Der König der Unterhaltung
Der König der Unterhaltung
Der König der Unterhaltung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
undy extra • 23. April 2009 EDITORIAL 3<br />
Hans R. Beierlein<br />
Dichtung und Wahrheit<br />
Frauen und Volksmusik. Mit diesen Schlagworten wird<br />
<strong>der</strong> ungekrönte <strong>König</strong> <strong>der</strong> deutschen Musikwelt gerne<br />
charakterisiert. Dies ist zulässig – und auch wie<strong>der</strong> nicht.<br />
Die Rolle, die Hans Rudolf<br />
Beierlein für<br />
„rundy“ gespielt hat,<br />
sollte man nicht vergessen.<br />
So schrieb Reginald Rudorf<br />
in seiner Autobiografie „Nie<br />
wie<strong>der</strong> links“, wie er durch<br />
den Münchner Medienzaren<br />
an die Kontakte kam, die er<br />
zum Einstieg in die erfolgreiche<br />
Selbstständigkeit benötigte.<br />
Und noch heute – fast<br />
35 Jahre später – ist Hans R.<br />
Beierlein zur Stelle, wenn man<br />
ihn braucht. „Für ‚rundy‘ habe<br />
ich immer Zeit“, teilte er mir<br />
einmal mit. Ein kleines Wun<strong>der</strong><br />
bei einem <strong>der</strong>art viel beschäftigten<br />
Mann.<br />
„Wer rastet, <strong>der</strong> rostet“, besagt<br />
ein altes Sprichwort<br />
– und wer Hans R. Beierlein<br />
sieht, <strong>der</strong> weiß, warum er trotz<br />
seines hohen Alters noch kein<br />
bisschen Rost angesetzt hat.<br />
Obwohl er das Rentenalter<br />
deutlich überschritten hat, ist<br />
er ständig bemüht, den Musikmarkt<br />
zu beleben.<br />
Wobei es ihm offensichtlich<br />
nicht (nur) darum geht, dem<br />
Volk ein paar neue Notenfolgen<br />
zu präsentieren. In erster<br />
Linie will er seine eigenen<br />
Noten vermehren. „Ich bin<br />
für MEIN Glück zuständig,“<br />
teilte Beierlein in dem bemerkenswert<br />
offenen ARDPorträt<br />
„<strong>Der</strong> Mann, <strong>der</strong> sich selbst<br />
erfand“ mit. <strong>Der</strong>artige Aussagen,<br />
die seine Liebe zum<br />
Portemonnaie verdeutlichen,<br />
lassen sich häufig finden.<br />
Hans R. Beierlein deshalb als<br />
geldgierigen Mogul darzustellen,<br />
wäre ein Fehler. Sicher:<br />
Er hat sich die Rechte an <strong>der</strong><br />
„Internationalen“ nicht gesichert,<br />
um sie nicht mehr<br />
spielen zu lassen. Ganz im<br />
Gegenteil: Jede Aufführung<br />
ist ihm aus monetären Gründen<br />
sehr lieb. Und selbst enge<br />
Freunde bezweifeln, dass er<br />
die volkstümliche Musik, die<br />
er vornehmlich promotet, nun<br />
wirklich mag. Doch sie bringt<br />
angesichts <strong>der</strong> Popularität<br />
Geld aufs Konto. Aber Beierlein<br />
ist eben auch ein Gönner,<br />
<strong>der</strong> u. a. die Idee hatte, Platten<br />
herauszubringen, <strong>der</strong>en Einnahmen<br />
wohltätigen Zwecken<br />
zugute kommen.<br />
Und ewig<br />
lockt das Weib<br />
Die Medien berichten neben<br />
seiner Vorliebe fürs Geld<br />
vor allem davon, dass er die<br />
Frauen liebt. Das Image des<br />
ewigen Schwerenöters unterzimmert<br />
er mit Aussagen,<br />
dass Frauen die „zweitbeste<br />
Erfindung des lieben Gottes“<br />
seien. An erster Stelle stünden<br />
natürlich die Männer, ergänzt<br />
er mit trockenem Humor. Dass<br />
Beierlein aber auch ein großes<br />
Herz für Tiere hat und sich für<br />
<strong>der</strong>en Schutz engagiert, geht<br />
dabei oft unter.<br />
Hans R. Beierlein angesichts<br />
des von ihm nach außen hin<br />
propagierten Bildes wirklich<br />
zu fassen, ist daher für Außenstehende<br />
kaum möglich. Ihn<br />
nur auf Frauen und Volksmusik<br />
zu reduzieren, wäre ebenso<br />
falsch, wie es komplett abzustreiten.<br />
In einer Szene des erwähnten<br />
Filmporträts sieht man Hans<br />
R. Beierlein im Tonstudio. Er<br />
sagt, dass die deutsche Musikszene<br />
deutlich verjüngt<br />
werden müsse. Ein kleines<br />
Mädchen singt zu einem Beat<br />
ein Lied, das mehr an KlingeltonCharts<br />
statt anspruchsvolle<br />
Kunst erinnert. Beierlein,<br />
<strong>der</strong> seinen frühen Schützling<br />
Udo Jürgens nicht als Schlagersänger<br />
son<strong>der</strong>n Chansonnier<br />
sah, wird gefragt, ob dies<br />
die Zukunft sei. Diese Frage<br />
mag er nicht beantworten.<br />
Was er wisse: Das Mädchen<br />
sei deutlich jünger als Karl<br />
Moik. Und dies sei alles was<br />
zählt. Mit dieser Einstellung<br />
hat Beierlein Erfolg. Und wer<br />
Erfolg hat, so sagt er, dürfe<br />
nicht unglücklich sein.<br />
Christian Schmidt<br />
Hans R. Beierlein<br />
ist einer <strong>der</strong><br />
wichtigsten Männer<br />
<strong>der</strong> deutschen<br />
Medienbranche.