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PDF zum Download: WPK-Quarterly I 2011

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Die WissenschaftsjournalistenÖffentlichkeit im InternetAusgabe I / <strong>2011</strong>DAS MAGAZIN DER WISSENSCHAFTS-PRESSEKONFERENZ e.V.Getrennte WeltenBlogs fordern die Massenmedienbeim Arsen Bakterium GFAJ-1 herausAnstoßWeb 2.0TheseDebattenkarten versprechenmehr ÜbersichtResearchGate vernetzt900.000 ForscherOhne Embargos wenigergefakte News!?


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>2Die außerirdische Mikrobe GFAJ-1EDITORIALEs war keine der ganz großen Geschichten.Jedenfalls keine, an die sichweithin wahrgenommene Diskussionenangeschlossen hätten über die Auswüchseeiner auf kurzfristige Resonanzin der Öffentlichkeit zielende Wissenschaftskommunikation.Das mutmaßlichArsen fressende Bakterium GFAJ-1wird manchem schon kein Begriff mehrsein. Anfang Dezember 2010 beschäftigtees nur einen kurzen Moment langdie Wissenschaftsredakteure dieserWelt und fiel danach dem Vergessenanheim. Reißerisch hatte die NASA vorder Präsentation des Befundes am 2.Dezember 2010 und seiner Publikationin Science online die Neugier der Pressegeweckt. Eine „astrobiologische Entdeckung“wurde angekündigt, eine, dieEinfluss haben werde auf unsere Vorstellungenvon außerirdischem Leben.Darauf nahm dieses Bakterium stattdessenkeinen Einfluss. Interessantwar eher, was sich in zahlreichen Blogsabspielte. Deren Autoren verwandeltendieses Resultat binnen sehr kurzerZeit in ein äußerst fragwürdiges StückWissenschaftsgeschichte, das sich -anders als von der NASA angestrebt -wahrscheinlich nicht in jenen Kapitelnfindet, in denen von herausragendenEntdeckungen die Rede ist. Stattdessenmachten sie es zu einem Absatz imKapitel über gehypte Resultate und dieVerantwortung renommierter Wissenschaftsjournalewie Science. Die Bloggerstellten die Arsen-Bakterien damitin eine Reihe mit den fragwürdigen Klimavorhersageneines Mojib Latif, demMissing Link eines Jörn Hurum oder -noch naheliegender – dem Fund einerMars-Mikrobe auf einem Meteoriten,die 1996 ihren Weg in die ZeitschriftScience fand und von der bislang niemandmit letzter Sicherheit zu sagenweiß, ob es sich dabei tatsächlich umdas handelte, was es der NASA zufolgesein sollte.Die Auseinandersetzung um die Aussagekraftder Arsen-Papers ging an denMassenmedien fast vollständig vorbei.Das ist uns Anlass, den Rummel um dieentdeckten Bakterien einmal genauerunter die Lupe zu nehmen. AlexanderStirn gibt in seinem Beitrag Einblicke indie NASA-Pressearbeit, die den Hypeanstachelte. Nicole Heißmann hat mitVincent Kiernan über die Rolle gesprochen,die Embargos spielen, wenn Forschunggehypt wird. Wir beschreibendie Berichterstattung in den Massenmedien,die dieses Resultat gängigenRoutinen folgend in ein Faszination weckendesKonsumgut verwandelte. Wirsuchen nach Erklärungen für die weitverbreitete Ignoranz bezogen auf das,was sich in Weblogs abspielte. Die Diskussionendort hat Lars Fischer für unszusammengefasst und bewertet.Eine der möglichen Erklärungen dafür,dass Blogs praktisch keinen Eingangin die Medienberichterstattunggefunden haben, ist die Marktorientierungdes Wissenschaftsjournalismus.Möglicherweise hielt man die schwer


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>3nachvollziehbaren detaillierten methodischenEinwände gegen dieses Resultatfür nicht griffig genug, um sie in eine Berichterstattungeinfließen zu lassen, dieden wissenschaftlichen Laien im Blickhat. Möglicherweise ist das, was sich inder Blogosphäre abspielte, aber aucheinfach an den offline-Medien vorbeigegangen,weil sie über keine geeigneteOptik verfügen, um derlei Rauschen tatsächlichwahrzunehmen. Denn dass sieauch die fragwürdigen Umstände derVeröffentlichung von Forschungsresultatenin der Berichterstattung angemessenwürdigen können, haben sie zuletztbei Ida, dem vermeintlichen MissingLink des Norwegers Jörn Hurum gezeigt.Dass dies im aktuellen Fall nichtgelang, dürfte auch der Unübersichtlichkeitgeschuldet sein, die immer dannentsteht, wenn sich zahlreiche Blogs einemeinzelnen Thema zuwenden undman sich mühselig durch viele SeitenKommentare lesen muss. Zudem istes schwierig, die öffentliche Relevanzdieser Blogs verlässlich einzuschätzen,weil meist unklar ist, wie viele Leser sieeigentlich haben.Eine Zahl haben wir gefunden: DerBlog von Rosie Redfield, die einen ausführlichenReview der Arsen-Studie amSamstag, dem 04.12.2010 veröffentlichte,soll binnen einer Woche 90.000Zugriffe verzeichnet haben. Und das,obwohl diesem Blog davor allenfalls einigeHundert Interessierte folgten. EineMöglichkeit, solcher Unübersichtlichkeitetwas entgegen zu stellen, beschreibtRalf Grötker. Er stellt uns Debattenkartenvor, die auf www.fuerundwider.orgÜbersichtlichkeit in verwirrende Debattenbringen sollen.Wir hoffen wie immer, dass dieseAusgabe Anregungen liefert für dasalltägliche Tun. Ich wünsche eine anregendeLektüre.]Markus LehmkuhlInhaltEditorialGetrennte öffentliche Sphären:Massenmedien berichten über das mutmaßliche ArsenBakterium, als gäbe es das Internet nichtKritische Blogs:Bloggende Wissenschaftler nehmendas Arsen-Bakterium schneller und effektiverunter die Lupe als die MassenmedienVincent Kiernan im Interview:Ohne Embargos weniger gefakte NewsKritik:Wo NASA drauf steht, sind noch lange keine News drin!Eine Wikipedia der Debatten:Argumentationskarten könnenbeim Diskutieren im Netz helfenIjad Madisch im Interview:Online-Stammtisch für Forscher -ResearchGate vernetzt 900.000 ForscherDie unheilvolle rosa Salbe:Der WDR scheitert mit der Kündigung von Klaus Martens2471012131416Markus Lehmkuhlist Projektleiteran der FU Berlin,ArbeitsstelleWissenschaftsjournalismus,und leitet die<strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>Redaktion.Impressum16


