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Mobiler durch FRANZ - Evangelisches Geriatriezentrum Berlin

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<strong>Mobiler</strong> <strong>durch</strong> <strong>FRANZ</strong> -ein neuer Behandlungsansatzfür Demenzkranke mitSchenkelhalsfrakturDr. Gernot LämmlerForschungsgruppe Geriatrieam Ev. <strong>Geriatriezentrum</strong> <strong>Berlin</strong> gGmbHCharité Universitätsmedizin <strong>Berlin</strong>


Gliederung• Schenkelhalsfrakturen im Alter• Risikofaktor Demenz• Das <strong>FRANZ</strong>-Konzept und seine zentralenBestandteile– Bewegungstherapie– Erinnerungsgruppe• Ergebnisse• AusblickLämmler: <strong>FRANZ</strong>2


Demenz als Risikofaktor für Stürze• Kognitive Defizite erhöhen das Sturzrisiko• Gemäß einer prospektiven Studie von Melton et al.(1994) haben Alzheimer-Patienten im Vergleich zukognitiv unauffälligen Personen ein 2,7-fach erhöhtesFrakturrisiko• Ursachen sind u.a. eine unzureichende Aufmerksamkeit,eine Fehleinschätzung von Gefahren und einverändertes Gangbild als Folge der fortschreitendenDemenz (langsamer, parkinsonoider Gang erhöhtFallneigung)Lämmler: <strong>FRANZ</strong>4


Demenz als Risikofaktor für eineerfolgreiche Rehabilitation• Kognitive Defizite führen zu signifikant schlechteremBehandlungs-Outcome (z.B. Heruti et al., 1999; Lenze etal., 2004; Lieberman et al., 1995)• Psychiatrische Begleitsymptome sind häufig• Auch nach 6 Monaten ist das Funktionsniveau niedriger,die Pflegebedürftigkeit höher• Demenzkranke Patienten werden häufiger in einPflegeheim entlassenLämmler: <strong>FRANZ</strong>5


Problemstellung• Menschen mit Demenz haben ein hohes Risiko fürStürze und Frakturen• Sie profitieren schlechter von der konventionellenRehabilitation• Es fehlen spezifische Therapieansätze, die denbesonderen Bedürfnissen von Menschen mit Demenzgerecht werdenLämmler: <strong>FRANZ</strong>6


Fraktur und Demenz (<strong>FRANZ</strong>)• Ziel: Evaluation eines neuen Therapie-Konzepts fürstationäre Patienten mit Schenkelhalsfraktur und Demenz• Gefördert von der Robert Bosch Stiftung mit 140.000 Euro• Durchgeführt von der Forschungsgruppe Geriatrie derCharité am Ev. <strong>Geriatriezentrum</strong> <strong>Berlin</strong>• Projektlaufzeit: 01.07.2005 – 30.06.2008• Leitung: Elisabeth Steinhagen-Thiessen• Mitarbeiter: Andrea Mihail, Tatjana Strom, Rahel Eckard,Sibel Baldede, Gernot LämmlerLämmler: <strong>FRANZ</strong>7


Therapie-Konzept <strong>FRANZ</strong>• Konventionelle Therapie (Physio- und Ergotherapie)plus• Bewegungstherapie (Altenpflegerin)• Erinnerungsgruppe (Altenpflegerin)• Co-therapeutische Einbeziehung von Angehörigen• Einschlusskriterien: Patienten mit Schenkelhalsfrakturund leichter oder mittelgradiger Demenz, unabhängigvon der Ätiologie der DemenzLämmler: <strong>FRANZ</strong>8


Bewegungstherapie• 1-2 mal täglich Bewegungstherapie <strong>durch</strong> eine geschulteAltenpflegerin unter physiotherapeutischer Supervision• Erste Einheit 40 Minuten Dauer; zweite Einheit ca. 20Minuten Dauer, je nach Belastbarkeit• Primäre Ziele: Kräftigung, Ausdauer, Gleichgewicht,verbessertes Gangbild, Reduktion von Schmerzen undÄngsten vor einem Sturz, sichere Benutzung vonHilfsmitteln, Automatisierung des in derPhysiotherapie Geübten• Sekundäre Ziele: Erhöhung des Wohlbefindens,Vermeidung / Verringerung psychiatrischer Begleitsymptome,Erleichterung der Orientierung <strong>durch</strong>personale Kontinuität und einfühlsamen UmgangLämmler: <strong>FRANZ</strong>9


