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Chronik Dorf Winkhausen von Emil Grobe - Literatur über das Dorf ...

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1968<br />

I<br />

Die ChroniJ. V\'


Der Dr. war inzwischen der ~.S.D.A.P. beigetreten. Er führte<br />

einen SA Motor Sturm. Als er eines Taßes im Braunhemd zum Dienst<br />

in der Schule erschienen war, wurde er vom Dienst suspendiert und<br />

zog zu seinem Vater. Kurz bevor die Pachtzeit Gierse's ablief,<br />

starb der alte Schulte. Der Dr. kündißte fristgerecht den Pachtvertrag.<br />

Der Gierse mußte am 1.4.38 räumen. Er zog mangels anderer<br />

Unterkunft auf 2 Zimmer bei Henke in Oberkirchen. Seine ganze<br />

Verwandschaft setzte sich mit ihm zusammen ein. Etwa 2 Monate<br />

später hatte er iilMittel-Schwarzen (Rhein Berg Kreis) einen Hof<br />

<strong>von</strong> 130 Morgen gekauft und zog sofort ein. Die Kündigung, die ein<br />

Ünglückwar, ist sein Glück gewesen. Er hat den Hof durch Zukauf<br />

vergrößern können. Vor 2 Jahren ist er gestorben. Seine Familie<br />

wird den Besitz erhalten und in den Generationen weiter g~ben.<br />

Der Dr. Bauer und Studienrat fing nun selber an Bauer zu spielen.<br />

Er wollte <strong>das</strong> Geld, <strong>das</strong> der Gierse verdient hatte, selber verdienen<br />

~ach der Machtergreifung wurde er rehabilitiert und an der Schule<br />

in Attendorn wieder eingesetzt. Er fing mit krankfeiern an. Hat~e<br />

den 1i.ausschmißnervlich nicht verkraftet. Erreichte vorzeitige<br />

Pensionierung. Ein paar Jahre hat er dann mit IIilfeeiner Polenfamilie<br />

versucht, <strong>das</strong> Geld, <strong>das</strong> der Gierse nach seiner Meinung verdient<br />

hatte selbst zu verdienen. Dann machte er den Betrieb kleiner<br />

durch Abverpachtung größerer Parzellen. Er heiratete eine Maidenoberführerin<br />

aus dem maidenlager in <strong>Winkhausen</strong>. 2 Söhne und 2 Töchter.<br />

1944 wurde er aus irgend einem Grund aus der Partei geworfen.<br />

Der Alte hatte der ~J.öocl1ter <strong>das</strong> Steffens Haus vermacht und 8 Morgen<br />

Land an diesem Hause gelegen. Der Dr. focht <strong>das</strong> 11estamentan auf<br />

Grund des Erbhofgesetzes. Der Prozeß ging bis zum Reichserbhofge~4e<br />

richt in Celle, wo er Recht l~:riegte. "<br />

Von seinen K.indern ließ er keins studieren. Die sollten arbeiten.<br />

Von denen sollte keins so halb verrückt werden, wie er sei."<br />

Der älteste Sohn sollte Bauer werden. Die anderen mußten mitarbeite]<br />

Als er starb wurde sofort die Landwirtschaft still gelegt und<br />

verpachtet. Der Bauer ging in die Landmaschinenschlesserlehre,mit<br />

dem Ziel: Ingenieur. Die älteste Tochter lernte Sprachen und wurde<br />

n<br />

Auslandkorrespondentin. Die andere Tochter lernte Diätköchin und<br />

der andere Sohn Konditor. Die Witwe ist nun allein in dem großen<br />

Hause. (Der Pächter hat eine Wohnung darin.) Ich schätze, daß sie<br />

neben der Witwenpension ihres Studienrats auch eine eigene Pension<br />

als ehemalige Maidenoberführerin bezieht.<br />

Die Tillmannsche Schmiede wurde, nachdem der Nachfolger des ersten<br />

11illmann sich totgesoffen hatte, <strong>von</strong> dem GI4iubiger,"Deutsche landwirtschaftliche<br />

