in das Innere des großen Moorgebietesvordrangen als im Oberen Rhinluch,wo diese Prozesse durch den intensivenTorfabbau unterbrochen wurden.Heute bestimmen große landwirtschaftlicheSchläge das Bild der weiträumigen, flachenLuchlandschaft, die vorwiegend als Grünlandoder Maisacker genutzt und von einemSystem von Meliorationsgräben sowie vonErlen oder Pappeln dominierten Windschutzstreifendurchzogen wird. Resteniedermoortypischer Vegetation wie Schilfröhrichte,Seggenriede und Weidengebüschefinden sich vornehmlich in der Verlandungsvegetationder Seen, in vernässtenUferzonen des Rhins und in aufgelassenenTorfstichen. Das SPA weist einen geringenWaldanteil auf, der durch Erlenbruchwälder,feuchte Vorwaldstadien, kieferndominierteWäldchen auf den kleineren Strichdünen sowievon Kiefern oder Stieleichen dominiertenForsten geprägt ist. Ein für die Vogelweltwesentliches Charakteristikum der Luchlandschaftist der geringe Grad der <strong>Land</strong>schaftszerschneidungund -zersiedlung sowiedie relative Störungsarmut infolge einervergleichsweise geringen Erschließung durchWege und Straßen.Der Rhin mit dem durchflossenen Kremmenerund Bützsee sowie das FischteichgebietLinum dienen Fischotter und Elbebiber alsReproduktionszentren und Biotopverbundräume.Das Fischteichgebiet Linum ist Reproduktions-und Ausbreitungsquelle derRotbauchunke, die von dort in überstauteGrünland- und Brachbereiche einwandert.Foto: K. HielscherSPA 7019 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Rhin-Havelluch


124 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7019 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Rhin-HavelluchAbb. 23 Bedeutung alsVogelschutzgebietDie herausragende Bedeutung des Rhin-Havelluchsals Vogelschutzgebiet basiert aufseiner Funktion als derzeit bedeutendsterbinnenländischer Kranichsammel- und -rastplatzauf der westeuropäischen Zugroute inMitteleuropa (PRANGE 2005a). Mit regelmäßig40.000 bis 50.000 (max. 54.800 im Jahr2004) gleichzeitig im Herbst im Gebiet rastendenKranichen dient das SPA mindestenseinem Drittel der auf der westeuropäischenZugroute wandernden Kraniche als Rastgebiet(PRANGE 2005b, HINKE 2005, SCHREIBER &RAUCH 2005). Im <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong> wirddas IBA-Kriterium A4iv, das global bedeutendeVogelschutzgebiete betrifft, die regelmäßigvon mindestens 20.000 Störchen,Greifvögeln oder Kranichen auf dem Zugpassiert werden, ausschließlich von diesemGebiet erfüllt.Schon 1912 war der Kranichrastplatz imRhinluch bekannt, existiert aber vermutlichschon länger. HESSE (1913) schrieb über dieKraniche „... auf den kultivierten Weiden,Wiesen und Feldern des Havelländischengehen sie zur Äsung, hier ist ihr eigentlicherTagesaufenthalt, in den unwegsamen undunbesiedelten Sümpfen des Rhinluchs übernachtensie.“ Neben den drei traditionellenKranichschlafplätzen im Fischteichgebiet Linum,den Klärteichen Nauen und dem NSGKremmener See übernachten die Kraniche infeuchten Jahren vornehmlich auf überstautemGrünland. Weitere Bestandteile desSammel- und Rastplatzes sind die in der Näheder Schlafplätze auf kurzrasigem Grünlandoder seltener auf abgeernteten Äckerngelegenen Vorsammel- bzw. Zwischenlandeplätzesowie Nahrungsflächen auf Maisstoppeläckernund anderen Acker- oderGrünlandflächen in bis zu 27 km Entfernungvon den Schlafplätzen. Das SPA wird ganzjährigvon den Kranichen als Frühjahrsrastplatz,Brutplatz, Sammelplatz nicht brütenderund immaturer Kraniche, Herbstsammelund-rastplatz sowie für Überwinterungsversuchegenutzt.Mit ca. 40.000 simultan rastenden Saat- undBlässgänsen kommt dem SPA neben einerVielzahl weiterer Gebiete in <strong>Brandenburg</strong>auch für die Gänserast globale Bedeutungzu. Im Fischteichgebiet Linum und den NauenerKlärteichen treten zur Rast- und Zugzeitgrößere Entenansammlungen auf (vgl. Tab.),die bei Löffel- und Schnatterente im europäischenMaßstab bedeutende Ausmaße erreichen.Während der Rast- und Zugzeit sammelnsich auf Grünland, Äckern und an GewässerufernWatvogeltrupps, die beim GoldregenpfeiferEU-weite Bedeutung haben. Diebisher genannten und in der Tabelle aufgelistetenAnsammlungen von Wasservogelartenim weiteren Sinne lassen die globale Bedeutungdes Feuchtgebietes erkennen.Die Bedeutung des Rhin-Havelluchs als Brutgebiethat mit der Entwässerung und der Intensivierungder landwirtschaftlichen Nutzungdrastisch abgenommen (HIELSCHER1999, MEISEL 2003). Viele Brutvogelarten derehemals typischen, heute auf Restbeständegeschrumpften Vegetation der Schilfröhrichte,Seggenriede und Verlandungszonen, wiez. B. Bekassine, Tüpfelralle, Zwergrohrdommel(EU-weite Bedeutung), Blaukehlchen,Rohrschwirl, Schilfrohrsänger und Braunkehlchensind heute noch, jedoch in geringerenDichten im Gebiet anzutreffen. Mitüber 50 Weißstorchbrutpaaren kommt demSPA, das auch <strong>Brandenburg</strong>s zweitbedeutendstenStorchenort Linum einschließt, eineeuropaweite Bedeutung zu.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– einer störungsarmen, weitgehend unzerschnittenenund unverbauten, weiträumigoffenen und gehölzarmen Luchlandschaft– eines für Niedermoore typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesmit ganzjährighohen Grundwasserständen und winterlichund ganzjährig überfluteten Flächen– strukturreicher, unverbauter, störungsarmerbis störungsfreier Gewässer und Gewässerufermit ganzjährig überfluteten,ausgedehnten, ungemähten Verlandungszonenund Röhrichtvegetation mit natürlichenund naturnahen Trophieverhältnissen– störungsfreier Flachwasserbereiche sowiegroßflächiger Verlandungszonen und Röhrichtmooreauf winterlich oder ganzjährigüberstautem Grund– winterlich überfluteter, im späten Frühjahrblänkenreicher, extensiv genutzter,störungsarmer Dauergrünlandflächen(Feucht- und Nasswiesen) in engerräumlicher Verzahnung mit Brache- undRöhrichtflächen und -säumen5 SchutzmaßnahmenIm Folgenden werden nur die wichtigsten,für den Kranichrast- und -sammelplatz nötigenSchutzmaßnahmen genannt. Eine wesentlicheBasis für Maßnahmen und Regelungenist die nationale Sicherung der SchlafundVorsammelplätze in Naturschutzgebieten.Sie ist im Bereich des FischteichgebietesLinum und der Klärteiche Nauen dringenderforderlich. An den Schlafplätzen kann nureine langfristig gesicherte saisonale Steuerungder Wasserstände in den Flachwasserbereichenauf überstautem Grünland, imFischteichgebiet Linum, im NSG Kremmener


KATI HIELSCHER: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) RHIN-HAVELLUCH 125Abb. 3Kraniche, einen Jungvogel fütterndBrut- und Rastbestände im SPA Rhin-Havelluch 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor >10 100-200 vSingschwan Cygnus cygnus 30 15


126 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 126–129ANDREAS STEINSPA 7020 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Mittlere OderniederungDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Mittlere OderniederungSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Mittlere Oderniederung, Flussauenlandschaft, Auenwald,Auengrünland, Brut-, Rast- und Zugvögel, Wintergäste<strong>Land</strong>es-Nr. 7020EU-Nr. DE 3453-422Gesamtgröße: ca. 31.717 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Eichwald und Buschmühle;Mittlere Oder; Oder-Neiße; Oderaue Genschmar;Oderberge; Odervorland Gieshof;Oderwiesen nördlich Frankfurt; PontischeHänge von Lebus a. d. O.LSGFestgesetzt: Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin;Ehemaliges Grubengelände Finkenheerd;Fauler See, Märkischer Naturgarten,Güldendorfer Mühlental, Eichwaldund Buschmühle; Nationalparkregion UnteresOdertal; Oderhänge Seelow-Lebus;Odervorland Groß Neuendorf-Lebus; TreplinerSeen, Booßener und AltzeschdorferMühlenfließIm Verfahren: Deichgebiet der Alten Odervon Güstebieser Loose bis Wriezen; NeuzellerWiesenaueWestoder abfließt. Trotz der meliorativen Eingriffe(Deichbau, Laufverkürzung, Buhnenbau)gehört die Oder zu den naturnahenStrömen Mitteleuropas.Vollständig in das SPA integriert sind die beimittleren Oderwasserständen bis zu 1.200 mbreiten (im Mittel ca. 300 m) Deichvorländerzwischen Fluss und Deich. Den größeren Flächenanteilnehmen jedoch mit 85 % diedeichgeschützten Flächen im Deichhinterlandein. Das ca. 13 km lange, in das Vogelschutzgebieteinbezogene Teilgebiet der LausitzerNeiße beschränkt sich dagegen nur aufdas durch den Deich begrenzte bis zu 300 m(im Mittel ca. 100 m) breite Deichvorland.Geologisch ist die Ur-Oder ab Ratzdorf vermutlichdurch prä- und frühpleistozäne Senkungsvorgängeentstanden. Die im SPA liegendenAbschnitte von Oder und LausitzerNeiße wurden im Quartär mehrfach durchmächtige Eismassen überdeckt und insbesonderedurch Staffellagen weiter gestaltet.Die Grundform des Oderbruches ist durchWarthe-Gletscher in der Saale-Kaltzeit angelegt.Im anschließenden Holozän fandenweitere Flussverlagerungen statt, die zu einemNeben- und Übereinander verschiedenerSedimentablagerungen in den Flussauenführten. Vor dem Deichbau wurde das <strong>Land</strong>schaftsbildin der Oderaue von ausgedehntenAuenwälder bestimmt. Auf den höherenAuelehmstandorten stockten einst Hartholz-Auenwälder mit Stieleiche und Flatterulme.In der Oderaue (Umgebung Frankfurt [O].)sind einige naturnahe Hartholz-Auenwäldererhalten. In den regelmäßig überfluteten Auenflächenwaren Weichholz-Auenwälder mitWeiden und Schwarzpappel bestandsbildend.Dieses <strong>Land</strong>schaftsbild hat bis heute einenstarken Wandel erfahren. Die ehemaligenStandorte des Hartholz-Auenwaldes wurdenmit dem Deichbau von der natürlichen Überflutungsdynamikabgeschnitten und werdenheute auf Grund ihrer ertragreichen Lehmbödenüberwiegend intensiv ackerbaulich genutzt.Auf vereinzelt vorhandenen deichnahenStreifen und Flecken des Hinterlandes sind auftief liegenden und stark von Drängewasserbeeinflussten Standorten neben Grünlandflächenund <strong>Land</strong>röhrichten auch auenwaldähnlicheGehölzbestände mit hohen Anteilen anüberflutungsempfindlichen Gehölzarten vor-2 Beschreibung des GebietesDas SPA-Gebiet befindet sich im östlichstenTeil des <strong>Land</strong>es <strong>Brandenburg</strong> und erstrecktsich über ca. 145 km längs der westlichenUfer von Lausitzer Neiße und Oder von Gubenim Süden bis Stolzenhagen. Unmittelbarnördlich schließt das Vogelschutzgebiet UnteresOdertal an. Das Gebiet liegt in zwei naturräumlichenHaupteinheiten. Der südlicheTeil mit der Lausitzer Neiße und dem Oderabschnittvon Ratzdorf bis Frankfurt (Oder)gehört zum Ostbrandenburgischen HeideundSeengebiet (D12) und der nördliche Teilzum Odertal (D07). Die Abflüsse von Oderund Lausitzer Neiße sind sowohl durch einehohe Wasserführung infolge Schneeschmelzeund sommerlicher Starkregen in denMittelgebirgen, als auch durch geringe Abflüssein Trockenperioden geprägt. Die ehemalszum natürlichen Überflutungsgebiet derOder gehörenden Flächen der Neuzeller undZiltendorfer Niederung, des Oderbruchs undTeile des Lunow-Stolper Polders wurden von1717 bis 1860 durch den Bau von Deichenvom Oderstrom abgetrennt. Bereits bei mittlerenWasserständen werden die eingedeichtenFlächen der Niederungen und des Lunow-StolperPolders durch Drängewasserbeeinflusst, welches entweder durch Schöpfwerkein die Oder zurückgepumpt wird oderim freien Gefälle über die Alte Oder, die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraßeund Abb. 1 Mittlere Oder an der Ziltendorfer Niederung bei Aurith LUA-Archiv, CIRN


ANDREAS STEIN: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) MITTLERE ODERNIEDERUNG 127Abb. 2aus. Auf nährstoffarmen und somit landwirtschaftlichnicht attraktiven holozänen Sandablagerungenstocken vereinzelt aus Birke, Stieleiche,Zitterpappel und Kiefer bestehendeWäldchen. Dagegen stellt das Deichvorlandden verbliebenen Rest einer Auenlandschaftdar, der dem prägendem Einfluss einer naturnahenWasserstands- und Abflussdynamikunterliegt. Aber auch hier wurden im Laufeder Nutzungsgeschichte große Teile derWeichholz-Auenwälder in wechselfeuchtesAuengrünland unterschiedlicher Ausprägungumgewandelt, das noch heute extensiv alsMähwiese oder Weideland genutzt wird. Nebenden noch relativ häufig, aber überwiegendfragmentierten und kleinflächig anzutreffendenAuenwaldresten sind hier sowohlperiodisch als auch permanent mit Wasser gefüllteAltarm-, Flutrinnen- und Restlochgewässervorhanden, in denen teilweise artenreicheHydrophyten- und Schwimmblattflurenzu finden sind. Bei niedrigen Oderwasserständentreten zwischen den Buhnen ausgedehnteflache Schlick- und Sandflächen zutage, aufdenen sich bei längerem Niedrigwasser sommerannuellerUferfluren ausbilden, die alsNahrungsflächen für Limikolen wichtig sind.Die verschiedenen Gewässer- und Gehölzstrukturensind zumeist mit Hochstaudenfluren,Röhrichten und Weidengebüschen umsäumt.Hervorzuheben ist das Vorkommenvon Stromtalpflanzen. Der südlich von Frankfurtim natürlichen Überflutungsgebiet derOder befindliche, überwiegend von 150-jährigenStieleichen dominierte Hartholz-Auenwald(NSG „Eichwald und Buschmühle“,„Brieskower Toppel“) ist auf Aufforstung zurückzuführen.Wegen seiner großflächigen,geschlossenen Ausbildung und naturnahenAusprägung wird ihm jedoch eine sehr hohenaturschutzfachliche und ornithologische Bedeutungbeigemessen.SPA 7020 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Mittlere Oderniederung3 Bedeutung alsVogelschutzgebiethanden. Größere, teilweise artenreicheFeuchtwiesen mit Arten wie Sumpfdotterblume,Kuckucks-Lichtnelke, Kohldistel und Wiesen-Schaumkrautbefinden sich in der Neuzellerund Ziltendorfer Niederung und im KalenzigerPolder. Alte, meist mit Schilf besäumteAbgrabungslöcher, ehemalige Flutrinnen undAltwasserlöcher bilden weitere FeuchtbereicheFür das Gebiet ist gegenwärtig das Vorkommenvon 138 Brutvogelarten bekannt. Darunterbefinden sich 27 Arten, die im Anhang Ider Richtlinie 79/409/EWG (Vogelschutzrichtlinie)geführt werden. Weitere fünf Arten, wieBaumfalke, Austernfischer, Großer Brachvogel,Uferschnepfe und Wiedehopf, die nachder Roten Liste des <strong>Land</strong>es <strong>Brandenburg</strong> alsvom „Vom Aussterben bedroht“ gelten, ergänzendie Bedeutung des Gebietes für Brutvögel.Die Auenwälder bieten geeignete Brutgebietefür Vogelarten, wie Mittelspecht,Schwarzspecht, Ortolan, Rotmilan, Schwarzmilan,Schwarzstorch, Seeadler, Baumfalkeund Wespenbussard. In den Aue- und Feuchtwiesenfinden Tüpfelralle, Wachtelkönig undWiesenweihe ihre bevorzugten Brutplätze, sowieder Weißstorch ergiebige Nahrungsquellenfür die Aufzucht seiner Jungen. Permanentoder periodisch mit Wasser gefüllte Senkenbilden mit ihren Saumstrukturen, wie z. B.Schilfbeständen, wichtige Bruthabitate fürKranich, Rohrdommel und Rohrweihe, FlussundTrauerseeschwalbe.


128 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7020 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Mittlere OderniederungAbb. 3Der Wachtelkönig, ein gefährdeter Wiesenvogel, brütet im SPA Mittlere Oder regelmäßig.Foto: F. NeuschulzWeitere 14 Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtliniesind im Gebiet als regelmäßigauftretende Rast- bzw. Zugvögel bekannt.Eben so hoch zu bewerten ist die Bedeutungdes Gebietes für die Überwinterungzahlreicher Vogelarten. Die in <strong>Brandenburg</strong>seit 1993 als Brutvogel verschollene Kornweiheist im Odertal regelmäßig als Wintergastaus nördlichen Brutgebieten anzutreffen.Bis zu 60.000 nordische Gänse, darunterdie Arten Blässgans, Saatgans, Zwerggans,Kurzschnabelgans und Waldsaatgansüberwintern im Gebiet, deren wichtigstenÄsungsflächen im Oderbruch und in der ZiltendorferNiederung in das Gebiet einbezogenwurden. Regelmäßig genutzte Schlafplätzeder Gänse befinden sich auf flachüberstauten Überflutungsflächen entlangder Oder, im polnischen Warthebruch oderauf Seen, wie dem gefluteten Restloch derehemaligen Grube Wilhelm bei Brieskow-Finkenheerd. Weitere bedeutende Wintergästesind Sing- und Zwergschwan, derenÄsungsflächen im nahen Deichhinterlandliegen. Gänse- und Zwergsäger, Reiher-,Schell-, Stockente verbringen zahlreich diekalte Jahreszeit auf den Wasserflächen vonOder und Lausitzer Neiße.– winterlich überfluteter, im späten Frühjahrblänkenreicher, extensiv genutzterGrünlandflächen (Feucht- und Nasswiesen)in enger räumlicher Verzahnung mitGrünlandbrachen, Röhrichten, Seggenriedenund Staudensäumen– der Oder, ihrer Seitenarme und Zuflüsseals unverbaute, naturnahe und natürlicheFließgewässer mit ausgeprägter Gewässerdynamik(Mäander, Kolke, Uferabbrücheusw., insbesondere vegetationsarme,kurzrasige, Sand-, Kies-, Stein-,Schlamminseln)– weiträumig offenen <strong>Land</strong>schaftsteilen alsstörungsarme Rast-, Vorsammel- undSchlafplätze– strukturreicher, unverbauter, störungsarmerbis -freier Gewässer, deren Ufer undFlachwasserbereiche mit Schwimmblattgesellschaften,großflächiger, ungemähterVerlandungs-, Röhricht- und Submersvegetationin natürlicher oder naturnaherTrophie und Wasserstandsdynamik– störungsfreier Waldgebiete, strukturreichernaturnaher Laub- und -mischwäldermit hohem Anteil an Altholz, stehendemund liegendem Totholz, von Überhälternsowie Habitat-Holzstrukturen (Höhlen,Risse, Teilkronenbrüche u. a.); von Bruchwäldernund Waldmooren, halboffenenKiefernwäldern und -heiden (Laubholzanteil)und strukturierten Waldrändern(Eichenanteil)– Feldgehölzen, Eichenalleen, Trockenrasenmit eingestreuten Dornbüschen undWildobstbeständen5 Vorschläge zu MaßnahmenNeben der strikten Vermeidung weiterenFlussausbaues und Intensivierung der Gewässerunterhaltungzählt die Erhaltung desvorhandenen Auenwaldbestandes zu denwichtigen Maßnahmen im Odervorland. ZuLetzterem ist es notwendig, ein anspruchvollesFlächennutzungs-Management zu entwickelnund durchzuführen. Dabei muss einKonsens zwischen den landwirtschaftlichenNutzungsinteressen, den berechtigten Anforderungendes Hochwasserschutzes undden Maßnahmen zur langfristigen Regenerierungder vorhandenen Auenwaldbeständeerreicht werden. Die im Gebiet vorhandenenGrünlandflächen sollten zur Erhaltungund Entwicklung der Wiesenbrüter-Beständeüberwiegend extensiv genutzt werden, wobeidie zeitlich versetzte kleinflächige oderspäte Mahd bzw. die Beweidung mit bis max.1,4 GVE/ha Besatzdichte geeignete landwirtschaftlicheNutzungsarten darstellen. DesWeiteren sollte die landschaftliche Strukturvielfaltim ackerbaulich dominierten Deich-4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– der mittleren Oder als typische Tieflandstromniederung– einer störungsarmen Flussaue einschließlichder Deichvorlandflächen mit einemfür Auen typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltmit natürlicher Überschwemmungsdynamik,mit Niedermoorflächen(Neuzeller Niederung), einem Mosaik vonoffenen Flächen, Wald und GebüschenAbb. 4Uferzone der Oder im SPA Mittlere OderniederungFoto: A. Herrmann


ANDREAS STEIN: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) MITTLERE ODERNIEDERUNG 129hinterland durch die Pflanzung von StrauchundBaumreihen oder -gruppen aufgewertetwerden, wobei die bedeutenden Brutgebieteder Wiesenlimikolen, wie z. B. Großer Brachvogel,Uferschnepfe, Rotschenkel und Kiebitzdavon auszunehmen sind. Eine Intensivierungder Entwässerung im Deichhinterlandinnerhalb des Vogelschutzgebietes istmit den Erhaltungszielen des Gebietesgrundsätzlich nicht vereinbar. Zum Erhaltvon wertvollen Saumstrukturen um Gewässer,feuchten Senken und Auenwaldrändernsind geeignete Beweidungsstrategien anzuwenden,wie z. B. die extensive Beweidungmit einer Besatzdichte von 0,7 GVE/ha. Umlokal auftretende landwirtschaftliche Schädenauf wirtschaftlich wertvollen Kultureninfolge Überäsung durch Gänse und Schwänewirksam zu begrenzen, sollte im Zusammenwirkenvon <strong>Land</strong>wirtschaft, Jagdund Naturschutz ein so genanntes „Gänsemanagement“eingerichtet werden.Brut- und Rastbestände im SPA Mittlere Oderniederung 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 50-100 500-1.000 vSingschwan Cygnus cygnus 500-900 R xZwergschwan Cygnus bewickii 15-30 x 3WRothalsgans Branta ruficollis 2-5 x 1WWeißwangengans Branta leucopsis 20-50 xTundrasaatgans Anser fabalis rossicus >3.0000Waldsaatgans Anser fabalis fabalis >1.000Kurzschnabelgans Anser brachyrhynchus 5-10Zwerggans Anser erythropus 2-5 x 1Blässgans Anser albifrons >30.000Graugans Anser anser 10-20 500-1.000Brandgans Tadorna tadorna 2-5 25-50 RSchnatterente Anas strepera 1-5 100-250 R 3Pfeifente Anas penelope >1.000 0Krickente Anas crecca 600-1.200 2Stockente Anas platyrhynchos >500 >5000Spießente Anas acuta 300-800 1 3Knäkente Anas querquedula 5-10 50-150 1 3Löffelente Anas clypeata 400-700 2 3Tafelente Aythya ferina 500-1000 v 2Reiherente Aythya fuligula


130 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 130–1133BODO RUDOLPHSPA 7021 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Mittlere HavelniederungDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Mittlere HavelniederungSchlagwörter:SPA Mittlere Havelniederung, Brut- und Rastvogelarten, Flussniederung,Altarme, Röhricht, Feuchtwiesen, Tonlöcher, Bruchwald1 Allgemeine Informationen<strong>Land</strong>es-Nr. 7021EU-Nr. DE 3542-421Gesamtgröße: ca. 25.024 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Bagower Bruch; Buhnenwerder-Wusterau;Falkenrehder Wublitz; KetzinerHavelinseln; Mittlere Havel; MöweninselBuhnenwerder; Obere Wublitz; Stadthavel;WolfsbruchIm Verfahren: Marzahner Fenn und DünenheideLSGFestgesetzt: <strong>Brandenburg</strong>er Osthavelniederung;<strong>Brandenburg</strong>er Wald- und Seengebiet;Ketziner Bruchlandschaft; PotsdamerWald- und Havelseengebiet; SchmerzkerBusch; Westhavelland2 Beschreibung des GebietesDas SPA Mittlere Havelniederung reicht imWesten vom Plauer See, der Unteren Havelsüdlich von Pritzerbe und dem MarzahnerFenn über das Beetzseebecken und die Havelniederungostwärts bis zur Wublitzrinnezwischen Golm und Falkenrehde.Geomorphologisch finden sich überwiegendTalsande und alluviale Bildungen mit einemkleinteiligen Wechsel von Grundmoränen undkuppigen Endmoränen, entstanden durch dieWeichseleiszeit. Naturräumlich gehört dergrößere Teil des Gebietes zu den MittelbrandenburgischenPlatten und Niederungen.Die Boden- und Oberflächensituation gestattetflächenhaften Ackerbau und Weidenutzungauf Niedermoorstandorten. EntscheidendenEinfluss auf die Wassersituation undAusprägung der Vegetation im Abschnitt derHavelniederung östlich der Stadt <strong>Brandenburg</strong>an der Havel bis Werder hatte die Anlagevon Mühlenstauen im 13. Jahrhundert,die bis heute bestehen. Sie führten in denFolgejahrhunderten zur Bildung flachgründigerNiedermoore. Dadurch wurde die Fließgeschwindigkeitder Havel vermindert und indie Eigendynamik des Flusses eingegriffen.Vor ca. 100 Jahren zeigen ältere Luftbilderdas Gebiet großflächig gehölzfrei. Dementsprechendwar die Weideviehhaltung als extensive<strong>Land</strong>nutzung weit verbreitet (Hutungen,Streuwiesen). Die Entwässerung der<strong>Land</strong>schaft hatte noch längst nicht die heutigeDimension. Frühjahrs- und Sommerhochwässerinfolge des Rückstaus bei Elbehochwasserereigneten sich noch regelmäßig imJahresverlauf. So gab es ausgedehnte Überschwemmungswiesen,die v. a. durch großräumigeMeliorationsmaßnahmen in den1970er und 80er Jahren lokal auf Kleinflächenzusammenschrumpften.Die Havelinseln, früher alle beweidet, wurdennach der politischen Wende von 1989 – bisauf Ausnahmen – der Sukzession überlassen.Die Insel Buhnenwerder im Breitlingsee, vor100 Jahren ein wichtiges Brutgebiet für Flussseeschwalben,ist heute sogar fast vollständigbewaldet.Die vielfältige <strong>Land</strong>schaftsausstattung derMittleren Havelniederung wird u. a. durch dieüberaus zahlreichen, reich strukturierten Tonlöcher(z. B. bei Deetz, Paretz, Ketzin-Etzin,Päwesin-Wachow, Lünow), die sich z.T. nochbis in die 1960er und 70er Jahre hinein imAbbau befanden, erheblich bereichert. BedeutsameBiotoptypen sind weiterhin dieFlussaltarme, -inseln und -seen mit uferbegleitendenRöhrichten, Staudenfluren undGehölzstreifen; die Seggen- und Röhrichtmoore,davon überwiegend <strong>Land</strong>röhrichteund Großseggenriede, kleinflächige Feuchtwiesen,Erlenbruchwälder und Weichholzauwaldreste.Die überwiegend noch vielfältigstrukturierte Agrarlandschaft zwischen Beetzseeund Havel (Nauener Platte) weist zahlreicheRaine, Hecken, Kopfbaumreihen und Einzelbäumeauf. Im Norden befinden sich überwiegendKiefernforste, aber auch Laub- undAbb. 1Havel bei WeseramMischwald, insbesondere im Bereich desBruchsees bei Bagow.Der Biber besiedelte das Gebiet im zurückliegendenJahrzehnt vollständig und vomFischotter gibt es eine Reihe von Nachweisen.An den Tonlöchern von Päwesiner-WachowerLötz und Lünow siedeln Rotbauchunkeund andere Amphibien.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietEine überdurchschnittlich hohe Bedeutunghat das SPA für Brutvögel, wurden doch bishernicht weniger als 250 Arten festgestellt.Herausragend für dieses SPA, das 0,8 % der<strong>Land</strong>esfläche einnimmt, sind die Brutbeständevon Arten des Anhangs I der VSRL wieRohrdommel (15 % des <strong>Land</strong>esbestandes),Zwergdommel (30 %), Fischadler (8 %),Schwarzmilan (5 %), Wiesenweihe (10 %),Rohrweihe (5 %), Kleinralle (15 %), Trauerseeschwalbe(20 %), Eisvogel (5 %) oderBlaukehlchen (15 %).Schon im Mittelalter stellte das Gebiet ein Refugiumfür den außerordentlichen Reichtuman Vögeln der Gewässer und Feuchtlebensräumedar, wie alte Abrechnungen des <strong>Brandenburg</strong>erDoms über die Jagd von Entenund Gänsen belegen (gejagt wurden aberFoto: B. Rudolph


BODO RUDOLPH: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) MITTLERE HAVELNIEDERUNG 131Abb. 2auch Birkhühner und Großtrappen). Heutehaben hier die in den Nassröhrichten vorkommendenRohr- und Zwergdommeln ihre landesweitwichtigsten Vorkommen, vorrangigim Päwesiner-Wachower Lötz (bis 11 Rohrdommel-und 3 Zwergdommel-Reviere), derauch regelmäßige Vorkommen von Kleinralleund Trauerseeschwalbe aufweist.Bundesweite Bedeutung haben im SPA die Beständeder Röhrichtarten Rohrschwirl (fünftwichtigstesGebiet in Deutschland) und Teichrohrsänger(zehntwichtigstes Gebiet).In jährlich 4 bis 5 Kolonien brütet die Trauerseeschwalbe,die durch Nisthilfen mittlerweileeinen stabilen Bestand erreicht hat, währendder Eisvogel mit über 20 Brutvorkommen alseine Charakterart der Havel bezeichnet werdenkann. Der Bestand des Fischadlers, der imSPA in Westbrandenburg seinen regionalenVerbreitungsschwerpunkt hat, umfasst nunmehrüber 20 BP. Der für die Flussniederungentypische Schwarzmilan weist hier einenhohen Bestand von 0-40 BP auf.Starke Bestandsrückgänge erlitten Feuchtwiesenbrüterwie Uferschnepfe und Brachvogel;bei letztgenannter Art ist der Bestanderloschen. Selbst der Kiebitz ist relativ seltengeworden (ca. 50 BP). Dagegen kann derBrutbestand des Rotschenkels mit bis zu 15BP für <strong>Brandenburg</strong> als herausragend bezeichnetwerden.Bei den Zug- und Rastvögeln hat die MittlereHavelniederung in erster Linie für Gänse undzahlreiche Entenarten Bedeutung. Bis zu neunSchlafplätze von insgesamt bis zu 50.0000Saat- und Blässgänsen befinden sich hier. Aufder Havel und den -seen sind im Winterhalbjahrv. a. Blässrallen, Stock-, Reiher- und Tafelentensowie Gänsesäger in großer Anzahl präsent.Die unterschiedlichen Wasserstände bedingenbei rastenden Limikolen jährlich z. T.große quantitative Unterschiede. Am häufigstensind – neben Kiebitz und Goldregenpfeifer– Bruchwasserläufer, Bekassine und Kampfläufer.Für Möwenarten stellt der Trebelseeden im SPA bedeutendsten Schlafplatz dar.Abb. 3 Mittelbruch bei Klein Kreutz4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– der Havel, ihrer Seitenarme und Zuflüsseals unverbaute naturnahe und natürlicheFließgewässer mit ausgeprägter Gewässerdynamik(Mäander, Kolke, Uferabbrüche,Steilwände, Altarme, Sand-, Kies-,Stein- und Schlamminseln)– der störungsarmen Flussaue, der Deichvorlandflächenmit natürlicher Überschwemmungsdynamikund einem Mosaikvon offenen Flächen, Wald und Gebüschenentlang der Havel mit natürlicheroder naturnaher Trophie– von Uferzonen, großflächigen Verlandungenund Röhrichtmooren mit ganzjährigoder winterlich überfluteter ungemähterVegetation sowie Flachwassermit Schwimmblattgesellschaften undSubmersvegetation– eines für Niedermoore und Auen typischen<strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes– intakter Moore, Sümpfe, Torf- und Tonstichesowie Kleingewässer mit naturnahenWasserständen– störungsarmer, weiträumiger, offener<strong>Land</strong>schaften als Schlaf- und Vorsammelplätzesowie der Wiesenbrütergebiete– mehrjähriger Grünlandbrachen mit Seggenriedenund Staudensäumen sowieGrünlandflächen in extensiver Nutzungmit Verzahnung von Feucht- und Nasswiesen,insbesondere von Brachen undRöhrichtflächen und -säumen in natürlichenTrophieverhältnissen– intakter Bruchwälder und Waldmoore5 Vorschläge zu MaßnahmenEin wesentlicher Punkt für das Erreichen einesgünstigen Erhaltungszustandes derFeuchtgebietsarten entlang der Havel ist eineAnhebung des Stauzieles für die MittlereHavel. Die gegenwärtige Stauhaltung (WehrFoto: B. RudolphSPA 7021 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Mittlere Havelniederung


132 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7021 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Mittlere HavelniederungAbb. 4Die Krumme Havel bietet günstige Habitatbedingungen auch für BlaukehlchenFoto: B. Rudolphin <strong>Brandenburg</strong>) ist unzureichend, da seitJahren kaum noch Überschwemmungsmöglichkeitenfür die tiefer liegenden Havelwiesen,Röhrichte und Erlenbruchwälder zwischen<strong>Brandenburg</strong> und Ketzin bestehen.Um die Funktionalität wichtiger kleinflächigerFeuchtwiesenbereiche (z. B. Radewiesenbei Klein Kreutz, Wolfsbruch bei Saaringen,Todtlaake bei Ketzür, Wolfsbruch am Zernsee,Töplitzer Wiesen) zu gewährleisten, isthier eine hohe Wasserhaltung mit späterMahd oder Beweidung zwingend notwendig(KULAP, Vertragsnaturschutz). Durch extensiveBewirtschaftungsformen weiterer Grünlandflächenist im SPA der Lebensraum fürdas ursprüngliche Mosaik grünlandtypischerArten wieder herzustellen.Die Erhaltung des Ist-Zustandes im bedeutendstenTeilbereich des SPA, dem Päwesiner-WachowerLötz (Erhaltung der Nassröhrichte!),wo aus Kostengründen Anfang der1990er Jahre der Pumpwerksbetrieb eingestelltwurde, ist durch die Festlegung eineshohen Stauzieles inkl. der Installation einesbetonierten Überlaufes realistisch geworden.Ähnliche Maßnahmen sind auch in anderenFeuchtgebieten sinnvoll, um hier dauerhafteine hohe Wasserhaltung zu gewährleisten.Sinnvoll erscheint es, Maisstoppelflächen biszum Frühjahr in Teilen stehen zu lassen, umtausende Gänse im Winterhalbjahr von anderenSchlägen (Wintergetreide, Raps) abzulenken.Der geplante Havelausbau bliebe nicht ohneBeeinträchtigungen des Naturraumes, dennneben der Abbaggerung und Vertiefung derSchifffahrtsrinne würde auch der Uferbereichnoch mehr verbaut werden, da Großschiffsverkehrzu verstärktem Sog und hoher Rückströmungführt. Soweit nicht vermeidbar, istder Uferverbau sehr flach mittels Flachwasserrinnenhinter wellenbrechenden Bautenauszuführen, um eine rasche Neubesiedlungmit Röhrichten zu ermöglichen. Baggergut istzur Aufschüttung neuer Inseln bzw. an bereitsbestehenden einzusetzen und so neueLebensräume zu schaffen. Gleiches trifftauch auf die künftigen Unterhaltungsmaßnahmenzu.Wasserseitige Absperrung der Buchten, in denenTrauerseeschwalben brüten, sind jährlichzu veranlassen (Wusterau).Rote Listen des <strong>Land</strong>es <strong>Brandenburg</strong>In „Naturschutz und <strong>Land</strong>schaftspflege in <strong>Brandenburg</strong>“Hrsg. <strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>2004 – Rote Listen und Artenlisten der Lurche und KriechtiereSchutzgebühr: 7, - Euro2003 – Artenliste und Rote Liste der SteinfliegenSchutzgebühr: 5, - Euro2002 – Gesamtartenliste und Rote Liste der MooseSchutzgebühr: 7,50 Euro2001 – Artenliste und Rote Liste der LibellenSchutzgebühr: 6, - Euro2000 – Rote Liste und Artenliste der WasserkäferSchutzgebühr: 6,00 Eurosowie weitere Rote ListenAbb. 5ZwergdommelFoto: B. RudolphBezug über die Schriftleitung (E-Mail: NundLBbg@lua.brandenburg.de)oder über den Verlag (s. Impressum)


BODO RUDOLPH: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) MITTLERE HAVELNIEDERUNG 133Brut- und Rastbestände im SPA Mittlere Havelniederung 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 50-70 200-350 vSingschwan Cygnus cygnus 70-100 R xZwergschwan Cygnus bewickii 15-40 x 3WRothalsgans Branta ruficollis 1-3 x 1WWeißwangengans Branta leucopsis 50-80 xWaldsaatgans Anser fabalis fabalis 20 3 x 3Wespenbussard Pernis apivorus 5-7 2 xKornweihe Circus cyaneus 0-1 5-10 1 x 3Wiesenweihe Circus pygargus 1-2 1 xRohrweihe Circus aeruginosus 30-50 3 xRotmilan Milvus milvus 20-25 3 x 2Schwarzmilan Milvus migrans 30-40 3 x 3Seeadler Haliaeetus albicilla 3 5-10 2 x 1Merlin Falco columbarius 2-4 xBaumfalke Falco subbuteo 4-6 1Wanderfalke Falco peregrinus 1-2 1 xKranich Grus grus 22-25 500-600 3 x 2Großtrappe Otis tarda 1-2 1 x 1Wasserralle Rallus aquaticus 80-120 3Fortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECWachtelkönig Crex crex 3-7 1 x 1Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana 5-15 2 xKleines Sumpfhuhn Porzana parva 3-6 1 xTeichhuhn Gallinula chloropus 40-50 vBlässhuhn Fulica atra 4.000-7.000Kiebitzregenpfeifer Pluvialis squatarola 1-3Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria 700-1.000 xKiebitz Vanellus vanellus 50-80 4.000-7.000 2 2Flussregenpfeifer Charadrius dubius 12-20 20-40 3Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula 10-25 1Regenbrachvogel Numenius phaeopus 1-3Großer Brachvogel Numenius arquata 0-3 5-10 1 2Uferschnepfe Limosa limosa 3-5 5-10 1 2Waldschnepfe Scolopax rusticola 4-8 3 3Bekassine Gallinago gallinago 15-25 70-120 2 3Flussuferläufer Actitis hypoleucos 1-2 20-40 1 3Dunkler Wasserläufer Tringa erythropus 10-20 3Rotschenkel Tringa totanus 8-15 20-35 1 2Grünschenkel Tringa nebularia 20-35Waldwasserläufer Tringa ochropus 10-20 RBruchwasserläufer Tringa glareola 250-300 x 3Kampfläufer Philomachus pugnax 150-200 1 x 2Zwergstrandläufer Calidris minuta 2-10Temminckstrandläufer Calidris temminckii 1-5Sichelstrandläufer Calidris ferruginea 1-5Alpenstrandläufer Calidris alpina 20-50 3Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus 10-20 x 3Lachmöwe Larus ridibundus 150-1.000Sturmmöwe Larus canus 2.000-4.000 R 2Mantelmöwe Larus marinus 4-10Silbermöwe Larus argentatus 200-400 RTrauerseeschwalbe Chlidonias niger 45-70 50-80 1 x 3Flussseeschwalbe Sterna hirundo 1-2 10-30 2 xSumpfohreule Asio flammeus 1-2 1 x 3Ziegenmelker Caprimulgus europaeus 1-3 2 x 2Eisvogel Alcedo atthis 15-20 2 x 3Schwarzspecht Dryocopus martius 40-50 xMittelspecht Dendrocopos medius 10-20 3 xNeuntöter Lanius collurio 130-180 x 3Raubwürger Lanius excubitor 5-8 1 3Heidelerche Lullula arborea 40-60 3 x 2Rohrschwirl Locustella luscinioides 150-200 3Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus 1500-2500Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 70-120 xZwergschnäpper Ficedula parva 0-1 3 xBraunkehlchen Saxicola rubetra 250-350 3Blaukehlchen Luscinia svecica 10-20 2 xBrachpieper Anthus campestris 0-2 1 x 3Ortolan Emberiza hortulana 25-40 3 x 2Wasservögel >50.000SPA 7021 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Mittlere HavelniederungLITERATURSCHAUSüdbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon,K.; Schikore, T.; Schröder, K. & Sudfeldt,Ch. (Hrsg.) 2005:Methodenstandards zur Erfassung der BrutvögelDeutschlands. Radolfzell. 792 S.Preis: 29,80 EuroDieses Buch hat sich zum Ziel gesetzt, für denNaturschutz einheitliche Standards und Methodenzur Erfassung der Brutvögel bereitzustellen,um – erstmalig und deutschlandweit –zu vergleichbaren Daten zu kommen.Mit der einheitlichen Anwendung von Mindeststandardsfür Monitoring-Programmewird eine effektive Auswertung und Nutzungder Ergebnisse für verschiedenste Schutzkonzeptemöglich.Das umfangreiche Werk stellt Standard-Erfassungsmethoden,wie Revier-, Punkt-Stopp- und Linien-Kartierung, sowie weitereMethoden vor und widmet sich auchden technischen und methodischen Neuerungensowie den juristischen Gesichtspunktender Feldarbeit. Weiterhin werdenauf Arten und Lebensräume bezogene Erfassungshinweisegegeben (sehr informativeTabelle!).Den umfänglichsten Teil des Buches nehmendie übersichtlich und ansprechend gestaltetenSteckbriefe zu den einzelnen Arten ein:Sie enthalten jeweils Ausführungen zu Lebensraum,Brutbiologie, Phänologie sowiedetaillierte, kurzgefasste Angaben zur Methodikder Erfassung, zur Auswertung derErgebnisse mit Wertungsgrenzen und „BesondereHinweise“.Glossar, Literaturverzeichnis, Anhang undIndex ergänzen den Band.Dieses umfassende Grundlagenwerk wurdeim Auftrag der Länderarbeitsgemeinschaft derVogelschutzwarten und des DachverbandesDeutscher Avifaunisten erstellt.Dieses Buch – „Pflichtlektüre“ und Nachschlagewerk– sollte in keiner Fachbibliothekeines ernsthaft arbeitenden Feldornithologenfehlen!Bezug über DDA-Schriftenversand, Am HohenHain 4d, 09212 Limbach-OberfrohnaB. Kehl


134 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 134–136TORSTEN RYSLAVY, THOMAS BICHSPA 7022 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Fiener BruchDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Fiener BruchSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Fiener Bruch, Wiesenbrüter, Großtrappe,strukturreiche Agrarlandschaft<strong>Land</strong>es-Nr. 7022EU-Nr. DE 3640-421Gesamtgröße: ca. 6.338 haEinbezogene Schutzgebiete:NSG -LSGFestgesetzt: <strong>Brandenburg</strong>er Wald- undSeengebiet2 Beschreibung des Gebietesflachen Entwässerungsgräben zutraf. Vorgut 300 Jahren begann die landwirtschaftlicheNutzung, ermöglicht durch Waldrodungenund erste Melioration (1777 bis 1783).Die ersten großräumigen Grünlandflächenwurden gewonnen und vorhandene Moorbödenzum Torfabbau genutzt. Weitere Meliorationenin den Jahren 1923 bis 1926 sowie v. a.1964 bis 1970 führten mit dem tiefgründigemAusbau des Grabensystems und der damitverbundenen Entwässerung zur endgültigenUrbarmachung. Nach dieser Komplexmeliorationwaren auf den großen Weideflächen Einzelbäume,Baum- und Gebüschgruppen weitgehendder Flurmelioration zum Opfer gefallen.Ersatzpflanzungen erfolgten kaum bzw.wurden nicht weitergepflegt. Durch mehrmaligenVollumbruch der Grünlandflächen – verbundenmit Neuansaat – und durch intensivemineralische Düngung und ganzjährige großflächigeGülleausbringung, frühen Viehauftriebbzw. Mahd sowie vollmechanisierte Wiesennutzungsind die typischen Niedermoor-Pflanzengesellschaften (bis auf kleinflächigeReste) verschwunden. Allein 25 % der Grünlandflächenwaren bis dahin extensiv alsStreuwiesen genutzte Pfeifengraswiesen, diedie artenreichsten Niedermoor-Grünlandgesellschaften(u. a. mit Prachtnelke und Färberscharte)darstellten.So bildet der Fiener heute eine von zahlreichenGräben durchzogene Niederungslandschaft,die überwiegend landwirtschaftlichgenutzt wird, wobei die dominante Grünlandbewirtschaftungca. 80 % der Flächeumfasst. Das <strong>Land</strong>schaftsbild wird fast ausschließlichvon Weidelgras-Weißkleeweidenund Glatthaferwiesen bestimmt. Weidengebüschesäumen zahlreiche Entwässerungsgräbenund beleben gemeinsam mit vereinzeltenErlenbruchresten, Röhrichten und wenigen,meist aufgelassenen, Torfstichen das<strong>Land</strong>schaftsbild. Im offenen Wiesengeländebefinden sich einzelne langgestreckte Flugsanddünen,die durch Kiefernwaldreste geprägtsind und an freien Stellen auch nochpartiell Trockenrasen aufweisen. Die Randgebietewerden ackerbaulich genutzt (z. B.Grundmoränenplatten Karow-Zitz-Rogäsen-Viesen und Paplitz-Ziesar-Glienecke-Boecke-Wenzlow) oder sind mit Kiefernwald bestockt(z. B. Talsandflächen Bücknitz/Ziesar,Mahlenzien/Grüningen).In den Fließgewässern leben Fisch- und Wirbellosenarten(z. B. Bachforelle, Schmerle,Steinfliegen, Eintagsfliegen) und anspruchsvolleArten der Niederungsbäche (Bachneunauge).Besonders erwähnenswert ist auch dasVorkommen des Edelkrebses in diesem Fließgewässersystemwie auch des Fischotters.Mit einer Gesamtfläche von ca. 8.600 haerstreckt sich das Fiener Bruch entlang derNordabdachung des Flämings in nordwestlicheRichtung von Grüningen (im Osten)bis Parchen (im Westen) über eine Längevon 27 km. Das SPA Fiener Bruch (KreisPotsdam-Mittelmark) bildet den östlichenTeil des Fieners, räumlich etwa begrenztvon den Ortschaften Zitz/Ziesar im Westen(<strong>Land</strong>esgrenze) bis Mahlenzien/Wenzlowim Osten.Das Fiener Bruch ist eine weitläufige Niederungslandschaftdes Glogau-Baruther Urstromtales,von pleistozänen Hochflächen (Grundmoränenplatten)3 Bedeutung alsVogelschutzgebietumgeben, die relativ steil indie Talung abfallen. Das Gebiet wurde durchdas <strong>Brandenburg</strong>er Stadium der Weichseleiszeitgeprägt. Es ist als 3 bis 7 km breite Entwässerungsrinnedes abschmelzenden Eisesder <strong>Brandenburg</strong>er Eisrandlage entstandenund senkt sich im Bereich des Fieners von 37,0m NN im Westen auf 35,4 m NN im Osten ab.Die Bedeutung des Fiener Bruchs für den Arten-und Biotopschutz wurde nach den meliorativenMaßnahmen der 1960er und 70erJahre stark eingeschränkt. Sie führten zu einerVerarmung an Pflanzengesellschaften unddamit auch der von ihr abhängigen Fauna.Mit dem Rückgang der früher weit verbreite-Mit zunehmender Erwärmung kam es zurÜberstauung des Geländes und zu ersten Verlandungsprozessen.In dieser noch vegetationsarmenZeit bildeten sich auch Binnendünen(z. B. bei Boecke). Es dominieren holozäneBodenbildungen, vor allem Flachmoortorfe.Die Buckau, ein Fließgewässer, entspringt imHohen Fläming, durchzieht das SPA undentwässert die Niederung in die Havelseenbei <strong>Brandenburg</strong>. Im SPA liegende Nebenfließesind der Verlorenwasserbach, der ebenfallsim Hohen Fläming entspringt, sowie derLitzenbach. In den Talabschnitten der Fließewurde Schwemmmaterial von Torf und Moorerdemit Mächtigkeiten bis über 3 m überdeckt,die weitläufig ebene Flächen bilden.Nur an den Rändern des Urstromtales undvereinzelt inselartig inmitten der Flachmoorbildungtreten Talsande an der Oberflächeauf.Bereits im Mittelalter wurde das hohe Wasserdargebotder Buckau und des Verlorenwasserbacheszum Betreiben von Mühlengenutzt. Der dafür nötige Anstau der Bächeveränderte ihren hydrologischen Zustandnur unwesentlich, was auch auf die ersten Abb. 1 Fiener Bruch LUA-Archiv, F. Plücken


TORSTEN RYSLAVY, THOMAS BICH: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) FIENER BRUCH 135Abb. 2ten, extensiv bewirtschafteten Feuchtwiesenund Seggenriede ist von einem hohen faunistischenVerlust auszugehen, was durch dasVerschwinden von Indikatorarten, wie beispielsweiseBirkhuhn und Uferschnepfe, auffälligwird. Auch das drohende Aussterbender Großtrappe, die besonders auf ein reichhaltigesInsektenangebot als Nahrung zur Kükenaufzuchtzeitangewiesen ist, war bis Anfangder 90er Jahre eine unmittelbare Folgeder intensiven <strong>Land</strong>wirtschaft.Seit 1995 wurden insgesamt 124 Brutvogelartenfestgestellt, wobei eine Reihe von bestandsgefährdetenArten mit teilweise nochüberregional bedeutsamen Bestandsgrößenvorkommen.So ist es auch die Großtrappe, die den Wertdes Gebietes bestimmt. Zusammen mit denBelziger <strong>Land</strong>schaftswiesen bildet der FienerBestand die Trappenpopulation des BarutherUrstromtales (30-40 Ind.). Neben der Teilpopulationim Havelländischen Luch (Krs. Havelland)bildet dieses Gebiet seit über einemJahrzehnt das letzte verbliebene Reproduktionsarealder Großtrappe in Deutschland.Mit der Installation eines Schutzzaunes unddem Beginn der Auswilderung von Jungtrappenaus der Vogelschutzwarte Buckow (Krs.Havelland) in den Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesenseit 1998 und im Ziesar-Bücknitzer Fiener seit2004 konnte der regelmäßige Bestand im Fienerbereits von 5-7 auf gegenwärtig 10-13Trappen (Frühjahr 2005) erhöht werden. Dasgelegentliche Auftreten einer größeren Anzahlvon (ausnahmsweise bis zu 38 im Jahr2005) Trappen basiert auf dem meist kurzzeitigenAufsuchen des Gebietes von Tieren ausden Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesen und z.T. auchaus dem Havelländischem Luch. Im Durchschnitterreicht alle zwei Jahre ein Jungvogeldas flugfähige Alter, was deutlich zu wenigfür den Bestandserhalt aus eigener Reproduktionheraus ist.Im Gegensatz zum sachsen-anhaltinischenSPA Fiener Bruch (10-18 BP) ist der GroßeBrachvogel im brandenburgischen SPA vorallem infolge intensiver <strong>Land</strong>wirtschaft unddamit erfolgloser Reproduktion über vieleJahre hinweg so gut wie verschwunden. Auchandere Wiesenbrüterarten, wie Kiebitz (4-8BP), weisen hier relativ geringe Bestände auf.Nur in nassen Frühjahren sind Bekassine (bis 4Rev.), Tüpfelralle (bis 3) und Wachtelkönig(bis 4) vertreten. Fast alljährlich brütet dieWiesenweihe im Fiener. Arten der strukturreichen<strong>Land</strong>schaft wie Rotmilan, Rebhuhn,Raubwürger, Neuntöter, Braunkehlchen, Sperbergrasmückeoder Ortolan weisen hier nochrelativ gute Bestände auf.Eine enorme Bedeutung hat der Fiener fürrastende Arten während des Durchzuges sowiefür Überwinterer. Während der Wiesenmahdund im Sommer sind bis zu 40 Rotmilane,25 Schwarzmilane, 50 Weißstörche (meistNichtbrüter) und sogar bis zu 30 Schwarzstörcheim Fiener anwesend. Im Spätwinter undFrühjahr rasten auf staunassem Grünland tausendeKiebitze (bis 10.000) und Goldregenpfeifer(bis 7.000), z. T. über mehrere Wochen.Als Rastgebiet für nordische Saat- undBlässgänse sowie Kraniche hat das Gebiet (bis3.000 Saat-, 5.000 Blässgänse und 1.000Kraniche) mittlere Bedeutung mit ansteigenderTendenz. Die Kornweihe erreicht währenddes Durchzuges an einem traditionellenSchlafplatz Maxima von 10 Tieren. Bedeutsamist das Gebiet auch durch das (nicht alljährliche)Überwintern von 10 bis 20 Sumpfohreulen.Der Raubwürger ist regelmäßigerWintergast mit bis zu 6 Revieren.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– eines charakteristischen Ausschnittes derwestbrandenburgischen Luchlandschaft– einer offenen störungsarmen Agrarlandschaftmit Fruchtarten-Vielfalt, Brachen,Randstreifen, Trockenrasen, eingestreutenDornbüschen und Obstbäumen sowie einermosaikartigen Nutzungsstruktur– eines für Niedermoore typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesmit winterlichüberfluteten Flächen und ganzjährig hohenWasserständen– mehrjähriger Grünlandbrachen mit Seggenriedenund Staudensäumen sowiewinterlich überfluteter und im Frühjahrblänkenreicher Grünlandflächen in extensiverNutzung mit Verzahnung vonFeucht- und Nasswiesen, insbesonderevon Brachen und Röhrichtflächen/-säumenin natürlichen Trophieverhältnissen– störungsarmer, weiträumiger, offener<strong>Land</strong>schaften als Schlaf- und Vorsammelplätze– intakter Bruchwälder, Moore, Sümpfeund Kleingewässer mit naturnahen Wasserständenund Dynamik5 Vorschläge zu MaßnahmenDas Ziel für das Fiener Bruch ist die Entwicklungeiner artenreichen Kulturlandschaft.Das beinhaltet u. a. den Großtrappen- undFeuchtwiesenschutz, wobei die unterschiedlichenLebensraumansprüche der Leitarten eineräumliche Differenzierung bedingen. Vorrangigist einerseits der Schutz der Großtrappe;er ist jedoch nicht eingeengt als speziellerArtenschutz zu betrachten. Durch extensiveBewirtschaftungsformen und Habitatgestaltungist der Lebensraum für die Art sowie füreinen Teil des ursprünglichen Mosaiks angrünlandtypischen Tier- und Pflanzenartenwieder herzustellen. Das Fiener Bruch kannim Rahmen der Umsetzung der SPA-Konzeptionnur durch ein großflächiges Schutzregimegesichert werden, das sich am Raumansprucheiner Trappen-Fortpflanzungsgemeinschaftorientiert. Dieser Anspruch sollteeine Mindestfläche von etwa 5.000 ha umfassen(ohne Wintereinstand). Dazu ist insbesondereauf eine trappengerechte Grünlandnutzungzu achten, die vor allem die Vegetationsstruktur,Insektenvielfalt (Nahrung)und Störungsarmut berücksichtigt. Das heißtkonkret:– Umwandlung von Intensiv- zu mosaikartigenExtensivflächen in Verbindung mitSPA 7022 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Fiener Bruch


136 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7022 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Fiener BruchAbb. 3 GroßtrappeFoto: H. LitzbarskiAbb. 4 Fiener Bruch Foto: Th. Bichstarker Reduzierung der mineralischenDüngung (Sticksoff, Kalium, Phosphor/Kalium),Verzicht der Gülleausbringung,Verzicht auf Umbruch, Neuansaat,chemischen PSM sowie „Roundup“-Einsatz im Grünland– Beschränkung der Milchkuhhaltung– wiesenbrüterfreundliches Mahd- und Beweidungsregimedes Grünlandes bei mindestenszweimaliger, zeitlich gestaffelterNutzung im Jahr und mahdtechnischerVorgaben (Schnitthöhe, -breite, -geschwindigkeit,Wildretter, Tagesmahd)– Pflegearbeiten (Schleppen, Walzen, Pflegeschnittusw.) nur außerhalb der BrutundHauptvegetationszeit– Anlegen von sogenannten Fensterbrachenals Trappenäsungsflächen im Grünlandals auch auf angrenzenden Ackerschlägenund Nutzung dieser im Zyklusder Dreifelderwirtschaft (Winterung,Sommerung, Brache)– Störungsminimierung im Umfeld desTrappenschutzzaunes im Ziesar-BücknitzerFiener durch Wegesperrung undNutzungsanpassung– Verbesserung des <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesdurch Anstau der tief liegendenGrünlandbereiche im Winter/Frühjahrund Düngungsverzicht.Nur so sind die im Jahre 2004 eingeleitetenBestandsstützungsmaßnahmen (Schutzzaun,Auswilderung von Jungtrappen) zielführendund nachhaltige Biotopverbesserungen fürdie Lebensgemeinschaft des Niedermooresmöglich.Aufgrund des großen Raumanspruches derGroßtrappe sollten im Gebiet und im Umfeldkeine weiteren Windkraftanlagen aufgestelltwerden.Brut- und Rastbestände im SPA Fiener Bruch 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 1-2 50-100 vSingschwan Cygnus cygnus 100-150 R xZwergschwan Cygnus bewickii 10-15 x 3WWeißwangengans Branta leucopsis 2-5 xTundrasaatgans Anser fabalis rossicus 2.000-3.000Blässgans Anser albifrons 3.000-5.000Graugans Anser anser 1-2 40-70Schnatterente Anas strepera 10-30 R 3Krickente Anas crecca 30-80 2Stockente Anas platyrhynchos 20-30 150-300Spießente Anas acuta 1-5 1 3Knäkente Anas querquedula 5-10 1 3Löffelente Anas clypeata 10-15 2 3Tafelente Aythya ferina 5-10 v 2Reiherente Aythya fuligula 1 10-20 3Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis 1 3Graureiher Ardea cinerea 4-10Schwarzstorch Ciconia nigra 20-30 1 x 2Weißstorch Ciconia ciconia 6-7 30-50 3 x 2Fischadler Pandion haliaetus 1 3 x 3Wespenbussard Pernis apivorus 1-2 2 xKornweihe Circus cyaneus 5-10 1 x 3Wiesenweihe Circus pygargus 1 1 xRohrweihe Circus aeruginosus 4-5 3 xRotmilan Milvus milvus 4-5 20-40 3 x 2Schwarzmilan Milvus migrans 2-3 10-15 3 x 3Seeadler Haliaeetus albicilla 1-5 2 x 1Baumfalke Falco subbuteo 2-3 1Wanderfalke Falco peregrinus 1-2 1 xFortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECKranich Grus grus 1 500-1.000 3 x 2Großtrappe Otis tarda 7-14 1 x 1Wasserralle Rallus aquaticus 1-2 3Wachtelkönig Crex crex 0-4 1 x 1Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana 0-3 2 xTeichhuhn Gallinula chloropus 2-4 vBlässhuhn Fulica atra 10-20Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria 3.000-7.000 xKiebitz Vanellus vanellus 4-8 6.000-10.000 2 2Flussregenpfeifer Charadrius dubius 0-1 2-5 3Großer Brachvogel Numenius arquata 0-1 5-15 1 2Bekassine Gallinago gallinago 1-4 10-40 2 3Grünschenkel Tringa nebularia 1-3Bruchwasserläufer Tringa glareola 20-100 x 3Kampfläufer Philomachus pugnax 5-50 1 x 2Lachmöwe Larus ridibundus 50-200Steinkauz Athene noctua 1 1 3Sumpfohreule Asio flammeus 1-3 1 x 3Eisvogel Alcedo atthis 1 2 x 3Wiedehopf Upupa epops 0-1 1 3Schwarzspecht Dryocopus martius 2-3 xNeuntöter Lanius collurio 40-60 x 3Raubwürger Lanius excubitor 4-5 1 3Heidelerche Lullula arborea 4-6 3 x 2Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 10-20 xBlaukehlchen Luscinia svecica 0-1 2 xOrtolan Emberiza hortulana 20-30 3 x 2Wasservögel >20.000


NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 137–139 137LOTHAR KALBE, LOTHAR HENSCHELDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Nuthe-Nieplitz-NiederungSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Nuthe-Nieplitz-Niederung, Wiedervernässung, Erlenbruch,Gänseschlafplatz, Kranichschlafplatz, Limikolen, Wiesenbrüter<strong>Land</strong>es-Nr. 7023EU-Nr. DE 3744-421Gesamtgröße: ca. 6.144 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Nuthe-Nieplitz-Niederung;Rangsdorfer SeeLSGFestgesetzt: Nuthetal-Beelitzer Sander2 Beschreibung des GebietesDas Gebiet ordnet sich geomorphologisch indie naturräumliche Einheit der MittelbrandenburgischenPlatten und Niederungen ein. Eswurde hauptsächlich durch die eiszeitlichenund nacheiszeitlichen Entwicklungen mit EndundGrundmoränenbildungen geprägt. Esumfasst die Talsohle der östlichen Nuthe-Notte-Niederungund die Niederungen von Pfefferfließ,Nieplitz und Nuthe. Kennzeichnendsind die hocheutrophen Flachseen im Bereichder Nieplitz und Nuthe mit dem Blanken-,Grössin- und Gröbener See und im Bereichder Notteniederung mit dem RangsdorferSee. Hinzu kommen am Pfefferfließ die neudurch Wiedervernässung ab 1990 entstandenenFlachgewässer Gänselaake, Entenweiherund Schwanensee bei Stangenhagen. Der RiebenerSee nimmt als undurchflossener Flachseeeinen Sonderstatus ein: Er gehört zum Typdes eutrophen Klarwasserflachsees. Die Gewässerumfassen insgesamt ca. 850 ha; nebenden Fließen handelt es sich durchweg um flache,maximal 2 m tiefe Weiher mit ausgedehntenSchilf- und Rohrbeständen. An dieVerlandungsbereiche schließen sich landwärtsErlenbrüche, Riedgras-, Schlankseggen- undNasswiesen an. Im Gebiet befinden sich Flächenehemaliger Frischwiesen im Prozess einerallmählichen Umwandlung zu nährstoffarmenNasswiesen, so vor allem westlich desBlankensees und in den Ungeheuerwiesen.Die Fließgewässer sind fast gänzlich kanalisiertund begradigt.Die seit dem 18. Jahrhundert erfolgten meliorativenEingriffe in die <strong>Land</strong>schaft schafftenVoraussetzungen für die Nutzung derNiedermoore als Grünland und Intensivackerland.Vor allem seit den 1960er Jahrendegradierte der Großteil der Flächen. DurchAusfall von Schöpfwerken erfolgte ab 1990die Wiedervernässung. Wegen vorangegangenerMoorsackungen entstanden hier diesehr flachen temporären oder permanentüberfluteten Gewässer, deren ökologischeEntwicklung noch nicht abgeschlossen ist.Auf höher gelegenen Grundmoränenrückenentwickelten sich ab 1990 nach Aufgabe derAckerwirtschaft steppenartige Trockenrasen.Die zum Gebiet gehörenden Wälder sindmeist Kiefernforsten in Monokultur, in denenerst allmählich an einigen Standorten durchWaldumbau Mischwälder entstehen werden.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietAbb. 1Nuthe-Nieplitz-Niederung – Stangenhagener PolderDas SPA ist vor allem wegen des Vorkommenszahlreicher an Feuchtgebiete und Gewässergebundener Brutvögel sowie alsDurchzugs- und Rastgebiet für Wasservögelvon großer Bedeutung. Es gehört in <strong>Brandenburg</strong>zu den wichtigsten Feuchtgebieten mitnationaler Bedeutung gem. Ramsar-Konvention(FNB) und bestätigt mehrfach die IBA-Kriterien. Die stark gegliederte <strong>Land</strong>schaft gewährleisteteine mannigfaltige Vogelwelt. Esbrüten mehrere Gründel- und Tauchentenarten,sporadisch auch die Spießente. In denVerlandungsbereichen nisten Wasserralle,Tüpfelsumpfhuhn-, Bläss- und Teichhuhn; dieRöhrichtzonen werden zahlreich von Rohrsängern(Drossel-, Teich-, Schilf-, Sumpfrohrsänger),Rohrschwirlen, Blaukehlchen undBartmeisen besiedelt. In den Feuchtwiesenhaben Kiebitz, Bekassine und Rotschenkel ihrBrutrevier, auch das des Waldwasserläufers inErlenbrüchen ist belegt.Von großer Bedeutung sind die Brutvorkommenverschiedener Greifvogelarten mit Seeadler,Fischadler, Rotmilan, Schwarzmilanund Rohrweihe.Seit etwa 1992 brütet der Seeadler im Gebiet,zunächst siedelte sich ein Brutpaar an, das inden meisten Jahren 1 bis 2 Jungvögel aufzog.Seit vermutlich 2003 brütet ein zweites Paarim SPA. Erste Bruten des Fischadlers wurdenbereits in den 70er Jahren registriert. Seitherentwickelte sich der Bestand auf gegenwärtigmindestens 5 Brutpaare. Bis auf ein Paar brütenalle auf Kunsthorsten.In den 60er Jahren brütete in den KörzinerWiesen regelmäßig nur ein Kranichpaar. Inzwischengibt es mindestens 23 Brutpaare inder Nuthe-Nieplitz-Niederung. Hinzu kommen5 BP im Teilgebiet Rangsdorfer See.1998 wurde das Rallenvorkommen in derNuthe-Nieplitz-Niederung genauer erfasst.Neben mindestens 34 Revieren der Wasser-LUA-Archiv, F. PlückenSPA 7023 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Nuthe-Nieplitz-Niederung


138 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7023 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Nuthe-Nieplitz-NiederungAbb. 2Spätsommer registriert, verbleiben sie ganzjährigim Gebiet und überwintern in kleinererZahl bis zu 11.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– eines repräsentativen Ausschnittes derweiträumigen, relativ unverbauten Niederungslandschaftder Nuthe-Notte-Niederungmit einer Reihe von Flachseen– strukturreicher, unverbauter, störungsarmerGewässer und deren Ufer mit ungemähtenSeggenrieden, VerlandungsundRöhrichtzonen sowie mit Submersvegetation– eines für Niedermoore, Feuchtwiesen undBruchwald typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesmit periodisch überflutetenFlächen (Grünland) und ganzjährig hohemWasserstand– eines Mosaiks an Lebensräumen von intaktenMooren, Sümpfen, Bruch- undSumpfwiesen sowie Binnendünen undTrockenrasen– einer strukturreichen Agrarlandschaft miteinem hohen Anteil an Grenzlinien undBegleithabitaten (z. B. Hecken, Baumreihen,Solitärbäumen, Lesesteinhaufen, Brachen,Randstreifen u. a. m.)ralle gelang auch der Nachweis von mindestens11 Revieren des Tüpfelsumpfhuhns; amRangsdorfer See beläuft sich der Bestand desTüpfelsumpfhuhns auf mind. 4 Reviere. DasKleine Sumpfhuhn wurde im Gebiet mehrfachnachgewiesen.2003 wurde der Rohrsängerbestand des TeilgebietesNuthe-Nieplitz-Niederung genauererfasst: Drosselrohrsänger 37, Teichrohrsänger>350, Schilfrohrsänger 116, Sumpfrohrsänger83, Feldschwirl 17, Rohrschwirl 63.Die Heidelerche ist in den armen Kiefernheidenmit angrenzenden Feldfluren nicht selten.Für das Teilgebiet Nuthe-Nieplitz-Niederungwurden in den Jahren 2000 bis 2004mindestens 22 bis 24 Reviere registriert, derMaximalbestand dürfte bei 34 bis 38 Revierenliegen.Während der Zugzeiten und im Winterhalbjahrkommt es zu Ansammlungen verschiedenerWasservögel in einer Größenordnung von185.000 Vögeln, darunter bis zu 140.000nordische Gänse auf den Schlafplätzen desGebietes, bis zu 1.800 Sturm- und Silbermöwenund mehrere Tausend Gründelenten.Zwischen den großen Gänseschlafplätzen anRangsdorfer, Blanken-, Grössinsee und Gänselaakebestehen enge Bindungen. DieÄsungsplätze befinden sich im Umkreis vonca. 30 km. Hauptsächlich rasten Bläss- undSaatgänse im Gebiet, selten sind Weißwangen-,Kurzschnabel-, Zwerggans und Rothalsgans.Zwei Schlafplätze für rastende Kranicheim Herbst umfassen bis zu 2.600 Vögel.Seit 1998 stieg der Winterbestand des Singschwansauf über 200. Bekannt ist die Artenvielfaltdurchziehender Limikolen in denWiedervernässungsgebieten mit Nachweisenseltener Arten wie Pfuhl- und Zwergschnepfe,Teichwasser-, Graubruststrand- und Sumpfläufersowie Odinshühnchen.Seit 1995 stieg der Bestand des Silberreihersauf mehr als 25 Vögel an. Zunächst nur ab5 Vorschläge zu MaßnahmenFür das Teilgebiet Nuthe-Nieplitz-Niederungwurde ein 10-jähriges Naturschutzgroßprojektrealisiert, in dessem Zuge der <strong>Land</strong>schaftsfördervereinca. 3.000 ha <strong>Land</strong> fürden gezielten Naturschutz erwarb. Die im<strong>Land</strong>schafts-Entwicklungsplan vorgesehenenMaßnahmen wurden weitgehend realisiert.Es ergeben sich jedoch folgende notwendigeAbb. 3Ansammlungen von Wat- und Wasservögeln sind typisch für die Vernässungsflächen im Nuthe-Nieplitz-GebietFoto: P. Koch


LOTHAR KALBE, LOTHAR HENSCHEL: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) NUTHE-NIEPLITZ-NIEDERUNG 139Ergänzungsmaßnahmen:– Sanierung des Blankensees zu einemKlarwassersee durch Reduzierung derNährstoffeinträge und ein Konzept derfischereilichen Bewirtschaftung– Unterbindung von Grabenberäumungenund Schilfschnitt durch den Wasser- undBodenverband an Kleingewässern undBinnengräben in den NSG– Weiterführung begonnener Renaturierungenam Pfefferfließ– Teilvernässung der Ungeheuerwiesen– Erarbeitung eines touristischen Konzeptes,speziell für das Wegenetz und zurLenkung der Besucher auf mehrere neueBeobachtungsstände.Im Teilgebiet Rangsdorfer See sind vor allemMaßnahmen zur Verringerung vielfältiger Störungendurch ungelenkten Tourismus, Bootsverkehrund Jagd erforderlich. Mahdtermineder Wiesen und Stilllegungsflächen müssenbesser auf das Brutgeschehen abgestimmtwerden. Eine Erweiterung des SPA um Prierow-und Horstfelder Hechtsee ist erforderlich.Abb. 4PoschfennBrut- und Rastbestände im SPA Nuthe-Nieplitz-Niederung 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 15 200-300 vSingschwan Cygnus cygnus 150-200 R xZwergschwan Cygnus bewickii 2-7 x 3WRothalsgans Branta ruficollis 1-2 x 1WWeißwangengans Branta leucopsis 20-45 xTundrasaatgans Anser fabalis rossicus 30.000-50.000Waldsaatgans Anser fabalis fabalis 10-45Kurzschnabelgans Anser brachyrhynchus 1-4Zwerggans Anser erythropus 1-4 x 1Blässgans Anser albifrons 60.000-10.0000Graugans Anser anser >50 800-1.400Schnatterente Anas strepera 20-30


140 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 140–142TORSTEN RYSLAVYSPA 7024 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Altengrabower HeideDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Altengrabower HeideSchlagwörter:1 Allgemeine Angaben<strong>Land</strong>es-Nr. 7024EU-Nr. DE 3839-421Gesamtgröße: ca. 2.573 haEinbezogene Schutzgebiete:NSG -LSGSPA Altengrabower Heide, Truppenübungsplatz, Arten der Sandheidenund -offenlandschaften2 Beschreibung des GebietesDie Altengrabower Heide ist ein landesübergreifenderTruppenübungsplatz (<strong>Brandenburg</strong>und Sachsen-Anhalt), wobei die Flächein <strong>Brandenburg</strong> nur 41 % einnimmt.Naturräumlich gehört sie zur westlichen Fläming-Hochfläche.Aus geologischer Sicht einewellige Grundmoräne (90-120 m NN), weistsie einzelne Grundmoränenkuppen (z. B. Oswaldbergbis 127 m NN) und periglazialeTrockentäler auf. Der Boden ist überwiegendsandig (im Quellbereich des Gloinebachesauch anlehmig) sowie überwiegend nährstoffarmund grundwasserfern. An der <strong>Land</strong>esgrenzebefindet sich am NW-Rand desSPA ein Feuchtgebiet (Gloine-Quellgebiet).Zuvor land- und forstwirtschaftlich genutzt,unterlag das Gebiet von 1895 bis 1994 – alsorund 100 Jahre – einer militärischen Nutzung,in dessen Folge eine große zusammenhängendeHeidelandschaft entstand, vor allemnach der Übernahme durch die Rote Armee1945, als die Übungsplatzfläche um fastdas Doppelte erweitert und als Artillerie- undSchießplatz genutzt wurde.Die potienzielle natürliche Vegetation des Gebietesstellen hier Buchen-, Traubeneichenbzw.Kiefernmischwälder dar. Mitte der1990er Jahre, also nach hundertjähriger militärischerNutzung, gliederte sich das brandenburgischeSPA dagegen in etwa 65 % Sandheiden(Calluna- und Besenginster-Zwergstrauchheiden)mit Rest- und Pioniergehölzen,15 % Sandoffenlandschaft mit Pionierflurenund Trockenrasen und 20 % Kiefernwald mitEichenhorsten. Auffallend war vor rund 10Jahren ein kleinflächiges Mosaik verschiedenerHeidestrukturen zusammen mit Calluna-bestandenenBirken- und Kiefern-Vorwäldernsowie Brandflächen. Ebenso existieren aberauch weite reine Besenginsterflächen odergrößere Birken-Calluna-Flächen. In der Sandoffenlandschaftdominieren Silbergrasfluren,kleinflächig sind Grasnelken-Schafschwingelrasenoder Borstgrasrasen anzutreffen.Das Klima (ostdeutsches Binnenklima) begünstigteine Vielzahl wärmeliebender seltenerFloren- und Faunenelemente. Genanntseien beispielhaft aus der Flora PurpurroteKönigskerze mit größtem brandenburgischenVorkommen, Hirschsprung, Karthäusernelke,Heidenelke oder Sandstrohblume,aus der Wirbellosenfauna Röhrenspinne (Eresuscinnaberinus) und Warzenbeißer (Decticusverrucivorus) mit jeweils größter brandenburgischerPopulation, Mondrüssler(Gronops lutanus) oder die Laufkäferart Calosomaauropunctatum, aus der HerpetofaunaGlattnatter, Zauneidechse, Wechselkröteoder Kreuzkröte (ALEX & FLESCHNER 1994,LANG 1992).3 Bedeutung alsVogelschutzgebietNoch für Anfang des 20. Jahrhunderts werdenin der Literatur Großtrappe, Birkhuhn,Triel, Wanderfalke und Uhu als Brutvögel desGebietes genannt (BORCHERT 1927, DETMERS1912). Bis zum Jahr 1980 wurde noch dieBlauracke festgestellt. Der Triel konnte bei einerspeziellen Kontrolle mehrerer brandenburgischerTÜP auf Vorkommen dieser alsAbb. 1 Altengrabower HeideBrutvogel ausgestorbenen Art nur hier nachgewiesenwerden (NIPKOW 1994). In den1990er Jahren waren es insgesamt 93 Vogelarten,davon 85 zur Brutzeit. Davon stehen33 Arten auf der Roten Liste des <strong>Land</strong>es<strong>Brandenburg</strong>, wobei einige Arten nur nochauf Truppenübungsplätzen ihre letzten Reproduktionszentrenhaben.Das Birkhuhn hat(te) hier mit hoher Wahrscheinlichkeitein autochthones Vorkommen(wie auch in der ca. 50 km entfernten Colbitz-LetzlingerHeide in Sachsen-Anhalt).Nach ersten Hinweisen 1991 durch russischeSoldaten, konnten Mitte der 1990er Jahrebis zu 4 balzende Hähne im Bereich Oswaldberg/Jerusalemberg(halboffene Zwergstrauchheiden)gleichzeitig festgestellt werden.Nachweise aus dem Winterhalbjahr betreffengeschlossene Birken-Calluna-Vorwälder.Seit Übernahme des Platzes durchdie Bundeswehr und dem starken Manöverbetriebist es einerseits nicht mehr möglich,intensiv genug nach dem Vorkommen zu suchen,andererseits ist aufgrund der enormenStörungen kaum noch mit einem intaktenNLUA-Archiv, CIR


TORSTEN RYSLAVY: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) ALTENGRABOWER HEIDE 141Abb. 2Balzplatz und der Art überhaupt im SPA zurechnen.Ebenso wie das Birkhuhn, konnte die Sumpfohreule,für die in der älteren Fachliteraturtrockene Heidegebiete ebenso wie Feuchtwiesenals Bruthabitat genannt werden, inder ersten Hälfte der 1990er Jahre in bis zuzwei Paaren in trockener Birken-Besenginsterheidefestgestellt werden, wobei jährlichjedoch nur Teilbereiche des Gebietes aufgesuchtwerden konnten. Auf anhaltinischerSeite des TÜP gelang im Jahr 2002 ein Brutnachweismit 3 flüggen Jungvögeln, somitkann die Art auch im brandenburgischenSPA weiterhin erwartet werden.Den großen Wert des Gebietes machenweiterhin die starken Vorkommen der Leitartender Sandheiden und Sandoffenflächenaus, insbesondere Ziegenmelker, Wiedehopf,Raubwürger, Neuntöter, Sperbergrasmücke,Heidelerche und Brachpieper.Der Ziegenmelker weist im SPA einen hohenBestand von 70 bis 90 Rev. (Erfassung 1997)auf und besiedelt zwischen Sandoffenlandschaftund geschlossenem Kiefernwald alledazwischen liegenden Sukzessionsstufen,wobei die höchsten Dichten in den Birken-Calluna-Vorwäldern erreicht werden. DieHeidelerche, Charakterart der Sandheiden,kommt mit mindestens 100 bis 150 Rev. vor,v. a. in Zwergstrauchheiden und lockeren Birken-Vorwäldern.Eine hohe Bedeutung hatdas SPA auch für den Wiedehopf, kommenhier doch 5 bis 7 BP/Rev. auf relativ kleinerFläche vor. Relativ zahlreich sind in denZwergstrauchheiden und Vorwäldern auchSperbergrasmücke und Neuntöter vertreten,ebenso der Raubwürger mit 4 bis 5 BP, derals Brutplatz Altholzgruppen bzw. die Kie-Abb. 3 Sperbergrasmückefernwaldkante nutzt. Der Brachpieper besiedeltmit einem guten Bestand von 12 bis15Rev. die Sandtrockenrasen des SPA. WeitereArten mit relativ hohen Siedlungsdichten sindz.B. der Wendehals (15-30 Rev.) in den geschlossenenZwergstrauchheiden mit eingestreutenAlthölzern und Vorwäldern oder dasSchwarzkehlchen (5-15 BP/Rev.) in halboffenenZwergstrauchheiden.Auffallend ist die relativ geringe Präsenz anGreifvogelarten, bemerkenswert das inzwischenlangjährige Vorkommen des Uhu mitmindestens einem Revier. Dass heute 50 bis90% des <strong>Land</strong>esbestandes mancher Vogelartennur noch auf TÜP wie der AltengrabowerHeide vorkommen (z. B. Ziegenmelker, Wiedehopf,Birkhuhn) ist auf das relativ kleinflächigeMosaik aus Birken-, Kiefernwäldernund -vorwäldern, Brandflächen, Ginsterheiden,halboffenen Zwergstrauch-Calluna-Heidensowie offene Borstgras- und Silbergrasflurenzurückzuführen. Überregional ist dieAltengrabower Heide einzigartig für Westbrandenburg.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und/oder Wiederherstellung– einer großräumig unzerschnittenen, inweiten Teilen nährstoffarmen <strong>Land</strong>schaftsowie einer großen Biotopvielfalt– eines Mosaiks von vegetationsfreien und-armen Sandoffenflächen, -trocken- undMagerrasen über Zwergstrauchheidenbis zu lichten, strukturreichen (Birken-)Vorwäldern früher Sukzessionsstadien– halboffener, beerstrauchreicher Kiefernwälderund -heiden mit Laubholzanteilenund reich gegliederten Waldrändern– reich strukturierter, störungsarmer, naturnaherLaub- und -mischwälder mithohem Alt- und Totholzanteil, alten Ein-Foto: S. Köhler (Archiv)SPA 7024 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Altengrabower Heide


