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Petra Mönter Ein Eichhörnchen lebt in den Bäumen, und frisst gern ...

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1Texte Tierische Serenade 2010<strong>Petra</strong> MönterDas Eichhörnchen<strong>E<strong>in</strong></strong> Eichhörnchen<strong>lebt</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bäumen,<strong>und</strong> <strong>frisst</strong> <strong>gern</strong> Nüsse,viel sogar,im W<strong>in</strong>ter tut es <strong>gern</strong>e träumen,<strong>und</strong> das tut es Jahr für Jahr.Nun ist das Tier der Gattung Hörnchenbei jedermann <strong>und</strong> -k<strong>in</strong>d beliebt,weil es ziemlich viele Tiere,aber nicht so viele Hörnchen gibt.Warum hat dieses Hörnchen nun,<strong>den</strong> Namen Eich dazugekriegt?Es ist ganz e<strong>in</strong>fach liebe Leute:Weil es <strong>gern</strong> auf Eichen liegt.Wer´s mir nicht glaubt,dem will ich sagen:Geschickt gereimt ist dies Gedicht,doch warum die Hörnchen Eich sich nennen,weiß ich <strong>in</strong> Wirklichkeit noch nicht!


2William ShakespeareDer Phönix <strong>und</strong> die Turteltaube (Auszug)…Hier beg<strong>in</strong>nt der Chor. – ZusammenTönet's: Lieb' <strong>und</strong> Treu ist h<strong>in</strong>;Turteltaub' <strong>und</strong> Phönix fliehnAus der Welt <strong>in</strong> Wechselflammen.Liebten sich, wie wenn, verdichtetLieb' <strong>in</strong> Zwei'n zu e<strong>in</strong>em Wesen,Trennungslos geteilt gewesen.Da hat Liebe Zahl vernichtet.…Eigentum sich so verließ,Dass im Selbst das Selbst verschwand,<strong>E<strong>in</strong></strong>zelwesen, zwiebenannt,Weder zwei noch e<strong>in</strong>es hieß.…Und erhub dann diese KlageUm der Liebe Stern <strong>und</strong> Hel<strong>den</strong>,Taub' <strong>und</strong> Phönix die Entseelten,Als Choral am Sarkophage:


3Klage[861] Schönheit, Treu <strong>und</strong> Seltenheit,Anmut <strong>in</strong> <strong>E<strong>in</strong></strong>fältigkeitSchlummern hier dem Staub geweiht.Nun versiecht des Phönix Blut;Täuble<strong>in</strong>s Herz, so fromm <strong>und</strong> gut,Für Ewigkeiten fühllos ruht.Ach der k<strong>in</strong>derlos Verschw<strong>und</strong>'nen!Nicht ohnmächtig drum Erf<strong>und</strong>nen:Keuschheit war es der Verb<strong>und</strong>'nen.Wahrheit sche<strong>in</strong>t nun, hat nicht Wesen.Schönheit prahlt nun, ist gewesen.Wahrheit, Schönheit, sie verwesen.Alle, die ihr schön <strong>und</strong> wahr,Kommt zur Urne, br<strong>in</strong>get dar<strong>E<strong>in</strong></strong> Gebet dem Totenpaar!


4Wilhelm Busch: Der KoboldIn e<strong>in</strong>em Häuschen, sozusagen(Den ersten Stock bewohnt der Magen),In e<strong>in</strong>em Häuschen war's nicht richtig,Dar<strong>in</strong>nen spukt' <strong>und</strong> tobte tüchtig<strong>E<strong>in</strong></strong> Kobold, wie e<strong>in</strong> wildes Bübchen,Vom Keller bis zum Oberstübchen.Fürwahr, es war e<strong>in</strong> bös Getös.Der Hausherr wird zuletzt nervös,Und als e<strong>in</strong> desperater MannSteckt er kurzweg se<strong>in</strong> Häuschen anUnd baut e<strong>in</strong> Haus sich anderswoUnd me<strong>in</strong>t, da g<strong>in</strong>g es ihm nicht so.Alle<strong>in</strong>, da sieht er sich betrogen.Der Kobold ist mit umgezogenUnd macht Spektakel <strong>und</strong> RumorViel ärger noch als wie zuvor.»Ha«, rief der Mann, »wer bist du, sprich?«Der Kobold lacht: »Ich b<strong>in</strong> de<strong>in</strong> Ich!«


5Joachim R<strong>in</strong>gelnatz: Die AmeisenIn Hamburg <strong>lebt</strong>en zwei Ameisen,Die wollten nach Australien reisen.Bei Altona auf der Chaussee,Da taten ihnen die Be<strong>in</strong>e weh,Und da verzichteten sie weiseDann auf <strong>den</strong> letzten Teil der Reise.


