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analyse und erörterung eines expositorischen textes - Zentrales ...

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Analyse <strong>und</strong> Erörterung expositorischer TexteI. Arten von AussagenIn der Argumentation kann eine Aussage je nach Sinnzusammenhang verschiedene Rollen einnehmen, z.B.die Rolle einer These oder <strong>eines</strong> Arguments.Als These gilt eine sprachliche Äußerung, wenn der Sprecher / Schreiber Anspruch auf ihre Geltung (= Anerkennungihrer Berechtigung) erhebt. Sie kann als Behauptung <strong>und</strong> als Forderung formuliert werden.Beispiel: Lehrer sind faul.Als Argument gilt eine Äußerung dann, wenn mit ihrer Hilfe eine These begründet werden soll.Beispiel: Für die Korrektur von Arbeiten lassen die Lehrer sich viel zu viel Zeit.Ein Beispiel oder ein Beleg konkretisiert <strong>und</strong> veranschaulicht ein Argument.Beispiel: Unser Deutschlehrer benötigte zur Korrektur der letzten Arbeit sechs Wochen.Typische Argumente, die zur Stützung von Thesen benutzt werden:Faktenargument oder Erfahrungsargument (Unser Deutschlehrer benötigte...)Autoritätsargument (Wie eine wissenschaftliche Studie des X-Instituts gezeigt hat...)normatives Argument (Schon im Gr<strong>und</strong>gesetz ist festgelegt...)Plausibilitätsargument (Es leuchtet doch unmittelbar ein, dass ein Lehrer für seineSchüler ein Vorbild sein muss.)rationales, logisch schlussfolgerndes Argument, basierend auf einer Prämisse (Wer faul ist, hat inder Schule nichts verloren. Lehrer X ist faul. Lehrer X ist zu entlassen.)analogisierendes Argument (Auch ein Kaufmann muss seine K<strong>und</strong>en zufrieden stellen...)indirektes Argument (d.h., um die eigene Meinung plausibel erscheinen zu lassen, wird ein Contra-Argument widerlegt: Über Freizeit verfügen Lehrer genügend...)Eine Folgerung oder Forderung zieht eine theoretische oder praktische Konsequenz aus einer Argumentation.Beispiel: Daher sollte man Lehrern den Beamtenstatus aberkennen.Jede Argumentation beruht auf bestimmten weltanschaulichen <strong>und</strong> / oder wissenschaftstheoretischen Gr<strong>und</strong>lagen,oft auch auf persönlichen Motiven oder Interessen, sog. Prämissen der Argumentation, die meistensim Text nicht explizit dargelegt werden.in unserem Beispiel von der Faulheit der Lehrer: eine bestimmte Arbeitsethik allgemein <strong>und</strong> eine besondereAuffassung vom Beruf des Lehrers; vielleicht auch traumatische Kindheitserfahrungen oder ein Interessedaran, die Staatsverschuldung zu verringernEindeutig als richtig oder falsch feststellbare (verifizierbare oder falsifizierbare) Aussagen sind wahre oderfalsche Tatsachenaussagen (auch deskriptive Sätze / Aussagen genannt).Beispiel: Unser Deutschbuch ist aus dem Y-Verlag; die Texte darin stammen ausden80er Jahren des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts. Bilder enthält es wenige, <strong>und</strong> die nur inSchwarz-Weiß.Sachurteile (auch interpretative Sätze / Aussagen genannt) stützen sich auf Tatsachenaussagen, die sie ineinen Erklärungszusammenhang einbringen. Sachurteile sind mehr oder weniger adäquat, je nach Grad ihrerlogischen oder sachlichen Überzeugungskraft.Beispiel: Die fehlende Aktualität der Texte in diesem Lehrbuch macht es für den heutigenUnterricht ungeeignet. Die heutige Schülergeneration spricht es nicht an.Aussagen, die nicht verifizierbar oder falsifizierbar sind <strong>und</strong> im Meinungsstreit bleiben, sind Werturteileoder normative (von Normen abhängende) Behauptungen (auch evaluative Sätze / Aussagen genannt). WennSeite | 1


