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Regieren ohne den Schatten der Hierarchie. - Institut für ...

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1. Einleitung<br />

Wenn wir uns mir dem <strong>Regieren</strong> in Räumen begrenzter Staatlichkeit beschäftigen, bietet es<br />

sich förmlich an, auf Konzepte <strong>der</strong> Governance-Forschung zurückzugreifen, die <strong>ohne</strong><br />

hierarchische Formen <strong>der</strong> sozialen Handlungskoordination auskommen, son<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong><br />

Kooperation öffentlicher und privater Akteure in formalisierten Verhandlungssystemen o<strong>der</strong><br />

informellen Netzwerken beruhen. Bereits in <strong>den</strong> 70er Jahren hat die deutsche Forschung zur<br />

politischen Steuerung gezeigt, dass nicht-hierarchische Formen des <strong>Regieren</strong>s eine Lösung <strong>für</strong><br />

Probleme von Staatsversagen bieten können. Der Vorteil <strong>der</strong> direkten Einbeziehung nichtstaatlicher<br />

Akteure in <strong>den</strong> Politikprozess wurde in problemadäquateren Politikprogrammen<br />

sowie <strong>der</strong>en effektiveren Umsetzung gesehen, weil die Zielgruppen <strong>der</strong> Regelungen ihre<br />

Ressourcen und Interessen einbringen können. Diese Argumente wur<strong>den</strong> von <strong>der</strong><br />

Governance-Forschung aufgegriffen – was heute unter dem Begriff „neue Formen des<br />

<strong>Regieren</strong>s“ (new modes of governance) diskutiert wird, gilt zunehmend als funktionales<br />

Äquivalent zur hierarchischen Steuerung, sowohl diesseits wie jenseits des Nationalstaates.<br />

Empirische Arbeiten haben jedoch gezeigt, dass nicht-hierarchische Formen des <strong>Regieren</strong>s<br />

unter Einbeziehung nicht-staatlicher Akteure keineswegs immer effektiv sind. Sie produzieren<br />

vor allem dann problemadäquate(re) Politiken, wenn die Möglichkeit besteht, politische<br />

Entscheidungen auch hierarchisch zu verabschie<strong>den</strong> und gegen Wi<strong>der</strong>stand durchzusetzen.<br />

Der „<strong>Schatten</strong> <strong>der</strong> <strong>Hierarchie</strong>“ hat eine ausschlaggebende Wirkung auf die<br />

Kooperationsbereitschaft staatlicher bzw. nicht-staatlicher Akteure (Ritter 1990;<br />

Mayntz/Scharpf 1995a; Prätorius 2000; Héritier 2003; Töller 2007). 1 . Darüber hinaus zeigen<br />

staatliche Akteure, die nicht o<strong>der</strong> nur begrenzt auf hierarchische Steuerung rekurrieren<br />

können, wenig Bereitschaft, mit nicht-staatlichen Akteuren zu kooperieren bzw. öffentliche<br />

Aufgaben zu delegieren. Auch wenn sich daraus nicht notwendigerweise ein Paradox <strong>für</strong> die<br />

Governance-Forschung ergeben muss (vgl. Börzel 2007a), so entsteht doch zumindest ein<br />

Dilemma – die Ineffektivität hierarchischer Steuerung erfor<strong>der</strong>t <strong>den</strong> Einsatz nichthierarchischer<br />

Formen <strong>der</strong> Handlungskoordination, <strong>der</strong>en Effektivität (und Legitimität)<br />

wie<strong>der</strong>um vom <strong>Schatten</strong> <strong>der</strong> <strong>Hierarchie</strong> abhängt.<br />

1 Zum <strong>Schatten</strong> <strong>der</strong> <strong>Hierarchie</strong> und (New) Modes of Goverance in <strong>der</strong> EU siehe auch die Forschungsarbeiten<br />

im Rahmen des durch das 6. Rahmenprogramm <strong>der</strong> EU finanzierte Integrierte Projekt „New Modes of<br />

Governance“ (CITI-CT-2004-506392), v.a. innerhalb <strong>der</strong> Cluster 2 und 3, die sehr unterschiedliche<br />

Politikfel<strong>der</strong> abdecken (Energie, Telekommunikation, Umwelt, Sozialpolitik, Landwirtschaft, Arzneimittel,<br />

Regionalpolitik, Wettbewerbs- und Subventionskontrolle); http://www.eu-newgov.org/public/Research.asp,<br />

21.3.2007.<br />

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