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Drastische Folgen für Patienten, pflegende Angehörige und die ...

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EINE INFORMATION DER ÖFFENTLICHEN SPITEX DES KANTONS BERNAugust 2013Sparpaket 2014:<strong>Drastische</strong> <strong>Folgen</strong> für <strong>Patienten</strong>, pfl egendeAngehörige <strong>und</strong> <strong>die</strong> öffentliche SpitexWerden <strong>die</strong> Sparmassnahmen im vorgesehenenRahmen umgesetzt, ist davon auch<strong>die</strong> Spitex Burgdorf-Oberburg massiv betroffen.Dabei stehen wir vor dem Dilemma,täglich <strong>die</strong> verlangte Qualität zu erbringen<strong>und</strong> gleichzeitig <strong>die</strong> Sparvorgaben einzuhalten.Eine unlösbare Aufgabe.Besonders auffällig im kantonalen Sparpaket2014: Die Sparbelastung in der öffentlichenSpitex soll 29,5 % betragen; im Gegensatzzu anderen Ges<strong>und</strong>heitsinstitutionen, <strong>die</strong> mitBudgetkürzungen zwischen 1,78 <strong>und</strong> 4.89 %davonkommen.Als langjährige Spitex-Geschäftsleiterinstel le ich mir <strong>die</strong> folgenden Fragen:«Ambulant vor stationär» – das ErfolgsmodellDank Hilfe <strong>und</strong> Pflege zu Hause könnenkranke, alte <strong>und</strong> behinderte Menschen möglichstlange in ihrer vertrauten Umgebungbleiben. Wir alle wissen, dass <strong>die</strong>s volkswirtschaftlich<strong>die</strong> günstigste Wohnform ist.Warum also will <strong>die</strong> Kantonsregierung <strong>die</strong>sändern?Wir alle werden immer älterEigentlich eine gute Aussicht, denn «alt»seinbedeutet nicht automatisch «krank» sein.Doch <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit, dass wir fürkürzere oder längere Zeit auf einfache pflegerische<strong>und</strong> hauswirtschaftliche Leistungenzu Hause angewiesen sind, steigt. Die Spitexleistet hier Abhilfe. Warum soll <strong>die</strong>s geändertwerden, wenn bekannterweise ein Abbau derSpitex-Leistungen den Bau von neuen (teuren)Heimen zur Folge hat?Wenig Mittel – grosse WirkungDie Spitex Burgdorf-Oberburg leistet r<strong>und</strong>60‘000 Einsätze pro Jahr. Oft sind wir nurfür wenige Minuten bei einem <strong>Patienten</strong>, zumBeispiel zum Verabreichen von Insulin oderanderen Medikamenten oder dem Zubereitendes Frühstücks. Auch <strong>pflegende</strong> Angehörigeleisten unschätzbare Dienste – oft nur dankpunktueller Unterstützung der Spitex. Wollen<strong>die</strong> Politiker <strong>die</strong>ses kostengünstige Entlastungsangebotwirklich abbauen? Wie siehtes aus, wenn sie es für ihre eigenen Elternbenötigen?Mut tut gut!Als Spitex-Geschäftsleiterin vertraue ichauf unsere Politikerinnen <strong>und</strong> Politiker, <strong>und</strong>hoffe, dass sie den Mut haben werden, daseffiziente <strong>und</strong> wirkungsvolle Modell Spitexzu stärken <strong>und</strong> Bewährtes nicht zu zerstören.Erika Wüthrich RöschGeschäftsleiterin Spitex Burgdorf-OberburgSpitex Burgdorf-OberburgFarbweg 11, 3400 Burgdorfwww.spitexburgdorf.ch


Eine Information der öffentlichen Spitex des Kantons Bernschen 4 <strong>und</strong> 5 % sinken. Mehr als <strong>die</strong>Hälfte der öffentlichen nen würden damit in <strong>die</strong> roten Zahlen rut-Spitex-Organisatioschen<strong>und</strong> wären dadurch gezwungen, ihreLeistungsangebote zu reduzieren. Als Konsequenzdaraus ergäben sich vermehrt frühereSpitaleintritte, längere Spitalaufenthalte,häufigere Besuche beim Hausarzt <strong>und</strong> frühereHeimeintritte. Und <strong>pflegende</strong> Angehörigewürden massiv mehr belastet.Sind vom Sparpaket vor allem ältere Leutebetroffen?