6Theresa Hahl: wie ich groß <strong>und</strong> die welt kle<strong>in</strong> wurde<strong>E<strong>in</strong></strong> text <strong>in</strong> dem es darum geht wie ich e<strong>in</strong>mal so kle<strong>in</strong> war <strong>und</strong> dann so groß wurde<strong>und</strong> die welt so groß war <strong>und</strong> dann so kle<strong>in</strong> wurde<strong>und</strong> der davon handelt wie sich die welt wenn wir wachsen verwandeltich weiß nicht mehr warumwarum hab ich früher gedachtes wird niemals wirklich nacht<strong>den</strong>n die sonne sche<strong>in</strong>t doch strahlenhell wenn jemand lacht<strong>und</strong> dass es im meer nur dann wellen gibtwenn e<strong>in</strong> wal e<strong>in</strong>e bauchlandung machtdann dachte ich die erde steht im störfunk bei regen<strong>und</strong> sonnenuntergang gibt es nurum die welt mit strahlengold zu belegenich dachte e<strong>in</strong> komet ist e<strong>in</strong> phönix<strong>und</strong> sternschnuppen eigentlich glühwürmchen auf der autobahn<strong>und</strong> löwen <strong>in</strong> afrika waren für mich nurlebendiger laufender löwenzahngrashalme waren wimpern der erde auf grünbehaarten hügeln<strong>und</strong> sturmböen aufgeschäumte luft von w<strong>in</strong>dräderflügelnim herbst glaubte ichdass kle<strong>in</strong>e flammen an <strong>den</strong> bäumen lodern<strong>und</strong> regenbögen entstan<strong>den</strong> für michwenn graffitisprayer <strong>den</strong> himmel erobernwenn ich dann drachen steigen ließwünschte ich mirdass der w<strong>in</strong>d mich <strong>und</strong> <strong>den</strong> drachen e<strong>in</strong>fach wegbließder <strong>in</strong> der luft ganz leise knistert<strong>und</strong> mich wegträgt bis er w<strong>und</strong>erwörter wispertfür mich war schnee wie glitzernde diamantscherbensterne waren alb<strong>in</strong>osenfkörner<strong>und</strong> funkelten nur um <strong>den</strong> mond zu umwerbenblitze waren momentaufnahmen von obendonner kam von engeln auf der kegelbahn<strong>und</strong> bäume waren nicht mehr alsbrokkoli mit größenwahn


7zuckerwatte bestand für mich aus abgeschossenen rosa wolkendie jemand um e<strong>in</strong>en holzstab rollteheute weiß ich nicht mal mehrwarum ich <strong>den</strong> w<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em käscher fangen wollteich weiß nicht mehrwie schatten wandgemälde malenich weiß nichts mehrvon mondsicheltänzen <strong>und</strong> sonnensche<strong>in</strong>ritualenwenn ich jetzt e<strong>in</strong>en baum seh<strong>den</strong>k ich nur an toilettenpapier<strong>und</strong> bei zuckerwatteertapp ich mich wie ich im kopf kalorien addierwann hab ich verlernt wie man <strong>den</strong> atem verliertwann hab ich gelernt wie die welt funktioniertwann hab ich vergessen wie der himmel aussiehtwir sehen ihn ja doch nur wenn er an verglasten fenstern vorbeiziehtsitzen e<strong>in</strong>betoniert von häusermauernhaben e<strong>in</strong>leuchtende erklärungendie <strong>in</strong> büchern wohnen <strong>und</strong> die zeit überdauern<strong>und</strong> für mich ist es jetzt schon zu spätich hab bessere geschichten e<strong>in</strong>getauschtgegen stichhaltige rationalitätzieht zeit an mir vorbeiist alle k<strong>in</strong>dheitvergangen irgendwo auf dem wegwaren me<strong>in</strong>e augen mal unbe fangensich jetzt im gedankengangnetz der erklärungsnotwendigkeitnoch nicht bereit für wissenschaftswirklichkeitim nagelgehagel der erwachsenenzeit liegt metastasenweit <strong>und</strong> breitseh ich e<strong>in</strong> die welt ist ke<strong>in</strong> spieltunnel traumdschungel


8<strong>und</strong> k<strong>in</strong>derbuchkaleidoskope liegen farbenfarcettenlosleerfarbloser teer nie mehr karusselfahrn im farbenverwischen<strong>den</strong>mal mir e<strong>in</strong> meer <strong>in</strong> dem wale nicht ertr<strong>in</strong>ken<strong>und</strong> ich weiß nicht mehr warum ich nicht an drachen glaubeich weiß nicht mehr warum die erde manchmal stillstehtich weiß nicht mehr wie ich der sonne strahlen raube<strong>und</strong> ich hab vergessen wie die wiesen wispern wenn der w<strong>in</strong>d durchwehtwie konnte ich vergessen was me<strong>in</strong>e wirklichkeit war?wie konnte ich aufgeben wie ich die welt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en augen sah?


