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PDF zum Download: WPK-Quarterly I 2011

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I / <strong>2011</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>7diesem Fall sehr wahrscheinlich deshalb,weil die Art der Popularisierungdurch die NASA und besonders diekonsonante Berichterstattung in Massenmedienin einem bestimmten Segmentdes Publikums Zweifel gesät hat,denen nachgegangen wird.Die Berichterstattung in Massenmedienüber das Thema allein ist abernicht hinreichend, um den Zuwachsder Nutzerzahlen bei diesem einzelnenWeblog zu erklären. Die Weblogs sindin diesem Fall mehr als bloßer Resonanzraumder Medienberichterstattung.Es ist plausibel anzunehmen, dass esanders als etwa Jürgen Habermas annimmt,im Internet so etwas wie Vermittlungsinstanzengibt, die von Fall zu Fallder Fragmentierung der Öffentlichkeit„in eine riesige Anzahl von zersplitterten,durch Spezialinteressen zusammengehaltenenZufallsgruppen“ etwasentgegensetzen und so von Fall zu Falldurchaus etwas schaffen können, wasauch in liberalen Systemen als funktionalesÄquivalent für Öffentlichkeitsstrukturengelten kann.Zu denken ist dabei weniger an einenational begrenzte, politische Öffentlichkeit.Ihr Kennzeichen besteht darin,dass einzelne Akteure mit Blick auf irgendeinpolitisches Thema Positionengeschlagenen - Ruf ihrer Forschungsrichtungbeschädigt sahen.Schon vor der eigentlichen Pressekonferenzzeigte sich so, dass dieWeltraumbehörde und die beteiligtenWissenschaftler die Dynamik des Internetschlicht unterschätzt hatten.Dass die Spekulationen unkontrolliertins Kraut schossen, ignorierten sieebenso geflissentlich wie die einsetzendeKritik an ihrem eigenen Beitragdazu - ein Muster, das sich überWochen fortsetzte. Während mit demAblauf des Embargos das öffentlicheRatespiel um die Meldung selbst beendetwar, sahen sich die NASA unddie Autoren mit einer Welle eben-und Argumente in den öffentlichen Diskurseinspeisen, die anschließend <strong>zum</strong>Bezugspunkt werden für Positionenund Argumente von anderen Akteuren.Im Idealfall führt das dazu, dass sichin der Öffentlichkeit ein Meinungsbildbildet, dass bindend wirkt für politischeEntscheidungsträger. Solche Diskursewerden von Massenmedien beherrscht.Deren Selektionsregeln entscheidenüber den Zugang zur Öffentlichkeit.Zu denken ist eher an eine internationaleÖffentlichkeit, deren Bezugspunktnicht nationale Regierungen sind.Stattdessen zielen sie auf das Regimeglobal operierender Wissenschaftsverlage.Wie sich gezeigt hat, vermochtediese Öffentlichkeit in diesem Falldurchaus so etwas wie einen Rechtfertigungsdruckauf Science zu entfalten.Angesichts der sich im Internet bildendenöffentlichen Meinung zu dieserStudie kann das Magazin nicht anders,als darauf bezogen zu kommunizieren.Man macht ein Interview mit der Studienleiterin,man kündigt sorgfältige Prüfungenan. Wenn man so will, reagiertScience auf eine öffentlich relevant gewordeneDemonstration des substantiiertenZweifels.Um im Bild zu bleiben, wird man sagenin diesem Fall versäumt haben, überdiese Demonstration zu berichten. Siehaben es versäumt, die Aufmerksamkeitfür die Arsen Studie auch dafür zunutzen, einer größeren ÖffentlichkeitEinblicke in das Innenleben des Wissenschaftsbetriebeszu verschaffen.Sie zeigen sich fixiert darauf, der Öffentlichkeitdas einzelne Ergebnis undseine wissenschaftliche Bedeutungzu erklären. Sie zeigen sich dem publicunderstanding of science verhaftetstatt dem public engagement with science.Von dem Versuch einer Politisierungsehen die offline Medien mitwenigen Ausnahmen ab.Es ist eine empirische Frage, warumdas in diesem Fall so war. Diese Fragekann jede Redaktion für sich selbstbeantworten. War es eine bewussteEntscheidung, eine notwendige Referenzan die Marktbedingungen?Oder ist die Resonanz in Weblogsauf diesen wissenschaftlichen Befundein blinder Fleck in der redaktionellenOptik? In einem solchen Fall solltensich Redaktionen fragen, wie sich Resonanzim Internet in die routinisiertenAbläufe der Redaktion integrierenlässt. Das Arsen-Bakterium wird nichtder letzte Fall bleiben, für den dasdürfen, dass es die offline Medien wichtig wird.]Blogs als Watchdogs der WissenschaftDer Arsen Fall zeigt, dass bloggende Wissenschaftler aktuelleForschungsergebnisse schneller und effektiver unter die Lupenehmen können als die Massenmedien.Von Lars FischerUnsere Vorstellungen von der Biologiesollte die Entdeckung verändern,die ein Team um die MikrobiologinFelisa Wolfe-Simon auf einerPressekonferenz der NASA am 2.Dezember letzten Jahres präsentierte.Es kam anders. Kaum dass dieMeldung in der Welt war, hatten Fachleutesie schon zerrupft - im Internet,vor allem in Blogs, ließen Wissenschaftlerkein gutes Haar an der Veröffentlichung.Während in klassischenMedien noch von Außerirdischen dieRede war, fand die kritische Informationlängst anderswo statt, außerhalbder bewährten Kanäle von Presse undWissenschaft. Sind die Strukturen derWissenschaftsberichterstattung nochzeitgemäß?Angefangen hat alles, als die NASAin einer dürren Notiz für den 2. Dezember2010 eine Entdeckung ankündigte,die „Auswirkungen auf dieSuche nach außerirdischem Leben“haben werde. Die erste Folge war,dass in den Tagen vor dem Veröffentlichungsterminin Blogs und Foren wildeVermutungen über die Entdeckungkursierten: ein zweiter, unabhängigerStammbaum des Lebens auf derErde? Mikroben auf dem SaturnmondTitan? So weit wucherten die Spekulationen,dass ernsthafte Vertreterdes Faches schon den - ohnehin an-

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