03.12.2012 Aufrufe

Jahresbericht 2010 - Heinz Sielmann Stiftung

Jahresbericht 2010 - Heinz Sielmann Stiftung

Jahresbericht 2010 - Heinz Sielmann Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>2010</strong><br />

Vom Truppenübungsplatz<br />

zum Wildnisgroßprojekt<br />

<strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft Döberitzer Heide<br />

<strong>Sielmann</strong><br />

BERICHT<br />

Fischadler Sophies Reise<br />

Eine Geschichte der Hoffnung<br />

Zehn Jahre Wannninchen<br />

Neues Leben nach der Kohle


Liebe Naturfreundinnen und Naturfreunde,<br />

das Jahr <strong>2010</strong> war ein sehr ereignisreiches für die <strong>Heinz</strong><br />

<strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> . Wir haben viele gute Erfolge erzielen<br />

können, die uns beflügeln, unsere Ziele weiterzuverfolgen<br />

und neue Projekte in Angriff zu nehmen .<br />

So konnten wir einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung<br />

von <strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft Döberitzer Heide bei<br />

Berlin erreichen . Dort sind seit einigen Jahren Przewalski-<br />

Wildpferde und Wisente (Europäische Bisons) beheimatet .<br />

Sie zogen in die sogenannte Wildniskernzone ein . Hier<br />

werden sie künftig auf rund 2 .000 Hektar im Herdenverband<br />

wie in freier Wildbahn leben – nahezu unbeeinflusst vom<br />

Menschen . In Europa gibt es gegenwärtig kein vergleich-<br />

bares Großprojekt dieser Art .<br />

Ein bedeutendes Ereignis war das zehnjährige Jubiläum von<br />

<strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft Wanninchen in der Niederlausitz .<br />

Die Landschaft im ehemaligen Braunkohletagebaugebiet<br />

wurde außerdem als „Ausgewählter Ort <strong>2010</strong>“ im Rahmen<br />

des Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet<br />

. Darauf sind wir sehr stolz, denn hier wurde der Grundstein<br />

für unsere drei Naturlandschaften in Brandenburg<br />

gelegt . Die Auszeichnung ist für uns eine große Anerkennung<br />

und ein weiterer Ansporn, in unserer naturschutzfachlichen<br />

Arbeit so fortzufahren, wie es sich bewährt hat .<br />

Und auch in unserem Natur-Erlebniszentrum Gut Herbigshagen<br />

bei Göttingen, gleichzeitig Sitz der <strong>Stiftung</strong>szentrale,<br />

haben wir uns dem Naturschutz verschrieben – hier vor-<br />

nehmlich durch Auf klärung der Öffentlichkeit . Jahr für Jahr<br />

kommen mehr Kinder und Jugendliche zu uns zu Besuch, um<br />

aufschluss reiche Stunden rund um das Thema Natur zu<br />

erleben . Schön zu sehen, mit welcher Begeisterung sie wie<br />

ein kleiner Schwamm die vermittelten Informationen unter<br />

Anleitung unserer Umweltbildner aufsaugen .<br />

Dies sind nur einige Beispiele für unsere umfassende Arbeit .<br />

Überzeugen Sie sich auf den folgenden Seiten selbst davon,<br />

wo und wie wir außerdem gewirkt haben . Ausnahmslos<br />

handelt es sich hierbei um Projekte, die nur möglich geworden<br />

sind durch das Engagement unzähliger Förderer und<br />

Sponsoren . Ihnen gilt mein besonderer Dank, denn ohne sie<br />

ließe sich so manche unserer Visionen nicht verwirklichen .<br />

Herzlichst Ihre<br />

Inge <strong>Sielmann</strong><br />

Vorsitzende des <strong>Stiftung</strong>srates<br />

Inhalt<br />

<strong>Heinz</strong> und Inge <strong>Sielmann</strong> – ein Leben für die Natur . . . . . . 4<br />

In Deutschland und Europa für die Natur aktiv . . . . . . . . . . 5<br />

Die vier Säulen der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> . . . . . . . . . . . . 6<br />

Vom Truppenübungsplatz zum Wildnisgroßprojekt . . . . . . 8<br />

Das Grüne Band Eichsfeld-Werratal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Nachhaltiger Einsatz für den Naturschutz . . . . . . . . . . . . . 13<br />

Fischadler Sophies Reise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Die Rückkehr des Waldrapps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

KI .KA-Baumhaus – Magnet für kleine Naturforscher . . . . 17<br />

Neues Leben nach der Kohle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Grünfink beliebtestes Gartentier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

<strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> Filmpreis für Jürgen Eichinger . . . . . . . . . 20<br />

Harz schönstes Naturwunder Deutschlands . . . . . . . . . . . 20<br />

Gemeinsam die Zukunft gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

Die Gremien der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

Inge <strong>Sielmann</strong>,<br />

Vorsitzende des <strong>Stiftung</strong>srats<br />

3


<strong>Heinz</strong> und Inge <strong>Sielmann</strong> –<br />

ein Leben für die Natur<br />

<strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> zeigte als Erster Tierdokumentationen im<br />

Fernsehen . Allein in der Reihe „Expeditionen ins Tierreich“<br />

wurden mehr als 200 Folgen ausgestrahlt . Daneben drehte<br />

er in Zusammenarbeit mit dem FWU (Institut für Film<br />

und Bild in Wissenschaft und Unterricht, München) rund<br />

30 Unterrichtsfilme für Allgemeinbildende Schulen . Für das<br />

Institut für den Wissenschaftlichen Film (IWF) in Göttingen<br />

fertigte er etwa 100 Dokumentationen für die Internationale<br />

Zoologische Filmenzyklopädie an . Seine großen Kinofilme<br />

„Lied der Wildbahn“, „Herrscher des Urwalds“, „Galápagos –<br />

Landung in Eden“ und „Lockende Wildnis – durch die Wild-<br />

<strong>Heinz</strong> und Inge <strong>Sielmann</strong> beim<br />

Schnitt eines Films.<br />

„Ich bin glücklich, auf ein langes<br />

Leben in der Natur zurückblicken zu<br />

können. Besonders die Erkenntnisse<br />

der vergangenen Jahre haben mir<br />

gezeigt, wie wichtig es ist, uns in<br />

unserer Maßlosigkeit gegenüber<br />

der Natur einzuschränken.<br />

Nur dann haben auch künftige<br />

Generationen die Chance auf eine<br />

lebenswerte Zukunft.“<br />

Prof. <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> (1917– 2006)<br />

bahnen von Nordamerika“ wurden weltweit in 25 Sprachfassungen<br />

gezeigt . Sein jahrzehntelanger Einsatz für die<br />

Natur mündete 1994 in der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong>, die<br />

er gemeinsam mit seiner Frau Inge <strong>Sielmann</strong> gründete .<br />

Sie übernahm nach <strong>Sielmann</strong>s Tod im Jahr 2006 den Vorsitz<br />

im <strong>Stiftung</strong>srat der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> und hat ihn<br />

bis heute inne . Der Leitsatz der <strong>Stiftung</strong> „Naturschutz als<br />

positive Lebensphilosophie“ spiegelt die Lebensanschauung<br />

der <strong>Sielmann</strong>s wider . Ihr Hauptanliegen: Menschen dafür zu<br />

gewinnen, sich für die Natur einzusetzen und auf diese<br />

Weise bedrohte Lebensräume zu erhalten .<br />

In Deutschland und<br />

Europa für die Natur aktiv<br />

Die wichtigsten Projekte der<br />

<strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> im Jahr <strong>2010</strong><br />

Die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> engagiert sich in eigenen<br />

Projekten wie <strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft Döberitzer Heide<br />

oder <strong>Sielmann</strong>s Biotopverbund Bodensee . Daneben unterstützt<br />

sie Vorhaben von Kooperationspartnern . Zu diesen<br />

Projekten gehörte <strong>2010</strong> beispielsweise die Wiederansiedlung<br />

des Waldrapps in Süddeutschland . Aber auch im Ausland<br />

fördert die <strong>Stiftung</strong> Projekte . <strong>2010</strong> war dies die Unterstützung<br />

der Arbeit in der Vogelwarte Rybatschi in Russland<br />

(früher Rossitten/Ostpreußen) .<br />

01<br />

02<br />

03<br />

04<br />

05<br />

06<br />

07<br />

Vogelpflegestation im Wildpark Eekholt<br />

(Schleswig-Holstein)<br />

Schutz der Europäischen Sumpfschildkröte<br />

(Brandenburg)<br />

<strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft Döberitzer<br />

Heide (Brandenburg)<br />

<strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft<br />

Groß Schauener Seen (Brandenburg)<br />

<strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft<br />

Wanninchen (Brandenburg)<br />

<strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> Natur-Erlebniszentrum<br />

Gut Herbigshagen (Niedersachsen)<br />

<strong>Sielmann</strong>s Biotopverbund<br />

Harz-Eichsfeld-Werratal<br />

(Niedersachsen/Thüringen/Hessen)<br />

09<br />

08<br />

09<br />

10<br />

11<br />

10<br />

Die Trollblume – u. a. durch die<br />

Trockenlegung von Feuchtwiesen<br />

bundesweit in ihrem Bestand<br />

gefährdet.<br />

01<br />

06<br />

07<br />

08<br />

Streuwiesen im Donauried (Bayern)<br />

Erhaltung des Auerhuhns im<br />

Schwarzwald (Baden-Württemberg)<br />

<strong>Sielmann</strong>s Biotopverbund Bodensee<br />

(Baden-Württemberg)<br />

Wiederbesiedlung des Waldrapps im<br />

Alpenraum (Bayern)<br />

Der Weißstorch schreitet auf der<br />

Die Arbeit in der Natur war<br />

Suche nach Beute durch Wiesen<br />

<strong>Sielmann</strong>s Lebensinhalt.<br />

und Sumpfland.<br />

4 5<br />

03<br />

02<br />

11<br />

04<br />

05


Die vier Säulen der<br />

<strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Ehrgeizige Ziele für den Naturschutz<br />

