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Artikel im PDF-Format - Zeitgeschichte-online

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Bessere Wissenschaft? Der afrozentrische Gegenentwurf 169Dagegen ist nichts einzuwenden. Mehr noch, angesichts der nach wie vorhäufig anzutreffenden Ansicht, Afrika sei als historischer Kontinent einemehr oder weniger zu vernachlässigende Größe stellt die Zuschreibung vonHandlungsmacht an afrikanische Akteure ein wichtiges Desiderat allerkünftigen African Studies dar. Man kann allerdings durchaus fragen, ob eine„Wissenschaft“, die sich explizit von den derzeit unter diesem Oberbegriffangewandten Methoden und Prinzipien distanziert, die Bezeichnungtatsächlich zu Recht trägt. Die Frage ist umso drängender, wenn der Bruchmit der epistemologischen Ordnung keineswegs ein radikaler ist, sondernlediglich best<strong>im</strong>mte Kriterien der wissenschaftlichen Arbeit zuvernachlässigen können glaubt, andere aber adaptiert und deninstitutionellen Rahmen, in dem Wissenschaft betrieben wird, nicht nurbereitwillig akzeptiert, sondern ihm noch eine weit größere Bedeutungeinräumt, als es <strong>im</strong> akademischen Mainstream gemeinhin die Regel ist. Somag der Afrozentrismus zwar <strong>im</strong> Bewusstsein seiner Anhänger durchauseine umfassende Neukonzeption dessen darstellen, was alswissenschaftliche Arbeit betrachtet werden soll. Bei näherer Betrachtungentsteht jedoch schnell der Eindruck, dass es sich bei jener „eurozentrischenWissenschaft“, von der man sich abzuheben versucht, letztlich um einenPopanz handelt, der eigens aufgebaut wurde, um das afrozentrischeUnternehmen gegen den Vorwurf der Unprofessionalität in Schutz zunehmen.Wie anders nämlich ließe sich erklären, dass beispielsweise Hegelsgeschichtsphilosophische Überlegungen <strong>im</strong> afrozentrischen Diskurs eine soherausragende Popularität genießen – und zwar nicht, wie man meinensollte, als historisches Beispiel für den eurozentrischen Blick auf Afrika,sondern gleichsam als pars pro toto der europäischen Beschäftigung mit demKontinent und seinen Bewohnern bis zum heutigen Tag (Asante 1990: 23f.;31ff., 173; 1999: 32; 2002: 7; Hilliard 2002: 58; Robinson 2001: 26). Nurwenigen afrozentrischen Autoren gelingt es, sich nicht wenigstensgelegentlich auf die Hegelschen Ansichten über den Kontinent und seineBewohner zu beziehen, um dem Eurozentrismus die Maske derwissenschaftlichen Objektivität zu entreißen und seine wahre Fratze ansLicht zu zerren. Damit aber stellen sie sich freilich längst nicht mehr inOpposition zu den Grundannahmen der historischen Forschung. Hegel inder Frage der Geschichtlichkeit Afrikas widerlegen zu wollen scheintletztlich nur wenig sinnvoller, als sich an den Nachweis zu machen, dass

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