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Drama 01/11 - Theater in der Josefstadt

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Pionier<br />

ARbEiT<br />

für »frühlIngs erwachen« arbeItet das theater In<br />

<strong>der</strong> josefstadt mIt dem reInhardt-semInar zusammen<br />

e<strong>in</strong> Grosser för<strong>der</strong>er und zusammenführer<br />

von kreativen und künstlerischen<br />

Kräften sei Max re<strong>in</strong>hardt gewesen, sagt<br />

florian Teichtmeister. »re<strong>in</strong>hardt hat die<br />

<strong>Josefstadt</strong> verzaubert und das sem<strong>in</strong>ar<br />

gegründet. Beides ist aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt«,<br />

erklärt das Josefstädter ensemble-Mitglied.<br />

Max re<strong>in</strong>hardts Josefstädter<br />

ära begann 1924, fünf Jahre später gründete<br />

er se<strong>in</strong>e schauspielschule <strong>in</strong> Wien.<br />

zwei <strong>in</strong>stitutionen, die zusammengehören<br />

wie Kleists Käthchen und Penthesilea,<br />

zwei, die e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ergänzen und<br />

von e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> profitieren können.<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> JosefsTadT besann man sich se<strong>in</strong>es<br />

großen spiritus rector re<strong>in</strong>hardt<br />

und begann erstmals <strong>in</strong> <strong>der</strong> geschichte<br />

des hauses e<strong>in</strong>e Kooperation zwischen<br />

<strong>Theater</strong> und schule. »so e<strong>in</strong>e zusammenarbeit<br />

hat es noch nie gegeben, we<strong>der</strong><br />

an <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> noch an e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />

haus«, sagt regisseur<strong>in</strong> stephanie<br />

Mohr. Deshalb habe sie sofort zugesagt,<br />

als man ihr das Projekt angeboten hatte,<br />

frank Wedek<strong>in</strong>ds schülerdrama »frühl<strong>in</strong>gs<br />

erwachen« an den Kammerspielen<br />

mit re<strong>in</strong>hardt-sem<strong>in</strong>aristen zu <strong>in</strong>szenieren.<br />

»Dafür kann man sich nichts Besseres<br />

wünschen als junge leute, die selber<br />

gerade auf diesem Weg s<strong>in</strong>d«, sagt Mohr.<br />

»ich hatte die Möglichkeit, den dritten<br />

Jahrgang zu sehen und mir daraus me<strong>in</strong>e<br />

Besetzung zu zimmern.« »Und Mohrs<br />

junge schauspieler leuchten, wie nur<br />

ganz Junge und ganz alte es können. Von<br />

liliane amuat (fabelhaft), Johanna Paliege,<br />

Marlena Keil, felix von Bredow,<br />

christian erdt, laurenz laufenberg und<br />

Béla Bufe sollte man noch hören«,<br />

schreibt he<strong>in</strong>z sichrovsky, NEws.<br />

für die jungen akteure e<strong>in</strong>e große<br />

chance, weil sie von <strong>Theater</strong>- und Medienleuten<br />

sowie Publikum im wirklichen<br />

Betrieb gesehen werden. Und die<br />

chance haben, aus dem schulbetrieb<br />

herauszukommen. Das sei im re<strong>in</strong>hardt-<br />

sem<strong>in</strong>ar sonst gar nicht so e<strong>in</strong>fach, erzählt<br />

Teichtmeister aus eigener erfah-<br />

rung. auch er ist absolvent des semi-<br />

nars. Dort ist <strong>der</strong> 31-jährige schauspieler<br />

nun als lehren<strong>der</strong> tätig – auch für die<br />

sieben sem<strong>in</strong>aristen, die <strong>in</strong> »frühl<strong>in</strong>gs<br />

erwachen« mitwirken.<br />

»das spielen ausserhalb <strong>der</strong> Mauern des<br />

re<strong>in</strong>hardt-sem<strong>in</strong>ars ist gar nicht erlaubt«,<br />

sagt Teichtmeister. Wenn es aber<br />

doch vorkommt, muss »gewährleistet<br />

se<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> junge schauspieler nicht<br />

ausgebeutet wird und se<strong>in</strong>e ausbildung<br />

nicht vernachlässigt.« er selbst habe<br />

noch vor se<strong>in</strong>em abschluss am Volkstheater<br />

gespielt. »aber trotzdem ließ man<br />

mir am sem<strong>in</strong>ar nichts durchgehen«,<br />

sagt er. er durfte ke<strong>in</strong>e Unterrichtsstunde<br />

wegen e<strong>in</strong>es engagements streichen.<br />

ProDUKTionsTageBUch<br />

»frühl<strong>in</strong>gs erwachen« h<strong>in</strong>gegen funktioniert<br />

wie e<strong>in</strong> Praktikum. so etwas sei<br />

ihm schon lange e<strong>in</strong> anliegen, erzählt<br />

er: »Wenn man e<strong>in</strong>mal erlebt hat, was es<br />

bedeutet, sich und se<strong>in</strong> <strong>in</strong>strument im<br />

›orchester des <strong>Theater</strong>s‹, auf <strong>der</strong> Bühne,<br />

zu gebrauchen, und dann zurück an<br />

die lehranstalt kommt, erkennt man<br />

den praktischen h<strong>in</strong>tergrund des gelernten.<br />

aus <strong>der</strong> mehrheitlichen Theorie<br />

wurde plötzlich eiskalte Praxis.«<br />

diese erfahrunG versuChT er se<strong>in</strong>en studenten<br />

zu vermitteln. »ich möchte ihnen<br />

mit praktischen Beispielen das Vertrauen<br />

geben, dass die D<strong>in</strong>ge, die wir ihnen erzählen,<br />

nicht s<strong>in</strong>nlos s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n dass<br />

sie das jeden Tag brauchen werden.« Und<br />

dazu gehören »Vorbereitung und selbstverantwortung.<br />

Wer ke<strong>in</strong>e selbstverantwortung<br />

für sich trägt, wer ke<strong>in</strong>en charakter<br />

als Mensch und als schauspieler<br />

entwickelt, <strong>der</strong> ist verloren.«<br />

Die Basis für se<strong>in</strong>en Unterricht nimmt<br />

er von stanislawski und re<strong>in</strong>hardt. Denn<br />

»Man muss lernen, was war, damit man<br />

versteht, was ist«. Vielleicht sollte man das<br />

auch den zeitgeistigen Branchenblättern<br />

beibr<strong>in</strong>gen, die all jene großen Meister,<br />

die e<strong>in</strong>st, je<strong>der</strong> auf se<strong>in</strong>e art, Pionier-<br />

arbeit leisteten, als erledigt abhaken.<br />

susanne zobl/NEws<br />

Das Magaz<strong>in</strong> des <strong>Theater</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 17

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