allrath & Barrenstein – Zwischen Vergangenheit, Gegenwart und ...
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8 | StattBlatt | Oktober 2012 | Ausgabe 86<br />
StaDtteilgeSchichten<br />
<strong>allrath</strong> & <strong>Barrenstein</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>Zwischen</strong> <strong>Vergangenheit</strong>, <strong>Gegenwart</strong> <strong>und</strong> Zukunft<br />
Luftaufnahme von Allrath 1967 (bereits mit der neuen Kirche) © Rolf EsserHaus auf der Muchhausenerstr. 14 in <strong>Barrenstein</strong> um 1915 © Jürgen Larisch<br />
Es ist nicht immer ganz so leicht, das Leben weiter außerhalb des Stadtkerns, zwischen Landwirtschaft <strong>und</strong> Industrie,<br />
in einer Welt, die sich mitunter so schnell dreht, dass sie sich glatt zu überschlagen droht. Doch bahnt<br />
man sich so seinen Weg durch die beiden alten Ortschaften Allrath (erstmals 1117 urk<strong>und</strong>lich erwähnt) <strong>und</strong> <strong>Barrenstein</strong><br />
(erstmals 1273 urk<strong>und</strong>lich erwähnt), stellt man fest, dass da irgendwie noch etwas mehr ist, etwas, was<br />
die Menschen dort beflügelt <strong>und</strong> das Leben für sie so richtig lebenswert macht.<br />
Alte Kapelle in <strong>Barrenstein</strong> (Wevelinghovener Straße),<br />
vmtl. kurz nach dem Krieg © Christian Schumacher<br />
Das Dorfleben im <strong>Barrenstein</strong> der 50er Jahre auf der Jahnstraße (Georg Oehmen<br />
(r.), Hans Schumacher (l.) <strong>und</strong> Christian Oehmen (3.v.l.) © Christian Schumacher<br />
Man trifft auf Menschen, die mit ihrer Heimat viele glückliche Erinnerungen<br />
verbinden, die zum Teil ihr ganzes Leben dort verbracht<br />
haben <strong>und</strong> zahlreiche Pläne für die Zukunft schmieden. Beide Orte<br />
erfreuen sich noch heute eines regen Vereinslebens. Brauchtum<br />
(BSV Allrath <strong>und</strong> BSV <strong>Barrenstein</strong>), Sport (TV Allrath) <strong>und</strong> Kirche (St.<br />
Matthäus <strong>und</strong> St. Nikolaus) halten den Alltag dort lebendig, bieten<br />
Räume zu Kommunikation <strong>und</strong> schweißen die jeweilige Dorfgemeinschaft<br />
zusammen. Von einst zahlreichen Gaststätten, ‚Tante-Emma-<br />
Läden‘ <strong>und</strong> landwirtschaftlichen Betrieben sind leider nur sehr wenige<br />
geblieben. Das, was noch erhalten ist, gilt es zu bewahren <strong>und</strong><br />
nach Möglichkeit zu ergänzen. Ein Glück, dass viele engagierte Bürger<br />
die Geschichte der zwei Dörfer bewahren, das Leben täglich<br />
aktiv mitgestalten <strong>und</strong> somit schon heute die Weichen für die Zukunft<br />
stellen. Einige von ihnen ließen uns nun an ihren Erinnerungen,<br />
Gedanken <strong>und</strong> Zukunftswünschen teilhaben …<br />
Kreuzung Theodor-Körner-Str., <strong>Barrenstein</strong>er Weg, Kölner Landstr. mit<br />
der Wirtschaft Anton Kluth (1906) © Jürgen Larisch<br />
Franz-JoSeF Weihrauch<br />
Franz-Josef Weihrauch feiert im<br />
kommenden Jahr sein 50. Jubiläum<br />
beim TV Allrath.<br />
Allzeit sportlich unterwegs<br />
Ursprünglich war der Turnverein Allrath ein reiner Turnverein, bis<br />
man 1987 begann, sich auch für andere Sportarten zu öffnen. Über<br />
den sportlichen Nachwuchs muss man sich in Allrath keine allzu
