STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>Entdecken ...Frau Eberts ist begeistert von unserem „alten“Herd im Flur vor dem Sekretariat.Sie erzählte nette Geschichten von früherund gab noch einen Liedtext aus dem 19.Jahrhundert dazu. (Text: Eduard Mörike)…und sie hat das Lied vorgesungen!!Das verlassene MägdeleinFrüh, wann die Hähne krähn,eh die Sternlein verschwinden,muss ich <strong>am</strong> Herde stehn,muss Feuer anzünden.Schön ist der Fl<strong>am</strong>men Schein,es springen die Funken;ich schaue so drein,in Leid versunken.Plötzlich, da kommt es mir,treuloser Knabe,dass ich die Nacht von dirgeträumet habe.Träne auf Träne dannstürzet hernieder;so kommt der Tag heran –o ging er wieder!Frau Brendel gab uns dieses Gedicht für dieHausnachrichtenDie drei SpatzenIn einem leeren HaselstrauchDa sitzen drei Spatzen Bauch an Bauch;der Erich rechts und links der Franzund mittendrin der freche Hans.Sie haben die Augen zu, ganz zu,und obendrüber da schneit es, hu!Sie rücken zus<strong>am</strong>men dicht an dicht.So warm wieder Hans hat’s niemand nicht.Sie hör’n alle drei ihrer Herzlein Gepoch -Und wenn sie nicht weg sind, dann sitzen sienoch.(Christian Morgenstern)Eine Bewohnerin entdecktediese Zeilenvon Albrecht GoesSpät im JahrHabt Vorrat ihr genug, ihr meine Augen,für einen Winter lang und weiß und grau?Nehmt noch dies Asternrot, dies weiße Lila,dies späte Gelb, dies herbstlich klare Blau.Und nehmt den Silberglanz der großen Flügedes Habichts und des Eichelhähers wahr,und auch den Birnbaum nehmt, ein goldenerdes Überschwangs vom segenreichenGleichnis Jahr.Und endlich nehmt das Lächeln und die reineStrahlung des schönen Menschengesichts,und all Nacht wird herrlich hell seinvom farbgen Widerschein geliebten Lichts.Hausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong> 17
STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>Vorfreude ...Uns Pyr<strong>am</strong>idengeschichtas wihnachtlich VertellgedichtWenn’t Wihnacht ward und is Advent,kümt Freud to uns, wie’t jeder kennt:von denn Adventskranz Kerzenlicht,de Wihnachtslieder, de Geschichtvon Jesus sien Geburtsbericht,von Niklaus, von denn Engelchor,de Wihnachtsmann is ok all dor.Een Krippenbild in’n Finster hängt,man denkt, wat man to Wihnacht schenkt.Doch einmal freute ik mi sihr,as ik in Werngerode wier:vör’t Rathus stünd in disse Tiet´ne grote Wihnachtspyr<strong>am</strong>id,de het woll drei, vier Meter hatund dreihte sich mit Flügelrad.Up vier Etagen wiern to sehnDe Wihnachtsfi gurn ganz wunnerschön:Jesus, Joseph und Marie,de Hirten mit ehr Schap dorbi,up een Etagen de Engelchorund ok de Wihnachtsmann wier dor.De Waisen ut dat MorgenlandUnd wat uns süs noch so bekannt.Dit alles dreit sik ganz formos,dat löt mi gor nich wedder los.Mit einmal wir’t denn ok so wiet,ik bastelte ein lüt Wihnachtspyr<strong>am</strong>id.De hebben wi ok hüt noch giern,mit baben up enn Wiehnachtsstiern.Uns Enkelkinner wiern froh,se süngen manch Wihnachtslied dorto,und wünschten sik een eigen Pyr<strong>am</strong>id.Dat anner Johr dor wiert so wiet:Dor gevt to Wihnacht drei davon:in <strong>Göttingen</strong>, Berlin und Bonn.Wi wünschen all’ uns Frünnfröhlich Wihnachten und `ngoden Rutsch in’t nige Johr <strong>2014</strong>.Wilma und Paul Dräger... erzählt und hinterfragt von Frau SchraderLuisa, meine d<strong>am</strong>als 5-jährige Enkeltochter, hatte in der Weihnachtszeitgehört, das Jesuskind, sei in einem Stall geboren worden. Als wir<strong>am</strong> Klinikum vorbeifuhren, fragte sie mich empört: „Und warum nichtim Klinikum?“ (Sie wußte, dass dort die Kinder zur Welt kommen undauch sie dort das Licht der Welt erblickt hatte). Wie würden Sie, liebeMitbewohner/Innen, auf diese Frage antworten?Kürzlich habe ich einen kleinen Artikel wieder gefunden, den meineSchwägerin mir vor etwa zwei Jahren aus der Celler Zeitung ausgeschnittenhatte. Dort schreibt der Celler Superintendent <strong>am</strong> 24. Dezember:Das Jesuskind im BaumarktKurz vor dem ersten Advent in einem Baumarkt. Gleich <strong>am</strong> Eingangneben Fahrrädern und Bohrmaschinen sehe ich eine Krippe: Maria,Joseph und das Jesuskind. Ein paar Hirten mit ihren Schafen und einStall sind auch dabei. Und natürlich Ochs und Esel. Im Henkelkartonkostet die ganze Krippe 19,95 Euro. Die Luxusausführung mit denHeiligen Drei Königen ist 10 Euro teurer. Bei den Krippen sind dieKönige immer das Teuerste. Das Jesuskind kostet <strong>am</strong> wenigsten.Der Engel über dem Dach hält ein Schild, auf dem nur „Gloria“ steht.Irgendwo in einer armen Weltgegend werden diese Krippen zus<strong>am</strong>mengetackert.Mit dem Wort „Gloria“ sind sie rund um den Globusverkäufl ich.„Gloria in excelsis Deo“ müsste da eigentlich stehen: „Ehre sei Gottin der Höhe und auf Erden Frieden und den Menschen sein Wohlgefallen“.Das singen die Engel bei der Geburt Jesu, um anzuzeigen:Hier werden wir Menschen mit Gott versöhnt und auch miteinander.Während ich beim Baumarkt gerührt vor der Krippe hocke, bleibenauch andere Leute stehen. Eine Frau sieht den Preis, nimmt schweigendeine Krippe vom Stapel und geht zur Kasse.Ein Mann sieht abwechselnd die Krippe und dann mich an. „Gloria“lese ich laut vor. „So hieß doch mal eine Fürstin“, sagt er. „Ja, die istaber nicht in einem Stall geboren“, sage ich „und dann gibt es aucheinen Feuerlöscher, der Gloria heißt.“ Da schaut er auf mich herabund sagt: „Nee, das „Gloria“ hier hat mit Gott zu tun, das ist Fakt!“Er geht zum Auto. Ich fahre nach Hause und schreibe auf, wie mir dasJesuskind im Baumarkt begegnete und mir die kürzeste Weihnachtspredigtzu Herzen ging.Prof.Dr. Röbbelen18Hausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong>