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Bessere Bäche

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<strong>Bessere</strong> Bäche- Praxistipps -Bereits geringer Aufwandbringt große Erfolge für den Lebensraum


<strong>Bessere</strong> Bäche- Praxistipps -Bereits geringer Aufwandbringt große Erfolge für den LebensraumAus dem Dänischen übersetztund bearbeitet vonDr. Ludwig TentEdmund Siemers-StiftungHanseatische Natur- und Umweltinitiative e.V.- Hamburg 2002 -


InhaltVorwort 3Die Forelle – ein Indikator für gute Bäche 7Verstecke für Forellen 11Bäche basteln – leicht gemacht 15Schonende Mahd von Wasser- und Uferpflanzen 17Unterhaltung von Gräben undKanälen ohne Gefälle 21Anpflanzen von Bäumen 25Anlegen von Laichbänken 29Einengen überbreiter Bäche 35Erosionsschutz für Gewässergrundund Uferböschungen 39Gewässerrandstreifen 43Viehtränken 45Umbau von Abstürzen 47Verbessern von verrohrten Überfahrten 51Durchgängigkeit an Brücken 53Öffnen verrohrter Strecken 55Sandfänge 59Verbessern von Drän-Einleitungen 65Verringern der Gewässer-Verockerung 67Impressum 68


VorwortDieses Handbuch zeigt an praktisch erprobtenBeispielen, wie Bäche und kleine Flüsse bis ca.10 m Breite so verbessert werden können, dasseine gute Lebensraumqualität für standorttypischeFische und Kleinlebewesen erreicht wird.Es ist für alle als Anregung und Wegweisergedacht, die sich für diese heute noch allzulebensfeindlich dahin fließenden Gewässer einsetzen.Grundeigentümer, Gewässerunterhalter,Angler, Naturschützer, Kommunen, alle könnenihren Anteil beitragen.In den vergangenen Jahrzehnten ist dankverbesserter Abwasserreinigung und bessererLagerung von Gülle, Silage und Mist dasWasser vieler Bäche und Flüsse wesentlichsauberer geworden. Leider zeigt die Artenzahlvon Wirbellosen und Fischen, vor allem aberderen Besiedlungsdichte, dass der „Gewinn“nicht der Höhe des Einsatzes entspricht. Diemögliche Lebensvielfalt wird nicht annähernderreicht. Das heißt, viele Fließgewässer leidennach wie vor unter einer zu harten Gewässerunterhaltung.Ihre Qualität als Lebensraumist erbärmlich.3


Abstimmung vor OrtSchonende Gewässerunterhaltung führt ...... zum Ziel: Die Bachforelle ist zu Hause.


Vorwort (2)Oft können aber die physischen Verhältnissein den Gewässern bereits mit geringem Einsatzso verbessert werden, dass gute Lebensraumverhältnissefür Fische und Kleintiere entstehen.Nach Anwendung solcher Methodenzeigt sich dann, dass die hohen Geldbeträgefür die Abwasserreinigung wirklich sinnvollausgegeben wurden.Bevor Veränderungen am Bach begonnenwerden, ist natürlich die Zustimmung desGrundeigentümers erforderlich. Zu beachtensind neben den fachlichen Grundlagenselbstverständlich gesetzliche Regelungenwie das Wasser- und das Naturschutzrechtsowie möglicherweise für den jeweiligenBach geltende regionale Bestimmungen.Je nach Örtlichkeit sind der Wasser- undBodenverband und die Wasserbehördeeinzuschalten. Hilfe hierbei geben die Kommunenund Landkreise.5


Die Forelle – ein Indikator für gute BächeDie Bachforelle bewohnt unsere Bäche und dieoberen Flussstrecken, die sogenannten sommerkühlenFließgewässer. In kleinste Quellbächesteigt sie auf und legt ihre Eier dort. Hierwachsen – ungefährdet durch größere Artgenossen– die Jungfische heran. Auch imSommer gelegentlich trocken fallende Bachstreckenkönnen produktive Kinderstuben sein.Wird den Fischen ihr Lebensraum zu klein,ziehen sie in abwärts gelegene Strecken.Vier „Merkposten“helfen zu verstehen, was für den Lebenszyklusmindestens erforderlich ist.Ei-EntwicklungFür eine erfolgreiche Eiablage und -entwicklungsind sandfreie kies- und geröllreiche Rauschenim Bach erforderlich. Nur hier strömt genugSauerstoff zu den Eiern. Versanden die Rauschen,sterben die Eier ab.Die ForellenlarveNach dem Schlüpfen bleiben die Fischlarvenim Kiesbett bis der Dottersack aufgezehrt ist.Danach benötigen die Brutfische Verstecke wiez.B. überhängende Uferpartien, in denen sievor Feinden geschützt sind.7


Die Forelle (2)Der JungfischAuch die Jungforelle braucht einen Standplatzund ein Versteck, damit sie ohne Konkurrenzheranwachsen kann. In geeigneten Forellenbächenkönnen pro m² vom Brutfisch bis zur einjährigenForelle 5-10 Tiere überleben.Die erwachsene ForelleBesitzt der Lebensraum Bach eine gute Wasserqualität,einen abwechslungsreichen Gewässergrundals Nahrungsproduzent, wechselndeWassertiefen und Verstecke hinter Steinen oderunter Baumwurzeln, kann die erwachseneForelle mehrere Jahre alt werden und für denFortbestand der Art sorgen.9


Fische und Kleinlebewesen finden Verstecke zwischenBaumwurzeln, unter überhängenden Uferböschungen,in Ufer- und Bodenpflanzen und hinter Steinen.