Ein Bild aus der Mandolinenabteilung von 1922 © Turnverein Allrath e.V.<br />
Reckturnen im Saal Willkmann um 1920 © Turnverein Allrath e.V.<br />
großen Sorgen machen, immerhin sind 60% der r<strong>und</strong> 450 Mitglieder<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche. Kein W<strong>und</strong>er, ist das Angebot des Sportvereins<br />
heutzutage doch äußerst facettenreich: Von Prellball über<br />
Hatha Yoga bis hin zum beliebten Zumba ist für jeden Geschmack<br />
<strong>und</strong> jedes Alter etwas dabei. Und wenn etwas den TV Allrath besonders<br />
auszeichnet, dann ist es der Zusammenhalt allgemein <strong>und</strong> das<br />
Engagement der jungen Mitglieder. „Wenn etwas zu tun ist, packen<br />
auch die Jüngeren fleißig mit an“, erzählt Franz-Josef Weihrauch<br />
nicht ohne Stolz. „Ich selbst habe früher Prellball gespielt <strong>und</strong> bin<br />
später zur allgemeinen Fitness gewechselt.“ Zudem geht er gemeinsam<br />
mit seiner Frau joggen <strong>und</strong> ist seit vier Jahren Teil der Männertanztruppe<br />
‚Höppemöcke’.<br />
Stolz ist Franz-Josef Weihrauch ebenso auf die r<strong>und</strong>um Sanierung<br />
der Vereinshalle anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des TV Allrath,<br />
das man im April <strong>und</strong> im Juni dieses Jahres unter dem Motto<br />
‚Musik & Tanz’ gebührend feierte. Menschen wie Erhard Haase <strong>und</strong><br />
Fritz M<strong>und</strong> haben die Vereinsentwicklung äußerst zielstrebig <strong>und</strong><br />
positiv geprägt <strong>und</strong> über 30 Jahre gehört Franz-Josef Weihrauch<br />
nun schon selbst zum geschäftsführenden Vorstand. Er freut sich<br />
speziell auch über das große soziale Engagement in der Nachbarschaft<br />
über den Sport hinaus: „Wir haben gemeinsam schon so einiges<br />
ins Leben gerufen, was wir anschließend an die Dorfgemeinschaft<br />
übergeben konnten.“ Eine gemütliche Grillhütte wurde<br />
errichtet <strong>und</strong> Veranstaltungen wie ‚Eiersuchen’ <strong>und</strong> ‚Weihnachtsbaumschmücken’<br />
werden organisiert.<br />
Seine Jugend in Allrath ist ihm in guter Erinnerung geblieben: „Früher<br />
gingen wir gerne zum Flippern zu ‚Kropp’ <strong>und</strong> in der ‚Wechselstube’<br />
war am Wochenende immer Disco.“ Außerdem traf man sich<br />
StattBlatt | Oktober 2012 | Ausgabe 86 | 9<br />
gerne am ‚Büdchen’, auf der Vollrather Höhe <strong>und</strong> im Jugendheim<br />
zum Tischtennis oder Kickern. Leider gibt es aktuell nur noch eine<br />
Gaststätte im Ort <strong>und</strong> man sorgt sich diesbezüglich um die Zukunft.<br />
Allerdings hat man die Sporthalle vorausschauend zu einer Multifunktionshalle<br />
ausgerichtet, so dass diese z.B. für Festlichkeiten<br />
genutzt werden kann <strong>–</strong> eine Kommunikationsstätte für alle eben:<br />
„Das Miteinander im Ort schätze ich sehr <strong>und</strong> meine Frau, die aus<br />
Gustorf stammt, fühlt sich hier ebenfalls sehr wohl.“<br />
Wilhelmine<br />
& heinz vanDerFuhr<br />
Wilhelmine uns Heinz Vanderfuhr<br />
haben sich damals auf dem <strong>Barrenstein</strong>er<br />
Schützenfest kennen gelernt.<br />
<strong>Barrenstein</strong> damals & heute<br />
Noch heute lebt er in seinem Eltern- <strong>und</strong> Geburtshaus in <strong>Barrenstein</strong>,<br />
