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141008_oxfam_bananenpreise_02

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Zusammenfassung 3Der vorliegende Bericht zeigt auf, dass deutsche Supermarktkettendurch ihre Preispolitik mitverantwortlich sind fürdie massive Unterbietung des gesetzlichen Mindestpreisesfür Bananen in Ecuador – mit gravierenden Konsequenzenfür kleinbäuerliche Produzenten und Arbeiter/innen auf denPlantagen. In Kolumbien, wo es keinen Mindestpreis gibt,trägt der Preisdruck zu einer Verschlechterung sozialer undarbeitsrechtlicher Standards bei. Grundlage des Berichtssind eine von Oxfam bei der französischen Forschungs einrichtungBASIC in Auftrag gegebene Untersuchung sowieInterviews mit Expert/innen in Deutschland und den Anbauländern.Im europäischen Vergleich sind gerade die deutschen Supermarktkettenbei der Preisdrückerei tonangebend. Eine Bananekostet in Deutschland im Schnitt 30 Prozent weniger als inFrankreich oder Italien. Taktgeber der Preisfindung sind dieDiscounter: Waren es früher die „Fruchtmultis“ wie Dole undChiquita, die den Bananenpreis bestimmten, richtet sichdie Branche inzwischen nach dem „Aldi-Preis“. Die niedrigenEinkaufspreise lassen in den Produktionsländern kaumSpiel raum für eine positive soziale Entwicklung. Vielmehrzementieren sie die Verhältnisse in dem traditionell vonAusbeutung und Menschenrechtsverletzungen geprägtenBananensektor.Hinzu kommt, dass die Einzelhandels- und Importpreise inden vergangenen Jahren tendenziell gesunken sind, währenddie Produktions-, Lebenshaltungs- und Transportkostenin den Produktionsländern erheblich zugenommenhaben. Die Folge: Rund drei Viertel der Bananenarbeiter/innen in Ecuador verfügen nur über ein Einkommen unter ­halb der Armutsgrenze, Tausende von kleinbäuerlichenProduzenten haben bereits ihre Existenz verloren.In Ecuador hängen rund 220.000 Familien von der Bananenproduktionab. 56 Prozent der Produzenten sind kleinbäuerlicheBetriebe mit weniger als zehn Hektar Anbaufläche. Siesind vom Preiskampf besonders hart betroffen und daraufangewiesen, nicht nur kostendeckend zu produzieren, sonderndarüber hinaus ein zusätzliches Einkommen zu erzielen,um die grundlegenden Lebenshaltungskosten bestreitenzu können. Aus diesem Grund hat die ecuadorianische Regierung einen gesetzlichen Mindestpreis für Bananen vongegenwärtig 6,22 US-Dollar pro 43-Pfund-Kiste eingeführt.Mehrere für diesen Bericht befragte Expert/innen berichtenjedoch, dass diese Regelung unterlaufen wird. Zwar stellendie Aufkäufer/innen eine Rechnung mit dem Mindestpreisaus und überweisen das Geld, allerdings erst wenn sie einenScheck über die Differenz zwischen tatsächlich ausgehandeltemPreis und Mindestpreis erhalten haben. Den befragtenProduzenten und Handelsvertreter/innen zufolge spielendie Einkäufer/innen für die deutschen Supermarktkettendabei eine nicht unerhebliche Rolle. Dies belegen auch dieBerechnungen von BASIC auf der Grundlage offizieller Daten:Danach liegt der reale Erzeugerpreis für ecuadorianischeBananen für den deutschen Markt seit 2008 im Jahresdurchschnittunter dem legalen Mindestpreis.Die großen Supermarktketten wiesen auf Nachfrage vonOxfam jede Verantwortung von sich. Entweder gaben sie an,ihre Lieferant/innen hielten den Mindestpreis ein (Rewe,Aldi Nord und Süd) oder sie äußerten sich nicht direkt zu derkritisierten Praxis (Edeka, Metro und Lidl). Große Importeure,wie die Firma Dürbeck, bestritten ebenfalls eine Beteiligungan der Umgehung des Mindestpreises in Ecuador. Die in diesemBericht dargestellten Erkenntnisse lassen allerdings nurden Schluss zu, dass nach Deutschland verschiffte Bananenzu großen Teilen unter dem offiziellen Mindestpreis erworbenwerden.Was ist zu tun, um diese Praxis zu unterbinden? DeutscheSupermärkte müssen in ihrer Lieferkette ganzjährig existenzsicherndeEinkommen der Bananenerzeuger und -arbeiter/innen garantieren. Insbesondere müssen sie sicherstellen,dass in Ecuador der offizielle Mindestpreis bezahlt wird. DieBundesregierung muss die Marktmacht der Supermärkte beschränken,unfaire Einkaufspraktiken eindämmen und dazubeitragen, kleinbäuerliche Produzenten sowie die Arbeitsrechteder Beschäftigten in der Lieferkette zu stärken. AuchVerbraucher/innen und Bürger/innen können etwas beitragen,indem sie von Supermarktketten fordern, für gerechtePreise und Produktionsbedingungen zu sorgen.

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