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TITLE, INNER SECTION<br />

Routemaster<br />

Immer Rot, niemals tot 34<br />

Polaroid<br />

Rückkehr des Zauberbilds 54<br />

Glashütte<br />

Wo Uhren auf den Strich gehen 12<br />

Freitag<br />

Wenn der LKW zur Tasche wird 67<br />

Nussbaum<br />

Wie ein Furnier Zeitgeist bestimmt 72<br />

Heft 1 Mai 2009 4,50 Euro www.retrotrend.de<br />

Eine rollende Legende auf Londons Straßen: der Routemaster | story | 34<br />

Immer rot, niemals tot<br />

Text: Michael Gubisch<br />

Fotos: London Transport Museum,<br />

Daniel Berehulak (Getty Images), Michael Gubisch<br />

„Das ist der richtige Londoner Bus!“<br />

rufen Fahrgäste, wenn sie den Routemaster<br />

erklimmen, in dem Balwinda<br />

Bassra Schaffnerin ist. „Die Leute lieben<br />

ihn.“ Auf der Linie 15, da fährt er<br />

noch – zwischen Tower und Trafalgar<br />

Square. Ansonsten ist nicht mehr viel<br />

zu sehen von dieser fahrenden Londoner<br />

Legende. Aber das wird sich bald<br />

wieder ändern, sagt Bürgermeister<br />

Boris Johnson.<br />

Routemaster: Was für ein Name für einen Linienbus!<br />

Und die Londoner kennen ihn auch<br />

darunter, im Gegensatz zu anderen Bustypen,<br />

die no names blieben. Mit der offenen Einstiegsplattform<br />

hinten, dem Motor vorn hinter<br />

dem Kühlergrill, dem separaten Fahrerhaus<br />

und der knallroten Farbe sticht er aus jedem<br />

Verkehrsstau hervor. Ein alter Bekannter. Londoner<br />

Busse sind seit den zwanziger Jahren<br />

rot. Chanel bietet den Ton mittlerweile sogar<br />

als Nagellack an. Auch die offene Plattform<br />

hinten gibt es schon so lange. Unter den wachsamen<br />

Augen des Schaffners ging man die<br />

Wendeltreppe hinauf und genoss die Aussicht<br />

vom Salon auf dem Oberdeck.<br />

„Der Routemaster ist ein Symbol für London.<br />

Wahrscheinlich ist er der beste Bus, der je gebaut<br />

wurde“, so Oliver Green, Chefkurator<br />

des „London Transport Museum“ in Covent<br />

Garden. Nach seiner Einführung 1958, fuhr<br />

der RM im alltäglichen Liniendienst fast ein<br />

halbes Jahrhundert lang bis Ende 2003 und<br />

überdauerte dabei Generationen von Linienbussen,<br />

die seit Mitte der sechziger Jahre<br />

eingesetzt wurden – eigentlich, um ihn zu ersetzen.<br />

Ein Beweis der soliden und wartungsfreundlichen<br />

Konstruktion. Ursprünglich war<br />

der Bus für eine Lebensdauer von nur 17 Jahren<br />

konzipiert worden.<br />

Eine rollende Legende auf Londons Straßen: der Routemaster | story | 36 37<br />

Busüberholung in Aldenham: Die Werkstätten<br />

wurden 1986 geschlossen.<br />

Silbernes Kronenjubiläum 1977: fehlt<br />

eigentlich nur noch eine Tasse Tee.<br />

Der ideale Bus<br />

Verantwortlich für das neue Flaggschiff wurde<br />

der langjährige Chefkonstrukteur von „London<br />

Transport“, Molteno „Bill“ Durrant.<br />

Um dem idealen Bus auf die Spur zu kommen,<br />

machte er zuerst eine Umfrage unter den<br />

Einsatzleitern in den Depots und bat sie, sich<br />

von allen herkömmlichen Vorstellungen und<br />

Beschränkungen freizumachen und ihre Bedürfnisse<br />

von Grund auf neu zu überdenken.<br />

Durrant und sein Team waren offen für Neues:<br />

Eingang vorn, hinten, in der Mitte oder gar<br />

in Kombination, ebenso Motor vorn, hinten<br />

oder unter dem Fußboden? Sogar die Frage,<br />

ob doppelstöckig oder nicht – alles wurde zur<br />

Disposition gestellt. Heraus kam ein nüchternes<br />

Ergebnis: die Mehrheit wollte einen zweistöckigen<br />

Bus mit offener Eingangsplattform<br />

hinten und Frontmotor. Alles wie bisher.<br />

Einstöckige Modelle hatten in New York zu<br />

Überfüllung während der Hauptverkehrszeiten<br />

geführt. Vom Mangel an Sitzplätzen<br />

genervt, benutzten dann dort weniger Passagiere<br />

den Bus in den Stunden außerhalb der<br />

rush hour. Einem Fronteingang standen die<br />

einflussreichen Gewerkschaften skeptisch gegenüber,<br />

weil man glaubte, dass Fahrgäste an<br />

Haltestellen mit unterschiedlichen Bustypen<br />

durcheinander kämen, insbesondere ältere<br />

und sehbehinderte Menschen.<br />

Wenn schon nicht konzeptionell, so wollte<br />

Durrant mit dem zukünftigen Modell jedoch<br />

technisch einen großen Schritt nach vorn machen.<br />

Um Gewicht zu sparen, sollte der neue<br />

Bus eine selbsttragende Karosserie haben.<br />

Bisher saßen Motor, Getriebe und Achsen an<br />

einem eigenständigen Fahrgestell, das als tragender<br />

Unterbau für das gesamte Fahrzeug<br />

diente. Nun sollte die Karosserie selbst alle<br />

Kräfte aufnehmen und Basis für die Antriebs-<br />

und Fahrwerksteile werden. Doch damit<br />

nicht genug: Um noch leichter zu sein, sollte<br />

das Ganze auch noch aus Aluminium gebaut<br />

werden. Während des Kriegs hatte man die<br />

Werkstätten von „London Transport“ und<br />

„Park Royal Vehicles“ auf die Produktion von<br />

Halifax Bombern für die „Royal Air Force“<br />

umgestellt und dabei viel Erfahrung mit dem<br />

modernen Leichtbauwerkstoff gesammelt.<br />

Wie im Flugzeugbau, konstruierten die Ingenieure<br />

den Routemaster aus standardisierten,<br />

problemlos auswechselbaren Einzelteilen.<br />

Alter Bus ganz neu<br />

Langlebigkeit, kurze Liegezeiten und größtmöglicher<br />

Komfort waren die Ziele für den<br />

neuen Bus. Durrant wusste, es galt sich gegen<br />

eine neuen Mitbewerber zu behaupten: dem<br />

Auto. Eine Fahrt in „London’s Bus of the Future“<br />

sollte ebenso behaglich sein wie im Privatwagen.<br />

Deshalb betteten die Ingenieure den Routemaster<br />

auf moderne Stoßdämpfer mit Spiralfedern,<br />

statt der bis dato üblichen harten<br />

Blattfedern und installierten auch das erste<br />

Mal in einem Linienbus eine Heizung. Für<br />

die Fahrer gab es in den Serienmodellen Servolenkung,<br />

automatisierten Gangwechsel<br />

ohne ein Kupplungspedal treten zu müssen<br />

und eine moderne hydraulische Bremsanlage<br />

vom amerikanischen Flugzeughersteller Lockheed<br />

– mit Bremskraftverstärker. Auch der<br />

lange Handbremshebel verschwand neben der<br />

Schiebetür und gelangte an die linke Seite des<br />

Fahrerhauses. Diese neuen Standards brachten<br />

in den Depots dem Roadmaster den Titel „the<br />

driver’s bus“ ein.<br />

Verantwortlich fürs die äußere und innere<br />

Optik wurde der Industriedesigner Douglas<br />

Scott. Der gelernte Silberschmied hatte früher<br />

im Londoner Büro von Raymond Loewy<br />

gearbeitet und bereits 1948 den einstöckigen<br />

„AEC Regal Four“ für „London Transport“<br />

(LT) entworfen. Sein Lohn kam, wie er sagte,<br />

aus LTs Kleingeldkasse. Er verfeinerte die<br />

Rundungen des Vorgängermodells, änderte<br />

die Fensteraufteilung und konzentrierte sich<br />

auf ein neues Gesicht für Londons Straßen –<br />

zufrieden wurde er damit allerdings nie.<br />

Als der Prototyp RM1 am 24. September<br />

1954 der Öffentlichkeit präsentiert wurde,<br />

hatte er ein glattes, ausgewogenes, fast avant-<br />

35<br />

Seine Busse entwarf „London Transport“<br />

traditionell selbst und ließ sie durch Tochterfirmen<br />

bauen: AEC („Associated Equipment<br />

Company“) in Southall, Westlondon, fertigte<br />

die Motoren, Achsen und Antriebe, die Karosserieschwester<br />

„Park Royal Vehicles“ den<br />

Aufbau.<br />

Den Grund, warum in London eigens für den<br />

Hauptstadtverkehr gebaute Fahrzeuge unterwegs<br />

waren, sieht Oliver Green im hohen<br />

Passagieraufkommen. Mit rund 8,6 Millionen<br />

Einwohnern lebten 1939 über eine Million<br />

mehr Menschen in der Stadt als heute. Seit den<br />

zwanziger Jahren erlebte das Nahverkehrs<strong>system</strong><br />

eine Blütezeit, in der nicht nur die Passagierzahlen<br />

stiegen und London Transport zum<br />

Vorbild für Städte in aller Welt wurde, sondern<br />

auch moderne Technik und Kunst in die<br />

Stationen, Tunnel, Züge, Busse und Schilder<br />

Einzug hielten.<br />

An der Spitze stand Frank Pick, Managing<br />

Director von „London Transport“ und Mitbegründer<br />

der „Design and Industries Association“.<br />

Pick ging es nicht nur darum, den<br />

Londonern ein exzellentes U-Bahn- und Busliniennetz<br />

zur Verfügung zu stellen, sondern sie<br />

auch mit gutem Design und schönen Dingen<br />

zu umgeben. Aus diesem Geist entsprang der<br />

Routemaster. 1948, als der Regent Three (RT),<br />

der Vorläufer des RM, das Rückrad der Dieselbusflotte<br />

bildete, erlebte London Transport<br />

seinen Höhepunkt. Fast 100.000 Mitarbeiter<br />

taten ihren täglichen Dienst im Unternehmen,<br />

die Serienproduktion des bereits vor dem<br />

Krieg entwickelten RT lief auf Hochtouren –<br />

mehr als 7.000 Exemplare wurden bis 1954<br />

gebaut. Die weltweit größte Busflotte entstand<br />

und die Entwicklungsingenieure machten sich<br />

bereits Gedanken über die nächste Generation<br />

des roten Doppeldeckers.<br />

gardistisches Antlitz, das wesentlich moderner<br />

wirkte als bei den später berühmt gewordenen<br />

Serienmodellen. Aufsehen erregte er jedoch<br />

nicht, noch nicht einmal im Hinblick auf die<br />

fortschrittliche Technik. Der Motor vorn und<br />

Einstieg hinten erschien dem Fachpublikum<br />

bereits damals zu konventionell.<br />

Die sorgfältig ausbalancierte Front war allerdings<br />

auch der Schwachpunkt der Konstruktion:<br />

Eingeschränkt durch die Längenvorgabe<br />

von maximal 27 Fuß, hätte ein, wie gewöhnlich,<br />

vorn installierter Kühler ein bisschen zu<br />

fett aufgetragen. Um den Passagierkomfort<br />

gegenüber dem RT zu erhöhen, war die Gesamtlänge<br />

von 26 Fuß bis zum erlaubten Maximum<br />

vergrößert und dazu ebenfalls die vordere<br />

Kabinenwand weiter nach vorn gebracht<br />

worden. Einfallsreich wie die Briten sind,<br />

schraubten sie den Kühler einfach hinter dem<br />

