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Kapitel 2 a

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Die Gemeinde Biemenhorst schenkte dem Primizianteneinen Diplomaten - Schreibtisch. Soweit bekannt,war aus Biemenhorst bisher noch kein Priesterhervorgegangen.Auch in diesen Jahren wurde an den Sonntagenin der Schule regelmäßig Christenlehre erteilt,an der die Biemenhorster sich rege beteiligten.Zur Fronleichnamsprozession des Jahres 1931schaffte die Gemeinde Biemenhorst zwei neueFahnen an, die mit dem Bildnis des Jesuskindesund einem Marienbild geschmückt waren.Die Fahnen stammten von der Firma Glas -Egeling aus Münster und kosteten das Stück95 Mark.Um den Gemeindemitgliedern den langenFußweg zum Gottesdienst zu ersparen, wurde am13. Dezember 1931 eine Autobusverbindung zuzwei heiligen Messen nach Sankt Josef eingerichtet.Diese Busverbindung zur Ewaldi Kirche hat nachKriegsunterbrechung noch bis Ende der sechzigerJahre bestanden.Da die Bevölkerung stetig wuchs und das Bedürfnisnach einer Kirche im Süden von Bocholtimmer mehr zunahm, wurde am 5. Juni desJahres 1934 im Bocholter Stadtteil Fildeken (ander Ecke Schützenstraße - Mühlenweg) im ehemaligenSchröerschen Geschäftshaus eine Notkircheeingerichtet. Die Einweihung nahm HerrDechant Jürgens vor. Die Notkirche erhielt denNamen: Ss Ewaldi - Kirche. Die erste heiligeMesse sollte der Biemenhorster Kaplan KlemensVehorn halten, der aber leider verhindert war. DieseAufgabe übernahm dann Kaplan Heumann,der gebürtig vom Fildeken kam. Am 26. Augustübernahm dann Rektor Hommel die neue Gemeinde,zu der jetzt auch Biemenhorst gehörte.Gleichzeitig mit Rektor Hommel trat auch KaplanMenge seinen Dienst an. Am 10. Oktober erhieltenin der neuen Gemeinde durch Herrn WeihbischofScheifes 500 Firmlinge das Sakramentder Firmung.Die Zahl der evangelischen Einwohner in Biemenhorstwar im Jahre 1935 auf 120 angestiegen.Aus diesem Grunde fand ab dem 19. Mai 1935 inder Schule sonntags um 15 Uhr für die evangelischenChristen ein Gottesdienst statt. Er wurde gehaltenvon Pfarrer Quade, dem Pastor der evangelischenKirche in Bocholt.Am 4. April 1941 wurde die RektoratsgemeindeSs Ewaldi zur eigenständigen Pfarre erhoben. RektorHommel, der die Gemeinde leitete, wurde zumPfarrer ernannt. In den letzten Kriegsmonaten desJahres 1945 war ein Teil der Kirchengeräte imHause von Rektor Hillermann in Biemenhorst untergebracht,wo während dieser Zeit auch PfarrerHommel wohnte. Weitere Kirchengeräte waren aufden Bauernhöfen Bockting und Essing untergestellt,um sie vor eventuellen Bombenschäden zuschützen. Soweit es in den letzten Kriegstagenmöglich war, wurde die hl. Messe auf der Diele desBauern Essing - Kippmann gefeiert. Nach Ostern1945 fand dann der Gottesdienst wieder in derNotkirche in Bocholt statt, die Gott sei Dank keinengrößeren Schaden erlitten hatte.Der Wunsch der Biemenhorster war es immer gewesen,eine eigene Kirche in der Gemeinde zu haben.Insbesondere als die Nachbargemeinden Mussumund Liedern nach dem Kriege neue Kirchenbauten, setzten in Biemenhorst Bestrebungen ein,eine eigene Kirche innerhalb des Gemeindegebieteszu errichten.Im November 1949 fand seitens der GemeindeBiemenhorst in der Schule eine Versammlung statt,zu der auch Pfarrer Hommel eingeladen war.Nachdem die Biemenhorster ihre Meinung dargelegthatten und insbesondere auf den günstigenKauf, bzw. auf die Schenkung eines Grundstückesan der Ecke Schulstraße / Birkenallee hingewiesenhatten, sprach sich Pfarrer Hommel gegen den Baueiner Kirche aus. Er führte finanzielle und seelsorgerischeGründe an, und man ging nach der Versammlungunverrichteter Dinge wieder auseinander.Der Gedanke einer eigenen Kirche blieb aberbei den Biemenhorstern lebendig, und im Dezember1949 kam es zur Gründung des Kirchenbauvereinse. V. Biemenhorst. Am 5. Februar 1950 erbrachteeine erste Sammlung für den Kirchenbau814,- DM.In den folgenden Jahren ist es dann sehr ruhig umden Neubau einer Kirche geworden und weitereSammlungen sind dann nicht mehr abgehaltenworden.202


Am 19. März 1950 wurde der Grundstein zumBau einer Schönstattkapelle im Garten des HerrnFerdinand Behrens an der Mittelheggenstraße gelegt.Die Kosten hierfür wurden von BiemenhorsterFrauen aufgebracht, die der Schönstattbewegungangehörten. Auch beteiligten sich vieleBiemenhorster Handwerker kostenlos am Bau. Am2. April 1951 wurde die Kapelle feierlich eingeweiht.Altar zur ersten Schulmesse in der Pausenhalle der neuen SchuleHerr Aloys Terodde aus Biemenhorst erhielt am6. August 1952 in der Lamberti - Kirche in Münsterdie Priesterweihe. Der II. Weltkrieg und russischeKriegsgefangenschaft hatten seine Ausbildungzum Priester um viele Jahre verzögert. Seine Primizfeierte er am 10. August 1952 in der Ewaldi Kirche.Die ganze Gemeinde Biemenhorst hatte denPrimizianten vom Elternhaus an der DingdenerStraße feierlich zur Kirche geleitet.Ganz Biemenhorst war auf den Beinen bei der Grundsteinlegungder Schönstatt Kapelle am 19. März 1950. Im Hintergrunderkennt man die gerade erbauten Häuser an der MittelheggenstraßeBiemenhorster Reiter bringen Neupriester Aloys Terodde zurPrimiz. Auf der Dingdener Straße in Höhe Schares ...Plan der Schönstatt KapelleIn der neuen Schule fand am 1. Oktober 1951zum erstenmal ein Schulgottesdienst statt. DieserSchulgottesdienst wurde in den folgenden Jahrenregelmäßig jeden Montagmorgen um 7,10 Uhr abgehalten.Auch heute findet noch einmal wöchentlichein Schulgottesdienst statt.... und an der Kreuzung Mühlenweg/Dingdener Straße203


12. Juli 1953, wurde die Kirche durch ErzbischofBuddenbrock feierlich eingeweiht. An der Gemeindegrenze(Büngerner Straße - bei Honsel) warder Bischof zuvor würdevoll abgeholt worden. Sowaren die Biemenhorster damals stolz, zum erstenmalin ihrer Gemeinde einen Bischof begrüßen zudürfen.Neupriester Aloys Terodde (links) mit Pfarrer Anton Hommelauf dem Weg zum Primizamt in der damaligen NotkircheAufnahme auf dem Mühlenweg, links die FildekenschuleNach langer Planung wurde am 6. Juli 1952 derGrundstein zum Neubau der Ewaldi Kirche an derSchwertstraße gelegt. Bereits ein Jahr später, am6. Juli 1952 - Links: Kaplan Mangel, Mitte: Pfarrer Hommel,Küster Querbach und Josef RademacherIm Sommer 1954 erhielt die KirchengemeindeSs Ewaldi als Schenkung an der Ecke Schulstraße -Birkenallee ein Grundstück, um dort später eineKirche zu errichten. Bereits im Juni des gleichenJahres begann man auf diesem Grundstück mitdem Bau eines Kindergartens für 90 Kinder. Am16. Februar 1956 wurde dieser Kindergarten feierlicheingeweiht. Bis dahin gingen die BiemenhorsterKinder in den Kindergarten am Rosenberg(siehe Rosenberg).Grundsteinlegung der Ewaldi-Kirche am 6. Juli 1952Der neu erbaute Kindergarten im Jahre 1956 ...204


... und im Jahre 1998Auf Initiative von Herrn Albert Kroesen wurde1957 an der heutigen Straßenkreuzung Adam -Stegerwald - Straße / Biemenhorster Weg ein Wegekreuzerrichtet. Herr Kroesen wollte hiermitDank abstatten für die Rettung aus allen Gefahrendes II. Weltkrieges. Die Kosten dieses Kreuzes wurdenteilweise durch eine Sammlung innerhalb derWegekreuz, Aufnahme von 1975Gemeinde aufgebracht, die Herr Kroesen durchführte.Als freundlicher und fröhlicher Zeitungsbotebrachte er den Biemenhorstern jeden Morgenihre Zeitung und konnte somit immer für „sein“Wegekreuz sammeln. Die Gemeinde Biemenhorstund der Schützenverein gaben zur Errichtung desKreuzes noch einen Zuschuß. Das zum Wegekreuzgehörige Grundstück stiftete der unmittelbareNachbar Heinrich Lamers.Angefertigt wurde das Wegekreuz vom BildhauerPaul Wesseling aus Suderwick.Um den Jugendlichen unserer Gemeinde einenTreffpunkt zu geben, wurde hinter dem Kindergarten1957 ein neues Jugendheim gebaut, welches imFebruar 1958 eingeweiht wurde. Fortan entwickeltesich in diesem Hause eine sehr rege und fruchtbareJugendarbeit.Anläßlich einer Firmreise besuchte WeihbischofHeinrich Tenhumberg am 5. Oktober 1959 dieGemeinde Biemenhorst und wurde in der Schulefeierlich empfangen.Die evangelische Apostel - Kirche am BiemenhorsterWeg wurde am 8. Dezember 1963 von demaus Bocholt stammenden Bischof Hermann Kunstund Pastor Hans - Christoph Meier eingeweiht.Seit dieser Zeit gehören die evangelischen Christenaus Biemenhorst zu dieser Kirche.Am 5. Juli 1964 feierte Neupriester HermannGroß - Weege aus Biemenhorst seine Primiz in derEwaldi Kirche.Im Alter von 72 Jahren starb am 13. Dezember1967 Pfarrer Anton Hommel. Pfarrer Hommelwar bei allen Biemenhorstern als väterlicher undguter Pastor sehr beliebt. Seine Hausbesuche beimRundbringen des Kirchenkalenders und das dazugehörigeRauchen einer guten Zigarre sind allen älterenBiemenhorstern noch in guter Erinnerung.Pfarrer Hommel war 46 Jahre Priester und davon33 Jahre an der Ewaldi Kirche tätig.Sein Nachfolger wurde Pfarrer Albert Bettmer, deram 28. April 1968 feierlich in sein neues Amt eingeführtwurde. Natürlich haben auch hier die Biemenhorster,insbesondere der Schützenverein, dieser Feiereinen würdigen Rahmen gegeben. Pfarrer Bettmerwirkte bis 1990 an der Ewaldi Kirche und war wiesein Vorgänger auch in Biemenhorst sehr beliebt.205


Im gleichen Jahr trat Pfarrer Hans Haskens in derPfarrgemeinde Ewaldi seinen Dienst an.Auf Wunsch von Pfarrer Bettmer wurden 1970die Elisabeth - Gruppe und die Katharinen - Gruppein unserer Gemeinde ins Leben gerufen. DieseGruppen waren der Pfarrcaritas angegliedert undfanden in den Anfangsjahren bei ihren monatlichenTreffen in der Gaststätte Witzen und in derGaststätte Telaar regen Zuspruch. Zu besonderenAnlässen wie Ostern, Erntedank und Weihnachtenfanden besondere Feiern statt. Gemeinsame Ausflügeder beiden Gruppen gehörten ebenfalls zumProgramm. Wie bei vielen anderen Aktivitäten inVereinen und Verbänden ließ auch hier der Besuchzu Beginn der neunziger Jahre nach, und beideGruppen lösten sich in den Jahren 1995-96 wiederauf. Leiterin der Katharinen - Gruppe waren AnnelieseSchmeink und Maria Bömken, die Elisabeth -Gruppe wurde von Heidi Nienhaus geführt.Die Elisabeth-GruppeStehend von links: Die 2. ist die Leiterin Frau Heidi NienhausFranz - Gerd Stenneken aus unserer Gemeindeerhielt am 20. Mai 1973 durch Bischof Tenhumbergin Münster die Priesterweihe. Er gingzunächst als Kaplan nach Altenberge, wurde 1986Pfarrer von St. Ludger in Schermbeck und istheute (1998) als Dechant des Dekanates Weseltätig.Am Pfingstsonntag, dem 10. Juni 1984, empfingJohannes Schmeinck im Dom zu Münster die Priesterweiheund feierte am Pfingstmontag in derEwaldi Kirche sein Primizamt. Nach einigen Kaplansjahrenstellte er sich freiwillig für die Seelsorgein der neuerrichteten Diözese Sibirien alsPfarrer der kath. Gemeinde Omsk zur Verfügung.Seit 1995 ist er als Pfarrer in Werne, St. Conrad,tätig.Am 22. Mai 1988 wurde Dirk Mispelkampdurch Bischof Reinhard Lettmann zum Priester geweiht.Am Tag darauf, am Pfingstmontag dem 23.Mai, feierte er unter großer Anteilnahme der Biemenhorstersein Primizamt in der Ewaldi Kirche.Als Pfarrer wirkt er seit dem 29. Oktober 1995 ander St. Mariengemeinde in Ochtrup.Durch das 2. Vatikanische Konzil (11.10.1962 -8.12.1965) wurde das Amt des Diakons wieder inder Kath. Kirche eingeführt. Dieses Amt hatte bereitsin den ersten Jahrhunderten der Kirchengeschichtebestanden. Aus Biemenhorst wurde am13. Oktober 1979 der Rektor der DiepenbrockschuleHeinz Winking zum Diakon geweiht. Am18. Oktober 1980 wurde Heinz Jansen zum Diakonund am 26. März 1983 Johannes Harmelingzum Diakon geweiht.In der Ordensgemeinschaft der Don - Bosco -Schwestern in Rottenbuch legte am 5. August1986 Frau Rita Breuer aus Biemenhorst die EwigeProfess ab. Nach einer Ausbildung als Sozialpädagoginist sie heute Oberin im Provinzhaus derDon - Bosco - Schwestern in München.In die gleicheOrdensgemeinschaft trat auch Frau Rita Petersein, die am 5.8.1994 die Ewige Profess ablegte.Heute arbeitet sie als Pädagogin in der Fachakademiefür Sozialarbeit der Don - Bosco - Schwesternin Rottenbuch.Schwester Maria - Johanne, geb. Nienhaus, legteam 8.12.1987 bei den Schönstätter Marienschwesterndas Ewig - Versprechen ab. Heute ist sie Oberinim Schulungsheim auf Berg Schönstatt. AuchSchwester Angelia, geb. Brähler, hat am 8.12.1988bei den Schönstätter Marienschwestern das Ewig -Versprechen abgegeben und ist heute als Ergotherapeutinund im Altenpflegeheim Schönstattau inBorken tätig.Frau Klaudia Beyering wurde nach ihrer Ausbildungals Pastoral - Assistentin in den Jahren 1992 -1996 von Bischof Reinhard Lettmann als Pastoral -Referentin beauftragt. Heute ist sie in Öding in derSeelsorge tätig.206


Seit dem 1.9.1992 ist Markus Möllmann aus unsererGemeinde als Küster an der St. - Andreas Kirchengemeindein Essen Rüttenscheid tätig.An der Straßenkreuzung Birkenallee - BüngernerStraße wurde am Erntedankfest des Schützenvereinesam 19. September 1981 das Ewaldi Denkmalfeierlich eingeweiht (siehe Schützenverein).Im Jahre 1983 wurde an der Straße Zum Waldschlößcheneine kleine Kapelle errichtet, um diesich wie bei der Errichtung des Wegekreuzes amBiemenhorster Weg im Jahre 1957 Albert Kroesensehr verdient gemacht hat. In Eigenleistung derNachbarschaft Öwerhook unter der Leitung vonDiakon Heinz Winking entstand die Kapelle zuEhren der Gottesmutter. Die kunst- und wertvolleMarienstatue stammt aus dem Haus Bauer in Kevelar.Wann man auch an dieser Gebetsstätte vorbeikommt,immer brennen dort Kerzen als Zeichender Marienverehrung.Da in den sechziger Jahren die Gemeinde Biemenhorstan Einwohnern sehr stark zunahm, wurdedie Versorgung der Bevölkerung mit guter Literaturdringlich. So wurde auf Initiative von PfarrerBettmer im Jahre 1970 an der Ecke Mittelheggenstraße/ Auf dem Dannenkamp ein geeigneterRaum angemietet und dort eine katholische öffentlicheBücherei mit ca. 600 Medien eingerichtet.Frau Maria Weber, ausgebildete Büchereifachkraft,übernahm die Leitung ehrenamtlich. Doch schonnach einigen Jahren erwies sich der Raum als zuklein. Wegen der großen Nachfrage nahm die Zahlder Medien immer mehr zu. Es ergab sich die günstigeGelegenheit, beim Neubau der Stadtsparkassein Mussum im Jahre 1983 den guterhaltenen Pavillion,der bis dahin als Sparkasse gedient hatte, zuerwerben und ihn neben dem Kindergarten aufzustellen.Zur Zeit hat die Bücherei einen Bestandvon 8400 Medien (Bücher, Spiele, Kassetten, Zeitschriften)und eine durchschnittliche Ausleihe von13000 Medien pro Jahr. Frau Maria Weber leitetedie Bücherei von 1970 bis 1997. Heute wird dieBücherei von Frau Christa Deckers geführt, dievon ca. 20 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen unterstütztwird.Zu Beginn unserer Chronik lesen wir, daß dieEwaldi Brüder um 695 versucht haben, unsere Vor-fahren für das Christentum zu gewinnen. PfarrerDechant Jürgens, der erste Pfarrer von St. Josef,widmete den Schutzpatronen unserer Pfarrgemeindedas folgende Ewaldi Lied, mit dem wir die chronologischeBetrachtung über das Kirchliche Lebenin unserer Gemeinde Biemenhorst beenden wollen.Ewaldi, ihr an Gottes Thron,Ihr folget nun dem Lamme schon;Den Ihr so mutig habt gelehrt,Der ist es, der euch droben ehrt.Helft uns in diesem Jammertal,Daß wir durch Gottes GnadenwahlZum Himmel kommen allzumahl.Euch schlug des bittren Feindes Hand,Unwissend wohl, im Sachsenland;Ihr brachtet Leben, brachtet GottUnd nahmt dafür den eignen Tod.Helft uns........Es nahm ins Grab wohl das GebeinVon stillen Helden Vater Rhein;Die Aa, wie Issel, schließt den Kreis,Wo sank ins Grab das Himmelsreis.Helft uns........Ewaldi, ihr vergoßt das BlutFür unserer Heimat höchstes Gut.Habt Dank, ihr Helden, sittenrein,Schützt immerdar die Kirche klein.Helft uns........Bücherei an der Schulstraße207


Pfarrkirchen, zu denen die katholischen Christenvon Biemenhorst gehörtenSt.-Georg-Kirche bis 1901, Steinzeichnung von 1842 mit dembarocken Turm, im Volksmund Pàperbusse genanntErbaut von 1415-1486St.-Josef-Kirche von 1901-1934, Aufnahme um 1930Notkirche Ss. Ewaldi von 1934-1953Aufnahme ca. 1950Ss. Ewaldi-Kirche von 1953 bis heuteAufnahme von 1954208


Pfarrkirchen, zu denen die evangelischen Christenvon Biemenhorst gehörtenVon 1819-1901 die St.-Agnes-Kirche,dahinter das alte KrankenhausVon 1963 bis heute Apostel Kirche am Biemenhorster WegAufnahme von 1966Von 1901-1963 Christus-Kirche an der MünsterstraßeAufnahme um 1935209


Karwoche und Ostern in Biemenhorst von 1910 bis 1960Berichtet von Rektor Hillermann am 14.5.1961Gewährspersonen für die Angaben waren:Josef Breuer, Landwirt 63 Jahre, geb. in Biemenhorstund der Verfasser Herr Hillermann.Palmsonntag:In der hiesigen Gemeinde unterscheidet manscharf zwischen „Palmbüsken“ und „Palmstöksken“.Bleiben wir zunächst beim ersten. Am Morgen desPalmsonntag sieht man die Kinder mit formlosenBucksbaumsträußen (Palmbüsken) zur Kirche eilen.Es fällt auf, daß einige Kinder größere, andereganz kleine Sträuße in den Händen tragen. EineErklärung dafür findet man, sobald man weiß, daßdie großen Sträuße für mehrere Familien (Nachbarn,Onkel und Tanten), wo keine Schulkinderim Hause sind, bestimmt sind. Die liturgisch vorgeschriebeneProzession mit dem geweihten Palmfand bis zum zweiten Weltkrieg in der Kirche statt.Heute ist diese Prozession nach draußen, rund umdie Kirche, verlegt. Nach Beendigung der hl. Messewerden seitens der Pfarrverwaltung geweihtePalmzweige an solche Gottesdienstbesucher ausgeteilt,die keine Möglichkeit hatten, sich Zweigleinvon zu Hause mitzubringen.Nach Rückkehr von der Kirche fanden die geweihtenZweige sofort ihren bestimmten Platz, seies im Schlafzimmer hinter dem Kruzifix oderWeihwasserbecken, in der Küche, an der Stirnwandder Tenne und in den Ställen. Das Zweiglein,das hinter dem Weihwasserbecken steckt, wird beiVersehgängen, Wohnungseinweihung und Sterbefällenals Weihwasserwedel gebraucht.Das Wort „Palm“ ist im hiesigen Sprachgebrauchallgemein die Bezeichnung für die Buchsbaumpflanze.Der Name Buchsbaum ist hier überhauptnicht bekannt. Gartenbeete werden mit Palm eingefaßt,und vor seinem Bienenstall hat der Bienenvatergerne eine Palmhecke.Jetzt zum „Palmstöksken“. Nach dem Frühstücknimmt das Kind von seinen Eltern das geschmücktePalmstöksken entgegen, wenn es auch an demkünstlichen Gebilde kein grünes Blättchen, geschweigedenn Palm zu sehen ist. Schon acht Tagevorher hat der Vater die Spitze einer Jungkiefer mit2- 3 Astquirlen aus dem Busch geholt. Alle Nadelnund die ganze Rinde sind in mühseliger Arbeit entferntund das blanke Holz noch mit Schabeisen undGlaspapier bearbeitet worden. Je weißer der Stockglänzt um so schöner ist er. Auf der Spitze stecktheute eine Apfelsine, vor fünfzig Jahren war es einApfel. Die anderen Astspitzen krönen „Palmvöggelkes“,die vom Bäcker hergestellt werden. Sie bestehenaus einfachen Mürbeteig mit geringen Zuckerzusatz.Die Hauptsache an dem Vöggelken ist dasAuge, das durch eine Rosine oder Korinthe gebildetwird. Durch die Astreihen ziehen sich Zwirnsfädenmit aufgereihten Trockenpflaumen, Rosinen, Feigenund Bonbons. Durch bunte Papierstreifen von 2 - 3cm Breite und 40 - 50 cm Länge sucht man demKunstwerk etwas Farbe zu verleihen.Nun ziehen die Kinder familienweise mit ihremPalmstöksken durch die Nachbarschaft und singendabei folgendes Lied:Palm - Palmsundag,öwer eenen Sundag,dann krieg wej en Eiy,dann krieg wej en lecker Paoseiy.Een - Eiy dat is kin Eiy,Twee - Eiyer dat es en halv Eiy,Dree - Eiyer, dat is en Paoseiy!Am späten Nachmittag, jedoch spätestens am anderenMorgen, wird das Palmstöksken geplündertund der hölzerne Rest wandert ins Feuer.Palmstöksken:Handskizzevon RektorHillermann210


Weißgekalkte Bäume bestimmen im Frühling auch heute nochdas Bild in den KleingärtenPalmsonntag 1999 mit Daniel, Frederik und RafaelDie Karwoche:In der Karwoche vollzieht sich das Leben bis zumKarfreitag in gewohnten Bahnen. Charakteristischfür unsere Gegend ist jedoch, daß gerade in diesenTagen die Obstbäume gekälkt werden müssen. AlleObstbäume, sowohl im Garten wie auch in den angrenzendenWeiden, werden bis zur beginnendenKrone mit weißer Kalkmilch gestrichen. Eigentlichein altes Mittel, um die unter der Rinde überwinterndenObstbaumschädlinge am Ausschlüpfen zuhindern und müßte eigentlich im Spätwinter vorden ersten Sonnentagen geschehen. Jedoch wirddiese Prozedur immer in der Karwoche vorgenommenund wenn auch vorher die Frühlingssonnelockt, am Ostermorgen soll nämlich nicht nur dasHaus durch Sauberkeit glänzen, sondern auch dieObstbäume durch ihren weißen Glanz die Sauberkeitweithin bestätigen.Solange der Karfreitag in rein katholischen Gegendennoch als Werktag galt, hier bis zum Endedes zweiten Weltkrieges, hatte er auch hier seinbesonderes Gepräge. Die liturgische Feier in derKirche, die ja morgens stattfand, wurde kaumbesucht, es wurde sogar noch auf dem Acker gearbeitet.Nach 12 Uhr änderte sich das Bild. Nachmittagsfand in Bocholt, dem Sitz unserer Pfarrkirche,eine Karfreitagsprozession statt, an der fastalle Erwachsenen der Gemeinde teilnahmen. DieseProzession hatte ein sehr hohes Alter und führte biszur Mitte des vorigen Jahrhunderts einen verkleideten,kreuztragenden Christus mit, wie heutenoch in Delbrück und Menden. Von der altenPfarrkirche zog die Prozession durch das Ostertorzum Kreuzberg, einem künstlichen Hügel mit einerKreuzigungsgruppe am östlichen Stadtrande.Hier wurde die letzte Fastenpredigt gehalten, undüber die Königsmühle führte der Weg zur Kirchezurück.Anschließend ergoß sich dann die Menge derländlichen Teilnehmer in die Stadt. Hier wurdennun die Einkäufe erledigt, die sich auf den äußerenMenschen und das Osterfest bezogen. Da wurdengekauft: Stärkekragen, Vorhemde oder Chamisettkes,(siehe Erstkommunion), Schlipse, Hüte fürMänner und Frauen und manch Bocholter Kaufmannmachte am Karfreitag das Geschäft des Jahres.Von Ostern an wurde ein Überzieher nichtmehr getragen, ob nun Ostern Ende März oder211


Ende April gefeiert wurde. Dieser Kleiderwechselrichtete sich also nach dem Osterfest und nichtnach der Temperatur. Heute (1961), wo Karfreitagin ganz Deutschland Feiertag ist und die katholischeKirche in der ganzen Welt die Karfreitagsliturgieum 3 Uhr nachmittags feiert, ist die Prozessionaufgegeben.In Anlehnung an die Karfreitagsprozession, die in früheren Jahrendurch die Straßen von Bocholt zog, findet seit etwa 1980am Karfreitagmorgen in Biemenhorst eine Karfreitagsprozessionstatt. Der Kreuzweg, der vom Ewaldi Denkmal ausgehend überden Steinesch zurück zur Schule führt, war zunächst durchschlichte Birkenkreuze gekennzeichnet. Ab 1984 wurden amKreuzweg massive Steinsteelen errichtet, wo auf Tontafeln diejeweilige Szene der Station dargestellt ist.212


Karfreitagsprozession 1998 auf dem SteineschKarsamstag:Für den Karsamstag sind keineGebräuche bekannt. Infolgedes weiten Kirchweges wurdenGottesdienst mit Osterfeuer,Taufwasserweihe und Messenicht besucht. Erst als wir 1934zu einer Stadtrandpfarre abgepfarrtwurden und unter denSchülern die ersten Meßdienerheranwuchsen, wurde auch dieFeier von einigen Leuten ausder Gemeinde besucht. Heute,nachdem die hl. Weihen in dieOsternacht verlegt wurden, istder Karsamstag ein gewöhnlicherWerktag.XIV Station des Kreuzweges an der Schule. Die Motivtafelnwurden von Agnes Leson, geb. Fortmann, aus unser Gemeindegeschaffen.213


Ostern:Für die Osternacht und den Ostermorgen sindkeine Gebräuche bekannt. Das Osterfeuer ist Angelegenheitder einzelnen Nachbarschaften. Schonwährend des ganzen Winters wird alles Abfallholzaus Rodungen und Obstgärten an einen von altersher festgelegten Platz zusammengefahren. Je mehr„Stüwen“ (Baumwurzeln) aus alten Wallhecken dabeisind, desto schöner und majestätischer wird dasFeuer. Am Osterabend ist die ganze Nachbarschaft,jung und alt, um das Feuer versammelt. Nachkurzem Ostergruß zündet gewöhnlich der Eigentümerdes Platzes den Holzstoß an. Währenddes Abbrennens werden kirchliche Osterlieder gesungen.Sprünge über das Feuer und Umhertragendes Feuers sind unbekannt.Osterfeuer an der Büngerner StraßeOstereier:Daß Kleinkinder bis zu 7 Jahren die vom Osterhasengebrachten Eier am Ostermorgen suchen, istkeine besondere Ortssitte, sondern wohl überallbekannt. Das Essen der Eier ist auf den Höfen mitdem Abendessen verbunden. Ein Färben der Eiergeschah bis zum I. Weltkrieg nur mit Hilfe vonZwiebelschalen und frisch geschnittenem Roggen.Die beiden Sachen wurden mitgekocht und ergabengelbliche und tiefbraune Farbtöne.Zu dem Essen der Ostereier wäre noch folgendeszu bemerken: Das Landkind sieht in dem Ei etwasganz anderes als das Stadtkind. Zwar geht dasLandkind jeden Tag mit Eiern um. Gerade seineArbeit ist es ja, täglich die Eier aus den Nestern zusammeln. Aber für ihn ist das Ei nicht in erster LinieNahrungsmittel und Leckerbissen. Selbstverständlichmöchte es ebenso gerne ein Ei essen wieseine Altersgenossen aus der Stadt. Aber von altersher galt auf dem Bauernhof der Grundsatz „Ein Eiist Bargeld“.Mit dem Eiergeld mußte die Mutter ja ihreEinkäufe für denHaushalt finanzieren,und so erhältdas Bauernkindim Laufedes Jahres kaumein Ei. So könnenwir seine Sehnsuchtnach „Paoseiern“verstehen,die so wunderbarin dem Palmsonntagsliedmitder Steigerung„Een Eiy - TweeEiyer - Dree Eiyer“zum Ausdruckkommt.So ist also fürdie Jugend, etwabis zum zwanzigstenLebensjahr,der Tag gekommenwo für das Eieressen ein Freibrief ausgestelltwird. Beim Abendessen am Osterabend darf jederso soviel Eier essen, wie er will. Schon tagelang vorherwerden Wetten abgeschlossen, wieviel Eierman bewältigen will. Bis zu 2 Dutzend Eier sollein Knecht in unserer Gemeinde einmal gegessenhaben.214


Erstkommunion in Biemenhorst um 1905Berichtet von Rektor Hillermann am 2.12.1960Gewährspersonen für die Angaben waren:Josef Breuer, Landwirt 62 Jahre, geb. in Biemenhorstund Ehefrau Josefa Hillermann, 61 Jahre, geb. inBiemenhorst.„Kreuzauffindung wet dat Kind anenommen“(Kreuzauffindung wird das Kind angenommen)sagten damals noch die alten Leute in Biemenhorst,denn 50 Jahre vorher gingen die Kinder in Bocholtan diesem Tag zur Erstkommunion. Wahrscheinlichwar dieser Tag, der 3. Mai, gewählt worden inBezug auf die Verehrung des wundertätigenBocholter Kreuzes in der St. Georg - Kirche, zu demzum Feste Kreuzerhöhung, 14. September, auchheute noch viele Prozessionen von auswärts erscheinen.Um die Jahrhundertwende war aber schon derweiße Sonntag der Tag der Erstkommunion.Der Kommunionunterricht begann zu Anfangder Fastenzeit. 2 - 3 mal wöchentlich machten dieKinder den Weg nach Bocholt. Gemeinsam verließensie um 10 Uhr die Schule mit der Empfehlung,unterwegs den Rosenkranz zu beten. DerUnterricht in einer Stadtschule wurde von einemKaplan gemeinsam für Jungen und Mädchen erteilt.Auf dem Heimweg vereinigten sich gewöhnlichdie Kinder der einzelnen „Höke“. Auf diesemWeg nach Hause gab es dann oft kleinere Reibereienund Plänkereien sowohl zwischen den einzelnenHöken und Bauerschaften, wie auch mit den Kindernder Stadt, wobei kleine Sticheleien hingenommenwerden mußten.Die Vorbereitungszeit dauerte bis Palmsonntag,wo der eigentliche Unterricht zu Ende war. In derKarwoche war die nähere Vorbereitung durch Andachten,Kreuzweg und Karfreitagsprozession.Nach Ostern gab es „Plätze“ in der Kirche und dasKommen und Gehen zur Kommunionbank wurdegeübt. Mitte der Woche wurde dann die Generalbeichteabgelegt.Am Vorabend des Weißen Sonntags wurde danndie Haustür mit einem Kranz, der mit weißen Papierrosenverziert war, geschmückt. In einer Auswölbungdes Kranzes mitten über der Tür hing einkleines eingerahmtes Bild, gewöhnlich war es dasletzte Abendmahl. Neben dem Eingang bzw. derTürschwelle standen 2 - 4 Maien (Birken), ebenfallsmit weißen Papierrosen geschmückt. Der kleineWeg bis zur Chausee bzw. Landweg war mitweißem Sand, Blumen und Papierschnipseln bestreut.Wenn Mund - und Zahnpflege damals auchnoch ziemlich unbekannt waren, wurde dochstreng darauf geachtet, daß das Kommunionkindam Abend vor dem Fest den Mund ausspülte.Hierzu eine nette Episode aus meiner Klasse imJahre 1911. Der Schulrat hatte die Schule besucht.Bei seinen Abschiedsworten betonte er nochmalsbesonders die Zahnpflege. Auf die Frage an einMädchen: „na wie oft putzt du dir denn deine Zähne“,erfolgte prompt die Antwort: „alle 4 Wochen,wenn ich zur hl. Kommunion gehe“. Am Morgendes Weißen Sonntags sah man von allen Seiten Elternpaaremit ihrem Kommunionkind zur Kircheeilen. Nur ganz wenige Kinder wurden mit derKutsche gefahren. Vater hatte den Gehrock undMutter das gute Schwarze angezogen.Im Jahre 1912 überholte ich zwei solcher Elternpaareauf dem Weg zur Kirche. Das erste Elternpaarging stolz aufgerichtet. Vaters Anzug war neuaufgebügelt, und Mutters Kleid hatte eine neueweiße Rüsche. Wohlwollend, fast stolz ruhten ihreAugen auf ihrem Kommunionkind. Nach demMorgengruß sagte ich um ins Gespräch zu kommen:„Na, I heppt je ok ene darby“. Mit geschwellterBrust und leuchtenden Augen kam die Antwort:„Jo Mester (Schulmeister) unse Ölste“. KurzeZeit darauf hatte ich das zweite Paar eingeholt, einälteres Ehepaar. Vaters Rock war schon etwas insGraue geschossen, und die Mutter trug das gewöhnlicheSonntagskleid. Sie führten einen Jungenzwischen sich. Nach derselben Begrüßung wie vorherkam ruhig und bedächtig, ja bald resigniert dieAntwort: „Jo Mester, unsen Letzten“.Am Festtag wurden die Bauerschaftskinder, gesondertvon den Stadtkindern, mit ihren Lehrpersonenvon der Stadtschule feierlich abgeholt.215


Kommunionkinder Regina und Hans Tenbrock im Jahre 1939Schulplatz und Kirchplatz prangten im Maien -und Flaggenschmuck. Unter Vorantritt der Geistlichkeitund begleitet von Engelchen erfolgte derEinzug in die Kirche. Vor der hl. Messe wurde dasTaufgelübde erneuert. War die Zeit der Austeilungder hl. Kommunion gekommen, führten die Lehrpersonen,die am Ende der Kinderbänke ihrenPlatz hatten, die Kinder zur Kommunionbank, ummit ihnen zu kommunizieren. Nach den Kinderngingen die Angehörigen zur Kommunion. Es warSitte, daß alle Angehörigen zur hl. Kommuniongingen. Mit einer Ansprache des Pfarrers schloß dieFeier. Der Auszug aus der Kirche erfolgte in ähnlicherWeise wie der Einzug.Während die Stadtkinder mit ihren Eltern nachHaus eilten, gingen die Bauerschaftskinder geschlossenzum Pastorat. Hier, in Pastors großer Stube,wurde mit dem Pfarrer, den Kaplänen und denLehrpersonen Kaffee getrunken, während die Elterndraußen so lange warten mußten. Um demPfarrer die Kosten für den Kaffee zu ersetzen, wares Sitte, daß jedes Kommunionkind in der Karwocheein Dutzend Eier im Pastorat ablieferte. Nachetwa einer halben Stunde wurde mit den Angehörigender Heimweg angetreten. Zu Hause waren Patenund Großeltern die einzigen Gäste, und dasMittagessen unterschied sich kaum von einem gewöhnlichenSonntagsessen.Zur Dankandacht um 4 Uhr war alles wieder inder Kirche. Nach der Andacht erhielt jedes Kommunionkindvon dem Pfarrer ein großes Kommunionbildmit seinem Namen und dem Tag derersten hl. Kommunion. Ein ähnliches Bild erhieltes am nächsten Tag vom Lehrer in der Schule. BeideBilder wurden eingerahmt und hatten ihrenPlatz in der besten Stube. Als Geschenke erhieltendie Jungen gewöhnlich eine Taschenuhr und dieMädchen ein goldenes Kreuzchen. Dazu kamenvon den nächsten Verwandten kleine Glasbilderoder Bilder mit Papierspitzen. Während der Vorbereitungszeithatten sich die Kinder unter sich kleineHeiligenbilder geschenkt, die mit dem Namendes Spenders versehen wurden.Wie stand es nun mit der Kleidung? Die Jungentrugen schwarze bzw. dunkelblaue Anzüge mit langerHose, Weste und Jacke. Dazu kam ein gestärktes Vorhemdeken(Chamisett) mit weißen Querbändern.(Das Vorhemdeken, oder auch Chamisettken genannt,war ein etwas größerer Kragen als Oberhemdersatz,der mit weißen Querbändern um den Oberkörpergebunden wurde, damit er nicht verrutschte).Als Kopfbedeckung trug man eine dunkelblaue Mützein der Form einer Schülermütze, geziert mit einemsilbernen kleinen Kreuzchen. Die Mädchen trugendurch die Bank schwarze, halblange Kleider, am Halsgeschlossen, oft noch mit einem Stehbördchen. EinigeMädchen, besonders die der einflußreichen Familien,trugen aber damals schon weiß statt schwarz.Alle Mädchen jedoch trugen über dem Kleid einenhalblangen weißen Umhang, eine Art Mantille(Schleiertuch) und auf dem Kopf eine weiße Spitzenhaube,die mit kleinen Bändern unter dem Kinn befestigtwar. Diese Haube war eigentlich eine verkleinerteForm der bekannten Bocholter Mützen, diedamals noch von den Bauernfrauen am Sonntag getragenwurden. Kommunionkerzen gehörten wederbei den Jungen noch den Mädchen dazu. Das immerneue Gebetbuch, das Kommunionbuch, wurdeauf dem Weg zur Kirche sittsam in der Hand getragen,wobei sich die Mädchen auch schon einesSpitzentüchleins bedienten.Mit dem Abend des Weißen Sonntags war dieFeier endgültig zu Ende und am Montag ging eswie immer zur Schule.216


Die Biemenhorster SchuleIm Jahre 1995 konnte die Schule Biemenhorstvoller Stolz auf ihr hundertjähriges Bestehenzurückblicken. Mit einem großen Fest in der Schuleund auf dem Schulgelände, an dem die ganzeGemeinde und viele ehemalige Schüler teilnahmen,wurde dieser hundertste Geburtstag gefeiert.Viele ehemalige Schüler, die nicht mehr in unsererGemeinde wohnen, waren froh, endlich mal wiederin ihrer Schule zu sein und alte Klassenkameradinnenund auch die etwas älter gewordenenKlassenkameraden noch einmal zu treffen. Manhörte immer wieder Vorschläge wie: wenn dieSchule 110 Jahre alt wird, soll wieder so ein schönesFest gefeiert werden.Ein Dank geht von dieser Stelle an alle, die dieseschöne Jubiläumsfeier arrangiert und geplant haben.Aus Anlaß des 100. Jubiläums wurde eine Festschriftherausgegeben, die in vorbildlicher undhervorragender Weise die Geschichte unserer BiemenhorsterSchule dokumentiert. Auch den Verantwortlichendieser Festschrift sei an dieser Stelleherzlich gedankt.Eigentlich brauchte man in dieser Chronik garnicht auf unsere Schule einzugehen, da in der Festschriftja alles über unsere Schule festgehalten wordenist.Weil aber davon auszugehen ist, daß nicht allen Leserndieser Chronik die Festschrift zur Verfügungsteht, soll doch einiges über unsere Schule erwähntwerden.Aus Bocholt hören wir, daß es hier bereits um 1360eine Schule gegeben hat, die sicherlich nur von einigenKindern betuchter Eltern besucht wordenist. Über die nächsten Jahrhunderte hinweg bot dasSchulwesen dann ein trostloses Bild. Bei den vielenKriegen, Pestseuchen und Hungersnöten hattendie Menschen andere Sorgen, als sich um einenSchulbesuch ihrer Kinder zu kümmern. Erst 1675verfügte Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen,daß alle Kinder seines Landes vom 6. - 14. Lebensjahrschulpflichtig seien. Das hatte zur Folge,daß im ganzen Land nun Schulen eingerichtet werdenmußten.Dabei hat es sich wohl um sogenannte „Sonntagsschulen“gehandelt. Diese dienten in der Regeldazu, Kindern, die als Arbeitskräfte bei der FeldundHausarbeit benötigt wurden, wenigstens anSonntagen sowie an den Werktagen in der Winterszeitzunächst eine religiöse, später aber aucheine allgemeine Bildung zu vermitteln. Es sollteaber noch 220 Jahre dauern, bis in Biemenhorst dieerste Schule gebaut wurde.Ab dem Jahre 1783 wurde durch den Geistlichenund Pädagogen Bernhard Overberg das Schulwesenim Münsterland neu geordnet. Waren bis dahinnur ungelernte Hilfskräfte in behelfsmäßigenSchulen als Lehrer tätig, so sorgte er dafür, daßneue Schulgebäude entstanden und die Ausbildungder Lehrer verbessert wurde.Bei Lehrer Tekotte lesen wir in seinem Buch überdie Schulen des Amtes Liedern - Werth, daß nacheinem Übersichtsbericht vom 10. April 1791 diewenigen Schulkinder von Biemenhorst die Schulein Bocholt besucht haben. Und in der Chronik derMairie Liedern (von ca. 1816 - 1823) finden wirden Hinweis: Biemenhorst hat keine Schule, undbesuchen die Kinder dieser Bauerschaft die Schulezu Bochold.So konnten die Kinder der Gemeinde Mussumbereits 1787 und die Kinder von Krechting seit1808 ihre eigene Schule besuchen, während dieKinder aus Biemenhorst, sofern sie zur Schule gingen,den Weg nach Bocholt machen mußten bzw.die Schulen in Mussum oder Krechting besuchten.Bei der für damalige Verhältnisse großen Bevölkerungszahlvon 250 Einwohnern wurde derWunsch nach einer Schule um 1890 immer lauter.Nachdem am 11. Juli 1890 durch den KreisschulinspektorStork aus Borken die Notwendigkeiteiner Schule nachgewiesen wurde, schritt manin den folgenden Jahren zur Tat. 1893 erteilte dieKönigliche Regierung in Münster die Erlaubniszum Bau der Schule, und 1894 erhielt man die ent-217