Verstecke für ForellenWozuUm vielfältigen und produktiven Lebensraumfür Forellen und andere standorttypische Bach-Tiere wieder zu schaffen oder zu erhalten.WoOhne den Wasserabfluss zu verschlechtern,kann man eine Vielzahl von Versteckmöglichkeitenanlegen. Je mehr Verstecke es imGewässer gibt, desto mehr Forellen könnendort leben, da jedes Tier sein „privates“ Territoriumbenötigt.WieVor allem müssen die natürlich entstehendenVerstecke im Bach erhalten bleiben. Sie dürfennicht bei den Unterhaltungsarbeiten zerstörtwerden. Hier kann die schonende Pflanzenmahdwesentlich helfen (S. 17).Bei der Pflanzenmahd sollen neben den Pflanzenin Ufernähe auch Pflanzeninseln in derStromrinne erhalten bleiben. ÜberhängendeUferpflanzen sind mindestens an einer Uferseitezu erhalten.11


Störsteine beleben den Bach.Turbulenz und Strömungsruhe sind wichtig.Verstecke im Winter


Verstecke für Forellen (2)Baumwurzeln am und im Wasser, überhängendeUferpartien, Totholz und grössere Steinesind weitere, wichtige Verstecke, die erhaltenund gefördert werden müssen. Zumindest fürdie „Kinderstuben“ gilt für das Einbringen sogenannterStörsteine: 2-4 Steine = 1 Forelle.Für Jungfische ist es darüber hinaus wichtig,dass Uferpartien mit flachem Wasser vorhandensind.Was braucht man dazuGar nichts besonderes; sehr viel erreicht manbereits bei der Umstellung auf schonendeGewässerunterhaltung. Große Steine könnenmeist von Landwirten der Umgebung bereitgestellt werden.13


Die arbeitende Breite wird ermittelt.Gerade eben wechselnd eingeengt hatder Bach den Kies schon frei gestrudelt.


Bäche basteln – leicht gemachtWozuUm die Schäden an unseren überreguliertenFlüssen und Bächen wieder gut zu machen.Auch kleine Bäche sind ungeheuer wichtig, z.B.als Kinderstube der Forelle, und sie sind leichtund kostengünstig zu restaurieren.WoAn allen Bächen und kleinen Flüssen.WieFließgewässer wollen sich winden. Die – schematischbetrachtet – sinusförmige Doppelkurve(S-Kurve) kehrt in vielen Fällen abhängig vonder Gewässerbreite regelmäßig wieder. Einsolcher Durchlauf beträgt etwa das 10-15facheder „arbeitenden Gewässerbreite“. Das Förderneiner naturgemäßen Stromrinne durch neuentstandene Turbulenz reicht oft bereits aus, denübersandeten Laichkies frei zu strudeln und soauch Lebensraum für die bachtypischen Kleintierezu schaffen. Die Beispiel-Fotos zeigen, wiedie „arbeitende Bachbreite“ ermittelt werdenkann, die Anlage der Seiten-Einengungen (s.auch S. 35) und deren Wirkung. So konntesogar dieser Teichablauf wieder zum Forellenbachwerden.Was braucht man dazuSteine, Geröll und Kies, ggf. auch Holz.15


Schonende Mahd von WasserundUferpflanzenPflanzen im Gewässerbereich werden gemäht,um das Wasser schneller abfließen zu lassen.Soweit dies überhaupt erforderlich ist, solltees so geschehen, dass ein guter und abwechslungsreicherLebensraum entsteht. Allgemeingilt für Forellengewässer: Je mehr Versteckevorhanden sind, desto mehr Forellen könnenüberleben, da sie „private“ Territorien benötigen.Die Uferpflanzen werden vielerorts ebenfallsgemäht, um einen schnelleren Wasserabflusssicherzustellen. Jedoch muss dabeibedacht werden, dass der Bereich gleich oberhalbdes Wasserspiegels wichtige Versteckeund Lebensstätten für Fische und Kleintierebietet. Dieser Übergangsbereich ist also zuschonen. Die Wurzeln stabilisieren darüberhinaus den Boden.Deshalb mäht man die Pflanzen zweckmäßigerweiseso, dass eine gewundene Stromrinneentsteht, die nicht breiter als 2 ⁄3 der Gewässerbreiteam Boden ist. Einzelne zusätzlichePflanzenpolster können gern mittig stehen bleiben.Die Pflanzenmahd soll nicht den Wurzelbereichstören. Durch die entstehende turbulenteStrömung wird abgelagertes Feinmaterialzur Seite gestrudelt und vorhandene Kieseund Steine werden freigelegt. Diese sind wichtigeBestandteile lebendiger Bäche und dürfennicht entfernt werden. Eine schonende Pflanzenmahderfolgt am besten per Hand mit einerSense oder Motorsense.17


Pflanzen und ihre Bedeutungfür Fliessgewässer- Praxistipps -ISBN 3-932681-29-0Ad fontes verlagEppendorfer Weg 119, 20259 Hamburgwww.ad-fontes-verlag.de


Schonende Mahd (2)Besonders günstig wirkt sich die Förderungeines bachbegleitenden Erlensaums aus, derübermäßiges Wachstum von Wasser- und Uferpflanzenbehindert. Beschränke die Ufermahddeshalb auf das absolute Minimum. Schattenspendende Büsche und Bäume sollen möglichstgar nicht angetastet werden. Wenndie Mahd wirklich erforderlich sein sollte, bleibendie unteren 20-40 cm über der Wasserlinieungemäht. Andere zu bewahrendeVerstecke sind im Wasser flutende Baumwurzeln(meist Erlenwurzeln), unterspülte Uferpartienund große Steine. Beim Beachten dieserGrundsätze werden Fließgewässer geschaffen,die durch wieder entstandene Eigendynamikihren Abflussquerschnitt selbst erhaltenkönnen. So kann der Aufwand für die Gewässerunterhaltungeffektiv verringert werden.Alle bisherigen Erfahrungen zeigen, dass dienotwendige Entwässerungsleistung des Gewässersdurch schonende Pflanzen- und Ufermahdnicht gefährdet ist.Wichtige Arten von Wasser- und Uferpflanzen,ihre Bedeutung für unsere Fließgewässersowie der schonende Umgang mit ihnen imRahmen der Gewässerunterhaltung sind ausführlichin einem kleinen Handbuch dargestellt(S. 18).19


Grundlose (bodenlose) und zugewachsene Gräben und Kanälewerden maschinell unterhalten.


Unterhaltung von Gräben undKanälen ohne GefälleWozuIn manchen „grundlosen“, nicht begehbarenKanälen und Gräben ist es erforderlich, maschinellzu unterhalten, da eine Unterhaltung perHand mit der Sense hier nicht möglich ist.Oft ist aber auch in diesen Gewässern ein vielfältigesTier- und Pflanzenleben entwickelt, dases zu schützen gilt. Die Tierwelt entspricht hierderjenigen, die in Wasserlöchern und Tümpelnzu finden ist.WoIn allen Kanälen und Gräben mit geringstemoder gar keinem Gefälle, die die meiste Zeitim Jahr Wasser führen. Ihr Problem besteht oftdarin, dass sie im Lauf des Sommers vollständigzuwachsen.Quellbäche, sommertrockene Bäche undkleine Bäche im Tiefland – oft wegenihres extremen Ausbauzustandes fälschlich„Gräben“ genannt – sind hier nichtgemeint!21


Pflanzenmahd mit Mähkorb in einem „grundlosen“ KanalDer Mähkorb besitzt bewegliche Zähne,die Wasser- und Uferpflanzen schneiden können.


Unterhaltung von Gräben (2)WieZur Unterhaltung „grundloser“ Gräben wirdam besten der Mähkorb verwendet. Er kannUfer-, Sumpf- und Wasserpflanzen bei vernünftigemEinsatz so mähen, dass die Ufer und derGewässergrund nicht verletzt werden. WennBagger mit Schaufel eingesetzt werden ist eswichtig, dass nur Sand und Schlamm gebaggertwerden und dass die Uferseiten nicht angetastetwerden.Mit Rücksicht auf die Tierwelt in Gräbenwird die Unterhaltung zweckmäßigerweisevon August bis November vorgenommen.Im Frühjahr bzw. Frühsommer laichen dieAmphibien und Fische, wie z.B. Rotaugenund Barsche. Im Winter überwintern z.B. Aalund Amphibien im Gewässerschlamm. Daherwerden jährlich nur 1 ⁄3 der Gräben unterhalten,d.h. derselbe Graben etwa jedes 3. Jahr.In vielen Kanälen und Gräben ist es vorteilhaft,direkt vor stärkeren Drän-Zuläufen Sandfängeanzulegen. Dies kann die Unterhaltungwesentlich erleichtern.Was braucht man dazuBagger mit Mähkorb oder mit Schaufel, die inBezug auf die Grabenbreite nicht zu groß ist.23


Anpflanzen von BäumenWozuDie Beschattung durch standorttypische Bäumewie die Schwarzerle begrenzt das Pflanzenwachstumim Gewässer sowie übermäßigesWachstum der Uferpflanzen. Die typischen Frühlingsblüherlichter Laubwälder werden wiedergefördert. Die Wurzeln der Einzelbäume sindim naturnahen Bestand miteinander verflochtenund sichern so die Ufer vor Erosion. Im Wasserflutend stellen sie wertvolle Verstecke dar. DieVogelwelt findet in den Erlensamen eine ausgezeichneteWinternahrung, Altbäume bietenfür Höhlenbrüter und Insekten gute, heute meistseltene Lebensräume.WoAn unbeschatteten Fließgewässern, an denendurch die Bepflanzung vielfältigere Umweltbedingungenentstehen.WiePflanze im Frühjahr oder Herbst beidseitigund mehrreihig so, dass sich in der weiterenEntwicklung ein altersmäßig gestufter, lichterBestand ergibt. Pflanze so dicht wie möglich amUfer mit 1-1,5 m Abstand zwischen den Pflanzen– natürliche Ansamung findet am stärkstenin der sogenannten Mittelwasserlinie statt. ImHinblick auf den Landschaftscharakter könnengeeignete Strecken baumfrei bleiben, so dassSichtbeziehungen in größeren Strecken erhaltenbleiben.25


Die Wurzeln alter Erlenschaffen sehr gute Fischverstecke.


Anpflanzen von Bäumen (2)Im 1. Jahr nach Pflanzung wird kontrolliert,ggf. gemulcht, um das Überwachsen mit Staudenzu vermeiden. Später sind eventuell Ausdünnungendes Bestandes erforderlich. An denstehen bleibenden Erlen sollen insbesonderedie unteren Äste erhalten bleiben wegen dererwünschten Schattenwirkung.Überbreite Bäche müssen punktuell eingeengtwerden, sonst bleibt der – dannbeschattete – öde Sandkanal erhalten(S.35).Was braucht man dazuSchwarz (= Rot-)Erle empfiehlt sich besonderswegen des guten Erosionsschutzes durch diesenkrecht auch unter den Wasserspiegel wachsendenWurzeln. Von Weiden und Pappeln istim Uferbereich dringend abzuraten. Sie gefährdenden Uferschutz mit ihren flachen Wurzeltellern.Am besten geeignet sind junge Bäumevon 80-100 cm Höhe, die aus dem Umfeld desGewässers stammen. Sie wachsen meist besserund pflegeleichter an als größere Exemplare.Material aus Gärtnereien und Baumschulen hatsich oft als ungeeignet erwiesen.27


Das Forellenweibchen schlägt die Laichgrube(oft in Bächen, deren Breite geringer ist als die Fischlänge).Auslegen von Laichbänken


Anlegen von LaichbänkenWozuUm Gewässerstrecken wieder zu schaffen, indenen sich die sogenannten Kieslaicher wieForellen, Äschen, Elritzen und Neunaugenvermehren können. Alle fachlichen Ergebnissebelegen, dass Besatzmaßnahmen nur vorübergehendals Notbehelf wirken. Es fehlen flächenhaftKiesbänke (=Rauschen). Viele Fischarten,auch Flussfische und Langstreckenwanderer wieder Lachs, sind auf diese turbulent überströmtenRauschen angewiesen. Darüber hinaus sind dieLückenräume zwischen den Steinen die Lebensstättefür viele Reinwasserorganismen. Die Rauschensind auch wichtig für die Belüftung desGewässers und für seine Selbstreinigungskraft.Weist der Bach hohen Sandeintrag auf, ist eswichtig, die Ursachen abzustellen. Dies kanneine zu harte Gewässerunterhaltung sein, dieregelhaft die Ufer verletzt. Aber auch durcheine unangepasste Bodennutzung im Einzugsgebietoder über Straßen kann der Sandantransportiert werden. Möglicherweise sindbis zum Abstellen der Ursachen vorübergehendSandfänge nötig (S. 59).Damit die frisch geschlüpften Fischlarven überlebenkönnen, sind Verstecke wie Baumwurzeln,Totholz und überhängende Uferpflanzenmit strömungsberuhigten Kleinräumen außerordentlichwichtig.29