gemeinsam mit seiner Frau Wilhelmine, die aus Belmen<br />
stammt: Heinz Vanderfuhr, Berufsfeuerwehrmann a. D., langjähriger<br />
Hobbylandwirt <strong>und</strong> Mitglied des <strong>Barrenstein</strong>er Marinezuges<br />
‚Blaue Jungs’. Ganze 18 Jahre lang war er Präsident des Bürgerschützenvereins,<br />
setzte sich für den Fertigbau der Schützenhalle<br />
ein <strong>und</strong> erfreut als Bischof Nikolaus jedes Jahr die Herzen von Klein<br />
<strong>und</strong> Groß im Ort. Wilhelmine Vanderfuhr ist ehrenamtliches Vorstandsmitglied<br />
der Frauengemeinschaft <strong>und</strong> hat sich in <strong>Barrenstein</strong><br />
bestens eingelebt.<br />
<strong>Barrenstein</strong> kennen die beiden so gut wie ihre Westentasche <strong>und</strong><br />
werfen immer wieder gerne einen Blick zurück auf vergangene Tage.<br />
Heinz Vanderfuhrs Eltern führten damals noch einen landwirtschaftlichen<br />
Hof, während er selbst die örtliche Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Hauptschule<br />
besuchte. Die ehemalige Gr<strong>und</strong>schule wurde 1972 zum Kindergarten<br />
umfunktioniert. Nach dem Unterricht arbeitete er manchmal auf den<br />
Feldern mit, spielte mit seinen Fre<strong>und</strong>en Federball <strong>und</strong> da den Eltern<br />
„Hahnenköppen“ - Hermann Schmitz (3.v.r.), erster Schützenkönig <strong>Barrenstein</strong>s nach dem Krieg (1948)<br />
© Christian Schumacher<br />
neben der Arbeit häufig wenig Zeit blieb, brachte man sich als Kinder<br />
gegenseitig das Fahrradfahren bei. Von den ehemaligen Gaststätten<br />
(Rath, Blum <strong>und</strong> Mumm) <strong>und</strong> Geschäften ist heute nur noch die<br />
Metzgerei Leitner geblieben. Früher gab es auch noch mehr Vereine<br />
im Ort als heute, so z.B. einen Mandolinenclub, eine Fußballmannschaft,<br />
einen Theaterverein <strong>und</strong> die ‚Roten Funken’. Selbst eine
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freiwillige Feuerwehr gehörte dazu. Unvergesslich bleibt auch das<br />
vielleicht letzte ‚Original’ des Dorfes <strong>–</strong> Hans ‚Bauer’ Schumacher,<br />
ein Schütze aus Leidenschaft. „Für ihn wäre es tödlich gewesen,<br />
wenn er an der Kirmes einmal nicht hätte teilnehmen können“, erinnert<br />
sich Heinz Vanderfuhr schmunzelnd. Für den BSV hat er vieles<br />
getan <strong>und</strong> nahezu allen Zügen hat er gewissenhaft das exakte Gehen<br />
<strong>und</strong> Marschieren im Schützenzug beigebracht.<br />
Gegenwärtig ist <strong>Barrenstein</strong> ein wahres Paradies für Pferdenarren,<br />
Schützenfest in den 50er Jahren - Reiterverein bei der Parade © Christian Schumacher<br />
denn es existieren zahlreiche Reitställe im Ort: „Es leben beinahe<br />
so viele Pferde wie Menschen hier.“ In der <strong>Vergangenheit</strong> wurden<br />
bereits vier kleine Neubaugebiete erschlossen, für die Zukunft würden<br />
sich die beiden <strong>Barrenstein</strong>er jedoch wünschen, dass sich in<br />
dieser Hinsicht noch etwas tut, damit sich der Stadtteil wieder etwas<br />
verjüngt. Schließlich gestaltet sich das Zusammenleben hier sehr<br />
gut <strong>und</strong> auch die bereits Zugezogenen wurden bestens integriert.<br />
günter haSSelS<br />
Das gute Verhältnis von Tradition <strong>und</strong> Zukunftsorientierung<br />
ist Günter Hassels wichtig.<br />
