GottesdienstbaukastenWas ist Gute Arbeit ?Predigt zu Johannes 21,1–14Was ist Gute Arbeit ? Am Sonntag undzugleich 1. Mai als Tag <strong>der</strong> Arbeit könntenwir die Arbeit neu wahrnehmen: alsTeilhabe aller Menschen an auskömmlicherArbeit und am gerechten Genuss<strong>der</strong> Früchte des Lebens aus Gott.Wenn wir hier <strong>der</strong> ArbeitsgeschichteJesu und se<strong>in</strong>er Mit-Arbeitenden alsFischer am See begegnen, können wirzu diesem Verständnis von Arbeit gelangen:Zu Guter Arbeit als Teilhabe alleram Ertrag – <strong>in</strong> Gottes Namen !Jesus zeigt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong>(Verse 1–2)Menschen s<strong>in</strong>d durch ihre Arbeit zusammen.Nicht weil sie e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> so toll f<strong>in</strong>deno<strong>der</strong> Freunde s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n weil geme<strong>in</strong>sameArbeit die Ernährung aller ermöglichtund darum lebensnotwendig ist. Fast allevon uns s<strong>in</strong>d heute sehr fern davon, wound wie unsere Nahrung gewonnen wird.Nur wenn Gefährdungen <strong>der</strong> Nah rungskettendurch Skandale <strong>in</strong> das Be wusstse<strong>in</strong><strong>der</strong> Öffentlichkeit treten, kann fürkurze Zeit manchem dämmern: Was wäre,wenn es morgen nichts mehr <strong>in</strong> den Lädenzu kaufen gäbe ? Um die Versor gung allerzu gewährleisten, stellt sich also dieFrage: Wie sieht Gute Arbeit aus ?An Gottes Segen ist alles gelegen(Verse 3–5)Petrus und se<strong>in</strong>e Kollegen begeben sichan die Arbeit, um des geme<strong>in</strong>samenErtrags willen.Was ist demgegenüber oft die Motivationbei uns zur Arbeit und für beruflichenErfolg ? Unser persönlicher Gew<strong>in</strong>n und<strong>der</strong> eigene Vorteil? Der auferstandeneJesus er<strong>in</strong>nert dagegen an Gute Arbeit alsMit-Teilung des Lebens <strong>in</strong> Gottes Namenfür den Nächsten wie für uns.Glaube und Gute Arbeit(Verse 6–7)Aus dem Mangel wird Fülle aufs Wort –durch Jesus: „Werft zur Rechten dieNetze aus !“ Alle<strong>in</strong> auf Hoffnung h<strong>in</strong> handelnse<strong>in</strong>e Jünger – und erleben so ihrengeme<strong>in</strong>samen Ertrag.Sehen wir auf unsere <strong>Arbeitswelt</strong>, sofragt sich: Wie gehen wir mit unserem beruflichenErfolg um ? S<strong>in</strong>d wir stolz alle<strong>in</strong>auf unsere Leistung – und vergessen,auf wie vielen Schultern jeglicher Ertragberuht ?Ob wir – <strong>in</strong> Wirtschaft, Politik undKirche – bereit s<strong>in</strong>d, den Beitrag an<strong>der</strong>eram Erfolg zu würdigen und ihn mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zu teilen o<strong>der</strong> nicht, das entscheidetsich: hier durch Jesu Wort als Gute Arbeit– <strong>in</strong> Gottes Namen. In unserer Gesellschaftsteht lei<strong>der</strong> bisher außer Frage,dass Un ternehmen ihre Gew<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>fahren,ohne den Beschäftigten e<strong>in</strong>en nennenswertenAnteil daran <strong>in</strong> Form höhererLöhne zu geben. Und ebenso wenigschei nen Kapi taleigner und Unternehmensleitungen bereit, zuzugeben, dassdie Rettung ihrer Unternehmen den gewaltigenStaats zuschüssen aus dem Ertrag<strong>der</strong> Arbeiten den und Be schäftigtenzu verdanken ist.Die Jünger Jesu erkennen jedoch alsMit-Arbeitende an Gottes Schöpfung,wem sie den unverhofften Ertrag ihrerArbeit verdanken. Und hier kennt <strong>der</strong>, denman später den „Fels <strong>der</strong> Kirche“ nennenwird, ke<strong>in</strong>en Dünkel. Petrus hat ke<strong>in</strong>eChefallüren. Statt als Boss se<strong>in</strong>e Untergebenenzu mobben und an<strong>der</strong>en diedreckige Arbeit anzuordnen, spr<strong>in</strong>gt erselbst höchstpersönlich <strong>in</strong>s kalte Wasser.Und zieht den Ertrag an Land.Jede[r] ist wertvoll als Mitarbeiter/-<strong>in</strong>(Verse 8–9)So zeigt die Arbeitsgeschichte Jesu:Gute Arbeit br<strong>in</strong>gt geme<strong>in</strong>samen Ertragfür alle !Viel ist heute vom Vorbild <strong>der</strong> Elitendie Rede – auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche; wenig aberdavon, <strong>in</strong>wiefern die „Ackermänner“ hierzulandemehr leisten als e<strong>in</strong>e Alle<strong>in</strong>erziehende,e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igungskraft mit mehrerenJobs o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Hartz-IV-Aufstocker, <strong>der</strong>im strömenden Regen die Wochenblättervon Haustür zu Haustür trägt, um e<strong>in</strong> paarEuro mehr zu verdienen, damit er se<strong>in</strong>enK<strong>in</strong><strong>der</strong>n die nötigen Schulsachen kaufenkann.6 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011Schlaf süß. Prediger Salomo 5,11 +++ Du sollst daran denken, dass auch du Knecht <strong>in</strong> Ägyptenland
Die Jünger Jesu als Mit-Arbeiter anGottes Schöpfung wissen dagegen dieArbeit ihres Kollegen Petrus hier richtig zudeuten: E<strong>in</strong>er für alle – alle für e<strong>in</strong>en.An ihren Früchten werdet ihrsie erkennen(Verse 10–11)In <strong>der</strong> Solidarität geme<strong>in</strong>sam Arbeiten<strong>der</strong>f<strong>in</strong>det Petrus die Kraft, den Ertrag für allean Land zu ziehen. Und er rechnet dasGeme<strong>in</strong>same ihrer Arbeit zusammen. Sobr<strong>in</strong>gt durch Jesu Wort die Gute Arbeit<strong>der</strong> Jünger jenen Ertrag hervor, <strong>der</strong> allenzuteil werden kann – <strong>in</strong> Gottes Namen.Dieses Netz besteht die Zerreißprobe. Dageschieht ke<strong>in</strong> Ausschluss aus <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft,ke<strong>in</strong>e Zumutung schlechtbezahlter Leiharbeit und billiger E<strong>in</strong>-Euro-Jobs. Durch Jesus wird hier niemand anden Rand gedrängt. Alle – die großen wiedie kle<strong>in</strong>en Fische – s<strong>in</strong>d im großen Netz<strong>der</strong> Güte Gottes <strong>in</strong> Hülle und Fülle zusammen.So lädt Jesus se<strong>in</strong>e Jünger/-<strong>in</strong>nene<strong>in</strong> zur Teilhabe am Guten – hier und jetzt.Mahl-Zeit ! Auf dass alle satt werden(Verse 12–13)An <strong>der</strong> Tafel Jesu gibt es also ke<strong>in</strong>e Kluftzwischen solchen, <strong>der</strong>en Tische sich biegenvor Fülle o<strong>der</strong> die ihre Reichtümer aufAuslandskonten transferieren, und denjenigen,<strong>der</strong>en Weniges an Bedarf nichte<strong>in</strong>mal mehr die Tafeln <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>wesenarbeitdecken können. Vielmehr: In GottesReich ist <strong>der</strong> Ertrag für alle bestimmt,und niemand hat das Recht, an<strong>der</strong>e vomTisch zu verweisen.Der gute Arbeit-Geber zeigt sichgerecht <strong>in</strong> Gottes Namen(Vers 14)Gottes Wirken zeigt sich <strong>in</strong> Guter Arbeitfür alle und ermöglicht e<strong>in</strong>en Ertrag, <strong>der</strong>teilbar wird. Weil Jesus Anteil gibt amGuten allen gegenüber.Damit ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Nachfolge für unsereGegenwart gesagt, dass aus GuterArbeit <strong>in</strong> Gottes Namen je<strong>der</strong> Frau undjedem Mann e<strong>in</strong> auskömmlicher Lohn zusteht.Und so stellt es auch ke<strong>in</strong>enSündenfall dar, dass Kirche sich e<strong>in</strong>setztfür M<strong>in</strong>destlohn und menschenwürdigeArbeit. Denn mitten im Alltag und <strong>in</strong> <strong>der</strong>Arbeit begegnet Menschen durch JesuWort Gott als die gute Gabe des Lebens.Dazu s<strong>in</strong>d alle e<strong>in</strong>geladen: zur Teilhabeam Ertrag aus Guter Arbeit – <strong>in</strong> GottesNamen.Amen.Dr. Roland PelikanSozialpfarrerKDA BayernTag <strong>der</strong> Arbeit 2011warst und <strong>der</strong> Herr, de<strong>in</strong> Gott, dich von dort herausgeführt hat mit mächtiger Hand und ausgerecktem7