Analyse <strong>und</strong> Erörterung expositorischer Textesie Anspruch auf Plausibilität <strong>und</strong> intersubjektive Geltung erheben, müssen sie sich auf deskriptive <strong>und</strong>interpretative Aussagen, also Argumente, stützen.Beispiel: Mir selber gefällt das Buch, da ich die vielen bunten Bilder, wie sie für dieheutigen Lesebücher üblich sind, ablehne. Außerdem kommt es nicht auf die Aktualität,sondern auf die Qualität der Texte an; <strong>und</strong> da habe ich noch nirgendwo besseregef<strong>und</strong>en.II. Arbeitsschritte der Text<strong>analyse</strong>1. Textaufnahme:- Ermittlungdes Themas (= Gr<strong>und</strong>frage, die der Text aufwirft oder auf die er eine Antwort gibt), der Textsorte <strong>und</strong>der kommunikativen Situation (Verfasser, Adressat, Medium, Anlass), der Intention.- Grobskizzierung des Inhalts2. Texterläuterung (= Klärung des Inhalts <strong>und</strong> der Aussagen):- Unterstreichung des Auffälligen (sinntragende Wörter),- Klärung von Unbekanntem,- aus dem Kontext (Ersatzprobe),- mit Hilfe von Wörterbüchern, Lexika etc.- u.U. zweite Fassung der Grobform3. Textbeschreibung:- unter logischem Gesichtspunkt (= Unterscheidung der Textaussagen nach Wichtigkeit, Bestimmung ihresStatus innerhalb der Argumentation, Gedankengang)Leitfragen:- Welche These(n) vertritt der Autor?- Mit welchen Argumenten begründet er seine These?- Mit welchen Beispielen, Belegen veranschaulicht er seine Argumente?- Welche Schlussfolgerung(en) zieht der Autor aus seiner Argumentation?- Auf welchen (nicht unbedingt ausgesprochenen) Prämissen beruht seine Argumentation?- unter sprachlich-rhetorischem GesichtspunktLeitfragen:- Werden bestimmte Aspekte, Sachverhalte betont durch- Wiederholung <strong>und</strong> ausführliche Darstellung,- bestimmte Stilmittel (z.B. Sentenzen, Wortspiele, rhetorische Fragen ...)?- Werden Sachverhalte auf- oder abgewertet durch- gefühlsbeladene, bildhafte Wendungen,- Wörter, die einen wertenden Beiklang haben (Konnotation, emotionale Auf-, Abwertung),- Nebeneinanderstellung von Informationen, die den Leser indirekt auffordern, eine Verbindung herzustellen,die der Autor nicht ausdrücklich behauptet?- Wird der Leser in eine „Wir-Gruppe“, die sich abgrenzt von „den anderen“, einbezogen?- Welches Vokabular verwendet der Autor, welchen Satzbau, <strong>und</strong> wie sind Stil <strong>und</strong> Stilebene zu kennzeichnen:anschaulich, bildhaft, abstrakt, distanziert, emotional, prätentiös, ironisch, weitschweifig,wissenschaftlich ... ?- Welche Gr<strong>und</strong>einstellung des Autors gegenüber seinem Thema <strong>und</strong> dem Leser ist erkennbar: Ironie,Aggression, Engagement, Provokation ... ?Seite | 2


Analyse <strong>und</strong> Erörterung expositorischer Texte- Einordnung des Textes in seine komplexe Voraussetzungssituation (soweit möglich): Biographie, Zeit,Gesellschaft, kommunikative Situation.4. Textsynthese (= Integration von 1 - 4)Ziel der Analyse ist nicht eine Anhäufung von Detailbeobachtungen, sondern ein Verständnis des Gesamtsinns,der Nachweis, dass der Text durch eine Intention zusammengehalten wird, also eine Strukturhat. D.h., es geht darum, den funktionalen Zusammenhang aufzuzeigen von- Thema, Inhalt <strong>und</strong> Gedankengang,- sprachlich-rhetorischer Gestaltung,- kommunikativer Situation,- Intention.Die schriftliche Darstellung der Analyseergebnisse, d.h. die in der Klausur geforderte Aufgabenart Analyse<strong>eines</strong> Sach<strong>textes</strong>, enthält also:die klare Wiedergabe der Hauptthesen des Textes <strong>und</strong> ihres gedanklichen Zusammenhangs,die Klärung der Prämissen der Argumentation,die Rekonstruktion des Textes mit eigenen Worten, um damit ein Verständnis der Textaussage nachzuweisen,die Darstellung der Art <strong>und</strong> Weise, wie der Autor seine Thesen untermauert durch- Argumente <strong>und</strong> Beispiele,- Techniken expliziter oder impliziter Gedankenverknüpfung,- Wortwahl <strong>und</strong> sonstige rhetorische Mittel etc..III. Kritische Auseinandersetzung mit der Argumentation des TextesNachdem Argumentationsansatz <strong>und</strong> Argumentationsstruktur verstehend analysiert worden sind, geht es inder Erörterung um eine Auseinandersetzung mit den vom Autor vertretenen Positionen; oft ist es dazu notwendig,sich auch mit der Machart des Textes <strong>und</strong> der Form der Argumentation zu beschäftigen.Diese Auseinandersetzung / Stellungnahme kann- in einer begründeten Zustimmung <strong>und</strong> / oder- einem begründeten Widerspruch <strong>und</strong> / oder- einer weiterführenden Problematisierung bestehen.Eine begründete Zustimmung, die evtl. nur Teilaussagen des Textes betreffen wird, kann folgende Denkoperationenumfassen:mit eigenen Erkenntnissen <strong>und</strong> Erfahrungen die Thesen des Autors weiter abstützen,mögliche Gegenpositionen zu Thesen des Autors, auch wenn sie im Text evtl. gar nicht thematisiertsind, entkräften,die logische Schlüssigkeit der vom Autor entwickelten Position durch eine persönliche Rekonstruktionder Hauptgedanken nachweisen.Folgende Denkoperationen können bei der kritischen Distanzierung von den Textaussagen, einem begründetenWiderspruch, <strong>und</strong> der Entfaltung der eigenen Position eine Rolle spielen:die Stichhaltigkeit einer These durch Gegenargumente <strong>und</strong> / oder Gegenbeispiele in Zweifel ziehen, z.B.die Gegenposition <strong>eines</strong> anderen Autors referieren oder eigene Erfahrungen dagegenhalten,die Schlüssigkeit des Begründungsverfahrens prüfen, also den behaupteten Zusammenhang zwischenThese <strong>und</strong> zugehörigen Argumenten bzw. Beispielen logisch überprüfen <strong>und</strong> evtl. in Zweifel ziehen,z.B. den Schluss von einem Beispiel auf eine Aussage mit allgemeinem Anspruch als logisch nicht zureichendproblematisieren,Seite | 3