Die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> wurde 1994 von Prof. <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> und seiner Frau Inge <strong>Sielmann</strong> als<br />

öffentliche <strong>Stiftung</strong> bürgerlichen Rechts gegründet. Unter dem Leitsatz „Naturschutz als positive<br />

Lebensphilosophie“ verfolgt sie vier Ziele:<br />

1. 2. 3. 4.<br />

Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche,<br />

durch persönliches Erleben an einen positiven<br />

Umgang mit der Natur heranführen<br />

„Nichts hinterlässt einen tieferen Eindruck als das<br />

persön liche Erleben in freier Natur .“ Getreu dieser Worte<br />

Prof . <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong>s ebnet die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> mit<br />

ihrer Arbeit bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen den<br />

Weg für einen bewussten Umgang mit Natur und Umwelt .<br />

So erarbeiten die Mitarbeiter im Bereich Umweltbildung<br />

unter Einbeziehung entsprechend ausgebildeter Wissenschaftler<br />

Konzepte, die stets aktuelle nationale Bildungsstandards<br />

des Faches Biologie berücksichtigen .<br />

Die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> bietet an zwei Standorten<br />

(<strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> Natur-Erlebniszentrum Gut Herbigshagen<br />

und <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> Naturparkzentrum Wanninchen) im<br />

Rahmen des Natur-Erlebnisprogramms „Tage voller Wunder“<br />

facettenreiche Erfahrungen mit der Natur an . Bei den<br />

<strong>Sielmann</strong>s Natur-Rangern, der Jugendorganisation der <strong>Heinz</strong><br />

<strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong>, werden diese ersten Erfahrungen und<br />

Erkenntnisse vertieft .<br />

6<br />

Kinder sind die Naturschützer<br />

von morgen.<br />

Letzte Refugien für seltene Tier- und<br />

Pflanzenarten erhalten<br />

Ein dringendes Anliegen der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> ist<br />

es, letzte Rückzugsgebiete für die Tier- und Pflanzenwelt<br />

zu bewahren . Dabei wird auf den Kauf oder die langfristige<br />

Pacht großer, zusammenhängender Lebensräume besonderes<br />

Augenmerk gelegt, denn sie gelten als die sichersten<br />

Metho den für einen nachhaltigen Schutz bedrohter Tier-<br />

und Pflanzenarten . Die besondere Verantwortung der<br />

<strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> gilt hier den <strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaften<br />

Groß Schauener Seen, Wanninchen und Döberitzer<br />

Heide . Ebenso engagiert sich die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

in zahl reichen Förder projekten wie z . B . dem <strong>Sielmann</strong>s<br />

Biotop verbund Bodensee .<br />

Auch kommende Generationen<br />

sollen sich an der Pracht<br />

der Natur, wie z. B. an einem<br />

Eisvogel, erfreuen können.<br />

Die Öffentlichkeit für die Natur und deren<br />

Schutz sensibilisieren<br />

Die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> will das Interesse der Öffentlichkeit<br />

am Naturschutz fördern und sie gleichzeitig für<br />

die dringlichen Themen in diesem Bereich gewinnen . Sie<br />

setzt die Zusammenhänge in der Natur in nachvollzieh-<br />

barer Art und Weise in Beziehung und zeigt konkrete<br />

Maßnahmen auf, die zum Mitmachen animieren . Ganz<br />

in der Tradition des Tier filmers <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> nutzt sie<br />

dazu Multiplika toren und Medien, die ihre Botschaften<br />

in die Öffentlichkeit tragen . Ob Funk- oder Fernseh -<br />

beiträge, Informations briefe, Broschüren, Internet, Ausstellungen<br />

oder Veranstaltungen – zur Bekanntmachung<br />

ihrer satzungsgemäß fest geschriebenen Ziele nutzt die<br />

<strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> alle Kanäle der Öffentlichkeitsarbeit<br />

.<br />

Naturschutz braucht Öffentlichkeit.<br />

Die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> leistet<br />

daher umfassende Aufklärungsarbeit.<br />

Das <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong>-Archiv des<br />

Naturfilms aufbauen<br />

Prof . <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> ist während seines jahrzehntelangen<br />

Schaffens auf allen Kontinenten der Welt unterwegs<br />

gewesen, um mit der Kamera das Verhalten der Tiere<br />

einzufangen . Die wertvollsten Teile dieses einzigartigen<br />

Filmmaterials werden von der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

durch Digitalisierung schrittweise auf den neuesten Stand<br />

der Technik gebracht und damit für die Zukunft gesichert .<br />

Weiterhin wird durch die filmische Dokumentation der<br />

aktuellen <strong>Stiftung</strong>sarbeit, insbesondere in den <strong>Sielmann</strong>s<br />

Naturlandschaften, das Filmarchiv für die Zukunft fort -<br />

ent wickelt . Somit ist die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> in der<br />

Lage, auf ein Medium zurückzugreifen, das die Öffentlichkeitsarbeit<br />

in idealer Weise ergänzt .<br />

Das <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> Archiv birgt<br />

viele Schätze des Naturfilms.<br />

7


Vom Truppenübungsplatz<br />

zum Wildnisgroßprojekt<br />

<strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft Döberitzer Heide<br />

Vom kaiserlichen Heer 1895 bis zum Abzug der Roten Armee 1992 nutzte das Militär das Gelände der<br />

heutigen <strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft Döberitzer Heide als Truppenübungsplatz. Nahezu unbeeinträchtigt<br />

von Besiedelung, Land- und Forstwirtschaft entwickelte sich das Gebiet zu einem Naturparadies<br />

von unver gleichlicher Vielfalt.<br />

Weite Ginsterflächen sind im<br />

Juni in <strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft<br />

Döberitzer Heide zu<br />

finden.<br />

Wisente – hier bei<br />

der Eröffnung der<br />

Wildniskernzone.<br />

Die ökologisch wertvolle Halboffenlandschaft zu er hal ten<br />

und damit Lebensraum für rund 5 .000 andernorts vielfach<br />

ver drängte Tier- und Pflanzenarten zu schaffen – dies setzte<br />

sich die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> mit dem Erwerb der Fläche<br />

2004 zum Ziel und legte damit den Grundstein für ein<br />

einzigartiges Wildnisgroßprojekt .<br />

Die rund 5 .000 Fußballfelder große Naturlandschaft bietet<br />

ein Abenteuer Wildnis vor den Toren Berlins . Heideflächen,<br />

Feuchtwiesen, Moore sowie alte Hute- und Laubmischwälder<br />

sind hier zu finden und über ein 60 Kilometer langes<br />

Wanderwegenetz zu erleben . Von Aussichtplattformen<br />

erhalten Besucher fas zi nierende Einblicke in die Wildniskernzone,<br />

ohne das sensible Ökosystem zu stören . Eine<br />

besondere Attraktion sind die dort lebenden Wisente und<br />

Przewalski-Pferde . Nach der Ausrottung des Auerochsen<br />

war das Wisent das letzte wild lebende Rind in Europa .<br />

Der stattliche Pflanzenfresser bringt bis zu eine Tonne<br />

auf die Waage und wird bis zu zwei Meter groß . Auch das<br />

Przewalski-Pferd ist eine Besonderheit und andernorts nicht<br />

mehr in freier Wildbahn zu beobachten . Die einzige Wildpferdrasse,<br />

die überlebt hat, ist in Freiheit noch seltener als der<br />

Pandabär . Zusammen mit Wisenten, Rot- und Damhirschen<br />

sorgen die Przewalski-Pferde als „natürliche Rasenmäher“<br />

dafür, dass das vielfältige Landschaftsmosaik sowie die<br />

offene und halboffene Landschaft in der Döberitzer Heide<br />

erhalten bleiben . Zu sehen sind die tierischen Landschaftspfleger<br />

außer in einem Schaugehege seit <strong>2010</strong> auch in der<br />

Wildniskernzone .<br />

Ministerpräsident Platzeck bei Schließung der<br />

Wildniskernzone dabei<br />

Hier zogen die seltenen Wildpferde und die Europäischen<br />

Bisons am 3 . Mai <strong>2010</strong> ein – ein wichtiger Meilenstein für<br />

unser Wildnisgroßprojekt Döberitzer Heide . Brandenburgs<br />

Ministerpräsident Matthias Platzeck und Inge <strong>Sielmann</strong><br />

eröffneten gemeinsam mit Prof . Dr . Matthias Freude,<br />

Einträchtig leben Przewalski-Pferde und Wisente in der<br />

Döberitzer Heide nebeneinander.<br />

Präsident des Landesumweltamtes, und Brigadegeneral<br />

Peter Braunstein, Kommandeur des Standortkommandos<br />

Berlin, die Wildniskernzone . Auf rund 2 .000 Hektar leben<br />

die Wildtiere nun im Herdenverband wie in Freiheit – nahezu<br />

unbeeinflusst vom Menschen .<br />

<strong>Stiftung</strong> einer der größten Wisenthalter Deutschlands<br />

Zum Ende des Jahres <strong>2010</strong> gehörten in der Wildniskernzone<br />

22 Wisente und zwölf Przewalski-Pferde zu der Gruppe der<br />

Großen Pflanzenfresser . Gemeinsam mit dem Schaugehege<br />

können die Besucher insgesamt 74 Tiere in der Heide<br />

beobachten – darunter auch Rot- und Damwild . <strong>Sielmann</strong>s<br />

Naturlandschaft gehört somit zu den größten Wisenthaltern<br />

Deutschlands und beteiligt sich an den Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen<br />

(EEP) für Przewalski-Pferd und<br />

Wisent .<br />

In Europa gibt es gegenwärtig kein vergleichbares Groß -<br />

projekt dieser Art . Damit rückt die Vision eines wildnisähnlichen<br />

Naturschutz- und Naherholungsgebiets unmittelbar<br />

vor den Toren Berlins in greifbare Nähe .<br />

Steckbrief Döberitzer Heide<br />

Land: Deutschland<br />

Bundesland: Brandenburg<br />

Landkreise: Havelland und<br />

kreisfreie Stadt Potsdam<br />

Größe: etwa 3 .600 Hektar<br />

Schaugehege: 36 Hektar<br />

Eingewöhnungszone:<br />

50 Hektar<br />

Natur-Erlebnisringzone:<br />

1 .740 Hektar (mit<br />

Schaugehege)<br />

Wildniskernzone:<br />

1 .860 Hektar<br />

(mit Eingewöhnungszone)<br />

8 9<br />

Daten des Erwerbs:<br />

2004: 3 .442,0 Hektar<br />

2006: 34,7 Hektar<br />

2007: 29,0 Hektar<br />

2008/9: 94 .3 Hektar<br />

Erwerbskosten (gesamt):<br />

2,5 Mio . Euro


Das Grüne Band<br />

Eichsfeld-Werratal<br />

Vom Todestreifen zur Lebensader<br />

Frühzeitig erkannte <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> die Bedeutung der innerdeutschen Grenze für den Natur- und<br />

Artenschutz. Denn in dem vielfach als Todesstreifen titulierten Areal konnten sich in den Jahren der<br />

deutschen Teilung Lebensräume für zahlreiche sel tene Tier- und Pflanzenarten entwickeln. Diese<br />

biologische Vielfalt zu schützen, machte sich die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> zum Ziel und rief 2003 das<br />

Naturschutz großprojekt Grünes Band Eichsfeld-Werratal ins Leben.<br />

„Es gibt im Schatten der Grenze noch intakte Lebensräume –<br />

ein verlockendes Ziel für ein Naturschutzprojekt von Ost und<br />

West. Ich kann mir kein besseres Denkmal für eine überwundene<br />

deutsch-deutsche Grenze vorstellen, als einen großen<br />

Nationalpark von der Ostsee bis zum Thüringer Wald.“<br />

<strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> in seinem Film<br />

„Tiere im Schatten der Grenze“ (1988)<br />

Die Frauenschuh-Orchidee, im Volksmund<br />

auch „Krimhilds Helm“ genannt,<br />

steht unter strengstem Schutz.<br />

Zwischen Harz und Thü ringer Wald sollen 130 Kilometer<br />

des „Grünen Bandes“ als Biotopverbund dauerhaft<br />

gesichert und gepflegt werden . Die dafür von der <strong>Heinz</strong><br />

<strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> als Pro jektträger beantragten Fördermittel<br />

wurden im August 2009 von Bundesumweltministerium<br />

und Bundesamt für Naturschutz bewilligt .<br />

Damit ist dieses Vorhaben das erste Naturschutzgroßprojekt<br />

des Bundes, das gemeinsam von drei Bundesländern<br />

– Thüringen, Niedersachsen, Hessen – gefördert wird .<br />

Das gesamte Projektgebiet hat eine Flächengröße von<br />

31 .300 Hektar, davon sind 18 .500 Hektar als Kerngebiet<br />

vorgesehen . Diese liegen in den Landkreisen Nordhausen,<br />

Eichsfeld, Unstrut-Hainich-Kreis, Osterode am Harz, Göttingen<br />

und Werra-Meißner-Kreis . Hier finden sich bundesweit<br />

seltene, bedrohte und gefährde te Lebensräumen, wie<br />

ausgedehnte, naturnahe Laubwälder mit typischen Kalk-<br />

Orchideen-Buchenwäldern, Trocken- und Halbtro ckenrasen,<br />

Feucht- und Nass wiesen sowie naturnahen Flüssen und<br />

Bächen .<br />

Einzigartiger Biotopverbund und Nationales Naturerbe<br />

Die Kerngebiete sind Rückzugsgebiet für mehr als 340<br />

bun desweit gefährdete oder bedrohte Tier- und Pflanzenarten<br />

. Zu den herausragendsten zählen Schwarzstorch,<br />

Rotmilan, Fischotter, Eibe und zahlreiche Orchideenarten .<br />

Das Naturschutzgroßprojekt soll unter anderem das<br />

„Grüne Band“ durch Ankauf von rund 400 Hektar Fläche<br />

sichern und etwa 1 .500 Hektar Trockenrasen, Wiesen und<br />

Weiden durch dauerhafte Pflege maßnahmen wie Beweidungsprojekte<br />

erhal ten .<br />

Mitte <strong>2010</strong> wurde damit begonnen, diese „grüne Lebensader“<br />

von einer Gemein schaft zweier Landschaftsplanungsbüros<br />

kartieren zu las sen . Frauenschuh, Wildkatze, Braunkehlchen<br />

und Co . – das Grüne Band Eichsfeld-Werratal bietet<br />

vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten einen ungestörten<br />

Lebens raum . Es soll untersucht werden, wie reichhaltig die<br />

Artenvielfalt tatsächlich ist und welche wertvollen Lebensräume<br />

besonders schützenswert sind . Im Anschluss wird ein<br />

Pflege- und Ent wicklungsplan erstellt . Diese Untersuchungen<br />

sind für die Defi nition naturschutzfachlicher Maßnahmen<br />

und für deren Akzeptanz not wendig . Denn nur dann<br />

werden Bund und Länder das Projekt auch weiterhin unterstützen<br />

.<br />

Der Schwarzstorch – scheuer<br />

Bewohner alter, geschlossener Wälder<br />

mit Still- und Fließ gewässern.<br />

Ganz rechts: Auch der seltene<br />

Luchs wandert wieder in den<br />

Bereich des Grünen Bandes<br />

Eichsfeld-Werratal ein.<br />

Leinetal<br />

Was ist ein PEPL?<br />

Obereichsfeld und<br />

Werratal<br />

Das Projektgebiet unterteilt in seine vier Naturräume<br />

Südharz und<br />

Rhume-Ellersystem<br />

Wie beim Hausbau der Bauplan, so dient bei Naturschutzprojekten<br />

der Pflege- und Entwicklungsplan<br />

(PEPL) dazu, die aktuelle Situation zu erfassen<br />

und darzustellen, Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der ökologischen Situation vorzuschlagen sowie<br />

Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen detailliert<br />

festzulegen . Hierzu gehören neben Grunderwerb<br />

und Ausgleichszahlungen viele Maßnahmen<br />

zur Biotopgestaltung, wie z .B . die Entbuschung<br />

in Offenlandbereichen, die Anlage von Heckenstrukturen<br />

als Verbindungsachsen und die<br />

extensive Weidetierhaltung .<br />

10 11<br />

Untereichsfeld und<br />

Ohmgebirge


Die scheue Wildkatze wird häufig mit der verwilderten<br />

Hauskatze verwechselt.<br />

Das Grüne Band<br />

Eichsfeld-Werratal<br />

Interview mit dem Projektteam<br />

Herr Keil, was ist eigentlich ein Naturschutzgroßprojekt?<br />

Holger Keil: Der Titel „Naturschutzgroßprojekt“ begründet sich<br />

in dem gleichnamigen Förderprogramm des Bundesumweltministeriums.<br />

Es dient dazu, freiwillige Naturschutzinitiativen<br />

fachlich und vor allem finanziell zu unterstützen. Voraussetzung<br />

ist allerdings die Erfüllung anspruchsvoller Fachkriterien.<br />

Worum geht es in kurzen Worten beim Naturschutzgroßprojekt<br />

Grünes Band Eichsfeld-Werratal?<br />

Maria Schaaf: Wir möchten das wertvolle Naturerbe im<br />

Projektgebiet mit seinen Lebensräumen und Arten erhalten,<br />

wobei dem Grünen Band eine besondere Bedeutung zukommt.<br />

Dies soll unter anderem durch Ankauf oder Pacht, Ausgleichszahlungen<br />

für Nutzungseinschränkungen und Biotoppflegemaßnahmen<br />

erfolgen. Es ist uns dabei sehr wichtig,<br />

die Menschen mitzunehmen und durch die Möglichkeit die<br />

Natur zu erleben, gleichermaßen ihre Wertschätzung dafür zu<br />

erhöhen. Als Mitnahmeeffekt erhoffen wir uns zudem positive<br />

Impulse für die Region, z. B. für den sanften Tourismus.<br />

Warum ist die Region Eichsfeld-Werratal für das Projekt<br />

geeignet?<br />

Holger Keil: Die Projektregion ist durch ihre einzigartige<br />

Lage im Herzen Deutschlands und durch die topografischen<br />

Gegebenheiten ein Dreh- und Angelpunkt für den nationalen<br />

Biotopverbund. Dieser Standortvorteil wird naturschutzfachlich<br />

noch dadurch unterstrichen, dass wir mit dem Projekt<br />

zwischen den zwei großen Wald-Nationalparken Harz und<br />

Hainich bzw. zwischen den zwei großen Waldmittelgebirgen<br />

Harz und Thüringer Wald liegen.<br />

Was kostet das Projekt und wer bezahlt es?<br />

Holger Keil: Naturschutzgroßprojekte sind zweiphasig, denn<br />

Planung und Umsetzung werden voneinander getrennt. Wir<br />

mussten bereits mit dem Projektantrag eine Kostenkalkulation<br />

für beide Phasen abgeben. Insgesamt sind wir dabei bei einer<br />

Projektlaufzeit von 11 Jahren auf etwa 10,8 Mio. Euro gekommen.<br />

Die Kosten für die jetzt laufende Planungsphase liegen<br />

bei rund 1,2 Mio. Euro. Der weitaus größte Teil der Mittel wird<br />

also erst in der Umsetzungsphase fließen. Von den Projektkosten<br />

trägt der Bund 75 %, die drei Länder zusammen 15 %<br />

und die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> als Projektträger 10 %.<br />

Was sind Ihre Aufgaben bei dem Projekt?<br />

Holger Keil: Dieses sehr ambitionierte, große Projekt wird<br />

durch Maria Schaaf und mich betreut. Wir haben jeweils<br />

eigene Aufgabenschwerpunkte. Allein können wir aufgrund der<br />

Komplexität des Projektes und der Größe des Gebietes nicht<br />

alles schaffen. Deshalb werden wir bei einzelnen Aufgaben von<br />

<strong>Stiftung</strong>srat, Vorstand und KollegInnen der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> tatkräftig unterstützt.<br />

Maria Schaaf: Unsere Aufgaben lassen sich kurz folgendermaßen<br />

umschreiben: Verwaltung, Kommunikation, Informations-<br />

und Öffentlichkeitsarbeit, repräsentative Aufgaben, Betreuung<br />

und Controlling der uns unterstützenden Dienstleister sowie<br />

Berichtswesen.<br />

Projektlaufzeit ca. 11 Jahre (2009–2020)<br />

Förderphase I (= Planungsphase) 2009–2012<br />

Pflege- und Entwicklungsplan – Sozioökonomische Analyse<br />

Externe Moderation – Information und Beteiligung<br />

Förderphase II (= Umsetzungsphase) 2012–2020<br />

Flächenkauf – Ausgleichszahlung – Biotoppflege – Evaluierung<br />

Holger Keil, Projektleiter des<br />

Naturschutzgroßprojekts<br />

Nachhaltiger Einsatz für<br />

den Naturschutz<br />

Kerngedanke unseres Engagements für den Naturschutz<br />

ist die Nachhaltigkeit. Mit dem Ziel, die biologische Vielfalt<br />

und die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts dauerhaft zu<br />

erhalten und zu fördern sowie Menschen an einen positiven<br />

Umgang mit der Natur heranzuführen, verfolgt die <strong>Heinz</strong><br />

<strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> vielschichtige und langfristig effektive<br />

Strategien:<br />

• Flächenerwerb betrachten wir als die sicherste Methode,<br />

große, unzerschnittene und zusammenhängende Gebiete<br />

zum Schutz der Natur zu bewahren und zu entwickeln .<br />

• Die naturnahe Entwicklung von Lebensräumen durch<br />

Struktur verbessernde Maßnahmen, Landschaftspflege<br />

und artenbezogene Schutzbemühungen fördert die Artenvielfalt<br />

und kann gefährdete Tier- und Pflanzenarten vor<br />

dem Ausstreben bewahren . Darauf legen wir großen Wert .<br />

• Die Ermittlung wissenschaftlicher Grundlagen schließt<br />

Kenntnislücken innerhalb der Ökologie . Mit ihrer Hilfe<br />

können wir Schutzmaßnahmen für spezielle Arten oder<br />

gesamte Ökosysteme entwickeln .<br />

• Naturerlebnisse und Umweltbildung, wie die <strong>Heinz</strong><br />

<strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> sie versteht, schaffen Verständnis für<br />

die Notwendigkeit des Naturschutzes . Hieraus erwächst<br />

Motivation, sich für den Schutz der Natur zu engagieren .<br />

Der attraktiv aussehende<br />

Fliegenpilz kommt auch in<br />

der Döberitzer Heide vor.<br />

Als Beispiele für die Naturschutzarbeit der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> stehen unsere drei <strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaften in<br />

Brandenburg – Döberitzer Heide, Wanninchen, Groß Schauener<br />

Seen – mit fast 10 .000 Hektar wertvollen Lebensräumen .<br />

Durch den Erwerb dieser großflächigen Landschaften können<br />

wir hier langfristig ihre naturnahe Entwicklung fördern . Die<br />

Effizienz unserer Naturschutzmaßnahmen überprüfen wir<br />

kontinuierlich mit Hilfe wissenschaftlicher Monitorings und<br />

Bestandserhebungen . Zudem bieten wir Besuchern ein<br />

Naturerlebnis im Einklang mit der Natur .<br />

Für jedes unserer großen Projekte erstellen wir Entwicklungsprogramme<br />

. Dabei spielen nicht nur naturschutzfachliche<br />

Belange eine Rolle .<br />

Die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> investiert ausschließlich in<br />

sichere Projekte, von deren langfristigen Erfolgsaussichten<br />

wir uns durch genaue Prüfung überzeugt haben . Viele Vorhaben<br />

werden unmittelbar durch die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

umgesetzt, andere in Kooperation mit einem geeigneten<br />

Projektpartner .<br />

Das hochspezialisierte Auerwild<br />

stellt große Anforderungen<br />

Maria Schaaf, Projektreferentin<br />

an seinen Lebensraum.<br />

12 13


Fischadler Sophies Reise –<br />

eine Geschichte der Hoffnung<br />

In den 1960er Jahren galt der Fischadler fast in ganz Deutschland als ausgestorben. Das Einbringen<br />

von Pestiziden in die natürliche Nahrungskette, forstwirtschaftliche Eingriffe in die Lebensräume<br />

der Adler und auch Bejagung des Zugvogels durch den Menschen führten zu einem fast flächendeckenden<br />

Schwund.<br />

Ganz links: Die fischreichen<br />

Gewässer der Groß Schauener Seen<br />

sind ein hervorragendes Jagdgebiet<br />

für den Fischadler.<br />

Links: In Mitteleuropa kommt der<br />

Fischadler vor allem in Deutschland<br />

und Polen vor.<br />

Dank energischer Schutzmaßnahmen ist mittlerweile<br />

wieder eine erhebliche Bestandszunahme dieser majestätischen<br />

Vogelart zu verzeichnen . So handelt es sich heute<br />

bei dem Fischadler um eine Greifvogelart, der in Deutschland<br />

zwar kein unmittelbares Aussterben mehr droht,<br />

die aber nach wie vor als gefährdete Art einzustufen ist .<br />

Bereits seit vielen Jahren engagiert sich die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> für den Schutz der Fischadlerbestände vor allem<br />

in Brandenburg .<br />

Seit 2005 können Naturliebhaber tagtäglich von April bis<br />

Mitte September live aus <strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft Groß<br />

Schauener Seen via Internet-Webcam auf www .sielmannstiftung<br />

.de Einblick in das Familienleben der Fischadler<br />

nehmen . E .on edis installierte hier auf einem Stahlgitter -<br />

mast einer Stromleitung eine Kamera an einem Adlerhorst .<br />

Mittlerweile haben hier fünfmal Fischadlerpaare gebrütet<br />

und neun Junge großgezogen . Die Jungadler werden im<br />

Rahmen eines bundesweiten Programms beringt und<br />

können daher identifiziert werden .<br />

Ein Ring trägt – sehr klein – die Nummer der zuständigen<br />

Beringungszentrale Hiddensee . Ein zweiter Ring ist deutlich<br />

größer geprägt und kann somit besser abgelesen werden .<br />

Sogar aus dem afrikanischen Winterquartier gibt es daher<br />

Nachweise von Brandenburger Fischadlern . Man braucht<br />

allerdings einiges Glück, um solche Beobachtungen machen<br />

zu können .<br />

Fischadlerpatenschaft vergeben<br />

In <strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft Groß Schauener Seen besetzte<br />

<strong>2010</strong> ein Fischadlerpaar, beide unberingt, die Nistplattform<br />

und baute innerhalb weniger Tage einen Horst . Mitte April<br />

war das erste Ei gelegt und Ende Mai schlüpfte erst das erste<br />

Küken, dann das zweite .<br />

Mitte Juli waren die Jungadler soweit herangewachsen, dass<br />

sie am Morgen des 18 . Juni <strong>2010</strong> beringt werden konnten .<br />

Überraschendes Detail: Drei Junge lagen im Horst . Das<br />

Kleinste und zuletzt Geschlüpfte war gesund, wog aber nur<br />

ein Drittel des Größten – keine gute Voraussetzung für die<br />

weitere Entwicklung . Einige Tage später war es verschwunden<br />

. Die beiden größeren Geschwister entwickelten sich gut .<br />

So dass am 24 . Juli vor Ort die Verleihung zweier Fischadler-<br />

Patenschaften stattfand . Sie wurden in diesem Jahr von<br />

Jeanette Platzeck, Referentin im Rathaus Potsdam, und<br />

Die beiden Fischadlerpaten<br />

des Jahres <strong>2010</strong> eingerahmt<br />

von Walter Stelte (links) und<br />

Michael Spielmann<br />

(Vorstände der <strong>Stiftung</strong>).<br />

Blick durch die Webcam der <strong>Stiftung</strong> auf den Fischdlerhorst<br />

an den Groß Schauener Seen.<br />

Burghard von Westerholt, Geschäftsführer der First Solar<br />

Manufacturing GmbH, Frankfurt/Oder, übernommen . Sie<br />

gaben ihren Patenkindern die Namen Marina bzw . Sophie .<br />

Patenkind Sophie in Spanien<br />

Ab September zogen die Adler fort ins Winterquartier .<br />

Anfang November wurde die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> über<br />

eine sensationelle Beobachtung informiert: Im spanischen<br />

Cadiz am Atlantik hatte am 13 . September eine Naturfotografin<br />

einen Fischadler fotografiert . Am heimatlichen<br />

Bildschirm konnte die Ringnummer des Vogels abgelesen<br />

werden . Es handelte sich um 8SY alias BA 018098 alias<br />

Sophie . Der Patenvogel von Burghard von Westerholt war<br />

also wohlbehalten in Spanien angekommen und hatte von<br />

Storkow aus mehr als 2 .300 Kilometer Luftlinie zurückgelegt .<br />

Inzwischen wird er in Afrika vermutet und erst in drei Jahren<br />

zurückkehren, wenn er geschlechtsreif geworden ist .<br />

Förderung der wissenschaftlichen Forschung<br />

Im Sommer <strong>2010</strong> hat die Flughafen Berlin Schönefeld GmbH<br />

Mittel zur Verfügung gestellt, damit die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> die Erstellung einer wissenschaftlichen Studie<br />

beauftragen konnte . Ziel ist es, die normalen Sterblichkeitsraten<br />

der Fischadler zu ermitteln, um so ein ökologisches<br />

Frühwarnsystem zu schaffen . So kann künftig bei ersten<br />

Anzeichen negativer Bestandsveränderungen sofort reagiert<br />

werden . Nachfol gende Ursachenforschung und Erfolg<br />

versprechende Schutzmaßnahmen werden verhindern, dass<br />

Fischadler erneut vor dem Aussterben stehen .<br />

Durch die Beringung kann das<br />

Verhalten einzelner Vögel<br />

studiert werden.<br />

14 15


Angeführt von einem Leichtfluggerät<br />

folgen die Vögel<br />

ihren Zieheltern auf ihrer<br />

Flugroute in den Süden.<br />

Der Waldrapp wurde früher<br />

wegen seiner Vorliebe für<br />

Nistplätze in Klausen und Burgen<br />

auch Klausrabe genannt.<br />

Deutschland<br />

Die Rückkehr des Waldrapps<br />

Förderprojekt auf den Flügeln des Erfolgs<br />

Der ehemals im Mittelmeerraum bis hin zum nördlichen<br />

Alpenvorland weit verbrei tete und zur Familie der Ibisse<br />

zählende Waldrapp war bis Ende des 16. Jahrhunderts<br />

auch in Süddeutschland heimisch, bevor er Mitte des<br />

17. Jahr hunderts – aufgrund intensiver Bejagung – ausstarb.<br />

Der Weltbestand wildlebender Waldrappe wird heute auf<br />

nur noch 450 bis 500 Tiere geschätzt. Neben kleineren<br />

Popu lationen in der Türkei und Syrien lebt der Großteil<br />

des Gesamtbestandes im eigens für diese Vogelart<br />

ein gerichteten Souss-Massa-Nationalpark nahe Agadir<br />

in Marokko. Seit dem Jahr 2007 fördert die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> die Bemühungen des Wald rappteams, den<br />

seit 350 Jah ren in Deutschland ausgestorbenen Vogel<br />

wieder heimisch zu machen.<br />

Waldrappe sind Zugvögel . Die Jungtiere müssen die Zug -<br />

route in das Wintergebiet von ihren Eltern lernen . Weil<br />

es in Mitteleuropa keine wildlebenden Waldrappe mehr<br />

gibt, werden innerhalb dieses Projektes Zoo-Nachkommen<br />

ein gesetzt . Bei ihnen müssen Menschen die Jungvögel mit<br />

den nötigen Informationen über den Zugweg ausstatten .<br />

Die bislang einzige Möglichkeit dazu besteht darin, Vögel<br />

durch menschliche Zieh eltern aufzuziehen und sie darauf zu<br />

trainieren, der Bezugsperson in einem Ultraleicht-Fluggerät<br />

zu folgen . Waldrappe werden in der Regel nach der dritten<br />

Über winterung geschlechtsreif und kehren erst dann in ihr<br />

Herkunftsgebiet zum Brüten zurück .<br />

Siebte Migration startet erneut von Burghausen<br />

Erstmalig fand im Jahr <strong>2010</strong> die Handaufzucht außerhalb<br />

Österreichs statt . Es wur den 16 Jungvögel im Zoo Hellabrunn<br />

in München aufgezogen . Ende Mai wurden die Tiere von<br />

München in das Trainingscamp bei Burghausen (Deutschland)<br />

überführt . Hier konnten sie mit dem Flüggewerden<br />

im Juni mit ihrem Flugtraining beginnen .<br />

Am 18 . August <strong>2010</strong> startete die siebte menschengeleitete<br />

Migration der Waldrappe mit 16 Vögeln . Ausgangsort war<br />

zum vierten Mal das bayerische Burghausen . Am 12 . September<br />

erreichten die Tiere nach 26 Tagen das Wintergebiet<br />

Italien<br />

Livorno<br />

Laguna di Orbetello<br />

Burghausen<br />

Venezia<br />

Rom<br />

Linz<br />

Österreich<br />

Udine<br />

Slovenien<br />

Wien<br />

Laguna di Or betello in der südlichen Toskana . Es war die<br />

zeitlich kürzeste Migration im Rahmen dieses Projektes .<br />

Die Gesamtstrecke von 1 .295 Kilometern wurde in nur sieben<br />

Flugetappen zurückgelegt . Im Durchschnitt flogen die Vögel<br />

180 Kilometer pro Tag . Das war wesentlich weiter als die<br />

bisherigen Flüge im Rahmen dieses Projektes . Die längste<br />

Flugstrecke betrug 271 Ki lometer bei einer Nonstop-Flugzeit<br />

von fünf Stunden 40 Minuten . Dies ist die längste Strecke,<br />

die je in Begleitung von Vögeln geflogen worden ist . Bei<br />

diesem Herbstzug folgten die Waldrappe wie auch in den<br />

Jahren zuvor wieder ihren Zieheltern, die in einem Leichtflugzeug<br />

voranflogen . Das 2007 angeschaffte <strong>Sielmann</strong>-<br />

Fluggerät war nunmehr im vierten Jahr in Folge im Einsatz .<br />

Die Vögel waren bereits mit Ende der Handaufzucht, aber<br />

auch zu Beginn der Mig ration, deutlich schwerer als in den<br />

Vorjahren . Mit Ende der Migration hatten die Vö gel nur rund<br />

sieben Prozent ihres Körpergewichts verloren . Diese Ergebnisse<br />

legen dar, dass auf die Futterqualität und die physische<br />

Entwicklung der Vögel ganz be sonders geachtet werden<br />

muss .<br />

Waldrapp bald wieder heimisch?<br />

Wenn die Waldrappe nach der dritten Überwinterung<br />

geschlechtsreif sind, kehren sie auf der als Jungvogel erlernten<br />

Route an den Ort ihrer Aufzucht zurück, um dort zu<br />

brüten . Dann hätten wir es geschafft und einen bei uns vor<br />

350 Jahren ausgestorbenen Vogel wieder heimisch gemacht .<br />

Der bisherige Verlauf des Projektes gibt in jedem Fall Grund<br />

zur Hoffnung .<br />

KI.KA-Baumhaus – Magnet<br />

für kleine Naturforscher<br />

Natur-Erlebniszentrum Gut Herbigshagen bei Göttingen<br />

Seit 15 Jahren ist die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> mit ihrem<br />

Natur-Erlebniszentrum auf Gut Herbigshagen bei Göttingen<br />

beheimatetet . Die erste Jahreshälfte <strong>2010</strong> war gekennzeichnet<br />

von umfassenden Umgestaltungen des Außengeländes .<br />

Diese konnten dankenswerter Weise zu einem Großteil aus<br />

dem Europäischen Strukturfonds EFRE im Rahmen des<br />

Förderprogramms „Natur erleben“ und durch das Land<br />

Nieder sachsen finanziert werden . Im Juni wurden die neuen<br />

Natur-Erlebnisangebote der Öffentlichkeit vorgestellt .<br />

Die größte Attraktion war zweifellos die Errichtung der<br />

ersten Nachbildung des aus dem Fernsehen bekannten<br />

KI .KA-Baumhauses (Kinderkanal von ARD und ZDF) . Bislang<br />

kannten vor allem die jungen Zuschauer es nur als Studiokulisse,<br />

kurz bevor das „Sandmännchen“ anfängt . Die feierliche<br />

Einweihung des realen Baumhauses fand Mitte Juni<br />

im Beisein von Thüringens Ministerpräsidentin Christine<br />

Lieberknecht, KI .KA-Programmgeschäftsführer Steffen<br />

Kottkamp, Duderstadts Bürgermeister Wolfgang Nolte sowie<br />

der <strong>Stiftung</strong>sratsvorsitzenden der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong>,<br />

Gut Herbigshagen, Natur-<br />

Erlebniszentrum und Sitz<br />

der <strong>Stiftung</strong>szentrale.<br />

Inge <strong>Sielmann</strong>, statt . KI .KA-Moderatorin Singa Gätgens<br />

führte durch die Veranstaltung . Auf dem gesamten Gelände<br />

von Gut Herbigshagen sind über die Monate noch weitere<br />

Natur-Erlebnisstationen entstanden; eine Lehmwerkstatt,<br />

ein Weiden-Beobachtungshaus, ein Baummarder-Pfad sowie<br />

die rätselhaften Hotspots der Artenvielfalt . Gut Herbigshagen<br />

ist auf diese Weise um einige Attraktionen reicher<br />

geworden – nicht nur für die kleinen Besucher .<br />

Dies ist vor allem deshalb so wichtig, da die Verbindung von<br />

Naturschutz und Umweltbildung Kern der Arbeit der <strong>Heinz</strong><br />

<strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> ist und stetig weiterentwickelt wird .<br />

Natur schutz wird im wahrsten Sinne des Wortes auf Gut<br />

Herbigshagen begreifbar gemacht . Mehrere zehntausend<br />

Besucher tragen alljährlich dazu bei, dass Gut Herbigshagen<br />

eine viel besuchte Attraktion in der Region ist . Darüber<br />

hin aus hat es sich als außerschulischer Lernort etabliert .<br />

Als Regionales Umweltbildungszentrum (RUZ) des Landes<br />

Niedersachsen ist das Gut ein wichtiger Partner für schulische<br />

Projekte .<br />

Ki.Ka-Moderatorin Singa Gätgens<br />

war bei der Eröffnung des<br />

Baumhauses dabei.<br />

16 17


Neues Leben nach der Kohle<br />

Zehn Jahre <strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft Wanninchen<br />

Vor zehn Jahren begann die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> mit<br />

dem Erwerb von Flächen in der Bergbaufolgelandschaft<br />

der Schlabendorfer Felder in der Nähe des Spreewaldes<br />

(Brandenburg). Inzwischen hat sich die Natur in der einst<br />

vom Braunkohleabbau zerstörten Landschaft Refugien<br />

zurückerobert und in Wanninchen ist ein Naturparkzentrum<br />

entstanden. Der Projektleiter in <strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft,<br />

Ralf Donat, gibt Auskunft über zehn Jahre<br />

Landschaftswandel und Naturentwicklung in der Region.<br />

Herr Donat, wie ist <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> auf die Bergbaufolgelandschaft<br />

im Süden Luckaus aufmerksam geworden?<br />

Bereits während der Sanierungsplanung Anfang der 1990er<br />

Jahre wurden Vorrangflächen für den Naturschutz reserviert.<br />

Die mit der Sanierung beauftragte Lausitzer und Mitteldeutsche<br />

Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) hatte die<br />

Auflage zum Verkauf der Flächen. Der heutige Präsident des<br />

Landesumweltamtes, Prof. Matthias Freude, hat bei der<br />

<strong>Stiftung</strong> für diese Landschaften geworben. <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong><br />

selbst war zunächst skeptisch. Doch nach eingehender Prüfung<br />

kaufte die <strong>Stiftung</strong> im Jahr 2000 die ersten 722 Hektar Land.<br />

Ralf Donat, Projektleiter<br />

in Wanninchen<br />

Auf welchen Arealen kann sich heute die Natur ungestört<br />

entwickeln?<br />

Bis 2004 folgten mehrere Flächenkäufe durch die <strong>Stiftung</strong>.<br />

Heute umfassen sie ein Gebiet von 3.010 Hektar. Dazu gehören<br />

ehemalige Tagebauflächen, Seengebiete, Niederungs- und<br />

Waldareale. Weitere 263 Hektar wurden für den Moorschutz<br />

erworben, so z. B. das Bergen-Weißacker Moor.<br />

Lassen sich Bergbausanierung und Naturschutz<br />

vereinbaren?<br />

Auch geschützte Gebiete müssen vor Rutschungen sicher sein.<br />

Als Flächeneigentümer hat die <strong>Stiftung</strong> die Möglichkeit<br />

genutzt, die Sanierungsarbeiten den Erfordernissen des Naturschutzes<br />

entsprechend zu lenken. In ständiger Abstimmung<br />

mit der LMBV entstanden strukturreiche Landschaften und<br />

Uferzonen mit Flachwasserbereichen. Ebenso legten wir bei<br />

der Aufforstung Wert auf bestimmte Baumarten und Gehölze,<br />

wie Eiche, Birke, Vogelbeere, Wildrose und weitere. Und wir<br />

konnten beeinflussen, dass die Maßnahmen in der Landschaft<br />

in bestimmten Zeiträumen, beispielsweise außerhalb von Brut -<br />

zeiten der Vögel oder der Kranichrast im Herbst, stattfinden.<br />

Welche Vorteile hat der Flächenkauf durch die <strong>Stiftung</strong><br />

für die Naturentwicklung gebracht?<br />

Bedeutsam für nachhaltigen Naturschutz ist der Erhalt großer,<br />

unzerschnittener Lebensräume ohne anderweitige Nutzung.<br />

Je größer die Flächen, desto wertvoller sind sie. Dort kann sich<br />

die Tier- und Pflanzenwelt ohne Störungen entwickeln. In der<br />

Tornower Niederung und am Lichtenauer See haben sich in<br />

den vergangenen zehn Jahren Naturparadiese entwickelt.<br />

Wasservogelarten, wie Hauben- und Rothalstaucher, Tafel-<br />

und Schellente und die Rohrdommel sind Arten, die sonst sehr<br />

selten in der Region zu finden sind. Auch Kraniche brüten<br />

dort. Eingewandert sind viele Amphibien, wie Rotbauchunke,<br />

Kreuzkröte und Laubfrosch sowie zahlreiche Libellenarten.<br />

Auf den trockenen Offenlandflächen bei Wanninchen sind<br />

zum Beispiel Wiedehopf, Brachpieper, Grauammer und Ödlandschrecke<br />

fast ausschließlich anzutreffen.<br />

Welche Erfahrungen aus Wanninchen geben Sie weiter?<br />

Die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> ist deutschlandweit Vorreiter<br />

für großflächigen Naturschutz. Die Erfahrungen aus der<br />

Bergbaufolgelandschaft sind gefragt bei der Sicherung des<br />

Nationalen Naturerbes. Wir vermitteln diese unter anderem<br />

bei der Nachnutzung der Kyritz-Ruppiner Heide und zur<br />

Sicherung der Naturvielfalt am »Grünen Band«, der ehema -<br />

ligen innerdeutschen Grenze.<br />

Heute füllen sich die<br />

Tagebaurestlöcher wieder<br />

mit Grundwasser.<br />

Stolz präsentieren sich die „Sielmänner“ mit der überreichten<br />

Auszeichnung: Ralf Donat, Michael Spielmann, Vorstand <strong>Heinz</strong><br />

<strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong>, Inge <strong>Sielmann</strong>, Grit Blümke, Deutsche Bank<br />

Frankfurt/Oder, Axel Steffen, Leiter der Abteilung Naturschutz<br />

im Ministerium für Umwelt (Brandenburg) und Walter Stelte,<br />

Vorstand <strong>Stiftung</strong> (v. l. n. r.).<br />

Beim Wettbewerb „365 Orte im<br />

Land der Ideen“ erfolgreich<br />

<strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft Wanninchen wurde am<br />

19 . Juni <strong>2010</strong> zum Preisträger des bundesweit ausgetragenen<br />

Innovationswettbewerbs „365 Orte im Land der<br />

Ideen“ gekürt . Mit dieser Würdigung ist die Naturlandschaft<br />

Teil der größten Veranstaltungs reihe Deutschlands,<br />

die von der Standortinitiative „Deutschland –<br />

Land der Ideen“ und der Deutschen Bank unter der<br />

Schirmherrschaft des Bundespräsidenten durchgeführt<br />

wird . Wanninchen überzeugte die Jury aus mehr als<br />

2 .200 eingereichten Bewerbungen . Damit zählte das<br />

Natur paradies in der Niederlausitz zu den 365 Preisträgern,<br />

die mit ihren zukunftsfähigen Ideen Deutschland<br />

als das „Land der Ideen“ repräsentieren .<br />

Tiefe Wunden rissen die<br />

riesigen Schaufelbagger<br />

Der Laubfrosch ist in<br />

noch bis 1994 in die Erde.<br />

Wanninchen zu finden.<br />

18 19


Der Grünfink ist <strong>2010</strong> von Internetnutzern zu Deutschlands<br />

beliebtestem Gartentier gewählt worden.<br />

<strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> Filmpreis<br />

geht an Jürgen Eichinger<br />

Bei der Abschlussgala des 4 . Internationalen Naturfilmfestivals<br />

Green Screen in Eckernförde wurde am<br />

11 . September <strong>2010</strong> zum dritten Mal der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong><br />

Filmpreis verliehen . Er ging an den Film „Wilde Pyre näen –<br />

Berge des Lichts“ . Inge <strong>Sielmann</strong>, Stifterin des Preises,<br />

würdigte den Regisseur des Films, Jürgen Eichinger, für<br />

seine bildstarke Dokumentation über das weitgehend<br />

unberührte Gebirge zwischen Atlantik und Mittelmeer .<br />

Der Preis ist mit 5 .000 Euro ausgeschrieben und gehört<br />

damit zu den höchstdotierten Naturfilmpreisen in<br />

Europa .<br />

Die sagenumwobene Bergwildnis des Harzes wurde <strong>2010</strong> in einer<br />