Motor flach unter die Karosserie.<br />

Funktioniert hat diese kunstvolle Installation<br />

allerdings nicht sehr verlässlich, und so musste<br />

das Aggregat samt eines konventionellen Grills<br />

wieder zurück an die Front. Die Maximallänge<br />

für zweiachsige Fahrzeuge wurde kurzerhand<br />

auf 30 Fuß erhöht und der Routemaster<br />

um vier Zoll gestreckt; am Ende wurde die<br />

Basisversion ganze 27’6’’ lang. Die Ingenieure<br />

senkten den linken Kotflügel ab, um die Sicht<br />

für die Fahrer zu verbessern, und machten die<br />

Frontansicht durch weitere Rundungen im<br />

Laufe der Testphase zwischen 1954 und 1958<br />

geschmeidiger.<br />

Staatsmännisch: Routemaster vorn und<br />

dahinter Regent Three.<br />

Gute, alte Technik: Der Ticketautomat<br />

der Londoner Busgesellschaften.<br />

Der Gentleman bittet zur Kasse: Billiger<br />

Einpersonenbetrieb war nicht möglich<br />

mit dem Routemaster. Einer fuhr, einer<br />

kontrollierte.<br />

Dank Spiralfedern und Einzelradaufhängung<br />

kippt der RM mit vollbesetztem<br />

Oberdeck erst bei 32° um – beim<br />

Vorgängermodell waren es 28°.<br />

Salonfähig: Douglas Scotts überaus<br />

robuste und schmutzunempfindliche<br />

moquette.<br />

Eine rollende Legende auf Londons Straßen: der Routemaster | story | 34<br />

Immer rot, niemals tot<br />

Text: Michael Gubisch<br />

Fotos: London Transport Museum,<br />

Daniel Berehulak (Getty Images), Michael Gubisch<br />

„Das ist der richtige Londoner Bus!“<br />

rufen Fahrgäste, wenn sie den Routemaster<br />

erklimmen, in dem Balwinda<br />

Bassra Schaffnerin ist. „Die Leute lieben<br />

ihn.“ Auf der Linie 15, da fährt er<br />

noch – zwischen Tower und Trafalgar<br />

Square. Ansonsten ist nicht mehr viel<br />

zu sehen von dieser fahrenden Londoner<br />

Legende. Aber das wird sich bald<br />

wieder ändern, sagt Bürgermeister<br />

Boris Johnson.<br />

Routemaster: Was für ein Name für einen Linienbus!<br />

Und die Londoner kennen ihn auch<br />

darunter, im Gegensatz zu anderen Bustypen,<br />

die no names blieben. Mit der offenen Einstiegsplattform<br />

hinten, dem Motor vorn hinter<br />

dem Kühlergrill, dem separaten Fahrerhaus<br />

und der knallroten Farbe sticht er aus jedem<br />

Verkehrsstau hervor. Ein alter Bekannter. Londoner<br />

Busse sind seit den zwanziger Jahren<br />

rot. Chanel bietet den Ton mittlerweile sogar<br />

als Nagellack an. Auch die offene Plattform<br />

hinten gibt es schon so lange. Unter den wachsamen<br />

Augen des Schaffners ging man die<br />

Wendeltreppe hinauf und genoss die Aussicht<br />

vom Salon auf dem Oberdeck.<br />

„Der Routemaster ist ein Symbol für London.<br />

Wahrscheinlich ist er der beste Bus, der je gebaut<br />

wurde“, so Oliver Green, Chefkurator<br />

des „London Transport Museum“ in Covent<br />

Garden. Nach seiner Einführung 1958, fuhr<br />

der RM im alltäglichen Liniendienst fast ein<br />

halbes Jahrhundert lang bis Ende 2003 und<br />

überdauerte dabei Generationen von Linienbussen,<br />

die seit Mitte der sechziger Jahre<br />

eingesetzt wurden – eigentlich, um ihn zu ersetzen.<br />

Ein Beweis der soliden und wartungsfreundlichen<br />

Konstruktion. Ursprünglich war<br />

der Bus für eine Lebensdauer von nur 17 Jahren<br />