Analyse <strong>und</strong> Erörterung expositorischer Texteeine These akzeptieren, aber ihren Geltungsanspruch eingrenzen, indem der Sachverhalt differenzierter,als vom Autor geschehen, betrachtet wird,die Prämissen von Aussagen des Autors darstellen <strong>und</strong> so den Text kritisch einordnen.Eine weiterführende Problematisierung der Textaussagen umfasst folgende Denkoperationen:zusätzliche Aspekte zur Sache bringen, welche die vom Autor gewählte Problemstellung eigentlich mitbeinhaltenmüsste, zu denen er aber nicht Stellung genommen hat, vom Autor nicht gesehene Konsequenzen seiner Position darstellen.IV. Die häufigsten Fehler:bei der Analyse:zu viel Textparaphrase (Wiederholung des Inhalts),fehlende Ökonomie der Darstellung, überflüssige Wiederholungen von Textaussagen,keine Trennung zwischen Wesentlichem (zentrale Aussagen) <strong>und</strong> Unwesentlichem,sprunghafte Darstellung durch Reduktion des Textes auf einige Thesen,rein additive Reihung der Textaussagen, ohne den sachlich-logischen Zusammenhang darzustellen,Argumentationszusammenhang der Textvorlage wird nicht deutlich (z.B. werden Gedanken, die derAutor nur referiert oder gar kritisiert, von seiner eigenen Argumentation nicht abgehoben),Vermischung der Wiedergabe von Textaussagen mit eigenen Wertungen,wörtliche Zitate werden als solche (Anführungszeichen) nicht gekennzeichnet,keine Trennung zwischen der Perspektive der Textvorlage <strong>und</strong> der eigenen Erläuterung, dem eigenenKommentar.Daher ist es notwendig, bei der Textwiedergabe‣ einleitende Verben zu verwenden, die Aufschluss über die Urheberschaft von Gedanken geben <strong>und</strong> denargumentativen Aufbau des Textes bezeichnen (z.B.: Der Autor behauptet, erläutert,schränkt ein, folgert ...);‣ den Konjunktiv der indirekten Rede zu verwenden, um den Referatcharakter der Darstellung klarzustellen<strong>und</strong> eine sachlich-distanzierte Haltung gegenüber dem Text einzunehmen.bei der kritischen Stellungnahme:dem Text bzw. Autor wird etwas unterstellt, was er so nicht behauptet hat,Textaussagen werden unstatthaft verallgemeinert,die Problemstellung des Textes wird verschoben, die eigene Stellungnahme schweift vom Aussageschwerpunktdes Textes ab <strong>und</strong> verliert sich in Einzelheitenoder Nebensächlichkeiten,die Stellungnahme löst sich nicht vom Gedankengangdes Textes, sondern liefert eine bloße gedanklicheWiederholung der Textvorlage,die eigene Position wird nicht genügend mit Argumenten<strong>und</strong> Beispielen abgestützt, sondern beschränktsich darauf, gegen Behauptungen des Autorseigene Behauptungen zu stellen, <strong>und</strong> bleibt so imDeklamatorischen stecken,die Proportionen zwischen Analyse <strong>und</strong> Stellungnahmestimmen nicht, die Stellungnahme wirkt nurwie ein pflichtschuldiger Appendix zur Analyse.Seite | 4

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