Info - Bad Gandersheim
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Kurzeitung <strong>Bad</strong> <strong>Gandersheim</strong> 4/10<br />
Selbstportrait Johannes Nissen (ca. 1910).<br />
Der Fotograf Johannes Nissen hat<br />
die Stadt <strong>Gandersheim</strong> und ihre<br />
Menschen in der ersten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts im Foto festgehalten und<br />
damit so intensiv dokumentiert, wie kein<br />
anderer Fotograf dieser Zeit. Schon früh<br />
fotografierte er die Stadt, ihre Kunstwerke und<br />
ihre Landschaft, Aufnahmen die heute hohen<br />
Dokumentarwert besitzen.<br />
Dank einer glücklichen Fügung hat sich ein<br />
großer Teil seines fotografischen Werks<br />
erhalten. Kürzlich sind viele der gläsernen<br />
Fotoplatten von Johannes Nissen wieder aufgetaucht<br />
und konnten durch Digitalisierung<br />
aufgearbeitet und damit für moderne Medien<br />
verarbeitbar gemacht werden. Sie befinden<br />
sich heute im Museum der Stadt.<br />
Leben<br />
Johannes Nicolaus Nissen wurde am 15. September<br />
1881 in Gulde bei Kappeln (heute<br />
Flugzeugabsturz (Nissen, 1917).<br />
A n n o B a d G a n d e r s h e i m ■<br />
Johannes Nicolaus Nissen<br />
Ein Fotograf sieht <strong>Gandersheim</strong> (1882–1972)<br />
Gemeinde Stoltebüll) im Landkreis Flensburg<br />
in Schleswig-Holstein geboren, wo sein Vater<br />
Heinrich Schneidermeister war. Seine Mutter<br />
war Catharina Margaretha Nissen, geb. Vierck.<br />
Johannes kam nach seiner Lehrzeit und<br />
Ausbildung in der „Lichtbildkunst“ und ersten<br />
Berufsjahren als Fotograf im Jahre 1906 nach<br />
<strong>Gandersheim</strong>. Zunächst arbeitete er im letzten<br />
Haus der Braunschweiger Straße in Richtung<br />
Seboldshausen an der Abzweigung der Straße<br />
zum Brink, bis er sich als Fotografenmeister<br />
selbständig machte und im Haus Moritzstraße<br />
4 eine Fotografenwerkstatt mit Atelier eröffnete.<br />
1919 erwarb er das Haus von der Familie<br />
Mennecke. Heute befindet sich dort das<br />
Fotogeschäft Puhlmann. Über seine erste Ehefrau<br />
Ella liegen weder der Geburtsname noch<br />
Lebensdaten vor. Es gibt eine große Anzahl<br />
von Aufnahmen von ihr, aber alle ohne Beschriftung.<br />
Im ersten Weltkrieg (1914–1918) wurde<br />
Nissen als Soldat eingezogen und musste am<br />
Kriegsdienst teilnehmen. Er hat auch in dieser<br />
Zeit mit seiner Plattenkamera mit Zustimmung<br />
seiner Vorgesetzten Aufnahmen machen können,<br />
die in ihrer Einzigartigkeit bedeutende<br />
Zeitzeugnisse sind. Beispielsweise fotografierte<br />
er im Jahre 1916, während der Kämpfe zwischen<br />
deutschen und rumänischen Truppen<br />
im Königreich Rumänien, das Leben der Bevölkerung<br />
und dokumentierte sehr eindrucksvoll<br />
deren Gebräuche und äußerst einfache<br />
Lebensbedingungen.<br />
Bis zum ersten Weltkrieg wirkte Johannes<br />
Nissen als guter Turner und Turnwart des<br />
Männerturnvereins sehr erfolgreich und trug<br />
dazu bei, viele Jugendliche im Turnen auszubilden<br />
und das Turnen populär zu machen.<br />
1931 übergab er sein Fotoatelier an Bill Donsbach<br />
und widmete sich ganz der Geschichte<br />
der Stadt. Er fertigte ungezählte Aufnahmen<br />
Johannes Nissen mit Eltern in Gulde (ca. 1900).<br />
Hochwasser bei <strong>Gandersheim</strong> (Nissen, 1909).<br />
von <strong>Gandersheim</strong>er Bürgern, Hochzeiten,<br />
Festen, Versammlungen und wichtigen Ereignissen<br />
an. Viele seiner Aufnahme sind noch<br />
im Museum und in Privatbesitz vorhanden.<br />
Das Ehepaar Nissen verkaufte 1931 sein Haus<br />
und erwarb ein Haus am heutigen Küchengraben<br />
(damals An der Stadtmauer). Im Jahre<br />
1938 wurde das Haus Moritzstraße 4 vom<br />
Photographenmeister Johannes Puhlmann erworben.<br />
Im Jahre 1932 baute Johannes Nissen das<br />
Heimatmuseum auf, zunächst in dem kleinen<br />
Anbau des Brackens. Anlässlich der 1100-Jahr-<br />
Feier <strong>Bad</strong> <strong>Gandersheim</strong>s verlegte er das<br />
Heimatmuseum auf den ehemaligen Kornboden<br />
des Rathauses und schuf mit den über<br />
viele Jahre gesammelten Urkunden, Geräten,<br />
Plänen, Möbeln, Waffen usw. eine umfassende<br />
Darstellung zur Geschichte der Stadt <strong>Bad</strong><br />
<strong>Gandersheim</strong>. Er war bis 1966 über 33 Jahre