konzipiert worden.<br />

68 69<br />

„Gute Nacht, John-Boy!“<br />

Hätten Sie sie wiedererkannt? Fall Sie sie überhaupt kennen,<br />

die Jungs und Mädels aus Waltons Mountain. Die Kultserie<br />

lief in den 1970ern im ZDF mit großem Erfolg. Eine ganze<br />

Generation kann die Schlusssätze aus jeder Waltons-Folge im<br />

Schlaf herunterbeten. Wenn die amerikanische Großfamilie<br />

in ihrem Holzhaus das Licht verlöschte und sich alle noch<br />

mal schnell „Gute Nacht“ sagten, die Mary-Allen, der John-<br />

Boy, die Elizabeth. Kürzlich trafen sich die noch lebenden<br />

Stars mit der noch immer großen Fan-Gemeinde in den USA:<br />

Mutter Olivia Walton alias Michael Learned, Ben und seine<br />

Schwester Eren und eben jene Mary-Ellen? Vor allem aber<br />

den Gemischtwarenhändler Ike Godsey… An manchen Erinnerungen<br />

sollte man besser nicht rühren.<br />

Super 8 Kult<br />

Das Schmalfilmformat der 1970er Jahre ist wieder auf dem<br />

Vormarsch. Nicht nur 007-Star Daniel Craig oder Drogen-<br />

Model Kate Moss wurden mit eigenen Kameras gesichtet,<br />

auch das neueste Cover der Hamburger Röhre Annett Louisan<br />

schmückt eine alte Beaulieu-Kamera. Nur dreieinhalb<br />

Minuten laufen die Filmkassetten in den schrillen Filmgeräten,<br />

dann sind 25 Euro (inklusive Entwicklung) verballert.<br />

Aber der stumme Spaß lohnt sich, denn es kommen herrlich<br />

körnige, leicht tanzende Szenen dabei heraus. Und wer würde<br />

nicht gern mit so einer eleganten Phaser-Waffe wie dieser<br />

Agfa Microflex drehen? Bei eBay schon für 20 Euro!<br />

Rillen-Recycling<br />

Was man aus Vinyl noch machen kann, wenn man es nicht<br />

mehr hören will, zeigen die Urban Outfitters. Diese US-Kette,<br />

die nach Großbritannien jetzt auch Deutschland heimsucht,<br />

präsentiert leere Bücher zum Selbstbekritzeln. Und damit<br />

einem was Kreatives einfällt, haben die Urbans schon mal<br />

ne Platte als Covereinband spendiert. Das ist Indivdual-Recycling,<br />

jedes Book ist anders. Und auch die Farbe des Leineneinbands<br />

richtet sich nach dem Platten-Aufkleber. So viel<br />

Kreativität hat ihren Preis: 34 Euro für lauter unbeschriebene<br />

Blätter.<br />

Uhralt<br />

Immer mehr Varianten spinnt die Uhrenmarke NOMOS aus<br />

Glashütte im Erzgebirge um ihr erfolgreiches Standardmodell<br />

Tangente. Mal mit Glasboden, mal als Automatik, mal<br />

zum Aufziehen, mal eckig, mal rund, mal rosé-gold. Die modern<br />

ausschauenden Ticktacks sind in Wahrheit uhralt. Das<br />

Grundmodell stammt aus den 1930er Jahren – und zwar von<br />

der Konkurrenz. Die Firma Lange & Söhne, auch aus Glashütte,<br />

hatte diese Uhr damals auf den Markt gebracht. Nach<br />

der Wende erwarb NOMOS die Rechte am Design. NOMOS-<br />

Firmenchef Roland Schwertner setzt sich gegenüber dem Mitbewerber<br />

Lange, der Edeluhren zu Ultrapreisen anbietet, gern<br />

mit dem Satz ab: „Wir machen die schönen Uhren!“<br />

Wie kann man nur so gut aussehen?<br />

Dabei soll ja eigentlich das, was diese Kameras aufnehmen,<br />

gut aussehen. Aber zum Fotografieren sind die Knipskisten<br />

von Leica eigentlich zu schade. Von vorne sieht die Leica<br />

M8.2 immer noch aus wie eine Sucherkamera für den Kleinbildfilm.<br />

Dreht man sie um, merkt man gleich, dass sie ziemlich<br />

