STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>Der Herbst und seine Gesichter ...Der Herbst schreitet voran und zeigt seine Gesichter.Die wie gemalten Sonnenuntergänge und dieFarbpracht der Blätter lassen die Welt in einemrealen Impressionismus erstrahlen. Für mich alslebenslustiger Mensch lässt dieses malerischeWunder der Natur nur eine Frage offen: „Warumerstrahlt die Natur denn von Tag zu Tag kürzer inwärmendem Sonnenlicht?“Die dunkler werdende Jahreszeit bringt viel Schönesmit sich, doch wie jeder weiß, bringt auch dieserAbschnitt des Jahres seine Schattenseiten mit.In dieser Zeit fühlen wir uns oft unausgeglichen,kommen morgens einfach nicht vernünftig ausdem Bett und werden teils den ganzen Tag übernicht richtig wach. Doch fragt man sich dabei oft,ob wirklich Nebel und Nieselregen schuld an unsererTrübsal und der Verdrossenheit sind? Undbei dem Leben in unserem schönen <strong>Stift</strong>, kann esdoch auch nicht sein, dass wir an manchen Tagenso niedergeschlagen sind, nur weil wir mal einenTag nicht an die Luft kommen, oder?Und genau hier fi nden wir die Ursache dieserMisere. In Deutschland, leiden ca. 400 000 Menschenjährlich an einer Winterdepression. Schulddaran ist mangelndes Licht. Wer nicht aus demHaus kommt, oder nicht mal ein entspannendesLichtbad auf dem Balkon genießt, läuft schnellGefahr, dass die Chemie in unserem Körper unsein Schnippchen schlägt. Bei mangelndem Licht,schüttet der Körper vermindert das GlückshormonSerotonin aus, doch weniger Glück im Empfi ndenheißt nicht gleich träge zu werden. Noch dazu lässtder Körper den Melatonin-Spiegel steigen; diesersoll eigentlich unseren Schlaf in der Nacht regelnund somit werden wir träge, abgeschlafft, müdeund unkonzentriert. Ein Prozess, der sich durchden Winter zieht und selbst mit dem strahlendenFrühling schwer zu stoppen ist.Bildmaterial von Prof. FischerNur wie schaffen wir Abhilfe?Auf keinen Fall im Appartement verkriechenLächeln sie die schlechte Laune weg– <strong>am</strong> besten in GesellschaftBewegen sie sich, die frische Herbstluftund die wärmende Herbstsonne wirkenWunderGönnen sie sich etwas! Allein Schokolade,hebt durch Zucker, Kakaobutter undKoffein die StimmungAchten sie auf eine mineralstoffreicheErnährungJohanniskrauttee hilft gegen dieNiedergeschlagenheitDer Herbst bringt ein wunderschönes Naturschauspiel.Nur sollten wir es nicht nur vom Fenster ausbetrachten, sondern selbst im Freien erleben.Ich jedenfalls, würde mich freuen, wenn ich beimBlick in den Hausgarten nicht nur fallende Blättersehe, sondern auch fröhliche Menschen, die dieletzten Strahlen des Herbstes freudig genießen.Dennis NickelAltenpflegeschüler (<strong>am</strong>bulant)Hausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong> 9
STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>Der „Knigge“ im <strong>Stift</strong> <strong>am</strong> <strong>Klausberg</strong> ...Schon Wochen vorher hatte diese Veranstaltungfür Diskussionen gesorgt.KNIGGE für Senioren?Mir waren viele Überlegungen durch den Kopf gegangen.Gehörten wir nicht einer Generation an,die so viele äußere Umstände hatte verarbeitenmüssen? Einen entscheidenden Einfl uss übteder Krieg auf uns aus, danach überrollte uns dierasante Entwicklung der Technik, und schließlichmussten wir eine völlige Umgestaltung derherkömmlichen F<strong>am</strong>ilie durch die Selbstverwirklichungder Frau im Beruf hinnehmen. Dennochhaben wir uns bemüht, ein Leben lang die uns vonunseren Eltern beigebrachten Anstandsregeln zubefolgen und versucht, sie in zeitgemäßer Forman unsere Kinder weiterzugeben. Mir wurde klar,dass Regeln nur ein Gerüst darstellen können,gutes Benehmen aber vor allem eine Sache desTaktgefühls ist.Die Referentin zum Thema „Knigge“ war BarbaraRumpf, die mit einer kurzen Lebensbeschreibungdes Adolph Freiherr von Knigge begann, der nachseinem Jurastudium in <strong>Göttingen</strong> 1788 im Altervon 36 Jahren u.a. das zweibändige Buch „Überden Umgang mit Menschen“ verfasste, das er alseinen Aufruf an die Bürger zur Befreiung von derVorherrschaft des Adels auffasste. Nach dem Verlustseines ererbten F<strong>am</strong>ilienbesitzes, Gut Bredenbeckbei Hannover, hat er vergeblich um dessenRückführung gekämpft. Das mag einer der Gründesein, warum er sich gegen seine eigenen Standesgenossenstellte. Sein Werk wurde d<strong>am</strong>als als„Benimmbuch“ missverstanden, und dieses Missverständnishat sich bis heute <strong>am</strong> Leben gehalten.Genervt bin ich manchmal, wenn ich dreimal täglichviele Male in freundlicher Absicht „Guten Appetit“gewünscht bekomme. Das durfte früher nurdie Hausfrau für das von ihr angebotene Essenwünschen. „Gesundheit“ soll man nicht jemandemwünschen, der kräftig niest. Man sollte schweigen.Dann k<strong>am</strong>en Regeln der Begrüßung zur Sprache.Nach wie vor gilt: Alt geht vor jung, weiblich vormännlich. Sollte einem jedoch jemand unwissentlichdie Hand entgegenstrecken, so darf man sieauf keinen Fall missachten. Bei der Vorstellung sowiebei der N<strong>am</strong>ensnennung <strong>am</strong> Telefon ist es üblichgeworden, Vor- und Nachn<strong>am</strong>en zu nennen.Das dürfte für betagte Menschen gewöhnungsbedürftigsein.Wie steht es mit dem „Duzen“ und den Umarmungenbei der Begrüßung? Wir sollten uns unserePolitiker nicht zum Beispiel nehmen. Beides mussnicht ein Zeichen von Freundschaft bedeuten, undwir müssen froh sein, in unserer Sprache einenUnterschied der Anredeform zur Verfügung zu haben.Es ist dem Charme der Referentin zu verdanken,dass der Vortrag sehr unterhalts<strong>am</strong> und anregendwar. Jedenfalls haben wir in kleinen Gruppen darüberdiskutiert, als wir danach im Café bei der Musikder „Göttinger Nostalgiker“ an festlich gedecktenTischen mit einem Glas Sekt zus<strong>am</strong>mensaßen.Wer gut aufgepasst hatte, konnte die Quiz-Fragenleicht beantworten.Eine BewohnerinFrau Rumpf nannte drei Begriffe, die sich aus unseremSprachgebrauch einfach nicht entfernen ließen:„Mahlzeit“ „guten Appetit“ und „Gesundheit!“Mir war „Mahlzeit“ als Begrüßungsform fremd,bevor ich ins <strong>Stift</strong> <strong>am</strong> <strong>Klausberg</strong> k<strong>am</strong>. Nach einemklugen Beitrag in den Hausnachrichten über dieUnsinnigkeit dieses Ausrufs habe ich weiterhin„Guten Tag“ gesagt, als Antwort jedoch meist„Mahlzeit“ erwidert bekommen.16Hausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong>