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Artikel im PDF-Format - Zeitgeschichte-online

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Bessere Wissenschaft? Der afrozentrische Gegenentwurf 171behe<strong>im</strong>ateten Forscher doch recht schnell an die Grenzen ihrerVorstellungskraft stoßen.Dessen ungeachtet gibt es zweifellos zahlreiche Spielarten des Wissens desMenschen über die Welt, die mit dem Attribut „wissenschaftlich“ (jedenfallszum gegenwärtigen Zeitpunkt) nur unzureichend beschrieben wären, dieaber gleichwohl natürlich legit<strong>im</strong>e Formen von „Wissen“ darstellen. DieKunst beispielsweise zählt dazu und die Musik, mystische Ekstasen,Halluzination, Wahnvorstellungen, Visionen und so fort (Harris 1979: 28).Sie alle erzeugen etwas, dem wohl niemand ernstlich den Status von Wissenabsprechen will. Das Problem ist allerdings, wie solche Wissensformen zumGegenstand eines wissenschaftlichen Diskurses werden können, ohne dassman sie dabei zugleich in irgendeiner Form objektiviert. Gibt es, mit anderenWorten, eine Möglichkeit, subjektive Empfindungen in einer Weisem<strong>im</strong>etisch nachzubilden, die darauf verzichtet, die zugrundeliegendenErfahrungen ins Korsett einer objektivierten Sprache zu zwängen? Derethnologische Schriftsteller Hubert Fichte hat dies vor einigen Jahrzehntenhalbwegs erfolgreich versucht (Fichte 1985; 1987). Nur halbwegs erfolgreich,denn wirklich in den Gegenstandsbereich ihres Faches zu fallen schienenseine Arbeiten stets weder Literaturwissenschaftlern noch Ethnologen. Zuethnologisch für die einen, zu literarisch den anderen. Die offeneSubjektivität und fehlende synoptische Qualität der Texte lassen FichtesWerk in der Tat nur mit ungewohnter Mühe in herkömmlichewissenschaftliche Arbeiten einbinden. Fichte verzichtet bewusst aufRegister, Fußnotenapparate oder auch nur Kapitelüberschriften underschwert damit den oberflächlichen Zugriff auf „Fakten“. Seine Texte sindmit ihrem evokativen Potential nicht für einen raschen Konsum geschaffen.Als Leser muss man sich Zeit lassen und sich aktiv zum Text verhalten. Daszeigt auch der Blick auf das äußere Erscheinungsbild: Die Seiten sind nichtvollgeschrieben. Überall klaffen Lücken, Absätze, Ränder, die man in derLektüre auffüllen muss. Schlecht muss das nicht sein, aber es hat sich dochals vergleichsweise unpraktisch erwiesen.Einen andern möglichen Weg zu einer solchen Abkehr von objektivierendenPraxen schlägt Molefi Asante 1987 in The Afrocentric Idea vor. Eineafrozentrische Untersuchung, heißt es dort, basiere auf drei fundamentalenHaltungen, die man gegenüber der menschlichen Natur einnehmen könne:Fühlen, Wissen und Handeln, bzw. („wie Europäer es normalerweise

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