ProDUKTionsTageBUch 16 frÜhl<strong>in</strong>gs erWachen frühl<strong>in</strong>Gs erwaChen Frank Wedek<strong>in</strong>d Regie: Stephanie Mohr Bühnenbild und Kostüme: Miriam Busch Mit Liliane Amuat, Hilde Dalik, Marlena Keil, Johanna Paliege, Felix von Bredow, Béla Bufe, Christian Erdt, Michou Friesz, Laurenz Laufenberg, Peter Scholz, He<strong>in</strong>er Stadelmann Term<strong>in</strong>e: 13., 18., 24. Jänner, kammerspiele »Dieses ›frühl<strong>in</strong>gs erwachen‹ tut den Kammerspielen <strong>in</strong> vielerlei h<strong>in</strong>sicht extrem gut.« Kurier Foto s Moritz Schell
Pionier ARbEiT für »frühlIngs erwachen« arbeItet das theater In <strong>der</strong> josefstadt mIt dem reInhardt-semInar zusammen e<strong>in</strong> Grosser för<strong>der</strong>er und zusammenführer von kreativen und künstlerischen Kräften sei Max re<strong>in</strong>hardt gewesen, sagt florian Teichtmeister. »re<strong>in</strong>hardt hat die <strong>Josefstadt</strong> verzaubert und das sem<strong>in</strong>ar gegründet. Beides ist aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt«, erklärt das Josefstädter ensemble-Mitglied. Max re<strong>in</strong>hardts Josefstädter ära begann 1924, fünf Jahre später gründete er se<strong>in</strong>e schauspielschule <strong>in</strong> Wien. zwei <strong>in</strong>stitutionen, die zusammengehören wie Kleists Käthchen und Penthesilea, zwei, die e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ergänzen und von e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> profitieren können. <strong>in</strong> <strong>der</strong> JosefsTadT besann man sich se<strong>in</strong>es großen spiritus rector re<strong>in</strong>hardt und begann erstmals <strong>in</strong> <strong>der</strong> geschichte des hauses e<strong>in</strong>e Kooperation zwischen <strong>Theater</strong> und schule. »so e<strong>in</strong>e zusammenarbeit hat es noch nie gegeben, we<strong>der</strong> an <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> noch an e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en haus«, sagt regisseur<strong>in</strong> stephanie Mohr. Deshalb habe sie sofort zugesagt, als man ihr das Projekt angeboten hatte, frank Wedek<strong>in</strong>ds schülerdrama »frühl<strong>in</strong>gs erwachen« an den Kammerspielen mit re<strong>in</strong>hardt-sem<strong>in</strong>aristen zu <strong>in</strong>szenieren. »Dafür kann man sich nichts Besseres wünschen als junge leute, die selber gerade auf diesem Weg s<strong>in</strong>d«, sagt Mohr. »ich hatte die Möglichkeit, den dritten Jahrgang zu sehen und mir daraus me<strong>in</strong>e Besetzung zu zimmern.« »Und Mohrs junge schauspieler leuchten, wie nur ganz Junge und ganz alte es können. Von liliane amuat (fabelhaft), Johanna Paliege, Marlena Keil, felix von Bredow, christian erdt, laurenz laufenberg und Béla Bufe sollte man noch hören«, schreibt he<strong>in</strong>z sichrovsky, NEws. für die jungen akteure e<strong>in</strong>e große chance, weil sie von <strong>Theater</strong>- und Medienleuten sowie Publikum im wirklichen Betrieb gesehen werden. Und die chance haben, aus dem schulbetrieb herauszukommen. Das sei im re<strong>in</strong>hardt- sem<strong>in</strong>ar sonst gar nicht so e<strong>in</strong>fach, erzählt Teichtmeister aus eigener erfah- rung. auch er ist absolvent des semi- nars. Dort ist <strong>der</strong> 31-jährige schauspieler nun als lehren<strong>der</strong> tätig – auch für die sieben sem<strong>in</strong>aristen, die <strong>in</strong> »frühl<strong>in</strong>gs erwachen« mitwirken. »das spielen ausserhalb <strong>der</strong> Mauern des re<strong>in</strong>hardt-sem<strong>in</strong>ars ist gar nicht erlaubt«, sagt Teichtmeister. Wenn es aber doch vorkommt, muss »gewährleistet se<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> junge schauspieler nicht ausgebeutet wird und se<strong>in</strong>e ausbildung nicht vernachlässigt.« er selbst habe noch vor se<strong>in</strong>em abschluss am Volkstheater gespielt. »aber trotzdem ließ man mir am sem<strong>in</strong>ar nichts durchgehen«, sagt er. er durfte ke<strong>in</strong>e Unterrichtsstunde wegen e<strong>in</strong>es engagements streichen. ProDUKTionsTageBUch »frühl<strong>in</strong>gs erwachen« h<strong>in</strong>gegen funktioniert wie e<strong>in</strong> Praktikum. so etwas sei ihm schon lange e<strong>in</strong> anliegen, erzählt er: »Wenn man e<strong>in</strong>mal erlebt hat, was es bedeutet, sich und se<strong>in</strong> <strong>in</strong>strument im ›orchester des <strong>Theater</strong>s‹, auf <strong>der</strong> Bühne, zu gebrauchen, und dann zurück an die lehranstalt kommt, erkennt man den praktischen h<strong>in</strong>tergrund des gelernten. aus <strong>der</strong> mehrheitlichen Theorie wurde plötzlich eiskalte Praxis.« diese erfahrunG versuChT er se<strong>in</strong>en studenten zu vermitteln. »ich möchte ihnen mit praktischen Beispielen das Vertrauen geben, dass die D<strong>in</strong>ge, die wir ihnen erzählen, nicht s<strong>in</strong>nlos s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n dass sie das jeden Tag brauchen werden.« Und dazu gehören »Vorbereitung und selbstverantwortung. Wer ke<strong>in</strong>e selbstverantwortung für sich trägt, wer ke<strong>in</strong>en charakter als Mensch und als schauspieler entwickelt, <strong>der</strong> ist verloren.« Die Basis für se<strong>in</strong>en Unterricht nimmt er von stanislawski und re<strong>in</strong>hardt. Denn »Man muss lernen, was war, damit man versteht, was ist«. Vielleicht sollte man das auch den zeitgeistigen Branchenblättern beibr<strong>in</strong>gen, die all jene großen Meister, die e<strong>in</strong>st, je<strong>der</strong> auf se<strong>in</strong>e art, Pionier- arbeit leisteten, als erledigt abhaken. susanne zobl/NEws Das Magaz<strong>in</strong> des <strong>Theater</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 17