Internetabstimmung von <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> und Europarc<br />

zum schönsten Naturwunder Deutschlands gewählt.<br />

Grünfink beliebtestes<br />

Gartentier <strong>2010</strong><br />

Die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> startete am 10 . März <strong>2010</strong> eine<br />

Internet-Abstimmung über das beliebteste Gartentier des<br />

Jahres <strong>2010</strong> – dem Jahr, das von den Vereinten Nationen zum<br />

Jahr der Artenvielfalt ausgerufen wurde . Da es Artenvielfalt<br />

auch im Garten gibt, ist dies ein idealer Platz, um die heimische<br />

Tierwelt aus nächster Nähe zu beobachten und gleichzeitig<br />

ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere . Auf der Internetseite<br />

der <strong>Stiftung</strong> und unter www .gartentierdesjahres .de<br />

standen bis zum 1 . Mai <strong>2010</strong> zwölf Gartentiere zur Wahl,<br />

darunter der Schwalbenschwanz oder der Gartenrotschwanz .<br />

Am Ende machte der Grünfink das Rennen . Für 2011 ist eine<br />

neue Umfrage geplant worden .<br />

In seiner Dokumentation über die Pyrenäen gibt Regisseur<br />

Jürgen Eichinger wertvolle Einblicke in verborgene Lebensräume.<br />

Nationalpark Harz schönstes<br />

Naturwunder Deutschlands<br />

Welches ist der Deutschen liebster Wald? So lautete in<br />

diesem Jahr die Leitfrage auf der Suche nach dem schönsten<br />

Naturwunder Deutschlands . Während der gesamten Sommer -<br />

ferienzeit in Deutschland vom 29 . Juni bis zum 14 . September<br />

<strong>2010</strong> konnten Natur- und Reiseliebhaber unter www .sielmannstiftung<br />

.de aus insgesamt 19 heimischen Naturwundern ihre<br />

Favoriten aus wählen . Mit Blick auf 2011 – dem „Internatio -<br />

nalen Jahr des Waldes“ – suchten die <strong>Stiftung</strong> und Europarc<br />

Deutsch land im Rahmen ihres On line-Wettbewerbs nach dem<br />

attraktivsten Wald unter den nationalen Naturschönhei ten .<br />

Zur Wahl standen unter anderem wildromantische Auen -<br />

wälder, Wald wildnis mit Mooren, Bergbächen und Seen und<br />

urige alte Eichen, die den Betrachter in Staunen versetzen .<br />

Am Ende stand der Nationalpark Harz in der Gunst der insgesamt<br />

8 .000 Nutzer der Naturwunder-Abstimmung ganz oben .<br />

Auch 2011 wird wieder die Möglichkeit bestehen, sich an der<br />

Online-Umfrage zu beteiligen .<br />

Dank der Hilfe unserer Förderer<br />

konnten wir wichtigen Lebensraum<br />

für den Wiedehopf in Wanninchen<br />

erhalten.<br />

Gemeinsam<br />

die Zukunft gestalten<br />

Ein prächtiger Wiedehopf auf freier Flur, Kraniche am Abendhimmel,<br />

eine Wanderung durch verschneite Wälder … Für<br />

manch einen sind derartige Erlebnisse der Inbegriff von<br />

Glück und lösen den Wunsch aus, unsere kostbare Natur zu<br />

bewahren – auch für kommende Generationen . Die <strong>Heinz</strong><br />

<strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> setzt sich im Sinne ihres Stifters dafür ein,<br />

dass unsere Natur in ihrer ganzen Schönheit erhalten bleibt .<br />

Dabei wird die <strong>Stiftung</strong> von vielen Förderern unterstützt,<br />

so dass sie in der Lage ist, in ganz Deutschland einzigartige<br />

Naturschutzprojekte umzusetzen . Die Spender wählen dabei<br />

unter verschiedenen Formen des Helfens . Wir finanzieren die<br />

von uns unterstützten Projekte zu einem Großteil mit Hilfe<br />

von Einzelzu wendungen . Aber auch regelmäßige Dauerspenden<br />

ermöglichen uns eine langfristige Planung unserer Natur-<br />

Unsere Mitarbeiterin<br />

Julia Hagemann<br />

(Tel. 05527 914-260)<br />

berät kompetent bei Fragen<br />

rund um das Spenden.<br />

Zentrales Anliegen von <strong>Heinz</strong><br />

<strong>Sielmann</strong> und seiner <strong>Stiftung</strong>:<br />

Die Natur für kommende<br />

Generationen zu schützen.<br />

schutzprojekte . Dabei spenden uns immer mehr Naturfreunde<br />

auch über unsere Homepage www .sielmann-stifung .de .<br />

Manche Naturfreunde wählen aber auch die Möglichkeit der<br />

Zustiftung . Dadurch können sie konkrete Ziele ver folgen,<br />

ohne selbst eine <strong>Stiftung</strong> gründen zu müssen . Auf diese Weise<br />

wird das Vermögen der <strong>Stiftung</strong> durch zugeführtes Kapital<br />

aufgestockt, sie erzielt langfristig höhere Erträge, und es<br />

ist ihr möglich, ihre Zwecke nach haltiger zu verfolgen .<br />

Menschen, die über ihren Tod hinaus Zeichen setzen<br />

möchten, bedenken die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> in ihrem<br />

Testament . So können sie unsere Natur langfristig schützen<br />

und dazu beitragen, dass nachfolgende Generationen in<br />

einer intakten Umwelt aufwachsen .<br />

20 21


Die Gremien der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> wurde als öffentliche <strong>Stiftung</strong><br />

bürgerlichen Rechts gegründet . Ihr Sitz befindet sich in<br />

München, ihre Zentrale auf Gut Herbigshagen bei Göttingen<br />

(Niedersachsen) . Sie verfolgt ausschließlich gemeinnützige<br />

Zwecke . Um zu gewährleisten, dass diese eingehalten<br />

werden, sind in die <strong>Stiftung</strong> verschiedene Kontrollinstanzen<br />

eingebettet:<br />

• <strong>Stiftung</strong>srat<br />

• Wissenschaftlicher Beirat/Technischer Beirat<br />

• Vorstand<br />

Als Aufsichtsgremium kontrolliert der <strong>Stiftung</strong>srat, dem<br />

Inge <strong>Sielmann</strong> vorsitzt, die Geschicke der <strong>Stiftung</strong> . Den<br />

beiden Vorstandsmitgliedern, die ihre Befugnisse nach dem<br />

Vier-Augen-Prinzip teilen, obliegt die operative Geschäftsführung<br />

.<br />

<strong>Stiftung</strong>srat und Vorstand tagen mehrmals im Jahr, der<br />

Beirat tritt zweimal jährlich zusammen . Eine Reihe von<br />

Personen, die der <strong>Stiftung</strong> mit ihrer Fachkompetenz zur<br />

Verfügung stehen, ist im Wissenschaftlichen Beirat sowie<br />

im Technischen Beirat organisiert . <strong>Stiftung</strong>srat und Beirat<br />

engagieren sich ehrenamtlich für die <strong>Stiftung</strong> .<br />

22<br />

Im Jahr <strong>2010</strong> gehörten den Gremien folgende Personen an:<br />

<strong>Stiftung</strong>srat<br />

• Inge <strong>Sielmann</strong> (Vorsitzende)<br />

• Wolfgang Nolte (stellv. Vorsitzender)<br />

• Prof. Dr. rer. nat. Peter Berthold<br />

• Dr. Gerhard Frank<br />

• Prof. Dr. Matthias Freude<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

• Prof. Dr. Susanne Bögeholz<br />

• Prof. Dr. Dr. h.c. Irenäus Eibl-Eibesfeldt<br />

• Dipl.-Biol. Heiner Klös<br />

• Prof. Dr. Hans Köpp<br />

Technischer Beirat<br />

• Dieter Hoese<br />

• Dr. Tim Schmitz<br />

• Adolf Stender<br />

• Dr. Hermann Tallau<br />

Vorstand<br />

• Michael Spielmann (Vorstandssprecher)<br />

• Walter Stelte<br />

„In zahlreichen Projekten setzen wir uns für den<br />

Erhalt von Lebensräumen ein. Dies können wir<br />

dank unserer Förderer finanzieren. Dazu gehören<br />

auch Wirtschaftsunternehmen, die uns als<br />

starker Partner zur Seite stehen.“<br />

Michael Spielmann (Vorstandssprecher<br />

<strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong>)<br />

23


Spendenkonto 323, Sparkasse Duderstadt, BLZ 260 512 60


<strong>2010</strong><br />

<strong>Sielmann</strong><br />

BERICHT<br />

Zahlen und Fakten


Erträge<br />

Die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> finanziert sich überwiegend<br />

aus priva ten Spenden. Die sonstigen laufenden Einnahmen<br />

setzen sich unter anderem aus Fördergeldern sowie Einnahmen<br />

der Vermögens verwaltung, des Zweckbetriebes und<br />

der wirtschaftlichen Betäti gung zusam men. Die laufenden<br />

Einnahmen betrugen 8,1 Mio. EUR.<br />

Die sonstigen Einkünfte enthalten vor allem Zinserträge<br />

und Gewinnanteile (265,0 TEUR), Fördergelder und Zu­<br />

Aufwendungen<br />

Im Kalenderjahr <strong>2010</strong> betrugen die Ausgaben der <strong>Heinz</strong><br />

<strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> 7,11 Mio. EUR.<br />

<strong>2010</strong> 2009<br />

Mio. € % Mio. € %<br />

Spenden 7,1 87,7 5,44 90,2<br />

Sonstige Einnahmen 1,0 12,3 0,59 9,8<br />

Summe Erträge 8,1 100,0 6,03 100,0<br />

Die Aufwendungen wurden überwiegend für sat zungsgemäße<br />

Aufgaben verwendet: für Natur­ und Arten schutzprojekte,<br />

für Aufklärung und Umweltbildung sowie für die<br />

Information der Öffentlichkeit.<br />

<strong>2010</strong> 2009<br />

Mio. € % Mio. € %<br />

Eigene Projekte 1,59 22,4 1,18 22,0<br />

Förderprojekte<br />

<strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> Archiv<br />

1,56 21,9 1,52 28,2<br />

des Tier­ und Naturfilms 0,06 0,8 0,04 0,8<br />

Publikationen und Aufklärung 1,72 24,2 1,00 18,5<br />

Öffentlichkeitsarbeit 1,33 18,7 0,75 13,9<br />

Allgemeine Verwaltung 0,85 12,0 0,89 16,6<br />

Summe Aufwendungen 7,11 100,0 5,38 100,0<br />

Eigene Projekte (22,4 % = 1,59 Mio .€):<br />

z. B. <strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaften<br />

Wanninchen u. Groß Schauen,<br />

<strong>Sielmann</strong>s Biotopverbund Grünes<br />

Band Harz­Eichsfeld­Werratal,<br />

Gut Herbigshagen<br />

Verwaltung (12,0 % = 0,85 Mio. €):<br />

z. B. Geschäftsführung,<br />

Buchhaltung, laufende Kosten<br />

<strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> Filmarchiv<br />

(0,8 % = 0,06 Mio. €):<br />

z. B. Pflege, Digitalisierung<br />

schüsse (468,0 TEUR), Einnahmen aus Seminaren<br />

(109,0 TEUR) sowie landwirtschaftliche Einnahmen<br />

(75,6 TEUR).<br />

Darüber hinaus wurden die Einnahmen aus Erbschaften<br />

und Zustiftungen satzungsgemäß dem <strong>Stiftung</strong>s kapital<br />

zuge führt. Das <strong>Stiftung</strong>s kapital wurde <strong>2010</strong> um 373 TEUR<br />

erhöht.<br />

Zu den größten Projekten gehören die Siel manns Naturlandschaften<br />

Döberitzer Heide, Wanninchen und Groß<br />

Schauener Seen, <strong>Sielmann</strong>s Biotopverbund Bodensee<br />

und das Grüne Band Harz­Eichsfeld­Werratal sowie das<br />

Natur­Erlebnis zentrum Gut Herbigsha gen.<br />

Förderprojekte (21,9 % = 1,56 Mio. €):<br />

Natur­ und Artenschutzprojekte<br />

(z. B. <strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft<br />

Döberitzer Heide, <strong>Sielmann</strong>s<br />

Biotopverbund Bodensee, Waldrapp)<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

(18,7 % = 1,33 Mio. €):<br />

z. B. Fördererinformation,<br />

­gewinnung, ­betreuung<br />

Publikation und Aufklärung<br />

(24,2 % = 1,72 Mio. €):<br />

z. B. Informationsschriften, Online­<br />

Information, Veranstaltungen<br />

Jahresabschluss der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Jahresrechnung <strong>2010</strong><br />

Erläuterungen zur Vermögensübersicht<br />

Dieser Jahresabschluss ist unter Beachtung der Grundsätze<br />

ordnungsgemäßer Buchführung aufgestellt worden.<br />

Die immateriellen Vermögensgegenstände betreffen<br />

im We sentlichen die ausschließlichen Vertriebs­<br />

und Verwertungs rechte an Natur­ und Tierfilmen.<br />

Die Abschreibung erfolgt über einen Zeitraum von<br />

25 Jahren.<br />

<strong>2010</strong> 2009<br />

EUR EUR<br />

Einnahmen, die das <strong>Stiftung</strong>skapital betreffen 372.685,37 661.089,49<br />

Einnahmen aus laufender Tätigkeit 8.102.583,51 6.039.495,72<br />

Ausgaben aus laufender Tätigkeit 7.109.985,09 5.379.480,56<br />

Ergebnis aus laufender Tätigkeit 992.598,42 660.015,16<br />

Mittelvortrag 31.12. 3.978,71 13.929,07<br />

Das Ergebnis aus laufender Tätigkeit erhöht vor allem die Rücklagen („Noch nicht verbrauchte Spenden“) in der Vermögensübersicht.<br />

Vermögensübersicht zum 31. Dezember <strong>2010</strong><br />

Aktiva Passiva<br />

<strong>2010</strong> 2009 <strong>2010</strong> 2009<br />

TEUR TEUR TEUR TEUR<br />

Anlagevermögen<br />

Immaterielle<br />

<strong>Stiftung</strong>skapital 7.849 7.476<br />

Vermögensgegenstände 494 521 Noch nicht verbrauchte Spenden<br />

Sachanlagen 9.088 9.144 Satzungsgemäße Rücklagen 3.990 2.904<br />

Finanzanlagen 6.366 4.489 Längerfristig gebundene<br />

Spenden (vormals nutzungs ­<br />

gebundenes Kapital) 9.734 9.817<br />

Umlaufvermögen<br />

Mittelvortrag 4 14<br />

Vorräte<br />

Forderungen und sonstige<br />

30 32 Rückstellungen 148 186<br />

Vermögensgegenstände<br />

Kasse und Guthaben<br />

231 169 Verbindlichkeiten 451 217<br />

bei Kredit instituten 5.937 6.280<br />

Rechnungsabgrenzungsposten 30 20 Rechnungsabgrenzungsposten 0 41<br />

Bilanzsumme 22.176 20.655 Bilanzsumme 22.176 20.655<br />

Unter den Finanzanlagen wird die 100%ige Beteiligung an<br />

der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> Fördergesellschaft mbh, Duderstadt,<br />

mit 51 TEUR ausgewiesen. Ferner ist die 100%ige Beteiligung<br />

an der <strong>Sielmann</strong>s Naturlandschaft Döberitzer Heide<br />

gGmbH von 100 TEUR sowie eine stille Beteiligung von<br />

500 TEUR berücksichtigt. Die Wertpapiere des Anlagevermögens<br />

in Höhe von 5.715 TEUR betreffen Aktien,<br />

Fondsanteile und festverzinsliche Wertpapiere u. ä. m.<br />

2 3


Die Vorräte, und darin eingeschlossen das Tiervermögen,<br />

wur den durch körperliche Bestandsaufnahme ermittelt.<br />

Mit Ausnahme der noch nicht fälligen Festgeldzinsen<br />

sind die Forderungen zum Zeitpunkt der Bilanzerstel lung<br />

im Wesentlichen eingegangen.<br />

Dem <strong>Stiftung</strong>skapital wurden satzungsgemäß die aus<br />

Erb schaften und Zustiftungen eingegangenen Mittel<br />

sowie die Veräußerungsergebnisse aus Wertpapieranlagen<br />

zugeführt.<br />

Die noch nicht verbrauchten Spenden enthalten vereinnahmte<br />

Spenden, die noch nicht verwendet wurden. Sie<br />

beinhalten die satzungsgemäßen Rücklagen (Projekt rücklage<br />

und freie Rücklage), die längerfristig gebundenen<br />

Spenden (vormals nutzungsgebundenes Kapital) und<br />

den Mittelvortrag.<br />

Auszug aus dem Bestätigungsvermerk:<br />

Der Jahresabschluss zum 31. Dezember <strong>2010</strong> wurde vom<br />

Wirt schafts prüfer Burkhard Kranzusch, Göttingen, ge prüft.<br />

Der Wirtschafts prüfer hat der Vermögensüber sicht und<br />

der Jahresrechnung für das Geschäftsjahr <strong>2010</strong> der <strong>Heinz</strong><br />

Siel mann <strong>Stiftung</strong>, München, einen unein geschränkten<br />

Bestäti gungsvermerk erteilt.<br />

Die Prüfung der Erhaltung des <strong>Stiftung</strong>s vermögens und<br />

der sat zungsgemäßen Verwendung der Erträge des <strong>Stiftung</strong>sver<br />

mögens und der sonstigen <strong>Stiftung</strong>smittel nach<br />

Art. 16 Abs. 2 BayStG hat keine Einwendungen ergeben.<br />

Duderstadt, den 16. Mai 2011<br />

Michael Spielmann<br />

Vorstand der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

In der Projektrücklage wurden Mittel eingestellt, um<br />

sat zungsgemäße Projekte gemäß § 58 Nr. 6 AO nachhaltig<br />

erfül len zu können. Aus den nicht gebundenen Erträgen<br />

der Ver mögensverwaltung wurde eine entsprechende<br />

Vermögens erhaltungsrücklage gemäß § 58 Nr. 7a AO<br />

gebildet.<br />

Bei den längerfristig gebundenen Spenden handelt es sich<br />

v. a. um erworbene Sachanlagen. Hierzu gehören z. B. die<br />

Grundstücke in den Naturlandschaften, die so dauerhaft<br />

für den Naturschutz gesichert werden.<br />

Die Rückstellungen sind in Höhe ihrer voraussichtlichen<br />

Inanspruchnahme angesetzt und tragen den erkennbaren<br />

Risiken Rechnung.<br />

Die Verbindlichkeiten sind zu ihrem Rückzahlungsbetrag<br />

angesetzt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!