«Stimmt der Grosse Ratdem Sparpaket zu, belasteter <strong>pflegende</strong> Angehörige<strong>und</strong> <strong>Patienten</strong> zusätzlich».LHD: Nicht nur. Aber <strong>die</strong>se Menschengruppetrifft es am härtesten. Wer erledigt <strong>die</strong>Einkäufe für gebrechliche Leute zu Hause<strong>und</strong> sorgt für deren ausreichende Ernährung?Wer bemerkt frühzeitig, dass sichder Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> <strong>die</strong> allgemeineLebenssituation eines Menschen oder einesEhepaares zu Hause allmählich verschlechtern?Die Prävention würde entfallen, frühereHeimeintritte wären unumgänglich – verb<strong>und</strong>enmit einer finanziellen Mehrbelastungfür den Kanton. Wer vermögend ist, kann<strong>die</strong> Hauswirtschaftshilfe <strong>und</strong> <strong>die</strong> Betreuungselber «bestellen» <strong>und</strong> zahlen. Die Massnahmender Regierung treffen Menschen miteinem steuerbaren Einkommen inkl. Vermögenvon unter Fr. 50'000.–. Dies sind unerträglicheAussichten. Stimmt der Grosse Rat<strong>die</strong>sem Paket zu, spart er auf dem Rückender Schwächsten im Kanton.Bei den hauswirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialbetreuerischenLeistungen streicht <strong>die</strong>Regierung <strong>die</strong> Entschädigung für <strong>die</strong> Versorgungspflichtum <strong>die</strong> Hälfte <strong>und</strong> jene fürkleine Einkommen/Vermögen sogar ganz.Was bedeutet <strong>die</strong>s für <strong>die</strong> öffentliche Spitex?LHD: Offenbar ist sich der Kanton der demografischenEntwicklung nicht bewusst.Er kann nicht bei «ambulant vor stationär»bleiben, keine Heimbetten bauen wollen<strong>und</strong> gleichzeitig <strong>die</strong> Hilfe zu Hause marginalisieren.Den Fünfer, das Weggli <strong>und</strong> <strong>die</strong>Butter gibt es nicht. Die Regierung ist sichder Konsequenzen ihres Sparauftrags nichtbewusst. Stoppt sie <strong>die</strong> Entschädigungenfür hauswirtschaftliche <strong>und</strong> sozialbetreuerischeLeistungen, so steigt der Preisfür hauswirtschaftliche <strong>und</strong> sozialbetreuerischeEinsätze durch <strong>die</strong>öffentlichen Spitex auf r<strong>und</strong> Fr.60.– pro St<strong>und</strong>e, was sich vieleMenschen nicht mehr leistenkönnen. Pensionierte Personenmit wenig Vermögenkönnten <strong>die</strong>se Spitex-Leistungenzwar zu einemgewissen Teil über <strong>die</strong>Ergänzungsleistungenfinanzieren.Wer keine AHVbezieht, der kannnicht einmal das.Wer also nach einemSpitalaufenthaltdankHilfe zu Hause daheimsein könnte, muss sich das leistenkönnen oder zum Sozial<strong>die</strong>nst. Wo bleibtder angestrebte Spareffekt? Die Regierungsetzt auf Pflege <strong>und</strong> verzichtet auf Hauswirtschaft<strong>und</strong> sozial betreuerische Leistungen.Sie steht damit im Widerspruch zum hilfegesetz, das ein menschenwürdiges <strong>und</strong>Sozial-selbstbestimmtes Leben für alle Menschenim Kanton verlangt <strong>und</strong> dabei auf Hilfe <strong>und</strong>Pflege zu Hause setzt. Ich betone: Hilfe <strong>und</strong>Pflege.Noch zu den personellen Auswirkungender Sparpläne: Müsste <strong>die</strong> öffentliche Spitextatsächlich Hauspflegerinnen, FachangestellteGes<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Haushilfen entlassen?LHD: Ja, <strong>und</strong> zwar in grossem Ausmass.Aufgr<strong>und</strong> der vorliegenden Sparpläne <strong>und</strong>den Reaktionen auf das letzte Sparpaket rechnet<strong>die</strong> öffentliche Spitex mit einem Nachfrageeinbruchim Bereich Hauswirtschaft«Das hiesse wiederum, dassim ganzen Kanton Bernbis zu 700 Stellen abgebautwerden müssten».<strong>und</strong> Sozialbetreuung von zirka 50 Prozent.Das hiesse wiederum, dass im ganzen KantonBern bis zu 700 Stellen abgebaut werdenmüssten. Aber damit nicht genug: Wenn <strong>die</strong>öffentliche Spitex nur noch wenig hauswirtschaftliche<strong>und</strong> sozialbetreuerische Leistungenerbringen kann, sowürden vieleAusbildungs-p l ä t z efür Fachan-gestellteGes<strong>und</strong>-h e i twegfallen,denn derenBildungsplan ist nicht ausschliesslich auf <strong>die</strong>Pflege ausgerichtet. Ich hoffe,dass es nicht soweitkommt <strong>und</strong> der GrosseRat vernünftigerist als <strong>die</strong> Regierung.Besten Dank fürdas Gespräch.


