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PDF zum Download: WPK-Quarterly I 2011

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I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>13Eine Wikipedia der DebattenArgumentationskarten können beim Diskutieren im Netz helfen -unterstützt von neuen journalistischen Formaten.Das Themengebiet: partizipatorische Technik- und PolitikfolgenabschätzungVon Ralf GrötkerWie bereitet man Tintenfisch imSchnellkochtopf zu? Was ist zu tun,wenn der an den neuen Computer angeschlosseneDrucker nur noch Murkswie „?¤€8?÷¿“ ausgibt? Via Googlewird sich sicherlich in einem Online-Forum Rat finden. Aber was ist mit anderenFragen, etwa: Wie gefährlich istdie Konzentration von Bisphenol-A inBabysaugern? Was weiß man wirklichdarüber, wann Vulkanasche für Flugzeugtriebwerkegefährlich wird? HabenSpekulanten auf dem Finanzmarkt dieWährungskrise in der EU tatsächlichmit angeheizt, oder waren sie bloßÜberbringer schlechter Nachrichten?Die ehrliche Antwort auf viele solcherFragen lautet: Wir wissen es nicht. Undnicht wissen, das heißt oft: VorhandeneInformationen können nicht genutztwerden, weil sie nicht ausreichend gebündeltsind. Selbst Experten habenzuweilen Mühe, auch nur einigermaßenden Überblick zu behalten. Umso mehrgilt dies für die breite Öffentlichkeit.Bislang haben Internet-gestützteKommunikationsformate wenig geleistet,um diese Situation zu verbessern.Wer erst 20 und mehr Seiten Kommentarelesen muss, um sich einen Überblickzu verschaffen, der verzichtet oftdarauf, sich an einer Debatte zu beteiligen– oder schreibt, was ihm in denSinn kommt, ohne Rücksicht darauf, obdies vielleicht schon Thema war. Dementsprechend gering ist meist der Informationswertsolcher Kommentarlisten.Empirische Studien <strong>zum</strong> Niveau derDiskursqualität im Internet dokumentierenweitere Fehlfunktionen. „Gutorganisierte und größere Akteure“ dominieren„gegenüber informellen undeher ressourcenschwachen Akteuren“,hält das vom WZB im Auftrag des Bundestages2004 erstellte Gutachten „DieBesonderheiten netzbasierter politischerKommunikation am Beispiel desGenfood-Diskurses“ fest.Ein britischer Politikberater und einaustralischer Ex-Minister sind seit einigenJahren damit beschäftigt, ein neu-es Verfahren internet-basierter Kommunikationzu entwickeln, welches die Lageverbessern soll: die nichtkommerzielle Online-Debatten-Plattform„Debategraph“.Debategraph machtDebatten übersichtlich.Bei der Partizipationhapert es aberDebategraph visualisiert Streitthemenmit Hilfe von Argumentations-Karten.Die von den Teilnehmern der Plattformangefertigten Karten verschaffenKlarheit darüber, welche Argumente bereitsin die Diskussion eingebracht undwie ausführlich diese besprochen wurden.So werden Informationen gebündelt.Außerdem vermeidet diese Darstellung,dass eine Diskussion durchdie einseitige Betonung einer bestimmtenPosition Schlagseite bekommt. Dadie Karten angelegt sind wie ein sichimmer weiter verzweigender Baum,bleiben die großen Linien auch dannsichtbar, wenn einige Argumentationssträngestärker ausgearbeitet sind. BisherigeUntersuchungen zeigen, dassGruppen von bis zu einigen hundertTeilnehmern in der Lage sind, gemeinsamüber ein Argumentations-Visualisierungs-Programm,wie Debategraphes anbietet, zu kommunizieren. Dabeihaben die Gruppen Arbeitsaufgabeneffizienter bewältigen können als mitHilfe von Wikis oder Foren.Auf den Seiten des Debategraph findensich mittlerweile viele Dutzend vonArgumentations- beziehungsweise Debattenkartenzu Themen wie künstlicheIntelligenz und Klimawandel, zu kommunalenNeubauplänen im australischenStirling City, zur Zukunft der InstitutionEhe und darüber, wie man auf Kinderfragenzu Weihnachtsmann und Christkindantwortet. So weit, so gut. Nur mit dererstrebten Partizipation hapert es bislang:Die meisten der Debatten-Kartensind von einer kleinen Gruppe immerderselben Autoren angelegt worden.Im Spätsommer 2009 besuchte derVerfasser dieses Beitrags den Debategraph-MitbegründerDavid Price inBristol, um mit ihm für einen Beitrag indem Wirtschaftsmagazin brand eins einInterview zu führen. Während des Gesprächeskam die Idee auf: Wie wärees, wenn man Debategraph mit journalistischerund moderativer Begleitungauf die Sprünge helfen würde? Vondem Traum einer ‚Wikipedia der Debatten‘würde sich ein solches Vorhabenwegen des damit verbundenen redaktionellenAufwandes zwar wieder entfernen.Dafür aber bestünde die Chance,die neuen Techniken der kollaborativenDebatten-Visualisierung endlich einmaleinem größeren Kreis von Nutzern zugänglichzu machen.Mittlerweile hat diese Idee Formangenommen: mit der von einigenMitgliedern des Journalistenbüros„Schnittstelle“ gegründeten InternetseiteFuerundWider.org. FürundWiderbettet Argumentationskarten, die mitDebate-graph und ähnlichen Software-Systemen erzeugt werden, in einethematisch gestaltete Webseite ein.Kommentare, Meinungsbeiträge undZwischen-Bilanzierungen ergänzen dieauf der Seite dargestellen Argumentationskarten.Ein Moderator hat die Aufgabe,Teilnehmer gezielt auf bestimmteFragen anzusprechen und eingehendeBeiträge in die Argumentationskarteeinzubauen. Ein Rechercheur ist damitbeschäftigt, über die von den Teilnehmerneingereichten Beiträge hinausEvidenzen zusammen zu tragen, welcheArgumente in der Debatte stützenoder widerlegen. Thematisch konzentriertsich FürundWider auf aktuellegesellschaftliche Fragen, zu deren Beantwortungein wissenschaftlicher Hintergrundhilfreich ist.Im vergangenen November startete einerster Pilot. Das Thema: „Synthetische

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