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Pegasus Nr 99.pdf - Wirtschafts- und Kaderschule Bern

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<strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 2010PS: Der Film «Mein Leben», den die befre<strong>und</strong>etedeutsch-amerikanische Schriftstellerin Irene Discheanlässlich von Enzensbergers 80. Geburtstaggedreht hat, lässt sich naturgemäss auf youtubeansehen. Ein Genuss!Im nächsten <strong>Pegasus</strong>:Hans Magnus Enzensberger – Der fliegende RobertHintergründe im Bild IWoher kommt das Wort Buch?Die Seite zeigt den Eintrag «Buch» aus dem dreibändigenEtymologischen Wörterbuch des Deutschen,erschienen im Akademie Verlag 1989 inOstberlin.


<strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 2010Traumberuf LektorinAls ich Anfang 1990er-Jahre zum ersten Mal etwasvon einem Lektor oder einer Lektorin hörte, töntedas ein bisschen wie im Traum. Jemand, der denganzen Tag einfach liest? Und dabei noch Geld verdient?Ganz so würde es in der Realität sicher nichtsein, aber zuerst einmal ging es nicht ums Geldverdienen,sondern «nur» ums Lesen. Denn Lektorinkonnte man – zumindest in der Schweiz – nichtlernen, sondern nur werden, <strong>und</strong> ein Germanistikstudiumwar ein guter erster Schritt dorthin.Autoren schreiben keinedruckfertigen BücherIch hatte Glück, dass ich bereits während meinesStudiums einen weiteren Schritt tun konnte. BeimeFeF-Verlag suchte man Studentinnen, die Manuskriptebeurteilen oder Druckfahnen korrigierenwollten. Dort bekam ich einen breiten Einblick indie reale Welt des Verlagswesens. Ich erfuhr, wieschwierig es sein kann, Bücher zu finanzieren <strong>und</strong>sie dann in die Buchhandlungen <strong>und</strong> damit zumpotenziellen Leser zu bringen. Mir wurde klar, dassMenschen, die Manuskripte schreiben, noch langekeine Autoren sind, dass eine ansprechende Ideefür ein Buch noch nicht heisst, dass jemand dieseauch sprachlich umsetzen kann, <strong>und</strong> dass, wenn eres denn kann, das noch lange nicht bedeutet, dasser auf Anhieb ein sprachlich gutes <strong>und</strong> fehlerfreiesBuch schreibt. Und nicht zuletzt kaufte ich meinenersten Rechtschreibduden überhaupt, studierte dieKorrekturzeichen, von denen ich noch nie zuvoretwas gehört hatte, <strong>und</strong> setzte zum ersten Malselbst den Rotstift an.Oft sind die Autoren sehr froh, dass sie mit demLektor oder der Lektorin einen neutralen Leserhaben, der weder in der inhaltlichen Materiedrinsteckt noch ein Fre<strong>und</strong> oder Bekannter ist, dersie nicht zu kritisieren wagt. Schliesslich wollen sieganz einfach ein gutes Buch machen. Trotzdemhaben sie dann Mühe, ihr Manuskript loszulassen.Es steckt so viel Persönliches, so viel Herzblut <strong>und</strong>auch so viel Zeit drin. Da braucht es viel Fingerspitzengefühlseitens des Lektors. Alle Eingriffe in einManuskript, auch wenn sie – egal ob auf dersprachlichen, formalen oder inhaltlichen Ebene –immer sachlich begründbar sind, können den Autorsehr persönlich treffen.Den Autor oder die Autorin gibt es nichtIn einem ersten Gespräch mit einem Autor odereiner Autorin sage ich denn auch immer, dass ichmir dessen sehr bewusst bin. Häufig hilft das beider anschliessenden Zusammenarbeit. Auch einpaar andere Dinge spreche ich an, ich weise beispielsweisedarauf hin, dass ein lektorierter Textnoch kein korrigierter Text ist <strong>und</strong> deshalb nochFehler enthalten kann. Häufig ist den Autoren auchnicht bewusst, dass grössere Änderungen im gelayoutetenText einen neuen Seitenumbruch <strong>und</strong>damit viel Mehraufwand bedeuten können, dersich auch in den Kosten niederschlägt.Warum kommt es trotzdem immer wieder zu Missverständnissen,die ebendiese Bereiche <strong>und</strong> Abläufebetreffen? Der Stämpfli Sachbuchverlag gibtjährlich ungefähr zwanzig Bücher heraus, diewenigsten davon sind von Autorinnen <strong>und</strong> Autoren,mit denen wir bereits zusammengearbeitethaben. Man hat keine gemeinsamen Erfahrungen,keine gelungenen Projekte, auf die man zurückblickenkann, <strong>und</strong> das Vertrauen muss immer wiederneu aufgebaut werden. Eine andere Herausforderungist sicher, dass man dem Autor oder der Autorindie kritischen Punkte auch so erklärt, dass er sieversteht. Es ist ein grosser Unterschied, ob maneinen Fünf<strong>und</strong>zwanzigjährigen, der mit dem Computergross geworden ist, darauf hinweist, dass einneu einzufügender Satz den ganzen folgendenText verschiebt, oder einem Pensionierten, der seinManuskript von Hand geschrieben <strong>und</strong> von jemandemhat abtippen lassen. Einem Journalistenbraucht man den Unterschied zwischen Lektorat<strong>und</strong> Korrektorat nicht weiter zu erläutern, <strong>und</strong>jemandem, der aus der grafischen Industrie kommt,ist die Abstimmung der einzelnen Arbeitsschritteaufeinander zum Vornherein klar.Lektor – eine Berufung mit vielen Berufen?Während ich meine ersten Erfahrungen im Verlagswesenmachte, wurde mir bewusst, dass der Stellenbeschriebeiner Lektorin beinahe so unterschiedlichaussehen kann wie die Verlage, derenProgramme <strong>und</strong> Strukturen. Manchmal ist die Lektorindie Programmleiterin <strong>und</strong> bestimmt, welcheBücher in die Verlagsvorschau kommen. Manchmalist sie die Projektleiterin, koordiniert <strong>und</strong> erstelltdie Terminpläne <strong>und</strong> ist dafür verantwortlich, dassalle beteiligten Stellen – Lektorat, Satz, Korrektorat,Druck, Buchbinderei – diese auch einhalten.Zum eigentlichen «Lesen» kommt sie dann kaummehr. Sie kann aber auch einfach die Korrektorinsein, die die Druckfahnen zum Lesen erhält.Bei Stämpfli bin ich von allem etwas. Ich sichteManuskripte, <strong>und</strong> meine Meinung ist gefragt,wenn entschieden wird, ob man ein Buch ins Verlagsprogrammaufnimmt. Je nachdem lektoriereich die Manuskripte, oder ich korrigiere nur den


<strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 2010«Ich bin direkt nach der Lehre ins Bestellbuch/Backoffice meines Lehrbetriebes gegangen <strong>und</strong>arbeite 100%.»«Mein Werdegang im letzten halben Jahr war fürmich zwar sehr zufriedenstellend aber ansonstenalles andere als spektakulär. Ich arbeite in einerBuchhandlung. Für die Lehrabgänger ist es sicherlichnicht sehr motivierend zu hören, dass ich nach derLehre einige Monate keine Anstellung hatte.»«Ich habe mich während des dritten Lehrjahrs anvier Schauspielschulen beworben <strong>und</strong> in Zürich ander ZHdK hat‘s dann geklappt. Nun bin ich Schauspielstudentan der ZHdK <strong>und</strong> habe die Möglichkeitden Bachelor <strong>und</strong> den Master in Vertiefung Schauspielzu absolvieren. Dank meiner Lehre kann ich inden Semesterferien in der Buchhandlung Lüthyarbeiten.»«Ich habe nach Abschluss meiner Lehre eineWoche Ferien gemacht <strong>und</strong> dann sofort am 3. August2009 meine neue Ausbildung zur Informations- <strong>und</strong>Dokumentationsfachfrau in der Zentralbibliothekder Universität <strong>Bern</strong> begonnen. Diese wird zwarnochmals drei Jahre dauern, aber dank meiner erstenAusbildung kann ich in der Schule einige Fächerauslassen. Der Beruf hat ohnehin viele Parallelenzum Buchhandel. Nur, dass wir weniger als Beratertätig sind (dafür haben wir extra eine Auskunft).Aber z.B. in der Erwerbung läuft alles, was mit demBestellen neuer Bücher zu tun hat, sehr ähnlich wieim Buchhandel <strong>und</strong> eigentlich hat auch die AusleiheÄhnlichkeiten, ausser dass es keine Verkaufstätigkeitgibt, ausser höchstens einmal eine Kopierkarte oderneue Benutzerkarte kassieren. Was ich persönlichsehr schön finde, ist die Tatsache, dass alle Bücher,die ich herausgebe, irgendwann wieder zu mirzurückkommen.»«Nach meiner Lehre bin ich direkt wieder an dieWKS gegangen, um dort die einjährige Berufsmaturitätsschulezu absolvieren. Gleichzeitig arbeite icham Wochenende in einer kleinen Buchhandlung.Zusammen mit meiner Mutter wechsle ich mich abmit den Arbeitstagen. Wir verkaufen religiöseBücher in Englisch, Italienisch, Französisch sowieitalienische <strong>und</strong> französische Bibelgeschichten fürKinder. Zudem verkaufen wir auch CDs <strong>und</strong> DVDs,die bei unseren K<strong>und</strong>en gefragt sind. Ich habe so dieMöglichkeit, alle gelernten Aufgaben als Buchhändlerinauszuüben <strong>und</strong> sogar eine eigene BuchhaltungPerspektivehalbtag 2010, BH3B


10 <strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 2010«Ich habe direkt nach den Abschlussprüfungenohne Ferien in meiner Lehrfirma weitergearbeitet,wo ich bis heute noch arbeite. Ich möchte in dieserBranche bleiben, jedoch die Richtung wechseln.Nach 3 ½ Jahren als Buchhändlerin im Laden,möchte ich auch die anderen Bereiche des Buchhandelsgenauer kennenlernen.»Perspektivehalbtag 2010, BH3Azu führen. Es macht echt Spass! Vielleicht interessiertsich noch jemand besonders für die kaufmännischeBM: An der WKS ist der St<strong>und</strong>enplan so, dasswir nur 4 Tage Schule haben. Die Anforderungensind hoch, aber es ist machbar! In den Gebieten der«Volkswirtschaftslehre», «Basic Management» <strong>und</strong>«Finanzwesen» muss ich etwas mehr Zeit investierenals für die anderen Fächer. Aber ich habe ja schliesslicham Freitag «frei». Der Unterricht in Deutsch istziemlich gemütlich, also da haben wir aus demBuchhandel halt schon einen Vorteil!»«Nach der Lehre habe ich direkt eine 80% Stellein der Mediothek der PH Pädagogischen Hochschule<strong>Bern</strong> angenommen. Ich arbeite im Magazin beiden Büchern <strong>und</strong> nicht in der Ausleihe <strong>und</strong> habedeshalb fast keine K<strong>und</strong>enkontakte mehr (ausser amTelefon). Die Arbeit ist anders als in der Buchhandlung,aber es ist spannend. Ich kann viel lernen, esgibt immer wieder Weiterbildungen <strong>und</strong> Kurse dievon der PH organisiert werden, in denen ich meinWissen in verschiedensten Bereichen aufbessernkann. Und der Lohn ist besser als im Buchhandel.»«Ich konnte glücklicherweise zu einem 100%Pensum in meinem Lehrbetrieb bleiben <strong>und</strong> musstemir deshalb keine Sorgen um die berufliche Zukunftmachen. Zuerst wollte ich einfach mal arbeiten <strong>und</strong>den ersten Lohn geniessen, deshalb plante ich keineFerien <strong>und</strong> nahm mir vorerst keine ausbildnerischenProjekte vor. Ich hatte in der Buchhandlung dieMöglichkeit, im Backoffice Wareneingang zumachen, Internetbestellungen <strong>und</strong> vor allem auchdie in der Abteilung arbeitenden Lernenden zubetreuen. Das war eine spezielle Situation für mich,da ich nun plötzlich auf der anderen Seite stand <strong>und</strong>die Balance zwischen Ausbilden (für die Azubis) <strong>und</strong>Wirtschaftlichkeit (Anspruch des Geschäftes) findenmusste. Ab Februar 2010 werde ich mich beruflichverändern <strong>und</strong> im Staatsarchiv des Kantons <strong>Bern</strong> imLesesaal <strong>und</strong> in der Aktenerschliessung arbeiten. Ichfreue mich sehr auf diese neue Herausforderung<strong>und</strong> bin gespannt, wie fest ich den Buchhandel vermissenwerde.»«Ich habe mich nach der Lehre an verschiedenenOrten beworben <strong>und</strong> arbeite jetzt in einer Buchhandlung,die eine sehr gute Wahl war. Super findeich, dass bei meiner jetzigen Stelle auch meine ersteAusbildung als Kauffrau gut zu brauchen ist, dennich helfe zwischendurch im Büro aus. Das bringtAbwechslung. Toll ist auch, dass in diesem Ladennoch andere Detailhandelsbranchen vertreten sind,wie Spielwarenhandel, Papeterie, Büromöbel <strong>und</strong>Buchbinderei/Rahmerei. Mir gefällt es, mit verschiedenenArbeitskollegen <strong>und</strong> Verkaufsmaterialen zuarbeiten, wobei mich Bücher immer noch am meistenansprechen.»«Ich habe nach der Lehre ohne Unterbruch weitergearbeitet,denn ich habe eine Stelle in meinemLehrbetrieb bekommen <strong>und</strong> betreue die Kinder- <strong>und</strong>Jugendbücher. Zudem bin ich in unserer Abteilungverantwortlich für die Lernenden. Ich arbeite sehrgerne im Buchhandel, deshalb sehe ich meineZukunft in dieser Branche.»«Nach meiner Lehre begann ich in einer unsererFilialen zu arbeiten (100%), wo ich auch heute nochtätig bin. Im Sommer 2011 möchte ich eventuellnoch eine Lehre als Floristin beginnen. Aber das istnoch ziemlich provisorisch …»


<strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 201011Du bist in meinen AugenGlobal Village: Wie ein Koreaner türkischenKurden ihre eigene Sprache näherbringtEs ist später Nachmittag, kurz vor der Dämmerung,als Han Sang Jin auf der Mauer der alten römischenBefestigungsanlage steht. Nachdenklich blickt erauf die Stadt, in der er nun seit über fünf Jahrenlebt, er sieht erschöpft aus <strong>und</strong> ein bisschen traurig,ein schmaler Mann mit Kinnbärtchen <strong>und</strong> Brille, dieHände tief im Wintermantel vergraben.Fünf Jahre also schon. Und dann auch noch in Diyarbakir.Es dürfte fröhlichere Orte geben als diegraue Kurden-Metropole am Tigris, in der sich indiesen Tagen Polizisten <strong>und</strong> PKK-Anhänger wiedereinmal Straßenschlachten liefern <strong>und</strong> die Türkeieiner neuen Eskalation im Kurden-Konflikt entgegenzusteuernscheint.Es ist ein Ort, von dem man ahnt, dass es an ihmbald noch ungemütlicher zugehen könnte - jetzt,da alle mit einem Verbot der Kurden-Partei DTPrechnen, der wichtigsten Interessenvertretung derKurden in der Türkei.Aber natürlich hat es einen Sinn, dass das Schicksalihn, den 43 Jahre alten Friedensaktivisten aus Südkorea,ausgerechnet hierher in den rückständigenSüdosten der Türkei verschlagen hat. Er, der Soziologe,der in einem anderen Leben Software-Spezialistwar, hat es so gewollt, er ist über die Jahre einTeil dieser Welt geworden. Er spricht die Spracheder Kurden, <strong>und</strong> er hat hier Fre<strong>und</strong>e gewonnen, sieladen ihn zum Opferfest ein <strong>und</strong> zu Newroz, demkurdischen Neujahrsfest. Er war sogar mal in einkurdisches Mädchen verliebt.Das Problem ist, dass es im Moment wieder einmalbesonders schlecht steht um den kurdischen Patienten.Und das, obwohl doch in diesem Jahr allesbesser werden sollte, ja die türkische Regierungsogar versprochen hatte, das Kurden-Problem endlichlösen zu wollen. Nun treiben Gerüchte umMisshandlungen des inhaftierten PKK-FührersAbdullah Öcalan erneut Zehntausende Kurden aufdie Straßen. «Wie werden diese Leute erst auf einVerbot der DTP reagieren, wann kommt der Südostenendlich zur Ruhe?», fragt Han Sang Jin.«Das ist doch Herr Han», ruft ein Lehrer <strong>und</strong> reißtihn aus seinen Gedanken. Eine Schulklasse hat ihnentdeckt, er ist hier eine lokale Berühmtheit, siestürmen die alten Stadtmauern hinauf. «Leute,schaut mal, dieser Mann ist aus Korea, <strong>und</strong> erspricht besser Kurdisch als ihr!»Ein kurdisch sprechender Koreaner! Das ist eineSensation in einem Landstrich, in dem es kaum Ausländergibt. Aber Han Sang Jin hat sich darangewöhnt, ein Exot zu sein, er registriert die neugierigenBlicke kaum noch, auch die aufdringlichenKinder im Viertel stören ihn nicht mehr. Er will nichtzu viel Aufhebens um sich machen. Es gehe nichtum ihn, sagt er, sondern um die Sache.Es gehe um den Frieden.«Wir Koreaner sind zu sehr mit unserem eigenenKonflikt beschäftigt», sagt er. «Ich habe immergedacht, wenn sich alle südkoreanischen Friedensaktivistenauf die Versöhnung mit Nordkorea konzentrieren,sollte wenigstens ich mich mit dem Restder Welt beschäftigen.»Als Mitglied einer internationalen Friedensgruppeflog Han Sang Jin 2003 nach Bagdad, aus Protestgegen Südkoreas Beteiligung am Irak-Krieg. DenJob bei einer Software-Firma hatte er zuvor an denNagel gehängt <strong>und</strong> seine erschrockene Mutter daranerinnert, was sie ihm doch stets geraten habe:Tu das, wozu du dich berufen fühlst. Er fühlte sichberufen, Friedensaktivist im Nahen Osten zu sein.Nach dem Sturz Saddam Husseins blieb er im Irak.Bis ein Südkoreaner von Islamisten entführt <strong>und</strong>enthauptet wurde. Bis seine Regierung allen Landsleutendavon abriet, sich im Irak aufzuhalten. DochHan Sang Jin wollte nicht nach Hause. Er wollte inder Region bleiben. Er reiste in die Türkei, nach Diyarbakir.Er wollte mehr über den Kurden-Konflikt erfahren,über ein Volk, von dem die meisten Koreaner nichteinmal wissen, dass es existiert. Dazu, so sagte ersich, müsse er erst Kurmandschi lernen, den wichtigstenDialekt der türkischen Kurden, den sie auchin Diyarbakir sprechen. Ein raues Idiom, sagt HanSang Jin. Aber voller Bilder, voller Metaphern.«Sarçawan», sagen sie hier zur Begrüßung: «Dubist in meinen Augen.» Die Gegrüßten erwiderndarauf: «Mögen deine Augen nicht schmerzen.»Er brauchte drei Jahre, um sich die Sprache anzueignen.Er lernte Tag <strong>und</strong> Nacht, obwohl er nichtmal ein Wörterbuch besaß. Aber er hörte zu, ermachte sich Notizen, er entwickelte sein eigenesSystem. Zum Schluss wurde er so gut, dass er sogarTaxifahrer zu korrigieren begann, wenn diese malschlechtes Kurdisch sprachen. Fre<strong>und</strong>e ermahnteer, reines Kurmandschi zu sprechen, ohne türkischeFüllwörter. Irgendwann sprach sich herum, dass derseltsame Koreaner ein Gespür für Kurmandschibesitze. Man lud Han Sang Jin ins Rathaus ein, ersollte Plakate übersetzen, für den InternationalenFrauentag, schließlich gab er sogar privaten Sprachunterrichtin seiner kleinen Dreizimmerwohnung.Die Sprache, sagt Han Sang Jin, sei jetzt der eigentlicheGr<strong>und</strong> für ihn, in Diyarbakir zu bleiben. Sieweiterzugeben sei seine Art von Friedensarbeit.Mit Müside Kaya, einer guten Fre<strong>und</strong>in, 75 Jahrealt, hat er darüber neulich wieder gesprochen. Sie


12 <strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 2010erzählte ihm von jenen nicht allzu fernen Tagen, andenen sie noch auf offener Straße von Polizistenverprügelt wurde, nur weil sie es wagte, Kurdischzu sprechen. Immerhin könne sie jetzt ungestört mitdem netten Ausländer plaudern, das sei doch schonein Fortschritt.Wie sonst solle er sich denn mit ihr unterhalten,antwortete Han Sang Jin. Er habe es in den fünfJahren seines Türkei-Aufenthalts verpasst, auchnoch Türkisch zu lernen.Daniel SteinvorthDieser Artikel erschien erstmals im SPIEGEL 51/2009, die Rechteliegen beim SPIEGEL Verlag. Der <strong>Pegasus</strong> dankt dem SPIEGEL(www.spiegel.de/abo) bestens für die kostenlose Abdruckgenehmigung.Viele Buchmenschen haben die Heimat <strong>und</strong> Wahlheimatvon Han Sang Jin an der Buchmesse inFrankfurt kennen gelernt: Korea war 2005 Ehrengast,die Türkei 2008.


<strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 201013Typografie im AlltagJeweils im 1. Semester des 2. Lehrjahres führe ichdie Semesterarbeit zum Thema «Typografie im Alltag»durch. Die Lernenden sollen ein beliebigesUnterthema wählen (z.B. Buchcover, Partyflyer, Filmplakate,Beschriftungssysteme in Warenhäusern –erlaubt ist, was interessiert) <strong>und</strong> dazu fünf Objektesammeln. Die visuelle Erscheinung dieser Objektemuss möglichst genau beschrieben, deren Inhaltinterpretiert <strong>und</strong> mögliche Trends <strong>und</strong> Manipulationsabsichtenseitens der Hersteller sollen erkannt<strong>und</strong> analysiert werden. Die Lernenden werden mitdieser Aufgabe zu einem Zeitpunkt konfrontiert, zudem noch jeglicher fachliche <strong>und</strong> theoretische Hintergr<strong>und</strong>fehlt. Das zwingt sie dazu, die Gegenständeaus reiner Konsumentensicht zu betrachten <strong>und</strong>zu beschreiben. Ziel der Arbeit ist es, aufmerksamzu werden, vor allem bei der Werbung <strong>und</strong> im alltäglichenKonsumverhalten, sofern es mit Gestaltungzusammenhängt.Bewertet werden nebst der Beschreibung <strong>und</strong> derInterpretation die Gestaltung eines eigenen Objekts<strong>und</strong> der Dokumentation.Die Herangehensweise an diese Aufgabe ist jeweilssehr, sehr unterschiedlich <strong>und</strong> kann sowohl in reinsachlicher Betrachtung als auch in schon fast lyrischerUmsetzung münden. Nachfolgend lesen SieAusschnitte aus zwei unkorrigierten Arbeiten.Typoarbeit Yannick MüllhauptSchokoladeverpackungenNormalerweise nimmt man eine Schokoladentafel,reisst die Verpackung weg <strong>und</strong> isst genüsslich dieKalorienbomben, vergisst den Frust, geniesst dieSchwangerschaft. Die Verpackung landet im Abfalleimer,darüber legen sich später Cola-Dosen,Papiertücher <strong>und</strong> anderes. Trotzdem, wenn man dasnächste Mal im Einkaufzentrum vor der Schokoladenwandsteht, weiss man genau, welche Schokoladeeinem passt <strong>und</strong> wie sie schmeckt … <strong>und</strong> wiesie aussieht. Doch was für Informationen befindensich auf einer Schokoladentafelverpackung? Welchegestalterischen Sünden gibt es zu entdecken? DieserFrage bin ich anhand von sechs Beispielen nachgegangen<strong>und</strong> habe vier verschiedene Schokoladenherstellergef<strong>und</strong>en (<strong>und</strong> alles Schweizer Produkte,wenn die Deutschen schon im Fussball besser sind,dann sicher nicht in der Schokoladenproduktion!),die mich mit ihren Verpackungen schwach machenwollten. Obwohl die Schokolade nun in meinemMagen ruht, habe ich so einiges entdeckt.Lindt – Milch ExtraAus Authentizitätsgründen wurden die Beiträgeinhaltlich nicht <strong>und</strong> formal nur marginal lektoriert.Hubert NeidhartLindt, feinste Schweizer Milch-Schokolade stehtbescheiden auf der Verpackung. Was für die Schokoladestimmen mag, stimmt für die Verpackungkaum. Hier wurde an einigen Ecken <strong>und</strong> Endengepfuscht.Der blaue Hintergr<strong>und</strong> erzeugt eine gewisse Tiefe<strong>und</strong> erinnert an das unendliche Meer. Dieses Gefühlwird durch den welligen Milchsee verstärkt, der sichim rechten unteren Viertel gebildet hat. Entstandenist er durch eine Milchkanne, welche die Flüssigkeitaufopferungsvoll weiter in den See schüttet. Dashelle Weiss vermischt sich mit dem dunklen Blau<strong>und</strong> es entsteht ein hellblauer Übergang, der denHintergr<strong>und</strong> mit der Milch verbindet. Das funktioniertnicht schlecht. Der See liegt alles andere alsruhig da, einige Wellen stossen gegen aussen, entstandensind sie durch das Einfüllen von weitererMilch in die Mitte des Sees, wo sich ein Loch gebildethat, durchaus logisch. Die Kanne hingegenschwebt wie ein Ufo in der Luft. Die Milch fällt wie


14 <strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 2010ein Wasserfall, allerdings völlig antiplastisch, eherwie eine gerade Säule.Die Kanne selbst wäre gar nicht schlecht, sie ist äusserstgut gemacht <strong>und</strong> hat die richtigen Masse. Der3-D Effekt klappt gut, auch wenn meiner Meinungnach die Innenseite schattiger sein müsste. Die Milchin der Kanne ist auf ein Minimum an Details reduziert,ein bisschen Schattierung <strong>und</strong> das war’s. Wasmich hingegen gestört hat, ist dieser komische Henkel,der eher an ein Brecheisen erinnert <strong>und</strong> deplatziertwirkt, wie ein Teil, welches da gar nicht hingehört.Dafür scheinen die Schatten am richtigen Ortgemalt worden zu sein.Ein Photoshopanfänger hat zwei Schokoladenstückehinzu gesetzt. Beide scheinen fotografiert <strong>und</strong>anschliessend draufgeklebt worden zu sein. Denndie Schokolade zeigt ein Maximum an Detailfülle,hinzu kommt der geschwungene Lindt-Schriftzug,der auf die Schokoladenoberseite eingemeisseltwurde. Die beiden Schokoladenstücke surfengelangweilt auf dem Milchsee <strong>und</strong> erinnern michirgendwie an das Lied «Surfing in USA», welchesman an dieser Stelle auch in «Surfing on the Milkyway»umtaufen könnte. Dabei ist mir aufgefallen,dass die Stücke von einem feinen Schatten umgebensind, der sie dadurch (wenn man’s genau nimmt)über der Milch schweben <strong>und</strong> nicht in ihr schwimmenlässt. Zudem stimmt das Grössenverhältniszwischen den Stücken nicht, das vordere ist zu grossgeraten <strong>und</strong> steht in einem anderen Winkel, waswiederum den Milchsee verändert. Da soll mal einerden Durchblick behalten … Besser wäre gewesen,das hintere Stück ganz wegzulassen <strong>und</strong> das vorderein die Milch einzutauchen oder zumindest diesenfeinen Schatten zu entfernen. Das hätte bereits einigeSünden verrauchen lassen.Lindt steht in goldener Schrift geschrieben,geschwungen, unterstrichen, mit einem Drachensymbolam Ende. Das macht Eindruck, zeugt vonQualität. Kein Vergleich zur Fischmarkt Handschriftvon M-Budget. Hier stimmt alles. Das L kommt einwenig pompöser zum Vorschein, die Schrift stehtleicht schräg <strong>und</strong> jeder Buchstabe verbindet sich mitdem nächsten. Einzig der i-Punkt kuschelt ein wenigstark mit dem L. Die gerade Strecke darunter istgenau im richtigen Abstand angesiedelt worden.Hinter dem Wort Lindt, steht das Firmensymboleines Drachen mit einer Art Krone oder Orden-Signet. Im Drachen sowie in der Krone kann manextrem viele Details erkennen, feine Linien, dieSchuppenhaut, die Falten in den Flügeln, die Zunge,den geringelten Schwanz, die Zehen. Sehr lobenswert<strong>und</strong> wirkt extrem gut. Da hat sich wirklichjemand Mühe gegeben. Dieses Zeichen ist wirklichunverkennbar. Beide Daumen hoch! Zudem ist dieSchrift leicht erhaben, wenn man mit dem Fingerdarüber fährt, kann man dies spüren. Unter der goldenen(Trenn)Linie steht in einfacher Schrift (wedergeschwungen, noch mit Serifen versehen) MilchExtra zusammen mit der französischen Übersetzung.Der weisse Ton stellt die farbliche Verbindung zurMilch her. Dies kann man gut nachvollziehen <strong>und</strong> esscheint gleichsam ein beliebter Trick bei den verschiedenenHerstellern zu sein. Die weiterenBeschreibungen stehen in kleiner goldener (blass<strong>und</strong> nicht glänzend) Schrift da, farblich passend zurLindt-Schrift, <strong>und</strong> sind mit feinen Serifen geschrieben.Am meisten ist mir das z bei Schweizer insAuge gestochen, da es komplett aus der Reihe fällt.Ob das typografisch richtig ist, darüber lässt sichstreiten, mir hat es gefallen. Es ist speziell <strong>und</strong> kreierteine eigene Melodie.Die Lindt Schokoladenverpackung ist ein zweischneidigesSchwert. Zum einen überzeugt die ganzeSchriftzusammensetzung <strong>und</strong> lässt sich ohne Problemelesen, die Farbgebung ist einleuchtend. SpeziellesLob verdient der Lindt-Schriftzug, das istwirklich gut gemacht <strong>und</strong> zeugt von Professionalität.Die Mitteilung, dass es sich hier um gute Schokoladehandelt, wird eindeutig vermittelt. Dem entgegenwirkt das Bild mit Milchkanne, See <strong>und</strong>Schokoladenstücken, wodurch das gesamte Flair mitkindlicher Naivität zerstört wird. Ärgerlich! In derAbsicht mir klarzumachen, dass sich in der Schokoladeextra viel Milch verbirgt, geht der Schuss nachhinten los. Meine Begeisterung lässt abrupt nach,die tolle Wirkung der Schrift wird völlig überrollt.Zugegeben, den Minimalisten von Migros ist Lindteinige Kilometer voraus, doch bis auf den Olympreicht die Treppe nicht.Cailler – Milch-NussDer letzte Hersteller, der sein Glück versucht, setztvoll auf die Masche «Made in Switzerland». Schnellwird man von der Informationsflut überschwemmt<strong>und</strong> braucht einen Moment zur Orientierung. Hierwird geprunkt, was das Zeug hält. Und wo fängtman jetzt am besten an? Mit Cailler … oder Caillei?Da hat sich das r scheinbar getrennt oder der i-Punktist weggehopst. Die Schrift scheint so, als wäre sieselbst durch Schokolade entstanden, das liegt vielleichtauch an der Farbe, die etwas «Schokoladenes»hat. Es scheint, als habe jemand mit einemLöffel mit flüssiger Schokolade auf ein Papiergetropft <strong>und</strong> die Konturen anschliessend in Buchstabenumgeformt. Cailler wird dann von einer unregelmässigenLinie unterstrichen, unter dieser stehtwiederum «of Switzerland» in normaler Schrift ohneSerifen <strong>und</strong> auch nicht als Imitation der oberen. Aufeinem hellblauen Hintergr<strong>und</strong> (wieso ist blau nur sobeliebt?) erstreckt sich wieder ein Milchsee, der voneinem Milchwasserfall aus dem Nirgendwo gespeist


<strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 201015wird. Doch dieses Nirgendwo gefällt mir besser, alsdie komische Milchkanne von Lindt. Wieso dieserWasserfall jedoch von der Form her wie ein weisserBaum in den Himmel ragen muss, ist dem kreativenKopf hinter dieser Idee vorbehalten. Hinter demMilchsee sieht man die schneebedeckten Silhouettenvon Bergen (bestimmt die Alpen, ein W<strong>und</strong>er,dass das Matterhorn nirgends zu sehen ist), die ohneviele Details auskommen.Auf dem Milchsee treiben einige Nüsse ohne Schale,sie gehen trotz ihres Gewichtes nicht unter. Was mirjedoch komischerweise aufgefallen ist, ist der Vergleichder Nussformen mit den Bergen. Da ergibt sichdoch eine Ähnlichkeit? Die Nüsse sind nicht ganz sospitz, aber mit ein bisschen Fantasie <strong>und</strong> einem weissenPinsel könnte man da eine kleine Imitation herstellen.Das Alpenflair vermittelt die Verpackungtrotzdem, die Milch könnte auch einen Bergsee darstellen<strong>und</strong> diese Wirkung wurde nicht verfehlt. DieNüsse könnten auch als Steine bemalt werden.Schweizer Bergluft geht mir durch den Kopf.Es folgt eine dunkelblaue Trennfläche, auf der inWeiss gut lesbar die Spezialität der Schokolade(Milch-Nuss) steht. An der rechten Seite erkenntman die feinen hellblauen Umrisse der Schokoladenfabrikvon Cailler. Doch wenn man genau hinsieht,kann man extrem viele Details wie Bäume, Büsche,Fensterrahmen usw. erkennen. In hellblauer Schriftsteht «Maison Cailler depuis 1819». Die Farbe (Haus<strong>und</strong> Schrift) ist zu hell geraten <strong>und</strong> kann in keineBeziehung zu einer anderen gestellt werden. Dies istjedoch auch schwierig, da ausser dem Schokoladenbraunkaum eine Alternative blieb. Das Haus ist zwarschön anzuschauen, überfüllt jedoch die sowiesoschon reich gefüllte Verpackung noch weiter. Einewahre Informationswelle bricht über einen herein.Zwei Schokoladenstücke liegen in der Mitte übereinander.Könnte eine Fotografie sein. Sie verbindendie verschiedenen Farbflächen gekonnt miteinander.Die letzte Fläche besteht aus einem hellen Weissmit drei Nüssen darin,welche kleine Wellenwerfen. Das wirkt sehraufgesetzt, da die fotografiertenNüsse einenzu starken Kontrast mitder weissen Fläche bilden.In schwarz (oderviolett, je nach Lichteinstrahlung)stehtnochmals eine kleineInformation zum Inhaltda. Die gleiche Schriftwie auf der dunkelblauenFläche, nur kleiner.Zu guter Letzt verunstaltet eine Kalorienstabelleoben rechts die Verpackung, die den Kaloriengehaltpro Reihe angezeigt. Absolut unnötig <strong>und</strong> überfüllendweiter. Es soll mir mal jemand sagen, wer beimKauf der Schokolade auf Kalorien achtet … also bitte… Vielleicht geht es darum, dass dieser Gehaltoffiziell geprüft worden ist. Wow, das will aber washeissen. Hinzu kommt diese pillenformartige Kapsel,in der die Zahlen stehen, immerhin ist farblich istkein Unfall geschehen.Zurück bleibt ein von der Idee gutes Konzept, dasjedoch unter einer zu starken Informationsfülle leidet.Es wird auf die Masche «Schweiz» gesetzt <strong>und</strong>diese Bergstimmung kommt gar nicht schlecht zumTragen.[ … ]Schlussfolgerung. Welches ist nun die besteSchokoladenverpackung?Vom Gesamtbild her, steht die Suprême-Packung anerster Stelle. Diese hat es mir einfach angetan. DieFarbe ist brillant gewählt <strong>und</strong> wenn man den CrèmeBrulée Topf wegzaubern würde, hätte ich nichtsmehr auszusetzen.Was habe ich daraus gelernt? Wa hrscheinlich dassich sehr kritisch sein kann, ob gerechtfertigt odernicht, sei einmal dahingestellt. Nein, es ist bestimmteine schwierige Aufgabe, eine Schokoladenverpackungzu kreieren <strong>und</strong> es steckt viel Arbeit <strong>und</strong> Aufwanddahinter. Was will man zeigen? Wie kann manden K<strong>und</strong>en überzeugen, genau diese Schokoladezu kaufen? Der Grat zwischen Erfolg <strong>und</strong> Niederlageist schmal, sehr schmal. Jeder verfolgt seine eigeneMarketingstrategie, Migros setzt auf die HausinterneMarke <strong>und</strong> versucht auch mit dem billigen Preiszu verlocken <strong>und</strong> somit die Kosten in Gewinn umzuwandeln,während die anderen besonders auf dieSchiene «Made in Switzerland» setzen. Die FarbeBlau scheint beliebt zu sein <strong>und</strong> kommt immer wie-