Frisch geschlagenes LaichbettHier laichten Bachneunaugen.Drei Laichbetten der Bachforelle in einer Rausche


Laichbänke (2)WoIn natürlichen Fließgewässern liegen dieseStrecken in den Geraden zwischen den Mäanderbögen,wiederholen sich also in regelmäßigenAbständen (sogenannte Kolk-Rausche-Abfolgen, engl.: pool-riffle). Am besten eignensich Strecken, an denen ein gewisses Gefälleund möglichst auch Einengungen des Gewässerquerschnittseine gute, turbulente Überströmungauf der Laichbank bewirken. So wirdgleichzeitig ein Versanden verhindert. Dies istunter anderem deshalb wichtig, weil so dieausreichende Sauerstoffversorgung der Eiersichergestellt ist. In kleinen Bächen sind 4-5‰,in größeren 2-3‰ Gefälle ausreichend.WieDer Kies wird in einer mehr als 20-30 cmdicken Schicht auf der gesamten Gewässerbreiteausgelegt. Bei den meist anzutreffendenüberbreiten Querschnitten ist es zweckmäßig,am Rand Einengungen mit Geröll vorzunehmenund die Kiesbank dazwischen anzulegen. AmUfer nicht gesicherte Kiesbänke können durchUmspülung zu Uferschäden führen, ggf. sogarihre Funktion verlieren. Deshalb wird die Steinlagean beiden Ufern bachauf und bachablänger ausgezogen als die eigentliche Rausche.Die Länge der Kiesbank soll abhängigvon der Größe des Baches mindestens 2-5 mbetragen. Es hat sich herausgestellt, dass esbesser ist, mehrere kleine Laichplätze einzurichtenals wenige große.31


Hans-Werner Melges, Melle, hört die Rauschen schon rauschen.


Laichbänke (3)Das Steinmaterial wird bei trockenem oderFrostwetter ans Gewässer herangefahren.Nutze geeignete Fahrzeuge und transportierelieber kleine als zu große Fuhren. DurchVerlängerung der Ladefläche können dieSteine möglichst weit ins Gewässer eingebrachtwerden, um Handarbeit zu minimieren.Frontlader eignen sich sehr gut für dieufernahen Arbeiten. Möglicherweise mussalle paar Jahre Steinmaterial nachgeschüttetwerden.Was braucht man dazuAm einfachsten bestellt man eine Mischungaus nussgroßen Kieseln mit einem AnteilGeröll. Wenn erwünscht, kann die Mischungauch erweitert werden.SteinmaterialBezeichnung Durchmesser (mm) %-AnteilErbsen (Mittelkies) 8-16 25Nüsse (Mittel- bis Grobkies) 16-32 50Singels (Grobkies, Geröll) 32-64 25Vermeide Flint und scharfe Bruchsteine,damit sich die Laichtiere nicht verletzen!33


Überbreiter, nicht turbulentfließender BachEingeengter,lebendiger BachGewonnene Turbulenz spült den festen Grund frei.Nach einem Sommer ist die „Baustelle“ nicht mehr erkennbar,der Bach ist abwechslungsreich.


Einengen überbreiter BächeWozuUm die Eigendynamik anzustoßen und dieBäche wieder lebendig fließen zu lassen.WoHilfe ist erforderlich in den Gewässerstrecken,deren Sohle breiter ist als im Ausbau vorgesehenbzw. deren Niedrig- und Mittelwasserprofileintönig und überbreit ist. Ein zu breiter Bachlauffließt träge dahin, seine Wasseroberflächeist spiegelblank. Sand und Schlamm werden amGewässergrund abgelagert und ein ungesunderKreislauf entsteht, in dem häufige Grundräumungennötig erscheinen. Diese Eingriffeverhindern jedoch den guten Gewässerzustandund schaden dem Tier- und Pflanzenleben.WieMinimieren der Gewässerunterhaltung ist einerster, wichtiger Schritt. Zu breite Bäche könnenmit Steinen oder Totholz in wechselseitigem,punktuellem Einbau von den Ufern her eingeschnürtwerden. Sie weisen danach eine lebendige,turbulente Strömung auf. Dennoch führendiese Arbeiten – richtig ausgeführt – zu mehrErosionsschutz. Der Abstand zwischen den„Buhnen“ richtet sich nach der dem Mittelwasserangepassten „neuen, arbeitenden“ Breite (S.15).35


Frisch gelegte Einengung im SpätsommerDas turbulente Niedrigwasserbild im HerbstSelbst im Betonkasten kann der Bach so belebt werden.


Einengen überbreiter Bäche (2)Die nächste Buhne folgt der vorherigen imAbstand vom 5-7fachen der Breite (vgl. Lit.Umschlag hinten innen). Dies bewirkt im altenVerlauf eine schmalere, gewundene Stromrinne,die sich von Sand und Schlamm selbstfrei hält. Es entsteht ein besserer Lebensraumfür Fische und Kleintiere mit wechselnden Wassertiefen.Die sogenannten „pool-riffle“-Abfolgensind wieder vorhanden (S. 31). Da dasHochwasserprofil nicht beeinflusst wird, entstehtfür den Abfluss kein Problem.Was braucht man dazuFeldsteine in den Größen 10-40 cm haben sichvielerorts bewährt. Sie sollen keine scharfenKanten aufweisen. Am besten werden die Steinedirekt bis an die Einbaustelle geliefert, was beitrockenem Wetter oder bei Frost die geringstenSchäden im Umfeld verursacht.37


Harte Maschinenunterhaltung zerstörte diesen Bach: zu tief,zu breit, Sandtreiben durch Uferverletzung.Rausche und Einengung helfen.Bald stürzt der Zaun!Erste Notmaßnahme: Sichern!


Erosionsschutz für Gewässergrundund UferböschungenWozuUm Gewässergrund und Ufer zu schützen. Diesbegrenzt den Sandtransport im Bach wesentlich.WoÜberall, wo Fließgewässer große Sand- undBodenmengen transportieren (S. 59), in Gebietenmit Fließsand und an den Stellen, an denenz.B. für Überfahrten oder Bauwerke Schutzerforderlich ist.WieDie Uferböschungen können instabil werden,wenn sie bezogen auf den Bodentyp zu steilsind.Gewässergrund und Böschungen können aufviele Arten geschützt werden. Hier einige Beispiele:• Mähen einer Stromrinne bei Schonungdes Gewässerrandes (S.17)• Ufersicherung durch Stauden, Büsche undBäume (S. 25)• Auslegen von >30 cm dicken Steinen (Keine„Uferversteinerung“ vornehmen!)• Auslegen von Stein- und Geröll-„Bändern“quer zum Gewässer (diese Sohlgleiten förderngleichzeitig den erwünschten Rausche-Kolk-Effektund werden gern als Laichplatzangenommen, S. 29)39


Abgraben einer steilen, instabilen BöschungHier wurde eine Uferseite flach gebaggert.Beachte den sich nun schlängelnden Bachverlauf.


Erosionsschutz (2)• Ansäen der Böschung mit Gras (wirdheute nicht mehr bevorzugt, die Natur sätbesser und standortgerechter)• Auslegen von natürlich abbaubaren Pflanzmattenbzw. Vlies aus Naturmaterial (unnötigeKosten, die in fast allen Fällen vermiedenwerden können)Drohen zu steile Böschungen abzurutschen,können sie als Alternative auch abgegrabenwerden. So entsteht ein stabilerer Böschungsfuß(s. Zeichnung). Beachtet werden muss, dass nuroberhalb der Mittelwasserlinie abgebaggertwird, um nicht in die Dynamik des Gewässerseinzugreifen. Damit Schäden am Gewässerlebensraum(z.B. Zerstörung von Eisvogelwänden)vermieden werden, darf nur jeweils eineBöschung und zwar möglichst im Gleithangbereichabgegraben werden.Oft werden aus Naturschutzkreisen sogenannte „Aufweitungen“ empfohlen. Greiftdiese Baumaßnahme in den Mittel- oder garNiedrigwasserquerschnitt ein, ist der Bachendgültig zerstört!Was braucht man dazuGrobkies, Geröll, Steine, ggf. Holz.41


Extreme Erosion durch ViehtrittKein Ackerrand: Dünger undPestizide landen im Bach.Randstreifen von 3 bzw. 5 m sind das absolute Minimum. Düngerund Pestizide dürfen hier ohnehin nicht angewandt werden.Schonende Gewässerunterhaltung per Hand und der Randstreifenhalfen diesem Bach bereits zwei Jahre nach der Umstellung.


GewässerrandstreifenWozuPflanzen und Tiere des Gewässerrandes brauchenihren Lebensraum. Zu einer guten landwirtschaftlichenPraxis gehört ohnehin, einenSchutzabstand von mindestens 5-10 m einzuhalten,der Dünger, Pflanzenschutzmittel undBodenbestandteile vom Gewässer fern hält. BeiBeweidung ist ein Zaun wichtig, da sonst Weidetieredie Ufervegetation abgrasen und dieStromrinne aufweiten mit der Folge schädlicherSandwanderung. So versanden dann die LaichundAufwuchsgebiete wieder! Schon eine kleineGruppe Weidevieh im Bach kann innerhalbkürzester Zeit alle naturpflegerischen Verbesserungenzerstören.WoAn allen Gewässern.WieDer Gewässerrandstreifen bleibt ungenutzt. Erkann noch einige Jahre gemäht werden, umNährstoffe auszutragen. Bei dichter Gras- oderStaudendecke kann durch Abschälen der Vegetationvorübergehend offener Boden geschaffenwerden, um Samen aus dem Umfeld als Starteiner neuen Entwicklung keimen zu lassen (S.56m). Wenn die benötigte Fläche nicht kostenloszur Verfügung steht, bieten sich alle PachtoderKaufmodelle an.Was braucht man dazuVor allem die Einsicht des Grundeigentümers.43


Viehtränke aus Holz und GeröllSelbsttränkeDie Tränke ist fertig, der Bach muss noch restrukturiert werden.Hier kann das Vieh trinken, ohne im Bach herum zu trampeln.


ViehtränkenWozuUm die Zufuhr von Sand und Humus durch Viehtrittam Ufer und im Gewässer zu begrenzenund Kot und Urin fernzuhalten.WoIn Gebieten mit extensiver Weidenutzung, dieauch im Winter auf offenes Fließwasser zumTränken angewiesen ist.WieDie beste Lösung ist es, eine Selbsttränke aufzustellen.So wird das Gewässer selbst nichtberührt und das Vieh bleibt weit genug entfernt.Auch ist eine Selbsttränke leicht von Ort zu Ortzu versetzen. Bei der Winterhaltung friert siejedoch ein.An solchen Stellen können Tränken so angelegtwerden, dass die Tiere dicht ans Gewässerherankommen, ohne hinein zu treten. Dabeiist sicherzustellen, dass die Ufer gegen Erosiongeschützt sind. Der Rand kann mit Steinenoder Holz gesichert werden. Ein Elektrooderanderer Zaun über dem Bach ermöglicht,dass die Tiere ausreichend dicht ans Wasserkommen können.Was braucht man dazuSelbsttränken sind einsatzbereit zu kaufen.Tränken legt man an, indem die Ufer mit Steinenoder Holz gesichert werden, ggf. mit vorherigemAusheben von Boden.(Kein behandeltes Holz verwenden!)45


Bis hierher und nicht weiter!Der Absturz kann durch bloßesAnheben des Wasserspiegelsbereits entschärft werden.Bereits diese scheinbar kleine Abrisskanteverhindert Wanderungen.