Allrath ist ein Gefühl<br />
Vor zwei Jahren feierte der BSV Allrath<br />
sein 100-jähriges Jubiläum <strong>und</strong> würdigte<br />
diesen Anlass mit mehreren großartigen<br />
Veranstaltungen, die für alle<br />
Beteiligten unvergesslich bleiben werden.<br />
Was den Verein auszeichnet, ist vor<br />
allem seine Beständigkeit, getreu dem<br />
Jubiläumsmotto: „BSV 1910 Allrath - 100 Jahre <strong>und</strong> ein Leben lang!“<br />
Dass das Brauchtum in Allrath auch heute noch eine tragende Säule<br />
der Gemeinschaft ist, kommt nicht von ungefähr. „Zwei Menschen<br />
haben dem BSV zu seiner heutigen Größe <strong>und</strong> Bedeutung verholfen:<br />
Joseph Krawinkel als Präsident <strong>und</strong> Willi Becker als langjähriger<br />
Geschäftsführer“, berichtet Günter Hassels. Der Vorsitzende des<br />
BSV Allrath ist im Ort aufgewachsen <strong>und</strong> kennt die vielen guten Aspekte<br />
des Schützenwesens genau: „Der BSV ist ein moderner, traditionsbewusster,<br />
toleranter <strong>und</strong> weltoffener Verein, dem vor allem<br />
die Jugendarbeit am Herzen liegt.“ Doch das Engagement geht weit<br />
über das Schützenbrauchtum hinaus, denn auch die allgemeine Entwicklung<br />
des Dorfes Allrath liegt dem BSV am Herzen. Deshalb engagiert<br />
man sich zusätzlich in der Allrather Dorfgemeinschaft<br />
‚Allrath aktiv e.V.’, die 2009 gegründet wurde.<br />
Für Günter Hassels ist Allrath nicht einfach nur eine Ansammlung von<br />
Häusern <strong>und</strong> Menschen: „Allrath ist ein Gefühl!“ Für den Ort sprechen<br />
Der Jägerzug Hubertus im Innenhof der Gaststätte „Kümpches“. © Hans Teppler | BSV Allrath Archivar<br />
die gelungene Mischung in der Struktur der Einwohner, das breit gefächerte<br />
Freizeitangebot <strong>und</strong> die ländliche Lage mit guter Anbindung<br />
an die Großstädte <strong>–</strong> alles in allem ein gutes Verhältnis von Tradition<br />
<strong>und</strong> Orientierung in die Zukunft. Die beiden Neubaugebiete ‚Am Windpark’<br />
<strong>und</strong> ‚Am Anger’ sorgen durch den Zuzug junger Familien für<br />
frischen Wind <strong>und</strong> für die Zukunft ist es wichtig, eine Versammlungsstätte<br />
für die Vereine <strong>und</strong> einen Treffpunkt für Jugendliche zu erhalten.<br />
Neben den Zukunftsgedanken bleibt natürlich die <strong>Vergangenheit</strong> stets<br />
präsent. „Wir haben in Allrath eine unbeschwerte Jugendzeit verbracht“,<br />
erinnert sich Günter Hassels. Die Dorfjugend traf sich regelmäßig<br />
zu gemeinsamen Aktionen, so zum Beispiel auf dem Dorfplatz,<br />
auf dem Sportplatz oder aber auch im Jugendheim. Ebenso beliebt<br />
waren die Streifzüge über die sich noch in der Entstehung befindenden<br />
Hochhalde: „Es wurde viel gemeinsam unternommen, entweder in<br />
den Allrather Sportvereinen oder in der Messdienergruppe.“<br />
guido Sonnen<br />
Guido Sonnen hatte eine behütete Kindheit<br />
in <strong>Barrenstein</strong>.<br />
Eine Jugend auf’m Dorf<br />
Für viele Menschen ist es ein großes<br />
Glück, in einer ländlichen Idylle aufzuwachsen<br />
<strong>und</strong> zu leben <strong>–</strong> so ein<br />
‚Landleben’ bietet eben eine besondere<br />
Lebensqualität. Natürlich hat<br />
das Leben auf dem Dorfe sowohl<br />