Eine Information der öffentlichen Spitex des Kantons BernDie FaktenAusgangslageDie Angebots- <strong>und</strong> Strukturüberprüfung 2014(ASP 2014) ist bereits das zweite Sparpaket,das <strong>die</strong> öffentliche Spitex <strong>und</strong> ihre Patientinnen<strong>und</strong> <strong>Patienten</strong> gefährdet. Die Grenze desMöglichen wird mit ASP 2014 überschritten.Bereits in der letzten Sparr<strong>und</strong>e musste <strong>die</strong>öffentliche Spitex CHF 20 Mio. bzw. 24 %Einnahmenverlust schlucken. Nun soll sieer neut unverhältnismässige 29,5 % sparen!ASP 2014 erkennt bei «Ambulante Krankenpflege»ein technisches Potenzial von CHF 8Mio., <strong>die</strong> Regierung verlangt aber Einsparungenvon 20 Mio. Stimmt der Grosse Ratzu, so stirbt seine Strategie «ambulant vorstationär». Dieser Entscheid wäre angesichtsder demografischen Entwicklung unsererBevölkerung geradezu fahrlässig.Deshalb wird sich der SPITEX VerbandKanton Bern, der <strong>die</strong> Interessen der 53 öffentlichenSpitex-Organisationen <strong>und</strong> ihre4'000 Arbeitsplätze vertritt, mit allen Mittelngegen <strong>die</strong>ses widersprüchliche <strong>und</strong> unsinnigeSparpaket wehren.Gr<strong>und</strong>lagen für Spitex-LeistungenSozialhilfegesetz (SHG)vom 11. Juni 2001, Artikel 58ffDas SHG nennt explizit unter Artikel 67«Behinderungs- oder altersbedingter Pflege<strong>und</strong>Betreuungsbedarf bei Erwachsenenc) Organisationen der Hilfe <strong>und</strong> Pflege zuHause (Spitex-Organisationen)»dito Artikel 68 für Kinder <strong>und</strong> JugendlicheAltersleitbild 2005grossmehrheitlich bestätigt vom GrossenRat 2007 <strong>und</strong> 2011«Ambulant vor stationär»als Strategie der ambulanten Gr<strong>und</strong>versorgungmit dem Ziel, den Stand der Bettenzahlin Heimen bei 15'500 zu stabilisieren. Dasist dank Spitex gelungen.Pfl egeleistungen <strong>und</strong> Hauswirtschaft <strong>und</strong> sozialbetreuerischeLeistungen (HWSL) sindimmer ärztlich verordnet.Nur wenn ein Arzt Bedarf feststellt <strong>und</strong> Spitex-Leistungenverordnet, beteiligt sich derKanton an den Kosten.Private Anbieter werden genau gleich entschädigtfür ihre Leistungen wie <strong>die</strong> öffentlicheSpitex (mit Ausnahme des Beitragsan <strong>die</strong> Versorgungspflicht), ob sie Gewinneausschütten oder nicht.Auftrag erfüllt: Unveränderte AnzahlHeimplätzeJahr 2000: 700‘000 Pflegest<strong>und</strong>en bei34‘000 MenschenJahr 2011: 1‘800‘000 Pflegest<strong>und</strong>en bei46‘000 MenschenDie demografische Entwicklung, <strong>die</strong> Strategie«ambulant vor stationär» <strong>und</strong> <strong>die</strong> Einführungder Fallpauschalen haben zur Mengenausweitunggeführt.Jahr 2000: 700‘000 St<strong>und</strong>en HWSLJahr 2011: 600‘000 St<strong>und</strong>en HWSLTrotz demografischer Entwicklung sind <strong>die</strong>seEinsätze