Übersetzungswissenschaftliches Propädeutikum - Translation ...
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welche Aspekte des Originals sie vorrangig in ihrer lfbersetzung<br />
gestalten möchte. Wenn sie dabei systematisch nach der<br />
ASPEKTRA-Methode (Mudersbach 1987) vorgeht, ergeben sich<br />
fünf Schrittfolgen: In einem ersten Schritt notiert sie sich die<br />
(inhaltlichen und formalen) Auftilligkeiten, die sie im Original<br />
feststellt und ordnet sie den entsprechenden Textstellen zu<br />
(Erstlektüre). In einem zweiten Schritt (Aufstellen der Aspektliste)<br />
entwickelt sie aus den zunächst intuitiv notierten Auftilligkeiten<br />
Aspekte, denen sie wiederum einzelne Werte zuordnet, die möglichst<br />
klar gegeneinander abgrenzbar (disjunkt) sind. So ftillt in unserem<br />
Textauszug aus Lentpriöre's Dictionary z.B. d,er Wechsel<br />
der Erzcihlperspektive auf (vgl. Anhang II). Wir setzen daher Ärzahlperspektive<br />
als Aspeh an und ordnen ihm z.B. die Werte Betrachterperspektive,<br />
Erzählfi gur (Innensicht), Erzählfigur (Außensicht)<br />
zu. In einem dritten Schritt (Aspehives Lesen) wird nun jede<br />
Textstelle unter jedem Aspek gelesen und der entsprechende Wert<br />
zugeordnet. Als Ergebnis erhält man eine Textmatrix, die sozusagen<br />
die Lesart (Interpretation) des Textes durch die Übersetzerin<br />
darstellt. Schließlich werden in Schritt 4 ((lhersetzungsbezogenes<br />
Lesen) die ermittelten Aspekte im Hinblick auf das Ürbersetzungsziel<br />
gewichtet, d.h es wird - z.B. auf einer Skala von 1*99 eine<br />
Prioritätenliste erstellt, welcher Aspekt im Hinblick auf die lJbersetzung<br />
am höchsten zu bewerten ist, welcher an zweiter Stelle<br />
realisiert werden soll usw., bis eine vollständige Rangordnung erstellt<br />
ist. In Schritt 5 (Aspektives Übersetzen) schließlich werden<br />
zu den einzelnen Textsteilen Ürbersetzungsvarianten erstellt, die<br />
wiederum nach der bereits erstellten Prioritätenliste gewertet werden.<br />
So erhält die Übersetzerin ein'?rogramm", mit dem sie klare<br />
und einheitliche Kriterien formuliert, nach denen die Lrbersetzung<br />
(aus der Sicht der Ubersetzerin) systematisch gestaltet werden soli<br />
und die liir einen Dritten nachvollziehbar sind. Damit sind die Voraussetzungen<br />
fiir ein wissenschaftliches Vorgehen beim Lhersetzen<br />
erftillt: Es werden klare und einheitliche Kriterien zur Verfi.igung<br />
gestellt, die systematisch an alle Texlstellen angelegt werden und<br />
intersubjektiv überprüfbar sind.<br />
ASPEKTRA läßt sich mit Computerunterstützung durchführen<br />
(Mudersbach/I(och 1987). Das Programm wird derzeit an der Universität<br />
des Saarlandes in der Didak:tik des Ürbersetzens einsesetzt<br />
und erprobt.<br />
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