9He<strong>in</strong>z Erhardt: Der alte WolfAuch´n MärchenDer Wolf, verkalkt <strong>und</strong> schon fast bl<strong>in</strong>d,traf e<strong>in</strong>e junge Dame:"Bist du nicht Rotkäppchen, me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d?"Da sprach die Dame: "Herr, Sie s<strong>in</strong>d---!*Schneewittchen ist me<strong>in</strong> Name!""Schneewittchen? Ach, dann bist du diemit diesen 7 Raben?"Sie antwortete: "Lassen Siesich lieber gleich begraben!Mit 7 Zwergen hatt ich malzu tun- das waren nette...!""Ach ja! Du durftest nicht zum Ball,<strong>und</strong> Erbsen waren nicht de<strong>in</strong> Fall,besonders nicht im Bette...!"Da lachte sie hell ha-ha-ha,dann: "Darf ich Sie was fragen?Sie fraßen doch die Großmama,wie hab´n Sie die vertragen?""Das ist nicht wahr, daß ich sie fraß,ich krümmte ihr ke<strong>in</strong> Härchen!Die Brüder Grimm, die schrieben dasfür kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derchen zum Spaßdass<strong>in</strong>d doch alles Märchen...!"


10Auszug aus Ovids Metamorphosen: KallistoDer Göttervater Zeus verwandelte sich oft <strong>in</strong> Tiere, um soganz unauffällig Frauen zu beobachten, die ihm gefielen. Umder Nymphe Callisto näher kommen zu können, ohne dass esse<strong>in</strong>e Frau Hera bemerkt, verwandelte er Callisto <strong>in</strong> e<strong>in</strong>enBären. Das bewahrte Callisto zwar vor dem Zorn Heras,brachte sie aber <strong>in</strong> andere Gefahren - nun wurde sie vonJä<strong>gern</strong> verfolgt, die sie töten wollten!<strong>E<strong>in</strong></strong> Jäger mit Namen Actas sah <strong>den</strong> Bären, spannte se<strong>in</strong>enBogen <strong>und</strong> wollte <strong>den</strong> Pfeil gerade abschießen. <strong>E<strong>in</strong></strong>eschreckliche Situation, zumal Actas auch noch der Sohn vonCallisto war! Natürlich konnte er se<strong>in</strong>e Mutter <strong>in</strong> derBärengestalt nicht erkennen. Um Actas davon abzuhalten,se<strong>in</strong>e eigene Mutter zu töten, schickte Zeus die bei<strong>den</strong> an<strong>den</strong> Himmel, wo sie nun als Großer Bär <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>er Bär(Kle<strong>in</strong>er Wagen) zu f<strong>in</strong><strong>den</strong> s<strong>in</strong>d. Weil Zeus sie am Schwanzpackte <strong>und</strong> daran h<strong>in</strong>aufschleuderte, haben sie so langeSchwänze (Bären haben ja normalerweise e<strong>in</strong>enStummelschwanz..)


11Ovid hat dieser Geschichte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Metamorphosen e<strong>in</strong>w<strong>und</strong>erbares literarisches Denkmal gesetzt:Jupiter, als er die Erd' umwanderte, müde des Äthers,Sah <strong>in</strong> Arkadias Fluten der nonakr<strong>in</strong>ischen Jungfrau'nHoldeste; <strong>und</strong> es entbrannte se<strong>in</strong> Herz von feuriger Sehnsucht.Nicht war jener Geschäft, die gekrempelte Wolle zu fe<strong>in</strong>ern,Noch durch Tracht zu verändern das Haar…Über <strong>den</strong> Mittagsraum war schon das Sonnengespann h<strong>in</strong>,Als sie die Waldung betrat, wo niemals Äxte gehauen.Und sie entspannte <strong>den</strong> Bogen <strong>und</strong> hub von der Achsel <strong>den</strong> Köcher,Legte sich dann auf <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>, mit weichem Grase gepolstert;Und <strong>den</strong> gemaleten Köcher bedeckt ihr ruhender Nacken.Jupiter, da er so müde sie sah, <strong>und</strong> ohne Bewachung:Diesmal, sprach er, entdeckt doch <strong>den</strong> Gang nicht me<strong>in</strong>e Gemahl<strong>in</strong>;Oder erspäht sie ihn auch, oh, so gilt ihr Keifen mir so viel!Plötzlich umhüllet <strong>den</strong> Gott die Gestalt <strong>und</strong> der Schmuck der Diana:Jungfrau, redet er an, du Begleiter<strong>in</strong> me<strong>in</strong>es Gefolges,Welcherlei Höh'n durchjagtest du heut? Da erhebt sich die JungfrauSchnell vom Rasen, <strong>und</strong> sagt: Heil, Herrscher<strong>in</strong>, höher geschätzt mir,Wenn er auch selber es hört, als Jupiter! Lächelnd vernimmt er's,Froh, daß er selbst vorgehe sich selbst; <strong>und</strong> er füget ihr Küsse,Nicht <strong>in</strong> gehörigem Maße, noch so zu geben von Jungfrauen.Arglos will sie erzählen, <strong>in</strong> welchem Gehölz sie gejaget;Aber es hemmt sie Gewalt: <strong>und</strong> siegreich kehrt zu dem ÄtherJupiter.


12Christan Morgenstern: Das HuhnIn der Bahnhofhalle, nicht für es gebaut,geht e<strong>in</strong> Huhnh<strong>in</strong> <strong>und</strong> her...Wo, wo ist der Herr Stationsvorsteh’r?Wird dem Huhnman nichts tun?Hoffen wir es! Sagen wir es laut:daß ihm unsre Sympathie gehört,selbst an dieser Stätte, wo es -- ,stört’!

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