rückläufig, d.h. <strong>die</strong> öffentlicheSpitex setzt richtige Prioritäten.Versorgungssicherheit gewährleistetDie öffentliche Spitex pflegt <strong>und</strong> betreutjede Person im Kanton Bern, unabhängigihres Einkommens <strong>und</strong> unabhängig davon,wie kurz der Einsatz vor Ort <strong>und</strong> wie langder Weg dorthin ist.Einsatzdauer pro Pflege-Einsatz <strong>und</strong> Leistungserbringer:Öffentliche Spitex28 Min.Private Spitex45 Min.Selbständige Pfl egefachperson 58 Min.ASP 2014 «Ambulante Krankenpfl ege»betrifft nur <strong>die</strong> öffentliche SpitexTrotz politisch gewollter Leistungssteigerung<strong>und</strong> Mengenausweitung musste <strong>die</strong>öffentliche Spitex ein erstes Sparpaket von20 Mio. Franken bzw. von 24 % bereits inder letzten Sparr<strong>und</strong>e schlucken. Das aktuelleSparpaket verlangt von der öffentlichen SpitexEinsparungen im Topf 1 von 29,85 %! (Spitalversorgung3.31 %, Psychiatrie 1.78 %).Trotz des Sparpakets entschädigt der Kantonprivate Leistungsanbieter, unabhängig davon,ob sie Gewinne ausschütten oder nicht.Die Spitex-Kosten sind mit knapp 5 % Anteilan den kantonalen Ges<strong>und</strong>heitskosten vernünftig.Konsequenzen im Falle der Umsetzungdes SparpaketsPolitik: Die Strategie «ambulant vor stationär»ist ausser Kraft gesetzt.Bevölkerung: Das Paket spart auf dem Rückender Armen, der Kranken <strong>und</strong> der Alten.Nur wer AHV oder IV bezieht, wird Ergänzungsleistungen(EL) beantragen können,sofern <strong>die</strong>se nicht ausgeschöpft sind. ELsowie frühere <strong>und</strong> längere Spitalaufenthalte<strong>und</strong> häufigere Arztbesuche bringen finanziellenMehraufwand. Pflegende Angehörigewerden noch mehr belastet.Öffentliche Spitex-Organisationen: Im Be -reich der Pflege wird der Einkommensrückgangvon 4 bis 5 % <strong>die</strong> Hälfte der Organisationen in<strong>die</strong> roten Zahlen bringen. Im Bereich der Hauswirtschaft<strong>und</strong> Sozialbetreuung wird ein Umsatzrückgangum geschätzte 50 % erwartet.Mitarbeiter/innen der öffentlichen Spitex:Trifft der Umsatzrückgang ein, werden biszu 700 Stellen wegfallen.FazitJede Person im Kanton Bern hat das Rechtauf <strong>die</strong> Führung eines menschwürdigen <strong>und</strong>eigenverantwortlichen Lebens. Dazu gehörenHilfe <strong>und</strong> Pflege zu Hause (SHG Art. 1).Der SPITEX Verband Kanton Bern ruft denGrossen Rat auf, das Sozialhilfegesetz weiterhinanzuwenden, <strong>die</strong> Strategie «ambulantvor stationär» aus dem Altersleitbild zu bestätigen<strong>und</strong> alles zu tun, um der demografi scheEntwicklung zu begegnen.SPITEX Verband Kanton BernMonbijoustrasse 323011 BernT 031 300 51 51F 031 300 51 50Telefonzeiten: MO – FRwww.spitexbe.chinfo@spitexbe.ch08.30 – 12.00 Uhr14.00 – 17.00 Uhr

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