26. August 2012 - Dein Freund Paul

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Neuigkeiten | Kalender | Service paul im Gespräch – Interview Kurt Krömer »Ich spIele den maulwurf« Ist das schon ein Comeback? Ein Jahr war Alexander Bojcan, 37, und bekannt als Kurt Krömer, nicht auf dem TV-Bildschirm. Stattdessen drehte er Filme und ging auf Tournee, nachdem er seiner alten Show den Stecker gezogen hatte. Nun kehrt er zurück, immer samstags, nach dem »Wort zum Sonntag«, zunächst acht Folgen lang und ab 18. <strong>August</strong>. »Krömer« heißt die 45-minütige Show des Grimmepreisträgers, Untertitel »Late Night Show«. Aufgezeichnet wird im Theater, dem Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm, das Bühnenbild wird historisch-gediegen aussehen, die ganze Krömer-Nummer einen Tick reifer daherkommen. Wir sprachen mit Kurt Krömer über sein neues Image und seine neue Show. n Sie sehen plötzlich so seriös aus. Krömer: Seriös? Nee, das bin ich nicht. Das definiert sich für mich auch nicht über die Kleidung. Du kannst einen schwarzen Anzug tragen und völlig unseriös sein. n Trotzdem: Die bunten Anzüge sind weg, der Seitenscheitel und der Bart auch. Warum jetzt dieser unflippige Aufzug? Krömer: Ich rasiere mich jetzt, wenn es juckt. Das Optische ist mir nicht mehr so wichtig, es tritt in den Hintergrund. Seit ich die Haare nicht mehr glatt kämme, geht das mit der Frisur auch viel schneller. 6 n Äußerlich gibt es also einen runderneuerten Kurt Krömer. Wie sieht es inhaltlich aus? Was unterscheidet ihre neue Show »Krömer« von »Krömer – Die Internationale Show«? Krömer: Vieles bleibt wie gehabt, ich habe an meinen Fähigkeiten ein bisschen herumgedoktert, vielleicht bin ich insgesamt etwas erwachsener geworden. Dazu kommt: Ich wollte und musste schärfer werden. n Inwiefern? Krömer: Nur der Fragensteller zu sein hat mich genervt. Ich komme ja vom Liveprogramm, habe jahrelang alleine auf der Bühne gestanden und ohne großen Schnickschnack zwei Stunden mein Programm gemacht. Was man heute als »Stand Up« bezeichnet, das mache ich seit 17 Jahren mehrere Stunden am Abend. Ich bin eben nicht nur Talkmaster, sondern in erster Linie ein Livekünstler. Das fließt jetzt also alles zusammen, deshalb zeichnen wir auch im Berliner Ensemble und nicht mehr im sterilen Fernsehstudio auf. n Was passiert denn genau bei »Krömer«? Krömer: Wir behandeln Themen, bei denen man sagt »So etwas gehört doch nicht in eine komische Show«. Also, Rassismus an sich ist ja nicht besonders spaßig, und Nazimärsche sind nicht unbedingt zum Lachen. Ich gehe da
aber hin, setze mich mit der Thematik auseinander und führe Interviews mit Nazis. In diesen Einspielfilmen kann der Zuschauer sehen, wie ich die Dummheit der Leute noch einmal unterstreiche. Das zu erleben und mitanzusehen ist schon zynisch, makaber und: Satire. Anschließend möchte ich dann mit den Gästen, die ich in der Sendung habe, über Nationalsozialismus oder Afghanistan reden und gucken, was dabei herauskommt. n In Afghanistan waren Sie auch? Krömer: Ja, ich dachte, ich fahre da mal hin. Man muss ja auch dort hin gehen, wo es weh tut. Dass die Bundeswehr mich als Kriegsdienstverweigerer eingeladen hatte, fand ich mutig, also wollte ich auch den nötigen Arsch in der Hose haben, dort auftreten und parallel für die neue Sendung drehen. n Ist der Beitrag lustig oder ernst geworden? Krömer: Die Erfahrung hat gezeigt, dass man auch in Kriegsgebieten witzige Filme drehen kann, ohne sich über die Soldaten, das afghanische Volk oder den Krieg als solchen lustig zu machen. n Machen Sie jetzt politisches Kabarett? Krömer: Ich bin kein politischer Kabarettist, den Zeigefinger lasse ich weg. Nur zu sagen »Nazis sind Schweine«, das ist mir auch zu einfach. Lieber gehe ich zu den Nazis hin, führe Interviews und stelle fest »Das sind wirklich Schweine«. Ich bin vielleicht reifer geworden, aber meine Naivität habe ich mir bewahrt. Ich werde nicht hardcore politisch, es wird lustig bleiben. Sich im Gespräch mit einem Nazi naiv zu stellen, das hat für mich großen Unterhaltungswert. Ich entlarve die Leute, indem ich den Maulwurf spiele. Ich komme rein, und dann gibt es von hinten einen Schlag in den Nacken, wenn sie es verdient haben. n Haben Sie in Afghanistan an die Show mit Kerner und zu Guttenberg denken müssen? Krömer: Wir haben einen Beitrag gedreht, wo wir Kerner auf die Schippe nehmen, so eine Talkshowsituation mit Soldaten, Arbeitstitel »Nullnummer«. Eine Persiflage. n Gehen Ihnen die täglichen Talkshows auf den Geist? Krömer: Ich will ja kein Klugscheißer sein, und ich bin auch kein Journalist, bloß: denen gehen echt die Themen aus. Wo ist bei einem Frank Plasberg die Würze geblieben, wenn er plötzlich Sendungen macht wie »Hilfe, wir werden immer dicker«? Das könnte auch bei »Vera am Mittag« laufen. Fünf dieser Sendungen pro Woche sind auch zu viel. Ich will ja jetzt nicht alle zum Rücktritt drängen, aber mal so ein bisschen aufhören, das tut überhaupt nicht weh. n Sie laufen samstags dann auch gegen Lanz und »Wetten Dass…« Krömer: Wir fangen ja erst nach dem Wort zum Sonntag an und haben – denke ich – ein etwas anderes Publikum. n »Late Night« ist ein schwieriges Pflaster. Gerade erst ist Harald Schmidt bei Sat1 gescheitert. Krömer: »Krömer« hat absichtlich den Untertitel »Late Night Show« damit jetzt alle diskutieren, ob das funktionieren kann oder nicht. Was Schmidt macht und was ich mache ist aber nicht zu vergleichen. Wenn er auf das sinkende Schiff Sat1 aufspringt, dann muss er damit rechnen, dass es nicht klappt. Sat1 ist Privatfernsehen, da ist die Quote entscheidend, da kann er machen, was er will. n Könnten Sie sich vorstellen, bei einem Privatsender zu arbeiten? Krömer: Ich habe immer mal wieder Gespräche mit Privatsendern. Aber ich habe keine Lust auf deren Ansagen und Bedingungen. Was soll ich mir den Quotenverlauf im Minutentakt anschauen. Kein Bock. Ich möchte das lieber sein lassen, ich brauche das nicht. n Bei ihnen ist die Quote egal? Krömer: Die Obersten bei der ARD gucken nicht auf den Sendeplatz nach dem Wort zum Sonntag. Da ist denen egal, was passiert, so lange ich nicht auf die Bühne komme und den Hitlergruss mache. Ich habe keinen Druck, was die Quote angeht, keine Vorgabe. Aber den »Musikantenstadl« um 20.15 Uhr, den dürfte ich wohl nicht übernehmen. … die Fortsetzung zu diesem Interview im nächsten Heft! 7 paul im Gespräch – Interview
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26. August 2012 - Dein Freund Paul

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