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>4Getrennte öffentliche SphärenDie offline Medien berichten über das mutmaßlich Arsen fressende Bakterium so,als gäbe es das Internet nichtVon Markus LehmkuhlVordergründig war das mutmaßlichArsen fressende Bakterium eine Geschichtewie viele vor ihr und wahrscheinlichviele danach. Ein Fund, derwegen seiner möglichen Implikationenfür unsere Vorstellungen von den Bedingungendes Lebens als bemerkenswert,als faszinierend zu gelten hat.Entsprechend wurde etwa der dpa-Berichtgut gedruckt, er fand sich AnfangDezember 2010 insbesondere im Vermischtender Regionalzeitungen häufig.Auch die überregionale Qualitätspressegriff das Thema auf. Die gut eingespieltenRoutinen folgende journalistischeAufbereitung ist aber in diesem Fall beachtenswert.Sie offenbart eine bemerkenswerteIgnoranz gegenüber einerDebatte, die in Weblogs Wogen schlug.In den Berichten der offline-Mediensteht, dass ein Bakterium entdecktwurde, das etwas kann, was die Wissenschaftbisher nicht für möglich hielt.Es verwertet Arsen statt Phosphor. Diebesondere Resonanzfähigkeit dieserNachricht verdankt sich aber wenigerdiesem Befund an und für sich, sonderneher den Implikationen für dieMöglichkeit außerirdischen Lebens.Denn wenn Leben statt auf Phosphorauch auf Arsen gründen kann, dann -so wird suggeriert - erweitere sich derRaum beträchtlich, in dem Leben möglichscheint.Die offline Medienwecken Faszinationstatt zu politisierenDas in Science publizierte Resultatlässt sich aus diesem Grund vomJournalismus gut nutzen, um verbreiteteNutzungsmotive innerhalbder Rezipientenschaft zu bedienen.Diese wendet sich, Befunden eineseuropäischen Forschungsprojekteszufolge (www.fu-berlin.de/avsa), wissenschaftlichenErgebnissen unteranderem dann zu, wenn sie geeignetsind, ihre eigene Erfahrungswelt zuentgrenzen. Anders ausgedrückt gehtes Zuschauern und Lesern von Wissenschaftdarum, sich faszinieren zulassen. Und das trifft eben ganz besondersauf Sachverhalte zu, die weithinaus gehen über das, was der eigenenErfahrungswelt zugänglich ist. Eszählen dazu Einblicke in ferne Zeitenoder unermesslich weit entfernte galaktischeRäume, in denen sich möglicherweiseLebensformen tummeln, dieArsen verwerten.Der Journalismus und auch die Wissenschaftselbst wissen natürlich umdiese Vorlieben des Publikums undtragen ihm entsprechend Rechnung.Zum Beispiel dadurch, dass die Deutungenund Spekulationen der NASA-Astrobiologen, allen voran der von derLeiterin der Studie, Felisa Wolfe-Simon,weite Verbreitung finden: Wennschon auf der Erde so etwas möglichist, was kann das Leben dann noch?Oder auch durch das Veröffentlichenwolkiger Ankündigungen durch dieNASA, das ein Resultat in Aussichtstellt, das unsere Vorstellungen überdie Möglichkeiten außerirdischen Lebensbeeinflussen dürfte.Will man das, was in den deutschenZeitungen über diese Studie geschriebenworden ist, knapp zusammenfassen,so kommt man zu dem Schluss,dass nahezu alle die Anklänge andas Extraterrestrische nutzen, umAufmerksamkeit für diese Studie zuwecken. Freilich gibt es Unterschiedeim Grad. Zugleich lässt sich ein Bemühenerkennen, diese Befunde vonunabhängigen Dritten bewerten zu lassen.Allerdings bleibt dieses Bemühenbeschränkt auf Artikel, die erkennbarvon auf Wissenschaft spezialisiertenAutoren verfasst wurden. In den Boulevardzeitungenfinden sich solcheEinordnungen nicht. Viele Regionalzeitungenkürzten die entsprechendePassage im dpa-Bericht raus. Dort, wosich diese Einordnungen finden, wirddie geweckte Faszination im Regelfallmoderat relativiert. Allerdings gibt esAusnahmen. Während dpa Expertenzu Wort kommen lässt, die insbesonderedie weitreichenden Folgerungender verantwortlichen WissenschaftlerinFelisa Wolfe-Simon nur ungenügenddurch die veröffentlichten Daten gedecktsehen, hält ein Experte in derZeit es für „sicher, dass diese Bakterienmassiv Arsenate in ihre Moleküleeingebaut haben“. Damit lassen esdie allermeisten Zeitungen bewenden.Das faszinierende Ergebnis istverkündet und ganz grob eingeordnet.Danach herrscht Schweigen. Nur einesehr kleine Zahl deutschsprachigerZeitungen greift das Thema danachnoch einmal auf.Die Bakterien werdenin ein öffentlichesKonsumgut verwandeltund dann vergessen.Damit bleibt die Berichterstattungeinem gängigen Muster verhaftet. Sieunterscheidet sich substantiell nichtvom Fund einer neuen Homo Art, derEntdeckung der ältesten figürlichenDarstellung eines Menschen durchden Menschen oder von Berichten darüber,dass Piranhas nicht so gefährlichsind, wie allgemein angenommen.Es ist ein Muster, dass Rezipienten<strong>zum</strong> Staunen anregt und dass ihnenim besten Fall einen von Bewunderungund Überraschung geleitetenAusspruch entlockt: Faszinierend!Es ist eine Berichterstattung, die denMister Spock in uns allen ansprichtoder mindestens ansprechen soll. Diemutmaßlich Arsen fressenden Bakteriensind wie viele andere Befunde davorin eine Art öffentliches Konsumgutverwandelt worden, das unmittelbaranschließend dem Vergessen überantwortetwird.


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>5Es spiegelt sich darin die Rückbindungdes Journalismus an bestimmte,recht verbreitete Bedürfnisse desPublikums und damit des Marktes,der solche Konsumgüter nachfragt.In dem Bemühen, das Ergebnis vonunabhängigen Dritten einordnen undbewerten zu lassen, spiegelt sich dieRückbindung des Journalismus anweithin akzeptierte Handlungsnormenfür die berufliche Praxis, die imFall von wissenschaftlichen Ergebnissenwie diesem implizieren, nichtFaszination zu wecken für etwas, dasdes Hinsehens gänzlich unwürdig ist.Dieses Bemühen um Einordnung undKommentierung ist allerdings nichtgleichzusetzen mit der Frage, ob dasResultat „wahr“ oder „unwahr“ ist. Darumgeht es bei den Einordnungen allenfallsam Rande.Stattdessen liegt das Schwergewichtder Bewertungen auf den Spekulationenum außerirdisches Leben.Die meisten Experten, die zu Wortkommen, sehen in dem Bakteriumeher einen Ausweis für die extremeAnpassungsfähigkeit irdischen Lebens,sie stellen sich also gegen dieDeutungsversuche der NASA Astrobiologen,die in dem Bakterium eineArt irdischer Referenz für die Wahrscheinlichkeitaußerirdischen Lebenssehen wollen.Diese beiden Orientierungen anMarkt und Moral sind konstitutiv für dieIdentität des Journalismus. Es bietetsich allerdings an, von Fall zu Fall zuüberdenken, ob die Art und Weise, wiesich diese beiden Orientierungen in derdurch Routinen bestimmten journalistischenPraxis im Einzelfall ausprägen,nicht mindestens ergänzungsbedürftigsind. Es ist ja nicht in Stein gemeißelt,dass man neue wissenschaftliche Resultatenur im Gewande einer mehroder minder aufregenden Entdeckungan den Mann und die Frau bekommenkann. In diesem konkreten Einzelfallist sogar zweifelhaft, dass diese thematischeRahmung die eigentlich interessanteist.Anlass für diese Zweifel ist das, wassich vor, aber besonders nach der Publikationdes Befundes auf einzelnenBlogs abspielte. Anlass für die Zweifelist aber auch, dass die Lust auf Faszinationselbstverständlich nicht sämtlicheSegmente des Publikums in gleicherWeise kennzeichnet. Ausweislichder qualitativen Befunde des bereitserwähnten Forschungsprojektes, dassetwa 400 Menschen aus fünf europäischenLändern über Motive für ihreZuwendung zu wissenschaftlichen Inhaltenhat diskutieren lassen, lässt sichsogar von einer gewissen Polarisierungdes Publikums ausgehen, die sich besondersauf die Faszination weckendemediale Rekonstruktion wissenschaftlicherBefunde bezieht. Es gibt dieGruppe derjenigen, die das lieben. Esgibt aber auch diejenigen, die es hassen.Angesichts dessen kann man dieRekonstruktion der Arsen Geschichteeine Art Kompromisslösung nennen,die klar die Züge des common senseträgt, die also den kleinsten gemeinsamenNenner widerspiegelt. Man wecktFaszination und relativiert sie gleichzeitigmoderat, ohne in eine wissenschaftlicheKontroverse einsteigen <strong>zum</strong>üssen, von der sicher angenommenwerden muss, dass sie sowohl Journalismusals auch das von GerhardMaletzke so genannte, „disperse“ Publikumüberfordert.GFAJ-1 =Give Felisa A JobOrientierung am common sense stehtfür Massenmedien. Die Spezialdiskurselaufen bei diesem Thema im Wesentlichenim Internet, genauer gesagtin einzelnen Weblogs ab, zu der etwader der kanadischen WissenschaftlerinRosie Redfield gehört (http://rrresearch.blogspot.com/2010/12/arsenic-associated-bacteria-nasas.html). Verglichen mit den offline Medienzeigt sich in den Blogs ein gänzlichanderer thematischer Fokus. Die Arsenfressenden Bakterien sind nicht Faszinosum,sie sind Ausgangspunkt einerwissenschaftlichen Kontroverse überdie Frage, ob es wahr oder unwahr ist,was Felisa Wolfe-Simon ermittelt habenwill. Und diese Diskussion wird –wie eigentlich immer bei wissenschaftlichenKontroversen – bezogen auf dieArt und Weise, wie Felisa Wolfe-Simonzu ihrem Hauptergebnis gekommenist. Im Mittelpunkt der Erörterung indiesem Blog stehen methodische Details,denen ein molekularbiologischerLaie nicht folgen kann.Die methodischen Mängel, die damoniert werden, sind fundamental.Etwa der, dass nicht hinreichend sicherist, dass Arsen tatsächlich in dieDNS eingebaut worden sei. Es seiebenso möglich, dass es sich um Anhaftungenan der DNS handele, weildie nicht sorgfältig genug gewaschenworden ist. Dieser Vorwurf mutet an,als hätte ein Sozialwissenschaftler einenZusammenhang zwischen demVorkommen von Störchen und derKinderzahl gefunden, aber vergessen,den Einfluss der Industrialisierung aufbeide Variablen zu kontrollieren. DieserVorwurf wurde denn auch von FelisaWolfe-Simon in einem Interview mitScience zurückgewiesen.© Jodi Switzer Blum© Jodi Switzer BlumBilder einer vermeintlichen Sensation:Das obere Bild zeigt GFAJ-1 in einemPhosphormedium, das untere zeigt GFAJ-1in einem Arsenmedium. Deutlich zuerkennen ist, dass sich die Bakterienaufgebläht haben.Ausgehend von den behauptetenmethodischen Mängeln geriet auchdas Wissenschaftsmagazin Science inden Fokus der Kritik. Wie ist es möglich,dass ein so renommiertes Wissenschaftsmagazinein mutmaßlich soschlampiges Paper veröffentlicht? DasInterview des Wissenschaftsmagazinsmit der Studienleiterin wirkt in diesemZusammenhang fast grotesk. Sciencetut in dem Interview so, als hätte es mitder Qualität des publizierten Aufsatzes