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Erinnerungspflege• Lernen bei Demenz ist nur möglich in einer Atmosphäre, die Sicherheitgibt und Selbstvertrauen fördert (Hirsch, 1999).• Eher funktionale Therapien müssen daher <strong>durch</strong> kompetenz- undbeziehungsorientierte Angebote ergänzt werden• Erinnerungspflege nutzt bewusst die verbliebenen Kompetenzen: Manerinnert sich gemeinsam ohne Leistungsdruck an biografische Ereignisseund Erfahrungen, kommt darüber zwanglos in Kontakt• Ziele:– Steigerung von Selbstvertrauen und Lebensfreude– Psychiatrischen Begleitsymptomen entgegenwirken– Sekundär: Förderung psychosozialer Kompetenz, Stimulation vonAltgedächtniswissen, verbesserte Orientierung• Um Erinnerungen zu stimulieren, braucht man „Trigger“, d.h. geeigneteGegenstände, Melodien, Fotos, Bewegungsabläufe, Geschmacksstoffeetc.Lämmler: <strong>FRANZ</strong>15


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Beispiel: Gruppenstunde „Kindertage“• Begrüßung und Vorstellung• Orientierungsinformationen: Zeit, Ort, Situation• Singen eines Kinderlieds zur Einstimmung, ggf. kombinierbar mitSitzgymnastik• Bei Kaffee und Kuchen zwangloser Einstieg in ein spezielles Thema,z.B. Mahlzeiten am Familientisch, Kinderkrankheiten, Badetag,Lieblingsspielzeuge, Haustiere, der erste Schultag• Singen eines Kinderlieds zum Ausklang• Verabschiedung, Dank für die Teilnahme, Ankündigung des nächstenTreffens, dabei wieder Orientierungsinformationen• Frequenz: 4 x wöchentlich à 60 Minuten• Benötigtes Personal: Altenpflegerin plus Assistenz für 3 - 6 PatientenLämmler: <strong>FRANZ</strong>19


ErinnerungsgruppeLämmler: <strong>FRANZ</strong>20


Das Ziel ist Lebensfreude!Lämmler: <strong>FRANZ</strong>21


Effektivität des <strong>FRANZ</strong>-Konzepts• Die Treatmentgruppe (N=60) schnitt im Vergleich zurKontrollgruppe (N=54) sowohl bezüglich der Mobilität alsauch bezüglich psychiatrischer Begleitsymptome beiEntlassung aus dem Krankenhaus signifikant besser ab• Mittelschwer demenzerkrankte Personen profitiertenbesonders• Die Vorteile waren bei einem Follow-Up nach 3 Monatennicht mehr nachweisbar; Treatment- und Kontrollgruppeverschlechterten sich auf ein ähnliches Niveau• Allerdings bekamen alle Patienten nach der Entlassungnur sehr wenig PhysiotherapieLämmler: <strong>FRANZ</strong>22


Ausblick• Das EGZB hat das <strong>FRANZ</strong>-Konzept mittlerweile dauerhaft inden klinischen Alltag integriert• Zukünftig können auch Patienten mit schwergradigerDemenz mit dem <strong>FRANZ</strong>-Konzept behandelt werden• Mit der Entlassung aus dem Krankenhaus ist dieRehabilitation noch nicht abgeschlossen – weitere Therapieist notwendig und sinnvoll• Wir planen daher die Erstellung eines praxisbezogenenManuals für verschiedene Berufsgruppen (Pflegende, ErgoundPhysiotherapeuten), das eine weitere Förderung imambulanten wie im stationären Bereich erleichtertLämmler: <strong>FRANZ</strong>23


Danke für Ihre Aufmerksamkeit!Kontakt: gernot.laemmler@charite.deU N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I NLämmler: <strong>FRANZ</strong>24

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