Hauptgenossenschaft Korbach t '<br />

,<br />

t V<br />

1'1<br />

ers elger. on 1 r<br />

kaufte der Schmied Alois Beule, Fredeburg<br />

Der ist jetzt noch drin.<br />

Haus mit Schmiede.<br />

Nach dem 11 Weltkrieg baute der Sozialbeamte Köller, angestellt<br />

beim Amt in ScllJJlallenberg oberhalb <strong>Winkhausen</strong> ein Haus gegen<strong>über</strong><br />

dem Winkhauser Hammer. Der Winkhauser Hammer e;ehörteursprünglich<br />

dem Kloster Grafschaft. Bis zur Verwendung der Steinkohle zur Eisen'<br />

verarbeitung waren in dem Waldgebiet des Sauerlandes an lienFlüssen<br />

zahlreiche Eisenhämmer. Die Holzkohlen dienten als Heizmaterial.<br />

Die Wasserkraft diente zum Antrieb der Blasebälge und Fallhämmer.<br />

Als ich zur Schule ging betrieb Schran, Inderlenne eine Drechslerei<br />

darin. Danach machte Tommes, Niedersorpe Dachschiefernägel.<br />

Gegen Ende der Weimarer Republik diente <strong>das</strong> Gebäude als Lager für I<br />

Notstandsarbeiter.Unter Hitler wurde nach Umbau ein Arbeitsmaiden-I. I<br />

lager daraus. Nach dem Krieg hausten bis zur Heimkehr Polenweiber<br />

und Russenweiber darin. Schließlich hat ein Menge aus Arnsberg<br />

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I<br />

<strong>das</strong> Gebäude gekauft und zum Hotel umgebaut. Das scheint seinen<br />

Mann zu ernähren.. " 3<br />

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'..~<br />

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:2


Dann baute der Schneidermetster Bücker aus Westfeld neben den<br />

Beule ein Haus. Platz <strong>von</strong> Voß.<br />

,<br />

1934 erstellte die N.S.D.A.P. auf dem Voßschen Grundstück am<br />

Langen Hagen ein Arbeitsdienstlager. Nach dem Krieg lagen 600<br />

Zwane;sarbeiter bis zu ihrer Rückführung in den Baracken. Danach<br />

wurden Ostvertriebene hineingele~t. Mit fortschreitendem Bau <strong>von</strong><br />

Wohnungen wurden die Baracken nach und nach leer und abgebrochen.<br />

Jetzt steht noch eine Baracke. Die ist <strong>von</strong> 2 Familien bewohnt,<br />

die nirgendwo eine Wohnung bekommen. Die ]'ührerbaracke hat ein<br />

Ostvertriebener gekauft. Gegen<strong>über</strong> sind noch 2 neue lläuse~erbaut.<br />

Bauplatz <strong>von</strong> Voß.<br />

Das ist <strong>das</strong> 8berdorf.<br />

Zwischen Oberdorf und Unterdorf steht die alte Kapelle.<br />

Dann kommt der ~roßbauer Nückel. Bis 1925 war der Besitz 1896<br />

morgen groß. Er war der größte Besitz Westfalens, dessen Besitzer<br />

nicht adelig war. Vor Nückel hieß der Besitzer Becker. 1735 war<br />

Becker Pate bei einem Kind <strong>Grobe</strong>. 1787 eine Maria Becker Patin<br />

bei einem Kind <strong>Grobe</strong>. 1821 war ein Kaspar Nückel Pate bei einem<br />

Kind <strong>Grobe</strong>. (Siehe Stmmntafel)<br />

Jetzt ist der lIofnoch 640 Morgen groß. Warum, werde ich, wenn<br />

möglich in einem Anhang erzählen.<br />

Der ntichste lfuf ist der <strong>Grobe</strong>n liof.Seine Geschichte steht in der<br />

Cronik. Er ~ird an dieser Stelle nur der Ordnung halber erwähnt.<br />

Der Schauerten Hof liegt jenseits der straße schräg gegen<strong>über</strong>.<br />

Wenn ich nicht irre, war er der zweitgrößte Hof. Jetziger Besitzer<br />

Deimann. Seine Geschichte werde ich, wenn Gott mir Zeit dazu läßt<br />

in einem Anhang nach mündlicher Überlieferung, zum Teil nach eigenem<br />

Erleben erztihlen.<br />

Auf der 1i.nken i3traf3enseite steht der Niedersten Heimes Hof.<br />

Der jetzige Bauer heiDt Gelke. Der l~ame ist wohl 4 G-enerationen<br />

da. ~äheres siehe Anhang.<br />

Gegen<strong>über</strong> steht <strong>das</strong> Slie;ewerkDeimann.<br />

All der Sorpestr. 'steht <strong>das</strong> Haus der Ww. <strong>Grobe</strong>.<br />

100 m weiter auf derselben Seite <strong>das</strong> Haus Gernhold.<br />

Ge[;en<strong>über</strong> steht der .i:lofhIertel1G. ! :Jleres slehh Anhang.<br />

An der Straße na.chGleidorf auf der linken Seite <strong>das</strong> Haus Ww.<br />

Nückel.<br />

Schräg gegen<strong>über</strong> Alfons Spiekermann.<br />

Auf dem Kampe Haus l"a.briund Haus Frz. Jas. Spiekerrnann.<br />

4<br />

3


An der Winterseite hinter der Lennebrücke steht zuerst ein<br />

JJoppelhaus. J)as erste pehört :~'ranz Spiekermann. (Schäfers)<br />

Der Großvater des jetzieen Besitzers war <strong>Dorf</strong>schöfer. Zu der Zeit<br />

hatte jeder Bauer eine Anzahl Schafe. Die wurden zu einer Herde<br />

zusawnen tetrieben und vom <strong>Dorf</strong>schtlfer betreut. Später schafften<br />

~roben, Obersten und Niedersten Heimes die Schafe ab. Schauerten<br />

hatte schon inmlereine eigene nerde. Nückel auch Schulte stockte<br />

auf und hielt einen Schtifer.Der Sohn des alten Schäfers <strong>über</strong>nal~<br />

die Nückels Herde bis etwa 1924 die Herde abgeschafft wurde.<br />

Der Schliferwar wohl schon 70 und setzte sich zur Huhe. Ist 96<br />

Jahre alt ceworden. Seine Frau Amalia war aus Nordenau. 4 Töchter<br />

und 1 Solm gingen aus der Ehe hervor. Der Sohn J!'ranzlerriteLandwirtschaft,<br />

besuchte die Landwirtschaftschule. War beim Klostergutsplichter<br />

in Grafschaft, dann beim Nückel. Als Nückel einen<br />

frecker anschaffte fuhr er den Trecker, nicht nur auf dem Acker<br />

auch fUr Lohnfuhreq. Dann kaufte Nückel einen Lastwagen.<br />

Spiekermann stieCWctenIJastwagenum. Nach ein paar Jahren kaufte<br />

er selber einen Lastzuß. Er heiratete eine Frau aus Holthausen.<br />

7 Kinder zogen sie auf, 4 Söhne u. 3 Töchter. Er selber ist wohl BE<br />

seit 15 Jahren an den Rollstuhl gefesselt. (Multiple Sklerose)<br />

Sein Fuhrpark besteht heute aus 3 Lastzügen und 2 Laderaupen.<br />

In der zweiten Haushälfte war der <strong>Dorf</strong>schuster Heinrich Spiekermam<br />

zu Hause. Vor 60 -75 Jahren ging er auf Bestellung in die Häuser, .<br />

brachte sein Werkzeug mit, flickte Schuhe und machte neue Schuhe<br />

nach Maß. Hatte einen Sohn u. eine Tochter. Der Sohn Alfons lernte<br />

Kraftfahrer. Nach dem Zus3IT@enhruch 1945 zog er sich einen liegengebliebeneR<br />

Militär Lastwacen an Land und begann für eigene Rechnung<br />

zufahren. Vor etwa 9 Jahrenbaute er ein neues Haus. (Ich erwähnte<br />

es bereits weiter vorn) Indem alten Hause wohnt sein Schwiegersohn.<br />

Alfons heiratete Hedwig Rwnmel aus Dorlar. 4 Töchter und<br />

1 Solm wurde ihnen geschenkt. Der Fuhrpark besteht heute aus lZug.<br />

Im Herbst hatte er noch einen Fernlaster. Den hat er verkauft<br />

mit Konzession.<br />

Auf dem Ufer steht <strong>das</strong> Haus Schreiner Hermes. Die Schreinerei ging<br />

schon lange schlecht. Die Familie hat mehr <strong>von</strong> den 12 Morgen Land.<br />

gelebt. Seine Frau war eine geborene Henke aus Oberkirchen. Sie<br />

hatten 3 Söhne und 3 Töchter. Der alte Schreiner ist 84 Jahre geworden.<br />

Eine Tochter und 2 Söhne zOf.enin die Fremde und heirateten<br />

Ein Sohn und 2 Töchter sind ledig zu Hause. Der Sohn arbeitet auf<br />

dem Sägewerk. ])ieLandwirtschaft mit 2 Milchkühen betreiben sie<br />

gemeinsam weiter. .<br />

Dann steht wieder ein Doppelhaus am Wege. In der einen Hälfte<br />

wohnt Ww. Wulbeck, gebe Mertens mit Schwiegersohn Braun u. Tochter,<br />

In der anderen Hälfte wohnen 2 Mieter. Eigentümer ist Lorenz Mertens,<br />

Wetter. (Ruhr)<br />

Etwas weiter steht ein Haus im Walde. Es gehört einer Gewerbeoberlehrerin<br />

i.R. Deimann. Bewohnt wird es nur in den Schulferien.<br />

100 m. weiter, rechts vom Wege steht noch so ein Ferienheim.<br />

Es gehört der Farn.des verstorbenen Schulrats Söding aus Gladbeck.<br />

Damit bin ich beim letzten Hause unseres <strong>Dorf</strong>es angelangt.<br />

Wie verlautet, wird in <strong>Winkhausen</strong> keine Bauerlaubnis für ein<br />

Wotmhaus mehr erteilt, bis eine Gemeinde-Wasserleitung gebaut ist.<br />

4<br />

5


Anhang <strong>Dorf</strong>chronik <strong>Winkhausen</strong>.<br />

Bei der Nennung des Nückel'schen I~fes habe ich diesen Anhang<br />

angekündigt. Was ich nun schreibe ist teils mündliche Überlieferung<br />

für deren Richtigkeit ich keine Gewähr iibernehme.<br />

lJie 1000 Morgen '~18.1d"Im hohen Knochen" sollen ein Patengeschenk<br />

vom Baron <strong>von</strong> Für s t e n b erB sein. Nach einer anderen<br />

Lesart eine Belohnung für die Anna~ne eines ledigen Kindes einer<br />

Baroneß.<br />

Dann soll der Urf,roßvater des jetzigen Besitzers Geld verliehen<br />

haben gegen Verpfändung eines GruntL.;I L..lr-l,'.3. Für die Rückzahlung<br />

wurde ein .bestimmter Tag festc;esetzt. \.Yennder Schuldner am nächsten<br />

Tage kam, nahm er dRS Geld nicht mehr, sondern ließ sich <strong>das</strong><br />

Grun~tück am Gericht umschreiben. Wenn er einen Schuldner hatte,<br />

<strong>von</strong> dem er annahm, daß er pünktlich mit dem Geld kam, ließ er sich<br />

verleugnen. Anderntags ritt er zum Gericht und ließ <strong>das</strong> Grunstück<br />

umschreiben.<br />

Johann Hermann G r 0 b e geb. 1781, der seinen 5 Geschwistern<br />

ihr Erbteil(je 1/6 des HOfes) abkaufte, soll sich beim Nückel<br />

LOO Taler geliehen haben. Als Pfand mußte er die Hauswiese 2 1/2<br />

Morgen verpfänden. Der alte Schauerte hatte da<strong>von</strong> gehört und hatte<br />

dem Johann Hermann die 100 Taler ohne Pfand geliehen und ihm gesagt:"Geh<br />

heute und sage dem Nückel: Ich habe gerade 100 Taler,<br />

ich will sie zurückzahlen." Wenn er sie nicht nehmen will, weil<br />

sie noch nicht füllig sind, zählst du sie i~l auf den Tisch und<br />

sagst: "Dann will ich Euch wenigstens zeie;eri,daß ich sie habe."<br />

Da hat er <strong>das</strong> Geld e:enommenund den Pfandschein heraus gerückt.<br />

Als Johann Hermann zur 'llür ging, hatte der Nückel gesagt: "Dätt<br />

Geld hiätt dey doi Jäoude dohn," womit er den alten Schauerte<br />

meinte. Von Mertens soll er auf diese Weise die 25 Morgen am<br />

Knollen, die 25 Morgen am Grafschafter Wep:eund noch 20 Morgen<br />

<strong>über</strong> Schulten Wiese erbeutet haben. ~ie dem auch sei. Jedenfalls<br />