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>6nichts zu tun. Es tut so, als sei lediglichdie Studienleiterin Wolfe-Simonunter Rechtfertigungsdruck, nicht aberScience selbst. Dabei ist es vor allemdie Zeitschrift, die unter erheblichemRechtfertigungsdruck steht, weil dieherausragende Qualität der in ihr publiziertenBefunde so etwas wie die Bedingungfür seine Stellung innerhalbdes Wissenschaftssystems ist. Denn esgeht um nichts anderes als den Vorwurf,die Zeitschrift würde in dem Bestreben,möglichst gute und interessante Forschungsergebnissezu versammeln, mitBlick auf die Resonanzfähigkeit in derÖffentlichkeit im Zweifel das interessanteeinem guten Paper vorziehen.Von all dem erscheint fast nichts inden offline-Medien. Nur vier Tageszeitungenverweisen mindestens auf dieDebatte in Blogs und rekonstruierendas Thema entweder als wissenschaftlicheKontroverse, oder aber sie legenwie die Süddeutsche Zeitung und partiellauch die FAZ den thematischenSchwerpunkt auf die Bedeutung, diedieser Einzelfall mutmaßlich für dieWissenschaftskommunikation und dieinternen Steuerungsmechanismen desWissenschaftsbetriebes hat. Hochrangigpublizierte Ergebnisse spielenbekanntlich eine zentrale Rolle für dieVergabe lukrativer Positionen. Nichtumsonst hat Felisa Wolfe-Simon dieBakterien GFAJ-1 genannt, das Acronymsoll nach Recherchen der WissenschaftsjournalistinDagmar Röhrlich für„Give Felisa A Job“ stehen.Kaum eine Zeitung greiftdie Internetdiskurse aufBei zwei dieser vier Pressetitel, Tagesspiegelund Neue Zürcher Zeitung, lässtsich aber mit einer gewissen Sicherheitausschließen, dass die Berichterstattungprimär durch das veranlasst wurde, wassich in den Blogs abspielte. Wahrscheinlicherist, dass ein tags zuvor erschienenerBericht in der New York Times vom14.12.2010 (Poisoned Debate Encirclesa Microbe Study‘s Result) für beide Anlasswar, die Arsen-Bakterien nochmalsaufzugreifen. Diesmal nicht mehr als einfaszinierendes wissenschaftliches Resultat,sondern als eine giftige wissenschaftlicheKontroverse.Weblogs und offline Medien stehendemnach bei diesem Einzelfall weitgehendwie zwei getrennte öffentlicheSphären nebeneinander. Es gibt kaumBerührungspunkte. Das gilt zunächstthematisch. Während es in den Blogsum eine Wissenschaftskontroversegeht, partiell auch noch um die möglicherweisedysfunktionale Selbststeuerungder Wissenschaft, die erfolgreicheForschungsvermarkter belohntstatt guter Wissenschaftler, spielt dasin den offline Medien kaum eine Rolle.Noch gravierender ist der Unterschiedbezogen auf das, was eigentlich dieKommunikation veranlasst. Währenddie Zweifel am Wahrheitsgehalt deswissenschaftlichen Befundes und mutmaßlichauch die Ignoranz der Massenmedienes sind, die die Blogger <strong>zum</strong>Sprechen bringen, verhält es sich beiden offline Medien genau umgekehrt.Zweifel am Wahrheitsgehalt diesesBefundes veranlassen Massenmedienam ehesten dazu, den Befund garnicht erst zu vermelden oder möglichstknapp abzufeiern. In diesem Einzelfalllässt sich das ganz gut illustrieren durchdie Art und Weise, wie die SüddeutscheZeitung das Thema am 03.12.2010nachrichtlich aufbereitet. Sehr klein, alsRandnotiz. Ursache sind erkennbar begründeteZweifel an der Aussagekraftdes Befundes.Massenmedien, das zeigen entsprechendeAnalysen immer wieder, könnenüber wissenschaftliche Studien in allerRegel nur dann sprechen, wenn sieerfolgreich waren. Und sie sind außerhalbvon Risikodiskursen, die anderenRegeln folgen als die Berichterstattungüber Forschungsresultate, von einzelnenAusnahmen abgesehen nicht inder Lage, wissenschaftliche Kontroversenzu thematisieren. Der italienischeWissenschaftssoziologe MassimianoBucchi hat das lakonisch damit erklärt,dass „scientific controversy per se tendsto confuse both reporter and readers“.Welches Verhältnisbesteht zwischen Weblogsund den offline-Medien?Es spricht deshalb einiges dafür,das Verhältnis zwischen den Massenmedienund den Weblogs in diesemFall als komplementär zu bezeichnen.„Komplementarität“, schreibt ChristophNeuberger in seinem Buch „Journalismusim Internet“, „ist erreicht, wenn sichMedientypen in ihrem Leistungsprofilunterscheiden und einander aus derNutzersicht ergänzen.“ Allerdings dürftedas nur dann gelten, wenn sich Nutzernicht durch ihre Zeitung verschaukeltfühlen, die ihnen mit Emphase eine faszinierendewissenschaftliche Sensationauf den Frühstückstisch legt, die nachzwei Klicks im Internet als Flim Flam erscheint.In einem solchen Fall ist aucheine Konkurrenzbeziehung denkbar.Hier der leichtverdauliche Flim Flam,dort die umfängliche und angemesseneBewertung.Und es dürfte nur dann gelten, wennes auch eine Schnittmenge gibt zwischendem Publikum der Massenmedienund den Lesern von Weblogs. Dafürgibt es in diesem Fall durchaus Indizien.Nach Recherchen der New York Timeshat allein der Blog von Rosie Redfield,der üblicherweise über einige hundertBesucher nicht hinauskommt, kurznach der Veröffentlichung der ArsenStudie in Science um die 90.000 Zugriffeverzeichnet. Das ist zwar noch keinMassenpublikum. Die Zahl müsste aberjedem journalistisch denkenden klarmachen, dass da draußen ein Publikumvon nicht genau zu beziffernder Größeist, das selbst vor schwer Verdaulichemnicht zurückzuschrecken scheint, weiles offensichtlich mehr und anderes wissenwill über dieses Bakterium, als inden offline Medien geboten wurde.Weblogs repräsentierenmehr als eine riesigeAnzahl von zersplitterten,durch SpezialinteressenzusammengehaltenenZufallsgruppenDie Zahl macht darüber hinaus einwichtiges Merkmal von Internetangebotendeutlich. Sie können sich bruchlosund ganz plötzlich in ein durchaus massenattraktivesAngebot verwandeln. In


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>7diesem Fall sehr wahrscheinlich deshalb,weil die Art der Popularisierungdurch die NASA und besonders diekonsonante Berichterstattung in Massenmedienin einem bestimmten Segmentdes Publikums Zweifel gesät hat,denen nachgegangen wird.Die Berichterstattung in Massenmedienüber das Thema allein ist abernicht hinreichend, um den Zuwachsder Nutzerzahlen bei diesem einzelnenWeblog zu erklären. Die Weblogs sindin diesem Fall mehr als bloßer Resonanzraumder Medienberichterstattung.Es ist plausibel anzunehmen, dass esanders als etwa Jürgen Habermas annimmt,im Internet so etwas wie Vermittlungsinstanzengibt, die von Fall zu Fallder Fragmentierung der Öffentlichkeit„in eine riesige Anzahl von zersplitterten,durch Spezialinteressen zusammengehaltenenZufallsgruppen“ etwasentgegensetzen und so von Fall zu Falldurchaus etwas schaffen können, wasauch in liberalen Systemen als funktionalesÄquivalent für Öffentlichkeitsstrukturengelten kann.Zu denken ist dabei weniger an einenational begrenzte, politische Öffentlichkeit.Ihr Kennzeichen besteht darin,dass einzelne Akteure mit Blick auf irgendeinpolitisches Thema Positionengeschlagenen - Ruf ihrer Forschungsrichtungbeschädigt sahen.Schon vor der eigentlichen Pressekonferenzzeigte sich so, dass dieWeltraumbehörde und die beteiligtenWissenschaftler die Dynamik des Internetschlicht unterschätzt hatten.Dass die Spekulationen unkontrolliertins Kraut schossen, ignorierten sieebenso geflissentlich wie die einsetzendeKritik an ihrem eigenen Beitragdazu - ein Muster, das sich überWochen fortsetzte. Während mit demAblauf des Embargos das öffentlicheRatespiel um die Meldung selbst beendetwar, sahen sich die NASA unddie Autoren mit einer Welle eben-und Argumente in den öffentlichen Diskurseinspeisen, die anschließend <strong>zum</strong>Bezugspunkt werden für Positionenund Argumente von anderen Akteuren.Im Idealfall führt das dazu, dass sichin der Öffentlichkeit ein Meinungsbildbildet, dass bindend wirkt für politischeEntscheidungsträger. Solche Diskursewerden von Massenmedien beherrscht.Deren Selektionsregeln entscheidenüber den Zugang zur Öffentlichkeit.Zu denken ist eher an eine internationaleÖffentlichkeit, deren Bezugspunktnicht nationale Regierungen sind.Stattdessen zielen sie auf das Regimeglobal operierender Wissenschaftsverlage.Wie sich gezeigt hat, vermochtediese Öffentlichkeit in diesem Falldurchaus so etwas wie einen Rechtfertigungsdruckauf Science zu entfalten.Angesichts der sich im Internet bildendenöffentlichen Meinung zu dieserStudie kann das Magazin nicht anders,als darauf bezogen zu kommunizieren.Man macht ein Interview mit der Studienleiterin,man kündigt sorgfältige Prüfungenan. Wenn man so will, reagiertScience auf eine öffentlich relevant gewordeneDemonstration des substantiiertenZweifels.Um im Bild zu bleiben, wird man sagenin diesem Fall versäumt haben, überdiese Demonstration zu berichten. Siehaben es versäumt, die Aufmerksamkeitfür die Arsen Studie auch dafür zunutzen, einer größeren ÖffentlichkeitEinblicke in das Innenleben des Wissenschaftsbetriebeszu verschaffen.Sie zeigen sich fixiert darauf, der Öffentlichkeitdas einzelne Ergebnis undseine wissenschaftliche Bedeutungzu erklären. Sie zeigen sich dem publicunderstanding of science verhaftetstatt dem public engagement with science.Von dem Versuch einer Politisierungsehen die offline Medien mitwenigen Ausnahmen ab.Es ist eine empirische Frage, warumdas in diesem Fall so war. Diese Fragekann jede Redaktion für sich selbstbeantworten. War es eine bewussteEntscheidung, eine notwendige Referenzan die Marktbedingungen?Oder ist die Resonanz in Weblogsauf diesen wissenschaftlichen Befundein blinder Fleck in der redaktionellenOptik? In einem solchen Fall solltensich Redaktionen fragen, wie sich Resonanzim Internet in die routinisiertenAbläufe der Redaktion integrierenlässt. Das Arsen-Bakterium wird nichtder letzte Fall bleiben, für den dasdürfen, dass es die offline Medien wichtig wird.]Blogs als Watchdogs der WissenschaftDer Arsen Fall zeigt, dass bloggende Wissenschaftler aktuelleForschungsergebnisse schneller und effektiver unter die Lupenehmen können als die Massenmedien.Von Lars FischerUnsere Vorstellungen von der Biologiesollte die Entdeckung verändern,die ein Team um die MikrobiologinFelisa Wolfe-Simon auf einerPressekonferenz der NASA am 2.Dezember letzten Jahres präsentierte.Es kam anders. Kaum dass dieMeldung in der Welt war, hatten Fachleutesie schon zerrupft - im Internet,vor allem in Blogs, ließen Wissenschaftlerkein gutes Haar an der Veröffentlichung.Während in klassischenMedien noch von Außerirdischen dieRede war, fand die kritische Informationlängst anderswo statt, außerhalbder bewährten Kanäle von Presse undWissenschaft. Sind die Strukturen derWissenschaftsberichterstattung nochzeitgemäß?Angefangen hat alles, als die NASAin einer dürren Notiz für den 2. Dezember2010 eine Entdeckung ankündigte,die „Auswirkungen auf dieSuche nach außerirdischem Leben“haben werde. Die erste Folge war,dass in den Tagen vor dem Veröffentlichungsterminin Blogs und Foren wildeVermutungen über die Entdeckungkursierten: ein zweiter, unabhängigerStammbaum des Lebens auf derErde? Mikroben auf dem SaturnmondTitan? So weit wucherten die Spekulationen,dass ernsthafte Vertreterdes Faches schon den - ohnehin an-


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>8so detaillierter wie böser Verrisse inFachblogs konfrontiert.Der Wertder Blogosphäre liegtin ihrer VernetztheitDer Blog der Kanadierin Rosie Redfield RRResearch brachte es kurz nach der Veröffentlichungdes Arsen Papers auf 90.000 Zugriffe.Den Anfang machte die MikrobiologinRosie Redfield von der University of BritishColumbia, die zwei Tage nach derPressekonferenz in ihrem Blog RRResearchoffenkundige methodische Mängelin der Veröffentlichung anprangerte.Weitere bloggende Wissenschaftlergesellten sich dazu, der ChemikerAlexander Bradley aus Harvard <strong>zum</strong>Beispiel hinterfragte die Stabilität derangeblich gefundenen Arsen-DNA. Einpaar Wochen später verwies AshutoshJogalekar von der University of ChapelHill in seinem Blog „The Curious Wavefunction“auf eine frische Publikation,die diesen Punkt nachdrücklich deutlichmacht: Um siebzehn Größenordnungensind Phosphatester stabiler als analogearsenhaltige Moleküle.Mehrere Faktoren tragen dazu bei,dass Wissenschaftsblogger so schnellund präzise kritisieren, wo ein Journalistzunächst nur melden kann. Einerseitsnatürlich ihre Expertise: Redfieldund Bradley sind vom Fach und könnendie Arbeit ihrer Kollegen aus ihrerForschungserfahrung heraus direktbeurteilen. Andere Forscher brachtenihre Erfahrung mit der Forschungund - nicht zu unterschätzen - ihrenZugang zur Fachliteratur ein. Sie sindnicht an bestimmte Textformen gebunden,schreiben über Themen ihrerWahl und vertreten ihre Meinung offensiv.All dies verschafft ihnen einenenormen Zeitvorsprung gegenüberJournalisten, die für eine Rezensionauf dem gleichen Niveau tagelangrecherchieren müssten. Doch der eigentlicheMehrwert der Blogger liegtin ihrer Vernetzung: Die Beiträge zuWolfe-Simons Arsen-Paper sind untereinanderverlinkt, beziehen sichaufeinander und auf die Diskussion inden Kommentaren und greifen die Reaktionender beteiligten Akteure direktwieder auf, so <strong>zum</strong> Beispiel die Antwortder Erstautorin auf ihrer Webseite.In den Wissenschaftsblogs entwickeltesich so eine breite, andauerndeDebatte mit beträchtlicher fachlicherTiefe, die sich einer zentralen Moderationund Kontrolle entzog.Der Umgang mit Kritikin Blogs ist ungewohntAuf diese Entwicklung reagiertenAutoren und NASA zuerst gar nichtund dann patzig: Kritik in Massenmediensei grundsätzlich nicht wissenschaftlich,und man werde sich nur mitsolchen Argumenten auseinandersetzen,die in Fachzeitschriften veröffentlichtseien, erklärten unisono die ErstautorinFelisa Wolfe-Simon und derPressesprecher der NASA. Dafür erntetensie, nicht zuletzt angesichts dergeballten Fachkompetenz hinter denAngriffen aus dem Netz, Hohn undSpott und weitere beißende Kritik. Dieinhaltliche Erwiderung, zu der sich dieAutoren erst zwei Wochen nach derPressekonferenz durchringen konnten,zerpflückte Redfield wiederumin einem ausführlichen Beitrag. ÜberFachzeitschriften geführt, hätte alleindieser Teil der Debatte Monate, wennnicht Jahre gedauert.Der Fall illustriert, wie drastisch dasInternet die Wissenschaft verändert.Dadurch werden auch die Mechanismendes klassischen Wissenschaftsjournalismusin Frage gestellt. Auf nahezuallen großen Medienportalen undam nächsten Tag auch in vielen Zeitungenkonnte man pünktlich <strong>zum</strong> Ablaufendes Embargos nur die Meldungselbst lesen, die andernorts bereitsheftig kritisiert wurde. Dass WissenschaftlerForschungsergebnisse auseinandernehmen,ist für sich genommennicht ungewöhnlich. Neu ist, dass dieDebatte über die Fachkreise hinaus indie Öffentlichkeit gelangte, und zwar inEchtzeit. Wo Forscher früher auf Konferenzen,in Messageboards oder ander Instituts-Kaffeemaschine informelldiskutierten, konnte nun jeder mitlesenund mitmachen.


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>9Dabei handelt es sich, um einverbreitetes Missverständnis auszuräumen,nicht um eine wie auchimmer geartete Gegenöffentlichkeit.Wogegen sollte sie sich auch stellen?Gegen die Wissenschaft, diedergleichen unter sich schon immergetan hat und nun ein neues Mediumnutzt? Gegen die Journalisten? Derumfassendste Angriff auf die Veröffentlichungkam fünf Tage später vomJournalisten Carl Zimmer, der als Reaktionauf Redfields Artikel eine Reihevon ausgewiesenen Fachleutennach ihrer Meinung fragte - und dieallesamt die Schlussfolgerungen derWissenschaftsblogger bestätigten,bis hin zu der Feststellung, das Paperhätte so gar nicht veröffentlichtwerden dürfen. Der korrekte Begrifffür das, was in den Blogs passierte,ist Öffentlichkeit.Diskussionen inWeblogs sind eineHerausforderung fürden WissenschaftsjournalismusDas gefällt nicht jedem. Widerstandkam von vielen Wissenschaftlern, vondenen nicht wenige die alten Strukturenmit ihrem gemächlichen und vor allemkontrollierten Publikationssystem bewahrenmöchten. Wie tief der Schocksitzt, demonstriert ein weiteres Scharmützelvier Monate später. In einemReview des Arsen-Papers ignoriertendie Autoren die Online-Diskussion mitder Begründung, die Kommentare dortseien überwiegend anonym gewesen.Auf die akademischen Credentials derOnline-Kritiker angesprochen, zogen siesich auf die ebenfalls unwahre Behauptungzurück, nur redaktionell geprüfteLiteratur sei überhaupt zitierfähig.Auch Wissenschaftsjournalisten fordertdie neue Situation heraus, aber diewichtigste Lehre aus der Affäre ist, dassihre Arbeit keineswegs überflüssig wird,im Gegenteil. Ohne den interessiertenJournalisten hätte die Kritik von Redfieldund Kollegen niemals eine so breiteÖffentlichkeit gefunden. Man darf nichtvergessen: Auch wenn die Inhalte vonWissenschaftsblogs öffentlich sind, istihre Leserschaft vergleichsweise klein.Nicht mehr als ein paar hundert Leutewerden Professor Redfields Beiträgeregelmäßig lesen. Trotzdem ging ihrVerriss der NASA-Meldung um die Welt,nachdem die EmpfehlungsmaschineInternet die Debatte in einzelne Redaktionengespült hatte. Schon seit Jahrendiskutieren und kritisieren WissenschaftlerVeröffentlichungen im Internet, dochnun haben Journalisten Zugang zu diesenDebatten.Es lässt sich nicht leugnen, dassBlogger dem Wissenschaftsjournalismuseinige seiner bisherigen Alleinstellungsmerkmalenehmen. Verloren istvor allem das, was Journalisten bisherals Öffentlichkeit verstanden haben: derexklusive Zugang <strong>zum</strong> Publikum überdie Massenmedien. Auch was die Sachkenntnisangeht, hat die Blogosphäre alsGanzes einen uneinholbaren Vorsprung.Irgendwo gibt es immer einen, der etwasdavon versteht, spätestens in den Kommentaren- auch dies ein Pfund, mit demviele Blogs wuchern können. Warumes klassische Medienwebseiten nichtschaffen, ihre Kommentarsektionen aufeinem halbwegs angemessenen Niveauzu halten, bleibt ein Rätsel.Das Problem derWeblogs ist ihreUnübersichtlichkeitAuch Journalisten beteiligten sich an der Kritik. Knapp eine Woche nach der Veröffentlichungmacht Carl Zimmer in einem Blog Druck auf Science.Was aber die neue Form der Öffentlichkeit,die sich in Blogs und anderenKanälen des Internets zusammenfindet,vor allem anderen auszeichnet,


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>11Und die Nachteile?Zeit ist im Journalismus Geld – undwer wartet, zahlt den Preis, dass erseine Leser, Zuschauer oder Hörernicht so umfassend informiert hat,wie er gekonnt hätte. Außerdem überblicktman nie, was die Kollegen beianderen Medien machen: Vielleichtwarte ich brav und die nächste Websiteplatzt mit der News schon heraus.Dann verliere ich User an diese Seite.In unserer hoch vernetzten Internetweltwächst dieses Risiko immermehr: dass man als Trottel dasteht,wenn man wartet.Was halten Forscher eigentlich vonsolchen Sperrfristen?Seltsam, ich glaube, das hat Wissenschaftlernoch nie jemand ernsthaftgefragt. Es wäre ein interessantesForschungsprojekt... Die gängigeMeinung dazu lautet bisher: Wissenschaftlermögen Embargos, weil siebequem sind für Leitmedien wie dieNew York Times, das Wallstreet Journaloder Associated Press. Forscherglauben, wenn ein großes Mediumwie die Times über ihre Erkenntnisseberichtet, werden andere Forscher daraufaufmerksam und zitieren wiederumihre Forschung – was einem langfristigStellen und Mittel verschafft. Esgibt sogar Belege, dass das stimmenkönnte. Aber letztlich geht es hier umreinen Eigennutz und nicht um dasöffentliche Interesse an und Verständnisfür Wissenschaft.Was wäre passiert, wenn die ZeitschriftScience ihr Embargo schnellaufgehoben hätte, als die ersten Gerüchteüber Aliens kursierten?Sicher hätte es auch dann einenregelrechten Ausbruch von Berichterstattunggegeben – guter wie schlechter.Aber so läuft es eben in den Nachrichten:Präsident Obama hält eineRede, und manche Berichte darübersind gut, andere unterirdisch. Ichpersönlich denke, wissenschaftlicheJournals sollten sich dieser Realitäteinfach anpassen.Sehen Sie auch Argumente, die fürein Embargo sprechen?Medizinische Fachzeitschriften berufensich darauf, dass Gesundheits-Nachrichten erst die Ärzte und danachdie Patienten erreichen sollten, um dieMenschen nicht unnötig zu alarmieren.Man befürchtet, dass Menscheneinen Nachrichten-Artikel lesen unddann auf eigene Faust ihre Medikamenteabsetzen oder ihr Verhalten soändern, dass es ihnen schadet. EinEmbargo, so wird argumentiert, milderedas ab, weil der Medizinjournalismusdadurch in geordnete Bahnengelenkt werde. Ich bin nicht sicher, obdas stimmt. Aber dieses Argument trifftauch definitiv nicht zu auf das meiste,Vincent Kiernan gehört zu einigen wenigen,die das Embargo-System der Zeitschriftenöffentlich kritisieren. Er plädiertfür seine Abschaffung.was in Wissenschaftsjournalen wieScience oder Nature veröffentlichtwird – etwa auf das Paper über dieArsen-Bakterien.Könnte man das Embargo-Systemverbessern oder sollte man es abschaffen?Wenn es in unserem vernetztenInternet-Universum kaum möglich ist,wissenschaftliche Informationen undJournalisten durch Embargos zu kontrollieren,sollte man aufhören, das zuversuchen. Diese Schlacht kann mannur verlieren.Ich glaube nicht, dass es einen Weggibt, das bestehende Embargo-Systemzu verbessern und meine daher, mansollte sich ganz davon verabschieden.Fachjournale sollten das lassen, undJournalisten sollten da nicht mitspielen.Es gibt ja schon Institutionen, diekeine Embargos mehr auf ihre Publikationensetzen, die American GeophysicalUnion <strong>zum</strong> Beispiel.Welchen Effekt hätte eine Wissenschaftohne Sperrfristen auf denWissenschaftsjournalismus?Viele Wissenschaftsnachrichten würdensicher nicht mehr in den Medienauftauchen. Eine Menge Themen schaffenes ja nur deshalb in die Öffentlichkeit,weil das Embargo bei Journalistenein falsches Gefühl von Neuigkeitswertweckt. Man weiß, dass freitags immerirgendwer über irgendetwas aus Scienceberichtet – also macht man dasauch –, egal, ob das Thema wirklich berichtenswertist oder nicht.Ich glaube, ohne Embargo verschwindeteine Menge zweitklassigerWissenschaftsnachrichten, mit denenJournalisten ihre Zeit verschwenden,und das ist gut. Reporter sollten sichbesser mit Dingen im Wissenschaftsbetriebbefassen, die schief laufen,mit Betrug etwa oder Fehlinterpretationvon Daten. Aber dafür haben siegar keine Zeit, wenn sie ständig denganzen Sperrfrist-Meldungen hinterherlaufen. Ohne Embargos hätten wirweniger Fake-News und mehr relevanteWissenschaftsnachrichten. ]Mit Vincent Kiernansprach Nicole HeißmannVincent Kiernan ist Vizedekan an derGeorgetown‘s School of ContinuingStudies in Washington D.C., wo er sichmit Wissenschaftskommunikation undden Beziehungen zwischen Medienund Wissenschaftsbetrieb befasst. 20Jahre berichtete er als Journalist überWissenschaft, Medizin und Technik: fürden New Scientist, Space News oderden Washingtoner Chronicle of HigherEducation. Im Jahr 2006 erschien seinBuch „Embargoed Science“, in dem ersich kritisch mit der gängigen Sperrfristpraxiswissenschaftlicher Institutionenauseinandersetzt.Nicole Heißmannarbeitet alsRedakteurinbeim Sternin Hamburg.


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>12Raumschiff NasaDie amerikanischeRaumfahrtbehörde Nasamacht viel, und noch viellieber redet sie darüber.Dabei wird immer öfterdeutlich: Wo Nasa draufsteht, müssen noch langekeine News drin sein.Von Alexander StirnJeder wartete auf das versprocheneSpektakel, auf den hellen Lichtblitz undden aufgewirbelten Mondstaub – ganzso wie in den bunten Animationen, mitdenen die US-Weltraumbehörde Nasazuvor die Öffentlichkeit heiß gemachthatte. Erstmals wollten die Amerikanereine ausgebrannte Raketenstufe gezieltauf dem Mond abstürzen lassenund dabei große Mengen Eis und Staubin die Höhe schleudern. Doch als dasUngetüm schließlich einschlug, war aufden Live-Bildern nichts zu sehen. Überhauptnichts.Die Forscher des kleinen Nasa-Ablegers im Silicon Valley, der für dieMission verantwortlich war, störte alldas nicht. In der anschließenden Pressekonferenzsprachen sie von einem„perfekten Flug“, von „sehr interessantenErgebnissen“, von einem „wahrlichhistorischen Tag für die Nasa“. Nicht nurdie Journalisten, die das Treiben vor Ortund übers Internet verfolgten, schütteltendie Köpfe.Das war im Oktober 2009. Geänderthat sich seitdem wenig. Nach wie vorzeigt die Episode, woran die Pressearbeitder amerikanischen Raumfahrtbehördekrankt: an überzogenen Erwartungen,strukturellen Schwächen undeinem allzu großen Hang zur Selbstdarstellung.Vier – meist hausgemachte– Probleme machen der Nasa dabeibesonders zu schaffen:Die Struktur: Eine Pressearbeit „derNasa“ gibt es nicht. Die Raumfahrtagenturist ein äußerst heterogenerHaufen. Da ist <strong>zum</strong> einen die Zentralein Washington, sie agiert professionellund ist gut ausgestattet. Da sind aberauch mehr als ein Dutzend übers Landverteilte Forschungs- und Raumfahrtzentren.Dort wird die eigentliche Arbeitgemacht, und dort schwankt die Qualitätder Pressestellen beträchtlich.Überall gleich stark ausgeprägt istallerdings das Konkurrenzdenken: Vorallem die kleineren Zentren drängen,wenn sie einmal einen vermeintlichenDurchbruch in der Forschung vermeldenkönnen, mit Nachdruck an die Öffentlichkeit.Das hat zur Folge, dassmittlerweile jedes größere „Science“-Paper eines Nasa-Forschers Anlassfür eine Presse- oder Telefonkonferenzirgendeiner Nasa-Einrichtung ist. Fastschon reflexartig schließen viele Journalistendaraus, dass das Thema wichtigsein muss.Die Menschen: Mehr als 23.000Männer und Frauen stehen derzeit inDiensten der amerikanischen Raumfahrtagentur,viele weitere arbeiten mitihr zusammen. Sie forschen, haltenVorträge, reden mit der Presse. Manchedrängen sich dabei bewusst in denVordergrund, andere drücken sich unpräziseaus oder sind einfach unerfahrenim Umgang mit Journalisten. In denMedien werden aus solchen individuellenÄußerungen gerne Positionen „derNasa“ – besonders, wenn sie Sensationenversprechen. Entsprechend großist anschließend die Aufregung.Das war so, als der Harvard-AstronomDimitar Sasselov vergangenen Juliauf einer Konferenz davon sprach, dasNasa-Teleskop „Kepler“ habe bereits„mehr als 100 erdähnliche Planeten“in fernen Sonnensystemen entdeckt– ohne klar zu machen, dass es sichdabei nur um Planetenkandidaten handelte.Und das war so, als der Nasa-Ingenieur Richard Hoover vor wenigenWochen im „Journal of Cosmology“über den (äußerst fragwürdigen) Fundaußerirdischer Bakterien in Meteoritenspekulierte.In beiden Fällen konnte die Presseabteilungin der Nasa-Zentrale nur reagieren– und sie reagierte so, wie manes von einer großen Behörde erwartet:viel zu langsam, mit mehreren TagenVerzögerung.Das Weltall: Von Raketenstartsund Späßchen auf der InternationalenRaumstation einmal abgesehen, spielensich die wirklich interessanten Nasa-Aktivitätenin den Tiefen des Alls ab. Es gibtweder gute Bilder noch schnelle Ergebnisse.Journalisten wollen aber genaudas. Die Nasa versucht, mit Animationenund knallbunten Zeichnungen dagegenzu halten. Die damit geschürtenErwartungen sind meist genau so großwie die Enttäuschung, wenn schließlichdie echten Aufnahmen eintrudeln, verschwommenund schwarzweiß.Halbwegs wichtige Ereignisse, wiezuletzt die Ankunft der ersten Raumsondeam Merkur, verkauft die Nasazudem gerne als Events – mit Moderatoren,Einspielern und Expertenrunden.Die Übertragungen bedienen letztlichden kleinsten gemeinsamen Nenner.Und niemand ist wirklich zufrieden.Das Internet: Geradezu virtuos spieltdie Nasa auf der Klaviatur der sozialenMedien. Knapp 50 Twitter-Accountsvermelden, was in den Zentren und aufden Missionen gerade vor sich geht.Zwei Dutzend Astronauten twitterndrauf los, teilweise sogar direkt aus demAll. Hinzu kommen 40 Facebook-Seitenund 20 Kanäle bei Youtube. Rund umdie Uhr überträgt zudem Nasa-TV bewegteBilder aus der Raumfahrtagentur– zu empfangen über Satellit und übersInternet.Die Öffentlichkeitsarbeit hat sich dadurchgrundlegend verändert. Längstsind Medienvertreter – wie auch beiallen anderen Raumfahrtagenturen –nur noch ein kleiner Teil der Zielgruppe:Twitterer werden zu Shuttle-Startseingeladen, Besucher der Websitedürfen hinter die Kulissen der Agenturblicken. Ganz bewusst versucht dieNasa-PR, mithilfe des Internets deneinstigen Flaschenhals des Journalismuszu umgehen – wer will es ihr auchverdenken.Selbst die Einladungen zu Pressekonferenzenwerden mittlerweile fürjeden sichtbar über Twitter verbreitet.Dass einige Blogger die Ankündigungen(ganz besonders, wenn darin voneiner „astrobiologischen Entdeckung“und von „außerirdischem Leben“ dieRede ist) falsch verstehen könnten undso den Nasa-Themen unverdiente Aufmerksamkeitverschaffen, nimmt dieAgentur dabei offenbar gerne in Kauf. ]Alexander Stirnist freierWissenschaftsjournalistinMünchen.


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>13Eine Wikipedia der DebattenArgumentationskarten können beim Diskutieren im Netz helfen -unterstützt von neuen journalistischen Formaten.Das Themengebiet: partizipatorische Technik- und PolitikfolgenabschätzungVon Ralf GrötkerWie bereitet man Tintenfisch imSchnellkochtopf zu? Was ist zu tun,wenn der an den neuen Computer angeschlosseneDrucker nur noch Murkswie „?¤€8?÷¿“ ausgibt? Via Googlewird sich sicherlich in einem Online-Forum Rat finden. Aber was ist mit anderenFragen, etwa: Wie gefährlich istdie Konzentration von Bisphenol-A inBabysaugern? Was weiß man wirklichdarüber, wann Vulkanasche für Flugzeugtriebwerkegefährlich wird? HabenSpekulanten auf dem Finanzmarkt dieWährungskrise in der EU tatsächlichmit angeheizt, oder waren sie bloßÜberbringer schlechter Nachrichten?Die ehrliche Antwort auf viele solcherFragen lautet: Wir wissen es nicht. Undnicht wissen, das heißt oft: VorhandeneInformationen können nicht genutztwerden, weil sie nicht ausreichend gebündeltsind. Selbst Experten habenzuweilen Mühe, auch nur einigermaßenden Überblick zu behalten. Umso mehrgilt dies für die breite Öffentlichkeit.Bislang haben Internet-gestützteKommunikationsformate wenig geleistet,um diese Situation zu verbessern.Wer erst 20 und mehr Seiten Kommentarelesen muss, um sich einen Überblickzu verschaffen, der verzichtet oftdarauf, sich an einer Debatte zu beteiligen– oder schreibt, was ihm in denSinn kommt, ohne Rücksicht darauf, obdies vielleicht schon Thema war. Dementsprechend gering ist meist der Informationswertsolcher Kommentarlisten.Empirische Studien <strong>zum</strong> Niveau derDiskursqualität im Internet dokumentierenweitere Fehlfunktionen. „Gutorganisierte und größere Akteure“ dominieren„gegenüber informellen undeher ressourcenschwachen Akteuren“,hält das vom WZB im Auftrag des Bundestages2004 erstellte Gutachten „DieBesonderheiten netzbasierter politischerKommunikation am Beispiel desGenfood-Diskurses“ fest.Ein britischer Politikberater und einaustralischer Ex-Minister sind seit einigenJahren damit beschäftigt, ein neu-es Verfahren internet-basierter Kommunikationzu entwickeln, welches die Lageverbessern soll: die nichtkommerzielle Online-Debatten-Plattform„Debategraph“.Debategraph machtDebatten übersichtlich.Bei der Partizipationhapert es aberDebategraph visualisiert Streitthemenmit Hilfe von Argumentations-Karten.Die von den Teilnehmern der Plattformangefertigten Karten verschaffenKlarheit darüber, welche Argumente bereitsin die Diskussion eingebracht undwie ausführlich diese besprochen wurden.So werden Informationen gebündelt.Außerdem vermeidet diese Darstellung,dass eine Diskussion durchdie einseitige Betonung einer bestimmtenPosition Schlagseite bekommt. Dadie Karten angelegt sind wie ein sichimmer weiter verzweigender Baum,bleiben die großen Linien auch dannsichtbar, wenn einige Argumentationssträngestärker ausgearbeitet sind. BisherigeUntersuchungen zeigen, dassGruppen von bis zu einigen hundertTeilnehmern in der Lage sind, gemeinsamüber ein Argumentations-Visualisierungs-Programm,wie Debategraphes anbietet, zu kommunizieren. Dabeihaben die Gruppen Arbeitsaufgabeneffizienter bewältigen können als mitHilfe von Wikis oder Foren.Auf den Seiten des Debategraph findensich mittlerweile viele Dutzend vonArgumentations- beziehungsweise Debattenkartenzu Themen wie künstlicheIntelligenz und Klimawandel, zu kommunalenNeubauplänen im australischenStirling City, zur Zukunft der InstitutionEhe und darüber, wie man auf Kinderfragenzu Weihnachtsmann und Christkindantwortet. So weit, so gut. Nur mit dererstrebten Partizipation hapert es bislang:Die meisten der Debatten-Kartensind von einer kleinen Gruppe immerderselben Autoren angelegt worden.Im Spätsommer 2009 besuchte derVerfasser dieses Beitrags den Debategraph-MitbegründerDavid Price inBristol, um mit ihm für einen Beitrag indem Wirtschaftsmagazin brand eins einInterview zu führen. Während des Gesprächeskam die Idee auf: Wie wärees, wenn man Debategraph mit journalistischerund moderativer Begleitungauf die Sprünge helfen würde? Vondem Traum einer ‚Wikipedia der Debatten‘würde sich ein solches Vorhabenwegen des damit verbundenen redaktionellenAufwandes zwar wieder entfernen.Dafür aber bestünde die Chance,die neuen Techniken der kollaborativenDebatten-Visualisierung endlich einmaleinem größeren Kreis von Nutzern zugänglichzu machen.Mittlerweile hat diese Idee Formangenommen: mit der von einigenMitgliedern des Journalistenbüros„Schnittstelle“ gegründeten InternetseiteFuerundWider.org. FürundWiderbettet Argumentationskarten, die mitDebate-graph und ähnlichen Software-Systemen erzeugt werden, in einethematisch gestaltete Webseite ein.Kommentare, Meinungsbeiträge undZwischen-Bilanzierungen ergänzen dieauf der Seite dargestellen Argumentationskarten.Ein Moderator hat die Aufgabe,Teilnehmer gezielt auf bestimmteFragen anzusprechen und eingehendeBeiträge in die Argumentationskarteeinzubauen. Ein Rechercheur ist damitbeschäftigt, über die von den Teilnehmerneingereichten Beiträge hinausEvidenzen zusammen zu tragen, welcheArgumente in der Debatte stützenoder widerlegen. Thematisch konzentriertsich FürundWider auf aktuellegesellschaftliche Fragen, zu deren Beantwortungein wissenschaftlicher Hintergrundhilfreich ist.Im vergangenen November startete einerster Pilot. Das Thema: „Synthetische


