Sägeblatt: Ausgabe 1 - Schweitzerhaus Verlag
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Correktion<br />
oder der Hang zur Perfektion<br />
Scheibe. Da bin ich mit meinen<br />
Wurstfingern schon wieder zwischen<br />
die Tasten gerutsht. Und<br />
hab´s trotz Rechtschreibprogramm<br />
übersehen. Wenn´s wäenigstens ein<br />
Klavierkonzert gewesen wäre, dann<br />
hätte ich es als moderne Musik ausgeben<br />
können! Aber nein, ich musste<br />
es ja drucken lassen.<br />
Letztens streifte ich mal wieder<br />
durch einen Buchladen (wirklich<br />
nur ausnahmsweise, denn seit ich<br />
mich freiwillig täglich mit Büchern<br />
umgebe, meide ich diese Hallen<br />
der Schöngeistigkeit wie der Teufel<br />
das Weihwasser) und riskierte<br />
scheue Blicke in das eine oder andere<br />
Druckwerk. Was soll ich sagen?<br />
– Blütenrein. Glasklar. Da gab´s nix<br />
zu meckern. Was mir die Schamesröte<br />
ins Gesicht trieb.<br />
Denn besonders Verwandte und<br />
Bekannte, die mein Treiben mehr<br />
oder weniger wohlwollend betrachten,<br />
spähen nach diesen kleinen,<br />
miesen, hundsgemeinen und im<br />
entscheidenden Moment absolut<br />
unsichtbaren Dämonen und halten<br />
sie mir schadenfroh unter die Nase.<br />
„Das hättest du aber finden müssen,<br />
das ist ja so was von son-nen-klar“,<br />
ist der heftig betonte Standardkommentar,<br />
bevor kopfschüttelnd weitergeblättert<br />
wird und der Adlerfinger<br />
sich auf den nächsten Fehler<br />
stürzt.<br />
Was soll das?! In der Schule habe<br />
ich die Einsen in Aufsatz und Diktat<br />
abgeräumt, wie mancher im<br />
September die Kirschen von den<br />
Bäumen pflückt. Während der Ausbildung<br />
war ich Lektor, Korrektor<br />
und Grammatikator meiner Kom-<br />
mili – Komilitt – ach, was soll´s, Mitstudenten,<br />
und heute fühle ich mich<br />
verunsichert, wenn ich „zu Hause“<br />
– noch in der Schule so gelernt -<br />
oder „zuhause“ oder gar „Zuhause“<br />
schreiben soll. Ja, mitunter bin ich<br />
so verwirrt, dass ich Gefahr laufe,<br />
den falschen Hauseingang zu nehmen,<br />
wenn ich in die heimatliche<br />
Wohnung zurückkehren will (oder<br />
zurück kehren? Aber das stelle ich<br />
mir eher mit Kehrschaufel und Besen<br />
vor). Was gerade bei Büchern<br />
mehr als peinlich ist.<br />
Aufgrund meiner wachsenden Minderwertigkeitskomplexe<br />
begab ich<br />
mich für eine Stunde in die Hände<br />
eines Psychologen – um erst einmal<br />
zu erfahren, dass diese Zunft nicht<br />
von „Komplexen“, sondern „Gefühlen“<br />
spricht, was mir, durchdrungen<br />
von sämtlichen großen Werken<br />
der schreibenden Kunst, auch sofort<br />
einleuchtete. Wären es Komplexe,<br />
hätte ich ja mit ganzen Gebäuden<br />
davon zu kämpfen, wobei ich hier<br />
ja nur ein kümmerliches Minderwertigkeitsge-fühl<br />
vorbrachte. Wir<br />
erläuterten das Thema und landeten<br />
bei Freud – wem sonst. Dass<br />
eine solche Fehlleistung die Blockade<br />
eines unterdrückten Triebes darstelle<br />
und zu diesen Entladungen<br />
führe. - Aha. Entladungen. Ziemlich<br />
kribbelig, das.<br />
Er klärte mich darüber auf, dass eine<br />
grammatische Schwäche viel dramatischere<br />
Gründe haben kann, z.<br />
B. die Unfähigkeit, gesellschaftliche<br />
Regeln mit der sozialisierenden<br />
Kommuni-kationsmöglichkeit zu<br />
verbinden, was nichts anderes<br />
heißt, als dass jemand, der Schwie-<br />
Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut,<br />
sondern auch für das, was man nicht tut.<br />
Laotse<br />
rigkeiten mit Dativ und Akusativ<br />
mitbringt, sich nicht in die Gruppe<br />
einfügen kann. Soso.<br />
Mit noch schwererem Hirn trabte<br />
ich heim. Im Briefkasten - Werbung<br />
einer Druckerei. Hochglanz, dickes<br />
Papier – aber mein Vorname war<br />
falsch geschrieben. Ha! In der Tageszeitung<br />
fand ich auf Anhieb drei<br />
(!) falsch gesetzte Kommas. Und<br />
wegen des E-Mail-Anhangs einer<br />
Freundin hätte ich fast den Erstickungstod<br />
erlitten. Es handelte sich<br />
um ein grammatikalisches Verbrechen<br />
ersten Grades, das eine norddeutsche<br />
Hausmeisterin an den<br />
Mülltonnen angebracht hatte:<br />
Keine Kartons in der Tonne<br />
werfen!<br />
Ich rang noch nach Luft, als ich eine<br />
halbe Stunde später meinen Abfall<br />
entsorgte. Ich keuchte beim abendlichen<br />
Spaziergang die Treppen<br />
hinunter, und am nächsten Morgen<br />
verschluckte ich mich kichernd an<br />
meinem Frühstückskaffee. Diese<br />