16 <strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 2010der vor. Hier könnte ich nur mutmassen. Allgemeinscheint es mir, als würden die Hersteller sehr aufihre Namen vertrauen <strong>und</strong> darauf, dass der K<strong>und</strong>eweiss, dass ihre Produkte von guter Qualität sind.Was ich erkennen musste, ist die Schwierigkeit, dieim Gestalten einer Verpackung liegt. Sie darf ineinem grossen Regal nicht untergehen <strong>und</strong> mussgut lesbar sein, damit die Werbebotschaft überbracht<strong>und</strong> verstanden wird. Dass man jedoch auftypografische <strong>und</strong> gestalterische «Verbrechen» ausweichenmuss, ist die Kehrseite der Medaille. Wasman sich bei Lindt gedacht hat, ist mir unverständlich.Vielleicht bin ich auch verwöhnt oder stelle zuhohe Anforderungen. Denn schlussendlich gehtes um den Inhalt, die Schokolade, <strong>und</strong> wie sieschmeckt. Da kann nicht das ganze Budget für dieVerpackung ausgegeben werden. Das ist verständlich.Doch dass es auch anders gehen kann, zeigtFrey mit der Crema Catalana, die knapp an derHöchstnote vorbeischrammt. Allgemein würde ich«weniger ist mehr» geltend machen. Teilweise wirdhier arg geprotzt <strong>und</strong> auf die Tradition der Bünzli-Schweiz geklopft.Zurück bleiben die Überreste in meinem Magen <strong>und</strong>die Erkenntnis, dass es die perfekte Verpackungwohl nie geben wird!Typoarbeit Sibylle BalzWellness-Tee Verpackungen –ein Vergleich des DesignsVorwortZum Thema «Typographie im Alltag» habe ich fünfverschiedene Tees der Sparte Wellness ausgesucht,ihre Verpackungsdesigns geprüft, beschrieben <strong>und</strong>miteinander verglichen.Den Schwerpunkt habe ich auf die Vorderseite(Ansicht im Regal) der jeweiligen Produktverpackungengelegt <strong>und</strong> deshalb speziell detailliert beschrieben.Die anderen Seiten der Verpackung spieleneine Nebenrolle. Dennoch finden sich auch zu diesenSeiten Beschriebe, welche sich jedoch mehr aufdie Informationen als auf das Design beziehen.Anhand einer Tabelle habe ich die Verpackungenam Ende verglichen.Beispiel 1:La Tisanière WellnessDie Verpackung ist in einem frischen Grün gehalten,welches mit Weiss durchzogen ist. Die Vorder-,Ober- <strong>und</strong> die Rückseite sehen jeweils gleich aus.In der oberen Mitte befindet sich ein ovales Fenstermit einem zirka 1,5 cm breiten Ring. Auf demschwach gelblichen Gr<strong>und</strong> dieses Rings ist oben indicker blauer Schrift «LA TISANIÈRE» zu lesen. Untensteht die Teebezeichnng «WELLNESS» (auf der Rückseitein Französisch «Bien-Être»). Der innere <strong>und</strong> deräussere Rand des Ringes ist mit einer hellblauendünnen Linie verdeutlicht.Im Innern des Fensters befindet sich die Zeichnungeiner jungen Frau. Zu sehen ist nur ihr Oberkörper.Sie ist braun gebrannt <strong>und</strong> ihr langes blondes Haarweht im Wind. Sie trät ein blaues T-Shirt, einen gelbenStrohhut mit einem dünnen grünen Band. Im Hintergr<strong>und</strong>erstreckt sich ein gelbes, mit roten, blauen<strong>und</strong> violetten Blumen gesprenkeltes Feld, in dem zweiBäume stehen, zum blauen Horizont.Am linken Arm trägt sie einen Korb mit frischenKräutern <strong>und</strong> drei Orangen oder Äpfeln. In der rechtenHand hält sie einige Kräuter, an welchen sieriecht.Die Zeichnung ist auf der Oberseite durch einetransparente Folie ersetzt, durch welche man insInnere blicken kann.Das Oval ist auf den Seiten mit den fotografiertenInhaltskräutern (Eisenkraut, Pfefferminz, Anis <strong>und</strong>Melisse) umrahmt. Unter dem Fenster steht klein <strong>und</strong>dunkelgrün «Kräuterteemischung», oberhalb gehtein horizontales Band bis zur Kante der Verpackung.Dieses hat die gleichen Farben wie der ovale Ring.Unten auf der Verpackung steht in drei Sprachen<strong>und</strong> in weisser Schrift «Nach der Mahlzeit». Linksoben steht die Anzahl der Beutel.Auf den Seiten der Verpackung stehen Angabenüber den Vertrieb, das Ablaufdatum <strong>und</strong> die Zusammensetzung.Auf der Unterseite befindet sich ein kleiner, dreisprachigerWerbetext <strong>und</strong> der EAN-Code.[ … ]


<strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 201017La TisanièreLesbarkeitÜbersichtlichkeitWirkungEmotionaler AnspruchWie gut sind die Informationenzu lesen?Sind die Infos (Was? Zutaten?Verpackungseinheit? Markenname?)leicht zu finden, oderist Suchen notwendig?Wie wirkt es auf mich?Würde ich dieses Produkt gleichkaufen, oder gäbe ich anderenden Vorrang?Das Grossgeschriebenehat einen Schatten. Dieswirkt sich nicht optimal aufdie Lesbarkeit aus. DasKleingeschriebene istteilweise kursiv <strong>und</strong> etwaszu klein geraten.***Was es ist, ist zwar aufder Vorderseite zu finden,jedoch viel zu klein, umes auf den ersten Blick zusehen. Die Zutaten sindnur für Geübte auf denersten Blick zu erkennen(Bilder). Die Beschreibungist bei den Zutaten auf derSeite der Verpackung zufinden. Der Rest ist übersichtlich<strong>und</strong> schnell zu sehen.Durch das Grün der Verpackung<strong>und</strong> durch dieBilder der Kräuter wirkt dasDesign sehr frisch. DieZeichnung im ovalenFenster dagegen lässt dieseVerpackung ein wenig alterscheinen.***Nach dem Vergleich mitden anderen Verpackungenwürde ich es wohl ehernicht kaufen. Doch wennes nur diesen Tee gäbe, griffeich zu.*****Gemeinsamkeiten, AuffälligesDass bei Kräutertees die Kräuter auf der Verpackungabgebildet sind, ist eigentlich logisch. Interessant istjedoch, dass nur gerade bei einem der untersuchtenProdukte alle Hauptbestandteile abgebildet sind. Beiden anderen sind nicht alle Zutaten abgebildet, oderdie Bilder stellen gar nicht den Inhalt dar, sonderngeben nur an, dass es sich um Tee mit Kräutern handelt.Bei einem Produkt sind gar keine frischen Kräuterzu sehen, sondern nur ein Teebeutel.Interessant ist auch die Farbgestaltung der Produkte.Die Farben der Verpackungen sind in einem grünenoder violetten Ton gehalten. Auch Pastelltöne sindsehr beliebt. Es ist jedoch gut möglich, dass ich beimKauf unbewusst zu diesen Farben gegriffen habe.Obwohl ich mir extra Mühe gab, verschiedenartigeProdukte auszuwählen.Bemerkenswert ist, dass die fotografierten Personenbeide auf pastellfarbenen Verpackungen abgebildetsind. Auch der fertiggebraute Tee ist nur auf diesenpastellenen Schachteln zu finden.Die meisten Verpackungen strahlen Ruhe, Zufriedenheitoder Freiheit aus, oder versuchen dies wenigstens.Meiner Meinung nach sind dort, wo es nicht sogut gelingt, die Corporate Designer der Markenschuld. Diese versuchen, mit immer gleichen Produktdesignsfür Wiedererkennungseffekte zu sorgen<strong>und</strong> stellen sich bei der Gestaltung eines individuellenTees unüberwindbare Hürden in den Weg.SchlussfolgerungUm einen Wellness-Tee verkaufen zu können,braucht es einen Namen als Teehersteller, einengünstigen Preis oder eben ein ansprechendes Design.Die ersten beiden Punkte hat ein Unternehmen odereben (noch) nicht. Daran kann nicht schnell etwasgeändert werden.Beim Design geht es schon besser. Zuerst sollte dieVerpackung ausstrahlen, was das Produkt verspricht.Ruhe, Gemütlichkeit, Wohlbefinden ect. Gut gehtdies mit hellen, frischen Farben wie Grün, Violett,Hellblau, Weiss oder Gelb sowie deren Schattierungen.Auch eine Tasse mit fertigem Tee oder einePerson, welche am Entspannen ist, erweckt denWunsch, eben diesen Tee zu trinken oder es demModell gleichzutun <strong>und</strong> einfach nichts zu machen.Danach sollte das Produkt modern sein. Also,keine «altbackenen» Zeichnungen, sondern schlichteFormen, welche einfach zu verstehen sind. FrischeKräuter geben dem Ganzen einen zusätzlichen Frische-Kick.Sie sollten jedoch auch dem Inhalt entsprechen.Auch Informationen wie z.B. Markenname,Teebezeichnung <strong>und</strong> Zusammensetzung des Teesdürfen nicht irgendwo versteckt sein. Sie müssen aufden ersten Blick erkennbar sein, damit der K<strong>und</strong>egleich sieht, mit was für einem Produkt er es zu tunhat.Die untersuchten Teepackungen sind eigentlich ganzgut gestaltet, doch bei fast allen hätte ich noch Verbesserungsvorschläge(siehe Tabelle).


18 <strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 2010Das Rechnungswesen von Stefanie StalderDass das Rechnungs-Wesen zwar den abschreckenden Auftritt liebt, aber im Gr<strong>und</strong>e ein harmloses ist, zeigtStefanie Stalder aus der BH2B in ihrem Comic. Erstmals erschienen im Schweizer Buchhandel vom April 2010.


<strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 201019Eine kurze Geschichteder BuchhaltungAntikeMesopotamien liefert die ältesten bisher gef<strong>und</strong>enenRelikte, welche kaufmännische Aufzeichnungen darstellen.Damals hielten Kaufleute aus eben diesemGr<strong>und</strong> ihre Gewinne (oder Verluste) in Keilschrift aufTontafeln fest, denn bereits 3500 v.Chr. verlangtenKönige einen Teil des Gewinnes als Abgaben. Von daaus, so wird vermutet, wanderte die (noch einfache)Technik Richtung Mittelmeer (Babylonien, Ägypten),wo Papyrusfetzen die Existenz von «Soll» <strong>und</strong>«Haben» belegen. Die Inder kannten die einfacheBuchhaltung mindestens seit ca. 200 n.Chr. Da vor3000-4000 Jahren zum grossen Teil noch mit Naturaliengehandelt wurde, wurden jeweils die blossenGeschäftsvorgänge als Plus dem Minus gegenübergestellt,etwa: «Zwei Schafe bekommen» – «DreiSack Korn gegeben». Den Anfangsbestand der jeweiligenWare trug der Händler oben in der Liste ein <strong>und</strong>so konnte er anhand der folgenden Geschäftsfällenachverfolgen, wie viel er noch besitzen müsste.Auch Listen von Schuldnern <strong>und</strong> Gläubigern auf Tontafelnwurden gef<strong>und</strong>en. In der Antike besassen diemeisten Städte Zentralverwaltungen, welche auch diefinanziellen Dinge genau dokumentieren.MittelalterDie Art der Aufzeichnungen blieb lange Zeit unverändert,da die meisten Händler mit nur einer oderwenigen verschiedenen Warenarten handelten. Diesänderte sich mit der zunehmenden Entdeckung neuerWaren durch Kontakt zu bisher fremden Kulturen,etwa zu den Chinesen im Mittelalter. Weite Streckenwurden überbrückt, sodass man gleich von möglichstvielen Dingen viel einkaufte, damit die langen Reisenauch rentierten. Erste Aufzeichnungen, die man alsdoppelte Buchhaltung bezeichnen kann, findet mandenn auch in den mittelalterlichen europäischen Handelszentren,wie Genua, Florenz, Lübeck <strong>und</strong> vorallem Venedig, welches bis zur Renaissance den Mittelmeerhandelfast vollständig beherrschte. Dort wurdedie heute gebräuchliche Buchhaltungstechnikentwickelt, wahrscheinlich im Austausch unter denvenezianischen Händlern, die damals wohl die bestenihrer Zunft waren. Die Kontokorrentrechnung (Aufzeichnungvon Forderungen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten)übernahmen sie aus Genua, denn die dortige Regierungverwendete diese Technik schon ab 1340 zurbesseren Übersicht der Staatsfinanzen. Doch erst inVenedig, wo auch das Bankgeschäft blühte, fand dieKontokorrentrechnung Eingang ins alltäglicheGeschäftsleben. Ab 1495 findet man in den Geschäftsbüchernder Venezianer die Idee, für verschiedeneKosten- <strong>und</strong> Einnahmeposten eigeneKonten zu führen, welche nicht in verschiedenenListen, sondern fortan in einem einzigen Journaldoppelt aufgezeichnet wurden. Die Beherrschungder Doppelten Buchhaltung war eines der ErfolgsgeheimnisseVenedigs zum Aufstieg zur Renaissancesupermacht.Niedergeschrieben wurde dasGeheimnis der «venezianischen Methode» vomMönch Luca Pacioli in einem Lehrbuch über verschiedenemathematische Gebiete (1494), welcher deshalbfälschlicherweise oft für den Erfinder der doppeltenBuchhaltung gehalten wird.Der Gr<strong>und</strong>gedanke der doppelten Buchführung istmathematisch nicht anspruchsvoll, sondern einfach:alles, was in einer Firma passiert, wird zweimal aufgeschrieben.Hat ein Kaufmann zum Beispiel ein FassWein für zehn Dukaten verkauft, dann notiert er aufseinem Konto «Weinvorräte» die Buchung -19 Dukaten,auf seinem Konto «Kasse» die Buchung +10Dukaten. Doppelt verbuchte Geschäftsvorgängeermöglichen zu jeder Zeit eine «Bilanz». Das Wortstammt auch aus dem Italienischen «bilancia» (Waage).Wie bei der Waage gibt es zwei Schalen. Die rechtePassiva-Schale zeigt das Geld an, das in der Firmasteckt, die linke Aktiva-Schale zeigt Geld <strong>und</strong> Dinge,die der Firma gehören.Der erste KonzernAls ambitionierter Kaufmann reiste man natürlichnach Venedig, um diese Technik zu lernen. Eingewisser Jakob Fugger tat dies in jungen Jahren; Ersollte der Begründer des ersten Handelskonzernssein, der über ganz Europa Filialen hatte <strong>und</strong> mitallerlei Waren sowie Anleihen <strong>und</strong> Darlehen handelte,er verwaltete als Erster nicht mehr Geld, sondernKapital. Er lernte von den Italienern <strong>und</strong> setzte derdoppelten Buchhaltung die Krone auf: Als Ersterbegann er damit, periodisch Bilanz zu ziehen <strong>und</strong>Erfolgsrechnungen aufzustellen. Sein BuchhalterMatthäus Schwarz wurde zu einer «Buchhaltungs-Legende», gemäss heutiger Kenntnis war dessenAnteil am Erfolg Jakob Fuggers enorm. Bei der schierenGrösse des Fugger-Konzens, der über 200 Jahresowohl weltlich als auch geistlich zu den mächtigstenInstitutionen in Europa gehörte, war für die Fuggereine übersichtliche Darstellung der Geschäftsvorgängeexistenziell. Sie verdankten der Errungenschaft dernun vollständigen Buchführung mit Bilanz einenGrossteil ihres Gewinns. Bis heute hat sich die Art derBuchführung höchstens formal verändert, doch technischwird sie in jedem Geschäft noch so angewendetwie vor 600 Jahren.Silvio Kohler, BH2BWeiter lesen: de.wikipedia.org, Nikolaus Piper, Geschichte derWirtschaft, Beltz 2007 (E-Book 2009)


20 <strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 2010Finger-TippsShmogglen – oder die Notwendigkeitwichtige von unwichtigenTreffern zu unterscheiden«Ich lebe ständig mit dem Gefühl, eine Informationzu versäumen oder zu vergessen. Und dasSchlimmste: Ich weiss noch nicht einmal, ob das,was ich weiss, wichtig ist […]» Schirrmacher führtin «Payback» 1 aus, dass Computer <strong>und</strong> Internetunser Verhalten <strong>und</strong> unser Gehirn verändern. Ersagt, dass wir wieder lernen müssen, welche Informationwichtig ist <strong>und</strong> welche nicht.Recht hat er! Ganz besonders passt seine Forderungzu unserer Nutzung von Suchmaschinen. Viel zu oft– <strong>und</strong> viel zu gedankenlos – überlassen wir Google&Co. die Entscheidung darüber, welche Informationwichtig ist <strong>und</strong> welche nicht. Die ersten Treffer nacheiner Suchanfrage werden von uns meistens alswahr <strong>und</strong> wichtig angenommen, während wir diefolgenden Treffer ignorieren. Ergebnisse 1 – 10 vonungefähr 169‘000 für siri hustvedt – doch vielleichtist gerade der 26. Treffer zur Autorin Siri Hustvedtfür meine Recherche wichtig.Die Suchergebnisse von Google& Co. haben wenigmit der Wichtigkeit <strong>und</strong> Verlässlichkeit einer Websiteoder gar mit der Qualität der Website-Inhaltezu tun. Wie aber entsteht diese Trefferliste? Nein,keiner kann Treffer kaufen 2 <strong>und</strong> die Websites werdenauch nicht nach Wichtigkeit geordnet. Es gehtvielmehr um deren Popularität <strong>und</strong> Verlinkung.Bei einer Suchanfrage bei Google& Co. werdenmehrere H<strong>und</strong>erte oder gar Tausende von Treffernaufgelistet. Wären diese Treffer völlig ungeordnet,wäre uns nicht viel geholfen. Deshalb ist eine derwichtigsten Leistungen der Suchmaschinen die Auflistungder Suchergebnisse nach einer bestimmtenReihenfolge. Nachdem der User eine Suchanfragestellt, wird der Index der Suchmaschine mit denSuchbegriffen verglichen. Bei diesem Vergleichweist die Suchmaschine jeder Website einen Relevanzwertzu. Aufgr<strong>und</strong> dieses Wertes werden dieWebsites in der Trefferliste in eine Reihenfolgegebracht. Die Suchmaschine macht also für denUser eine Relevanzbeurteilung aufgr<strong>und</strong> bestimmterRegeln. Diese Regeln, auch Ranking genannt, sindkomplex <strong>und</strong> Google& Co. machen ein Geheimnisdaraus. Es gibt aber bekannte Kriterien, welche dieTrefferliste immer beeinflussen: Allen Usern ist klar:Je häufiger der Suchbegriff vorkommt <strong>und</strong> wenndieser bereits am Anfang der Website steht, destohöher das Ranking in der Trefferliste. Viele Userwissen auch, dass öfters aktualisierte Websites <strong>und</strong>die Nähe der Suchbegriffe das Ranking positivbeeinflussen. Und ebenfalls, dass die Metadaten 3<strong>und</strong> Metatags 4 für die Erstellung der Trefferlisteberücksichtigt werden. Nun zählt aber beim Rankingvor allem das Verhalten aller User von Google&Co.: Je häufiger eine Website besucht wird, destohöher wird sie bewertet. Zusätzlich werden dieLinksstrukturen einer Website analysiert: Je höherdie Zahl eingehender Links auf einer Website ist,desto höher wird sie gewichtet. Es wird auch dieWebsite analysiert, die das Votum abgibt. DasVotum einer Website, die selber «wichtig» ist, zähltmehr <strong>und</strong> verhilft zu einem höheren Ranking.Jede Suchmaschine kennt noch weitere Ranking-Kriterien. Folglich lohnt sich – vor allem bei komplexenSuchen – die Abfrage bei mehreren Suchmaschinen.Verschiedene Suchmaschinen bewerten(«ranken») keineswegs zur selben Zeit immer dieselbenWebsites in ihren Trefferlisten. Wer mehr alsGoogle einsetzen will, findet bei Suchfibel [www.suchfibel.de] einen Überblick. Noch etwas aktueller<strong>und</strong> übersichtlicher ist SPRINT [http://sprint.informationswissenschaft.ch],das Schweizer Portal fürdie Recherche im Internet.Übrigens: Wie die Trefferliste ohne Relevanzbeurteilungaussehen würde, zeigt eine Suchanfrage beiShmoogle [www.shmoogle.org]. Shmoogle wirbeltdie gef<strong>und</strong>enen Websites nach einem Zufallsprinzipwild durcheinander. Da wird die von Schirrmachergeforderte Fähigkeit einzuschätzen, welche Informationwichtig ist <strong>und</strong> welche nicht, essentiell.Barbara Weger,Fachlehrerin Bibliografie <strong>und</strong> Recherche1Frank Schirrmacher, Payback. Warum wir im Informationszeitaltergezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, <strong>und</strong>wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen.978-3-89667-3367, Geb<strong>und</strong>en, Blessing 20092Es gibt AdWords. Das sind gekaufte Anzeigen. Sie sind farblichvon der Trefferliste abgehoben <strong>und</strong> erschienen neben oder überden Suchergebnissen. Sie erschienen im Kontext der vom Usergesuchten Suchwörter.3Metadaten sind HTML-Elemente wie Titel, Überschriften, URL,Top Level Domain.4Metatags sind Begriffe, die der Websitebetreiber in den HTML-Code integriert. Diese Begriffe sind für den User der Websitenicht sichtbar. Wer bspw. eine Website für eine Reise-Fachbuch-handlung erstellt, wird Metatages wie Bücher, Reiseliteratur,Reisen, Toskanaromane, Reiseführer, Stadtführer, Reisewörterbücher,Finnland etc. definieren.


<strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 201021AusflugVisite de l’école professionnellede commerce de LausanneSuite à notre visite de l’école professionnelle decommerce de Lausanne, département des libraires,nous tenons, Barbara Weger et moi-même, TanjaMesserli, à exprimer nos vifs remerciements à Monsieurle Prorecteur, Yves Forestier qui, nous ayantinvitées, est venu en personne nous chercher à lagare. C’est dans cette école que tous les librairesfrancophones suisses accomplissent leur formation.Actuellement on compte 5 classes.Le département des libraires de l’école professionnellede Lausanne utilise sa petite taille commepoint fort et favorise la communication entre lesenseignants et le développement continuel del’enseignement en travaillant intensivement avec lae-plate-forme CLAROLINE obtenant ainsi des résultatstrès probants.Nous avons visité l’école, passé un bon moment ensalle des maîtres, et avant tout, nous nous sommesfait montrer et expliquer le nouveau Plan d’enseignement.Prises par l’intérêt de cette démonstration,nous avons complètement oublié defaire des photos. Nous en avons seulement quelques-unesà l’entrée comme souvenir.Pour clore notre visite, nous sommes allées en compagniedu bibliothécaire Christian Benoît faire letour des librairies lausannoises. A la FNAC, chez Payotet aux yeux fertiles, il nous a présenté des élèvesactuels et d’anciens élèves de son école.Nous remercions vivement messieurs Yves Forestier,Christian Benoît, le responsable de e-Learning, Jean-Luc Moret, l’interprète madame Yasmin Forestierpour cette agréable journée et pour l’excellente collaborationque nous entretenons dans les différentescommissions de nos associations.Traduction: Mary-Claude RothMEInfoabend 2010Neun<strong>und</strong>zwanzig Berufsbildnerinnen <strong>und</strong> Berufsbildneraus verschiedenen Teilen der Schweiz habenam 15. März ihren Weg zu uns gef<strong>und</strong>en. DerSchwerpunkt des diesjährigen Anlasses war derUnterricht. Die Fachlehrpersonen haben aufgezeigt,wie die neue Bildungsverordnung in der Schuleumgesetzt wird. Wir haben aber auch über die Lernzielein den Buchhandlungen <strong>und</strong> die Lerndokumentationgesprochen <strong>und</strong> bei einem feinen Apéro vieleandere interessante Themen der Ausbildung bilateralbesprechen können.Herzlichen Dank allen, die gekommen sind <strong>und</strong>allen, die diesen Anlass mit organisiert haben.ME