Die erste Schule um die JahrhundertwendeIm Vordergrund das EhepaarVehorn. Im linken Gebäudeteilbefand sich die einklassigeSchule, im rechten Gebäudeteildie Dienstwohnung vonLehrer Vehorn. Im Hintergrundsind die zur Dienstwohnunggehörenden Stallgebäudezu erkennenDie Umsetzung des Vertrages zwischen dem ersten Lehrer JuliusVehorn und der Gemeinde Biemenhorst vom18.12.1895.Zwischen der Gemeinde Biemenhorst und dem Lehrer JuliusVehorn wurde heute folgender Vertrag geschlossen.§1 Die Gemeinde Biemenhorst verpflichtet sich, so lange derLehrer Julius Vehorn an der Schule in Biemnehorst angestelltist, ihm das für seinen Haushalt notwendige Brennmaterialgleichzeitig mit dem Brennbedarf für die Schule unentgeltlichpünktlich zu liefern.§2 Die Gemeinde Biemenhorst übernimmt es, bei den jährlichengründlichen Reinigungen des Fußbodens die Schulbänkedurch eine geeignete Person los - und wieder festschraubenzu lassen.§3 Der Lehrer Julius Vehorn verpflichtet sich:a bei der Reinigung des Schulzimmers durch die Schulkinderdie Aufsicht zu führen;b die erforderlichen Besen dafür anzuschaffen;c den Fußboden und die Fenster, so oft es vorgeschrieben ist,mit Wasser gründlich zu reinigen;d während der Wintermonate das Feuer im Schulofen anzulegen.Vorstehender Vertrag wurde doppelt ausgefertigt und von beidenTeilen eigenhändig unterschrieben.Biemenhorst, den 18. Dezember 1895Julius Vehorn, LehrerDie GemeindeversammlungGroß Weege, Schmeinck,Bockting, J. VomeringBuß, Rölfing218


sprechenden Pläne. Im Juni 1894 begann der BauunternehmerHülskamp aus Bocholt mit dem Bau,der 1895 fertiggestellt wurde.Am 18. April 1895 trat Herr Julius Vehorn alserster Lehrer an der neuen Schule in Biemenhorstseinen Dienst an und unterrichtete zu Beginndes neuen Schuljahres 51 Kinder aus Biemenhorst.Über Nutzung und Pflege des Schulgebäudesschloß Herr Vehorn am 18. Dezember 1895 mitder Gemeinde Biemenhorst einen Vertrag ab. Desweiteren erhielt Herr Vehorn von der Gemeindeden „Armenkamp“ als Garten- und Ackerland zugewiesen.Diesen Armenkamp hatte Johann Terwegebei seiner Auswanderung nach Amerika 1847verlassen, und die Gebäude waren zwischenzeitlichabgebrochen worden. Der Armenkamp wurde1939 gegen ein Grundstück des Bauern Wissen ander Birkenallee eingetauscht, um dort einen Sportplatzzu bauen. Der Armenkamp liegt an derStraße Steinesch östlich des Bauernhofes Joormann,in dessen Besitz er heute ist.Mit dem Bau der Schule hatte unsere Gemeindevon da an auch einen Mittelpunkt erhalten.Bereits im Jahre 1908 war es notwendig geworden,ein zusätzliches Schulgebäude mit zwei Klassenzimmernzu errichten, da mittlerweile fast 150Kinder die Schule besuchten. Im Frühjahr 1908wurde durch Baumeister August Hülskamp ausBocholt mit dem Bau der neuen Schule begonnen,er führte ebenfalls die Umbauarbeiten für die Lehrerinnenwohnungin der ersten Schule aus.Hauptlehrer Vehorn mit seinen Schülern im Sommer 1908Links erkennt man das Schild der 1905 eingerichteten Posthilfstelle219


Schule Biemenhorst vor dem II. Weltkrieg:hinten das 1908 errichtete Schulgebäude,vorne das 1912-1913 erbaute GebäudeDie erste Schule nach dem Umbau mit denDachgauben im Jahre 1912Diesem Schulgebäude folgte bereits in denJahren 1912/13 ein weiterer Neubau mit einemKlassenzimmer und einer Lehrerwohnung, welcherwiederum 1938 um eine weitere Klasse erweitertwurde. Hierfür war am 18. Februar 1938 dieGrundsteinlegung, und im April wurde in derGaststätte Witzens das Richtfest gefeiert. Bereitsam 22. August des gleichen Jahres wurde dasSchulgebäude in Betrieb genommen. Die Arbeitenhatten folgende Biemenhorster Firmen ausgeführt:Maurerarbeiten Fa. Hagdorn, ZimmererarbeitenFa. Büdding und Schreinerarbeiten Fa.Büink. Dieses Schulgebäude wird heute noch genutzt.Die 1912-1913 erbaute Schule (heute Haus Moritz)220


Lehrer Hillermann mit seinenSchülerinnen und Schülernu.a. Hedwig Witzen, ElfriedeKellermann, Hanna Joormann,Hilde Menting, Berni Weyers,Gerda Salemink, Theo Groß-Weege, Hanna Höken, ElisabethHillermann, Lisbeth Arping,Dina Büdding, Lotte Matschkeund Else Matschke vor der 1908erbauten SchuleAufnahme ca. Ende derzwanziger JahreIn der 1908 erbauten SchuleLehrer Hillermann u.a. mit FranzTheißen, Adolf Sprick, HansSprick, Hermann Höffken, WilliJansen, Hermann Bläker, WernerNiehus, Dora Bockting, HannaJoormann, Hilde Nienhaus, BerniWeyers, Gerda Salemink undHedwig WitzenAufnahme ca. Ende derzwanziger Jahre221


Großvater Groß-Weege (Bürgermeister von 1889-93) befragtseinen Enkel Theo, ob er in der Schule auch fleißig gelernt habe,Frühjahr 1928Auswirkungen des II. Weltkrieges auf die Schuleund den Schulbetrieb sind in den Jahren von 1939bis 1945 festgehalten.Nachdem im letzten Kriegsjahr 1945 keine Kinderan der Schule aufgenommen worden waren,wurden 1946 bereits wieder 69 Kinder eingeschult.Da der II. Weltkrieg an den Schulgebäuden großeSchäden angerichtet hatte, wurden diese in denNachkriegsjahren bis 1949 beseitigt und eine Renovierungder Gebäude vorgenommen. Auchkonnten nach der Währungsreform jetzt endlichdie dringend erforderlichen Lehrmaterialien angeschafftwerden.Am 20. Juli 1950 wurde feierlich der Grundsteinfür den Neubau eines 3 - klassigen Schulgebäudesgelegt. Meister, Gesellen, Arbeiter und geladeneGäste feierten dies mit einem Umtrunk in der altenSchule. Am 31. September war bereits Richtfest.Hauptlehrer Hillermann, der sich sehr stark fürden Neubau eingesetzt hatte, erlitt an diesem Tageeinen Kräftezusammenbruch und war bis Ende desJahres krank.Am 26. Juli 1951 wurde der 1950 begonneneSchulneubau eingeweiht, und der ersteUnterricht fand am 29. August in der neuen Schulestatt.Aus unserer Gemeinde waren folgende Firmenam Neubau beteiligt gewesen: MaurerarbeitenFirma Hagdorn, Zimmererarbeiten Firmen Pattbergund Büink, Schreinerarbeiten Firmen Essingund Möllenbeck, und die Glaser- und Anstreicherarbeitenführten die Firmen van Clewe und Thesingaus.Einschulungstag 1933Links Else Blits, heute Frau Fehler, rechts Hedwig Schüren, heuteFrau Geisler, vor dem heutigen „Haus Moritz“Die neu erbaute Schule 1951 ...222


... und 1998223


Hauptlehrer Hillermann war in diesem Jahr bereits40 Jahre an der Schule tätig. Mit einer würdigenFeierstunde wurde dieses Jubiläum begangen.Eine weitere Baumaßnahme war im Jahre 1957der Bau von 2 Lehrerdienstwohnungen an derStraße Auf dem Dannenkamp.Da die Schulkinder in der Schule oft Arbeitenverrichten mußten, die für sie gefährlich und ungeeignetwaren, hatte sich Rektor Moritz dafür eingesetzt,an der Schule eine Hausmeisterstelle einzurichten.Die Schüler des siebten und achtenJahrganges mußten zum Beispiel im Winter dieKoksheizungen versorgen, auch für die Verteilungder Schulmilch und Botengänge waren sie zuständig.Aus 30 Bewerbern für die neue Hausmeisterstellewählte der Gemeinderat Herrn Heinz Wüppingals Hausmeister der Biemenhorster Schule.1960 entschloß sich der Gemeinderat zum Baueiner Turnhalle um den Schulkindern auch beischlechten Wetterbedingungen die Möglichkeitzum Schulsport zu geben. Am 23. März 1962 erfolgtedie Einweihung der neuen Turnhalle an derSchule. Die Kosten betrugen 246.000,- DM. AusBiemenhorst waren folgende Firmen am Bau beteiligt: Firma Hagdorn Maurerarbeiten, Firma BüinkSchreinerarbeiten und Malermeister Thesing führtedie Anstreicherarbeiten aus. Fast zwei Jahre dauertees, bis die Turnhalle fertiggestellt wurde. Monatelangmußte zum Beispiel auf die Erlaubnis derStadt Bocholt gewartet werden, die Wasserleitungvon der Birkenallee bis zur Halle zu legen.Lehrpersonen der Schule 1954: v.l.n.r. Lehrer Wolfgang Neumannund Clemens Schürholz, Lehrerinnen Theresia Trippen,Gertrud Kalkuhl und Adelheid Schepers, Rektor HeinrichHillermann und Konrektor Otto MoritzLuftaufnahme von 1958Nach einer langen Planungsphase, die nicht immerim Einvernehmen mit dem damaligen SchulleiterRektor Moritz vonstatten ging, wurden am29. März 1965 die beiden Schulpavillons eingeweiht,die südlich der 1951 erbauten Schule errichtetworden waren. Von der Planung bis zur Fertigstellungvergingen fünf Jahre.1968 wurde in Nordrhein-Westfalen die Volksschuleals bisherige Schulform aufgelöst. An ihreStelle traten jetzt die vierjährige Grundschule fürdie jüngeren und die weiterführende Hauptschulefür die älteren Schüler.Aus der kath. Volksschule in Biemenhorst wurdeeine kath. Bekenntnisgrundschule, und für dieHauptschüler war nach einer kurzen Übergangsphasedie Melanchthonschule, eine Gemeinschaftshauptschuleder Stadt Bocholt, zuständig.Da es in Bocholt ein Mariengymnasium gibt,verlor die Marienschule in Biemenhorst im Zugeder kommunalen Neuordnung 1975 ihren Namen.Um den Ortsnamen Biemenhorst weiter zuerhalten, heißt unsere Schule seitdem BiemenhorsterSchule.Die letzte größere Erweiterung erfolgte dann imJahre 1987. Am Hauptgebäude von 1951 wurden2 Klassenräume, 1 Lehrerzimmer sowie ein Mehrzweckraumangebaut.224


Mit aus heutiger Sicht recht amüsanten Erzählungenwollen wir unsere kurze Betrachtung derBiemenhorster Schule beenden.Aus der Schulchronik bzw. Festschrift:Zu Beginn der Schulgeschichte lesen wir, daßHerr Vehorn Gartengelände von der Gemeinde zurVerfügung gestellt bekommen hatte. So hatte auchFrl. Trippen, die seit 1931 an der Schule ihrenDienst versah, einen eigenen „Dienstgarten“. ImJahre 1935 wurde dieser Dienstgarten in einenSchulgarten umgewandelt.Es war ein durch Maschendraht gesichertesGelände von 200 m 2 Größe. Geerntet wurdenStangenbohnen, Salat, Steckrüben, Wirsing undKohl. Diese Ernte wurde der NSV (National-Sozialistischen-Volkswohlfahrt) zur Verfügung gestellt.Folgender Lausbubenstreich hat sich damals zugetragen:Leider war der Maisanbau ein Mißerfolg, jedochnicht durch Klima oder Unwissenheit hervorgerufen,sondern durch das Verhalten böser Buben, diees auch in heutiger Zeit noch gibt. In den Herbstferienhatten es 10 Jungen fertiggebracht, dieganzen Maiskolben von ca. 50 m 2 Fläche nach undnach verschwinden zu lassen. Die Sünder wurdenentdeckt, und nachdem der Stock seine Arbeit getanhatte, wurde ihnen vor der ganzen Klasse klargemacht,daß sie sich am Gut der Allgemeinheitvergriffen hätten.Josef Frenk aus unserer Gemeinde berichtet von seinenGroßeltern folgende Geschichte:Die Fam. Frenk betrieb früher ein Fuhrgeschäftmit einer Anzahl Pferden und Arbeitern. Da nunfrühmorgens zuerst die Pferde, dann der Opa unddann die Arbeiter mit Essen versorgt werden mußten,blieb für die 8 Kinder kaum Zeit zum Frühstücken,so daß diese oft ohne Frühstück zur Schulegingen. Der letzte, der von den Kindern zurSchule ging, bekam eine Zeitung über den Arm gelegt,darüber kam die benötigte Anzahl von Pfannkuchenfür die Kinder der Fam. Frenk. Lehrer Vehornwußte von der vielen Arbeit, die Oma Frenkzu Hauses hatte, und ließ die Pfannkuchenwährend des Unterrichtes an die Frenk`s Kinderverteilen.Die Schulleiter der Biemenhorster Schule:In der Festschrift der Schule lesen wir, daß jederder bisherigen Schulleiter das Gesicht unsererSchule über viele Jahre hin geprägt und viele Spurenin der Gemeinde zurückgelassen hat. Dem darfhinzugefügt werden, daß sich die Schulleiter in unsererGemeinde mit den Schülern und Gemeindemitgliedernverbunden und somit auch wohlgefühlthaben.Hauptlehrer Julius VehornVor seiner Anstellung in Biemenhorst war HerrVehorn bereits neun Jahre in Holzminden und Homerals Lehrer tätig.Die erste Lehrkraft an der Schule kam gebürtigaus Oldenburg und unterrichtete vom 15.4.1895bis zum 1.10.1931, also 36 Jahre, an unserer Schule.Im Alter von 82 Jahren starb Herr Vehorn am19.7.1948.Rektor Heinrich HillermannHerr Hillermann, der gebürtig aus Ibbenbürenstammte, unterrichtete vom 21.4.1911 bis zum225


30.3.1957, also 46 Jahre, an unserer Schule. HerrHillermann hatte beide Weltkriege als Soldat miterlebtund geriet bei beiden Kriegen in Gefangenschaft.1920 kam er aus französischer Kriegsgefangenschaftzurück und am 22. Mai 1946 ausenglischer Gefangenschaft, in die er am 29. März1945 als Kompanieführer des Volkssturms geratenwar. Herr Hillermann wurde am 1.4.1932 zumHauptlehrer ernannt, und im Jahre 1953 erfolgteseine Ernennung zum Rektor der Schule Biemenhorst.1967 erhielt Herr Hillermann für seineVerdienste in der Heimatforschung das Bundesverdienstkreuz.Herr Hillermann, geboren am3. Mai 1891, starb im Alter von 81 Jahren im Jahre1972.Rektor Otto MoritzAls Heimatvertriebener aus Schlesien trat HerrMoritz am 17.6.1947 seinen Schuldienst in Biemenhorstan. Im Jahre 1954 erfolgte seine Ernennungzum Konrektor, und nach der Verabschiedungvon Herrn Hillermann wurde er am1.4.1957 Rektor der Schule. Am 10. Juli 1969 gingHerr Moritz in den wohlverdienten Ruhestand.Herr Moritz, geboren am 26.3.1905, lebt heute(1997) im Alter von 92 Jahren in einem Seniorenheim.Rektor Heinrich GardemannHerr Gardemann wurde 1970 Rektor unsererSchule. Viele Biemenhorster kannten ihn bereits,denn davor hatte er an der Fildekenschulein Bocholt und an der Schule in Mussum unterrichtet.Zum Schuljahresende 1986/87 wurdeer nach 41 Jahren Lehrerleben in den Ruhestandverabschiedet. Herr Gardemann, geborenam 11.5.1925, starb 1996 im Alter von 71 Jahren.Rektor Norbert GoldewiykHerr Goldewiyk leitet seit dem 1. August 1987die Biemenhorster Schule und wurde am 1. Mai1988 zum Rektor unserer Schule ernannt.226


Förderverein BiemenhorsterSchuleIm Jahre 1996 wurde an der BiemenhorsterSchule eine verläßliche Halbtagsschule eingerichtet.Kinder, deren Eltern es wünschen, können dortan jedem Schultag in der Zeit von 7,30 Uhr bis13,30 Uhr betreut werden. Als Träger dieser Maßnahmewurde noch im gleichen Jahr ein Fördervereingegründet, der die pädagogischen Fachkräfteeinstellte.Frau Christine Egbert und Frau Maria Fahrlandhaben diese Aufgabe übernommen.Der Förderverein unterstützt ferner die Arbeit ander Biemenhorster Schule durch materielle Zuwendungen,Förderung einzelner Schüler und unterstütztVeranstaltungen wie Martinszug undSchulfeste.Schnell waren die passenden Räume für die verläßlicheHalbtagsschule gefunden. Die leerstehendefrühere Dienstwohnung von Rektor Moritz botsich geradezu an. Nach gründlicher Renovierungdes Hauses durch die Stadt Bocholt konnten bald30 Kinder von ihrer Halbtagsschule Besitz ergreifen.Klar, daß auch schnell ein passender Name gefundenwurde:Haus MoritzEhrenamtliche Mitarbeit der Eltern und Lehrpersonen,der Mitglieder des Fördervereins sowiegroßzügige Spenden der Biemenhorster Bürgertrugen dazu bei, daß der Garten des Hauses Moritzin eine Spiellandschaft verwandelt werden konnte.So ist heute der Förderverein „BiemenhorsterSchule“ mit seinen Räumlichkeiten im Haus Moritzin unmittelbarer Nähe der Schule ein fester Bestandteilder Biemenhorster Schule.Betreute Schulkinder im Haus Moritz227


Gruppenbild der heiligen Familie (Bildeken)Das Gruppenbild der heiligen Familie, welchesin Biemenhorst an der Schule steht, wird seit jehervon den Biemenhorstern liebevoll „Bildeken“ genannt.In der gesamten Umgebung unserer Gemeindegibt es zahlreiche Wegekreuze und Bildstöcke, dieteilweise schon 250 Jahre alt sind. So wurde auch inBiemenhorst gegen Ende des 19. Jahrhunderts derWunsch laut, innerhalb des Gemeindegebietes einenBildstock zu errichten. Nachdem 1895 unsere Schuleerbaut worden war, bot es sich an, in unmittelbarerNähe der neuen Schule einen Bildstock zu errichten.Der Landwirt Franz Rölfing, genanntBüssing, schenkte unserer Gemeinde ein Gruppenbildder heiligen Familie, welches der KünstlerTheodor Stracke aus Baumberger Sandstein angefertigthatte. Herr Stracke hatte sein Atelier in Bocholtam heutigen Ostwall und hatte bereits in vielen Kirchen,so auch in der St.-Georgs-Kirche in Bocholt,viele Figuren geschaffen. Das dazugehörige kleineGrundstück wurde von der St.-Georgs-Kirche inSchule und Bildeken um die Jahrhundertwende von der heutigen Schulstraße aus gesehenBocholt gestiftet, zu der Biemenhorst ja in dieserZeit noch gehörte. Die feierlich Einweihung geschahdurch Herrn Pfarrer Richter im Jahre 1897.Am 18. September 1897 zogen vom neu errichtetenBildeken zum erstenmal die Biemenhorstermit einer Kerzenopfer-Prozession zum heiligenKreuz nach Sankt Georg in Bocholt (siehe KirchlichesLeben).So konnte unser Bildeken im Jahre 1997 stolz aufsein 100-Jähriges zurückblicken.Im Frühjahr 1899 wurde das Gruppenbild vomMalermeister Marx aus Bocholt polychromiert (farbigausgestaltet) und am 17. April 1901 mit einemEisengitter eingefaßt. Die Unkosten betrugen fürdie Gemeinde 50 Mark, die Mehrkosten wurdengeschenkt. Herr Lohaus aus Bocholt hatte das Gitterfür 170 Mark angefertigt und aufgestellt. HerrHülskamp, ebenfalls aus Bocholt, ließ es anstreichen,setzte Pfeiler und machte eine Einfassung miteinem Steinsockel. Für die Pflege und Instandhaltungder rund um unser Bildeken liegenden Anlagensorgte zunächstHauptlehrer Vehorn.Nach dem I. Weltkriegwar unser Bildekenim Laufe der Zeitbaufällig geworden.Durch die Firma AugustHülskamp ausBocholt wurde es imJahre 1921 abgebrochenund größer wiederaufgebaut. DasSpitzdach (siehe Foto)wurde verändert unddurch ein leicht geschwungenesDachmit Eindeckung ausBiberschwänzen ersetzt.Ebenso wurdeim Giebel das EiserneKreuz angebracht. In228


den Seitenwänden wurdenvon innen 2 Gedächtnistafelnmit den Namen der gefallenenund vermißten BiemenhorsterKriegsteilnehmer des I.Weltkrieges eingearbeitet(Namen siehe 1918). DieGedächtnistafeln aus Kunststeinfertigte Herr Wiese ausBocholt an.Hauptlehrer Vehorn, derdie Anregung zum Bau gegeben,die Gelder dafür gesammeltund die Leitung desBaus übernommen hatte,übergab das Bildeken derGemeinde. Herr AmtmannLainck vom Amt Liedern-Werth übernahm es , für diePflege und Unterhaltung namensder Gemeinde Sorgetragen zu wollen. Obwohldie Steine zum Bauen von den Biemenhorster Ziegeleibesitzerngespendet worden waren, kostete derUmbau noch 7.745 Mark.Am 23. Oktober 1921 weihte Herr Kaplan Meinertvon St. Josef das neuerbaute Bildeken feierlichein.Der damaligen Zeit entsprechend wurde es nuneine Zeitlang Kriegergedächtniskapelle genannt.Bildeken nach 1921Klassenfoto von ca. 1925 vor dem Bildeken mit Hauptlehrer VehornAm 28. Mai 1927 hielt der Schützenzug zum erstenmalbei der Gedächtniskapelle ein, um einekurze Trauerfeier zu halten.Im August 1939 wurde das Bildeken durch denKirchenmaler Stöcker aus Bocholt neu polychromiertund von außen gestrichen. Die Kosten hierfürbetrugen 100 Mark. Nachdem Meister Stöckerden letzten Strich getan hatte, wurde er zum Heere(Polenfeldzug) einberufen.Im Mai 1952 war es notwendig geworden, dasBildeken, das auch im Kriege gelitten hatte, zu renovieren.Das Eisengitter wurde neu gestrichen,die Bäume und Büsche beschnitten und teilweiseentfernt. Das Rankengewächs wurde vom Dachgenommen. Dabei zeigte es sich, daß das Dachschadhaft war. Meister Schlatt aus Bocholt decktedas Bildeken daher neu ein, und Meister van Cleweaus Biemenhorst versah es mit einem neuen Anstrich.Über viele Jahre bemühte sich nun der Gemeinderatdarum, das Bildeken umzubauen oder zu ergänzen,um auch den Gefallenen und Vermißtendes II. Weltkrieges eine würdige Gedenkstätte zu229


Gefallenenehrung 1954 mit dem Königspaar Resi Thesing undHelmut KörnerGefallenenehrung am Bildeken, 1. Mai 1960geben, die den Wünschen der Gemeindeangehörigenentsprach. So lagen im Herbst 1955 in derSchule Entwürfe über eine geplante Erweiterungdes Bildekens aus. Die meisten Biemenhorstersprachen sich für den Plan aus, der eine Erweiterungdes Bildekens durch zwei seitliche Anbautenim gleichen Baustil vorsah. Aber dieser Entwurfwurde von übergeordneten Stellen, wie vom Amtfür Landschaftspflege, nicht gutgeheißen. Ein aufwenige Personen begrenzter Ausschuß beschloßdann einen Umbau der Gesamtanlage des Bildekens.So wurde 1957 das Bildeken umgebaut und erweitert(siehe Zeitungsbericht). Bildhauer Her-mann (Manes) Schlatt besorgte aus Düsseldorf einenfranzösischen Euville Kalkstein, aus dem erzwei Steinsteelen anfertigte, die links und rechtsvom Bildeken aufgestellt wurden.Die linke Steele trägt die Aufschrift:UNSERENGEFALLENEN1914 - 19181939 - 1945230


Die rechte Steele trägt die Aufschrift:UNSERENVERMISSTEN1914 - 19181939 - 1945Zum Frühlingsfest des Schützenvereins am 1.Mai 1959 erfolgte dann die Niederlegung einesEhrenbuches im Bildeken mit den Namen allerGefallenen und Vermißten des II. Weltkrieges ausBiemenhorst (Namen siehe 1945).Hierfür baute man unterhalb des Gruppenbildeseine Stahlkasette in das Mauerwerk ein, die vornemit einer abschließbaren Kupfertür versehen ist.Diese Kupfertür, außen mit einem Eichenlaub ausKupfer verziert, trägt die Aufschrift:UNVERGESSENAngefertigt wurde die Tür nach Entwürfen vonManes Schlatt durch den Bocholter FranzWiemers.Wie Rektor Moritz handschriftlich in derSchulchronik vermerkt hat, ist das Buch nach derFeierstunde aus dem Fach unterhalb der heiligenFamilie wieder herausgenommen worden, um esnicht den Witterungseinflüssen auszusetzen.Steinsteele am Bildeken für dieGefallenen der beiden Weltkriege231


232Aus der Schulchronik


Trotz intensivster Nachforschungen bei der Erstellungdieser Chronik gelang es zunächst nicht,das Ehrenbuch wiederzufinden. Mit Zustimmungdes Baudezernenten der Stadt Bocholt, Herrn UlrichPaßlik, wurde am 16. Januar 1998 das Fachdurch den Schlüsseldienst der Fa. Altrogge ausBocholt im Beisein des 1. Vorsitzenden des SchützenvereinsHeinrich Tepasse, Andreas Nienabervon der Stadt Bocholt und Georg Ratermanngeöffnet. Das Ehrenbuch war leider nicht vorhanden.Im Bocholter Volksblatt vom 16. März 1970 warzu lesen, daß sich nach langer Debatte die Gemeinderatsmitgliederaus Biemenhorst über eineRenovierung des Bildeken einigen konnten. Manbetonte, daß das Ehrenmal vollständig überholtwerden sollte und daß insbesondere auch die fehlendeHand des Jesus Kindes ersetzt werden müßte.Die Kosten für die fehlende Hand beliefen sichauf ca. 200,- DM.Im Herbst 1974 beschloß der Gemeinderateine Verlegung des Ehrenmales, um eine bessereEin Zufall führte dann im Januar 1999 dazu, daßdas Ehrenbuch doch plötzlich wieder auftauchte.Herr Schmalstieg vom Stadtarchiv Bocholt entdeckteim Stadtarchiv einen Karton mit der Aufschrift„Amt-Liedern-Werth, Allgemeines“. Hierinbefand sich das Ehrenbuch, nach dem fast zweiJahre gesucht worden war.Wahrscheinlich ist das Ehrenbuch bis zur kommunalenNeuordnung im Jahre 1974 im Gebäudeder Amtsverwaltung Liedern-Werth in Bocholtaufbewahrt worden und danach dem StadtarchivBocholt übergeben worden.Öffnung des Faches am 16. Januar 1998Übersicht der Straßenkreuzung und damit mehrSicherheit für die Schulkinder zu haben. DieFreileitung der Stromversorgung über dem Bildekenwurde mit einem Kostenaufwand von6.800,- DM verlegt. Wie die Bilder belegen wurdedas Bildeken in ein Holzgerüst aus starken Bohlengefaßt und mit einem Kran der Fa. Schares an denheutigen Standort auf vorgefertigte Fundamentegesetzt. Die Kosten der Tiefbauarbeiten betrugen19.000,- DM, die der gärtnerischen Arbeiten2.800,- DM.233


234Umsetzung des Bildeken im Herbst 1974


Nachdem ab 1966 Jahre das Frühlingsfest desSchützenvereins am 1. Mai fallen gelassen wordenwar, findet die Gefallenenehrung am Samstagmorgendes Schützenfestes nach dem Gottesdienst amBildeken statt. So hat sich unser Bildeken nebender Schule in den über hundert Jahren seines Daseinszu einem zentralen Mittelpunkt der Gemeindeentwickelt.Unser Bildeken235


Die Ziegeleien in BiemenhorstBevor wir uns den Ziegeleien an der DingdenerStraße und am Waldschlößchen zuwenden, isteine Anmerkung von Rektor Vehorn in seinerSchulchronik sehr interessant. Er schreibt, nachAussage älterer Leute hätte um 1870 ein sogenannterFeldbrandofen am Nordhang des Steinesch gestanden,da, wo heute auch noch Lehm zu Tagetritt. Dieser Feldbrandofen gehörte damals zumGut Hünting an der heutigen Birkenallee. RektorHillermann berichtet, daß ein weiterer Feldbrandofenum 1867 am Hof Bargmann in der Nähe derspäteren Ziegelei Lueb am Waldschlößchen gestandenhätte.Beim sogenannten Feldbrand wurden die Rohlingeder Steine nicht wie in den Ziegeleien in massivenGebäuden, sondern wie der Name sagt, aufdem offenen Feld gebrannt. Dabei wurden die ausLehm bestehenden und zuvor an der Luft getrocknetenRohlinge der Steine zu einer Art Ofen zusammengeschichtet,so daß man von innen einFeuer anzünden konnte. Um keine Hitze zu verlieren,wurde dieser Ofen vorher von außen mitLehm und Grassoden abgedichtet. So ein Brennvorgangdauerte je nach Größe des Feldbrandofens2 - 4 Wochen, wobei größte Sorgfalt aufein beständiges und gutes Feuer gelegt wurde.Größere Feldbrandöfen hatten mehrere Feuerungskanäle,so daß hier bei einem Brand mehreretausend Steine gebrannt werden konnten. DieFeldbrandsteine hatten eine sehr hohe Festigkeitund Härte.Man kann sich sicherlich vorstellen, wie arbeitsaufwendigund mühselig diese Arbeiten waren, zumalsie nur in den Sommermonaten ausgeführtwerden konnten sowie großes Geschick und Könnenerforderten. Sie wurden meistens von Wanderarbeiternausgeführt, die sich auf diese schwierigeArbeit spezialisiert hatten.Wie kam es nun zum Bau von Ziegeleien in Biemenhorstund Lankern? Der Biemenhorster -Dingdener Höhenzug, der früher das Rheinuferbildete, besteht aus verschiedenen Schichten, diedurch die Ablagerungen des Rheins entstandensind. Unter einer etwa 2 - 3 m dicken Kiesschichtfindet man Glimmersand und verschiedene Tonarten,die man auch als Glimmerton bezeichnet. Diesesweiche Material eignet sich vorzüglich für dieZiegelherstellung.Durch die aufstrebende Industrie kam man gegenEnde des letzten Jahrhunderts dazu, diesenRohstoff in Biemenhorst und Lankern industriellabzubauen und in den Ziegeleien zu Ziegelsteinenzu verarbeiten.Die Technik der Ziegelsteinherstellung im Feldbrandofenhatte sich im Mittelalter entwickelt undbis gegen Ende des 19. Jahrhunderts besonders imnorddeutschen Raum Bestand.Um 1856 erbauten in Sachsen-Anhalt FriedrichHoffmann und der Bauingenieur A. Licht den erstenRingofen zur Ziegelherstellung.An der Straße von Bocholt nach Dingden, nördlichder heutigen Gaststätte Witzens, kauften dieHerren Lueb und Menting aus Bocholt vonHerrn Bargmann aus Biemenhorst ein Grundstückund bauten 1889/90 einen Ringofen darauf. ImJahre 1894 kauften sie von Herrn Bargmann dengesamten Hof (Hof Bargmann siehe Plan bei1925).Diese Ringofenziegelei beschäftigte zu Beginnca. 25 Leute, Ziegelmeister war Herr Wehmeier.Die Konzession (Genehmigung) zur Inbetriebnahmeder Ziegelei wurde am 27. Mai 1889 durchHerrn Amtmann Döink vom Amt Liedern erteilt.Die Ziegelei Vallée, an der Gemeindegrenzezu Lankern gelegen, wurde in den Jahren 1893/94 erbaut, wo zu Beginn ca. 20 Leute arbeiteten.Am 28. August 1893 erhielt auch dieseZiegelei die Konzession durch den AmtmannDöink.Eine dritte Ziegelei entstand im Jahr 1897 östlichvom Waldschlößchen, wiederum durch die HerrenLueb und Menting. Hier waren zu Beginn gleich90 Personen beschäftigt.236


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1 ehemalige ZiegeleiLueb und Menting(1921 bereits abgebrochen)heute Wohngebiet2 Ziegelei Lueb(Werk I)heute Mixbeton3 Ziegelei Valléeheute Macrander4 Ziegelei Orthaus & Tackeheute Firma Einstreu5 Ziegelei Lueb & Scholten(Werk II)heute Autoverwertung6 Ziegelei Lueb & Hitpaß(Werk III)heute LKW Hegmann7 Maschinenschuppen(Lokschuppen)8 Kiesverladestationder Firma MentingMeßtischblatt von 1926Zwischen den heutigen Straßen Döringer Feld und dem Vennweg war ein kleiner Verschiebebahnhofeingerichtet. Das Anschlußgleis für die Ziegeleien querte die Dingdener Straße etwa100 m südlich der Straßen Vennweg und Mergelkamp. Parallel an der Ostseite der DingdenerStraße verlief ein Anschlußgleis zu den südlich liegenden Ziegeleien. Zum Norden hin teilte sichdas Gleis, um die Ziegeleien Lueb und Menting zu erreichen. Auf Kartenunterlagen (nicht abgebildet)der Deutschen Bundesbahn und Karten vom Staatsarchiv in Münster kann man imDetail die umfangreichen Gleisanlagen erkennen. In Unterlagen des Bahnhofes Dingden wurdedieser Gleisanschluß Block Z genannt. Der Gleisanschluß hat bis etwa 1935 bestanden.238


Alle drei Biemenhorster Ziegeleien haben zeitweiligsogar mit je zwei Ringöfen gearbeitet. Hierbeiist zu bedenken, daß zum Bau der erstenRingöfen eine Unmenge von Steinen benötigt wurde,die zunächst alle durch den Feldbrand hergestelltwerden mußten.Auch die weiter südlich an der Dingdener Straßegelegenen drei Ziegeleien in der damaligen GemeindeLankern wurden in dieser Zeit gegründet.Die Fa. Orthaus und Tacke eröffnete 1889 ihreZiegelei und wurde am 8. Januar 1890 ins Handelsregistereingetragen.1897 erbaute die Fa. Gerbaulet und Breuer ebenfallseine Ziegelei, die am 15.6.1897 ins Handelsregistereingetragen wurde. Nach mehreren Konkursenund Übernahmen durch andere Gesellschafterwurde diese Ziegelei 1922 komplett von der Fa.Lueb übernommen. Durch die Auswirkungen derWeltwirtschaftskrise hat diese Ziegelei in den Jahrenvon 1928 bis 1936 stillgelegen.Am 1.1.1898 erfolgte die Eintragung der Fa.Lueb und Hitpaß ins Handelsregister, die dannauch in diesem Jahr in Betrieb ging.Damit man die einzelnen Ziegeleien der Fa. Luebauseinanderhalten konnte, erhielt die Ziegelei „AmWaldschlößchen“ die Bezeichnung Werk I, die vonGerbaulet und Breuer übernommene Ziegelei dieBezeichnung Werk II, und die Ziegelei Lueb undHitpaß wurde unter der Bezeichnung Werk III geführt.Schriftzüge mit diesen Bezeichnungen warenin weißer Schrift an Werk II und Werk III angebrachtund deutlich von der Dingdener Straße undder Eisenbahnstrecke Bocholt-Wesel zu erkennen.Im ersten Geschäftsbuch der Fa. Vallée findetsich als erstes eine Eintragung, wonach Herr Valléeam 2. Juni 1893 u.a. zum Preis von 1,30 M Grabschüppenund zum Preis von 35 Pfg. Schüppenstielebei der Fa. Elsinghorst in Bocholt gekaufthatte. Ein Pferd von Fehlings wurde zum Preis von128 Mark erworben, wobei noch 3 Mark Trinkgeldgegeben wurden. Fein säuberlich sind in diesemBuch auch die Verdienste der ersten Ziegeleiarbeitereingetragen. Datiert vom 11. Juni 1893 hatWilhelm Biller pro Tag 2,50 M verdient. Für 10,5Tage Arbeit hat er einen Lohn von 26,25 M erhalten.An holländische Tagelöhner, die auf seiner ZiegeleiFeldbrandsteine herstellten, zahlte Herr Vallée1893 u.a. Beträge von 19,20 M und 69,30 M alsLohn aus.Für das Jahr 1895 finden wir Angaben über dieStückzahl der gebrannten Steine in den einzelnenMonaten. Im März wurden 113.700 Steine hergestellt,im August 596.650 und zum Jahresende imDezember noch 139.400 Steine. 1895 betrug, dieJahresproduktion in der Ziegelei Vallée insgesamt3.414.515 Steine.Auch Frachtauslagen mit den Zechen im Ruhrgebietsind im Geschäftsbuch von Herrn Valléefestgehalten. Sie betrugen 1894 mit der Zeche„Hugo“ in Gelsenkirchen-Buer 23,50 M und mitder Zeche „Unser Fritz“ 26,70 M. Kosten überKohlenlieferungen tauchen nicht auf. Hier ist anzunehmen,daß die Zechen Steine geliefert bekommenhatten und im Gegenzuge Kohlen für dieRingöfen zu den Ziegeleien lieferten.Friedrich Reigers beschreibt in seinem Buch „DieStadt Bocholt während des neunzehnten Jahrhunderts“einen Mangel an Ziegelsteinen. Er schreibtwörtlich:„Was die damalige Bautätigkeit in Bocholt anlangt,so hatte 1897 ein Mangel an Ziegelsteinenlähmend auf dieselbe eingewirkt. Aber im Jahre1898 steigerte sich die Produktion der der Stadtbenachbarten Ziegeleien auf angeblich 37 MillionenSteine, so daß sich die Bautätigkeit ungehindertentfalten konnte“.Diese Zahl kann wohl stimmen, wenn man bedenkt,wie viele Textilbetriebe und Wohnhäuser alleinewährend dieser Zeit gebaut worden sind undwelche Unmengen an Steinen dafür benötigt wurden.Die Steine hatten damals in der Regel eineGröße von ca. 25 x 12,5 x 6,5 cm (Reichsformat),und für einen m 3 Mauerwerk wurden ca. 350 Steinedieser Größe benötigt. Großformatige Steine,wie man sie heute kennt, konnte man damals nochnicht herstellen. Erst in späteren Jahren wurden aufden Biemenhorster Ziegeleien auch Steine entsprechendden vorgegebenen Formaten (z. B. Normalformat24 x 11,5 x 7,1 cm) hergestellt. In den Anfangsjahrender Ziegeleien in Biemenhorst undLankern wurden hauptsächlich Hintermauersteinehergestellt. Erst in späteren Jahren, als man tech-239


nisch besser ausgerüstet war, stellte man auch Vormauerziegeloder Verblendsteine her.Die Herstellung der Ziegel in den Ziegeleien warwie beim Feldbrand eine schwere und zeitaufwendigeArbeit. Sie wurde erst erleichtert, nachdem inspäteren Jahren Maschinen, Transportbänder undFahrzeuge eingesetzt wurden, die die Arbeit vereinfachten.Stolz auf ihren Beruf waren sie, unsere Ziegelmeister. Von links stehend: Hilmer von der ZiegeleiVallée, Schlütter von der Ziegelei Orthaus und Tacke, Wilhelm Sievert und Fritz Wehmeier vonder Ziegelei Lueb. Von links sitzend: Simon Wehmeier und Fritz Göhner ebenfalls von der ZiegeleiLueb. Das Bild trägt auf der Rückseite die Beschriftung: In dankbarer Verehrung unserem ZiegelmeisterSimon Wehmeier übereignet von der Firma B. Lueb durch Wilhelm Vagedes im Sept. 1929.Aufnahme im Werk I der Firma Lueb vor einem TrockenschuppenLinks im Hintergrund erkennt man den damaligen Hof Möllenbeck (Weyers-Gielink)In den Lehmgruben wurde in den ersten Jahrender Lehm von Hand gestochen, und zwar stufenweise,um ein Einbrechen der Wände zu verhindern.Über Gleise, die in der Lehmgrube in verschiedenenStufen angelegt waren, wurden die mitLehm gefüllten Loren von Pferden bis zur Ziegeleigezogen. Später erfolgte der Abbau des Lehmes mitEimerkettenbaggern, und den Transport der Lorenübernahmen kleine Dieselloks. Auf der Ziegeleiwurden die mit Lehm gefüllten Loren mit Hilfe einerSeilwinde zum Kippboden hochgezogen. Derhier tätige Arbeiter (genannt Kollermajor) kippteden Lehm in den sogenannten Kastenbeschicker,in dem zunächst größere Lehmklumpen zerkleinertwurden. Dem Kastenbeschicker angegliedert wardas Leseband, wo vomSortierer Steine und sonstigerUnrat aussortiertwurden.Weiter wurde der Lehmzum Walzwerk oder zumKollergang transportiert,der wie eine große Mühlearbeitete. Schwere Eisenräderzerdrückten den Lehmso fein, daß er durch einSieb gedrückt zur Strangpressebefördert wurde.Diese Strangpresse arbeitetewie ein großerFleischwolf. Für die Herstellungverschiedener Ziegelformatebenutzte manunterschiedliche Mundstücke.Der aus demMundstück austretendeLehmstrang wurde mitHilfe des Abschneiders inZiegelrohlinge geteilt undauf Absetzwagen (Presskarren)gepackt. Der Abschneiderbestand aus eisernenBügeln, die mitfeinen Drähten bespanntwaren, womit der weicheTon geteilt wurde.Die Ziegelrohlinge wurden nun für zwei bisdrei Wochen in Trockenschuppen, in sogenannte„Hümpel“ (Stapel), gesetzt und vorgetrocknet. Danachwurden sie mit Schubkarren in den Ringofengefahren, wo sie nach einem ganz bestimmten Systemvon den Einsetzern zum Brennen eingesetztwurden. Im Ringofen herrschten Temperaturen240


