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als PDF - Ita Wegman Institut

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Brief Rudolf Steiners an <strong>Ita</strong> <strong>Wegman</strong>, April 1924rien von Rudolf Steiners Leben und Wesen– trotz der Karmavorträge – noch immertief verborgen waren («Geheimnis, wassein Wesen betrifft» 7 ).<strong>Ita</strong> <strong>Wegman</strong> wollte nicht lediglich vorund zu ‹Kennern› sprechen, sondern vorsuchenden, oft jungen Menschen, öffnendund einladend. So ging sie in ihren Darstellungenvon der direkten Begegnungmit Rudolf Steiner aus, von seiner unmittelbarenErscheinung: «Wer ihm dam<strong>als</strong>begegnete und seelenempfindlich war, derwusste sofort, dass eine bedeutende Persönlichkeitvor einem stand. Er war vonmittelgroßer Statur, hatte einen zartenKörperbau und einen federnden Gang.Sein Kopf war schön geformt und darinblickten einem ein paar gütig wohlwollendeAugen entgegen. Diese Augen warenmerkwürdig. Sie konnten auch Feuer sprühen,wenn er sich begeisterte und über dieGüte, die Schönheit und die Wahrheitsprach. Da konnte er die Herzen der Menschenentflammen, weil er dann <strong>als</strong> dieGüte, die Wahrheit selber da stand. Dannkonnten die Augen in die Weite schauen,<strong>als</strong> ob er durchdringen wollte die Ätherfernen,der beobachtende Zuhörer konntedann erahnen, dass er sein Bewusstseinerweiterte und aus einer Erinnerungsfähigkeitsprach, die viel größer war <strong>als</strong> diejenigeeines gewöhnlichen Menschen, dienur bis zum vierten oder dritten Jahr geht.Man fühlte, dass man einen Menschenvor sich hatte, der ‹anders› war <strong>als</strong> ein andererMensch und doch nicht den Eindruckmachte eines Sonderlings. Es wardie Erweiterung des Menschentums, daszunichte machte den Ausspruch von Du-Bois-Reymond: Ignorabimus, wir könnenes nicht wissen, wir wissen nur über dasjenige,was wir mit unseren Augen undOhren direkt um uns sehen und hören.Hier stand ein Mensch, der das deprimierendeIgnorabimus durchbrach undein Wissen über die letzten Dinge produzierte,<strong>als</strong>o ein Phänomen! Unddoch wieder kein Phänomen, wennman ihn unter den Menschen sah, gesellig,wohlwollend, liebenswürdig, ritterlichvoller Humor, ja er konnte herzlichlachen trotz seines tief ernstenWesens.» 8Ein «geselliger Mensch» sei RudolfSteiner gewesen – nach der Verbotsnachrichtder Anthroposophischen Gesellschaftim nation<strong>als</strong>ozialistischenDeutschland Ende 1935 notierte <strong>Ita</strong><strong>Wegman</strong> sich: «Geistige Geselligkeit istein Wort, das ein Korrespondent derNational-Zeitung prägte, <strong>als</strong> er die Nachrichtgab, dass der AnthroposophischenGesellschaft in Berlin verboten wordenist, zu wirken. Das dritte Reich, sodrückte er sich ungefähr aus, hat füreine geistige Geselligkeit keinen Raum. Nun,wenn man das Wort Geselligkeit näher betrachtet,dann muss man sagen, dass gesellignur Menschen sein können, die frei sind.Geistige Geselligkeit ist dann da, wo freieMenschen zusammenkommen, die sichdem Geiste widmen wollen, abhold sindtrivialen Klatschereien oder den alltäglichenInteressen. Das Füreinanderinteressierenmuss da sein, damit das lieblose Aneinandervorbeigehennicht stattfinden kann; esentsteht dann wirklich eine geistige Geselligkeit,die fruchtbar anregend sein kannund neue Ideen in den Menschen entzündenkann. Rudolf Steiner war ein geselligerMensch. Er beklagte sich immer, dass erdiese Geselligkeit nicht ausleben konnte.Die Menschen machen immer solche ernstentraurigen Gesichter, sagte er einmal.» 9«Durchchristete Kosmosweisheit»Der «wunderbare Mensch» Rudolf Steiner(<strong>Ita</strong> <strong>Wegman</strong>) aber war zugleich einInitiat, Träger und Vermittler eines hohenMysterienwissens, das Eingang in das 20.Jahrhundert finden sollte. Viele Menschen,die der Anthroposophischen Gesellschaftangehörten, hatten in den erstenzwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Gelegenheitgehabt, die Menschlichkeit, die«geistige Geselligkeit» Rudolf Steinerswahrzunehmen. An entsprechendenAnekdoten, Erzählungen und Berichtenfehlte es nicht.<strong>Ita</strong> <strong>Wegman</strong> jedoch gehörte zu demkleineren Kreis von Anthroposophen, dieauch die Mysteriendimension von RudolfSteiners Wesen und Wirken aus nächsterNähe miterlebt hatten, ja in dieses Geschehenmitverantwortlich einbezogenwaren. 10 Rudolf Steiner vertraute <strong>Ita</strong> <strong>Wegman</strong>vieles an, über das sie zeitlebensschwieg. Über manche Aspekte der Hochschuleund der Karmavorträge berichteteer ihr persönlich, in der letzten Zeit seinesErdenlebens, in Einzelheiten und in prinzipiellerWendung: «Auf Erden war es RudolfSteiners Aufgabe, wie er mir selbersagte, seine Geistaufgabe, eine Form zufinden, wodurch das durchchristete Mysterien-Wissenwieder Eingang findenkonnte auf Erden. Eine Form, in die hineinfließenkonnten alle schon einmal aufErden vorhanden gewesenen Geistesströmungen,sodass die verschiedensten Menschenin ihr sich selbst wiederfindenkonnten, jeder Mensch in seiner eigenenArt. Er sollte die Geistgemeinschaft, dieMichael im Übersinnlichen gegründet hat,auch auf Erden weiterführen, und Anthroposophieist, wie Rudolf Steiner sagte,der Lehrinhalt jener übersinnlichen Gemeinschaft.»11In den ersten Monaten nach RudolfSteiners Tod schrieb <strong>Ita</strong> <strong>Wegman</strong> im ‹Nachrichtenblatt›der Wochenschrift ‹Das Goetheanum›:«Das ganze Weisheitsgut derAnthroposophie ist durchchristete Kosmosweisheit,sie ist durch Vermittlung dermächtigen Geistwesenheit in Rudolf Steinerdurch ihn auf die Erde gekommen;Menschen haben sie empfangen. SchwacheMenschenhände hüten sie, stark werdendeMenschen-Intellektualität kann siein Gefahr bringen. Bis jetzt war RudolfSteiner inmitten dieser Menschen; seineErdenaufgabe war es, den von Intellektualitätergriffenen Menschen Christus-Weisheitzu bringen, um sie durch diese Weisheitin der Entwicklung so weit zu bringen,dass sie den Christus erkennen und ihmfolgen und den Ahriman bekämpfen können.Schritt für Schritt hat er sie geführt,Weisheit eintröpfelnd, während Michaeldie Intellektualität freigab Stück für Stück.Zusammen gingen sie, zum Heile derMenschheit, hütend und gebend.» 12 ó1 Johan Emanuel Zeylmans van Emmichoven:Wer war <strong>Ita</strong> <strong>Wegman</strong>. Eine Dokumentation,Band 1, Heidelberg 1 1990.2 Brief an Margareta Gosebruch von Liechtenstern,10. Juni 1909.3 Maschinenschriftliches Vortragstyposkript,London, 27. Februar 1931.4 Notizblatt, undatiert.5 Peter Selg (Hrsg.): <strong>Ita</strong> <strong>Wegman</strong> – Erinnerungan Rudolf Steiner, Arlesheim 2009.6 Notizbuch Nr. 74, 27. Februar 1941.7 Notizblatt, undatiert.8 Notizbuch Nr. 68 (1937).9 Notizbuch Nr. 89 (undatiert).10Peter Selg: Rudolf Steiner und die Freie Hochschulefür Geisteswissenschaft. Die Begründungder ‹Ersten Klasse›, Arlesheim 2008.11 Vortragsmanuskript Dornach, 2. Oktober1928.12 Nachrichtenblatt, 17. Mai 1925.Hinweis:4. März 2009, 20 Uhr:<strong>Ita</strong> <strong>Wegman</strong>s Erinnerungenan Rudolf Steiner,Vortrag von PeterSelg zum 66. Todestag <strong>Ita</strong> <strong>Wegman</strong>s, Goetheanum,Grundsteinsaal.Das Goetheanum | Nr. 9 · 09 | Schwerpunkt Lebenswege 7

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