22 <strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 2010009 t 2009 nnnn nnnn alt alt nnnn nnnn neu neuSchultage BuchhandelFR2010/11 2010/11 MO MO DI DI MI MI DO DO FR FRBB1A BB1ABB1B BB1BBB2A BB2ABB2B BB2BBH3A BH3ABH3B BH3B2012/13 2012/13 MO MO DI DI MI MI DO DO FR FRBB1A BB1ABB1B BB1BBB2A BB2ABB2B BB2BBB3A BB3ABB3B BB3BFR2011/12 2011/12 MO MO DI DI MI MI DO DO FR FRchhandelBB1A BB1ABB1B BB1BBB2A BB2ABB2B BB2BBB3A BB3ABB3B BB3B2013/14 2013/14 MO MO DI DI MI MI DO DO FR FRBB1A BB1ABB1B BB1BBB2A BB2ABB2B BB2BBB3A BB3ABB3B BB3B9 nnnn alt nnnn neu2010/11 MO DI MI DO FRBB1ABB1BBB2ABB2BBH3ABH3B10 Infos zum StartAnmeldung: Sie können das Anmeldeformularauf der Website www.wksbern.ch herunterladen.Es ist ein einzelner Menüpunkt bei der Gr<strong>und</strong>bildung> Buchhändler/inVerkürzte Lehre: Die Lernenden mit verkürzterLehrzeit steigen im 2. Lehrjahr ein. Der Besuch desberufsk<strong>und</strong>lichen Unterrichts im 1. Lehrjahr ist freiwillig.2011/12 Dispensationen: MO DIDie DispensationsregelungenMI DO FRwerden von den Kantonen bestimmt, genauereBB1AAusführungen s. <strong>Pegasus</strong> 98 (auch als Online-BB1B Ausgabe verfügbar).BB2ABB2B BM1: Interessierte müssen über die üblichenEmpfehlungen (analog Übertritt ins Gymnasium)BB3Averfügen, bitte bei der Anmeldung beilegen.BB3BSchultage: Zwei bis zweieinhalb Tage, das hängtvon der Vorbildung in Deutsch <strong>und</strong> Literatur ab.2012/13 MO DI MI DO FRBildungsverordnung: Den Wortlaut finden SieBB1A auf unserer Website. Der Menüpunkt bei derBB1B Gr<strong>und</strong>bildung > Buchhändler/in heisst: «Die neueBuchhändlerin».BB2ABB2BLernmaterial: Das Lehrmittel für den berufsk<strong>und</strong>lichenUnterricht <strong>und</strong> die Lerndokumentation fürBB3ABB3B die betriebliche Bildung werden den Lehrbetriebendirekt vom SBVV zugestellt.Einführungskurse: Es gibt keine Einführungskursemehr.2013/14 MO DI MI DO FRÜberbetriebliche Kurse: Die Daten finden sichBB1A auf der Website des SBVV www.swissbooks.ch.BB1BBB2A Ferien: 2010 sind sechs Wochen Sommerferien:BB2B vom 3. Juli 2010 bis zum 15. August 2010BB3AUnterlagen: St<strong>und</strong>enplan <strong>und</strong> Informationsmaterialenwerden den Lernenden <strong>und</strong> Lehrfirmen vorBB3Bdem Schulbeginn direkt zugestellt.


<strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 201023Qualifikationsverfahren 2010Das Qualifikationsverfahren für die Abschlussklassenbeginnt am Montag, den 31. Mai 2010 <strong>und</strong> dauertzwei Wochen. Die persönlichen Informationen mitden genauen Prüfungszeiten haben die Kandidatinnen<strong>und</strong> Kandidaten vor den Frühlingsferienerhalten. Dank einem neuen Prüfungsverwaltungsprogrammwerden die Termine richtig übersichtlichdargestellt <strong>und</strong> Fehler besser erkannt<strong>und</strong> vermieden.Das Qualifikationsverfahren ist eine emotionaleAngelegenheit, weil für unsere Lernenden so vieldavon abhängt. Es ist mir, dem PrüfungsleiterGiusep Bass <strong>und</strong> der Leiterin des PrüfungssekretariatsHeidi Blank sehr wichtig, dass so wenigStress wie möglich entsteht. Was geplant werdenkann, haben wir deshalb sehr genau geplant. Fürdas Unplanbare werden sich erfahrungsgemäss auchLösungen finden.Auf ein gutes, erfolgreiches Qualifikationsverfahren!MENeues Freifach TheaterAb nächsten Sommer bieten wir das Freifach Theateran. Dank dem neuen Konzept von Hans Schill<strong>und</strong> Marianne Rohrer, dank der Unterstützungunseres Hausdienstes bei der Raumsuche <strong>und</strong> dankMarkus Gsteiger, dem Verantwortlichen für denZusatzunterricht, können wir dieses schöne Freifachwieder ins Programm aufnehmen. Wir sind sicher,dass viele Lernende sich interessieren <strong>und</strong> bitten dieLehrfirmen fre<strong>und</strong>lich, diesen den Besuch zu ermöglichen.Von einem Unterricht, der der Auftrittskompetenzdient, können alle nur profitieren.KursbeschreibungDie Teilnehmenden erlernen die Gr<strong>und</strong>lagen derTheaterimprovisation <strong>und</strong> bekommen Gelegenheit,die Umsetzung verschiedener Schauspieltechnikenzu üben. Die Arbeit an einer Rolle ist im Unterrichtein Schwerpunkt. Auch die Arbeit am Körper wieKörperausdruck, Gestik, Koordination ist ein zen-traler Aspekt dieses Freifachs. Theaterspiel bedeuteteine schöne Abwechslung zum Berufsalltag. Gleichzeitigist es eine gute Gelegenheit, Techniken zuerlernen, die einem für Auftritte im beruflichenUmfeld nützlich sind.ZielpublikumDas Freifach Theater richtet sich an alle Lernendender Gr<strong>und</strong>bildung. Dabei sind Theater- <strong>und</strong> Schauspielbegeisterteebenso angesprochen wie Lernende,die Interesse an Körperarbeit, Sprache <strong>und</strong>Stimme generell haben.KursAm Montag, 18 bis 20.35 Uhr an der WKS <strong>Bern</strong>.Kursleiterin: M. RohrerAnmeldetermin23. August 2010. Anmeldeformulare sind onlineoder in der Broschüre «Zusatzunterricht 2010/11»erhältlich.MEHintergründe im Bild IIIWo arbeiten die Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer,wenn sie nicht unterrichten?Zum Beispiel im Lehrerzimmer.(Aber aufs Bild wollte wieder keiner.)


24 <strong>Pegasus</strong> | <strong>Nr</strong>. 99, April / Mai 2010Zu guter Letzt …GratulationWir gratulieren zum Diplom als Fachlehrperson:Gabriela Fernandez (EHB1 <strong>und</strong> EHB2)Marianne Rohrer (EHB1)Silvia Mauerhofer (EHB1)Daniela Schenk (EHB1)Weiterbildung läuft naturgemäss neben allen anderenHerausforderungen des Berufsalltages <strong>und</strong> bedeutetaufgr<strong>und</strong> der Diplomarbeit einen hohenZusatzaufwand.Dank der BuchbrancheOhne Susanne Schertenleib von Huber <strong>und</strong> Langkönnten wir das Thema Fachbuchhandel im 3. Lehrjahrnie so gut abr<strong>und</strong>en. Danke für den Empfang!Auch Stämpfli sind wir jedes Jahr dankbar für dieFührung durch die Druckerei <strong>und</strong> die Erklärungenzur Buchherstellung. Und das w<strong>und</strong>erschöne Paketvom Schwabe Verlag hat uns sehr gefreut. Merciunserer Ehemaligen Daniela Schilliger!MEGut gemacht!MEWanted: BramannLiebe Leute!Klassenreisen 2010Die BH3A fährt nach Edinburgh.Begleitung: Kathrin Marczona <strong>und</strong> Mireille JulienAbreise: Mittwoch, 12. Mai mittagsRückkehr: Sonntag, 16. Mai nachmittagsDie BH3B fährt nach Wien.Begleitung: Hans Schill <strong>und</strong> Lukas GerberAbreise: Mittwoch, 12. Mai abendsRückkehr: Samstag, 15. Mai abendsNatürlich dürft ihr meinenBramann* ausleihen.Mach ich ja auch.Aber stellt ihn doch dorthinzurück, wo ihr ihngenommen habt!Mach ich ja auch.Ich bin euch allen dankbar,wenn er bald wiederin unserem Schrank steht.Merci!Ronja Schlotterbeck, BH2Aim Namen aller, die gerade ihre Lehrmittel suchen*«Bramann» könnte ohne Probleme auch «Student’s Book»,«TTS», «Basic Law», «Basic Accounting» etc sein.ImpressumDer «<strong>Pegasus</strong>» erscheint fünf Mal im Jahr. Auch auf www.wksbern.chRedaktion: Tanja Messerli (ME) | <strong>Wirtschafts</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kaderschule</strong> KV <strong>Bern</strong>, Abteilung BuchhandelBild: Tanja Messerli (Wo nicht anders erwähnt) Grafik: Neidhart GrafikPostfach 6936, 3001 <strong>Bern</strong> | Fax 031 380 30 35 | tanja.messerli@wksbern.ch

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