Umbau von AbstürzenWozuDamit Fische und Kleinlebewesen ihre natürlichenWanderungen im Fließgewässer ungehindertdurchführen können.WoFische und Kleinlebewesen können bachaufwärtsnicht über die Stellen hinaus wandern,an denen Wasser senkrecht abstürzt. Dies kannunterhalb von Rohrdurchlässen an Wegequerungensein, an Abstürzen oder Stauwehren.Sie haben auch Probleme an Stellen mit glattüberströmten Flächen, z.B. Betonbefestigungenmit flachem Wasserstand und an quer liegendenRundhölzern.WieAm einfachsten baut man eine Rausche, dieden Höhenunterschied auffängt. Sie kann direktunterhalb des ehemaligen Absturzes anschließenoder so angelegt werden, dass zwischenAbsturz und Rausche ein Kolk erhalten bleibtoder entsteht (vgl. Zeichnungen). Wichtig ist,dass das zu entschärfende Bauwerk durchgängigmit dem Material des Gewässergrundesbedeckt ist, damit auch die Wirbellosen ihreChance erhalten.Fische und Kleintiere können am besten aufwärtswandern, wenn das Gefälle nicht mehrals 10-20‰ beträgt. Um eine gewisse Wassertiefeauf der Rausche zu erhalten, schnürtman den Gewässerquerschnitt zweckmäßigerweiseein, z.B. auf ¾ der ursprünglicheBreite.47


Das Hindernis ist noch da. Für die spätere, schonendeUnterhaltung zeigt es aber, wie schmal der Stromstrichsein kann (< 1/3 des gesamten Sohlquerschnitts).Der Querriegel wurde entfernt, damitdie Rausche wirklich durchgängig ist.Fertige Rausche, hier ist keine Unterhaltung erforderlich.


Umbau von Abstürzen (2)Die Rausche soll zur besseren Passierbarkeitmöglichst rau sein. Am Ufer zieht man dieSteinlage etwas hoch wegen des besserenErosionsschutzes (S. 62u).Es ist wichtig dafür zu sorgen, dass das Wassernicht zwischen den Steinen verschwindet unddie Rausche trocken fällt. Dies kann insbesonderein kleinen Bächen ein Problem im Sommerwerden, wenn die Steinlage aus zu grobemMaterial besteht. Deshalb benutzt man ambesten eine Mischung unterschiedlicher Korngrößen.An alten Betonabstürzen ist es am besten,auch die Seiten zu entfernen. Dabei soll aberbedacht werden, dass an vielen Stellen hierdurchder Hochwasserquerschnitt wesentlicherweitert wird und ein schnellerer Abfluss fürUnterlieger Probleme mit sich bringen kann.Einengungen mit natürlichen Mitteln wärengeeignet, dies zu verhindern. Betonteile imUntergrund müssen tief entfernt und gut mitSteinen bedeckt werden, da sie sonst ein Hindernisfür die im Steinlückenraum wanderndenKleintiere darstellen.Was braucht man dazuAbhängig von der Gewässergröße wähltman seine Steinmischung, z.B. 30% Grobkies,60% Geröll und 10% Steine. (Vermeide scharfkantigeSteine und Bruch, da sich die Laichfischedaran verletzen)49


Die Rohre sollen ganz waagerecht liegen.Hier kommen nur Schwimmer durch.Die Sohlgleite bewirkt durchgängiges Sediment imRohr: Auch Wirbellose können aufwärts wandern.


Verbessern von verrohrten ÜberfahrtenWozuDamit die Wanderung von Fischen und anderenGewässerorganismen möglich ist. Rohre,die falsch liegen, können auch Ufererosionbewirken.WoAn allen benötigten Überfahrten. Alle anderensollten beseitigt werden.WieVerwendet man Rohre anstelle anderer, ökologischakzeptablerer Lösungen für Überfahrten,sollen sie so ausreichend dimensioniert sein,dass einerseits die Entwässerung nicht behindertwird, andererseits auch Platz für durchgängigesGewässersediment vorhanden ist. Damitdie Tierwanderung gesichert ist, legt man 1 ⁄3-¼des Rohrdurchmessers unter den dann durchgängigenGewässerboden. Es ist wichtig, dasRohr ganz waagerecht zu legen. Das Wasserdarf nicht aus dem Rohr stürzen (S. 47). Eskann erforderlich sein, den Gewässergrund unddie Ufer gegen Erosion zu sichern. Dazu kannober- und unterhalb des Rohres in die UferseitenGeröll eingebracht werden.Was braucht man dazuGeeignete Rohre, Geröll und ggf. Feldsteine.51


Absturz beseitigen und beidseitig Bermen schaffen.Der Querschnitt reicht aus.Bermen fehlen, Abrisskante stört.Gutes BeispielErst mal probierenSo geht es notfalls auch.


Durchgängigkeit an BrückenWozuSowohl Gewässerorganismen als auch Landwandererwie der Fischotter haben Probleme,Brücken zu passieren. Bei ersteren ist es oft derErosionsabsturz unterhalb und zu flaches sowie„glattes“ Wasser in der Passage. Amphibienund Säugetieren fehlt meist der trockene Wanderweg,so dass sie beim Versuch, die Straßezu queren, überfahren werden.WoAn allen Brücken.WieVordringlich ist der Absturz unterhalb auszugleichen(S. 47). Aus Stein oder Holz werdenan beiden Seiten unter der Brücke oberhalb derWasserlinie sogenannte „Bermen“ angelegt.Durch diese Einengung wird gleichzeitig derWasserstand etwas angehoben, so dass auchdie Gewässerorganismen profitieren. Im Notfallverbessert schon eine „gedübelte Durchgängigkeit“die Passagemöglichkeit ganz wesentlich.Hierbei ist wichtig, vor dem Befestigen derSteine die ausreichende Dichte/Zahl und dieLage zueinander auszuprobieren.Was braucht man dazuVor allem die Zustimmung des Brückeneigentümers,des Unterhaltungsverbandes und derWasserbehörde. Nach Örtlichkeit Boden-/Steinmischungen oder Holzkonstruktionen, ggf.– zum Dübeln – Gewindestangen, Schlaganker,Lochband, Dübel und Schrauben.53


Freilegen des verrohrten BachesStelle möglichst flache Böschungen her.Gib dem neuen Bachlauf einen naturnahen Verlauf,denk an die Randstreifen und vergiss die Steine nicht.