Hausmeisterin hat den psychologischen<br />
Nobelpreis verdient!<br />
Seit diesem Moment leide ich gerne<br />
an Minderwertigkeitsgefühlen,<br />
denn ich hege die geheime Hoffnung,<br />
dass jemand bei der Entdeckung<br />
eines Schreibfehlers ein wutzeliges,<br />
wonniges, warmherziges<br />
Lächeln im Mundwinkel verspürt.<br />
bung<br />
Das Schattenland avanciert zur<br />
Schullektüre<br />
Bastian Baumgart ist stolz auf seinen Erfolg. Der Student der RWTH Aachen legte einen Roman<br />
vor, der die Fantasywelt bereichert.<br />
Im Wald der Elfen geht das Gerücht<br />
um, dass die Mitglieder des<br />
alten Rates von den dunklen Schattenwesen<br />
getötet wurden. Von der<br />
Seherin, die die<br />
Geschicke des<br />
Volkes lenkt,<br />
fehlt jede Spur.<br />
Derweil schmiedet<br />
der unerfahrene<br />
König<br />
Arxor Pläne,<br />
die Schatten<br />
zurückzuschlagen.<br />
Nicht nur,<br />
um den Tod<br />
seines Vaters<br />
zu rächen: Das<br />
Schicksal einer<br />
ganzen Welt<br />
liegt in seinen<br />
Händen. Doch<br />
alleine kann er<br />
es nicht schaffen.<br />
Menschen,<br />
Elfen und Gebirgler müssen den<br />
Dunklen gemeinsam entgegentreten.<br />
Aber Verrat, Täuschung und<br />
die Vieldeutigkeit einer Prophezeiung<br />
erschweren die erhoffte Vereinigung<br />
der Völker.<br />
Zufrieden ist Bastian Baumgart mit<br />
der Resonanz auf sein erstes Buch.<br />
„Es wird sogar an der Realschule<br />
in Kleve-Kellen als Schullektüre im<br />
Deutschunterricht eingesetzt“, berichtet<br />
er. „Und der <strong>Verlag</strong> hat bereits<br />
vier Wochen nach Erscheinen<br />
des Buches die dritte Auflage drucken<br />
lassen. Es ist ein tolles Gefühl,<br />
wenn das erste Buch so erfolgreich<br />
ist und so viele Leser sich mit Arxor<br />
und Arliandro identifizieren.“<br />
Wenn man mit der Lektüre des ersten<br />
Bandes der Trilogie „Die Zusammenkunft“<br />
beginnt, taucht man<br />
ab in eine Welt vor unserer Zeit, in<br />
der neben den Menschen auch noch<br />
Elfen, Magier, Gebirgler und außergewöhnliche<br />
Tiere, aber auch die<br />
schwarzen Schatten leben.<br />
Die Geschichte entwickelt sich um<br />
Arxor, er wächst als Königssohn<br />
unbekümmert auf, doch als sein<br />
Vater stirbt,<br />
gilt er mit<br />
einem Schlag<br />
als erwachsen<br />
und muss mit<br />
seinen 18 Jahren<br />
das Volk<br />
regieren. Und<br />
das zu Zeiten,<br />
wo Bedrohungen<br />
von<br />
den schwarzen<br />
Schatten<br />
ausgehen, die<br />
sich bereits in<br />
uralten Prophezeiungen<br />
angekündigt<br />
haben. Axors<br />
Freund<br />
Schasar wird<br />
zeitgleich vom Magier Meister<br />
Dahlgor auserkoren, in die Zaubererlehre<br />
zu gehen.<br />
Gemeinsam ziehen sie in den Krieg<br />
und scharen dabei auch die anderen<br />
Völker um sich. Weltanschauungen<br />
prallen aufeinander und doch wissen<br />
alle, dass das „Wir“ Vorurteile<br />
ersetzt, wenn alle in Eintracht miteinander<br />
leben und agieren.<br />
Und eine Botschaft teilt Bastian Baumgart<br />
dem Leser mit, die bereits<br />
die Ärzte besungen haben: „Es ist<br />
nicht deine Schuld, dass sich die<br />
Bewohner dieser Welt so verhalten.<br />
Es war nur deine Schuld, wenn<br />
du nicht versuchst, etwas daran zu<br />
ändern. Jeder sollte sein Bestes tun,<br />
um die Welt zu verbessern.“<br />
Es folgt nicht eine Moralpredigt,<br />
sondern ein durchaus nachzuvollziehender<br />
Prozess mit vielen Selbstzweifeln<br />
auf dem Weg, den Erwartungen<br />
gerecht zu werden und die<br />
Welt von den schwarzen Schatten<br />
zu befreien. Auf dem eigentlichen<br />
Kriegsschauplatz geht es brutal zu.<br />
Im Kampf Mann gegen Mann hilft<br />
nur der Einsatz von Gewalt, um zu<br />
überleben.<br />
Die beiden Magier Meister Dahlgor<br />
and Schasar versuchen mit List<br />
und Zauber das Böse auszulöschen,<br />
doch die uralten Kräfte des schwarzen<br />
Herrn sind stärker. Die Schlacht<br />
muss zu Ende ausgetragen werden,<br />
auch wenn der Verlust beim Heer<br />
sehr groß ist. Wann kann von Erfolg<br />
beim Thema Krieg gesprochen<br />
werden? Auch bei einem Sieg, das<br />
Böse bleibt und die Angst, dass der<br />
Triumph nicht von Dauer ist.<br />
Wir können gespannt sein auf die<br />
beiden nächsten Teile, die bereits in<br />
Arbeit sind und 2009 und 2010 auf<br />
den Markt kommen. Wird König<br />
Arxor die dunklen Schatten endgültig<br />
besiegen? Aber da brauchen wir<br />
noch etwas Geduld.<br />
ISBN 978-3-939475-27-9