142 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7024 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Altengrabower Heidezelbäumen, Überhältern sowie Habitat-Holzstrukturen (Höhlen, Risse, Teilkronenbrücheu. a.)– der durch Nutzung entstandenen besonderenKleinstrukturen (Schutzhaufen,Betonstrukturen u. Ä.)5 Vorschläge zu MaßnahmenBrut- und Rastbestände im SPA Altengraboer Heide 1993-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECBirkhuhn Tetrao tetrix 0-4 1 x 3Wespenbussard Pernis apivorus 1 2 xKornweihe Circus cyaneus 1-2 1 x 3Rotmilan Milvus milvus 2 3 x 2Schwarzmilan Milvus migrans >1 3 x 3Seeadler Haliaeetus albicilla 1-2 2 x 1Baumfalke Falco subbuteo >1 1Kranich Grus grus 0-1 3 x 2Waldschnepfe Scolopax rusticola 2-3 3 3Uhu Bubo bubo 1 1 x 3Erst durch die militärische Nutzung wurdenin diesem Gebiet die vielfältige Lebensraumausstattungerzielt, wie wir sie nach 1994 –nach dem Abzug der WGT-Truppen – vorfindenkonnten. Eine Übernahme des Platzesdurch die Bundeswehr ab 1998 bewirkteund bewirkt eine weitere Offenhaltung großerFlächen. Seit 1997 wird hier das kontrollierteFlämmen auf größeren Flächen angewendet.Auch Entbuschungen fanden in großemStil durch die Bundesforst bzw. Bundeswehrstatt. Die nach dem Abzug der WGT-Truppen einsetzende und vorangeschritteneSukzession wurde somit auf großer Flächezurückgedrängt. Zuvor begonnene Aufforstungenvon Sandheidenflächen (Umwandlungin Kiefernforsten) sind aus Sicht des„günstigen Erhaltungszustandes“ nach EG-VSRL strikt abzulehnen und stellen eine Gefährdungdieses einzigartigen Lebensraummosaiksdar. Seit Übernahme des Platzesdurch die Bundeswehr gibt es sehr starkenManöverbetrieb, der durchaus mit Störungenverbunden ist, insbesondere zur Balz- undBrutzeit. Für das Birkhuhn gibt es seit 1994keinen Nachweis mehr.Bei der Umsetzung der SPA-Konzeption wärediese – relativ kleine – Fläche als NSG geeignet,wenn das Pflegemanagement geklärtist. Es sollte primär das Flämmen beinhalten,Entbuschung, Mahd oder Beweidung abernur als flankierende Maßnahmen vorsehen.Fortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECZiegenmelker Caprimulgus europaeus 70-90 2 x 2Wiedehopf Upupa epops 5-7 1 3Schwarzspecht Dryocopus martius 4-6 xMittelspecht Dendrocopos medius 2-4 3 xNeuntöter Lanius collurio 50-60 x 3Raubwürger Lanius excubitor 4-5 1 3Heidelerche Lullula arborea 100-150 3 x 2Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 40-60 xBrachpieper Anthus campestris 12-15 1 x 3TAGUNGEN„Spotted Eagle Studies“ – InternationaleAdlertagung in PolenVom 16. bis zum 18. September 2005 fandin Osowiec (Polen) eine Internationale Adlertagungstatt, die den sogenannten „SpottedEagles“ gewidmet war. Dazu zählen SchreiundSchelladler sowie der Indische Schreiadler,der inzwischen als eigene Art angesehenwird. Veranstalter waren die Weltarbeitsgruppefür Greifvögel und Eulen, das polnischeKomitee zum Schutz der Adler und die Verwaltungdes Biebrza-Nationalparkes. Letzteresorgte nicht nur für eine angenehme Arbeitsatmosphäre,sondern auch seit Jahrenfür die Erhaltung einer <strong>Land</strong>schaft, die wiegeschaffen ist für eine derartige Tagung.Immerhin zwei der drei genannten Artenkommen hier als Brutvögel vor, daneben vierweitere Adlerarten. Das Spektrum der Themenreichte von Statusreporten aus verschiedenenRegionen über eine Vielzahl biologischerFragestellungen bis hin zu aktuellenGefährdungen und konkreten Schutzmaßnahmen.Diese stehen durch den wissenschaftlichenErkenntnisgewinn der letztenJahre inzwischen auf wesentlich solidererfachlicher Basis. Für den Schutz des Schelladlersist das offenbar zunehmende Phänomender Hybridisierung mit dem Schreiadlerrelevant. Dies findet vor allem dort statt, wodie Arten gemeinsam vorkommen, aber derSchelladler sehr selten ist. Überraschend gabes auch in Deutschland in den letzten Jahrenerste Mischbruten, obwohl dies für den Schelladlerweitab der Arealgrenze ist. In Estlanderfolgt die Hälfte aller Schelladlerbruten alsMischbruten. Vorträge über Bestimmungsproblemewaren vor allem vor diesem Hintergrundinteressant. Aus dem deutschen Blickwinkelsind insbesondere alle Beiträge überden Schreiadler bedeutsam. Für den Erhaltseiner Restbestände an der westlichen Arealgrenzehaben die Länder Mecklenburg-Vorpommern,<strong>Brandenburg</strong> und Sachsen-Anhaltdie alleinige Verantwortung. Neueste Ergebnisseder GPS-Telemetrie zeigen, dass derAktionsraum der Brutvögel deutlich größerist als bisher mit Hilfe der konventionellenTelemetrie zu ermitteln war. Dies wird durchgenetische Untersuchungen an Mauserfedernbestätigt, die unter den Horsten gefundenwurden. Dadurch ließen sich gegenseitigeBesuche der Brutvögel über große Distanzenbelegen. Für den Brutplatzschutz interessantist der aus Mecklenburg-Vorpommernvorgestellte Ansatz erweiterter Horstschutzzonen,die sich aus naturräumlichen Grenzenund der Lage der Wechselhorste ableitenlassen. Eine Veröffentlichung der Tagungsergebnisseerfolgt zunächst in polnischerSprache und später ausführlicher als Tagungsbandder Weltarbeitsgruppe für Greifvögelund Eulen. Insgesamt 29 Kurzfassungensind bereits jetzt verfügbar und über dieStaatliche Vogelschutzwarte <strong>Brandenburg</strong>erhältlich (Tel. 0033878-909911, E-Mail: torsten.langgemach@lua.brandenburg.de).Dr. T. Langgemach„Entstaubt – erfolgreich – nachhaltig“Am 23.9.05 fand in Wetzlar (Hessen) die Tagung„Moderner Vogelschutz in Deutschlandund Europa“ mit dem Untertitel „Entstaubt– erfolgreich – nachhaltig“ statt.Mehr als 140 Gäste – vom NABU-Aktivistenbis zum Umweltminister – folgten der Einladungin die hessische Umweltakademie. DieThemen reichten von Monitoring bis Lebensraumschutz,von konkretem Artenschutzbis zur Naturschutzpolitik und spannteneinen Bogen von regionalen bis zu internationalenAnsätzen. Der von <strong>Brandenburg</strong>erbetene (und dargebotene) Beitrag „Im Ostenblüht die Hoffnung“ zeigte das anhaltendeInteresse am „<strong>Brandenburg</strong>er Weg“,bei dem sich der Naturschutz als Ressourcenschutzund als wesentlicher Entwicklungsfaktorim ländlichen Raum verstehtund damit Menschen und Vögeln gleichermaßennutzt. Ob dies weiterhin möglich seinwird, hängt von den künftigen Rahmenbedingungender Politik ab.Dr. T. Langgemach


NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 143–145 143GÜNTER KEHLDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Hoher FlämingSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Hoher Fläming, Arten der Feldfluren, Uhu, Grauspecht<strong>Land</strong>es-Nr. 7025EU-Nr. DE 3840-421Gesamtgröße: ca. 6.108 haEinbezogene Schutzgebiete:NSG -LSGFestgesetzt: Hoher Fläming-Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesen2 Beschreibung des GebietesDas Gebiet besteht aus zwei ca. 7 km voneinandergetrennten Teilen. Teil 1 befindet sichin der <strong>Land</strong>schaftseinheit des Belziger Vorflämingsund beginnt ca. 2 km südlich der KreisstadtBelzig. Zentral im Gebiet liegt der ländlichgeprägte Ort Krahnepuhl. Kennzeichnendist ein deutliches, manchmal auf engemRaum wechselndes Relief mit Höhen zwischen146 und 75 m über NN. Große Ackerflächen,die durch Versuchsfelder der BiologischenBundesanstalt aufgelockert werden,dominieren besonders im Osten des Gebietes.Die stark durch die Äcker zergliederten,teils insel- oder streifenförmigen Kiefernforstesind in den besonders reliefreichen Teilendes Gebietes vorhanden, weil hier Ackerbaunicht effektiv möglich war. Innerhalb derForste befinden sich mehrere langgestreckteErosionsrinnen, die im Fläming auch als Rummelnbezeichnet werden, mit Höhenunterschiedenvon 5 bis 15 m auf engem Raum.Die monostrukturierten Kiefernforste habennur an den Rändern Laubholzbestände ausBirke, Robinie und Pappeln. Besonders imzentralen Teil des Gebietes sind Kleinstrukturenwie Feldraine, Hecken und Einzelbäumeinnerhalb der Ackerschläge anzutreffen. Gewässerund Grünland fehlen weitgehend.Teil 2 liegt in der <strong>Land</strong>schaftseinheit HoherFläming zwischen Wiesenburg und Görzkewestlich des 200 m hohen Hagelberges. Hierfällt der Fläming bereits leicht nach Nordwestenab, so dass die Höhen zwischen 150 mund 120 m über NN schwanken. Besondersim westlichen und zentralen Teil dominierenForste, mit relativ hohem Laubholzanteil, zumeistBuchen. Eingestreute Fichten erzeugeneinen gewissen „Mittelgebirgscharakter“. DieAckerflächen im Osten des Gebietes sindreich durch Hecken (häufig erst Anfang der90er Jahre angelegt) Feldgehölze, wegbegleitendeObstbaumreihen und Lesesteinhaufengegliedert. Hier liegen am Rand die ländlichgeprägten Orte Benken, Schmerwitz undSchlamau. Besonders den Nordrand, aberauch das Gebiet bei Schlamau kennzeichnetein starkes Relief mit Hecken und Feldgehölzen,wodurch sich auch hohe Grenzlinienanteileergeben.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietTeil 1 hat durch seine hohen Ackerflächenanteilebesonders für Arten der Feldfluren undDurchzügler Bedeutung. Hervorgehoben werdenmuss, dass die größeren Ackerflächen imOsten zu den Wintereinstandsgebieten derGroßtrappen aus den Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesengehören. Während der Zugzeiten kannman hier regelmäßig Kiebitzschwärme undGoldregenpfeifer antreffen. Der Uhu ist seit1998 als Brutvogel im Gebiet bekannt (ALEX &KEHL 1999). Erfolgreiche Bruten wurden nur1998 und 2005 festgestellt, obwohl das Revierjährlich besetzt war. Die Heidelerche, eineLeitart der sandigen Waldränder, wird häufigbeobachtet. Ebenfalls nicht selten ist derNeuntöter an Hecken und Feldgehölzen,während die Sperbergrasmücke unregelmäßigfestgestellt wird. Der Raubwürger kommtnicht nur als steter Wintergast, sondern auchals Brutvogel vor. Der Rotmilan tritt nahrungssuchendhäufig auch in den Ortschaften auf.An den Feldgehölzrändern kann der Ortolanbeobachtet werden.Teil 2 hat durch den hohen Anteil auch alterBuchenbestände eine besondere BedeutungAbb. 1 Hoher Fläming bei Schlamaufür die Avifauna. Häufig wird der Schwarzspecht,aber auch regelmäßig der Grauspechtregistriert. Eine Dohlenkolonie in Baumhöhlenist trotz Nistkastenunterstützung seit 2004 erloschen.Im Gebiet befindet sich ein mindestensseit 1992, wahrscheinlich aber schon längerbesetztes Uhurevier. Innerhalb dieses Zeitraumeswurden nur 6 Bruten registriert, beidenen auch nur 2 bis 3 Juv. selbständig wurden.Für zwei Jahre (1995, 1996) gab es nochden Verdacht eines weiteren Uhureviers, ohnedass eine Brut festgestellt werden konnte.Indirekte Nachweise durch die Kleinvogelreaktionauf Rufe lassen auf das Vorkommendes Sperlingskauzes schließen (P. Schubert,mündl. Mitt.).Auch hier treten in der reich gegliedertenFeldflur regelmäßig Ortolan, Neuntöter undein bis zwei Raubwürger-Paare auf.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– der typischen <strong>Land</strong>schaft des Fläming mitausgedehnten Wäldern, Acker- und Grünland,Trockentälern (Rummeln), Söllen,NLUA-Archiv, CIRSPA 7025 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Hoher Fläming


144 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7025 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Hoher FlämingAbb. 2Bächen, Findlingen und bewaldeten Kuppenals landschaftsbestimmende Elemente– der Alleen als landschaftliches Gliederungselement– strukturreicher, unverbauter, störungsarmerQuellen, Quellbäche und Teiche innatürlicher oder naturnaher Wasserstandsdynamik– naturnahe Heidegesellschaften, Quellmooreund Feuchtwiesen– störungsarmer und -freier, reich strukturierter,naturnaher Laub- und -mischwäldermit hohem Altholz-Anteil, alten Einzelbäumen,Überhältern sowie langenäußeren Grenzlinien und Freiflächen imWald– eines reichen Angebotes an Habitat-Holzstrukturen (Höhlen, Risse, Teilkronenbrüche,Wurzelteller, rauer Stammoberflächeu. a.), vor allem in EichenundBuchenmischwäldern sowie Mischbeständen5 Vorschläge zu MaßnahmenGrundsätzlich sind Maßnahmen zu ergreifen,die besonders auf den Ackerflächen, aberauch in den Waldgebieten eine höhere Vielfaltan Kleinstrukturen ergeben. Die schlechtenNachwuchsraten sowie Untersuchungenzur Beutezusammensetzung der Uhupaarezeigen, dass ein optimales Beutespektrumnicht vorhanden ist (LANGGEMACH 2004).Im ackerbaulich geprägten Gebiet, Teil 1,kommt es darauf an, die einförmige Mono-Abb. 3 Der Uhu ist inzwischen regelmäßiger Brutvogel im SPAFoto: B. Dittrich, Europarc


GÜNTER KEHL: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET HOHER FLÄMING 145tonie der Flächen (Raps, Wintergetreide,Mais) durch Fruchtfolgen mit Hackfrüchtenund mehrjährigem Feldfutter aufzulockern.Weg- und Waldränder sowie Feldraine solltenverbreitert und geschützt werden. Sinnvollwäre auch die Anlage von streifenförmigentemporären Stilllegungsflächen (3-4Jahre) mitten durch die Großschläge.In den Kiefernforsten ist der Laubholz-Voranbaustärker zu fördern, auch die gezielteErhaltung von Altholzinseln (bis zur Zerfallsphase)anzustreben. Das bietet sich besondersin oder an den Erosionsrinnen an.Auf flächigen Douglasien- und Lärchenanbausollte verzichtet werden. Die Auflichtungund Freistellung der Waldränder durchdie <strong>Land</strong>wirte muss unterbleiben. Erstaufforstungensind nur kleinflächig unter Beibehaltungoder Erhöhung der Grenzlinien-Anteilsdurchzuführen.Der Maßnahme-Schwerpunkt beim Wald imTeil 2 liegt in der Erhaltung und Mehrung desAltholz-, Totholz- und Buchenanteiles. Diestärkere Erschließung des Waldes durch befestigteWege, Rückegassen sowie Wege zujagdlichen Einrichtungen sollte verhindertwerden. Auch hier sind die Waldränder mehrstufigzu entwickeln. Auf Erstaufforstungenkann in diesem Gebiet auf Grund des bereitshohen Waldanteils verzichtet werden.Obwohl die Ackerflächen kleinteiliger strukturiertsind, könnten auch hier Stilllegungsstreifendie größeren Schläge unterteilen,anstatt die Stilllegungsflächen an wenigen,ertragsschwachen Standorten zu konzentrieren.SPA 7025 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Hoher FlämingAbb. 4Reich strukturierter Buchenwald bietet günstige Habitatbedingungen für den Uhu.Foto: B. KehlBrut- und Rastbestände im SPA Hoher Fläming 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECWespenbussard Pernis apivorus 1 2 xRohrweihe Circus aeruginosus 0-1 3 xRotmilan Milvus milvus 3-4 3 x 2Schwarzmilan Milvus migrans ? 3 x 3Baumfalke Falco subbuteo 0-1 1Großtrappe Otis tarda 5-10 1 x 1Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria 50-150 xKiebitz Vanellus vanellus 100-500 2 2Waldschnepfe Scolopax rusticola 1-3 3 3Raufußkauz Aegolius funereus 1-2 R xFortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECSperlingskauz Glaucidium passerinum >1 xUhu Bubo bubo 2-3 1 x 3Grauspecht Picus canus 1-2 R x 3Schwarzspecht Dryocopus martius 8-12 xMittelspecht Dendrocopos medius 4-5 3 xNeuntöter Lanius collurio 20-30 x 3Raubwürger Lanius excubitor 0-1 1 3Heidelerche Lullula arborea 20-30 3 x 2Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 5-10 xOrtolan Emberiza hortulana 4-8 3 x 2


146 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 146–148SUSANNE OEHLSCHLAEGER, TORSTEN RYSLAVYSPA 7026 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Truppenübungsplätze Jüterbog-Ost und WestDas Europäisches Vogelschutzgebiet (SPA)Truppenübungsplätze Jüterbog-Ost und WestSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Truppenübungsplätze Jüterbog-Ost und West,Offenland- und Halboffenlandarten, Prozessschutz<strong>Land</strong>es-Nr. 7026EU-Nr. DE 3945-421Gesamtgröße: ca. 15.972 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Espenluch und Stülper See;Forst Zinna-Jüterbog-Keilberg; Heidehof -GolmbergLSGFestgesetzt: Baruther Urstromtal und LuckenwalderHeide2 Beschreibung des GebietesDie ehemaligen Truppenübungsplätze (TÜP)Jüterbog-West und Jüterbog-Ost liegen miteiner Flächengröße von insgesamt 21.215 ha,davon allerdings nur 15.972 ha als SPA gemeldet,rund 45 km südwestlich von Berlinzwischen Luckenwalde im Norden, Baruthim Osten, Jüterbog im Süden und Bardenitzim Westen. Naturräumlich befinden sich dieTÜP im Talsandgebiet des Baruther Urstromtales,das sich durch silikatarme, nährstoffarmeSande auszeichnet, sowie im NördlichenFläming-Waldhügelland mit charakteristischenTalsand- und Auenniederungen. BeideTÜP beeindrucken mit ihren ausgedehntenSandheiden und Dünenzügen durch ihreWeite und machen sie zu einem einmaligen<strong>Land</strong>schaftserlebnis. <strong>Land</strong>schaftsprägendeBiotope sind neben den vielfältig strukturiertenSandheiden vegetationsarme Silbergrasfluren,Sandtrockenrasen und mit Heidekrautbestandene Birken- bzw. Kiefernsukzessionen,die ein abwechslungsreiches undvielfältig strukturiertes Mosaik bilden. In denRandbereichen gehen die Offen- und Halboffenflächenin Kiefernforste und Kiefernmischwälderüber. Zu den Besonderheiten desTÜP Jüterbog-West gehört eine der letztenoffenen Flugsanddünen Deutschlands, diesich mit einer Höhe von sieben Metern überfast einen Kilometer in Richtung West-Osterstreckt. Weitere in Deutschland selten gewordeneLebensräume sind Quellmoorzonenmit Erlen-Eschenwäldern, Quellbachsystemeund ein kleines mesotroph-saures Torfmoosmoormit Wollgras. Der TÜP Jüterbog-Ost zeichnet sich durch seine großflächigen,vielseitig strukturierten Besenginsterheidenaus, die zur Brutzeit im Mai die <strong>Land</strong>schaft inein sattgelbes Licht tauchen. Die höchstenErhebungen auf dem TÜP-Jüterbog Westsind im Westen der Keilberg (108 m NN)und im Südwesten Teichberg und Löffelberg(beide 103 m NN). Auf dem TÜP Jüterbog-Ost zählt der Golmberg (178 m NN) zu denauffälligen <strong>Land</strong>schaftselementen.Das Vorhandensein an natürlichen und naturnahenBiotopen resultiert weitgehend ausder jahrzehntelangen militärischen Beanspruchungder Flächen mit unterschiedlichsterNutzungsintensität. Insbesondere die Sandtrockenrasenund Sandheiden konnten in ihrertypischen Ausprägung seit dem 19. Jahrhundertbis zum vollständigen Abzug dersowjetischen Streitkräfte im Jahre 1993 durchmechanische Bodenverwundungen und periodischeBrände erhalten und gefördert werden.Die anschließend eingetretene natürlicheSukzession insbesondere der Sandoffenflächen,Sandtrockenrasen und Zwergstrauchheidenhält bis heute auf der Gesamtflächebeider TÜP an.Beide TÜP liegen im trockensten Bereich desnorddeutschen Tieflandes, der sich durch einkontinentales Klima mit relativ hohen Temperaturenund geringen Niederschlägen auszeichnet.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietInsgesamt konnten im SPA bisher 134 Vogelartennachgewiesen werden, von denen 110(82 %) zu den wahrscheinlichen oder bestätigtenBrutvögeln zählen. Von den nachgewiesenenBrutvogelarten stehen 33 Arten(30 %) in der Roten Liste <strong>Brandenburg</strong>s inAbb. 1Heideflächen auf dem Truppenübungsplatz Jüterbog Ostden Kategorien 1, 2, 3 und R (DÜRR et al.1997) und 20 Arten (18 %) in der Roten ListeDeutschlands (BAUER et al. 2002). Insbesonderedie ausgedehnten Sandtrockenrasenund Sandheiden beherbergen eine Vielzahlan Offenland- und Halboffenlandbewohnern,die aufgrund der Gefährdung und Seltenheitdieser Biotope in den Roten Listenverzeichnet sind. Beide TÜP bilden mit ihrenLeitartenbeständen der Sandtrockenrasenund Sandheiden überregional bedeutendePopulationszentren für diese seltene Vogelarten.Allein die Bestände von Wiedehopf undZiegenmelker bilden 20 bis 25 % der <strong>Land</strong>esbestände<strong>Brandenburg</strong>s aus. Bei Schwarzkehlchen,Brachpieper, Raubwürger und Steinschmätzersind es 10 bis 15 %. Für den Erhaltder Populationen von Brachpieper, Wiedehopf,Ziegenmelker, Heidelerche, Neuntöterund Sperbergrasmücke fällt dem Bundesland<strong>Brandenburg</strong> besondere Verantwortung zu,da diese Arten zu mindestens je einem Dritteldes gesamtdeutschen Bestandes in <strong>Brandenburg</strong>vorkommen.Neben den typischen Offenlandarten sind inbeiden Gebieten auch charakteristische Artender Feuchtgebiete (u. a. Kranich, Rohrweihe)und Wälder (z. B. Schwarzspecht)vertreten. Aufgrund der Unzerschnittenheit,Ausdehnung und der mosaikartigen Biotopzusammensetzungfinden auch Greifvögel,die weitläufige Halboffen- und Offenflächenals Jagdgebiete und die Waldränder als Brutplätzenutzen, ein Auskommen. Dazu zählenFoto: T. Ryslavy


S. OEHLSCHLAEGER, T. RYSLAVY: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) TRUPPENÜBUNGSPLÄTZE JÜTERBOG-OST UND WEST 147Abb. 2Baumfalke, Wespenbussard, Rotmilan undSchwarzmilan.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– einer großräumig unzerschnittenen, inweiten Teilen nährstoffarmen <strong>Land</strong>schaftsowie einer großen Biotopvielfalt– mosaikhafter Biotop- und Vegetationsstrukturvon offenen Sandstandorten mitPioniervegetation, Grasflächen, Sandtrockenrasen,Sand- und Zwergstrauchheidenund Binnendünen– strukturreicher, naturnaher, störungsarmerLaub- und -mischwälder, Kiefern-Altholzbeständen und Restbestockungennatürlicher Wälder– von hohem Alt- und Totholzanteil in denWäldern, von alten Einzelbäumen, Überhälternsowie Habitat-Holzstrukturen(Höhlen, Risse, Teilkronenbrüche u. a.)– intakter Bruchwälder (Erle), Moorwälder(Birke), Moore, Sümpfe und Kleingewässermit naturnahen Wasserständen undWasserstandsdynamik– naturbelassener waldbegleitender Quellbachsystemeund strukturreicher, unverbauterGewässer sowie deren Ufer mitSchwimmblattgesellschaften und ganzjährigüberfluteter ausgedehnter ungemähterVerlandungs- und Röhrichtvegetationsowie Flachwasserbereichen undSPA 7026 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Truppenübungsplätze Jüterbog-Ost und WestAbb. 3 WiedehopfFoto: T. Ryslavy


148 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7026 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Truppenübungsplätze Jüterbog-Ost und WestSubmersvegetation in natürlichen Trophieverhältnissen5 Vorschläge zu MaßnahmenInsbesondere durch die mit der fortschreitendenSukzession einhergehende Vegetations-und Gehölzentwicklung sind Bestandsrückgängeder Offen- und HalboffenlandartenSteinschmätzer, Brachpieper,Wiedehopf, Ziegenmelker, Raubwürger,Heidelerche und Wendehals auf beiden TÜPmittel- bis langfristig zu erwarten und bereitszu verzeichnen. Derzeit können durchdas stete Zuwachsen der SandtrockenrasenBrut- und Rastvogelbestände im SPA TÜP Jüterbog Ost und West 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECFischadler Pandion haliaetus 1 3 x 3Wespenbussard Pernis apivorus >1 2 xKornweihe Circus cyaneus >2 1 x 3Wiesenweihe Circus pygargus 1 1 xRotmilan Milvus milvus 4-6 3 x 2Schwarzmilan Milvus migrans 2-3 3 x 3Baumfalke Falco subbuteo >2 1Wanderfalke Falco peregrinus 1 1 xKranich Grus grus 5-6 3 x 2Flussregenpfeifer Charadrius dubius 4-6 3Waldschnepfe Scolopax rusticola 5-8 3 3Ziegenmelker Caprimulgus europaeus 260-290 2 x 2LITERATURSCHAUDie Vogelwelt im Nationalpark Unteres Odertal– 10 Jahre Nationalpark Unteres Odertal,30 Jahre Ornithologische ArbeitsgemeinschaftUckermark.Otis. Zeitschrift für Ornithologie und Avifaunistikin <strong>Brandenburg</strong> und Berlin. Hrsg. AB-BO. Bd. 13, 2005, Sonderheft, Preis: 10, -EuroMit dem Sonderband begeht die ArbeitsgemeinschaftBerlin-<strong>Brandenburg</strong>ischer Ornithologengleich zwei Jubiläen mit Fachbeiträgenaus dem Unteren Odertal.Die beiden einführenden Beiträge (D. Treichel,M. Mädlow) würdigen die langjährigefachliche Kontinuität der Arbeit der ehrenamtlichwirkenden Ornithologen und sehenim Entstehen des Nationalparkes einen Zusammenhangzu diesen Naturschutz-Aktivitäten.Der enge Informations- und Gedankenaustauschzwischen Ornithologen, Nationalparkverwaltungund Naturwacht wirdhervorgehoben.In den Fachbeiträgen wird eingangs der einzigeNationalpark <strong>Brandenburg</strong>s und dessen<strong>Land</strong>schaftsraum vorgestellt. Den Hauptteildes <strong>Heft</strong>es nehmen wissenschaftliche Ergebnisseder letzten Jahre zu den ornithologischenErhebungen und den damit im Zusammenhangstehenden Problemen des Wasserhaushaltesund der Grünlandnutzung ein.Dem Jubiläum entsprechend, befindet sichim Sonderband auch eine Chronik der OrnithologischenArbeitsgemeinschaft Uckermark,die eindrucksvoll die Fülle der geleistetenArbeit über Jahrzehnte dokumentiert.Bezug des <strong>Heft</strong>es über otisbestellung@abboinfo.de.B. Kehlund -heiden räumliche Revierverlagerungenbei einzelnen Arten (Wiedehopf, Ziegenmelker)sowie bereits das Verwaisen vonBrutrevieren (Brachpieper, Wiedehopf) beobachtetwerden. Für den Schutz der Leitartenist daher ein Pflegemanagement zumErhalt und zur Entwicklung der entsprechendenBiotope auf beiden TÜP unerlässlich,wofür zunächst eine Sondierung derMunitionsbelastung Voraussetzung ist. Füreine mosaikartige Offenhaltung ist aus ökologischerund ökonomischer Sicht eineKombination partiell durchzuführender Pflegemaßnahmenaus Flämmen, Calluna-Mahd, Plaggen und extensiver Beweidungam effektivsten, wobei das Feuermanagementdie mit Abstand kostengünstigste undinzwischen bewährte Methode ist. DiesesBiotopmanagement wäre auf ca. 25 % derFläche anzustreben. Aufgrund der Großflächigkeitder Gebiete können die restlichenFlächen der Sukzession (Prozessschutz)überlassen werden. Gegenwärtig sieht dieSituation jedoch immer noch so aus, dassfast 100 % der für die o. g. Leitarten relevantenFläche dem Prozessschutz überlassenwerden. Lediglich eine ca. 20 ha großeZwergstrauchheiden- und Vorwaldflächewird seit 2005 mit Schafen beweidet.Aufforstungen auf beiden TÜP sind striktabzulehnen, da sie den Erhaltungszielen entgegenstehen.Fortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECWiedehopf Upupa epops 25-30 1 3Schwarzspecht Dryocopus martius 7-10 xMittelspecht Dendrocopos medius >2 3 xNeuntöter Lanius collurio 250-300 x 3Raubwürger Lanius excubitor 12-15 1 3Heidelerche Lullula arborea 600-800 3 x 2Uferschwalbe Riparia riparia >2 3 3Sperbergrasmücke Sylvia nisoria


NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 149–151 149HELMUT DONATHDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Luckauer BeckenSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Luckauer Becken, Bergbaufolgelandschaft Schlabendorf,Heinz Sielmann Stiftung, Kranich- und Gänserastpatz<strong>Land</strong>es-Nr. 7027EU-Nr. DE 4148-421Gesamtgröße: ca. 12.239 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Borcheltsbusch und Brandkieten;Drehnaer Weinberg und StiebsdorferSee; Görlsdorfer Wald; Ostufer StoßdorferSee; Schlabendorfer Bergbaufolgelandschaft- Lichtenauer See; Stöbritzer See;Wanninchen; Wudritzniederung Willmersdorf-Stöbritz;Tornower NiederungLSGFestgesetzt: Bergbaufolgelandschaft Schlabendorf-Seese;Lausitzer Grenzwall zwischenGehren, Crinitz und Buschwiesen2 Beschreibung des GebietesDas Vogelschutzgebiet umfasst den zentralenTeil des Luckau-Calauer Beckens im Nordender naturräumlichen Haupteinheit LausitzerBecken- und Heideland. Es liegt zwischen Luckauund Lübbenau und erreicht im SüdenFürstlich Drehna. Die ebene bis schwach wellige<strong>Land</strong>schaft wird im Norden und Westendurch großräumige Ackerflächen und im Südenund Osten durch Bergbaufolgelandschaftgeprägt.Im Gebiet der gewachsenen Kulturlandschaftherrschen große Schläge mit intensiver<strong>Land</strong>wirtschaft vor. Acht überwiegendkleine Dörfer sind hier eingeschlossen. Wälderund Forsten finden wir nur kleinflächigbei Goßmar, Bornsdorf, Görlsdorf und Egsdorfsowie mit jüngeren Aufforstungen aufden Bergbaukippen. Eine besondere Bedeutungwegen des höheren Anteils naturnaherBestände haben das Bornsdorfer Teichgebietund der Görlsdorfer Wald (beides FFH-Gebiete).In den Niederungen (unter 65 m NN)dominiert Grünland, wobei es auch Flachmoorkomplexeohne Nutzung gibt (vor allemim NSG Borcheltsbusch und Brandkietenmit nahezu 300 ha kaum begehbarer Fläche,außerdem das NSG Wudritzniederung Willmersdorf-Stöbritz).Im Borcheltsbusch sindinnerhalb großflächiger Röhrichte zahlreicheaus ehemaligen Torfstichen entstandeneWasserflächen eingestreut.Die Bergbaufolgelandschaft der früheren TagebaueSchlabendorf-Nord (1961-1977) undSchlabendorf-Süd (1975-1991) besteht heuteaus einem hohen Anteil von Naturschutzflächen,da bei der Sanierung frühzeitig Belangedes Naturschutzes – insbesondere auchdes Vogelschutzes – Berücksichtigung fanden.Der Grundwasserwiederanstieg ist nochnicht abgeschlossen, somit entstehen kontinuierlichneue Gewässer bzw. vergrößern sichdie noch nicht gefüllten Seen. Die künftigeWasserfläche im SPA wird nach Erreichen desEndwasserstandes (voraussichtlich um 2015)bei mindestens 1.520 ha liegen und damit einenAnteil von über 12 % einnehmen.Die größeren Tagebauseen (Schlabendorfer,Lichtenauer, Drehnaer und Stiebsdorfer See)haben saures Wasser mit pH-Werten unter 4.Sie sind daher fischfrei und werden voraussichtlichauch längere Zeit in diesem Zustandverbleiben. Neutrale Wasserkörper weisenStoßdorfer und Stöbritzer See auf. KleineSeen mit flachen Uferzonen entwickeln sichin den Innenkippenbereichen Tornower Niederungsowie Lorenzgraben-Niederung.Große Teile der Bergbaufolgelandschaft sindaufgeforstet, wobei in den älteren BereichenKiefern dominieren, in kleineren Anteilenauch Roteiche, Balsampappel und Robinie.In jüngeren Aufforstungen finden wir dagegenvermehrt Birke, Eiche und Wacholder.Sukzessionswald ist am Südufer des StoßdorferSees sowie nördlich von Bergen ausgebildet.Die während des Bergbaus charakteristischenRohbodenstandorte sind heute bereitsauf kleinere Areale zurückgedrängt. Im Zentrumdes NSG Wanninchen befindet sich mit56 ha der größte Bereich (Naturentwicklungsgebiet),dessen nordöstlicher Teilgegenwärtig zu einer Insel im SchlabendorferSee gestaltet wird. Auch im LichtenauerSee entsteht planmäßig eine Insel, die ebenfallsdurch Rohböden gekennzeichnet ist. Eineweitere Insel wurde im Zuge von Sanierungsarbeiten1996 im Stoßdorfer See geschaffen,sie ist zu 90 % von Vegetation bedecktund weist eine Baumgruppe auf.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietIm Gebiet siedeln Wiesenweihen mit demgrößten Vorkommen <strong>Brandenburg</strong>s. Bis zu 9Paare dieser Art haben ihre Brutplätze aufAckerflächen mit Getreide- oder Feldgrasbeständen(Wintergerste, -weizen, Triticale, Weidelgras)bei Schlabendorf, Görlsdorf, Beesdauund Goßmar. Als Nahrungsrevier spieltAbb. 1NSG Görlsdorfer Wald und NSG Wanninchen mit noch unsanierter Kippe (1994)LUA-Archiv, CIRNSPA 7027 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Luckauer Becken


150 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7027 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Luckauer BeckenAbb. 2die Bergbaufolgelandschaft eine besondereRolle (GIERACH 2003). Die Rohrweihe war vor1995 in großer Dichte vertreten, allein imBorcheltsbusch bis zu 13 Paare. Aktuell liegtder Bestand bei ca. 10 Paaren.Charakterart der Bergbaufolgelandschaft istder Brachpieper, der hier vor allem die Trockenrasenund Ruderalflächen mit eingestreutenDünen und Rohbodenflächen bevorzugt(DONATH 1999). Eine flächendeckendeErfassung 2005 ergab 68 Reviere(Donath). In den letzten Jahren haben sichmit fortschreitender Sukzession auch wiederZiegenmelker und Wiedehopf als Brutvögelmit je mindestens 3 Revieren eingefunden.Bei Heidelerche und Raubwürger (2005mind. 19 Rev.) zeigt sich eine auffallendeZunahme der Siedlungsdichte.Der Borcheltsbusch hat eine zentrale Bedeutungals Brut- und Rastgebiet für Vögel, insbesondereals Schlafplatz während der Zugzeit.Die weiträumigen Ackerflächen dienenals Nahrungsflächen für in Schwärmen auftretendeArten, besonders Möwen, Gänse,Kranich, Kiebitz und Goldregenpfeifer. AlsRastplatz für Kraniche (ILLIG & SCHONERT1997) sowie Saat- und Blässgänse hat dasGebiet nach 1980 eine größere Bedeutungerlangt, da die Wasserverhältnisse durch Einleitungvon Grubenwasser verbessert werdenkonnten und die neu entstehenden Tagebauseenzusätzlich als Schlafgewässer zurVerfügung stehen. Parallel erhöhte sich derBrutbestand von Kranich und Graugans.Für den Fischadler mit 5 Paaren sind nebendem Borcheltsbusch und Teichgebieten außerhalbdes SPA aktuell der Stoßdorfer und derStöbritzer See als Nahrungsreviere von Bedeutung.Darüber hinaus werden weitere naheliegende Tagebauseen mit Fischbesatz aufgesucht,dabei spielt vor allem der SchönfelderSee eine große Rolle. Gleiches gilt für weitereFisch fressende Arten, z. B. die Flussseeschwalbe.Eine bemerkenswerte Brutkolonie entwickeltsich seit 1997 auf der Insel im StoßdorferSee. Zu den Lachmöwen (bis 3.855 Paare)und Flussseeschwalben (Maximum 39 Paare)sind inzwischen seit 2001 auch Schwarzkopfmöwe(bis 16 Paare) und 2005 ein Paarder Mittelmeermöwe hinzugekommen. Darüberhinaus brüten im Schutz der Möwenauch Kiebitze und Graugänse, in geringerZahl auch Rotschenkel und Schnatterente.Von der Flussseeschwalbe bildete sich 2004eine zweite Kolonie im Lichtenauer See mit5 Paaren (G. Wodarra). Seit 2003 gibt esNachweise der Rohrdommel an der Insel imStoßdorfer See, während die ehemaligenVorkommen im Borcheltsbusch infolge Wassermangelsgegenwärtig erloschen sind.Sehr bedeutsam sind bereits jetzt kleinereund flache Gewässer, die infolge des Wasseranstiegsauf dem Kippengelände entstehen.Die Uferzonen bieten durchziehendenLimikolen und Wasservögeln wichtige Nahrungsreviere.Als Brutgebiete werden sie von3 bis 5 Paaren des Rotschenkels und 2 Paarendes Rothalstauchers genutzt.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und/oder Wiederherstellung– der Bergbaufolgelandschaft mit Rohbodenflächen,Dünen, Trockenrasen, Sandheidenund unterschiedlich strukturiertenSekundargewässern– eines für Niedermoore typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltessowie hoherGrundwasserstände, insbesondere Borcheltbuschund weiterer Niedermoore,mit winterlich oder ganzjährig überflutetenGrünlandflächen in enger Verzahnungvon Seggenrieden, Brache- undRöhrichtflächen– intakter Bruchwälder, Waldmoore sowiestrukturreicher Kleingewässer mit naturnahenWasserständen und Wasserstandsdynamik– strukturreicher, unverbauter, störungsarmerGewässer und Uferzonen, Röhricht-Abb. 3NSG Ostufer des Stoßdorfer Sees – Insel mit einer Kolonie von Flussseeschwalben und dreiMöwenartenFoto: G. Wodarra


HELMUT DONATH: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) LUCKAUER BECKEN 151moore, großflächiger Verlandungen undmit ganzjährig oder winterlich überfluteterungemähter Vegetation sowie Flachwassermit Schwimmblattgesellschaftenund Submersvegetation– einer strukturreichen Agrarlandschaftmit einem hohen Anteil an Grenzlinienund Begleitbiotopen (Hecken, Baumreihen,Solitärbäumen, Feldsöllen, Lesesteinhaufen,Brachen, Randstreifen undTrockenrasen mit eingestreuten Dornbüschenund Obstbäumen sowie einer mosaikartigenNutzungsstruktur– unverbauter naturnaher und natürlicherFließgewässer mit ausgeprägter Gewässerdynamik(Mäander, Kolke, Uferabbrüche,Steilwände, Altarme, Sand- undKiesbänken)5 Vorschläge zu MaßnahmenBei der Agrarraumgestaltung sind Vorkehrungenzur Sicherung der Brutplätze schutzbedürftigerArten (besonders Wiesenweihe)sowie der Nahrungsbedingungen rastenderArten zu treffen. Die bekannten Brutplätzeder Wiesenweihe werden vor Prädatorenteilweise durch Zäune geschützt und bei Bedarfgegen Entschädigung von der Ernte ausgenommen(DONATH 1999). Ohne diese Hilfewären kaum erfolgreiche Bruten denkbar.Durch Verminderung des Wasserabflusses inGräben und Bächen soll die Erhaltung auchkleinerer Feuchtgebiete gefördert werden.Besonders für den Borcheltsbusch ist einmöglichst hoher Wasserstand anzustreben.Dies ist insbesondere im Zusammenhang mitder Anpassung des Vorflutsystems für dieZeit nach Beendigung der Bergbausanierungnotwendig.Zur Erhaltung und Entwicklung von Habitatstrukturenin der Bergbaufolgelandschaftwährend der Sanierung erfolgten umfangreicheAbstimmungen mit der Lausitzer undMitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft(LMBV). Durch den Erwerb der wichtigstenFlächen durch die Heinz Sielmann Stiftung(ca. 3.000 ha) ist nunmehr eine optimaleSicherung erfolgt. Noch notwendige Böschungssicherungenwerden bereits in der Planungsphasenaturschutzfachlich begleitet. ImNSG Wanninchen wird mittels Beweidung mitSchafen versucht, die Sukzession in RichtungWald zu verhindern, da steppenartige Offenbereichenur hier eine größere zusammenhängendeFläche aufweisen. In Teilen der Sukzessionswäldersollten immer wieder Pflegemaßnahmenerfolgen, um den halboffenen Charakterals Habitate für Raubwürger, Neuntöter,Heidelerche, Ortolan, Wiedehopf und Ziegenmelkerzu sichern.Die Insel im Stoßdorfer See wird nach derBrutzeit durch Beweidung mit Ziegen undSchafen vor Verbuschung bewahrt. ZumWinterende erfolgen noch einmal Mahd undBeräumung.Um Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen,verursacht von Gänsen und Kranichen,zu begrenzen, hat sich der Einsatz eines Feldhütersals günstig erwiesen. Er koordiniert dieBereithaltung von Nahrungsflächen (abgeernteteÄcker) mit den <strong>Land</strong>wirtschaftsbetriebenund zugleich die Vergrämungsmaßnahmenan gefährdeten Kulturen.Abb. 4Ein Naturentwicklungsgebiet im NSG Wanninchenbietet dem Brachpieper günstigeHabitatbedingungen Foto: H. DonathSPA 7027 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Luckauer BeckenBrut- und Rastbestände im SPA Luckauer Becken 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor


152 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 152–155FRANK ZIMMERMANNSPA 7028 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Spreewald und Lieberoser EndmoräneDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Spreewald undLieberoser EndmoräneSchlagwörter:SPA Spreewald und Lieberoser Endmoräne, Niederungswälder,Teichgebiete, Sand-Offenlandschaften1 Allgemeine Informationen<strong>Land</strong>es-Nr. 7028EU-Nr. DE 4151-421Gesamtgröße: ca. 80.216 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Bibersdorfer Wiesen; BiotopverbundSpreeaue; Birkenwald; Brasinski-Luch; Bukoitza; Byhleguhrer See; Börnichen;Calpenzmoor; Ellerborn; Groß SchauenerSeenkette; Große Göhlenze und Fichtengrund;Hain Lübben; Heideseen; InnererOberspreewald; Innerer Unterspreewald;Josinsky-Luch; Kockot; Lehniksberg; LieberoserEndmoräne; Luchsee; Meiereisee; NeuZaucher Weinberg; Neuendorfer Seewiesen;Pastlingsee; Peitzer Teiche mit demTeichgebiet Bärenbrück und Laßzinswiesen;Pinnower Läuche und Tauersche Eichen;Reicherskreuzer Heide und Schwansee; Ribocka;Sölla; Tannenwald; VerlandungszoneKöthener See; Wiesenau; WutschgeroggeLSGFestgesetzt: Biosphärenreservat Spreewald;Dahme-Heideseen; Groß-See; GubenerFließtäler; Pastling-See; Peitzer Teichlandschaftmit Hammergraben; PinnowerSee; Spreeaue Cottbus-Nord; Wald- undSeengebiet zwischen Schwielochsee, Lieberoseund Spreewaldbenheiten weist das Gebiet eine sehr hohe Lebensraumvielfaltauf. Sie reicht von ausgedehntenBruch- und Niederungswäldern imBereich des Ober- und Unterspreewaldes übergroßflächige Wiesenniederungen in der Malxe-Niederungund im Oberspreewald, zahlreicheSeen und Teiche unterschiedlicher Größeund Trophie, verschiedene Moore und Waldtypenbis hin zu den Heiden, Trockenrasenund Sukzessionswäldern im Bereich des ehemaligenTruppenübungsplatzes Lieberose.Die Teich- und Wiesenlandschaft bei Peitz istBestandteil einer Kulturlandschaft, die sichseit etwa 450 Jahren durch den Einfluss desMenschen entwickelt hat. Die Entstehungder aus etwa 40 Teichen bestehenden Fischzuchtanlagender Peitzer Teiche, die in ihrerGeschlossenheit, Größe und in ihrem landschaftlichenReiz in Deutschland einmalig ist,reicht bis in das 14. Jahrhundert zurück. Hierkonnten sich spezielle Lebensräume für zahlreichePflanzen- und Tierarten, insbesondereaber für Wasservögel und Schilfbrüter entwickeln.Während des Abfischens der Teicheim Herbst bleiben wochenlang schlammbedeckteFlächen zurück, die von Rinnsalenund flachgründigen Wasserstellen durchsetztsind. Die angrenzenden, von zahlreichenGräben durchzogenen Laßzinswiesenbilden als Bestandteil der Malxe-Niederungdie Verbindung zwischen dem Spreewaldund der Neißeaue. Kleinere Teichgruppenbefinden sich auch bei Stradow, Hartmannsdorfund Petkamsberg.Der Oberspreewald ist natürlicherweise einesder größten Erlen-ÜberflutungsmooreMitteleuropas. Hier fächerte sich die Spree inder breiten Niederung des Urstromtales mitsehr geringem Gefälle in eine Vielzahl vonArmen auf, die später durch künstliche Kanäleergänzt wurden. Durch regelmäßigeÜberflutungen und Versumpfung von Senkenbildeten sich seit der letzten Eiszeit überJahrtausende Bruchwaldtorfe, die meist nur30 bis 70 cm Mächtigkeit erreichen. GroßeTeile des Oberspreewaldes wurden erst Mittedes 18. Jahrhunderts urbar gemacht, derBruchwald großflächig gerodet und teilweisein Wiesen- oder Ackernutzung überführt.Dadurch konnte sich hier ein kleinteiligesNutzungsmosaik entwickeln, in dem nebenden großflächig erhaltenen naturnahen Wäldernauch die typischen Streusiedlungen(v. a. um Burg) landschaftsprägend sind. Fürviele Tierarten, unter ihnen der Weißstorch,entstanden erst dadurch geeignete Lebensbedingungen.Im Unterspreewald, wo sichdie Spree zwischen Hartmannsdorf undLeibsch nochmals in mehrere Arme auffächert,konnten sich in kleinerer Dimensionähnliche Lebensräume ausbilden.Einen anderen Charakter weist die GroßSchauener Seenkette, das nördliche Teilgebietdes SPA auf, welches naturräumlich be-2 GebietsbeschreibungDas Vogelschutzgebiet erstreckt sich nördlichvon Cottbus über Lübben und erreichtmit einer kleinen Lücke im Norden Storkow,östlich reicht es bis Lieberose und nördlichvon Reicherskreuz bis fast an das Schlaubetal.Das Gebiet umfasst als wesentliche Bestandteileden südöstlichen, bis zu 16 kmbreiten Teil des Baruther Urstromtales mitder Malxe-Niederung, den Peitzer und BärenbrückerTeichen, den Laßzinswiesen unddem Oberspreewald. Außerdem sind Teileder nördlich angrenzenden Endmoränen,Grundmoränenplatten und Sander des <strong>Brandenburg</strong>erStadiums der Weichselvereisungmit der Lieberoser Endmoräne und der ReicherskreuzerHeide, der Unterspreewald sowieals nördliche Teilfläche die Groß SchauenerSeenkette einbezogen. Naturräumlichbeinhaltet das Gebiet fast vollständig dieHaupteinheit Spreewald, außerdem die südlichenTeile des Ostbrandenburgischen Heide-und Seengebietes. Das BiosphärenreservatSpreewald liegt vollständig im SPA.Bedingt durch die unterschiedlichen und oftkleinräumig wechselnden natürlichen Gege-Abb. 1Groß Schauener See im nördlichen Teil des SPAFoto: LUA-Archiv, F. Plücken