von 40 - 50 Grad, und man kann sich sicher vorstellen,wie schwer diese Arbeit gewesen ist. Je nachGröße des Ringofens wurden an einem Arbeitstagbis zu zwei Brennkammern mit Ziegelrohlingengefüllt, was in etwa 15.000 - 20.000 Steinen entspricht.Gleichzeitig wurden die fertig gebrannten Steinevon den Ausfahrern aus den Brennkammern zumStapelplatz gefahren. Bei dieser Arbeit trugen dieAusfahrer zum Schutz gegen die heißen undscharfkantigen Ziegel ein sogenanntes Handleder.Hierbei war man ständig der Hitze durch die geradefertig gebrannten Ziegel ausgesetzt, hinzu kamnoch die Belastung durch den Aschestaub der Ziegelsteine.Oben auf dem Ringofen arbeiteten die Brenner.Sie waren erfahrene Arbeiter und für das Gelingendes Brandes verantwortlich. Durch vorgegebeneÖffnungen schütteten sie die Staubkohle in dieeinzelnen Brennkammern und konnten somit denBrennverlauf im Ringofen steuern. Wenn sie inden Brennkammern eine Temperatur von 1000 bis1100 Grad erreicht hatten, waren die Steine fertiggebrannt. Das Feuer konnte nun durch die Einwirkungvon Wind und somit von Sauerstoff weitergeleitetwerden. Mit einer langen Eisenstange wurdedurch die Einschüttöffnungen der Kohleüberprüft, ob die Steine die vorgeschriebene Härteund Festigkeit erreicht hatten. Erfahrene Brennerkonnten mit bloßem Auge durch die Einschüttöffnungenerkennen, wann die erforderliche Temperaturerreicht war.Ein Ringofen bestand aus einem ringförmigenBrennkanal, der in 16 - 18 Brennkammern eingeteiltwar. Von außen waren diese Kammern durchEingänge, die, wie die Rauchabzüge der einzelnenKammern, fest verschlossen werden konnten. Abgeteiltwurden die Kammern während des Brennvorgangesmit nicht brennbarem Kaolinpapier.Nach einem ausgeklügeltem System wurde nun dasFeuer durch den Ringofen geführt, wobei immerdie Vor- und Nachwärme des Feuers ausgenutztwurde. Das Feuer durfte während der Brenncampagnenicht ausgehen, was bedeutete, daß rund umdie Uhr gearbeitet werden mußte, Sonn und Feiertageeingeschlossen.Lehmgraben von Hand in der Grube der Ziegelei Vallée, 1926rechts der spätere Ziegelmeister GnodtkeArbeit mit Loren und Pferden in der Lehmgrube ValléeAbtransport der gefüllten Loren durch Pferde aus der Lehmgrubeder Ziegelei Lueb, mit den Arbeitern Reinhold Henke,H. Schlüter, G. Schepers, R. Grümping und Th. Gielink241


Gefüllte Lore in der Lehmgrube von Werk I im Jahre 1930,v. links nach rechts: Heinrich Schlütter, W. Wehmeier, JosefMöllenbeck, Albert Labs und Gerd SchepersZiegelei Vallée 1948Auffahrt zum Beschicker mit Walzwerk, ca. 1953Die Steinrohlinge verlassen die Strangpresse und gehen überAbsetzwagen zur Trocknung, Ziegelei ValléeEimerkettenbagger in der Lehmgrube von Orthaus und Tacke1954Trockenschuppen der Ziegelei Vallée ...242


Aufnahmen von der Ziegelei Vallée... und Arbeit auf dem StapelplatzLinks Gerd Ostendorp, rechts Bernd te KampEinsetzer bei einer wohlverdientenkurzen Pause im Jahre 1928,rechts Herr GnodtkeAusschieber Bernd te Kamp im RingofenBrenner Franz Theißen mit der halbautomatischen Befeuerungseinrichtungfür Staubkohle auf dem Ringofen243


Je nach Witterung konnte man in den Monatenvon März/April bis September/Oktober die Steinrohlingeherstellen, die dann teilweise noch bis inden Dezember hinein gebrannt wurden. Daher beschäftigteman hauptsächlich Saisonarbeiter, auchLipper oder Wanderziegler genannt. Die Lipperstammten aus dem Fürstentum Lippe, wo es durchfehlende Handwerks- und Industriebetriebe nichtgenügend Arbeit gab. DieLipper wohnten in sogenannten„Zieglerbuden“, diesehr einfach ausgestattet waren.Im Erdgeschoß befandsich ein großer Aufenthaltsraum,Küche und eine sanitäreEinrichtung, imObergeschoß waren Schlafräume.Für eine Zieglerunterkunftkaufte Herr Vallée im Jahre1893 für seine Arbeiter 4zweischläfrige Betten zumPreis von je 80 M, 1 Hochbordmit Wasserschüsselzum Preis von 40 M und Tische,Stühle und Bänke auchzum Preis von 40 M.In einer solchen, mittlerweilesehr schön umgebautenZieglerbude, befindetsich heute der Kindergarten vom SV Biemenhorstan der Straße Zum Waldschlößchen. Nach demII. Weltkrieg waren hier mehrere Jahre eineHähnchenschlachterei und eine Schlosserei untergebracht.Weitere ehemalige Zieglerbuden findetman noch an den ehemaligen Standorten der WerkeII und III.Viele heutige Biemenhorster haben Großelternoder Urgroßeltern, die aus dem Lipperland stammenund durch die Arbeit auf den Ziegeleien inBiemenhorst heimisch geworden sind.Nachdem sich die Ziegeleibesitzer Lueb undMenting im Jahre 1897 geschäftlich getrennt hatten,wurde Herr Lueb vom 1. Januar 1898 Besitzerder Ziegelei „Am Waldschlößchen“ und HerrMenting Besitzer der Ziegelei an der DingdenerStraße. Beide Firmen vereinigten sich aber nachkurzer Zeit wieder mit einer Geschäftsführungund traten am 1. November 1898 dem „BocholterVerkaufsverein für Ziegeleifabrikate“ bei. DiesemVerkaufsverein, der am 14.10.1898 gegründet wordenwar, schlossen sich auch alle anderen Besitzerder hiesigen Ziegeleien an. Um die zum Brennen inden Ringöfen erforderlichen Kohlen bis direkt anUnter Dampf! Lokführer Weyer mit seiner Dampflokomotive und einem Waggon voll Ziegelsteinenauf dem Anschlußgleis unterwegs zur Strecke Bocholt-Wesel. Auf dem Waggon kann mandurch die geöffnete Luke die Ziegelsteine erkennen. Um Beschädigungen an den Steinen zu vermeiden,wurden die Steine im Zick-Zack System auf den Waggons verpackt. Die Lok war einetypische Industrielok für Werksbahnen, am Waggon erkennt man an der Stirnseite noch einBremserhäuschen.Da das unter Dampfhalten der Dampflok zu teuer war, schaffteman 1929 eine Diesellok an. Hier ein Güterzug mit dieserDiesellok beim Verlassen des Verschiebebahnhofes in RichtungZiegeleien. Im Hintergrund erkennt man die Dingdener Straßemit ihrem Baumbestand.244


Mit Datum vom 10. Juni 1907 beantragte der Verkaufsverein für Ziegeleifabrikate, an der im Plan (Seite 238) gekennzeichneten Stelleeinen Maschinenschuppen (Lokomotivschuppen) für die betriebseigene Dampflokomotive zu errichten.die Öfen transportieren zu können, erhielten dieZiegeleien 1904 einen Bahnanschluß an die EisenbahnstreckeBocholt-Wesel (siehe Karte). Umgekehrtsind die fertigen Ziegelsteine über diesenBahnanschluß bis ins Ruhrgebiet und weiter verschicktworden.Von einem tragischem Unfall im Zusammenhangmit dem Gleisanschluß wird aus dem Jahre1925 berichtet. Briefträger Nebelo verunglücktebei der Ausübung seines Dienstes. Nachdem er imHause Weyers, das in unmittelbarer Nähe desLokschuppens lag, die Post abgegeben hatte, wurdeer von einer Lokomotive erfaßt und starb am folgendenTage im Bocholter Krankenhaus.Unmittelbar neben der Ziegelei Lueb und Hitpaß(Werk III) in Lankern errichtete die Fa. Mentingeine Kiesverladestation an diesem Anschlußgleisder Ziegeleien. Die Fa. Menting bautedie eingangs erwähnte Kiesschicht ab, die über denTonschichten lagerte.Aber nicht nur Ziegel wurden auf den hiesigenZiegeleien gebrannt. In den dreißiger Jahren hatteTöpfermeister Rink aus Anholt auf Werk III fürsich einen kleinen Brennofen gebaut. Herr Rinckwar nämlich Spezialist für glasierte bunte Keramikwandplatten.245


Töpfermeister Wilm Rinck, AnholtEinen weiteren Fortschritt für die Ziegeleienbrachte die Versorgung mit elektrischem Strom imJahre 1913. Dafür wurde an der Ziegelei Vallée einUmschaltturm gebaut, der aber bereits 1915 komplettabbrannte. Neu aufgebaut wurde er an derStraße Zum Waldschlößchen im Winter 1915/16(siehe Foto bei 1920).Rektor Vehorn berichtet in seiner Kriegschronikdes I. Weltkrieges, daß man sich bei der Arbeit inden Ziegeleien mit je fünf Arbeitskräften beholfenhätte, die Hauptarbeit hätten aber die LippischenZiegler besorgt. In der Ziegelei Lueb und Mentingan der Dingdener Straße richtete man im Winter1915/16 eine Granatendreherei ein, die bis zumKriegsende produzierte.Nach dem Tod des Herrn Lueb wurden die Besitzungender Ziegeleien Lueb und Menting aufgeteilt.Herr Menting erhielt die Ziegelei mit Hausund Garten an der Dingdener Straße. Da nun HerrMenting keinen direkten Zugang mehr zur Lehmgrubehatte, brach er den Ringofen mitsamt seinenNebengebäuden im Jahre 1921 ab. Die Zieglerbudedieser Ziegelei, im Biemenhorster VolksmundPferdestall genannt, diente noch lange Zeit alsWohnung für bis zu sechs Familien.Auch von Jägerlatein aus der Zeit zwischen denbeiden Weltkriegen wird im Zusammenhang mitden Ziegeleien berichtet. Einmal soll ein etwas älteresabbruchreifes Nebengebäude einer Ziegeleiplötzlich gebrannt haben. Ursache dieses Brandessoll nach Angabe von „Gewährsleuten“ ein brennendesKaninchen gewesen sein, welches Jäger beider Jagd in Brand geschossen hätten. Angeblich hatdie Feuerversicherung damals den Schaden ersetzt,da sie den Gewährsleuten Glauben schenkte. Obeine Versicherung solchen Gewährsleuten heuteauch Glauben schenken würde?Auf Werk I kam um 1934 eine neue Vakuumpressein Betrieb. Da man hierfür Platz brauchte,mußte Gerhard (genannt Graz) Witzens seineSchlosserei zur Dingdener Straße verlegen.Nachdem man in der Stadt Bocholt bereits 1911die Müllabfuhr eingeführt hatte, wurde der Müllan der Schwanenstraße und an verschiedenen anderenPlätzen im Stadtgebiet abgelagert. Da imStadtgebiet keine geeigneten Müllabladeplätzemehr vorhanden waren, kam es 1934 zu einemVertrag mit der Fa. Lueb, der ja die südlichste Ziegelei(Werk III) mit der dazugehörigen Lehmgrubegehörte. In dem bereits ausgeziegelten Teil derLehmgrube (an der heutigen Straße Beltingshof)konnte nun die Stadt Bocholt bis 1976 ihren Müllablagern. Danach wurde die heutige Mülldeponiein Betrieb genommen, in der noch bis 1980 durchdie Ziegelei Lueb und Scholten (Werk II) nachLehm gegraben worden war.Während des II. Weltkrieges dienten die BiemenhorsterLehmgruben den in Bocholt stationiertenSoldaten als Schießstand. Infolge derKriegswirren stellten die Ziegelei Vallée 1942 unddie Ziegelei Lueb 1944 ihre Produktion ein.Einige Gebäude der Ziegeleien dienten währendder letzten Kriegsjahre als Gefangenenlager. In anderenGebäuden war ein Waffen- und Gerätelagerfür die Deutsche Wehrmacht untergebracht. DiesesWaffen- und Gerätelager trug die Bezeichnung„Anna W. + G.“, ein Tarnname für „Anna-WaffenundGerätelager“. Ein Hinweisschild auf Anna W.+ G. befand sich an der Dingdener Straße.246


Luftaufnahme des Ziegeleigeländes von 1944: Oben links Werk I am Waldschlößchen, dann an der Dingdener Straße die ZiegeleienVallée, Orthaus + Tacke, Lueb + Scholten und Lueb + Hitpaß. Rechts von den Ziegeleien erkennt man die dazugehörigen Lehmgruben247


In den Ringöfen wurden auch Kartoffeln für dieim Bocholter Stadtwaldlager (genannt Stalag) gefangenenRussen gelagert. Die Gefangenen mußtendann unter größten Entbehrungen die Kartoffelnzum Stadtwald nach Bocholt transportieren,wobei es dann oft nach den Erzählungen ältererLeute zu Greueltaten des Wachpersonals an denRussen gekommen ist, wenn diese sich ein paarKartoffeln eingesteckt hatten.In den letzten Kriegsmonaten wurden in denRingöfen Schanzarbeiter aus Holland untergebrachtdie zum Bau des „Westfalenwalles” eingesetztwurden. Dieser Westfalenwall sollte als Verteidigungslinievon Ahaus über Stadtlohn, Borkenund Bocholt bis nach Wesel verlaufen und aus einemSystem von Schützengräben, Einmannlöchernund Panzersperren den Feind am Vormarsch hindern.Die Nutzlosigkeit dieses unsinnigen Westfalenwallesist hinreichend bekannt.In den letzten Kriegsmonaten hatten auchBocholter Textilfirmen ihre Rohstoffe in den Gebäudender Ziegeleien untergebracht mit der Hoffnung,daß sie hier vor den Bombenangriffen derAlliierten sicher seien.Nachdem die Biemenhorster Ziegeleien bereitsam 22. Januar 1945 durch Luftangriffe stark beschädigtworden waren (siehe 1945), wurden sie beiden Kampfhandlungen während derBesetzung unserer Gemeinde durchdie Engländer 28. und 29. März(Gründonnerstag) 1945 erheblichbeschädigt. Die Ziegelei Lueb AmWaldschlößchen wurde total zerstört,die Ziegelei Vallée erlitt ebenfallsgroßen Schaden. Nach der Besetzungdurch die Engländerdienten die Ringöfen mit ihren umliegendenGebäuden als BenzinundMateriallager für ihre Truppen.Nachdem die Engländer am 15.November 1945 von den Ziegeleienabgerückt waren, dienten die Gebäudeder Ziegeleien den Bewohnernder umliegenden zerstörtenGebäude oft als „Materiallager“ besondererArt. Denn von denDächern der Trockenschuppen und des Ringofenswurden die Dachziegel zum Beseitigen der Kriegsschäden„entliehen“, und durch Notstandsverordnungender Gemeinde Dingden und der StadtBocholt wurde sogar ein Großteil der Trockenschuppenabgebrochen, um das Holzwerk sowie dieDachziegel zur Ausbesserung der ausgebombtenWohnhäuser zu verwenden.Die Ziegelei Vallée wurde im Frühjahr 1947 wiederin Betrieb genommen, nachdem die größtenSchäden beseitigt worden waren. Die Arbeiter erhieltenvor der Währungsreform zuzüglich zumStundenlohn pro Stunde je 10 Deputatsteine, diesie gut zum Wiederaufbau ihrer eigenen Häuser gebrauchenkonnten.Mit Datum vom 11. August 1955 stellte die Fa.Vallée einen Bauantrag an den Kreis Borken zurErneuerung des Ringofendaches, das durch dieKriegs- und Besatzungszeit erheblich beschädigtworden war. Nach dieser Dacherneuerung galt dieZiegelei Vallée als eine der modernsten Ziegeleienin Europa wie Rektor Hillermann in derSchulchronik schreibt. Es seien sogar Studienkommissionenaus Holland, Belgien und Frankreichauf der Ziegelei Vallée gewesen.Die Ziegelei Vallée war noch bis 1962 in Betrieb.Heute befindet sich hier die Fa. Macrander.Teilweise abgebrochenes Ringofendach mit zwei neugegossenen Fundamenten für dieStützpfeiler der neuen DachkonstruktionVerkleidung der Fundamente mit Stroh als Frostschutz ...248


... und Dacherneuerung, Ziegelei Vallée 1955Nachdem der Schornstein der Ziegelei Lueb(Werk I) Am Waldschlößchen am 3. März 1948eingestürzt war, wurde der Betrieb nicht wiederaufgenommen, und der Ringofen wurde Anfangder sechziger Jahre abgebrochen. Dafür entstandendort ein Bimsstein- und ein Mixbetonwerk,welche am 1. März 1964 ihren Betrieb aufnahmen.Wie die Biemenhorster Ziegeleien so hatten auchdie drei Lankerner Ziegeleien erheblich unter denKriegseinwirkungen des II.Weltkrieges gelitten. Mit bescheidenenMitteln hattenauch sie die Produktion nachdem Kriege wieder aufgenommenund kontinuierlich steigernkönnen.Die Fa. Orthaus und Tackestellte ihren Betrieb im Jahre1961 ein. Unter Nutzung derDachkonstruktion des Ringofensrichtete die Bundeswehrein Materiallager ein. Heutearbeitet hier die Fa. Einstreu.Die Dachkonstruktion desehemaligen Ringofens wirdimmer noch genutzt.1967 wurde auf dem Geländeder Ziegelei Lueb undScholten (Werk II) ein neuerTunnelofen gebaut, um dieProduktivität zu steigern. Aberbereits dreizehn Jahre spätermußte auch diese Ziegeleiihren Betrieb einstellen. DerRingofen wurde abgebrochen,und das Gebäude des Tunnelofenswird heute als Materiallagerfür eine Autoverwertunggenutzt.Im Werk III (Lueb und Hitpaß)wurden zu Beginn dersechziger Jahre noch dasOfengewölbe erneuert undder Kamin ausgebessert. Aberauch diese Ziegelei stellte bereits1965 ihre Produktion ein. Heute befindetsich hier ein Gebrauchtwagenhandel für Nutzfahrzeuge.Eine der letzten großen Steinlieferungen der BiemenhorsterZiegeleien waren die „Bocholter Steine“zum Bau des neuen Rathauses am BerlinerPlatz in den siebziger Jahren.Wer sich für die Geschichte der Ziegeleien interessiert,dem sei ein Besuch in der SylbacherDampfziegelei in Lage bei Bielefeld empfohlen.249


Werk IZiegelei Lueb, Werk I, von Süden gesehen. Links erkennt man die Gebäude des WaldschlößchenRechts Theo Theißen, in der Mitte sein Vater, links sein GroßvaterDie Belegschaft von Werk I fertig zum Betriebsausflug, 3. von links Franz Theißen, 5. v.l. Bernhard Otten, 8v.l. Reiner Seggewiß250


Werk IVerpacken der Steine auf einen zweispännigen Pferdewagen zum Abtransport, Ziegelei Lueb (Werk I)Belegschaft von Werk IAuf der Presskarre steht eine Tafel mit dem Schriftsatz: Erholungsheim Waldschlößchen, 1925251


ValléeBeim Rasierfest wurden die neuen Arbeiter auf der Ziegelei mit einer Schicht aus Lehm rasiert.Untere Reihe: Vierter von links Ziegelmeister Hilmer, Fünfter von links Max NeumannMittlere Reihe: Fünfter von links der Nachfolger von Ziegelmeister Hilmer, Herr GnodtkeAuf der Tafel: 1926 Sporthalle Vallée,2. von rechts Anton EgelwischeBelegschaft der Ziegelei Vallée. Stehend: Dritter von linksJohann Küpper, Vierter von links Hugo Launer, Fünftervon links van den Berg. Auf der Presskarre: Links EmilGnodtke, Sohn von Ziegelmeister Rudolf Gnodtke252


ValléeZiegelmeister Gnotke auf „seiner“Ziegelei im Jahre 1955253


Orthaus und Tacke Aufnahmen aus dem Jahre 1954Ansicht von der Dingdener StraßeLoren und Transporteinrichtung für SteineLorenbahnEimerkettenbagger254


Orthaus und TackeLuftaufnahme aus dem Jahre 1975. Seit 1965 unterhielt hier die Bundeswehr ein DepotEimerkettenbagger im Jahre 1954255