digital daherkommt. Ein LCD-Display verrät sie. Fürs<br />

den harten Fotoalltag scheint sie nicht nur zu schön, sondern<br />

auch zu teur: 5.000 Euro. Und zwar ohne Objektiv.<br />

Drama um Audiorama<br />

In den 1970ern waren sie heiß begehrt: Die stehenden oder<br />

hängenden Rundboxen von Grundig – mit bis zu zwölf<br />

Lautsprechern drin. 50 Watt brachten sie auf die akustische<br />

Waage – und sahen vielleicht ein wenig besser aus als<br />

sie klangen. Doch nach 30 Jahren begannen Dramen um die<br />

Audiramen. Gab es doch nur noch wenige unlädierte Stücke.<br />

Olle Gummieinfassungen zersetzen sich zudem. Fans können<br />

inzwischen aufnahmen! Grundig baut mit Blick auf den Kultstatus<br />

der dicken Brummer neue Audiorama-Systeme in weiß<br />

und schwarz. Die neuen Dinger wurden äußerlich ein wenig<br />

gequetscht, aber mehr Sound hineingepackt: ein Hochtöner<br />

und zwei Tieftöner bringen stolze 120 Watt Nennleistung pro<br />

Box.<br />

35<br />

RETROTREND-MAGAZINE<br />

Seine Busse entwarf „London Transport“<br />

traditionell selbst und ließ sie durch Tochterfirmen<br />

bauen: AEC („Associated Equipment<br />

Company“) in Southall, Westlondon, fertigte<br />

die Motoren, Achsen und Antriebe, die Karosserieschwester<br />

„Park Royal Vehicles“ den<br />

Aufbau.<br />

Den Grund, warum in London eigens für den<br />

Hauptstadtverkehr gebaute Fahrzeuge unterwegs<br />

waren, sieht Oliver Green im hohen<br />

Passagieraufkommen. Mit rund 8,6 Millionen<br />

Einwohnern lebten 1939 über eine Million<br />

mehr Menschen in der Stadt als heute. Seit den<br />

zwanziger Jahren erlebte das Nahverkehrs<strong>system</strong><br />

eine Blütezeit, in der nicht nur die Passagierzahlen<br />

stiegen und London Transport zum<br />

Vorbild für Städte in aller Welt wurde, sondern<br />

auch moderne Technik und Kunst in die<br />

Stationen, Tunnel, Züge, Busse und Schilder<br />

Einzug hielten.<br />

An der Spitze stand Frank Pick, Managing<br />

Director von „London Transport“ und Mitbegründer<br />

der „Design and Industries Association“.<br />

Pick ging es nicht nur darum, den<br />

Londonern ein exzellentes U-Bahn- und Busliniennetz<br />

zur Verfügung zu stellen, sondern sie<br />

auch mit gutem Design und schönen Dingen<br />

zu umgeben. Aus diesem Geist entsprang der<br />

Routemaster. 1948, als der Regent Three (RT),<br />

der Vorläufer des RM, das Rückrad der Dieselbusflotte<br />

bildete, erlebte London Transport<br />

seinen Höhepunkt. Fast 100.000 Mitarbeiter<br />

taten ihren täglichen Dienst im Unternehmen,<br />

die Serienproduktion des bereits vor dem<br />

Krieg entwickelten RT lief auf Hochtouren –<br />

mehr als 7.000 Exemplare wurden bis 1954<br />

gebaut. Die weltweit größte Busflotte entstand<br />

und die Entwicklungsingenieure machten sich<br />

bereits Gedanken über die nächste Generation<br />

des roten Doppeldeckers.<br />

Staatsmännisch: Routemaster vorn und<br />

dahinter Regent Three.<br />

Gute, alte Technik: Der Ticketautomat<br />

der Londoner Busgesellschaften.<br />

Der Gentleman bittet zur Kasse: Billiger<br />

Einpersonenbetrieb war nicht möglich<br />

mit dem Routemaster. Einer fuhr, einer<br />

kontrollierte.

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