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8 Im Gespräch: Burkhard Ehlen ( Geschäftsführer der VVO GmbH, re.) und Arndt Steinbach (Landrat des Landkreises Meißen und Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberelbe, li.) Gut unterwegs. Mit dem VVO. Sie sind seit Herbst 2008 Geschäftsführer des Verkehrsverbund Oberelbe (VVO). Mit welchen Erwartungen traten Sie an diese Aufgabe heran? Burkhard Ehlen Ich freute mich auf die neue berufliche Herausforderung und war neugierig. Der VVO zählt zu den zehn größten Verkehrsverbünden in Deutschland und verfügt über einen sehr guten Ruf. Die Kunden sind zufrieden, das wird nicht zuletzt durch die steigenden Fahrgastzahlen deutlich. Für die kommenden Aufgaben habe ich ein Team an meiner Seite, das professionell und kompetent arbeitet und mich in allen Belangen unterstützt. Privat freute ich mich ebenfalls auf die Rückkehr nach Dresden. Ich kenne die Region bereits aus früheren beruflichen Zeiten. Die Stadt und die Umgebung sind mir sehr ans Herz gewachsen. Wie lief Ihr erster Tag im neuen Unternehmen ab? Burkhard Ehlen Ich stellte mich erst einmal allen Kollegen vor, denn es ist wichtig, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kennen und ihnen die Gelegenheit zu geben, ihren neuen Chef zu »inspizieren«. Anschließend gab es erste Gespräche bei Entscheidungsträgern und den Partnern im Verbund. VVO Verbundbericht 2008 9
Der VVO feierte 2008 zehnjähriges Jubiläum. Was ist das Besondere am VVO? Burkhard Ehlen Ein ganz wichtiger Aspekt ist der ausge- zeichnete Kundenservice. Der Fahrgast steht bei uns an erster Stelle und das spürt er. Wir sind fest in der Region verwurzelt. Der Verkehrsverbund Oberelbe stärkt den regionalen Verkehr. Die moderierende Funktion des VVO zwischen Verkehrsunterneh- men und Politik prägt zudem die zehnjährige Erfolgsgeschichte. Und wir agieren eng mit anderen sächsischen Verbünden. Herr Steinbach, an welche Meilensteine denken Sie? Arndt Steinbach Da sind natürlich viele, die mir im Ge- dächtnis blieben. Das fängt an bei der Einführung eines einheitli- chen Verbundtarifs, geht über die Gründung von Oberelbe Tours 2001, dem Tourismusbüro im VVO, das mittlerweile eine Vorbild- funktion für andere Verkehrsverbünde übernommen hat, bis zur Einführung der FahrradBUSSE 2007. Dazwischen gab es natürlich viele weitere Ereignisse. Ganz wichtig, bei allen Aktivitäten und Projekten, ist die gemeinsame Verantwortung der drei Landkreise und der Landeshauptstadt Dresden für den öffentlichen Personen- nahverkehr (ÖPNV). Welche Höhen und Tiefen gab es während der letz- ten zehn Jahre? Arndt Steinbach Zu den Höhen gehören zweifelsohne die kontinuierlich steigenden Fahrgastzahlen, denn sie sind ein Beleg für die Attraktivität des ÖPNVs. Zu den traurigen Ereignissen zählt sicherlich das Hochwasser 2002. Mehr als ein Drittel der Bahn- strecken wurde zerstört. Das Zentrum dieser Katastrophe lag im Verbundraum. Die Schäden bei der Bahn und im Stadt- und Regio- nalverkehr betrugen 950 Mio. Euro. Nach wie vor ergriffen bin ich von der enormen Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Und auch die Zusammenarbeit der Partner im Verbund glänzte durch Stärke und gegenseitige Hilfe. Zudem kamen Busfahrer aus Hamburg, Zwickau und anderen Städten, um ihre Dresdner Kollegen zu unterstützen. 2008 fand in Sachsen die Kreisgebietsreform statt. Intensiviert sich dadurch die Zusammenarbeit mit den Nachbarverkehrsverbünden? Arndt Steinbach Die Zusammenarbeit mit den sächsischen Verbünden ist überhaupt sehr intensiv. Insbesondere in den Berei- chen Tarif und Marketing. Bei regelmäßigen Treffen besprechen wir relevante Inhalte. Auch finden gemeinsame Ausschreibungen und Vergaben im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) statt, wie beispielsweise für die Strecke Dresden — Leipzig. Durch die Kreis- gebietsreform ist der vergrößerte Landkreis Bautzen Mitglied in zwei Zweckverbänden, dem VVO und dem ZVON. Auch hier profitiert der Landkreis vom partnerschaftlichen