12.07.2015 Aufrufe

Artikel im PDF-Format - Zeitgeschichte-online

Artikel im PDF-Format - Zeitgeschichte-online

Artikel im PDF-Format - Zeitgeschichte-online

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

178Stichprobenverantwortlich sind vor allem die weitgehende Abkehr von der induktivenMethode und der damit einhergehende extrem selektive Umgang mitQuellen und empirischen Daten. Auch die häufig zu beobachtendeVerwischung der Differenz zwischen Indizien und Beweisen (z.B. Asante &Mattson 1998: 8f.) trägt wenig dazu bei, den Afrozentrismus in seinerderzeitigen Form als eine ernstzunehmende Herausforderung an daswissenschaftliche Establishment erscheinen zu lassen. Im Gegenteil, trotzder Wahrung einer gewissen äußeren Gestalt (Sprachwahl, Zitate,Fußnoten, etc.) erscheinen die Texte nur allzu oft beinahe alsWissenschaftsparodie, den unbeholfenen Schreibversuchen des Nambikwara‐Häuptlings aus Lévi‐Strauss’ Traurigen Tropen weit enger verwandt als derwissenschaftlichen Form, die sie nachahmen.Im besonderen Falle des Department for African American Studies der TempleUniversity stellt sich freilich gegenwärtig noch ein strukturelles Problem,das in seiner Art relativ einzigartig sein dürfte. Die von Molefi Asantebegründete afrozentrische Theorie nämlich gibt nicht nur Gegenstand undMethode der meisten Dissertationen vor, sondern Asante selbst urteilt inder Regel auch als Gutachter darüber, wie gut oder schlecht ein Kandidatdie Theorie verstanden hat. Angesichts der zum Dogmatismus neigendenKonzeption des Afrozentrismus und der überaus heftigen afrozentrischenReaktion auf jede Form von Kritik ist das ein Faktor, der der Entwicklungeines kritischen Diskurses gewiss wenig förderlich ist. Was als Erweiterungder historischen Perspektive begann, gerann auf diese Weise schnell zumBlick auf einen lediglich anderen Tellerrand.1987 war die Temple University in Philadelphia die erste Hochschule in denVereinigten Staaten, die ihren Studenten die Möglichkeit gab, <strong>im</strong> Bereichder Black Studies zu promovieren. Und wenngleich inzwischen eine ganzeReihe von Universitäten ebenfalls entsprechende Programme eingerichtethaben (darunter Yale, Berkeley, die University of Massachusetts at Amherstund die Michigan State University, Ann Arbor), kommt dem Departmentdoch ohne Zweifel das Verdienst zu, unter der Leitung von Molefi Asantedie Beschäftigung mit afroamerikanischen Themen in einer Zeit desNiedergangs der Disziplin erneut auf die Forschungsagenda gesetzt zuhaben.Auch an der Temple University selbst scheint sich seit der Übernahme derInstitutsleitung durch Nathaniel Norment Jr. vor wenigen Jahren eine Art

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!