seine Vor- als auch seine Nachteile, nicht zuletzt, was jüngere Generationen<br />
betrifft. Guido Sonnen, geboren in den 80ern <strong>und</strong> Mitglied<br />
des Jugendferienwerkes Grevenbroich, hat seine Kindheit <strong>und</strong> Jugend<br />
in <strong>Barrenstein</strong> verbracht. Seine Eltern kommen aus Holzheim<br />
<strong>und</strong> entschieden sich vor knapp 20 Jahren für ein Haus im damaligen<br />
Neubaugebiet <strong>Barrenstein</strong>s.<br />
Dort besuchte er den städtischen Kindergarten <strong>und</strong> verbrachte als<br />
Kind unzählige St<strong>und</strong>en mit seinen Fre<strong>und</strong>en auf dem dortigen<br />
Spielplatz <strong>und</strong> dem nahe gelegenem Bolzplatz. Während seiner<br />
Schulzeit kam es dem sportinteressierten <strong>Barrenstein</strong>er sehr gelegen,<br />
dass sich das Spielfeld der ‚Kapellen Turtles’ (ein ehemaliges<br />
Fußballfeld) nahe der Wevelinghovener Straße in <strong>Barrenstein</strong> befindet.<br />
Etwa vier Jahre lang spielte er dort Baseball <strong>und</strong> hat sich im<br />
Verein stets sehr gut aufgehoben gefühlt. Von zu Hause bis zum<br />
Baseballtraining hatte er es somit nicht allzu weit - im Gegensatz<br />
zu sonst: „Wenn man in <strong>Barrenstein</strong> wohnt, muss man fahrtechnisch<br />
nun mal flexibel sein.“ Um zum Pascal Gymnasium oder zu
Schulfre<strong>und</strong>en zu kommen, war er bis zum Führerschein auf den<br />
öffentlichen Nahverkehr oder auf ‚Taxi Mama & Papa’ angewiesen.<br />
Mit dem Fahrrad oder auf Inlineskates war er ebenso häufig unterwegs<br />
<strong>und</strong> er kann der weniger zentralen Lage <strong>Barrenstein</strong>s trotzdem<br />
auch etwas Positives abgewinnen: „Dadurch bin ich längere<br />
Strecken einfach gewöhnt <strong>und</strong> ‚mal eben’ mit dem Rad in die Stadtmitte<br />
oder nach Wevelinghoven zu fahren macht mir im Vergleich<br />
zu anderen Menschen überhaupt nichts aus.“<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich hatte er in <strong>Barrenstein</strong> eine behütete Kindheit <strong>und</strong><br />
wenn es Guido Sonnen häufig über die Grenzen <strong>Barrenstein</strong>s hinaus<br />
zog, hing dies oft mit seinen persönlichen Freizeitinteressen zusammen.<br />
„An sich gibt es aber auch in <strong>Barrenstein</strong> ein aktives Vereinsleben.“<br />
So wird beispielsweise das Brauchtum im Bürgerschützen-<br />
Grete <strong>und</strong> Leo Oehmen - das Schützenkönigspaar 1955 © Josefine Ratz<br />
verein gehegt <strong>und</strong> gepflegt <strong>und</strong> alljährlich findet die beliebte <strong>und</strong><br />
regelmäßig ausverkaufte Herrensitzung mit Bands, Tanzgruppen<br />
<strong>und</strong> Büttenrednern aus dem Kölner Karneval in der <strong>Barrenstein</strong>er<br />
Schützenhalle statt. Hier lässt es sich prima leben <strong>und</strong> so lautet sein<br />
Fazit: „<strong>Barrenstein</strong> ist einfach ein nettes kleines Dorf.“<br />
rolF eSSer<br />
Engagement ist für ihn kein Fremdwort: Rolf Esser<br />
(hier mit H<strong>und</strong> Benjy) möchte für Allrath etwas<br />
bewegen.<br />
Auf den Spuren<br />
der <strong>Vergangenheit</strong><br />
Manchmal traut man seinen eigenen<br />
Augen kaum, doch was einst als<br />
Stufe in einem alten Schuppen in<br />
<strong>Barrenstein</strong> fungierte, entpuppte<br />