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>14Biologie“ (www.synbio.fuerundwider.org).Das Projekt wurde von der DeutschenAkademie der Technikwissenschaftenacatech als Debattenpate finanziell unterstützt.Ein weiteres Projekt, welchesseit diesem März läuft, befasst sich mitder Diskussion um eine gesetzlicheNeuregelung von Sterbehilfe und ärztlichassistiertem Suizid in Deutschland(www.sterbehilfe.fuerundwider.org).Debattenpate ist die Heinrich BöllStiftung. Redaktionell ist das Projektdennoch unabhängig. Eine Jury bestehendaus der Philosophin PetraGehring (TU Darmstadt), dem GesundheitssoziologenStefan Dreßke(Univ. Kassel), dem PalliativmedizinerChristof Müller-Busch (Deutsche Gesellschaftfür Palliativmedizin e.V.),dem Verfassungsrechtler Ulf Kämpfer(Richter am Amtsgericht Kiel), demStrafrechtler Henning Rosenau (Univ.Augsburg) sowie Walter Schaffartzik,Ärztlicher Leiter des UnfallkrankenhausBerlin, bürgt für die ausgewogeneDarstellung der verschiedenenStandpunkte.Als hilfreich erweist es sich, dassdas Thema Sterbehilfe in Deutschlandgerade wieder hochaktuell ist. Auchgibt es im Parlament Überlegungen,die 2009 durch den Bundestag verabschiedeteGesetzesregelung zu denPatientenverfügungen durch eine Klarstellungim Strafgesetzbuch noch einmalzu bestärken. Aus diesem Grundveranstaltete auch die Heinrich-Böll-Stiftung gemeinsam mit der HumanistischenUnion am 14. April in Berlineine Tagung mit dem Titel „Die Freiheitzu sterben“. Ergebnisse der Diskussionauf FürundWider wurden auf derTagung präsentiert und werden auchin dem geplanten Dokumentionsbandveröffentlicht.Vor dem Start des Projekts hat dieRedaktion von FürundWider die in denletzten Jahren veröffentlichten Berichteund Stellungnahmen <strong>zum</strong> ThemaSterbehilfe zusammengetragen. Aufder Grundlage dieses Materials wurdendie hauptsächlichen Kontroversenbereits in Form von Argumentationskartendargestellt. Dazu zählten <strong>zum</strong>Beispiel die immer wieder diskutierteFrage, inwiefern die aktuelle Situationtatsächlich Rechtsunsicherheitenvor allem für Mediziner birgt oder dieBedenken hinsichtlich eines „Dammbruches“, der als Folge einer liberalerenPraxis befürchtet wird. In einemzweiten Schritt ist FürundWider anStrafrechtler, Mediziner, Ethiker, Gesundheitsforscherund Vertreter vonBürgerrechts- und Hospizvereinigungenherangetreten und hat diese gebeten,strittige Punkte herauszuarbeiten.Geben die Ergebnisse von empirischenStudien aus den Niederlanden,wo die aktive Sterbehilfe gesetzlicherlaubt ist, Anlass, die Gefahr einesDammbruches zu relativieren? Wie sollSterbehilfe für solche Personengruppengeregelt werden, die nicht mehrentscheidungsfähig sind: Wachkomapatienten,Demente, Behinderte oderKinder? Wie kann beurteilt werden, obeine Patientenverfügung wirklich denWillen des Patienten wiedergibt? Und:Würden mehr Gesetze helfen, die oftmalsempfundene Rechtsunsicherheitzu reduzieren – oder würden Ärzteund Pfleger, aber auch Patienten, nichtnoch mehr verunsichert? Die Antwortenauf diese Fragen und auf andereFragen sind in der Argumentationskartedokumentiert.Das Rollenmodell, an welchem sichSynbio.FürundWider orientiert, ist wenigerdas eines Internet-Forums, sondernvielmehr das eines organisiertenStakeholder Dialoges. Ein gutes Beispieldafür ist die in den 90er Jahrenvom WZB organisierte partizipativeTechnikfolgenabschätzung zu gentechnischauf Schädlingsresistenzhin optimierten Nutzpflanzen. Auchdamals kamen übrigens Argumentationskarten<strong>zum</strong> Einsatz – wenn auchnur auf dem Papier. Online-Verfahrenhaben den Vorteil, dass solche Kartenvon einem relativ großen und vor allemoffenen Kreis von Interessiertengemeinsam erstellt und bearbeitetwerden können, ohne dass zu diesemZweck kostspielige und für alle Beteiligtenaufwändige Konferenzen einberufenwerden müssen. Die bisherigenErfahrungen mit unserem Projektstimmen uns zuversichtlich, dass dieseRechnung aufgehen wird. ]Dr. Ralf Grötkerist freierWissenschaftsjournalistu.a.für brand einsund TechnologyReview.© David AusserhoferOnline-Stammtisch für ForscherOb es nun das Phasendiagramm für interagierende Bosonen oder der Pilzkörper des Drosophila-Gehirns ist – Wissenschaftler arbeiten immer spezialisierter, so dass oft nur eine Handvoll Gleichgesinnterexistiert, die Laborprobleme nachvollziehen oder gar Lösungsvorschläge machen könnten.Das Online-Netzwerk ResearchGate, das Ende letzten Jahres sein Hauptquartier von Boston nachBerlin verlegte, bringt über die Welt verstreute Forscher und Experten zusammen – und kann deshalbeine interessante Recherchequelle für Wissenschaftsjournalisten sein. Ein Gespräch mit demGründer und Geschäftsführer Ijad Madisch (30).Was war der Anlass für die Gründungvon ResearchGate?Ich habe in Boston mit einem Stipendiumam Massachusetts General Hospital(bzw. der Harvard Medical School)ein paar Jahre in der Radiologie geforscht.Ende 2007 ergaben sich einigeFragen und ich konnte niemandenfinden, der mir hätte helfen können. Ichdiskutierte dieses Problem mit meinemForscherkollegen Sören Hofmayer, derzu diesem Zeitpunkt in Hannover war.Dabei sind wir auf die Idee gekommen,Forschern und Wissenschaftlern eineInternet-Plattform zu bieten, auf der sie