FRANK ZIMMERMANN: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) SPREEWALD UND LIEBEROSER ENDMORÄNE 153Abb. 2reits zum Dahme-Seengebiet gehört. Mehreresehr flache und nährstoffreiche Seen –als größter der Große Selchower See – sindhier in eine Talsandebene eingebettet, die imNorden in das Berliner Urstromtal übergehtund randlich nur gering von kleinen flachwelligenGrundmoränenplatten überragtwird. Reiche Fischbestände und ausgedehnteRöhricht- und Schwimmblattzonen bietenzahlreichen Wasservögeln günstige Lebensbedingungen.Westlich grenzen sehr nährstoffarme,flechtenreiche Kiefernforsten an.Völlig andere natürliche Gegebenheiten kennzeichnendie Bereiche des ehemaligen Truppenübungsplatzes(TÜP) in der Lieberoser undReicherskreuzer Heide. In die Stauchmoränenkomplexeder Lieberoser Endmoräne und dieweiter östlich angrenzende, kesselreicheGrundmoränen-Kuppenlandschaft, die währenddes Übungsbetriebes weitgehend ihrerWaldbedeckung beraubt wurde, sind mehrereglaziale Schmelzwasserrinnen sowie kleinereund größere Kessel (Toteishohlformen) eingebettet.Neben einigen Seen sind es vor allemdie mesotroph-sauren Zwischenmoore unterschiedlicherAusbildung, die den besonderenWert dieser Teilflächen des SPA ausmachen.Die teilweise in Regeneration befindlichenMoore weisen einige Besonderheiten der Faunaund Flora auf. Die ehemaligen Offenflächenbefinden sich teilweise in starker Sukzessiondurch Gehölze und verlieren nach undnach ihren Offenlandcharakter. Nur Teilbereicheum die sogenannte „Wüste“ und dieüberwiegend sehr armen GrundmoränenundSanderflächen der Reicherskreuzer Heideweisen noch heute größere, teilweise flachüberdünte Offenflächen mit Pionier-Sandtrockenrasen,Zwergstrauch-Heiden und lockererGehölzsukzession auf und bieten einer speziellangepassten Fauna und Flora Lebensraum.Zwischen Lieberoser Heide und der Malxe-Niederung erstreckt sich ein größeres, reichstrukturiertes und kaum zerschnittenesWaldgebiet mit einem hohen Anteil an altenEichen (NSG „Tauersche Eichen“ und angrenzendeWaldgebiete).Abb. 3Ein typisches Spreewaldfließ im Biosphärenreservat Spreewald3 Bedeutung alsVogelschutzgebietSo vielgestaltig wie die <strong>Land</strong>schaft des SPAist auch die Vogelwelt. So verwundert esnicht, dass das Gebiet in insgesamt 24 Fällenfür Brut- und Rastvögel entsprechende IBA-Kriterien erfüllt und somit in der Ranglistedes <strong>Land</strong>esfachkonzeptes (siehe HIELSCHER &RYSLAVY in diesem <strong>Heft</strong>) als eines der bedeutendsten<strong>Brandenburg</strong>er Vogelschutzgebieteganz weit oben steht. Mit seinen Teilflächen,die aufgrund unterschiedlicher Lebensräumejeweils für verschiedene Arten besondere Bedeutunghaben, erfüllt das SPA für nicht wenigerals 7 Vogelarten ein europäisch bedeutsamesB-Kriterium (IBA). Die reich strukturierte,historische Kulturlandschaft bietet beispielsweiseüber 100 Brutpaaren des WeißstorchesLebensraum. Aber auch der Ortolanprofitiert von den zahlreichen Strukturelementen,der Mittelspecht vom hohen Altholzanteilin den naturnahen Wäldern desSpreewaldes. Greifvogelarten wie See- undFischadler finden in den fischreichen Gewässernreichlich Nahrung und ebenso wie derSchwarzstorch große, weitgehende störungsarmeZonen als Brutreviere. Auch für denKranich stellt das SPA wegen der ausgedehntenNiederungswälder und Kesselmoore derLieberoser Endmoräne eines der herausragendenGebiete in <strong>Brandenburg</strong> dar.In den Teichgebieten führte in der Vergangenheitdas günstige Nahrungsangebot infolgeder Intensivierung der Fischhaltung undder damit verbundenen Nährstoffeinträge teilweisezu einer Überentwicklung der Beständeeiniger Wasservogelarten, beispielsweise vonStock-, Tafel- und Reiherente sowie Blässralle.Andere Arten hingegen, wie Große undZwergrohrdommel sowie seltenere Enten- undRallenarten gingen im Bestand zurück, da siedem Druck der Intensivierung der Nutzungnicht gewachsen waren.Nach Umstellung der fischereilichen Nutzungseit 1990 erfolgte eine Verbesserungder Bedingungen und die Bestände vielerWasservogelarten pegelten sich wieder aufFoto: R. KöhlerSPA 7028 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Spreewald und Lieberoser Endmoräne


154 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7028 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Spreewald und Lieberoser Endmoräneein natürliches Maß ein. Die Flussseeschwalbehat im Peitzer Teichgebiet mit über 100Brutpaaren eine der beiden größten Brutkolonien<strong>Brandenburg</strong>s. Die im Herbst zumAbfischen trockenfallenden Teichflächensind für zahlreiche Limikolen von besondererBedeutung.Die Malxe-Niederung und die Grünlandflächenim Spreewald sind für verschiedeneWiesenbrüter als Brut-, Rast- und Nahrungsgebietbesonders wichtig. Das Tüpfel-Sumpfhuhn hat im SPA mit bis zu 85 BP seindeutschlandweit bedeutsamstes Vorkommen,für die Uferschnepfe ist die Malxeniederungeines der letzten regelmäßig besetztenBrutgebiete in <strong>Brandenburg</strong>. Außerdemsind Kiebitz, Bekassine, Brachvogel, Rotschenkelund Kleines Sumpfhuhn (unregelmäßig)als Brutvögel besonders hervorzuheben.Vom Herbst bis in das Frühjahr hineinhaben nordische Gänse im Gebiet verschiedeneRast- und Schlafplätze. Hierbei hat dieGroß Schauener Seenkette besondere Bedeutungerlangt. Die ausgedehnten Schilfröhrichteder Teiche und Flachseen des SPAbeherbergen bis zu 24 Reviere der GroßenRohrdommel und auch vereinzelte Brutplätzeder seltenen Zwergrohrdommel.Für verschiedene Vogelarten der Offenlandschaftsind die Heiden, Trockenrasen undSukzessionswälder des ehemaligen TÜP Lieberosebesonders attraktiv. Für Wiedehopfund Ziegenmelker stellt das SPA eines derbeiden wichtigsten Brutgebiete in <strong>Brandenburg</strong>dar. Für den Brachpieper ist es daswichtigste Gebiet <strong>Brandenburg</strong>s. Auch dieHeidelerche hat hier besonders gute Brutbestände,aber auch in den lichten Kiefernwäldernund -forsten der Randbereiche desOber- und Unterspreewaldes sind die genanntenArten teilweise recht gut vertreten.wässer mit naturnahen Wasserständenund naturnaher Wasserstandsdynamik– eines Mosaiks von vegetationsfreien und -armen Sandoffenflächen, lückigen Sandtrocken-und Magerrasen über Zwergstrauchheidenbis zu lichten, strukturreichenVorwäldern bei einem hohen Anteiloffener Flächen und früher Sukzessionsstadien– nährstoffarmer, lichter und halboffenerKiefernwälder und -heiden mit Laubholzanteilenund reich gegliederten Waldrändernim Bereich der Lieberoser Endmoräne– von Altholzbeständen, alten Einzelbäumen,Überhältern und somit eines reichenAngebotes an Bäumen mit Höhlen,Rissen, Spalten, Teilkronenbrüchen, rauerStammoberfläche und hohen Vorrätenan stehendem und liegendem Totholzvor allem in Eichen- und Buchenwäldernsowie Mischbeständen– von Brutmöglichkeiten für Großvogelartenund Höhlenbrüter (z. B. Horst- undHöhlenbäume, Wurzelteller umgestürzterBäume, Betonstrukturen)– störungsarmer Schlaf- und Vorsammelplätzeziehender Wasservogelarten– von dauerhaften/temporären, störungsarmenInseln unterschiedlicher Vegetationsbedeckunginsbesondere in denTeichgebieten sowie im Bereich der GroßSchauener Seen– winterlich überfluteter, im späten Frühjahrblänkenreicher, extensiv genutzter,störungsarmer Grünlandflächen (FeuchtundNasswiesen) in enger räumlicherVerzahnung mit Brache- und Röhrichtflächenund -säumen– von ein- oder mehrjährigen Grünlandbrachen,Seggenrieden und Staudensäumenin extensiv genutzten Feuchtgrünlandflächen– einer strukturreichen Agrarlandschaftmit einem hohen Anteil an Begleitbiotopenwie Hecken, Baumreihen, Einzelgehölzen,Brachen, Randstreifen und Trockenrasensowie einer mosaikartigen4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– der <strong>Land</strong>schaft des Spreewaldes, diedurch ein Mosaik von Wald, Gebüschen,Baumreihen, feuchten Wiesenflächenund ein dichtes Netz von Fließgewässerngeprägt ist– strukturreicher unverbauter störungsarmerbis -freier Standgewässer und derenUfer einschließlich der Teichgebiete mitnaturnaher Wasserstandsdynamik, natürlichenoder naturnahen Trophieverhältnissen,mit Schwimmblattgesellschaften,Submersvegetation und ganzjährigüberfluteter oder überschwemmter, ausgedehnter,ungemähter VerlandungsundRöhrichtvegetation und Flachwasserzonen– unverbauter, strukturreicher, störungsarmer,natürlicher und naturnaher Fließgewässermit ausgeprägter Gewässerdynamik,mit Mäander- und Kolkbildungen,Uferabbrüchen, Steilwandbildungen,Altarmen, Sand- und Kiesbänken– großflächiger, intakter Bruchwälder,Moore, Sümpfe, Torfstiche und Kleinge-Abb. 4Der Schwarzstorch hat im Spreewald noch mehrere Brutplätze.Foto: Th. Bich


FRANK ZIMMERMANN: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) SPREEWALD UND LIEBEROSER ENDMORÄNE 155Nutzungsstruktur, vor allem in den durchAckerflächen geprägten Randbereichender Niederungen– von strukturierten Waldrändern mit hohemEichenanteil an höher gelegenen,mineralischen Ackerstandorten5 SchutzmaßnahmenBrut- und Rastbestände im SPA Spreewald und Lieberoser Endmoräne 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 800-1.000 vSingschwan Cygnus cygnus 1-2 150-300 R xZwergschwan Cygnus bewickii 2-20 x 3WRothalsgans Branta ruficollis 0-2 x 1WWeißwangengans Branta leucopsis 1-3 xTundrasaatgans Anser fabalis rossicus 10.000-15.000Waldsaatgans Anser fabalis fabalis 300-600Kurzschnabelgans Anser brachyrhynchus 1-3Zwerggans Anser erythropus 0-2 x 1Blässgans Anser albifrons 1.000-2.000Graugans Anser anser 300-500Brandgans Tadorna tadorna 1-7 RSchnatterente Anas strepera 25-70 200-500 R 3Pfeifente Anas penelope 200-800 0Krickente Anas crecca 10-20 800-1500 2Stockente Anas platyrhynchos 150-200 3000-5000Spießente Anas acuta 20-120 1 3Knäkente Anas querquedula 12-25 40-280 1 3Löffelente Anas clypeata 2-4 100-500 2 3Kolbenente Netta rufina 1-7 1-15 RMoorente Aythya nyroca 1-3 0 x 1Tafelente Aythya ferina 250-400 1.500-30.00 v 2Reiherente Aythya fuligula 100-200 500-1800 3Schellente Bucephala clangula 40-50 150-300 3Zwergsäger Mergellus albellus 30-185 x 3Gänsesäger Mergus merganser 250-600 1Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis 30-50 100-250 3Haubentaucher Podiceps cristatus 400-800Rothalstaucher Podiceps grisegena 0-2 1-5 2Schwarzhalstaucher Podiceps nigricollis 7-41 1Kormoran Phalacrocorax carbo 400-650 1300-2200Rohrdommel Botaurus stellaris 6-24 1 x 3Zwergdommel Ixobrychus minutus 0-3 1 x 3Silberreiher Casmerodius albus 5-30 xGraureiher Ardea cinerea 400-700Schwarzstorch Ciconia nigra 2-4 5-12 1 x 2Weißstorch Ciconia ciconia 140 60-80 3 x 2Fischadler Pandion haliaetus 17-21 3 x 3Wespenbussard Pernis apivorus 7-14 2 xKornweihe Circus cyaneus 10-30 1 x 3Rohrweihe Circus aeruginosus 45-60 3 xRotmilan Milvus milvus 40-50 10-20 3 x 2Schwarzmilan Milvus migrans 15-30 20-55 3 x 3Seeadler Haliaeetus albicilla 6-8 15-35 2 x 1Merlin Falco columbarius 2-4 xBaumfalke Falco subbuteo 12-20 1Wanderfalke Falco peregrinus 1-2 1 xKranich Grus grus 60-75 550-2.300 3 x 2Wasserralle Rallus aquaticus 220-280 3Wachtelkönig Crex crex 5-30 1 x 1Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana 10-85 2 xKleines Sumpfhuhn Porzana parva 1-5 1 xTeichhuhn Gallinula chloropus 50-70 vWichtigste, langfristig zu sichernde Maßnahmeist eine möglichst extensive <strong>Land</strong>-,Forst- und Fischwirtschaft in den Niederungs-und Teichgebieten. Die Sicherungmöglichst ganzjährig hoher Wasserstände imSpreewald als Voraussetzung für die Realisierungmehrerer Erhaltungs- und Entwicklungszieleist aufgrund der langfristig geringerenWasserführung der Spree infolge deshohen Wasserbedarfs in der Bergbaufolgelandschaftproblematisch. Die zügige undkonsequente Umsetzung des "MasterplansSpree", der einerseits die Renaturierung besondersnaturferner Abschnitte als auchgrundsätzliche Maßnahmen zur Sicherungder Wasserführung beinhaltet, ist für dielangfristige Sicherung der Erhaltungszieledes SPA sehr wichtig. Derzeit ist bereits einstarker Bestandswandel in den Niederungswälderninsbesondere des Oberspreewaldeszu verzeichnen.In den trockenen Offenlandschaften der Lieberoserund Reicherskreuzer Heide gilt es,künftig ein vernünftiges Verhältnis zwischenden durch verschiedene Pflegemaßnahmenoffen zu haltenden Heiden und Trockenraseneinerseits und der natürlichen Sukzessionzu überlassenden Naturentwicklungsflächenzu finden.Die Moore in der Lieberoser Heide bedürfendringend Maßnahmen zur langfristigen Sicherungbzw. Verbesserung des Wasserhaushaltes.Erste Maßnahmen sind im Rahmender Umsetzung des <strong>Brandenburg</strong>ischenWald-Moorschutzprogrammes bereits angelaufen.Für die kritische Durchsicht des Manuskriptesund wertvolle Hinweise danke ich denHerren Dr. H. Beutler, Beeskow, T. Ryslavy,Buckow und A. Weingardt, Lübbenau.Fortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECBlässhuhn Fulica atra 300-400 3500-9.000Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria 100-1.200 xKiebitz Vanellus vanellus 200-230 5.000-7.000 2 2Flussregenpfeifer Charadrius dubius 8-12 20-35 3Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula 10-30 1Großer Brachvogel Numenius arquata 13-23 25-45 1 2Uferschnepfe Limosa limosa 7-20 20-50 1 2Waldschnepfe Scolopax rusticola 40-60 3 3Zwergschnepfe Lymnocryptes minimus 1-8 0 3Bekassine Gallinago gallinago 150-250 200-550 2 3Flussuferläufer Actitis hypoleucos 10-35 1 3Dunkler Wasserläufer Tringa erythropus 20-80 3Rotschenkel Tringa totanus 1-13 5-15 1 2Grünschenkel Tringa nebularia 10-100Waldwasserläufer Tringa ochropus 3-6 15-36 RBruchwasserläufer Tringa glareola 150-400 x 3Kampfläufer Philomachus pugnax 50-220 1 x 2Knutt Calidris canutus 1-5 3WZwergstrandläufer Calidris minuta 20-140Temminckstrandläufer Calidris temminckii 5-25Sichelstrandläufer Calidris ferruginea 5-20Alpenstrandläufer Calidris alpina 50-200 3Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus 10-100 x 3Lachmöwe Larus ridibundus 0-600 3000-6.000Schwarzkopfmöwe Larus melanocephalus 1-4 R xSturmmöwe Larus canus 100-200 R 2Silbermöwe Larus argentatus 100-220 RZwergseeschwalbe Sternula albifrons 1-2 1 x 3Weißbart-Seeschwalbe Chlidonias hybrida 1-10 x 3Weißflügel-Seeschwalbe Chlidonias leucopterus 5-100Trauerseeschwalbe Chlidonias niger 20-100 1 x 3Flussseeschwalbe Sterna hirundo 10-105 2 xRaufußkauz Aegolius funereus 1-7 R xSperlingskauz Glaucidium passerinum 0-1 xSumpfohreule Asio flammeus 1-2 1 x 3Ziegenmelker Caprimulgus europaeus 150-200 2 x 2Eisvogel Alcedo atthis 12-35 2 x 3Wiedehopf Upupa epops 20-25 1 3Grauspecht Picus canus 2-4 R x 3Schwarzspecht Dryocopus martius 100-130 xMittelspecht Dendrocopos medius 140-150 3 xNeuntöter Lanius collurio 400-500 x 3Raubwürger Lanius excubitor 18-30 1 3Heidelerche Lullula arborea 400-500 3 x 2Rohrschwirl Locustella luscinioides 250-280 3Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus 4.500-6.000Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 150-220 xBraunkehlchen Saxicola rubetra 200-350 3Nachtigall Luscinia megarhynchos 1.000-1.600Brachpieper Anthus campestris 80-90 1 x 3Ortolan Emberiza hortulana 150-160 3 x 2Wasservögel >20.000SPA 7028 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Spreewald und Lieberoser Endmoräne


156 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 156–158ROLAND LEHMANNSPA 7029 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Zschornoer HeideDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Zschornoer HeideSchlagwörter:SPA Zschornoer Heide, Sandtrocken- und Magerrasen, Kiefernwälder und-heiden, Birkhuhn1 Allgemeine Informationen<strong>Land</strong>es-Nr. 7029EU-Nr. DE 4353-421Gesamtgröße: ca. 2.328 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Luisensee; Reuthener Moor;Zschornoer WaldLSGFestgesetzt: Wald- und RestseengebietDöbern2 Gebietsbeschreibunglich reich an inneren Grenzlinien. Die Aufforstungnach den Bränden erfolgte fast ausschließlichmit Kiefern. Der allmähliche Waldumbausetzte erst in den 90er Jahren ein.Das unmittelbare Zielgebiet wurde Anfang2000 von Munition beräumt. Dabei wurdeauf großen Teilen der Fläche der gesamteOberboden abgetragen, was dem traditionellenPlaggen der Heide nahe kommt. DieWiederansiedlung der Heide aus dem vorhandenenDiasporenpotenzial auf den vegetationslosenSandflächen erfolgt sehr zügig.Im Verbund der Tieflandheiden Deutschlandsgehört die Zschornoer Heide zu denam stärksten vom kontinentalen Klima beeinflusstenHeiden.militärischen Nutzung wieder auf. Es handeltsich ganz offensichtlich um eine natürlicheWiederansiedlung. Als Quellpopulationkommt der Bestand in der südlich angrenzendenMuskauer Heide (Sachsen) in Frage.Die östlich der Neiße auf polnischem Gebietvorhandenen Bestände sind inzwischen auchverschwunden. Seit 1991 gibt es über 30Sichtnachweise, meist von Einzeltieren. Seit2002 liegen auch erstmalig Nachweise fürden Bereich des Muskauer Faltenbogens vor,weshalb diese Flächen in das SPA einbezogenwurden. Direkte Fortpflanzungsnachweisekonnten bisher allerdings nicht erbracht werden.Im Bereich der Zschornoer Heide brütenunter anderem Ziegenmelker (mind. 30 BP)und Heidelerche (bis 17 BP allein auf der 240ha großen Offenfläche) sowie Brachpieperund Raubwürger. Für Baumfalken und Wiedehopfwurden Nisthilfen angebracht undauch angenommen.Das Vogelschutzgebiet liegt im äußerstenSüdosten von <strong>Brandenburg</strong> im <strong>Land</strong>kreisSpree-Neiße bei Döbern und besteht ausdrei Teilflächen. Die eigentliche Zschornoer3 Bedeutung alsVogelschutzgebietHeide erstreckt sich zwischen der OrtenTschernitz, Eichwege, Jerischke und Zschorno.Die beiden anderen Teilflächen befindensich im Muskauer Faltenbogen und umschließendie Naturschutzgebiete LuisenseeDie Zschornoer Heide ist das einzige Gebiet in<strong>Brandenburg</strong>, aus dem seit 1991 noch regelmäßigNachweise für das Birkhuhn erbrachtwerden. Bis in die 1970er Jahre wurden in der4 Erhaltungszieleund Reuthener Moor. Das SPA ist BestandteilRegion und auch auf dem Schießplatz BirkhühnerErhaltung und/oder Wiederherstellungdes fast 8.000 km 2 umfassenden und re-lativ gering zerschnittenen Großwaldgebietesder Niederschlesisch-Lausitzer Heiden,nachgewiesen. Mit der Intensivierungdes Übungsbetriebes verschwanden sie undtauchten erst 1991 nach der Einstellung der– einer großräumigen, typischen <strong>Land</strong>schaftmit Kiefernwäldern und Heideflächen sowiekleinflächigen Feuchtbereichenderen größter Teil im angrenzen Polen liegt.Naturräumlich gehört die Zschornoer Heideim „Lausitzer Becken- und Heideland“ zurCottbusser Sandplatte, die anderen Teilflächenzur Untereinheit „Lausitzer Grenzwall“.Die geologischen Verhältnisse derZschornoer Heide werden durch die LageNauf der Grundmoräne der Lausitz-Kaltzeitder Saale-Vereisung gekennzeichnet. Dasüberwiegend sandige Substrat ist reich anGeschieben. Bei dem Muskauer Faltenbogenhandelt es sich hingegen um ein saaleeiszeitlichesStauchmoränengebiet als östlicherAusläufer des Lausitzer Grenzwalls. Durchdie hintereinander gestaffelten Stauchfaltenwurden hier miozäne Braunkohleschichtenbis an die Oberfläche verfrachtet. Die heutigenOberflächenformen wurden zunächstdurch natürliche Oxydationsprozesse in denKohleflözen und später durch deren Abbaugeschaffen, wodurch auch zahlreiche kleinereSeen und Feuchtgebiete entstanden.Die Zschornoer Heide wurde seit 1953/54als Erdschießplatz von den Luftstreitkräftengenutzt. Das Zielgebiet erfuhr eine schrittweiseErweiterung bis auf ca. 200 ha. Dieumliegenden Kiefernforsten waren Sperrgebiet.Mehrere große Waldbrände begünstigtendie Entwicklung von Sandtrockenheidenauch außerhalb des Zielgebietes. Zur Vorbereitungder Wiederaufforstungen wurde dasTotholz zu Wällen zusammengeschoben.Daher ist die Fläche bis heute außerordent- Abb. 1 NSG Luisensee im Muskauer Faltenbogen LUA-Archiv, CIR


ROLAND LEHMANN: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) ZSCHORNOER HEIDE 157Abb. 2– eines Mosaiks von vegetationsfreien und-armen Sandoffenflächen und lückigenSandtrocken- und Magerrasen überZwergstrauchheiden bis hin zu lichten,strukturreichen Vorwäldern (Birke) mithohem Anteil früher Sukzessionsstadien– halboffener, beerstrauchreicher Kiefernwälderund -heiden mit Laubholzanteilenund reich gegliederten Waldrändern– reich strukturierter, störungsarmer, naturnaherLaub- und -mischwälder mithohem Alt- und Totholzanteil, alten Einzelbäumen,Überhältern sowie Habitat-Holzstrukturen (Höhlen, Risse, Teilkronenbrücheu. a.)– intakter Bruchwälder, Waldmoore undKleingewässer mit naturnahen Wasserständenund Wasserstandsdynamik5 SchutzmaßnahmenAuf der Grundlage des ArtenschutzprogrammsBirkhuhn wurde für das Gebiet einManagementplan entwickelt, der vor allemauf den dauerhaften Erhalt der Heidelandschaftdurch Nutzung sowie auf den Erhaltund die Erhöhung des Grenzlinienanteils inden Forstflächen orientiert (bis 15 m breite,wegebegleitende Heidestreifen beidseitigentlang der Forstwege, Auflockerung derWaldränder, Anlegen von Rückegassen bereitsim Dickungsalter, Erhalt der meistenBrandschutzstreifen). Die Umsetzung erfolgtdurch das zuständige Bundesforstamt Lau-SPA 7029 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Zschornoer HeideAbb. 3Mit der Einstellung des militärischen Übungsbetriebes Anfang der 90er Jahre siedelten sich wieder Birkhühner in geringer Zahl in der ZschornoerHeide an. Seit fünf Jahren wird durch das zuständige Bundesforstamt ein Managementplan umgesetzt, der die Lebensraumqualität fürBirkhühner und weitere Arten der Sandtrockenheiden deutlich verbessert hat.Foto: B. Dittrich, Europarc


158 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7029 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Zschornoer Heidesitz mit großem Engagement und hoherFachkompetenz. Die Schwerpunkte des Managementplaneswurden in die Forsteinrichtungübernommen. Die Heide wird von einerbeauftragten Firma portionsweise gemäht.Zusätzlich laufen seit zwei Jahren aufInitiative des Bundesforstamtes erfolgreicheVersuche, die Flächen durch Feuermanagementoffen zu halten. Die Regulation vonBrut- und Rastbestände im SPA Zschornoer Heide1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECKrickente Anas crecca 1-3 2Birkhuhn Tetrao tetrix 3-5 1 x 3Fischadler Pandion haliaetus 1 3 x 3Wespenbussard Pernis apivorus >1 2 xRohrweihe Circus aeruginosus >1 3 xRotmilan Milvus milvus 0-1 3 x 2Schwarzmilan Milvus migrans 0-1 3 x 3Baumfalke Falco subbuteo 1-2 1Kranich Grus grus 8 3 x 2Kiebitz Vanellus vanellus 4 3 3Sperlingskauz Glaucidium passerinum 1 xSchwarzwild und Fuchs erfolgt sehr konsequent.Als Hauptgefährdungsursache ist dasAbreißen des Kontaktes zur Quellpopulationin der Muskauer Heide (Sachsen) anzusehen.Hier werden in den nächsten Jahrengrößere Teile des Birkhuhn-Lebensraumesdurch einen Tagebauaufschluss verloren gehen.Unklar ist außerdem, ob bei einem Verkaufder Fläche die bisher so erfolgreichdurchgeführten Managementmaßnahmenanderen Interessen geopfert werden. Für diebereits in Privatbesitz befindlichen Flächendes Muskauer Faltenbogens existiert keinManagementplan. Die bisherige Bewirtschaftungscheint aber auf einen Erhalt derbeerkrautreichen Nadelwälder und das stärkereEinbringen von Laubholzarten ausgerichtetzu sein.Fortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECUhu Bubo bubo 0-1 1 x 3Ziegenmelker Caprimulgus europaeus 20-30 2 x 2Eisvogel Alcedo atthis 0-1 2 x 3Wiedehopf Upupa epops 2-4 1 3Schwarzspecht Dryocopus martius >5 xMittelspecht Dendrocopos medius 120 3 x 2Sperbergrasmücke Sylvia nisoria >5 xBrachpieper Anthus campestris 6-9 1 x 3Ortolan Emberiza hortulana


NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 159–161 159REINHARD MÖCKEL, HELMUT DONATH, UWE ALBRECHTDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Niederlausitzer HeideSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA-Gebiet Niederlausitzer Heide, Artenschutzprogramm Auerhuhn<strong>Land</strong>es-Nr. 7030EU-Nr. DE 4447-421Gesamtgröße: ca. 16.649 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Buchwald; Der Loben; ForsthausPrösa; Hohe Warte; Rochauer Heide;Tannenbusch und Teichlandschaft GroßMehßowIm Verfahren: Der Loben (Erweiterung);HohenleipischLSGFestgesetzt: Hohenleipisch-Sornoer-Altmoränenlandschaft;Lausitzer Grenzwallzwischen Gehren, Crinitz und Buschwiesen;Nexdorf-Kirchhainer-Waldlandschaft;Rochau-Kolpiener Heide; WaldlandschaftDoberlug-Kirchhain2 Beschreibung des GebietesIm Vogelschutzgebiet sind vier Teilflächenzusammengefasst, die rund um das Kirchhain-FinsterwalderBecken in der naturräumlichenGroßeinheit Lausitzer Becken- undHeideland angeordnet sind. Die RochauerHeide zwischen Dahme und Sonnewaldeund die Babbener Heide südlich von FürstlichDrehna gehören zum Naturpark Niederlausitzer<strong>Land</strong>rücken, die LiebenwerdaerHeide nördlich von Elsterwerda und derForst Weißhaus westlich von Doberlug-Kirchhain liegen im Naturpark NiederlausitzerHeidelandschaft. Auf Hochflächen desSaale-Glazials (120 bis 140 m über NN) befindensich relativ große und wenig zerschnitteneWaldgebiete; sie sind dadurchkühler und niederschlagsreicher als die angrenzendenBeckenlagen mit ihren Niederungenund Grundmoränenplatten. Örtlichsind Heideflächen auf ehemaligen Truppenübungsplätzenoder militärischen Tanklagerneingeschlossen.Die überwiegend nährstoffarmen Bödenwerden durch Vorkommen von Tieflehm-Staugleyen oder Tieflehm-Fahlerden charakterisiert.Es handelt sich somit um natürlicheStandorte von Traubeneichenwäldern. Danebenherrschen Sandböden (überwiegendPodsole) vor, welche ohne menschlichenEinfluss die natürliche Waldgesellschaft desTraubeneichen-Kiefern-Mischwaldes oderDer submontane Charakter wird insbesonderean Bachtälern, Mooren und Teichensichtbar. Hier gibt es kleinere natürliche Fichtenvorkommen,im Süden sogar mit derWeißtanne. An wenigen Stellen tritt auchdie Rotbuche in Horsten auf. In den ehemalsmilitärisch genutzten Flächen sind Offenbereichemit Calluna-Heiden und Sandmagerrasenzu finden. Feuchtgebiete (Beckenmoorkomplexe,Zwischenmoore, Fischteiche)nehmen nur kleinere Anteile ein.Wegen der Grundwasserferne waren dieKernbereiche im Mittelalter nicht entwaldet(Reliktwälder). Sie hatten als Waldweide einebesondere Bedeutung, was zur Förderungder Eichen beitrug. Einige Flächen wurdenim Interesse des Hochadels für die Jagdauf Auerhähne besonders geschützt.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietIn diesem SPA befinden sich die bedeutendstenVorkommen des <strong>Land</strong>es <strong>Brandenburg</strong>von Raufuß- und Sperlingskauz. So wurdenin den Jahren 2000 bis 2004 zwischen 6 und10 Bruten (im Mittel 8) des Raufußkauzes inden untersuchten Teilflächen Rochauer, Babbenerund Liebenwerdaer Heide gefunden.Die Zahl der besetzten Reviere schwanktezwischen 16 und 20 (Mittelwert: 17). Ein bis2 weitere Reviere der Art sind für den ForstWeißhaus anzunehmen.Der Sperlingskauz brütete in <strong>Brandenburg</strong>bislang nur in der Rochauer Heide. Ein Erstnachweisgelang am 20.10.1994 (MÖCKEL &ILLIG 1995); Bruten erfolgten 1996, 1997,1999, 2003 und 2004 (MÖCKEL & ILLIG 1997,ergänzt). Für Rochauer und LiebenwerdaerHeide sowie Forst Weißhaus mit NSG Buchwaldliegen Beobachtungen des Grauspechtesvor, während der Schwarzspecht in allenvier Teilflächen zahlreich vertreten ist. Fürbeide Arten stehen genauere Erhebungennoch aus. Der Mittelspecht wurde in der Liebenwerdaerund Babbener Heide gefunden(2005 mind. 8 bzw. 3 Rev.; F. Raden). Auchim NSG Buchwald wurde er 2005 mit mindestens2 Paaren nachgewiesen.Eine Besonderheit im SPA ist der frühereTruppenübungsplatz in der LiebenwerdaerHeide. Im Jahre 2000 brüteten auf den beidenOffenflächen 51 Paare der Heidelerche,des beerstrauchreichen Kiefernwaldes hervorbringen.Aktuell dominieren Kiefernforste.Mit dem Älterwerden dieser Beständebietet sich durch gezielte Waldumbaumaßnahmendie Möglichkeit, allmählich zu einemnaturnäheren und vielgestaltigerenWaldbild zu kommen. Abb. 1 NSG Tannenbusch und Teichlandschaft bei Groß Mehßow LUA, CIRNSPA 7030 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Niederlausitzer Heide


160 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7030 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Niederlausitzer HeideAbb. 225 des Neuntöters und sechs des Brachpiepers(F. Raden). Dazu kommen jährlich 2 bis3 Bruten des Wiedehopfs und 2 bis 4 desRaubwürgers. Vom Ziegenmelker wurden2001 acht Reviere gefunden. Für die gesamteLiebenwerdaer Heide konnte 2003 einBestand von 30 Revieren ermittelt werden(F. Raden).Mit dem Loben gehört zur LiebenwerdaerHeide außerdem ein größerer Moorkomplex.Hier nisten 12 bis 14 Paare des Kranichs(F. Raden). Bis zu 3 Paare von Seeadlerund Fischadler sowie 2 Paare des Schwarzstorchesnisten im gesamten SPA.Das Auerhuhn muss gegenwärtig als ausgestorbengelten. Die letzten sicheren Nachweiseliegen aber erst kurze Zeit zurück(Forst Weißhaus und Liebenwerdaer Heide1992, Babbener Heide 1997, Rochauer Heide1998). Aktuelle Untersuchungen (MÖCKELet al. 1999) zeigen, dass die Chancen für eineWiederansiedlung durchaus positiv zu sehensind.Mit der Wiederansiedlung baumbrütenderWanderfalken in der Rochauer Heide wurdeim Frühjahr 2005 bereits begonnen.– naturnaher, störungsarmer lichter Traubeneichen-Kiefernwäldermit Beerensträuchern– von hohem Alt- und Totholzanteil in denWäldern, alten Einzelbäumen, Überhälternsowie Habitat-Holzstrukturen (Höhlen,Risse, Spalten, Teilkronenbrüche, Wurzelteller,rauer Stammoberfläche u. a.)– intakter Bruchwälder, Waldmoore, Sümpfeund Kleingewässer mit naturnahenWasserständen und Wasserstandsdynamik– eines Mosaiks von vegetationsfreien und-armen Sandoffenflächen, lückigenSandtrocken- und Magerrasen, Zwergstrauchheidenund lichten strukturreichenVorwäldern mit hohem Anteil früherSukzessionsstadien– naturnaher und natürlicher Fließgewässer-Streckenmit ausgeprägter Gewässerdynamik(Mäander, Kolke, Uferabbrüche,Steilwände u. a.)5 Vorschläge zu MaßnahmenAus dem Artenschutzprogramm für das Auerhuhn(MÖCKEL & KRAUT 2002) gehen konkreteVorschläge zur Entwicklung der vier Teilgebietehervor. Sie sind dort als Auerhuhn-Entwicklungsräumeausgewiesen. Nach bisherigerKenntnis nützt eine konsequente Berücksichtigungder spezifischen Habitatansprüchedieser Art auch den übrigen schutzbedürftigenVogelarten. Insbesondere werden kleinflächigeDiversität, vertikale Strukturierung,hoher Alt- und Totholzanteil sowie eine Vermehrunginnerer Grenzlinien angestrebt.Höhlenbäume und markante Überhälter solltenals Bruthabitate bzw. Strukturelemente einesnaturnahen Waldes erhalten werden. Esist grundsätzlich notwendig, auf Kahlschlägezu verzichten und Naturverjüngung zu fördern,insbesondere der Traubeneiche. DerAnteil der Waldinnenränder soll durch FemelundSaumhiebe, Freistellung von geschütztenBiotopen wie Mooren und Heiden sowie Ver-4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und/oder Wiederherstellung– einer großräumig unzerschnittenen nährstoffarmen<strong>Land</strong>schaft als Lebensraumfür hochspezialisierte Organismen sowieeiner Vielfalt an ÖkosystemenAbb. 3Reich strukturierter Traubeneichen-MischwaldFoto: U. Albrecht


REINHARD MÖCKEL, HELMUT DONATH, UWE ALBRECHT: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) NIEDERLAUSITZER HEIDE 161zicht auf lineare Strukturen bei Rückegassenschrittweise erhöht werden. Pioniergehölzewie Aspe und Vogelbeere sind zu fördern,ebenso Blau- und Preiselbeere als wichtigeNahrungspflanzen für das Auerhuhn (z. B.durch Verzicht auf den Anbau gebietsfremderGehölzarten, da sich die Zwergsträucher nurin lichten Wäldern entwickeln können).Sobald in Umsetzung des Artenschutzprogrammsmit der Wiederansiedlung des Auerhuhnsbegonnen wurde, ist es erforderlich,die forstlichen Maßnahmen auf die MonateAugust bis Dezember zu beschränken. DieHolzernte muss einzelstammweise oderdurch Femelhiebe erfolgen. Wo sich Kulturzäunenicht vermeiden lassen, muss eine Verblendungals Anflugschutz erfolgen. Kolonienvon Waldameisen sind als Nahrung fürdas Auerhuhn zu fördern und zu schützen,u.a. indem kleinere Fehlstellen im Waldbestandnicht mehr aufgeforstetet werden.Ein weiterer Schwerpunkt ist die Stabilisierungdes Wasserhaushalts. Dadurch ist dasAustrocknen der Moore zu verhindern. FrühereMoorkerne sind durch Verschließen vonGräben zu reaktivieren. Auf den Neubauvon Wegen und Straßen sowie eine Befestigungder vorhanden muss verzichtet werden.Für Reiter, Wanderer und Radfahrersollen in den als SPA geschützten Kernzonender vier Waldkomplexe keine neuen Wegeangelegt werden. Ein Besucherlenkungskonzeptsoll den Erholungsverkehr steuern.Nur in der Liebenwerdaer Heide, wo es infolgeder beiden früheren militärischen Übungsarealezur Ansiedlung seltener Sandheidebewohnerkam, wird das weitere Offenhaltenausgewählter Bereiche durch ein gezieltesManagement angestrebt.Abb. 4 Raufußkauz mit BeuteFoto: R. MöckelSPA 7030 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Niederlausitzer HeideAbb. 5 Heidelandschaft im NSG Forsthaus PrösaFoto: U. AlbrechtBrut- und Rastbestände im SPA Niederlausitzer Heide 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECSingschwan Cygnus cygnus 3-5 R xTundrasaatgans Anser fabalis rossicus >1.500Blässgans Anser albifrons >1.000Graugans Anser anser >15Krickente Anas crecca >2 >5 2Knäkente Anas querquedula >1 1 3Tafelente Aythya ferina >4 v 2Reiherente Aythya fuligula >4 3Schellente Bucephala clangula 1-2 >8 3Auerhuhn Tetrao urogallus 0-2 1 xZwergtaucher Tachybaptus ruficollis >1 3Rohrdommel Botaurus stellaris 0-1 1 x 3Graureiher Ardea cinerea >6Schwarzstorch Ciconia nigra 1-2 1 x 2Fischadler Pandion haliaetus 2-3 3 x 3Wespenbussard Pernis apivorus >3 2 xRohrweihe Circus aeruginosus 3 3 xRotmilan Milvus milvus >3 3 x 2Schwarzmilan Milvus migrans >1 3 x 3Seeadler Haliaeetus albicilla 2-3 2 x 1Fortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECBaumfalke Falco subbuteo 3-5 1Wanderfalke Falco peregrinus 1 1 xKranich Grus grus 12-14 200-1.700 3 x 2Wachtelkönig Crex crex 1 1 x 1Großer Brachvogel Numenius arquata 3-8 1 2Waldschnepfe Scolopax rusticola >10 3 3Bekassine Gallinago gallinago 5 >6 2 3Raufußkauz Aegolius funereus 16-20 R xSperlingskauz Glaucidium passerinum 0-5 xZiegenmelker Caprimulgus europaeus >35 2 x 2Eisvogel Alcedo atthis 1-2 2 x 3Wiedehopf Upupa epops 5-8 1 3Grauspecht Picus canus 2-3 R x 3Schwarzspecht Dryocopus martius >40 xMittelspecht Dendrocopos medius 17-25 3 xNeuntöter Lanius collurio >35 x 3Raubwürger Lanius excubitor 4-6 1 3Sperbergrasmücke Sylvia nisoria >8 xBrachpieper Anthus campestris 10-11 1 x 3Ortolan Emberiza hortulana 3 3 x 2


162 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 162–164RONALD BESCHOWSPA 7031 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Lausitzer BergbaufolgelandschaftDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Lausitzer BergbaufolgelandschaftSchlagwörter:1 Allgemeine AngabeSPA Lausitzer Bergbaufolgelandschaft, Sukzession, Offenlandarten<strong>Land</strong>es-Nr. 7031EU-Nr. DE 4450-421Gesamtgröße: ca. 6.079 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: GrünhausIm Verfahren: BergbaufolgelandschaftGrünhaus (Erweiterung)LSGFestgesetzt: Hohenleipisch-Sornoer-Altmoränenlandschaft2 Beschreibung des GebietesMischwälder mit überwiegend einheimischenBaumarten begründet.Bei hoher Flächendynamik wird sich etwa2012 die endgültige Nutzungsartenverteilungeinstellen. Wald wird dann ca. 45 %Flächenanteil einnehmen. Die Dominanz desOffenlandes wird auch in den nächsten Jahrenden generellen Gebietscharakter einerreich strukturierten Halboffenlandschaft prägen.Im Bereich der zukünftigen KleinleipischerSeenkette (Heidesee, KleinleipischerSee, Grünhauser Seen) ist ein ca. 1.200 hagroßes Areal für die Sukzession vorgesehen.Die etwa 30 ha große Insel im GräbendorferSee soll sich ebenfalls zu einem Trockenrasenstandortentwickeln. Die Bestandteile derBergbaufolglandschaft mit mehreren kleinenTagebauseen, Flachwasserzonen (z. B. Seeteichsenke)sowie Tümpeln, Fließgewässern,Trocken- und Magerrasen auf Sukzessionsflächen,offene Sandareale, extensives Grünlandund gut strukturierte Ackerflächen werdeneine hohe Nutzungs- und Funktionsvielfaltfür die Vogelwelt garantieren.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietDen Vogelartenreichtum des Gebietes belegen200 Artnachweise, darunter 111 Brutvogelarten.Für weitere 10 besteht Brutverdacht.Das differenzierte Alters- und Reifestadiumder Teilgebiete von den Rohbodenflächenauf den Kippen bis zum Altwaldkomplexim Grünhauser Forst bedingen dieseformenreiche Vogelfauna. Insgesamt brüten16 Arten des Anhangs I im Gebiet undweitere 26 wurden bisher als Gastvogel registriert.Von den wertbestimmenden Artenhaben einige Brutvögel der Kippen bedeutendeBrutbestände aufgebaut. Der Brachpiepertritt aktuell mit jährlich 50 bis 70 Revieren(Rev.) insbesondere in den TeilgebietenGrünhaus und Welzow-Süd auf. Der Ortolanbesetzt allein in Welzow-Süd jährlich25 bis 40 Rev. Weitere Arten des Offenlandeszeigen derzeit positive Bestandentwicklungenim Gesamtgebiet, z. B. Neuntöter>130 Rev., Heidelerche 70 bis 80 Rev. undDas SPA repräsentiert einen für Südbrandenburgtypischen Vogellebensraum, der durchden großflächigen Braunkohlebergbau geschaffenwurde. Aus laufenden und stillgelegtenTagebauen wurden vier Teilgebiete ausgewählt,die die Besonderheiten von Kippenstandortenfür den Vogelschutz repräsentieren:Welzow-Süd (2.400 ha), Insel und OstuferGräbendorfer See (164 ha), Ilse-Weiher Meuro(300 ha) und Grünhaus (3.215 ha). Sie erstreckensich auf einer ca. 45 km langen Ost-West-Zone zwischen den Städten Spremberg Nund Finsterwalde in den naturräumlichenGroßeinheiten Lausitzer Becken- und Heidelandsowie Niederlausitzer <strong>Land</strong>rücken.Bei einer Gesamtfläche von 6.079 ha entfallen5.300 ha auf vom Bergbau gestalteteAreale. Das sind etwa 10 % Anteil am LausitzerBraunkohlenrevier im <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong>.Im Teilgebiet Grünhaus (TagebauKleinleipisch) schließt sich ein ca. 520 hagroßer Waldkomplex am Tagebaurand an,welcher in das Schutzgebiet integriert wurde(s. MÖCKEL et al. 1999). Einen gut strukturiertenund überwiegend durch Sukzessiongeprägten Waldsaum gibt es am TagebaurandWelzow-Süd (etwa 250 ha).In allen vier Teilgebieten finden noch planmäßigeGestaltungs- und Sicherungsarbeitenan den künftigen Tagebaugewässernstatt. Die anstehenden quartären und tertiärenKippsubstrate sind inhomogen und erzeugenein Mosaik rasch wechselnderStandorte. Der erreichte Rekultivierungsstandliegt bei ca. 65 %. Die aktuelle Flächennutzungbesteht aus 30 % extensiver <strong>Land</strong>wirtschaft/Grasland,35 % Wald und 3 % Wasserflächen.Der jetzige Anteil an Rohbödenmit > 30 % wird sich bis zum Abschluss derSanierungsmaßnahmen auf ca. 20 % reduzieren.Die ältesten Kippenforste sind aktuellum 40 Jahre alt und umfassen monotone Kiefern-und Roteichenkulturen. Nur in Welzow-Süd wurden nach 1990 laubholzdominierte Abb. 1 Bergbaufolgelandschaft LUA-Archiv, CIR


RONALD BESCHOW: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) LAUSITZER BERGBAUFOLGELANDSCHAFT 163Abb. 2Sperbergrasmücke 30 bis 35 Rev. Der fürSandheiden charakteristische Ziegenmelkerbeginnt zunehmend ältere Kippenareale undTagebauränder zu besiedeln (bis zu 20 Rev.).Kranich (3-4 Rev.) und Rohrweihe (>10Rev.) sind weitere Bewohner der Bergbaufolgelandschaft.An den Altwald im Forst Grünhaus sind dieBrutvorkommen von Wespenbussard, Rotmilan,Raufußkauz, Schwarz- und Mittelspechtgebunden.Neben den Arten des Anhangs I treten eineReihe von Brutvogelarten der Roten Liste<strong>Brandenburg</strong>s im SPA auf, u. a. Baumfalke,(1-2 BP), Wiedehopf (4-5 BP) und Raubwürger(20-25 Rev.). Weitere Arten besitzen lokaleSiedlungsschwerpunkte, wo sie großflächighohe Siedlungsdichten erreichen. Alleinin Welzow-Süd hat die Grauammer seit1991 einen Bestandanstieg von 3 bis 5 Rev.auf mind. 138 im Jahr 2005 vollzogen. Bemerkenswertist die Regelmäßigkeit im Auftretender Wachtel (25-70 Rufer, deutlicheZunahme seit 2000). Das Rebhuhn ist mit 20bis 25 Rev. vertreten. Flussregenpfeifer undKiebitz brüten in Abhängigkeit vom Flächenangebotmit bis zu 15 Paaren im Gebiet. GuteBrutbedingungen finden auch Braunkehlchen(45-50 Rev.) und das erst seit 10 Jahrenhier regelmäßig nistende Schwarzkehlchen(15-20 Rev.) vor. Der von sehr starkemBestandrückgang betroffene Steinschätzerhat mit 50-70 Rev. ein stabiles Vorkommen.Da an den potenziellen Brutplätzen noch Sanierungsarbeitenlaufen, sind die störungsanfälligenMöwen bisher kaum als Brutvogelaufgetreten. Auf der Insel im GräbendorferSee haben schon Sturmmöwe und erstmals2005 zwei Paare Großmöwen (Silber-,Mittelmeer-, und Steppenmöwe in Mischpaaren)gebrütet.Abb. 3FlussseeschwalbeNeben der Bedeutung für Brutvögel hat dasSPA wichtige Funktionen als Rast- undDurchzuggebiet. Ein bedeutender Kranichrastplatzbefindet sich an den KlärteichenGrünhaus. Regelmäßig werden über 2.000Vögel gezählt, max. 2.690. Damit zählt diesesGebiet zu den wichtigsten Schlafplätzenin der Lausitz (PRANGE 2001). NordischeGänse nutzen die Kleinleipischer Seenketteund den Gräbendorfer See zunehmend alsSchlafgewässer (Saatgans, bis 2.750 Ind.;Blässgans, bis 1.000 Ind.).Im großflächigen Offenland (Luzerneäcker,Grasland, Sukzession) stellen sich zahlreicheGreifvogelarten als Wintergäste ein (BESCHOW& HANSEL 1997). Im Teilgebiet Welzow-Südwurden im Rahmen eines Monitorrings z. T.überregional beachtliche Tageswerte ermittelt:Kornweihe 19, Raufußbussard 39,Mäusebussard bis 60, Turmfalke bis 30 undMerlin 3. Für einige Kleinvogelarten wurde imSpätsommer starker Durchzug nachgewiesen(BESCHOW & HANSEL 2002). Tageswerte vonbis zu 274 Braunkehlchen, 28 Schwarzkehlchen,61 Steinschmätzer, 110 Neuntöter und42 Brachpieper wurden festgestellt.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und/oder Wiederherstellung– eines Mosaiks von vegetationsfreien und-armen Sandoffenflächen und lückigenSandtrocken- und Magerrasen überZwergstrauchheiden bis hin zu lichten,strukturreichen Vorwäldern mit hohemAnteil früher Sukzessionsstadien– halboffener Kiefernwälder und -heidenmit Laubholzanteilen und hohen Altbeständensowie reich gegliederten WaldrändernFoto: B. RudolphSPA 7031 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Lausitzer Bergbaufolgelandschaft


164 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7031 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Lausitzer BergbaufolgelandschaftAbb. 4Sukzessionsflächen im NSG GrünhausFoto: U. AlbrechtBrut- und Rastvogelbestände im SPA Lausitzer Bergbaufolgelandschaft 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 0-1 4-11 vSingschwan Cygnus cygnus


NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005 165Gesamtverzeichnis der LiteraturAABBO (Arbeitsgemeinschaft Berlin-<strong>Brandenburg</strong>ischerOrnithologen) 2001: Die Vogelweltvon Berlin und <strong>Brandenburg</strong>. Verl. Natur& Text Rangsdorf. 684 S.ABBO 2003: Important Bird Areas (IBA) in<strong>Brandenburg</strong> und Berlin. Verl. Natur & TextRangsdorf. 192 S.ALEX, U. & FLESCHNER, J. 1994: Zur Bedeutungvon Zwergstrauchheiden und Sandoffenlandschaftenfür die Vogelwelt, dargestellt am Beispieldes Truppenübungsplatzes Altengrabow.Natursch. <strong>Land</strong>schaftspfl. Bbg. 3 (3): 23-26ALEX, U. & KEHL, G. 1999: Zum Vorkommendes Uhus (Bubo bubo) im Hohen Fläming.Natursch. <strong>Land</strong>schaftspfl. Bbg. 8 (4) 1999:144-147ARBEITSKREIS FÜR STADTGESCHICHTE im <strong>Brandenburg</strong>ischenKulturbund (Hrsg.) 2003: Chronikder Stadt <strong>Brandenburg</strong>. BerlinBBARROW, M. 1997: Vegetationskundliche Untersuchungenzur Biodiversität von Grünlandgesellschaftendes Fiener Bruchs. Diplomarb.Uni Potsdam (unveröff.)BECKER, J. 1996: Große Rohrdommel (Botaurusstellaris) und Zwergdommel (Ixobrychus minutus)im Altkreis Gransee. Otis 4: 73-77BECKER, J. 1997: Angaben zum Vogelbestandim NSG „Oderwiesen nördlich Frankfurt (O.)“1970 bis 1997. Mnskr. (unveröff.)BESCHOW, R. & HANSEL, W. 1997: Zum Greifvogelvorkommenin einem jungen Rekultivierungsgebietdes Tagebaues Welzow-Südim Winter 1995/96 und Winter 1996/97.Otis 5: 74-87BESCHOW, R. & HANSEL, W. 2002: Zur Rastausgewählter Kleinvogelarten im TagebauWelzow-Süd. Otis 10: 115-131BEUTLER, H. 1993: Die Wanderdüne auf demTruppenübungsplatz Jüterbog. Natursch.<strong>Land</strong>schaftspfl. Bbg. 2 (2): 12-15BEUTLER, H. 1993: Steckbriefe der Truppenübungsplätze<strong>Brandenburg</strong>s: WGT-Nr. P1Jännersdorf. 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L 206:7-50DETMERS, E. 1912: Ein Beitrag zur Kenntnisder Verbreitung einiger jagdlich wichtigerBrutvögel in Deutschland. Veröff. Inst. Jagdkunde.Bd.1. 5: 65-164DITTBERNER, H. & W. 1976: Der Seggenrohrsängerim Bezirk Frankfurt/Oder. Falke 23:78-81DITTBERNER, H. & W. 1984: Die Schafstelze.Neue Brehm-Bücherei. A. Ziemsen Verl. LutherstadtWittenberg.DITTBERNER, W. 1992: Vogelbeobachtungen1992 aus der Uckermark. Ornith. Mitt. 33:303-304DITTBERNER, H. & W. 1993: Rastplatzökologiedes Goldregenpfeifers (Pluvialis apricaria) inder Uckermark. Beitr. Vogelkd. 39: 227-247DITTBERNER, H. & W. 1993: Schwarzkehlchen,Saxicola torquata – Brutvogel in der Uckermark.Falke 40: 78-85DITTBERNER, W. 1996: Die Vogelwelt derUckermark mit Schorfheide und unteremOdertal. Hoyer-Verl. Galenbeck. 392 S.DITTBERNER, W. 1996: Erste Bruten von Zwergmöwe(Larus minutus), Weißflügel- (Chlidoniasleucopterus) und Weißbart-Seeschwalbe(Chlidonias hybridus) in <strong>Brandenburg</strong>. Limicola10. 258-266DITTBERNER, W. 1998: Ornithologische Beobachtungenwährend und nach der Sommerflutung1997 im unteren Odertal. Limicola12: 20-37DOER, D.; MELTER, J. & SUDFELDT, C. 2002: Anwendungder ornithologischen Kriterien zurAuswahl von Important Bird Areas in Deutschland.Ber. Vogelschutz 38: 111-155DONATH, H. 1999: Bergbaufolgelandschaft –Leit- und Zielarten zur Beurteilung von Naturschutzkonzepten.Teil 1: Brutvogelarten.Biol. Stud. Luckau 28: 71-85DRÖSSLER, H.-P. 1965: Zum Vorkommen derSumpfohreule im Fiener Bruch. Orn. Beitr.Elb-Havel-Winkel 1: 27Dumke, O. 1994: Ökologische Untersuchungenzum Vorkommen der Großtrappe (Otistarda L.) in den Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesen.Diplomarb. Fak. Bau-, Wasser-, ForstwesenTechn. Univ. Dresden (unveröff.)EESCHHOLZ, N. 1993: Ergebnisse des Nistkastenprogrammsfür Turmfalken (Falcco tinnunculus),L. 1758 im Kreis Belzig. AchtjährigeUntersuchungen zur Bestandsentwicklungbeim Turmfalken unter dem Einflußvon künstlichen Nisthilfen. 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166 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005schaftspfl. Bbg. 10: 52-61GOTTSCHALK, W. 1972: Zur Ernährung derEulen und zur Kleinsäugerfauna des FienerBruches und seiner Randgebiete. Beitr.Tierw. Mark IX: 135-153GREEN, R. E.; ROCAMORA, G. &. SCHÄFER, R.1997: Populations, ecology and threats to theCorncrake Crex crex in Europe. Vogelwelt118. 117-134GRIMMET, R. F. A. & JONES, T. A. 1989: ImportantBird Areas in Europe. International Councilfor Bird Preservation. Cambrigde. ICBPTechn. Publ. 9GROßER, K. H. 1993: Gutachten zur Schutzwürdigkeitund zur künftigen Pflege desNSG im Zschornoer Wald. i. A. <strong>Land</strong>esumweltamtBbg. 17 S.HHAASE, P.; LANGEMACH, T.; PESTER, H.; SCHRÖ-TER, H. 1999: Management von wanderndenWasservogelarten (Gänse, Schwäne, Kraniche)zum Schutze landwirtschaftlicher Kulturenin <strong>Brandenburg</strong> – Möglichkeiten undGrenzen. Ber. z. 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NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005 167Untersuchungen aus dem <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong>.Acta ornithoecologica 4. 2-4: 237-267LEHMANN, R. 1999: Vorbereitung und Durchführungvon Maßnahmen zur Wiederherstellungvon Birkhuhn-Lebensräumen in derZschornoer Heide mit Ausblick auf den<strong>Land</strong>kreis Spree-Neiße. Natur & Text in<strong>Brandenburg</strong> GmbH. Gutachten i. A. <strong>Land</strong>kreisSpree-Neiße (unveröff.) 83 S.LEHMANN, R. 2000a: ArtenschutzprogrammBirkhuhn. Ministerium f. <strong>Land</strong>wirtschaft, Umweltsch.Raumordn. Bbg. 44 S.LEHMANN, R. 2000b: Zur Situation des Birkhuhnsin <strong>Brandenburg</strong> – Rückgangsursachen,aktueller Bestand und Schutzkonzept.Sächs. <strong>Land</strong>esstiftg. Natur Umwelt. Birkhuhnschutzheute 1: 50-57LEHRKAMP, H. 1987: Die Auswirkungen derMeliorationen auf die Bodenentwicklung imRandow-Welse-Bruch. Diss. (A). Agr.-wiss.Fak. 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168 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005servat von internationaler Bedeutung. Arch.Natursch. <strong>Land</strong>schaftsforsch. 17: 247-264RUTSCHKE, E. & MIETH, W. 1966: Zur Verbreitungund Ökologie der Großtrappe (Otistarda L.) in den brandenburgischen Bezirken.Beitr. Tierwelt Mark III: 77-130RUTSCHKE, E. & SEEGER, J.-J. 1965: Über den Limikolenzugam Gülper See. Wiss. Z. Päd.Hochsch. Potsdam. Math.-nat. R. 9: 409-417RYSLAVY, T. 1996: Außergewöhnliche Brutkoloniedes Schwarzhalstauchers (Podiceps nigricollis)in <strong>Brandenburg</strong>. Otis 4 (1/2): 162-163RYSLAVY, T. 2001: Zur Bestandssituation ausgewählterVogelarten in <strong>Brandenburg</strong> – Jahresbericht1999. Natursch. <strong>Land</strong>schaftspflegein Bbg. 10: 4-16RYSLAVY, T. 2004: Rastbestandserfassung desGoldregenpfeifers im Oktober 2003 in <strong>Brandenburg</strong>.Natursch. <strong>Land</strong>schaftspfl. Bbg. 13(4): 158-160RYSLAVY, T. & BICH, T. 1999: Das Fiener Bruch– eine schutzwürdige Kulturlandschaft. Natursch.<strong>Land</strong>schaftspfl. Bbg. 8: 4-12SSCHEFFLER, W. 1980: Brutnachweis des Waldwasserläufersim NSG Stechlin. Naturschutzarb.Berl. Bbg. 16:32SCHEFFLER, W. & FLÖSSNER, D. 1987: Die Vögelund einige andere Wirbeltiere im NSG„Stechlin“. Arch. Naturs. <strong>Land</strong>sch.forsch.Berlin 27: 125-132SCHNEIDER, H. 1985: Avifauna des NSG „GülperSee“ und des angrenzenden Gebietes(Passeres). Diplomarb. PH Potsdam (unveröff.)SCHREIBER, H. & RAUCH, M. 2005: Kranich-Sammel-, Rast- und Schlafplatz Nauen 2004(unveröff.)SCHOLZ, E. 1962: Die naturräumliche Gliederung<strong>Brandenburg</strong>s. Päd. BezirkskabinettPotsdam. 93 S.SCHONERT, H. 1969: Beobachtungen rastenderEnten in der Uckerniederung. Beitr. Vogelkde14: 310 323SCHONERT, H. 1986: Zum Vorkommen der Limikolenim Kreis Prenzlau. Beitr. Vogelkde32: 65 107SCHONERT, H. & HEISE, G. 1970: Die Vögeldes Kreises Prenzlau. Orn. Rundbrief Mecklenburgs(NF) 11 (Sonderh.)SCHUBERT, P. 1987: Die Vogelwelt des KreisesBelzig. (Hrsg. Kulturbund DDR., Ges. f. Naturund Umwelt): 1-35SCHULZ, M. & FREYHOF, J. 2003: (Coregonusfontanae) a new spring-spawing cisco fromLake Stechlin northern Germany (Salmonidiformes:Corigonidae). Ichthyological Explorationof Freshwaters 14: 209-216SCHUMMER, R.; SOHNS, G. & WAWRZYNIAK, H.1971: Zur Vogelwelt des NSG „Rietzer See“und seiner Umgebung. Beitr. Tierw. MarkVIII: 73-150SCHWARZ, R.; RÖDEL, I. & BAIER, R. 1997: Schutzwürdigkeitsgutachtenfür das geplante NaturschutzgebietHeidehof-Golmberg. Natur &Text Rangsdorf. Gutachten (unveröff.)SCHWARZ, R.; WEBER, P.; KAISER, H.; MERTENS,J.; WESNER, J. & MACHATZI, B. 1994: Floristisch-faunistischesKurzgutachten für dasgeplante Naturschutzgebiet Forst Zinna-Keilberg. Natur & Text Rangsdorf. Gutachten(unveröff.)SEEGER, J.-J. 1972: Seltene Limikolenarten amGülper See und dessen Umgebung 1965 bis1970. Falke 19: 27-28SEEGER, J.-J. 1977 Zentrale Limikolenfangaktion1975 und 1976. Mitt. u. Berichte ZfW 9,H. 1: 30-34SLOTTA, E. 1994: Der Bestand nordischerZugvögel sowie der Einfluß menschlicherAktivitäten – Einfluß auf die Verteilung ihrerNahrungs- u. Schlafhabitate der mittleren Elbe.Diplomarb. Univ. Hamburg. 90 S.SOHNS, G. & DÜRR, T. 1993: Die Bedeutungdes Strengs im Naturschutzgebiet „RietzerSee“ für die Vogelwelt. Natursch. <strong>Land</strong>schaftspfl.Bbg. 2 (4): 41-46SÖMMER, P. 1995: Zur Situation des FischadlersPandion haliaetus in <strong>Brandenburg</strong>. Vogelwelt116: 181-186STALLKNECHT, R. & P. 1966: Die Uferschnepfe.Beiträge zu einigen Verhaltensweisen. Falke13: 400-407STALLKNECHT, R. & P. 1967: Am Nest der Uferschnepfe.Falke 14: 264-267, 295-297SUDFELDT, C.; DOER, D.; HÖTKER, H.; MAYR, C.;UNSELT, C.; LINDEINER, A. V. & BAUER, H.-G.2002: Important Bird Areas (Bedeutende Vogelschutzgebiete)in Deutschland. Ber. Vogelschutz38: 17-109VVÖSSING, A. & GILLE, H. 1994: Errichtung undSicherung schutzwürdiger Teile von Natur und<strong>Land</strong>schaft mit gesamtstaatlicher repräsentativerBedeutung. Projekt: Unteres Odertal, <strong>Brandenburg</strong>.Natur u. <strong>Land</strong>schaft 69: 323-331WWAWRZYNIAK, H. & SOHNS, G. 1977: Der Seggenrohrsänger.Neue Brehm-Bücherei. ZiemsenVerl. Lutherstadt Wittenberg.WAWRZYNIAK, H. & SOHNS, G. 1986: Die Bartmeise.Neue Brehm-Bücherei. Ziemsen Verl.Lutherstadt Wittenberg. 168 S.WIEDEMANN, D.; LANDECK, I. & PLATEN, R. 2005:Sukzession der Spinnenfauna (Arach.: Araneae)in der Bergbaufolgelandschaft Grünhaus(Niederlausitz). Natursch. <strong>Land</strong>schaftspf. Bbg.14 (2): 52-59WIEGANK, F. 1982: Die Vögel der Seelensdorf-PritzerberHeide und der angrenzendenNiederungen. Naturschutzarb. Berl. Bbg.(Beih.) 5. 37 S.ZZERNING, M. 1991: Gutachten zur Avifaunades „Truppenübungsplatzes Döberitz“ einschließlichdes einstweilig gesicherten NSG„Ferbitzer Bruch“. Arbeitsmat. (unveröff.)ZERNING, M. 2005: Die Brutvorkommen wertgebenderVogelarten im EU-SPA DöberitzerHeide. Abschlussber. Brutvogelkartierg. SPADöb. Heide 2005 (unveröff.)


NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005 169Anschriftenverzeichnis der Autorinnen und AutorenAlbrecht, UweAm Park 104, 04910 ElsterwerdaArendt, Knut, Dr.Kaakstedter Straße 24, 17268 GerswaldeBeschow, RonaldAm Berghang 12a, 03130 SprembergBich, ThomasWinkelstraße 10a, 39307 TucheimBlohm, TorstenDorfstraße 48, 17291 SchönwerderBukowsky, Norbert<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>Naturpark Uckermärkische SeenZehdenicker Straße 1, 17279 LychenDittberner, WinfriedPF 100540, 16295 Schwedt/OderDonath, Helmut<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>Naturpark Niederlausitzer <strong>Land</strong>rückenGärtnereihaus, Luckauer Straße 103246 Fürstlich DrehnaDürr, Tobias<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>Staatliche VogelschutzwarteAußenstelle Rietzer See, Bruchstraße 6014550 Groß KreutzFreymann, HubertWelsower Straße, Ausbau 216278 Angermünde, OT KerkowGiering, BodoAugust-Bebel-Straße 42 a17268 Boitzenburger <strong>Land</strong>Grützmacher, GerhardLindenstraße 26, 15377 WaldsieversdorfHaase, Peter<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>Naturpark Westhavelland14715 Havelaue, OT PareyHastedt, Ulrike<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>Biosphärenreservat Flusslandschaft MittlereElbe, Neuhausstraße 9, 19322 RühstädtHenne, Eberhard, Dr.<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>Biosphärenreservat Schorfheide ChorinHoher Steinweg 5-6, 16278 AngermündeHenschel, LotharTrebbiner Straße 5, 15806 DabendorfHielscher, Kati, Dr.<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>, Ö 2Berliner Straße 21-2514471 PotsdamHoffmann, Jörg, Dr.Am Mühlenfließ 8, 15377 WaldsieversdorfKalbe, Lothar, Dr.Am Weinberg 26, 14547 StückenKehl, GünterWielandstraße 5, 14471 PotsdamKöhler, Ralf, Dr.<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>, Ö 4Berliner Straße Str. 21-25, 14471 PotsdamKoszinski, AndreasSeestraße 2, 15377 WaldsieversdorfKraatz, UlfFörsterweg 24, 16306 Casekow,OT BlumbergLanggemach, Torsten, Dr.<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>Staatliche Vogelschutzwarte, Dorfstraße 34,14715 Buckow, OT NennhausenLehmann, RolandNatur und TextFriedensallee 21, 15834 RangsdorfLitzbarski, Bärbel, Dr.Förderverein Großtrappenschutz e. VBuckower Dorfstraße 34, 14715 Nennhausen,OT BuckowLitzbarski, Heinz, Dr.Förderverein Großtrappenschutz e. V.Buckower Dorfstraße 34, 14715 Nennhausen,OT BuckowManowsky, OttoSchönebecker Straße 12, 16247 JoachimsthalMittelstädt, HelmutHauptstraße 72, 15377 WaldsieversdorfMöckel, ReinhardLerchenweg 28, 03130 SprembergNeuschulz, Frank, Dr.Gartenstraße 7, 29475 GorlebenOehlschlaeger, Susanne, Dr.Weinmeisterstraße 52, 14469 PotsdamPutze, MathiasTheodor-Körner-Straße 1414712 RathenowRudolph, BodoEichelhof 3, 14797 Kloster LehninRyslavy, Torsten<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>Staatliche Vogelschutzwarte, Dorfstraße 34,14715 Buckow, OT NennhausenScheffler, WolframDagowseestraße 10, 16775 Stechlin-DagowSchoknecht, Thomas, Dr.<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>, Ö 2Berliner Straße 21-25 14471 PotsdamSohns, Gertfred<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>Staatliche VogelschutzwarteAußenstelle Rietzer See, Bruchstraße 60,14550 Groß KreutzStein, Andreas<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>Außenstelle Frankfurt, RO 7, MüllroserChaussee 50, 15236 Frankfurt (Oder)Zerning, MichaelOtterkiez 8, 14478 PotsdamZimmermann, Frank, Dr.<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>, Ö 2Berliner Straße 21-25, 14471 Potsdam


170 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005IM LANDESUMWELTAMT NEU ERSCHIENENUmsetzung der WasserrahmenrichtlinieBericht zur Bestandsaufnahme für das <strong>Land</strong><strong>Brandenburg</strong> (C-Bericht)In den letzten Jahrzehnten hat die EuropäischeUnion wichtige Regelwerke verabschiedet,die der Vor- und Nachsorge im Umweltschutzdienen. Eines dieser wichtigen Regelwerkeist die EU-Wasserrahmenrichtlinie ausdem Jahr 2000. Sie ist eine fachlich ausgerichteteNachhaltigkeitsstrategie für die Gewässersystemeund setzt ökologische Qualitätsziele.Die Wasserrahmenrichtlinie fordert bis Ende2004 die Erarbeitung von Bestandsaufnahmenvom Zustand der Gewässer einschließlicheiner Einschätzung, ob die ökologischenund Qualitätsziele bis 2015 erreichtwerden.Für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtliniein <strong>Brandenburg</strong> ist jetzt der „Bericht zurBestandsaufnahme für das <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong>(C-Bericht)“ vom <strong>Land</strong>esumweltamt<strong>Brandenburg</strong> herausgegeben worden. DieserBericht enthält neben einer Beschreibungder Flussgebietseinheiten Elbe und Oder eineAnalyse der Merkmale dieser Flussgebietseinheitenund die Überprüfung der Umweltauswirkungenmenschlicher Tätigkeiten. Eswird auch eine wirtschaftliche Analyse vorgenommen.Der Band enthält außerdem einVerzeichnis der Schutzgebiete.Bestelladresse:E-Mail: infoline@lua.brandenburg.de, Fax:0331-29 21 08 oder <strong>Land</strong>esumweltamt<strong>Brandenburg</strong>, S5, Umweltinformation, ÖffentlichkeitsarbeitKLEINE MITTEILUNGENRenaturierung der HavelIn den nächsten 13 Jahrensoll die Havel in Teilen<strong>Brandenburg</strong>s und Sachsen-Anhaltswieder renaturiertwerden. Das Projektgebietist das größteund bedeutsamste Feuchtgebiet im BinnenlandMitteleuropas: die untere Havelniederungzwischen Pritzerbe in <strong>Brandenburg</strong> undGnevsdorf in Sachsen-Anhalt. Sie erstrecktsich über den brandenburgischen NaturparkWesthavelland und das BiosphärenreservatsMittelelbe in Sachsen-Anhalt. Der NABU alsProjektträger hat zusammen mit dem <strong>Land</strong>kreisHavelland, dem <strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>,dem <strong>Land</strong>esverwaltungsamt Sachsen-Anhaltund dem Biosphärenreservat FlusslandschaftMittlere Elbe zur Auftaktkonferenzgeladen, um der Öffentlichkeit die Ziele desvom Bundesamt für Naturschutz gefördertenProjektes vorzustellen.Das zu 75 % aus Bundesmitteln finanzierteProjekt leistet nicht nur einen Beitrag zur Erfüllungder europäischen Wasserrahmenrichtlinieund zum Netzwerk der SchutzgebieteNatura 2000. Das Vorhaben ist ganz eng mitder Hochwasserschutz-Konzeption des <strong>Land</strong>es<strong>Brandenburg</strong> verknüpft. Die Havel funktioniertdann als Zwischenspeicher für überschüssigesWasser aus der Elbe. In der renaturiertenAue wird es bei einer Scheitelkappungvon Elbhochwässern nicht zu solchen gravierendenFolgen für Fische, Fischerei und <strong>Land</strong>wirtschaftkommen wie bei der Flut 2002.MLUVMoorschutz in <strong>Brandenburg</strong>Die <strong>Land</strong>esforstverwaltung startete vor einemJahr in Zusammenarbeit mit dem <strong>Land</strong>esumweltamt<strong>Brandenburg</strong> und Hochschulenein Programm zum Schutz und der gezieltenVerbesserung der Waldmoore. DieMoore in den Wäldern <strong>Brandenburg</strong>s sindeinzigartige Ökosysteme, Speicher für Wasserund Kohlenstoff. Sie bieten wichtige Refugienfür seltene und geschützte Arten.Natürliche und wachsende Moore bliebenfast ausschließlich in Waldgebieten erhalten.Auf 26 Moorflächen im <strong>Land</strong>eswald mit einerFläche von zirka 1.600 ha werden gegenwärtigProjekte geplant oder umgesetzt. Einesdieser Projekte, das zirka 5 ha große Waldmoorim Naturschutzgebiet „ReiersdorferWinkel“ wurde im November der Öffentlichkeitvorgestellt. Bei diesem Projekt zeigt sich,was zur Erhaltung oder Renaturierung derMoore in Wäldern getan werden kann. Nebeneiner Verbesserung der Waldstrukturenim Umfeld geht es hier um wasserbaulicheMaßnahmen. Dazu zählen das Verschließenvon nicht mehr benötigen Abflussgräbenund die stufenweise Anhebung des Wasserstandesin den Mooren, die Beseitigung vonnicht standortgerechten Baumarten wie derFichte und eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit.Mit der Stabilisierung des <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltssoll erreicht werden, den für dieWaldmoore so verheerenden Austrocknungs-und Mineralisierungsprozess zu stoppen.Der Erhalt der wertvollen organischenSubstanz der Moore (Torfe) durch Wiedervernässungsmaßnahmenist notwendigeVoraussetzung für das Überleben dieserWasserspeicher. Darüber hinaus erfüllt das<strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong> seine Verpflichtungen, diesich aus der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinieergeben.LUA10 Jahre Stiftung NaturSchutzFondsAuf zehn Jahre erfolgreiche Arbeit im Dienstvon Mensch und Natur kann in diesem Jahrdie Stiftung NaturSchutzFonds zurückblicken.Auf der Grundlage des brandenburgischenNaturschutzgesetzes errichtet, hat sich dieStiftung dem Schutz, der Pflege und der Entwicklungvon Natur und <strong>Land</strong>schaft im <strong>Land</strong><strong>Brandenburg</strong> verschrieben. In den vergangenenzehn Jahren haben die Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter der Stiftung 550 Anträge aufFörderung von Naturschutzprojekten bearbeitet.Über 300 Projekte konnten mit insgesamt14,8 Millionen Euro unterstützt werden.Damit wurden Naturschutzvorhaben ermöglicht,deren finanzieller Gesamtwert mehr als40 Millionen Euro beträgt. Im Mittelpunkt derFördertätigkeit der Stiftung standen nebender Renaturierung von Fließgewässern undder Revitalisierung von Mooren die Anlagevon Kleingewässern und Hecken. WeitereFörderschwerpunkte waren spezielle Schutzmaßnahmenfür Tiere und Pflanzen.Um für den Naturschutz bedeutende Arealeerhalten und entwickeln zu können, übernimmtund erwirbt die Stiftung neben derProjektförderung und -durchführung seit einigenJahren selbst Flächen. Deren Umfang beträgtbislang etwa 2.000 ha in 24 Gebietenim <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong>. Räumliche Schwerpunktebilden die Flusslandschaft der Elbe inder Prignitz und die Bergbaufolgelandschaftin der Lausitz.Regionale Flächenpools initiiert die im Jahr2002 eigens gegründete FlächenagenturGmbH im Auftrag der Stiftung. Dabei handeltes sich um naturschutzfachlich aufgewerteteFlächen, die Investoren zum Ausgleich vonEingriffen in Natur und <strong>Land</strong>schaft, wie sie z.B. durch Flächenversiegelungen entstehen,angeboten werden. Ziel der Agentur ist, dieim Naturschutzgesetz festgelegte Eingriffsregelungeffektiver zu gestalten.Die Naturwacht ist seit 1997 beim Natur-SchutzFonds angesiedelt. <strong>Brandenburg</strong>s Rangersind unverzichtbar für die Umsetzung dergesetzlichen Aufgaben des Naturschutzes undder <strong>Land</strong>schaftspflege in den 15 Großschutzgebietendes <strong>Land</strong>es. Durch Jugendarbeit, geführteWanderungen, Rad- oder Kanutourensowie zahlreiche Aktionstage fördern die Naturwächterdas Interesse am Naturtourismus,der aufgrund der Strukturschwäche der ländlichenRegion zunehmend wirtschaftliche Bedeutunggewinnt.Der Jahresbericht 2004 gibt Auskunft über dieVielzahl der Aktivitäten des Naturschutzfonds.Pressespiegel MLUV


NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005 171TAGUNGArbeitstagung zum Fledermaus und Kleinsäugetierschutzim <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong>Am 19.11.2005 fand in Neuruppin die traditionelldurch die Naturschutzstation Zippelsfördedes <strong>Land</strong>esumweltamtes <strong>Brandenburg</strong>in Zusammenarbeit mit dem <strong>Land</strong>esfachausschussfür Säugetierkunde <strong>Brandenburg</strong> Berlindes NABU in einem zweijährigen Rhythmusdurchgeführte Tagung statt.Mit über 80 Teilnehmern aus <strong>Brandenburg</strong> sowieGästen aus Mecklenburg-Vorpommern,Sachsen-Anhalt und Sachsen fand die Veranstaltungwiederum reges Interesse.Am Vormittag standen Beiträge zu Biologie,Schutz und Verbreitungssituation gefährdeterKleinsäugetiere auf dem Programm.So gab Frau Dr. A. Kayser einen Überblickzur aktuellen Situation des Feldhamsters inEuropa und in Deutschland.T. Blohm und H. Hauf stellten beeindruckendeUntersuchungen zum Siebenschläfer im MelzowerForst (<strong>Land</strong>kreis Uckermark) vor, dieüber einen Zeitraum von 10 Jahren in kontinuierlicher,wissenschaftlich fundierter und ehrenamtlicher(!) Arbeit durchgeführt wurden.Mit dem Wirken des Vogelpastors C. L.BREHM beschäftigte sich der Vortrag vonDr. D. Köhler, der insbesondere dessen Arbeitenzur Biologie der Wasserspitzmaus recherchierteund auswertete.Im Nachmittagsprogramm gab T. Dürr eineerste Übersicht zu Anflugopfern von Fledermäusenan Windenergieanlagen im <strong>Land</strong><strong>Brandenburg</strong>.Die Ergebnisse seiner Diplomarbeit zu Fledermauswinterquartierenim <strong>Land</strong>kreis Barnimstellte Matthias Göttsche vor, die durchBewertung von Zustand, vorkommenden Fledermausartenund Gefährdung einen guteBasis für die Einleitung von praktischenSchutzmaßnahmen bieten.A. Hagenguth referierte zu einem im Rahmeneines F+E-Vorhabens von der Stiftung EURO-NATUR durchgeführten Projekt zur Optimierungvon Fledermauswinterquartieren in Ostdeutschland.Von den hierbei bearbeiteten 31Objekten, in der Mehrzahl Militärbunker, liegen16 Objekte in <strong>Brandenburg</strong>. Die Sicherungdes FFH-Gebietes 473 (BrauereikellerFrankfurt/Oder) wurde als besonders bedeutendeingeschätzt.Darüber hinaus folgten Kurzbeiträge von L.Ittermann zu Fledermausnetzfängen amBrauereikeller Frankfurt sowie I. Richter zuFördermöglichkeiten von forstwirtschaftlichenMaßnahmen (Erhalt von Totholzbzw. Alt- und Biotopbäumen) und darausabgeleiteten Möglichkeiten für den Fledermausschutzim Wald.Jana TeubnerBestellungen per Fax: 03 31.27 76-183AbonnementLiebe Leserinnen,liebe Leser,wenn Sie „N und L – Naturschutz und <strong>Land</strong>schaftspflegein <strong>Brandenburg</strong>“ zum Jahresbezugspreisvon 12,– Euro (zzgl. Mehrwertsteuerund Versand) abonnieren möchten,dann füllen Sie – bitte deutlich schreiben –nachfolgenden Coupon aus und schicken ihnan:<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>Abt. ÖNW/Ö1.3PF 60 10 6114410 PotsdamName, VornameStraße, Hausnummer (PF, PSF)Postleitzahl, Ort✗Vertrauensgarantie: Ich kann diese Bestellung von „Naturschutz und <strong>Land</strong>schaftpflege in<strong>Brandenburg</strong> (einschl. Rote Listen) innerhalb sieben Tagen schriftlich widerrufen. Eine einfacheBenachrichtigung genügt (Datum Poststempel). Unterschrift nicht vergessen!✗Datum Unterschrift ab Monat/Jahr StückSonderhefte sind nicht Bestandteil des Abonnements.Das Abonnement verlängert sich um jeweils 1 Jahr, wenn es nicht acht Wochen vor Jahresendegekündigt wird.

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