sich schließlich als Weihestein der<br />
Allrather Kirche der Herren von<br />
Broich, dessen Inschrift auf den 21. September 1117 verweist. Auf<br />
dieses imposante F<strong>und</strong>stück können die Allrather wahrlich stolz<br />
sein, findet Rolf Esser: „Das ist ein richtiger Schatz!“ In ganz NRW<br />
sind nämlich lediglich zwei weitere Weihesteine dieser Art erhalten.<br />
In fünf Jahren wird der Stein 900 Jahre alt <strong>und</strong> schon bald stehen<br />
die Vorbereitungen für die 900-Jahr-Feier Allraths an: „Folglich ist<br />
Allrath sogar älter als Grevenbroich selbst mit seinen 700+ Jahren.“<br />
Seit über zehn Jahren befasst sich Rolf Esser nun schon intensiv mit<br />
der Dorfgeschichte Allraths <strong>und</strong> hat seither so einiges zusammengetragen:<br />
„Ich lebe sehr gerne hier <strong>und</strong> möchte die Geschichte<br />
Allraths sowohl erhalten als auch weiterentwickeln.“<br />
Dass ihm dies eine richtige Herzensangelegenheit ist, merkt man<br />
dem Tierfre<strong>und</strong> sogleich an. Gemeinsam mit seiner Frau, H<strong>und</strong> Benjy<br />
StattBlatt | Oktober 2012 | Ausgabe 86 | 11<br />
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ein Bauernhof <strong>und</strong> nach dem Krieg lange Zeit eine Landpoststelle<br />
gewesen ist. Über die <strong>Vergangenheit</strong> des Ortes weiß er vieles: In den<br />
1960er Jahren gab es noch über 40 Bauernhöfe im Ort, so z.B. den<br />
Allratherhof, den Kruchenhof <strong>und</strong> den Wahlershof (auch bekannt als<br />
‚Schwanenhof’), heute existieren davon nur noch zwei. Von einem<br />
regen Vereinsleben weiß Rolf Esser ebenfalls zu berichten. So wurden<br />
neben dem BSV (1910) unter anderem der Pfarr-Cäcilien-Chor<br />
(1871), der Turnverein (1912), die heutige Frauengemeinschaft (1925)
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zum Teil auch heute nicht aus dem Dorfleben wegzudenken sind.<br />
Neben der Geschichte Allraths beschäftigt ihn als Vorstandsmitglied<br />
der ‚Dorfgemeinschaft Allrath aktiv e.V.’ auch die <strong>Gegenwart</strong><br />
<strong>und</strong> Zukunft des Ortes. Hier fühlt man sich für die Kultur, das Zusammenleben<br />
<strong>und</strong> die Dorfentwicklung verantwortlich: „Wir bewirtschaften<br />
z.B. die Grillhütte des Ortes, die man zu verschiedenen<br />
Anlässen mieten kann.“ Zudem öffnet dort monatlich das<br />
‚Dorf-Café’ seine Tore <strong>und</strong> ist zu einem beliebten Treffpunkt geworden.<br />
Früher dienten noch fünf gut besuchte Gaststätten der<br />
Der Steigerturm in Allrath bei einer Feuerwehrübung 1928 © Rolf Esser<br />
Kommunikation im Ort, heute gibt es leider nur noch eine. Mit ehrenamtlichem<br />
Engagement ist man heute dabei, Alternativen zu<br />
schaffen: „Die verschiedenen Angebote sollen auch die Menschen<br />
mit einbeziehen, die in keinem Verein Mitglied sind.“ Wie man sieht,<br />
tut sich in Allrath eine ganze Menge <strong>und</strong> man kann mit Fug <strong>und</strong><br />
Recht behaupten: „Unser Dorf hat Zukunft.“<br />
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wollen wir nun die Gartenstadt Wevelinghoven genauer unter die<br />
Lupe nehmen. Wenn Sie dort leben <strong>und</strong> eine besondere Erinnerung,<br />
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