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>15sich besser vernetzen und Ideen oderProbleme mit Kollegen weltweit diskutierenkönnen. So war die Idee von ResearchGategeboren.Facebook, MySpace, StudiVZ - warumdenn noch ein SocialMedia-Network?Was ist bei ResearchGate anders?ResearchGate ist kein weiteres generischessoziales Netzwerk, sondernauf die Bedürfnisse von Forschern zugeschnitten.Forschungsrelevante Inhaltewerden mit interaktiven Elementenkombiniert. Beispielsweise in Form desintegrierten Publikationsindexes, derdas Selbst-Archivieren für die Autorenwesentlich erleichtert, aber auch ganzneue Möglichkeiten bietet, interessanteund relevante Literatur zu entdecken.Darüber hinaus bietet die Plattform Unterstützung,damit Gruppen gemeinsaman Dokumenten arbeiten oder kleineProjekte besser organisieren können.Wissen ist das Kapital von Forschern.Warum sollten Wissenschaftler alsomit anderen, potentiell konkurrierendenForschern Wissen austauschen?Das ist schon richtig, wir Forschersind eher skeptisch und sehr vorsichtig,was das Teilen von sensiblen Informationenangeht. Aber ich kann – wie vielemeiner Forscherkollegen – genausoeindeutig sagen, dass effiziente underfolgreiche Forschung nur mit Hilfeanderer Forscher möglich ist. Forscherhaben eigentlich schon immer „genetzwerkt“.Wer sonst soll <strong>zum</strong> Beispielmeine Bioinformatikanalyse machen?Wir als Forscher können de facto nichtjede erdenkliche Technik beherrschen.Wir brauchen andere Forscher, die unshelfen, was wiederum durch ein sozialesNetzwerk abgebildet und erleichtertwerden kann.Wie können Wissenschaftsjournalistenvon ResearchGate profitieren?Unsere Kernzielgruppe sind natürlichaktive Forscher und Wissenschaftler;perspektivisch soll die Plattformaber natürlich auch alle anderen wesentlichenAkteure der „Scientific Community“einbinden – und dazu gehörennatürlich auch Wissenschaftsjournalisten.Insofern können auch WissenschaftsjournalistenMitglied bei ResearchGatewerden, aber besondereFunktionalitäten für Journalisten bietetunsere Plattform nicht an.Wie werden unsachliche Kommentareund endlose und unübersichtliche Diskussionenmit immer gleichen Argumentenauf ResearchGate verhindert?Das wird kontrolliert und verhindertdurch die Community selbst. Wir gebender Community Tools, um sich selbst zuregulieren. Natürlich haben wir auch gewisseautomatische Möglichkeiten, umSpam zu verhindern, aber die Grundideeist, dass die Community das selberin die Hand nimmt.Das von Ijad Madisch gegründete Research-Gate nutzen bislang 900.000 Wissenschaftler.Wer nutzt ResearchGate?Inzwischen haben wir über 900.000Benutzer, vor allem aus den Biowissenschaften,Medizin und Computer Science,gefolgt von Chemie und Physik.In erster Linie sind das aktive Forscherund Wissenschaftler (PhD-Studentenund Postdocs) sowohl aus dem akademischenUmfeld, als auch aus „CorporateResearch“. Der Altersdurchschnittliegt bei etwa 30 Jahren. Bislang sindes vor allem Amerikaner, Deutsche undBriten, die ResearchGate nutzen, aberauch immer mehr Inder und Chinesenstoßen dazu.Wie geht ResearchGate mit Anonymitätbzw. Internetidentität um?Wenn jemand auf ResearchGate einenseriösen Beitrag leisten will, dannwird von der Community schon erwartet,dass diese Person ihre Identität preisgibt.Insbesondere wenn die bisherigenForschungen und Veröffentlichungendie eigene Reputation und Glaubwürdigkeitstärken, macht es natürlich auchSinn. Ein anderes Thema ist die Privat-sphäre und der Datenschutz – hier hatnatürlich jeder Nutzer die Möglichkeit,selber zu bestimmen, wer welche Dateneinsehen kann und wer nicht.Verdient ResearchGate bereits Geld?Derzeit finanzieren wir unsere Tätigkeitenvor allem durch Risikokapital-Investoren wie Benchmark Capital, diesich auch an Twitter und eBay beteiligthaben, und Accel Partners, die als eineder ersten in Facebook investierten.Einige erste Umsatzquellen haben wirbereits erschlossen, beispielsweiseStellenanzeigen. Und wir bieten Forschungsorganisationenoder Firmennicht-öffentliche ResearchGate-Netzwerkean, mit denen Forschergruppenintern kommunizieren können. Wichtigist uns dabei aber immer, dass dieseEinnahmequellen nicht im Gegensatz zuden Bedürfnissen der Nutzer stehen.Was ist der Mehrwert der geschlossenenResearchGate-Netzwerke, die<strong>zum</strong> Beispiel die Max-Planck-Gesellschaftnutzt und bezahlt?Ein integriertes oder an Research-Gate angeschlossenes „privates“ Netzwerkbietet den Vorteil, dass institutsinterneDaten nur den berechtigtenNutzern zur Verfügung gestellt werden,jeder Nutzer aber gleichzeitig die Möglichkeithat, sich über die eigene Institutionhinaus auch mit anderen Kollegenweltweit zu vernetzen.]Mit Ijad Madischsprach Sascha Karbergwww.researchgate.netSascha Karbergist freierWissenschaftsjournalistundlebt in Berlin.


I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>16Der Fall MartensDer WDR scheiterte in erster Instanz mit der fristlosen Kündigungvon Klaus Martens, der den im Herbst ausgestrahltenFilm „Heilung unerwünscht“ drehte. In dem Film, den das<strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong> in seiner Frühjahrsausgabe 2010 als „modernesVolksmärchen“ bezeichnete und jeder Szene auf denGrund ging (www.wpk.org/quarterly/index.php), wird die Geschichteeiner rosa Salbe erzählt, deren Markteinführung vonPharmafirmen angeblich verhindert wurde, obwohl sie sichals wirksam erwies gegen die Volkskrankheiten Neurodermitisund Schuppenflechte. Der Sender legte Berufung gegendas Urteil ein.Von Markus LehmkuhlDie Geschichte ist noch nicht zu Ende.Den Autoren einer Dokumentation, derdem Sender viel Ärger einbrachte undan seiner Reputation kratzte, Klaus Martens,wird der öffentlich-rechtliche Riesenicht so einfach los. Der Autor klagte erfolgreichgegen die am 19.05.2010 durchden WDR ausgesprochene außerordentlichefristlose Kündigung seines Arbeitsvertragesvor dem Arbeitsgericht Köln.Der Film erzählt die Geschichte einerrosa Salbe, die von einem Medizinstudentenaus dem Vitamin B 12 und Avocadoölgerührt wurde, um damit seinedamalige Freundin zu behandeln. Sie erwiessich als wirksam, heißt es. Der Filmsuggerierte: Pharmakonzerne wollen dieseSalbe nicht, sie wollen keine Heilungvon annähernd 6 Millionen Kranken.Die 6. Kammer des ArbeitsgerichtesKöln bewertete die vom WDR vorgebrachtenVorwürfe an Klaus Martens fürnicht ausreichend, um eine fristlose Kündigungzu rechtfertigen. Der Sender hatteseinem Autoren vorgeworfen, sich in dieMarketing-Aktivitäten um die Einführungder Salbe Regividerm bzw. Mavena habeeinbinden lassen. Dies ergebe sich ausdem email-Verkehr zwischen Martensund der Patentinhaberin der Salbe, derRemscheider Firma Regeneratio PharmaGmbH. Aus der Urteilsbegründunggeht hervor, dass Martens bereits 2008von der geplanten Markteinführung derSalbe Kenntnis hatte. Demnach wussteMartens also <strong>zum</strong> Zeitpunkt der Ausstrahlungdes Filmes und auch bei seinemAuftritt in der Sendung „Hart aber Fair“,dass die Markteinführung unmittelbar bevorstand– und damit die Grundaussageseines Filmes nicht mehr zutraf.Darüber hinaus warf der WDR seinemAutoren vor, Aussagen nicht aufgenommenzu haben, die die Wirksamkeitder Salbe kritisch beurteilt hätten.O-Töne seien kurz vor den kritischenÄußerungen geschnitten worden. Außerdemnenne der Film keine Gründefür das Ausscheiden des Erfinders derSalbe, Karsten Klingelhöller, aus seinerdamaligen Firma. Er werde vor allem alsOpfer der Pharmaindustrie dargestellt.Darin sah das Gericht ebenfalls keinenGrund für eine fristlose Kündigung.Die sechste Kammer führte aus, dassdie Mängel des Filmes nicht allein demAutoren Klaus Martens zugerechnetwerden könnten. Immerhin sei der Filmvom vom Chef der Sendereihe „DieStory“ abgenommen worden, so dassdie beklagten Mängel auf die Redaktionzurückverweisen, nicht nur auf den Autorendes Films.Gegen diesen Film wurden mehrereProgrammbeschwerden eingereicht.Einer davon gab der Rundfunkrat am19.05.2010, am selben Tag, an demder WDR die fristlose Kündigung aussprach,mit großer Mehrheit statt. ZurBegründung hieß es, die Dokumentationverletze die Grundsätze der journalistischenFairness. In dem Film werdeeine schwierige medizinische Situationsehr vereinfacht und einseitig dargestellt.Es handelte sich seit dem Jahr2003 um die erste von 14 Programmbeschwerden,der stattgegeben wurde.Dem ebenfalls erhobenen Vorwurf derSchleichwerbung wurde dagegen nichtstattgegeben. Diesen Vorwurf sah derRundfunkrat nicht ausreichend belegt.Die Urteilsbegründung findet sichunter www.justiz.nrw.de/nrwe/arbgs/koeln/arbg_koeln/j<strong>2011</strong>/6_Ca_4641_10urteil<strong>2011</strong>0120.html. ]ImpressumRedaktionMarkus Lehmkuhl (V.i.s.d.P.),Antje Findeklee, Volker Stollorz,Claudia Ruby, Nicole Heißmann undChristian EßerAutorenMarkus Lehmkuhl, Lars Fischer,Nicole Heißmann, Alexander Stirn,Ralf Grötker und Sascha KarbergBildnachweisS. 14, R. Grötker © David AusserhoferS. 1 und 5, © Jodi Switzer BlumLayout, Design und TitelbildKatja Lösche, www.gestaltika.deAdresse<strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>Wissenschafts-Pressekonferenz e.V.Ahrstraße 45D-53175 BonnTelefon & FaxTel ++49 (0)228 - 95 79 840Fax ++49 (0)228 - 95 79 841E-Mail & Webwpk@wpk.org, www.wpk.org

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