Verhältnis. Es gibt eine gemeinsame Fahrplanentwicklung, die in dieser Situation unabdingbar ist. Und gemeinsame Projekte … Burkhard Ehlen Genau. Wie zum Beispiel den Aufbau eines gemeinsamen rechnergestützten Betriebsleitsystems (RBL) für den Regional- und Busverkehr bis 2010. Der Rechner steht in Dresden und koordiniert Busse in Meißen und Görlitz. Durch den Landkreis Bautzen verläuft die Verbundgrenze. Im Sinne der Kunden wollen wir uns hier annähern. Wie zum Beispiel mit dem bereits etablierten SuperSommerFerienTicket (SSFT). Das gilt für Schüler und Azubis bis 20 Jahre und die können alle Verkehrsmit- tel im VVO und im ZVON während ihrer Sommerferien nutzen. Ist die Bilanz 2008 ein gutes Polster für 2009? Burkhard Ehlen Natürlich freue ich mich über die guten Ergebnisse. Die Fahrgeldeinnahmen stiegen auf 117 Mio. Euro und die Fahrgastfahrten erreichten fast die 200 Mio.-Marke. Auch beim Fahrkartenverkauf erreichte der VVO beachtliche Steigerun- gen. Die Zahl der verkauften Jobtickets beispielsweise erhöhte sich um das 2,3-fache. Rund vier Prozent mehr Menschen nutzten die Monatskarten. Aber die positiven Entwicklungen sind für mich kein Polster zum Ausruhen. Ich sehe weiteres Potenzial. Und das gilt es zu nutzen. Ein gutes Bilanzergebnis ist auch immer Ansporn und Herausforderung. Welche Rolle spielt der Verbundgedanke? Burkhard Ehlen Er ist ganz wesentlich. Der VVO lebt von der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Partnern im Verbund. Unser Motto »einfach umsteigen« ist einheitlich und verdeutlicht das gemeinsame Wirken. Der VVO kommuniziert mit seinen Kunden über ver- schiedenen Kanäle wie z. B. das Internet, die Mobili- tätszentrale und Hotline. Burkhard Ehlen Ja, darauf legen wir viel Wert. In der heutigen Zeit ist eine flexible Ansprache wichtig. Der Ticketver- kauf erfolgt durch die Kundenzentren der Partner im Verbund und unser Personal in der VVO-Mobilitätszentrale. Weiterhin gibt es Ticketautomaten in den Fahrzeugen und an den Haltestellen. Das HandyTicket erfreute sich 2008 weiter wachsender Beliebtheit. In Vorbereitung ist aktuell das Online-Ticket, dabei handelt es sich um eine Fahrkarte, die die Kunden zu Hause ausdrucken können. Und zukünftig soll es eine Abo-Chipkarte geben, die den Papier- fahrausweis im Abo ersetzt. Zählen zum Kundenservice auch die Maßnahmen innerhalb des Infrastrukturprogramms? Arndt Steinbach Natürlich, hier investiert der VVO viel, um den Komfort für die Fahrgäste zu erhöhen. Neue Übergangsstellen, Park+Ride-Standorte und Haltepunkte – alle diese Maßnahmen dienen dem Kunden. Und wir sind gut vorangekommen. 28 neue Zugangs- und Übergangsstellen sind entstanden und sieben Park+Ride-Plätze wurden errichtet. Insgesamt sprechen wir von einer Investitionssumme in Höhe von 46,7 Mio. Euro. Wie sieht die Zukunft des VVO aus? Arndt Steinbach 2009 gilt es, den Service und damit die Kundenzufriedenheit weiter zu steigern. Hierfür arbeiten wir an Projekten, wie den schon erwähnten SPNV-Ausschreibungen, dem RBL und dem Infrastrukturprogramm. Wir möchten den ÖPNV als zuverlässigen Mobilitätspartner für die Bewohner im Verbundge- biet und die Touristen erhalten und ausweiten. Der Freizeit- und Ausflugsverkehr gewinnt weiter an Bedeutung, sodass wir die Vielfalt der touristischen Produkte in Kombination mit dem ÖPNV verstärkt auf die Zielgruppe ausrichten werden. Aktivangebote stehen im Trend, wie zum Beispiel die Kombination aus Fahrrad und ÖPNV oder Wandern und ÖPNV. Burkhard Ehlen Wie in den vergangenen Jahren ist und bleibt der VVO bestrebt, den Komfort für die Fahrgäste zu erhö- hen, um dadurch auch Verlusten durch den bestehenden Bevöl- kerungsrückgang zu begegnen. Mit neuen Angeboten, flexiblen Leistungen und modernen Kommunikationswegen erhöht der VVO, gemeinsam mit den Partnern im Verbund, auch weiterhin die At- traktivität des ÖPNV. Gemeinsam und im Verbund – unterwegs im Dienste der Kunden 10 VVO Verbundbericht 2008 11
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