Öffnen verrohrter StreckenWozuMit dem Öffnen verrohrter Bäche werden neueLebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen.Die Selbstreinigungs- und Produktionskraftdes Gewässers werden wieder hergestellt. DasÖffnen solcher Strecken ist im Regelfall nur halbso teuer wie das vorherige Verrohren.WoAm einfachsten beginnt man in Gebieten, indenen die Rohre ohnehin restauriert werdenmüssten und in solchen, die zwei offene Bachstreckenvoneinander trennen.WieAm besten wird der Bach im Bereich der zuentfernenden Rohre angelegt, es sei denn, siefolgen nicht der Tiefenlinie im Gelände. Sokann die Baggerung im Trockenzustand erfolgen.Man gräbt einen leicht gewundenen Verlaufin der Tiefenlinie des Geländes. Führe dieBaggerarbeiten möglichst zu Zeiten geringerWasserführung aus.55


Das Doppelprofil sichert den vielfältigenNiedrigwasser-Lebensraum (Strichlinie).Auf dem abgeschälten Ufersiedeln massenhaft Jungerlen.Noch Wiese ...... schon Bach.Das muss gefeiert werden!


Öffnen verrohrter Strecken (2)Gut ist es, nach Geländevertiefungen und/oder alten Karten einen naturnahen, nur flachins Gelände eingeschnittenen Verlauf herzustellen,den der Bach anschließend selbstweiter gestalten kann. Der offene Boden wirdnicht eingesät, so dass Pflanzensamen aus derUmgebung schnell eine standorttypische Vegetationentwickeln können. Je nach Umfeld kannes zweckmäßig sein, vorübergehend Sandfängeanzulegen bis der neue Bachlauf „eingewachsen“ist.Das Niedrig- und Mittelwasserprofil darfnicht zu breit werden, sonst entsteht keinlebendiger Bach. Nach dem Entfernen derRohre müssen Kies, Geröll und Steine zugegebenwerden, wie sie der Bach im Naturzustandselbst freigestrudelt hätte.Was braucht man dazuBagger. Beim Auslegen von Kies, Geröll undSteinen werden Material und Methoden angewendetwie auf Seite 33 und 49 dargestellt.57


Nicht ordnungsgemäße Landwirtschaftam höchsten Punkt des Einzugsgebiets.Der Durchstich zum Graben:[Erosion So fließt der aus Acker benachbarten weg ... Flächen ist eine wesentlicheQuelle für Sand im Gewässer.][Eine Erosionsrinne wurde mit Steinen geschlossen ----------dies Bild wohl nicht rein!]... und zerstört Bach-Lebensräume.


SandfängeWozuUm abwärts liegende Strecken vor Sandtransportzu schützen. Übersanden des Grundes verschlechtertdie Lebensbedingungen für Fischeund Kleintiere. Es ist ökologisch verträglicherund außerdem kostengünstiger, den Sand anwenigen Punkten als auf langen Strecken zubaggern.WoVor allem müssen Ursache und Herkunft desSandes geklärt werden. Es ist wichtig, den übermäßigenEintrag weitest möglich zu verringern,sei es aus den Böschungen des Baches selbstoder aus dem Umfeld. Dies gilt nicht allein ausökologischen, sondern auch aus ökonomischenGründen. Meist bestehen mehrere Möglichkeiten:• Eine ordnungsgemäße Landwirtschafterhält und verbessert die Bodenqualität,z.B. durch Ackern parallel und nicht senkrechtzu den Höhenlinien.• Uferrandstreifen halten nicht nur denBoden, sondern auch Nährstoffe und Pestizidevom Bach fern.• Zäune und geeignete Tränken vermeidenErosion durch Viehtritt.• Absetzbecken/Sandfänge an Zuläufenvon bebauten Gebieten und Straßen.• Erosionsschutz für Gewässergrund undBöschungen (S. 39).• Schonende Gewässerunterhaltung (S. 17).59


Auch Viehtritt bringt kubikmeterweise Sand!Durchgängiger Sandfang mit Sandentnahmebereich (Strichlinie).Die Rauschen lenken das Wasser, bei niedrigem Abfluss in dieNiedrigwasserrinne oben.Der Sandfang (Längsschnitt) füllt sich mit Schlamm und Sand.


Sandfänge (2)Soweit möglich wird der Sandfang an einerStelle mit geringem Gefälle angelegt. Sie mussfür die Maschinen gut erreichbar sein undeine Fläche für vorübergehende Sandlagerungerhalten. Anschließend kann der Sandfür geeignete Zwecke abgefahren werden.Beachte, dass er nicht in Feuchtwiesen undMoore abgelagert werden darf. Durch vorherigeUntersuchung ist zu klären, dass essich nicht um Sonderabfall handelt.WieEin Sandfang wird durch Verbreitern und Vertiefendes Gewässers auf einer kurzen Streckeangelegt (s. Zeichnung). Hierdurch verringertsich die Fließgeschwindigkeit und der Sandlagert sich ab. Beachte: Zu tiefes Ausbaggernfördert über lange Zeit die Ablagerung vonfeinstem Bodenmaterial und im Herbst vonBlättern. Durch sauerstofffreien Abbau dieserdicken Schichten kann es zu Gasbildung und zuerheblicher Verschlechterung der Wasserqualitätbachabwärts führen.61


Sandfänge müssen geleert werden, bevor sie voll sind!Querschnitt durch die Rauschen.Der Niedrigwasserquerschnitt konzentriert das Wasser.


Sandfänge (3)Als Daumenregel erweitert man die Bachbreiteauf das 2-3fache und senkt die Sohle um biszu 1 m. Die Länge des Sandfangs beschränkeman auf das 10fache der Bachbreite, abhängigvon der Höhe der Sandführung. Wichtigist es, dass der Sandfang oft genug geleertwird und auch bei hoher Wasserführung funktioniert.So wird sichergestellt, dass kein Sandabwärts auf wichtige Strecken mit Laichbettenusw. gelangt.Ein falsch angelegter Sandfang ist ein ernstesWanderhindernis für Gewässerorganismen. Inden Zeichnungen sind deshalb wichtige Elementedargestellt, die dabei helfen, die negativenAuswirkungen zu verringern. Zu- undAblauf werden zweckmäßigerweise mit Einengungund Rausche ausgestattet. Diese lenktNiedrig- und Mittelwasser an ein Ufer, das mitBäumen und festem Gewässergrund ein dauerhaftdurchwanderbares Element des Sandfangsbietet. Zum Schutz dieser wichtigenBestandteile ist der Entnahmebereich für Sanddeutlich erkennbar zu begrenzen.Was braucht man dazuBagger, Steine/Geröll, Erlen.63


Das saubere Dränwasser täuscht:der farbige Aufwuchs und der Schaumzeigen die wahre Belastung.und ihre schmutzigen FolgenDränspülung ...


Verbessern von Drän-EinleitungenWozuDrän-Einleitungen münden meist direkt insGewässer. Sie tragen mit dem Wasser Dünger,Pflanzenschutzmittel und aus dem Boden gelösteMineralien ein und führen zu unerwünschtenFolgen wie Verockerung, Vergiftung oder Überdüngungbis hin ins Meer. Außerdem fehlt dasin feuchten Zeiten weg laufende Wasser demUmfeld in trockenen Perioden.Das Spülen von Dräns belastet die Gewässererheblich – dieses Wasser gehört aufsLand!WoAn allen Drän-Ausläufen.WieMöglichst Einstellen der Dränung, Beseitigender Leitungen. Wo dies nicht möglich ist, wirdder Auslauf auf das genutzte Gelände zurückverlegt. Dort wird eine Flachwasserzone bzw.ein flacher gewässerparalleler Graben gestaltet.Dichter Pflanzenbewuchs darin hilft, denZutritt unerwünschter Stoffe ins Gewässer zuunterbinden.Was braucht man dazuEinen Bagger. In kleinem Umfang ist alles auchbereits mit einem Frontlader zu erledigen.65


Im ockerbelasteten Bach haben Wirbelloseund Fische schlechte Lebensbedingungen.Das Anheben des Wasserspiegels hat dieStörung im Boden-Wasserhaushalt beseitigt.Nun wimmelt es nur so von kleinen Forellen.


Verringern der Gewässer-VerockerungWozuUm Gewässerorganismen vor Schaden zu schützen.Das unsichtbare, gelöste Eisen ist giftig für Fische undKleinlebewesen. Ockerbeläge wirken wie ein Teppich.WoIn ockerbelasteten Fließgewässern.WieEisen bindet sich sehr gut im feuchten und sauerstofffreienBoden. Wird dieser dräniert, dringt Sauerstoffein, das Eisen löst sich und fällt im Gewässer als Ockeraus. Eine Lösung kann also sein, Dräns mit Ockeraustrittzu verschließen. Dies natürlich nur dort, wo diebisherige Entwässerung nicht mehr notwendig ist.Muss das Dränrohr offen bleiben, wird es verkürzt undim Gewässerrandstreifen ein kleines, dicht mit Sumpfpflanzenbewachsenes Feuchtgebiet angelegt, das denOcker vom Bach fern hält.Ockerprobleme im Bach sind zu begrenzen, indem sowenig und so schonend wie möglich unterhalten wird(S. 17). Das Beste ist natürlich, wenn der Bach so oftwie möglich über seine Ufer treten darf, so dass sichder Ocker außerhalb ablagert. Anheben des Gewässergrundes,z.B. mit Sohlgleiten aus Steinen und Kies,kann einen tief liegenden Zutritt von Eisen ebenfallsbegrenzen.Was braucht man dazuZur Gestaltung einer kleinen Sumpfzone oder eines„Ockersees“ reichen Bagger, ggf. Bulldozer undDumper, oft auch schon ein Frontlader aus.67


ImpressumHerausgeber:• Edmund Siemers-StiftungSchlankreye 67, 20144 Hamburg• Hanseatische Natur- und Umweltinitiative e.V.Am Sandtorkai 4, 20457 HamburgErscheinungsjahr: 2002ISBN 3-932681-36-3Vertrieb: Ad fontes Verlag, Hamburg,www.ad-fontes-verlag.deText: Auf Grundlage der dänischen Broschüre„Bedre Vandløb – en praktisk håndbog“ hatDr. Ludwig Tent, Tostedt, die deutsche Übersetzunggestal- tet. Original Text: Karsten Wandall,Sønder- jyllands Amt, Bo Levesen, Paul Landsfeldtund Sten Bøgild Frandsen, Vejle Amt.Fotos: U1, S. 20, 22, 28, 38r, 40, 44o,46o, 50m, 54, 62, 66: aus dem Original, S.52u: Rainer Blum, S. 4u: Klaus Bogon, S. 44m:Åge Ebbe- sen, DK, S. 6ur: Nick Giles, UK, S.6or, 8ol, 8u: Gerd Janssen, S. 12o: AntjeKloppen- burg, Frederik Zimmer, S. 6ul, 8or:Jan Niel- sen, DK, S. 16m: Ringkjøbing Amt, DK,S. 24m, 26: Alexa Sabarth, S. 4o, 4m, 6ol,12m+u, 14, 16o+u, 24o+u, 30, 32, 34, 36,38o+l, 42, 46u, 48, 50u, 52o+m, 56, 58, 60,64, Umschlag hinten: Ludwig Tent.Zeichnungen: Frida Franko-Dossar, DKLayout: a uf G rund la g e d e s d ä nisc he n O rig ina ls :Kerstin Becker und Dr. Ludwig TentDruck: Beisner DruckMüllerstraße 6 • 21244 Buchholz i.d.N.


Tue Gutes und rede darüber -mein besonderer Dank gilt Bent Lauge Madsen.Ein herzliches Dankeschön gilt nicht nur den dänischenÄmtern (SØnderjyllands Amt und Vejle Amt), ohne derenFreigabe der Druck nicht hätte erfolgen können, sondernauch allen dänischen und deutschen Kolleginnenund Kollegen, die mit konstruktiver Kritik am Zustandekommendieses Handbuchs mitgewirkt haben.Ausführliche Darstellungen zur Verbesserung desLebensraumes Bach sind enthalten in:Bent Lauge Madsen & Ludwig Tent (2000): LebendigeBäche und Flüsse – Praxistipps zur Gewässerunterhaltungund Revitalisierung von Tieflandgewässern. –ISBN 3-89811-546-1.Im Internet unter:www.bod.de/autoren/tent_ludwig.html


ISBN 3-932681-3

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