Auf den Spuren des alten Fritz - Der Kreis Schlawe in Pommern
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nach, an die Kriegs- und Domänenkammer berichten, damit Euch nach aller Möglichkeit assistieret<br />
(geholfen) wer<strong>den</strong> könne.“<br />
Aber die Verhältnisse waren mächtiger als der König. Es g<strong>in</strong>g nur langsam weiter, und erst im<br />
Jahre 1755 stand das Dorf fertig aufgebaut im <strong>Schlawe</strong>r Stadtwalde, und sei Name „Coccejendorf“<br />
wird zum ersten Male <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verfügung vom Jahre 1756 genannt. Da die Stett<strong>in</strong>er<br />
Kammer dem Magistrat mit ihrem Drängen und Treiben fortwährend lästig war, schlug letzterer<br />
vor, die Pfälzer, zumal zwei Familien – König und Richter – von selber fortgezogen seien,<br />
wieder zu entlassen und dafür <strong>Pommern</strong> anzusiedeln. Man habe mit Neukuddezow, <strong>des</strong>sen<br />
Kolonisten alle aus der Umgegend stammten, und mit Vieh und Geld reichlich versehen seien,<br />
bessere Erfahrungen gemacht als mit <strong>den</strong> Fremdl<strong>in</strong>gen. Von diesem Plane will natürlich der<br />
König nichts wissen, der Magistrat „solle auf andre Weise die Kolonisten zu konservieren<br />
versuchen.“<br />
So s<strong>in</strong>d die Pfälzer wenigstens ihrer großen Mehrzahl nach auf der ihnen angewiesen Scholle<br />
verblieben. Freilich war ihr Los <strong>in</strong> <strong>den</strong> ersten Jahren e<strong>in</strong> sehr kümmerliches. Die Pacht von 28<br />
½ Talern können sie nicht aufbr<strong>in</strong>gen. Reste müssen zwangsweise e<strong>in</strong>gezogen, zum Teil ganz<br />
niedergeschlagen wer<strong>den</strong>, und als nun der siebenjährige Krieg mit se<strong>in</strong>en Nöten und Trübsalen<br />
auch unsere Gegend heimsucht, da s<strong>in</strong>d die eben erst angesiedelten Pfälzer erst recht <strong>in</strong><br />
Bedrängnis. Je<strong>den</strong>falls hat die Stadt <strong>Schlawe</strong>, wie aus <strong>den</strong> vorliegen<strong>den</strong> Akten hervorgeht, mit<br />
diesem ihrem „Eigentumsdorfe“ anfänglich e<strong>in</strong> recht schlechtes Geschäft gemacht.<br />
Gottes Wort haben die reformierten Pfälzer von Coccejendorf und Wilhelm<strong>in</strong>a als Gäste <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> benachbarten lutherischen Kirchen zu <strong>Schlawe</strong> und Stemnitz gehört. Nach e<strong>in</strong>er Verfügung<br />
vom 9. Januar 1755 wurde ihnen „zur Haltung <strong>des</strong> heiligen Abendmahles die Kirche zu<br />
Krakow zu e<strong>in</strong>er Zeit, da der lutherische Gottesdienst dadurch nicht geh<strong>in</strong>dert wird, verstattet.“<br />
Hierzu kam der reformierte Hofprediger von der Schlosskirche <strong>in</strong> Stolp e<strong>in</strong>- oder zweimal<br />
im Jahre. Als 1817 die Vere<strong>in</strong>igung beider Bekenntnisse durch die Union zu Stande kam,<br />
wur<strong>den</strong> die Coccejendorfer, damals 11 reformierte Familien, zu <strong>Schlawe</strong>, die 8 Wilhelm<strong>in</strong>er<br />
Familien aber zu Stemnitz e<strong>in</strong>gepfarrt.<br />
Auch von der Begründung dieser bei<strong>den</strong> Kolonistendörfer gilt der <strong>den</strong> großen König preisende<br />
Vers:<br />
„Wo sik ut Moor un Sump un Sand<br />
Leet schaffen Wisch un Ackerland,<br />
Do sach hei Tünnen Gold nich an<br />
Un treckte Kolonisten ran.“ –<br />
III. <strong>Der</strong> Lehrmeister der Landwirtschaft<br />
Von je her haben die Hohernzollern hohen Wert auf die Förderung der Landwirtschaft gelegt.<br />
Schon der Große Kurfürst, <strong>des</strong> <strong>alten</strong> <strong>Fritz</strong>en Ahne und erhabenes Vorbild, hatte es verstan<strong>den</strong>,<br />
die schweren Wun<strong>den</strong> zu heilen, die der dreißigjährige Krieg unserm Lande und Volke geschlagen<br />
hatte, trotzdem er wiederholt zum Schwerte greifen und die äußeren Fe<strong>in</strong>de von <strong>den</strong><br />
Grenzen fernh<strong>alten</strong> mußte. Bei se<strong>in</strong>em Regierungsantritte war die Bevölkerung um die Hälfte<br />
zurückgegangen, viele Dörfer lagen <strong>in</strong> Schutt und Trümmern, weite Felder waren verwüstet<br />
und verwildert. Als er aus dem Leben schied, h<strong>in</strong>terließ er se<strong>in</strong>em Nachfolger e<strong>in</strong> Erbe, das<br />
durch rüstige und rastlose Arbeit e<strong>in</strong>en mächtigen <strong>Auf</strong>schwung genommen hatte. In gleichem<br />
S<strong>in</strong>ne rückten se<strong>in</strong> Sohn König Friedrich I. und se<strong>in</strong> Enkel Friedrich Wilhelm I., <strong>den</strong>en sich<br />
Friedrich der Große mit noch größeren Erfolgen anreihte. Wie wichtig ihm die sorgsamste<br />
Pflege der Landwirtschaft und ihre Bedeutung für das Staatswohl erschien, zeigt e<strong>in</strong>e Stelle <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er Briefe: „<strong>Der</strong> Ackerbau ist die erste der Künste. Ohne ihn gäbe es ke<strong>in</strong>e Könige,<br />
ke<strong>in</strong>e Kaufleute, ke<strong>in</strong>e Dichter und Philosofen. Nur das ist wahrer Reichtum, was die Erde<br />
hervorbr<strong>in</strong>gt.“