waren die 1896 Mor~en vorhanden. Seine Frau war aus F.G. Vogt<br />

in Oberkirchen. Sein Nachfolrer Kaspar Nückel heiratete Karoline<br />

Jürgens vom Ensthof bei Meschede. Kinder: Kaspar, Wihfuelm,Karoline,<br />

Klemens, Maria, Paul, Anna, Franz, Hubert..<br />

Kaspar wurde Bauer,(lfuferbe) Wilhelm wurde Arzt, Karoline heiratete<br />

den IIoteli~rKarl Schütte in Oberkirchen. Klemens wurde Bauer.<br />

Kaufte einen kleinen Hof bei Heiligenhaus. Maria heiratete den<br />

J!'örsterNöggerrat. Paul hatte studiert und war Steueramtmann.<br />

Anna blieb ledig auf dem Hofe. Franz wurde Bauer, hatte in der<br />

Nähe <strong>von</strong> Klemens einen lIofgepachtet. Hubert ging zu den Jesuiten<br />

ins Kloster.<br />

1923 erlag Kasper, der Junggeselle war einernSchlagfluß, ohne<br />

Testament. Nach dem Anerbenrecht erbte Wilhelm den Hof. Der wollte<br />

erstmal den Hof auf Schwung bringen. Bruder Franz der seine Pachtung<br />

aufgegeben hatte, war schon 2 Jahre mit Frau und 2 Kindern<br />

auf dem Hofe. Der Wilhelm verkaufte die Schafe, entließ den Hofmeister,<br />

schaffte einen Stock Motorpflug an. Franz zog ins Verwalterhaus,<br />

mußte die Schafweiden pflügen und nach Wilhelms Lehrbuch<br />

wirtschaften. Bei der Erbauseinandersetzung erhielt Franz <strong>das</strong> Ver-<br />

Walterhaus. 6 Morgen Wiese, 12 Morgen Acker und 96 Morgen Wald.<br />

2 J.ahre nach Erbantritt verkaufte der Dr.o..seinem Schwager Schüilite<br />

den Hohen Knochen. Den Resthof <strong>von</strong> 640 Morgen verkaufte er seinem<br />

Bruder Klemens auf Stottern. Der setzte seinen ältesten Sohn dara~ '<br />

und der hat ihn noch.<br />

Einen Streich des alten Nückel habe ich noch vergessen.<br />

Die Grafschafter Bauern hatten schon jahrelang prozeßt mit dem<br />

<strong>von</strong> Fürstenberg um den Besitz des Wilzenberg~e Der Prozeß lief<br />

am Landgericht in Arnsberg. Eines Taces war der alte Nückel zu<br />

l'ferde in Arnsberg. Hatte auch am Landgericht zu tun.<br />

6<br />

5<br />

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Der Landßerichtspräsidenthatte illin <strong>das</strong> Urteil fü~ die Grafschaf- '<br />

ter Bauern mitgegeben. Sie hatten ihren Prozeß gewonnen. Als er<br />

na.ch Hause kam, nahm er ein anderes Pferd und :rittnach Grafschaft, '<br />

ließ sich die Bauern zusammenrufen und fragte: 1I Was gebt ihr mir,<br />

~wenn ich euch helfe euern Prozeß gewinnen?" Was willst du haben?<br />

~ Die halbe ]'läche.Nein, dann lassen wir es drauf ankommen. Nach<br />

'~ langen feilschen einigte man sich auf die 60 Morgen, die auf der<br />

~ Seite nach <strong>Winkhausen</strong> liegen. Hochbefriedigt ritt er nach Hause.<br />

.~ Nach einpaar ~agen hat er dann den Grafschafter Bauern <strong>das</strong> Urteil<br />

~ gebracht. Die waren froh, daß der ewige Proßßß zu ihrem Gunsten<br />

.~ zu Ende war.<br />

~ Der jetzige Nückel heiratete eine Elli Kemper aus Heilig~nhaus.<br />

~ Aus der Ehe si~nd 3 Töchter und 1 Sohn hervorgegangan.<br />

,~ Die älteste Tochter ist Bäuerin bei <strong>Grobe</strong>n. Die zweite hat einen<br />

~ Berninghoff aus Krs. Burgsteinfurt geheiratet. ~ie wird<br />

~ wohl den Nückels Hof erben. Die jüngste Tochter ist Bäuerin bei<br />

~ Hochstein in Mailar. Der Sohn ist nur bedingt tauglich infolge<br />

~ einer Hirnhautentzündungin den ersten Lebenstagen.<br />

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Jetzt kommt der Schauerten Hof an die Reihe. Die Schauerten waren<br />

wohlhabend. Er betrieb die Landwirtschaft, hielt eine llerdeSchafe<br />

in <strong>Winkhausen</strong> und noch eine Wanderherde. Daneben betrieb er noch<br />

Schafhandel. Der letzte Schauerte muß wohl nur eine Tochter gehabt'<br />

haben~ Ein Fischer aus~p~rkirchen hat da eingeheiratet. (Fischers<br />

betrieben auch Schäfer~i und Schafhandel) Wohl der zweite Fischer<br />

hatte wieder nur eine Tochter. Die ließ er fein ausbilden, sodaß<br />

ihr die Bauernsöhne, die sich um sie bewarben zu tölpelhaft waren.<br />

Bis eines Tages der Albert Hilsrnannaus Neheim auftauchte.<br />

Ein Arztsohn aus Neheirn, der <strong>das</strong> Studium nichtgeschafft und auf<br />

Landwirtschaft umgestiegen war. Der hatte feine Manieren, konnte<br />

sChwätzen wie ein Rechtsanwalt. Den hat sie geheiratet.<br />

Als der alte Fischer starb hat er auf dem Totenbett eine Weste<br />

angehabt, beide Westentaschen voll Geldstücke und in der rechten<br />

Hand den Schlüssel zum Geldschrank. Meine Großmutter, die als<br />

Nachbarin helfen mußte, die Leiche aus und ankleiden hat es erzäh11<br />

Der alte Fi~cher hinterließ seiner Tochter den Hof mit Vieh.<br />

120 Mutterscafe, 1200 Hämmel auf Weide bei Frankfurt und 80000<br />

Taler Barvermögen. Als der Hilsmann an <strong>das</strong> Geld konnte entwickelte'<br />

er sich zum Manager. Er fing an 2 Stellen an im Feldbrand Ziegelsteine<br />

zu brennen. Im Knollen ließ er Grauwacken brechen und lieferte<br />

Mauersteine und Schotter für Straßenbau, baute eine neue<br />

Scheune und <strong>das</strong>.Hotel und baute für Hotel und Hof eine Wasserleitung.<br />

In dem Neubau betrieb er Gastwirtschaft und Fremdenpension.<br />

Aus seiner Ehe hatte er 4 Söhne und drei Töchter. Die drei ältesten<br />

Söhne studierten Arzt. Starben alle drei kurz nach ihrem<br />

Staatsexamen an Tuberkulose. Die älteste Tochter blieb ledig.<br />

Sie hat ihren Vater bis zu seinem Tode betreut. Eine Tochter heiratete<br />

den Architekten Buchkremem aus Aachen, der später <strong>das</strong>elbst<br />

Dombaumeister wurde. Die jüngste heiratete einen Hüttendirektor<br />

Zavelsberg aus Kattowitz. Sie ist jetzt 84 Jahre.<br />

Der jüngste Sohn studierte in Berlin Jura, hatte sich ei~~ Regierungsratstochter<br />

angelacht, machte mehr schwimmen und 'Tennis, als<br />

studieren und rasselte 2 mal durchIs Examen. Sein Schwiegervater<br />

hat ihm eine Stellung im Innenministerium besorgt.<br />

1911 verkaufte Hilsmann 100 Morgen Wiesen und Acker, um Schulden<br />

zu tilgen. War in 33 Jahren mit 80000 Talern, 120 Mutterschafe,<br />

1200 Hiimmelnund 100 Morgen Grund ~ertig geworden.<br />

war dabei immEr tätig.<br />

6<br />

7


1913 verpachtete er Hotel und Landwirtschaft. Zog mit seiner<br />

Tochter Maria in eine Mietwohnung im Kloster Grafschaft, wo er<br />

auch gestorben ist. Nach seinem Tode verkauftep die Erben den Hof'<br />

für 180000 Mark an den Dr. Deimann ;:iUSBrilon.'Der war am Lebensmittelamt<br />

in Hohenlimburg. Der alte Deimann war pensionierter<br />

Lehrer, verkaufte sein Haus in Brilon und zog mit Familie nach<br />

<strong>Winkhausen</strong>. Der Hof wurde auf den Namen des Josef Deimann eingetragen,<br />

Bruder des Dr. Paul Deimann. Die Deimänner fingen an zu<br />

wirtschaften. Gasthof und Penston wurden zugemacht. Der Sef, wie<br />

der Josef ,gerufen wurde, sollte n~uer werden. Ein Verwalter wurde<br />

eingestellt. Einfleche*eten muß ich noch, daß der alte Deimann<br />

9 Kinder hatte, da<strong>von</strong> hatten 2 Söhne Wilh. und Paul den Dr.<br />

(Opa hat einen vereessen und zwar den Dr. Theo Deimann,Schmallenb.<br />

2 Töchter waren Lehrerin. Eine hatte einen Lehrer geheiratet.<br />

~ine heiratete noch einen Lehrer. Die Tante Anna blieb zu Hause<br />

und ist jetzt 84. ( Von den Töchtern heirateten 3 einen Lehrer<br />

Gerke, Salzner und Söding.) DieLehrer und Lehrerinnen waren alle<br />

im Ruhrgebiet und sorgten, solange die Lebensmittel knapp waren<br />

für Knechte und illägde.Der Dr. kaufte ein Reit- und Wagenpferd.<br />

Er kam jeden Samstagnachmittag und ließ sich mit der Kutsche <strong>von</strong><br />

der Bahn abholen. Unterdes kaufte er noch bei Lengenbeck (es ist<br />

die Esenbeck bei Inderlehlle) 425 Morgen Wald und baute ein Försterhaus<br />

hinein. Er hielt sich eine Waurerkolonne <strong>von</strong> 3 Mann,<br />

baute an die Scheune einen Turm mit Durchfahrt, eine neue Bruchsteinmauer<br />

längs der Straße und hinter der Scheune einen neuen<br />

Kuhstall. Die Steine holte er aus dem Steinbruch.<br />

1924 baute er dem Mertens ein neues Haus mit Stallung. Mertens<br />

bekam noch 4 Morgen Acker und gab dafür sein Heus an der straße<br />

mit Garten.und gut einem Morgen Wiese, gab aber noch etwa 2 Morgen<br />

Niederwald. Das Mertens Haus ließ er sich zu rechtmachen und<br />

leete seine Büroräume hinein und seinen Zimmermeister. Er hatte<br />

etwa 1922 ein Sägawerk angefangen mit einer Bauholzsäge. Als er<br />

ein Gatter aufstellte baute er eine Lokomobile ein.<br />

Übers Wochenende fuhr er meist zur Jagd. Lud den Sparkassendirektor<br />

der Stadtsparkasse in Schmallenbere zur Jaßd ein. Der hatte<br />

ihm 160000 Mark Kredit e;evvährtohne Sicherheit und flog dafür.<br />

Der Dr. verkaufte kurz entschlossen seinen Wald für 120000 Mark,<br />

ließ dem Sef 60000 auf den Hof eintragen. 7ar der Fall bereinigt.<br />

Der Sef ging ein Jahr als Eleve weg. Als er wiederkam machte er<br />

den Bauer. 1924 verpachtete er die Landwirtschaft. Der Pächter<br />

fuhr nebenbei Holz, ging aber 1928 ab. Dann pachtete ein Gockel<br />

<strong>von</strong> Remblil1~hausen auf 10 Jahre. Der war ein Schaffer und hat verdient.Den<br />

löste Josef Siebert aus Selkentrop ab. Der Sef ging ins<br />

Hitlersche Entscl1uldungsverfahren. Er verschaffte sich die Gastwirtschaftskonzession.<br />

Die Wirtschaft ging. Josef Siebert mußte<br />

erst spät in den Krieg und kam nicht wieder. Der alte Siebert setz<br />

te einen Vewalter an, der den Betrieb weiter führte. Die Tochter<br />

Maria, die mit dem Josef da war, wurde 1947 <strong>von</strong> Franz Belke, Holthausen<br />

weggeheiratet. Schickte derSiebert seine Tochter Johanna<br />

her. 1950 gab er die Pachtung auf. Konnte Deimann keinen Pächter<br />

finden. Schließlich fand sich der Fabri bereit den Hof mii'80<br />

Morgen zu pachten. Dazwischen war der Hubert Grobbel aus Obringhausen<br />

6.Jahre da. Dann kam Fabri.<br />

Der Sef pflanzte 60 Morgen ein. 50000 Blaufichten. 1960 starb er. '<br />

Seine Wirtschaft und Pension hatte er modern ausgebaut.<br />

Jetzt wirkt sein Sohn Theo im Hotel und Blaufichte~. Verbaut seit<br />

3 Jahren jedes Jahr schätzungsweise 50-60000 DMT<br />

Fabri hat Ende 1966 aufgehört. Seit 1967 ist ein Schlesier<br />

namens Rauer }JÜchter.<br />

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