Werk IIMaifeier auf Werk II vor dem zweiten Weltkrieg. Das obere Schild trägt die Schrift: Dieser Betrieb hat von1928 bis 1936 stillgelegen und ist jetzt wieder in Betrieb. Das verdanken wir dem FührerAuf dem unteren Schild steht: Dieser Betrieb steht geschlossen in der Deutschen ArbeitsfrontZiegelmeister Karl Wehmeier (links) versorgtam Sonntagmorgen Josef Testrot mit Kaffee256


Werk IIWerk II in den fünfziger JahrenEimerkettenbagger und Lorenbahn am Lehmberg von Werk II257


Werk IILuftaufnahme der Ziegelei Lueb und Scholten (Werk II) aus dem Jahre 1975In der Mitte der Ringofen, rechts der 1967 erbaute TunnelofenReparaturen am Schornstein der Ziegelei Lueb und Scholten(Werk II)258


Werk IIAusbau der Lehmgrube am Werk II zur Mülldeponie(Beginn der achtziger Jahre)Die Schienen führen in das Gebäude, wo sichfrüher der Kollergang befandWo früher der Ringofen stand, steht heute Autoschrott.Links ehemalige Zieglerwohnungen, rechts die Gebäudefür Kollergang und Strangpresse259


Werk IIIMaifeier auf Werk III vor dem zweiten WeltkriegWerk III in den fünfziger Jahren260


Werk IIILuftaufnahme der Ziegelei Lueb und Hitpaß (Werk III) im Jahre 1965Im Hintergrund erkennt man die Ziegelei Lueb und Scholten (Werk II) mit dem im Bau befindlichen Tunnelofen,der 1967 in Betrieb genommen wurdeVorne das Gelände der ehemaligen Kiesverladestation der Fa. MentingErneuerung des Ofengewölbes zu Beginn der sechziger Jahre261


Werk IIIEhemalige ZieglerwohnungIn diesem Gebäude befand sich auch eine kleine Werkstatt des Töpfermeisters Rinck aus AnholtTrafostation zur Stromversorgungder Ziegeleien am Werk II262


Die Geschichte des Hofes Imping - TepasseWilli TepasseEine erste Namensnennung findet sich im Jahre1453 im Kirchspiel Heiden bei Borken. Hier wirdein Erbe mit Namen Ijmekinck genannt. In Biemenhorsttaucht der Name Ymmekinck erstmaligin der Willkommschatzung von 1498-99 auf (sieheGeschichte der Gemeinde). Danach lebten zu diesemZeitpunkt auf dem Hof 4 Personen, die älterals 12 Jahre waren.Die Schreibweise des Namens änderte sich im Laufeder Geschichte wie oft bei Hofnamen mehrmals.So schreibt man z. B. Ymmekinck, Ymmekynck,Impingk, Impinck und in jüngster Zeit Imping.Die Geschichte der Familie Imping läßt sich fastlückenlos durch die Jahre bis zum Tode des letztenHofbesitzers Johann Heinrich Imping am 10. Januar1891 verfolgen.Da die Ehe dieses letzten Imping kinderlos blieb,zog am 5. Februar 1887 Johann-Bernard Tepasse(mein Urgroßvater) vom Hof Spiekerspoll in Holtwickals Pächter auf den Hof Imping in Biemenhorst.DerHof Imping stand bis zur Säkularisation1803 im Eigentum des Fürstbischofs und ab da imEigentum des Fürsten Salm-Salm, und somit mußteauch an diesen die Pacht bezahlt werden. DieHofstelle Spiekerspoll in Holtwick wurde an einenGerhard-Heinrich Böing aus Altrhede verpachtet,sowie ein Teil der zu diesem Hof gehörenden Ländereienverkauft. Die Hofstelle Spiekerspoll mitden Ländereien befand sich nördlich der heutigenBaustraße sowie des Sportgeländes Hünting inBocholt.Die Lage des Hofes Imping ist sehr gut inden Karten von 1822 und 1842 zu erkennen.Tante Anne, meine Großtante, die damals vonHoltwick mit nach Biemenhorst gezogen war, hatfolgendes berichtet:Der Hof war beim Einzug vom Weg aus, der vonBocholt in Richtung Biemenhorst führte, kaum zusehen. Er führte an dem Graben und der großen Buche,wo die Frau des letzten Imping am 2. 9. 1886durch Blitzschlag getötet worden war, direkt auf dieHofstelle zu. Die Flächen rund um den Hof bestandengrößtenteils aus Heideland und waren mit Eichen,Kiefern, Birken, Heidekraut und Dornen bewachsen.Diese Heide wurde damals teilweise alsSchafsweide für die ca. 80 Schafe des Hofes genutzt.Die alte Eiche, die heute noch an der ehemaligenHofstelle steht, stand bereits 1887 mit einer Reihevon Eichen und anderen Bäumen rund um dieHofstelle. Nachdem die Familie Tepasse den Hofbezogen hatte, ging man mit der ganzen Familiedaran, den Hof wieder auf Vordermann zu bringen.Bereits zwei Jahre nach dem Einzug auf den HofImping traf die Familie Tepasse ein schwererSchicksalsschlag. Der Bauer Johann-Bernard starbim Alter von 45 Jahren an Lungenentzündung. SeineEhefrau führte den Hof weiter mit ihren Kindern,die sich im Alter von 7-19 Jahren befanden.Ihr zur Seite standen der Bruder des Verstorbenensowie eine Magd und ein Knecht.In den folgenden Jahren wurden die Flächen rundum den Hof zu Weideland kultiviert, denn dieseFlächen wurden bis dahin größtenteils als Ödlandangesehen. Die Flächen in der Hohen Heide wurdendazu genutzt, die aufgewachsenen Gräser, Binsen,Heidekräuter und das heruntergefallene Laubvon den Bäumen abzuräumen, um es als Einstreufür die Stallungen zu benutzen. In diese Ställe, dieüberwiegend Tiefställe waren, kamen dann nochPlaggen, und es entstand der sogenannte „Plaggenmest“,der auf die umliegenden Äcker zur Düngungverteilt wurde.Da die Plaggen ja mit Erde versetzt waren, wurdendie Äcker im Laufe der Jahre immer höher, und esentstanden die sogenannten Esche. Wenn man bedenkt,daß diese Vorgehensweise sich über Jahrhundertegehalten hat, kann man davon ausgehen, daßin jedem Jahr so eine mit Plaggen gedüngte Ackerflächeca. 1 mm höher wurde. So ist es zu verstehen,daß einzelne Felder teilweise ca. 1 m höher liegenals die Nachbarfelder, die nicht auf diese Art undWeise gedüngt worden sind. Gute Beispiele hierfürfinden sich entlang der Büngerner Straße.263


Ausschnitt aus der Urkarte des Jahres 1822 mit der Lage des Hofes264


Diese Felder bringen auch heute noch gute Erträge,da hier der Mutterboden, der im Kreis Borkenauch „Muttergottesboden“ genannt wird, im Frühjahrbesser und schneller als andere Böden abtrocknetund im Sommer die Feuchtigkeit etwas längerhält.Als 1895 die Schule in Biemenhorst eröffnet wurde,bekam die Familie Tepasse als neuen Nachbarn denLehrer Vehorn. Da dieser auch eine kleine Landwirtschaftmit 2 Kühen und einigen Schweinen ineinem Nebengebäude direkt an der Schule hatte,verrichtete die Familie Tepasse einen Teil der Feldarbeitfür den neuen „Nober“.Bei der Biemenhorster Schule lesen wir, daß HerrVehorn den Armenkamp als Ackerland von der Gemeindezugewiesen bekommen hatte.Der Sohn Wilhelm-Hermann Tepasse (mein Großvater),der beim Tode seines Vaters 1889 erst14 Jahre alt war, heiratete 1908 eine Gertrud Essingaus Lowick und übernahm den Hof. Am 18. Januar1910 wurde den beiden der Sohn Bernhard(mein Vater) geboren, der nach dem Brand 1960den jetzigen Hof Tepasse (Imping) gebaut hat.Die Hofstelle Spiekerspoll, die ja immer noch imEigentum der Familie Tepasse stand, wurde im Jahre1912 an den Pächter Böing mit ca. 12 MorgenLand verkauft.Der Erlös aus diesem Verkauf wurde zunächstzinsbringend zur Bank gebracht. Nach Beginn desErsten Weltkrieges wurde dieses Geld als Kriegsanleihegezeichnet, was zu damaliger Zeit erheblichmehr an Zinsen brachte. Diese Kriegsanleihe hatteeinen Wert von 5000 Goldmark und wurde nachKriegsende in Rentenmark umgewandelt, abernicht ausgezahlt. 1948 nach der Währungsreformdes Zweiten Weltkrieges wurde das Geld erneut vonReichsmark in DM umgewandelt. Auf eine entsprechendeöffentliche Bekanntmachung meldetesich mein Vater in den Jahren 1963/64 zwecks Auszahlungder Kriegsanleihe aus dem Ersten Weltkrieg,und es kamen nach zwei Weltkriegen undWährungsreformen von den ehemals 5000 Goldmarknoch ca. 300,- DM zur Auszahlung.Im Ersten Weltkrieg wurde auch das sich auf demHofe befindliche Zinn der Familie abgegeben, welcheszu Kriegszwecken benötigt wurde. Dieses geschahauf Betreiben der Oma, die sich am Sonntagnach der Predigt dafür einsetzte, den Kaiser bei seinemKrieg durch die Abgabe des Zinn zu unterstützen.Nachdem der Erste Weltkrieg vorüber war, gingman in den zwanziger Jahren daran, den Hof weiterauszubauen. 1920 wurden die Tiefställe der Kühein Hochställe umgewandelt, was eine enorme Arbeitserleichterungbedeutete. In den folgenden Jahrenwurden eine zusätzliche Scheune errichtet, einneuer Schweinestall gebaut und Ausbauten amWohnhaus und an den Wirtschaftsgebäuden vorgenommen.Feldbestellung im Frühjahr: Nach dem Pflügen mit dem Wendepflugwurden sofort die Pflanzenkartoffeln in die Furche gelegtKartoffelernte im Sommer 1934links Sophia Krahnen, rechts Euphmia Weikamp, geb. Krahnen265


Rübenernte mit dem einspännigen Sturzkarren, auch StottkooregenanntWährend dieser Zeit wurde auf dem Hof gut gewirtschaftet.Probleme ergaben sich dadurch, daßzunächst schwer Dünge- und Futtermittel sowieMaschinen und Gerätschaften zu bekommen waren.Aber im Laufe der Jahre wurde es besser. DieErträge auf den Feldern wurden wesentlich durchden Einsatz von Düngemitteln und neuen Pflanzensortenverbessert. Petkuser Roggen, die KartoffelsorteAckersegen und die Industriekartoffelbrachten gute Ernten. Auch die Bekämpfung vonKrankheiten und Schädlingen, besonders des Kartoffelkäfers,sicherten die Erträge. Somit konntenauf dem Hofe mehr Tiere gehalten werden, waszum Ausbau des Hofes führte (siehe oben).Die Flächen rund um den Hof und in der HohenHeide, die bis zu diesem Zeitpunkt noch Ödlandwaren, wurden kultiviert. Bäume und Sträucherwurden abgeräumt und das Wurzelwerk aus demBoden gezogen. Dieses geschah mit dem sogenannten„Walldüwel“, einem Flaschenzug mit Handbedienung.Anschließend wurden diese Flächen mitneuem Gras eingesät und das Vieh aufgetrieben.Jetzt galt die Faustregel, wenn das Vieh überall einmalgemistet hatte, war die Wiese ertragreich.Die ermolkene Milch von unserem Hof wurdedamals zuerst an die Schwester meines Großvaters,die mit ihrem Mann in Biemenhorst ein Milchgeschäftbetrieb,geliefert. Das Milchgeschäft Schulze-Nienhaus an der Möllenstegge ist sicherlich vielenBiemenhorstern noch in Erinnerung. DieserMilchbauer Nienhaus lieferte bis zu Beginn derachtziger Jahre die Milch in Biemenhorst undBocholt frisch von Haus zu Haus (siehe auch Lebensmittelgeschäfte).Mitte der dreißiger Jahrewurde dieses Direktgeschäft zwischen Erzeugerund Händler verboten (Reichsnährstandgesetz),und die Milch mußte zur Molkerei nach Bocholtgeliefert werden, wo sie weiterverarbeitet wurde. ImJahre 1943 wurden im Schnitt monatlich ca. 700,-RM als Milchgeld von der Molkerei eingenommen.Die Einnahmen im August 1945 betrugen 315,-RM. Für einen Liter Milch bekam der Landwirt damals13 Pfg.Kartoffellese in früheren Zeiten Milchabrechnung vom August 1945266


Da in den letzten Kriegstagen fast die Hälfte derKühe umgekommen war, war das Milchgeld ummehr als die Hälfte gegenüber 1943 gesunken.Die Getreideernte sah um 1920 wie folgt aus:Das Getreide wurde damals noch ganz mit dem„Sicht“, wie man hier sagt, gemäht. Ein Sicht isteine Sense mit einem ca. 80 cm langen Stiel ausHolunderholz, der an der rechten Hand mit einerLederschnalle befestigt wurde. In der linken Handhielt der Mäher den „Pickstock“, ein Holz von ca.1,20 m Länge. Dieser Pickstock war mit Schmirgelsteinbelegt und hatte am Ende einen Eisenhakenvon 10-15 cm Länge.Das Mähen wurde mit der rechten Hand so verrichtet,daß das Getreide mit der linken Hand unddem Pickstock so gehalten wurde, daß es nicht umfiel.Es wurde im Feld eine Strecke von ca. 1-3 mund 0,5 m Breite je nach Ertrag in das Getreidehineingemäht und anschließend mit dem Sicht unddem Pickstock zu einer Garbe ausgerollt und aufdem Boden abgelegt.mit einem Strick in der Mitte und mit einem Teilder oberen Ähren auch noch am oberen Ende zusammengebunden,so daß die Garben besser zu verarbeitenwaren.Anschließend wurden je 12 Garben zu einer Stiegezum Trocknen aufgestellt. Nach 3-5 Tagen, jenach Witterung, wurden die Garben in die Scheuneoder an den Diemen, genannt Soothopen, gepackt.Ein Soothopen oder Diemen wurde wie folgt angelegt:Man fing in der Mitte der Fläche an, wo der Diemenhingepackt werden sollte und legte zuerst einBund Stroh auf den Boden. Sodann wurden dieGarben immer im Kreis rund gepackt, mit denÄhren nach innen und dem Stroh nach außen. Inder Regel betrug der Durchmesser 5-7 m. Nunwurden die Garben immer höher gepackt, wobeiman aufpassen mußte, daß der Diemen immergleich rund blieb und die Garben mit dem Strohendemöglichst tiefer lagen, um ein Einregnen zuverhindern. Außerdem wurden die einzelnen Lagenimmer etwas weiter ausgelegt, um die unteren Lagengegen Wetter und Regen zu schützen.Bei einer Höhe von ca. 3 m war der „Soothopen“am größten, das Getreide stand gegenüber der erstenLage am Boden ca. 1-1,5 m über. Nun wurdedie Spitze, das Dach, errichtet. Jetzt mußte nochmehr darauf geachtet werden, daß die Garben nachunten hingen, so daß es nicht einregnete. Nach jederdritten bis vierten Lage wurden Garben losgeschnittenund als äußere Abdeckung aufgebracht,Bäuerliche Gerätschaften zu Beginn des 20. JahrhundertsDiese Garben wurden dann von Hand mit einemBüschel Getreide, das zu einem Strick gedreht wordenwar, zusammengebunden. Der Roggen wurdeHeuernte am Hof Hegering, Aufnahme aus den fünfziger Jahren267


wie bei einem Strohdach. Die Lagen wurden immerenger und der Diemen somit oben spitz. Die Spitzewurde oben mit Stroh abgedeckt, um ein Einregnenzu verhindern.Zweispänniger Erntewagen im EinsatzBeim letzten „Soothopen“ habe ich im Jahre 1961mitgeholfen, da der Hof ja am 11.8.1960 abgebranntwar und kein Platz für die Lagerung des Getreidesin den Gebäuden vorhanden war.Um das Jahr 1920-21 kam die erste Mähmaschine,Fabrikat Deering, auf den elterlichen Hof. Siewurde von 2 Pferden gezogen, und das Getreidewurde mit dem Ableger in passende Garben auf dasFeld abgelegt, wo es anschließend wie bisher vonHand zu Garben gebunden wurde.Da fast alle männlichen Arbeitskräfte zur Wehrmachteingezogen wurden, kam am 20. März 1943der erste Krupp-Mähbinder auf den Hof, der bis1958 seinen Dienst versehen hat. Dieser Mähbinderkostete 3.300 Reichsmark und war zusammen mitdem Nachbarn Vennekamp angeschafft worden.Im Jahre 1955 wurde der Mähbinder auf Schlepperantriebumgebaut, da mittlerweile der ersteTraktor auf dem Hof seinen Dienst versah. Bis dahinwurde die Mähmaschine, auch Binder genannt,durch Bodenantrieb angetrieben. Es wurden immerdrei gute Pferde vor diesen Binder gespannt, um eineneinwandfreien Antrieb zu sichern. Mit demMähbinder entfiel das Binden der Garben, so daßdie Garben nur noch zu Stiegen (Gasten) aufgestelltwerden mußten. Diese Garben waren aber meistensetwas schwerer und nur mit einem Band zusammengebundenund somit auch sperriger als dieHandgarben.Arbeiten mit der Mähmaschine...Beim Mähen waren nötig:1 Person zur Führung der Pferde, 1 Person zumAblegen auf dem Binder, um das Getreide gerade indie Maschine zu bringen, damit daraus handlicheGarben entstanden. Wenn das Getreide gut stand,wurde rund gemäht. Wenn aber das Getreide durchWind und Regen am Boden lag oder schräg stand,mußte von einer oder zwei Seiten gemäht werden,um gute Garben zu bekommen.Wenn aber auf einem Feld ein Teil des Getreidesam Boden lag (Lagergetreide), wurde dieses Stückmeistens noch mit dem Sicht von Hand gemähtund gebunden. Anschließend wurden die Garbenmit allen verfügbaren Arbeitskräften an Stiegen gestellt.Wenn der Mähbinder in Betrieb war und allesgut klappte, mußte man schon mit 7-10 Personenhart arbeiten, um die Garben so schnellaufzustellen, wie gemäht wurde. Bei der Hitze imSommer und den Grannen am Roggen, die auchschon mal hinters Hemd krochen, obwohl man denKragen bis oben hin zu hatte und sich durch Stroh-268


hut beim Mann bzw. Hülle bei der Frau schützte,war dies mit Sicherheit keine leichte und angenehmeArbeit.... und Aufstellen der HafergastenAber es war immer interessant mit mehreren zusammenzu arbeiten, weil jeder seinen Spaß zur Arbeitbeitrug. Besonders schön war es immer, wennam Ende des Feldes die Kanne mit dem schwattenKoffie stand und man sich wieder einen Schluckgönnen durfte. Auch war es immer eine Wohltat,wenn am Nachmittag die Kaffeepause war und eseine gute Schinkenfleesbotterramm gab. Hierbeiwurde manch lustiges Prötken erzählt, und die Arbeitklappte anschließend noch mal so gut.GöpelBis zum Jahre 1923 war auf dem Hof Imping-Tepassenoch ein sogenannter Göpel im Einsatz. DerGöpel ist eine Drehvorrichtung, die durch Pferde,die im Kreis laufen, angetrieben wird und sichaußerhalb der Gebäude befindet. Durch eine Wellewird die Drehbewegung nach innen auf die auf derTenne stehende Dreschmaschine übertragen.Nach einem Schaden wurde der alte Göpel 1923stillgelegt und das Dreschen geschah fortan mit einemBenzinmotor. Das Dreschen mit diesem Benzinmotorwäre eine feine Sache gewesen, so habenOhme Jans und Tante Anne übereinstimmend berichtet.Der Benzinmotor hatte eine Leistung vonca. 8-10 PS und hielt die Dreschmaschine immervoll in Schwung. Beim alten Göpel war die großeSchwierigkeit, wenn zuviel Getreide eingestopftwurde, blieben die Pferde einfach stehen, und dieDreschmaschine mußte von Hand wieder losgezogenund freigemacht werden, um sie wieder inGang zu bringen.Mit dem Benzinmotor ging das ab 1923 viel zügiger,da der Motor mit seiner guten Leistung immergleichmäßig durchzog. Aber auch hier gab esein Problem. Der Start dieses Benzinmotors bereiteteimmer große Schwierigkeiten. Zündkerzenund Anlasser bedurften einer großen Wartung undPflege, und vor dem Starten mußte zunächstheißes Wasser in den Kühler gefüllt werden. Durchkräftiges Drehen an der Kurbel, bei dem somanchem die Luft wegblieb, wurde dann der Motorangelassen, und das Dreschen konnte beginnen.Die Garben wurden von der Kidde (Lagerplatzfür Getreide) auf die Dreschmaschinegeworfen. Hier wurden sie vom Einstopfer losgetrennt,auseinandergezogen und der Dreschtrommelzugeführt.Dieses war eine verantwortungsvolle Aufgabe.Wurde nämlich zu schnell und zuviel Getreide derDreschtrommel zugeführt, fing die Maschine an zufauchen, der Flachriemen flog von der Riemenscheibe,und die Maschine stand still. Dann mußtealles losgenommen, das Stroh herausgenommenund der Körnerelevator entleert werden, um dieMaschine wieder frei zu bekommen. Hatte manschließlich alles wieder frei, fing der ganze Zirkusvon vorne wieder an, Motor anwerfen, Riemenscheibeauflegen usw.Nach der Ernte des Getreides im Sommer wurdeein Teil sofort gedroschen. Im Herbst dann wurdeein zweites Mal gedroschen, etwa Mitte September,um das Saatgetreide des nächsten Jahres zu bekommen.Die Hauptarbeit wurde aber meistens beiFrostwetter im Winter verrichtet, weil dann das Ge-269


treide gut trocken war und das Dreschen besserfunktionierte als bei feuchtem Herbstwetter.So ein Dreschvorgang erforderte einen hohen Arbeitskräfteeinsatz,was meistens mit guter Nachbarschaftshilfeimmer gelang. Zum Anwerfen des Getreideszur Dreschmaschine wurden 4 Personenbenötigt, zum Einlegen 1 Person, Maschinenbetreuung2 Personen, Strohbinden 4 Personen, Strohzum Dachboden transportieren und dort verpacken4 Personen, Korn in Säcke füllen und lagern 2 Personen.Rechnet man die Personen hinzu, die für dasleibliche Wohl der ganzen Mannschaft verantwortlichwaren, kommt man auf 18-20 Personen.Nachdem die Gemeinde Biemenhorst 1927durch die RWE mit Strom versorgt worden war,kam auf dem Hof Tepasse auch der erste Elektromotorfür die Dreschmaschine zum Einsatz.Dreschen auf dem Hof Tepasse-Imping Ende der fünfziger JahreDreschen auf dem Bauernhofgezeichnet vom Bocholter „Curt Cerny“Dreschen auf dem Nachbarhof Löken zu Beginn der fünfzigerJahre: Oben auf der Dreschmaschine Maria Löken, vorne JohannLöken und rechts der heutige Hofbesitzer Heinrich LökenDie Dreschmaschine war noch bis 1960 im Einsatz.Nach einem Schaden wurde aus dem Sauerlandeine gebrauchte, aber bessere und modernereDreschmaschine gekauft. Diese Maschine hatteschon eine eingebaute Presse, und es konnte einGebläse zum Transport der Körner angeschlossenwerden.Ab 1963 erledigte ein Mähdrescher mit einer Personfast die gesamte Arbeit.Eingangs unserer Geschichte lesen wir, daß in denzwanziger Jahren auf dem Hof gut gewirtschaftetwurde. So konnten bis zum Zweiten Weltkrieg folgendeFahrzeuge und Gerätschaften angeschafftwerden: 1935 für die Heuernte eine Harkmaschineund ein Heuwender und 1936 ein Lemken 1-Schar-Pflug (hergestellt in Alpen am Niederrhein).Im gleichen Jahr wurde der erste gummibereifteAckerwagen gekauft, der vom Stellmacher KarlHunhoff aus Biemenhorst angefertigt worden war.Eine 2,25 m breite Saategge kam im Jahre 1938dazu, und 1939 wurde ein Vielfach Kombi-Gerätvon der Fa. Niemeier gekauft. Mit diesemAllzweckgerät konnte Unkraut gehackt werden, eskonnte ferner zum Kartoffellegen und zum Anhäufelnder Kartoffelreihen eingesetzt werden.Während des Zweiten Weltkrieges hatte auchmein elterlicher Hof, wie alle Wohnungen undHöfe, unter den Kriegsereignissen zu leiden. GegenEnde des Krieges fiel eine Luftmine nur ca. 20 m270


vom Küchenfenster entfernt in den Bienenschuppen.Vom Bienenschuppen und dem direkt danebenstehendenJauchefaß ist durch die Detonationso gut wie nichts übriggeblieben. Erst fünf Jahrenach dem Krieg ist in ca. 400 m Entfernung vomHof ein Ring des Jauchefasses gefunden worden.Zum Zeitpunkt der Detonation war die ganze FamilieTepasse in der Küche zum Kaffeetrinken versammelt.Durch die zwischen Bienenstock undKüchenfenster stehende Eiche kam zum Glück keinerzu Schaden. Der Baum wurde stark in Mitleidenschaftgezogen, und die Dachziegel waren zumgrößtenteil an den Gebäuden abgedeckt worden.Am 17. März 1945 wurde der Hof durch Brandbombenstark beschädigt. Beim Durchzug derKriegsfront am 28. und 29. März (Gründonnerstag)wurde der Hof vom Steinesch aus durch dieEngländer mit Flak beschossen und brannte völligab (siehe 1945).Gott sei Dank ist bei all diesen schrecklichenKriegsereignissen auf dem Hof keiner zu Schadengekommen. Überlebt haben die Bewohner des Hofes,weil sie in einem Bunker - einem leeren Kartoffelsilo- untergebracht waren, der mit Holzbalken,Buschen und Grasplaggen abgedeckt war.Nach dem Übergang der Front, wobei auch mehrerePferde, Kühe und Rinder umgekommen waren,bot der abgebrannte Hof mit seinen umliegendendurch Schützengräben und Bombentrichtern zerstörtenÄckern und Wiesen ein Bild der Verwüstung(siehe Luftaufnahme 1945). In einem besonders tiefenBombentrichter, so hat mein Großonkel oft erzählt,habe er das umgekommene Vieh vergraben.Anschließend wurden die Äcker und Weidenwieder begradigt, und es begannen die Aufräumarbeitenauf dem Hof. Mein Großvater, meinGroßonkel Jans, meine Großtante Anna und meineMutter haben dann die anfallenden Arbeiten verrichtet.Mein Vater war während dieser Zeit noch inamerikanischer Kriegsgefangenschaft, er lag in BadBrückenau in einem Militärlazarett der Amerikaner.Durch das Chaos, das nach dem Kriege in ganzDeutschland herrschte, hatte meine Mutter keineNachricht, wo mein Vater war. Leider sind durchden furchtbaren Krieg mein Onkel Johann undmein Onkel Josef umgekommen, während meinOnkel Gerhard wie mein Vater in Kriegsgefangenschaftgeraten war.Aber glücklicherweise ist mein Vater, wahrscheinlichweil er Bauer war, sehr schnell aus der Gefangenschaftentlassen worden. Am 22.5.1945 wurdemein Vater aus der Gefangenschaft entlassen, nichtahnend, daß tags zuvor am 21.5. sein Sohn Willigeboren worden war. Am 27.5.1945 kam mein Vaterauf dem Hof an und war natürlich mächtig stolzauf seinen Hoferben. Sofort begann er dann mitdem Wiederaufbau des zerstörten Hofes. Dieses geschahunter denkbar schlechten Voraussetzungen,da ja in ganz Deutschland so gut wie alles zerstörtwar. Baumaterialien waren nur unter größtenMühen und unbekannten „Schleichwegen“ zu beschaffen.In Wesel wurden aus Trümmern Steineausgebrochen, mit Pferd und Karren nach Biemenhorstgeholt und zum Wiederaufbau des Hofes verwendet.Im Winter 1945/46 konnte ein kleiner Teil desWohnhauses, der notdürftig wieder hergerichtetworden war, bezogen werden. Die neuen Betondeckenüber dem Erdgeschoß wurden mit Strohnotdürftig abgedeckt, so daß auch hier das Viehwieder untergebracht werden konnte. Das Dachdes Wirtschaftsteiles wurde nicht mehr wie vor derZerstörung aufgebaut. Statt 3 Spitzdächer wurdejetzt ein großes Dach über den gesamten Wirtschaftsteilerrichtet und das Dach des Wohnteilsquer eingeschifftet. Der Wohnteil steht heute nochan der Straßenecke Am Gehöft/Im Feld und wirdvon Herrn Peter Fuchs mit seiner Familie bewohnt,der das Gebäude Ende der sechziger Jahre vom Fürstengekauft hat.Durch den neuen Dachstuhl, der im Winter1948 fertiggestellt wurde, entstand oberhalb derStallungen ein großer Bergeraum für Heu, Getreideund Strohvorräte. Im First wurde von innen einneuer Heuaufzug installiert, mit dem man die zu lagerndenVorräte sicher und sauber direkt vom Erntewagenauf den Bergeraum bringen konnte.Infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs in denfünfziger Jahren konnten immer mehr Arbeitendurch Maschinen verrichtet werden. 1951 konntedie erste Melkmaschine angeschafft werden, die271


Der Hof Imping-Tepasse im Jahre 1952 von der Birkenallee ausgesehen: Links der heutige Hofbesitzer Willi, rechts sein BruderHeinz und die Zwillingsschwestern Gertrud und Mariaihren Dienst bis 1962versehen hat. Zurleichteren Entmistungder Stallungen konnte1952 ein Mistaufzugin Betrieb genommenwerden, und im Jahre1955 wurde der ersteNachkriegsschlepper,ein Allgaier SystemPorsche, 22 PS stark,gekauft. Der ersteMiststreuer wurde1956 in Dienst gestellt.Dies sind nur einigeBeispiele dafür,daß es auf dem Hofwie in ganz Deutschlandwieder aufwärtsging.Durch die wachsendeBevölkerung unddie aufstrebende Industrialisierungwurdenimmer mehrFlächen für Wohnungenund Industriebenötigt. Auch in unsererGemeinde wuchsendie Wohnsiedlungen,die dadurchNach dem Brand am 11. August 1960 bei Aufräumungsarbeiten:Rechts erkennt man das notdürftig geflickte Dach des Wirtschaftsteilesimmer näher auf meinenelterlichen Hofzukamen. Im Jahre1959 wurden durchdie Bauaufsicht desKreises Borken dieGebäude des Hofesüberprüft und ein Teilder Betondecken wegenschlechter Bauausführungin derNachkriegszeit beanstandet.Nach Angabedes Bauordnungsamtesmußten Stahlträgerzur Verstärkungder Decken eingebautwerden. Bei dendafür notwendigenSchweißarbeiten gerietder Hof am 11.August 1960 in Brandund wurde erheblichbeschädigt. Fast dieHälfte des Wirtschaftsgebäudeswarvöllig abgebrannt,und der verbliebeneTeil wurde zunächstwieder notdürftig hergerichtet.272


Der Fürst Salm Salm, der ja noch immer Besitzerdes Hofes war, erklärte nach dem Brand meinemVater gegenüber, daß der Hof nicht wieder aufgebautwürde. Die Flächen rund um den Hof solltenSiedlungsgebiet werden.Es folgten Verhandlungen mit den entsprechendenStellen und man entschloß sich, in der BiemenhorsterHeide, an der heutigen Straße Steinesch,einen neuen Hof zu bauen. Planung undBauausführung lagen bei der Siedlungsgesellschaft„Rote Erde“ Münster. Die Bauarbeiten begannenim August 1961, und bereits am 6. September 1962konnte der neue Hof bezogen werden.Es wurde so gebaut, wie es nach damaligen Gesichtspunktenarbeitswirtschaftlich am günstigstenwar. Das Heu und Stroh wurde von der Erde aushochgepackt und die Stallungen waren ohne Betondecken,so daß das schwierige Verpacken aufdem „Strohsolder oder Bergeraum“ entfiel. Im Laufeder folgenden Jahre wurden noch einige Nebengebäudeerrichtet und die technischen Einrichtungenin den Stallungen kontinuierlich auf denneuesten Stand gebracht.Im Alter von 85 Jahren starb 1995 mein Vater,meine Mutter lebt heute (1998) noch bei uns aufdem Hof.Den Hof bewirtschafte ich heute mit meiner Frau Christel und meinem Sohn Andreas, der sich anschickt, in der fünften Generation mitseiner Frau Anja als ein Tepasse den Hof Imping - Tepasse zu übernehmen273


Biemenhorster LebensmittelgeschäfteIn der Geschichte unserer Gemeinde lesen wir,daß es in Biemenhorst gegen Ende des neunzehntenJahrhunderts kein Ladenlokal und keine Wirtschaftgegeben hat. Dies dürfte sich um ca. 1914geändert haben, als an der heutigen Straßenkreuzungder Schulstraße, der Bernhard-Otte-Straße,der Lankerner Straße und der Petersfeldstraße, direktan der Stadtgrenze zu Bocholt gelegen, einHerr Bruns einen Lebensmittelladen eröffnete. ImJahre 1955 wurde im gleichen Gebäude eine Gaststätteerrichtet, die heute (1998) noch besteht,während das Ladenlokal zwischenzeitlich geschlossenwurde. Betrat man dieses Gebäude durch denan der Schulstraße gelegenen Eingang, befand sichan der linken Seite ein kleines Lebensmittelgeschäftund später rechts die Gaststätte. Die Nebenräumedes Gebäudes dienten als Tenne und Stallungenfür eine kleine Landwirtschaft, da sicherlichdie Einkünfte aus dem Ladenlokal nicht ausreichten,um den Lebensunterhaltder Fam. Bruns zubestreiten.Im Einwohnerverzeichnisunserer Gemeindedes Jahres 1926 findenwir die KolonialwarenhandlungHeumer mitder Hausnummer 55/4.Dieses Geschäft befandsich in Buhsmanns Häuseran der heutigenStraße Auf dem Takenkamp.Diese Kolonialwarenhandlunghat vonca. 1923-1930 dort bestanden.1930 wurde sievon der Fam. Pries übernommen,die das Geschäftbis ca. 1935 ebenfallsan der Straße Aufdem Takenkamp weiterführte.Bäckerei und Lebensmittel Mecking an der Dingdener Straße, 1938Kolonialwarenhandlungen waren Läden, in denenWaren aus den Kolonien zum Verkauf angebotenwurden. Diese Waren konnten nicht durch Eigenanbauerzeugt werden. Größtenteils handelte essich hierbei für damalige Verhältnisse um Luxusartikelwie Kaffee, Tee, Reis und Gewürze.Obwohl Deutschland nach dem I. Weltkriegkeine Kolonien mehr hatte, hat sich der BegriffKolonialwarenhandlungen noch über viele Jahregehalten.Vor dem II. Weltkrieg kamen dann in den zwanzigerund dreißiger Jahren die LebensmittelgeschäfteHeßling und Blits an der Birkenallee,Mecking an der Dingdener Straße und Haltermannmit der Poststelle an der Ecke BüngernerStraße/Birkenallee hinzu. Dem LebensmittelgeschäftMecking war noch eine Backstube angeschlossen,und jeder aus Biemenhorst kannteMeckings leckere Brötchen.274


Lebensmittel Blits an der Birkenallee im Jahre 1931Von links nach rechts: Marianne Blits, Inhaberin Josefine Blits,Christel Blits und Else Blits, heute Frau FehlerFrau Stevens, geb. Pattberg, beschreibt den Besuchin einem Biemenhorster Supermarkt (LebensmittelBruns) der zwanziger Jahre wie folgt:Loot kenne mehnen, denn Supermarkt es neamerikanische Erfindung. Nix datt! De gowen ettinne twintiger Jore ok all in Biemenhorst, bi Brunsob de Ecke van de Lankerner Strote, aber in Kleinformat,ca. twintig Quadratmeter groot. Aber watthier alles verkofft wodde, will ick ou jetzt vertellen.Wann dou an de Klinke keems, bimmeln ne Schelledör ett ganze Huss. Dann kamm Moder Brunsmet ör proper Schöttken antelopen un freg unsKinder: „Heff Mama obeschrewwen, watt in Hussalles fählt“. An ett Ende kreggen wij immer nochne Himbeermünte to. Jetzt will ick ou obtellenwatt ett dor alles gow. Achter de Döre stunn enfefftig - Literfatt mit Pretroleum. Dor näwen ennFatt met Olli. Dor dran satt ne Litermoote uttGlas, de innedeelt was in Uhrt, § Liter, ! Literund 1 Liter. Mooder trichtern uns immer in, passob, datt de Moote ganz uttlöpp, unn nee noch fören paar Pannekoken Olli drin blew.Dann stunn door datt Surmoosfatt un dorför negroote Krucke met Ätig. Dann ne Ämmer metRöwenkrutt, un ne Ämmer met Marmelade. Obde Theke stenn ne Pott Kautabak, Marke Hahnenacker,un nee to vergätendenn Mosterpott un deSaltheringe. Wenn wij Kautabakhalen mössen, saggVader teggen uns: „Froogtaber, offe oke friss iss, dennmut saftig wessen, dennPräum“. In Sommer stunndoor ok ne Schachtel metFlegenfänger. Dann trockenwij an dat Teuken off de okne ut edrögt wassen, dennsons gingen de Flegen oppdat söte Grei spazieren.Dann wassen achter de Thekegroote hölterne Kisten,wor ne Zentner drin ging.Lebensmittel Heßling an derBirkenallee im Jahre 1935275


För Weitenmähl, Buckweitenmähl, Salt un Soda.In alle Kisten lag ne Schepper, wor knats 1 Punddringing. Dor dröwwer wassen kleinere Laden förNährmittel, Griesmähl, Puddingpulver, Sago(Kiekwosteneier), Haferflocken, Nudeln usw.Dann wass dor noch ne Ecke met allerhandKleingrei. Lüseköme (Staubkamm) und Haarnadelndat de Frauen öhren falschen Wille (Dutt) anthollen kreggen. Patentknöpe un Sicherheitsnodelnför de Junggesellen, Lochgummiband un Mottenpulver.Knickers konn man ok kopen met ganzefeine bunte Mabels.Dann stunn dor noch ne Flesse met Himberrsaftför up denn Pudding. Wo völle Blagen wassenwodde den Himbeersaft noch met Water verdünnt.Wann Tanten off Ohms up Besöök wassen, un despendieren en paar Pennige, dann kreggen wij metdrij Mann ene Flesse Sitz met ne Knicker un wijwassen denn Könnig te ricke aff.Ann en Schluß mut ick noch vertellen dat LieskenBruns miene Scholfreundin was. Do de Tiedwas de Inflation. Jeden Morgen, beför dat se no deSchole möss, moss se erste de Millionen un Billionenno de Sporkasse brengen. Middags no 12 Ührkunn man de Fleppen bloß noch för hinterlistigeZwecke gebrucken.Pferdewagen der Bäckerei JohannMecking mit Lotte undHelga MeckingEines der ersten Lebensmittelgeschäfte, die nebenden bestehenden nach dem II. Weltkrieg neueröffneten, war das Lebensmittelgeschäft Elskampgegenüber dem Geschäft Bruns an der Ecke Aufdem Takenkamp-Schulstraße. Fam. Elskamp erhieltam 5.8.1949 die Konzession zum Betreibeneines Lebensmittelgeschäftes. Wie gegenüber beimLebensmittelgeschäft Bruns betrieb auch die Fam.Elskamp im Nebenerwerb eine kleine Landwirtschaft.1952 verlagerte die Fam. Elskamp ihr Geschäftan den heutigen Standort an der Ecke Schulstraße-Mittelheggenstraße.Die Eheleute Anna und Heinrich Tersteege hatten bis in diesechziger Jahre ein Obst- und Gemüsegeschäft an der EckeDingdener Straße/Bömkesweg in Mussum. Mit ihrem Pferdewagenversorgten sie auch die Biemenhorster mit Frischgemüse.Aufnahme von 1923Robert Elskamp vor dem ersten Lebensmittelladen276


Links das ehemalige Lebensmittelgeschäft(heute noch Gaststätte) Bruns, rechts dasGebäude (nach dem Brand 1985 abgebrochen),in dem sich der LebensmittelladenElskamp befand.Der Neubau Elskamp am heutigen Standort im Jahre 1952277


Nach dem II. Weltkrieg haben soweit heute nochnachvollziehbar folgende Lebensmittelgeschäfte inunserer Gemeinde bestanden:Heiderich an der Sonnenscheinstraße, van derList, Vester, Köster (hier wechselten die Besitzermehrmals) ebenfalls an der Sonnenscheinstraße,und Mecking (später Kamps) an der Ecke Mittelheggenstraße/Aufdem Dannenkamp. Ferner diebereits vor dem Kriege bestehenden GeschäfteHeßling, Blits und Haltermann.Lebensmittel Mecking-Kamps im Jahre 1953 ...In all diesen Lebensmittelgeschäften konnte manwie von Frau Stevens beschrieben noch viele Waren„lose“ einkaufen, die in Spitztüten abgewogen wurden.In dieser Zeit traf man sich noch im Hinterzimmerder Geschäfte, um bei einer Flasche Bierund einem Schnäpsken die Neuigkeiten aus derGemeinde zu „besprechen“.Zur Versorgung der Biemenhorster Bevölkerungmit Molkereiprodukten bestanden an der heutigenMöllenstegge und an der Straße Auf dem TakenkampMilchgeschäfte derFamilien Nienhaus. Die FamilienJosef und Willi Nienhausversorgten jeden Morgen mitihren Milchwagen die Biemenhorstermit Frischmilch,Quark, Eiern und Butter. Jederin unserer Gemeinde erkannteam „Bimmeln” der Milchglockeseinen Milchbauer(Melkbur). Am Sonntagmorgenhatten diese Milchgeschäfteimmer geöffnet, um die Biemenhorstermit frischer vonHand geschlagener Sahne fürihren Erdbeerkuchen zu versorgen.... und Lebensmittel van der List an der Sonnenscheinstraße inden sechziger JahrenAm Milchwagen des „Melkburs“ Willi Nienhaus278


Milchgeschäft Josef Nienhaus Auf dem Takenkamp, links die Skalenwaage, rechts die Milchpumpe,mit der § bzw. ! Liter Frischmilch gezapft werden konnteAlle diese liebevoll genannten „Tante Emma-Läden“haben in den sechziger und siebziger Jahrenihren Betrieb bis auf die Geschäfte Mecking undElskamp eingestellt.Das LebensmittelgeschäftMecking an derDingdener Straße hatsich der heutigen Zeit angepaßtund sich auf sogenannteLaufkundschaftspezialisiert. Hier kannman frühmorgens belegteBrötchen, den halben LiterMilch oder Kakaooder den Berliner Ballenzum Frühstück am Arbeitsplatzkaufen.Nachdem MetzgermeisterBauhaus bereits1952 im Haus des LebensmittelgeschäftesElskampein Fleischereigeschäfteröffnet hatte,verlagerte er seinen Betriebin den sechzigerJahren an seinen heutigen Standort an der Schulstraße.Von hier werden heute aus eigener Metzgereidie Biemenhorster mit Wurst, Schnitzeln, Salatenund anderen Spezialitäten versorgt.Frau Bauhaus mit ihrem Personal vor demFleischereigeschäft im Hause ElskampMetzgermeister Bauhaus auf dem Schlachthof in Bocholt279


An der Büngerner Straße eröffnete zu Beginn derneunziger Jahre Irmgard Groß-Weege auf ihremBauernhof ein Bauernlädchen. Frisch vom Erzeugergibt es hier viele Sorten Gemüse, Kartoffeln,schmackhaft eingelegte Gurken, leckere Marmeladen,gute Liköre, diverse Wurstwaren und eigenshergestellten leckeren Griebenschmalz mit Zwiebeln.Bauernlädchen Groß-Weegeschaft einen neuen Service an. Im Geschäft wurdeeine Poststelle eingerichtet, und Robert Elskampwar nun gleichzeitig auch Postangestellter.Im Zuge der rasanten Entwicklung unserer Gemeindewuchs auch das Sortiment im LebensmittelmarktElskamp. Der Personalbestand wurdeaufgestockt, und die ersten Lehrlinge wurden ausgebildet.In einem Rhythmus von 4-5 Jahren wurdekontinuierlich die Verkaufsflächeerweitert unddem Kunden neue Dienstleistungenwie Lottoannahmestelle,Reisebüro und eineReinigungsannahme angeboten.Heute hat sich der LebensmittelmarktElskamp mitseiner „Rundumversorgung“zu einem Zentrum in unsererGemeinde entwickelt.Wie früher in den kleinenLebensmittelgeschäften treffensich heute hier die Hausfrauen(und manchmal auchdie Männer) zu einem kleinen„Quätschken“, um dasNeueste auszutauschen.Nach einer Ausbildung als Einzelhandelskaufmannbei der Fa.Schätzlein in Bocholt trat RobertElskamp 1964 in das elterlicheGeschäft ein. Das Ladenlokalwurde erweitert und das bestehendeBedienungssystem inSelbsbedienung umgewandelt.Hierzu wurden kleine Handkörbchenaufgestellt, womit derKunde seinen Einkauf erledigenkonnte. Um das Sortiment immeraktuell zu halten, trat RobertElskamp der Rewe EinkaufsgenossenschaftWesel bei.Zusätzlich zu diesen Änderungenbot man der Kund-Lebensmittelmarkt Elskamp 1999280


Biemenhorster Straßen erzählen GeschichteIn der Heimatzeitschrift Unser Bocholt erschienin den Jahren 1987-1989 eine Artikelreihe„Bocholter Straßen erzählen Geschichte“. Verfasserdieser Reihe war Herr Wilhelm Seggewiß, dem andieser Stelle ausdrücklich gedankt sei für die mühevolleKleinarbeit, die jeder Straßenname mit sichbrachte. Da Herr Seggewiß auch die Straßennamenaus Biemenhorst mit aufgeführt hat, bildensie die Grundlage der nachstehend aufgeführtenGeschichte der Straßen in Biemenhorst.Einiges wurde durch weitere Nachforschungenrichtig gestellt, bei einigen Straßen wurden Ergänzungenvorgenommen, die Herr Seggewiß als„Nicht Biemenhorster“ nicht wissen konnte.Versetzen wir uns einmal zurück in das vorige Jahrhundert.An anderer Stelle dieser Chronik lesenwir, daß 1822 die ersten Vermessungen in unsererGemeinde durchgeführt worden sind. Auf diesenKarten und auf der abgebildeten Karte von 1842 erkennenwir in Biemenhorst nur Feld- und Fahr-wege. Straßen, wie wir sie heute kennen, gab esnoch nicht. Die Wege verbanden die einzelnenBauernhöfe miteinander und führten vom letztenHof der Gemeinde weiter in die nächste Bauerschaft.Ab der Jahrhundertwende bis nach dem II.Weltkrieg verlief seitlich dieser Wege das „Pättken”welches durch weiß gekälkte Pfähle vom Hauptweggetrennt war. Dieses Pättken wurde als Rad- undFußweg genutzt, und die Pfähle hatten die Aufgabe,die Pferdefuhrwerke und Fahrzeuge von diesemPättken fernzuhalten. Lediglich die 1848 ausgebauteDingdener Straße bot die Möglichkeit, einigermaßengut in die weitere Umgebung zu gelangen.... Kreuzungsbereich Schulstraße/Auf dem TakenkampWeißgekälkte Pfähle trennten Rad- und Fahrweg im ...Eine regelmäßige Instandhaltung dieser Feld- undFahrwege, wie wir sie heute kennen, gab es nicht. JederAnwohner war für den Zustand des Weges vorseiner Haustür verantwortlich. So wurde in der Regelder Kohlenkasten morgens auf dem Weg entleert,und es entstand im Laufe der Zeit doch ein einigermaßenbefestigter Weg, der aber bei weitem keineÄhnlichkeit mit unseren heutigen Straßen hatte.Offizielle Straßennamen kannte man noch nicht,es entwickelte sich eine Bezeichnung der Straße inder Regel daraus, woher sie kam oder wohin sieführte. So haben die Dingdener Straße oder dieBüngerner Straße bei unseren Großeltern wohlschon immer diese Bezeichnung gehabt. Auch fin-281


det man in den heutigen Straßennamen unsererGemeinde viele alte Flur-, Esch- und Hofnamenwieder, die auf ein bestimmtes Gelände oder dieNamen alter Bauernhöfe hinweisen.Bis zum Jahre 1950 wurden die Häuser in unsererGemeinde nach ihrer Fertigstellung fortlaufendnummeriert. So kam es vor, daß das Haus Nr. 54neben dem Haus Nr. 98 lag. Lediglich der Zusatz„Öwerhook” oder „Ünderhook“ (siehe Karte derGemeinde bei 1925) erleichterte das Auffinden einerbestimmten Hausnummer. Die Hausnumerierungwar in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundertseingeführt worden, da alle Gebäude bei einerFeuerversicherungsanstalt versichert werden mußten.Es genügte daher nicht nur den Namen desBewohners anzugeben. Um Verwechslungen zuvermeiden, mußte auch eine Hausnummer für dieVersicherung hinzugefügt werden. 1822 wurden inunserer Gemeinde, wie in der ganzen Mairie Liedern,eine Brandschau-Commission gebildet, diedie Aufgabe hatte, alles Erdenkliche zu veranlassen,um Brände zu vermeiden. Wie die Chronik derMairie Liedern berichtet, gehörten „der BiemenhorsterBrandschau-Commission der GemeinderathNienhaus und der Eingesessene Töpping” an.Zu Beginn dieser Chronik lesen wir, daß der ältesteHof unserer Gemeinde der Hof Degeling war. Erbekam folgedessen die Hausnummer 1. Alle anderenHausnummern sind dann nach Alter oder Entstehungsjahrder einzelnen Gebäude vergeben worden.Um dieser wilden Hausnumerierung ein Ende zubereiten, beschloß der Gemeinderat 1950 die erstenoffiziellen Straßenbezeichnungen, nämlich:Birkenallee, Heidekampstraße, Schulstraße, Aufdem Dannenkamp, Mittelheggenstraße, Sonnenscheinstraße,Auf dem Takenkamp, Clemens-August-Straßeund Wilhelm-Buß-Stiege.Anfang Dezember 1952 erhielt die Gemeinde dieerste öffentliche Straßenbeleuchtung. An drei Stellen(Birkenallee - Büngerner Straße, Birkenallee -Schulstraße und Birkenallee - Dingdener Straße)wurde eine 200 Watt starke Lampe angebracht. Inden Siedlungen erhielten die Straßen dann auch indieser Zeit die ersten Regendecken, die aus einerSchotterlage und einer Abdeckschicht aus weißemFeinkies bestanden. Zur Verschönerung des Ortsbildesund zur Beköstigung der Schulkinder wurden1954 an der Mittelheggenstraße, Auf demDannenkamp und an der Straße Zum WaldschlößchenBirnenbäume gepflanzt, die ja heuteteilweise da noch stehen.Nachdem gegen Ende der fünfziger Jahre großeTeile der Gemeinde an die Wasserversorgung angeschlossenworden waren, erhielten auch einigeStraßen eine Asphaltdecke, die später zu Beginnder siebziger Jahre nach der Kanalisierung wiedererneuert wurde. In den siebziger und achtziger Jahrenwurden dann viele Straßen unserer Gemeindekomplett ausgebaut. Das heißt: Die Straßen erhielteneine neue Teerdecke oder wurden gepflastert.Bürgersteige und Pflanzbeete rundeten das Bilddieser neu ausgebauten Straßen ab.Weitere Straßenneubenennungen erfolgten in denJahren nach 1950 bis zur kommunalen NeuordnungEnde 1974 durch den Gemeinderat. Im Jahre1974 wurden, um spätere Doppelnennungen inder Stadt Bocholt zu vermeiden, einige Straßen inBiemenhorst umbenannt. Nach der Neugliederungerfolgten die erforderlichen Um- bzw. Neubenennungender Straßen durch den BezirksausschußSüd-Ost der Stadt Bocholt.Im Bereich zwischen der Büngerner Straße undAuf dem Dannenkamp finden wir Namen, die aufdie ehemalige landwirtschaftliche Nutzung desGeländes hinweisen (siehe Geschichte des HofesImping-Tepasse), während wir zwischen Birkenalleeund Auf dem Takenkamp Namen bedeutenderPolitiker finden.Das Biemenhorster Straßen- und Wegenetz wirdvon zahlreichen Radwanderwegen und Wanderwegenberührt. Hier sind unter anderem der überörtlicheRadwanderweg (R 21) von Wesel nach BadBentheim, der Wanderweg X 8, der von Wesel-Bislichebenfalls nach Bad-Bentheim führt, und die100-Schlösser-Route des Münsterlandes zu nennen.Ferner laden zahlreiche lokale Radwanderwegeund Wanderwege zu erholsamen Pättkestourenund Wanderungen ein.Soweit zur Vorgeschichte unserer Straßen in Biemenhorst,wenden wir uns nun den einzelnenStraßen zu.282


Ausschnitt aus der Wanderkarte der Stadt Bocholt von 1951283


1. Adam-Stegerwald-StraßeVor der Neugliederung war die Bezeichnung Heidekampstraße.Sie beginnt am Wegekreuz des BiemenhorsterWeges und verläuft in südliche Richtungüber die Birkenallee hinweg bis zu den Tennisplätzen.Adam Stegerwald lebte von 1874-1945 undwar von 1903-1929 Leiter der Christlichen Gewerkschaften.1945 hat er die CSU mitgegründet.2. Am GehöftDirekt südlich von dem im Jahre 1960 abgebranntenHof Tepasse liegend3. Am SpielplatzVon der Straße Im Kamp in südliche Richtung zudem im Jahre 1959 eröffneten ersten Spielplatz inBiemenhorst führend4. Auf dem DannenkampDie Straße führt von der Birkenallee zur Sonnenscheinstraße.Der Name kommt von einer altenFlurbezeichnung5. Auf dem TakenkampVon der Schulstraße abzweigend in westliche Richtungbis zum Wegekreuz am Biemenhorster Wegführend. Benannt nach dem Bauernhof an derEcke Auf dem Takenkamp-Biemenhorster Weg.Das Gelände rund um diesen Hof führte in altenKarten immer die Bezeichnung Tackenkamp. DieHofbesitzer waren in früheren Jahren FamilieTackenkamp und Familie Kleine-Weikamp. Ausden vorgenannten Bezeichnungen und Namen leitetsich der Straßenname Auf dem Takenkamp ab.Einmündungsbereichder Straße Auf demTakenkamp in dieSchulstraße, zu Beginnder fünfzigerJahreAuf dem Dannenkamp in den sechziger JahrenAuf dem Dannenkamp in den fünfziger Jahren, von der Birkenalleeausgesehen6. BeltingshofVon der Dingdener Straße in östliche Richtungsteil ansteigend an der alten Mülldeponie vorbeiführendin Richtung Hohe Heide. Der Namekommt von dem Bauernhof, der südlich der Straßeoben auf dem Berg liegt.7. Bernhard-Otte-StraßeHieß vor der Neugliederung Grenzstraße, hier verläuftdie Gemarkungsgrenze zwischen Biemenhorstund Bocholt. Benannt nach dem GewerkschaftlerBernhard Otte, der von 1883 bis 1933 lebte. Erwurde 1929 Nachfolger von Adam Stegerwald alsGewerkschaftsführer. Eine Bronzebüste von ihmsteht im Sitzungssaal des Gewerkschaftshauses inBocholt.8. Biemenhorster WegFührt vom Kreuzungsbereich Dingdener Straße -Mühlenweg - Petersfeldstraße in Bocholt in südlicheRichtung durch Biemenhorst bis zur Birkenallee.Der Name wurde vor der kommunalen Neu-284


ordnung auf Bocholter Gebiet von der StadtBocholt vergeben, und nach 1974 auch in Biemenhorsteingeführt.Biemenhorster Weg mit dem I-Männeken Klaus Rademacher,1966Ausbau im Jahre 1924 wurde sie im VolksmundBacksteinstraße genannt, weil sie nur notdürftigmit alten Backsteinen der Ziegeleien ausgebautworden war. Nach dem Ausbauwurden beidseitig der Straße Birkenbäumegepflanzt, die aber imZuge von Neubaumaßnahmen inden siebziger Jahren gefällt wurden,später aber durch junge Birkenwieder ersetzt wurden. Zu Beginnder achtziger Jahre wurdenein Teil und zu Beginn der neunzigerJahre das Reststück der Birkenalleeim Bereich der Ortsdurchfahrtmit Bürgersteigenausgebaut und durchgehend biszur Dingdener Straße an der Südseiteein Radweg angelegt. ZurSchulwegsicherung wurde im Februar1977 an der Schule eineFußgängerampel aufgestellt. DieBirkenallee ist ein Teilstück der Landesstraße 611(L 611), die von der Dingdener Straße bis östlichhinter Krechting auf die L 572 führt.Biemenhorster Weg mit dem Hof Lamers-Hüttemann im Februar19699. BirkenalleeVerläuft als Verbindungsstraße zwischen der DingdenerStraße und der Büngerner Straße. Bis zumBirkenallee in den fünfziger Jahren kurz vor der Einmündungauf die Büngerner Str. Zwischen den Bäumen erkennt man dieehemalige Poststelle Haltermann.285


Ecke Birkenallee-Schulstraße 1994 ...Birkenallee in Höhe der Schule, Februar 1969 mit dem Hinweisschildfür Schülerlotsen... und 1998Birkenallee links, unten am Bildrand die Dingdener StraßeAufnahme von 1975286


10. Büngerner StraßeIst die Verlängerung der Franzstraße in Bocholtund verläuft durch unsere Gemeinde als Verbindungsstraßeüber die ehemals selbständige GemeindeBüngern in Richtung Krechting - Rhede.Im Winter 1905/06 wurde der Ausbau dieserStraße beschlossen und der Bau sofort in Angriffgenommen. Da man sich in Büngern über den Verlaufder Straße nicht einigen konnte, wurde diesezunächst nur bis zur Gemeindegrenze bei Honselausgebaut. Erst im Jahre 1916, also im Ersten Weltkrieg,erhielt die Fa. Menting aus Biemenhorst denAuftrag zum Weiterbau der Straße in Büngern. Umdie für den Ausbau erforderlichen Steine transportierenzu können, verlegte die Firma quer über dieFelder von der Ziegelei bis zur Baustelle Gleise. InfolgeWaggonmangels, die ja alle im Krieg benötigtwurden, wurden die Arbeiten schon bald wiedereingestellt und konnten erst nach dem Krieg zuEnde geführt werden. 1931 ging die BüngernerStraße in das Eigentum und die Verwaltung desKreises Borken über. Wegewärter, im BiemenhorsterVolksmund auch Chauseekrässer genannt, warin dieser Zeit Herr Bernhard Löken. Die durch denBüngerner Straße standen bis ca. 1970 große Lindenbäume,die in einer Nacht und Nebelaktion gefälltworden sind. Die Büngerner Straße war bis zudiesem Zeitpunkt eine wunderschöne Allee, undwäre heute sicherlich Bestandteil der DeutschenAlleenstraße. Erst 1980 wurden an der Ostseitewieder Eichen angepflanzt und an der Westseitevom Kreuzungsbereich Birkenallee bis zur Bernhard-Otte-Straßeein kombinierter Rad-Fußwegangelegt. Zu Beginn der neunziger Jahre kam dannder Radweg bis nach Büngern hinzu. Die BüngernerStraße ist eine Teilstrecke der Kreisstraße 1 (K 1),die von Suderwick-Brüggenhütte über Bocholt biszur B 67 in Rhede führt.Büngerner Straße in den sechziger Jahren mit einem LKW derFa. FendrichBlick auf die Büngerner Straße mit den Lindenbäumen imMärz 1945 vom Hof Groß-Weege. Im Hintergrund erkenntman den Hof Imping-Tepasse, weiter rechts einzelne Häuser ander Birkenallee.Krieg stark beschädigte Büngerner Straße erhieltunmittelbar nach der Währungsreform 1949 bereitswieder eine neue Teerdecke. Beidseitig der11. Dingdener StraßeDie Dingdener Straße war schon vor dem Bau desAutobahnzubringers Ende der siebziger Jahre diewichtigste Ausfallstraße der Stadt Bocholt. Über siegelangte man zur Autobahn und weiter ins Ruhrgebiet.DieseStraße gehört zwar nicht zum GemeindegebietBiemenhorst, da die Gemarkungsgrenzean der östlichen Seite verläuft, hat aber dochfür unsere Gemeinde eine wesentliche Bedeutung.Im Jahre 1848 wurde die Dingdener Chausee, wieman sie damals nannte, zwischen Bocholt undDingden ausgebaut. Die Dingdener Straße warfrüher ein Abschnitt der Bundesstraße 473 (B 473).Nach dem Bau des Autobahnzubringers wurde sieBestandteil der Landesstraße 602 (L 602), die von287


Hamminkeln-Mehrhoog zur Bundesgrenze nachBocholt-Aalten führt.12. DegelingseschFührt von der Büngerner Straße durch die Felderdes Ünderhooks wieder zur Büngerner Straße, benanntnach dem Hof Degeling, dem ältesten Hofunserer Gemeinde. Die zu diesem Hof gehörendenFelder nennt man auch Degelingsesch.13. Ernst-Reuter-StraßeVerbindungsstraße zwischen der Schulstraße undder Adam-Stegerwald-Straße. Ernst Reuter lebtevon 1889-1953 und gehörte des SPD an. Er warvon 1931-1933 Oberbürgermeister von Magdeburg,1947 Oberbürgermeister von Berlin und von1950-1954 Regierender Bürgermeister von Westberlin.14. Fritz-Erler-StraßeVerkehrsberuhigt ausgebaut zwischen Heinrich-Brüning- und Ernst-Reuter-Straße gelegen. FritzErler lebte von 1913-1967 und gehörte zu denführenden deutschen Nachkriegspolitikern derSPD. Von 1964-1967 war er Vorsitzender derSPD-Fraktion im Deutschen Bundestag.15. Heinrich-Brüning-StraßeSie hieß vor der Neugliederung Clemens-August-Straße. In den fünfziger Jahren wurde sie in Biemenhorstauch Königsallee genannt.3 Schützenkönige undebenso viele Königinnen kamenin dieser Zeit von derdamaligen Clemens-August-Straße.Die Heinrich-Brüning-Straßeführt von der Mittelheggenstraßezur Heinrich-von-Brentano-Straße.Heinrich Brüninglebte von 1885-1970. Er gehörtedem Zentrum an und warvon 1930-1932 Reichskanzler.Er regierte ohne parlamentarischeMehrheit mit den nachihm benannten BrüningschenNotverordnungen. 1934 ginger in die USA, kehrte nach demKrieg nach Deutschland zurückund starb 1970 in Münster. Im Esch, 1973Heinrich-Brüning-Straße in den fünfziger Jahren16. Heinrich-von-Brentano-StraßeVon der Ernst-Reuter-Straße abgehend verläuft siein Hufeisenform und trifft später wieder auf dieseStraße. Heinrich von Brentano, der von 1904-1964 lebte, war nach dem Kriege Vorsitzender derCDU-Bundestagsfraktion. Er war 1955-1961Außenminister der Bundesrepublik Deutschland.17. Im EschAls Stichstraße an der Straße im Feld gelegen, deutetsie auf die früheren Esche hin.288


18. Im FeldBis zur Neugliederung als Feldstraße bezeichnet,bildet sie einen Halbkreis um alle Straßen, die hierauf die ehemalige landwirtschaftliche Nutzung desGebietes hinweisen.Vom Flachdach zum Spitzdach, Wohnblock an der Straße Im Feld am 17.10.199219. Im FeldbrandZwischen der ehemaligen Ziegelei Orthaus undTacke und der Ziegelei Vallee hinter dem GroßmarktHandelshof gelegen. Die Straße ist zwar vermessenund benannt, ist aber heute (1997) in derÖrtlichkeit kaum zu erkennen (Feldbrand sieheZiegeleien).20. Im KampBis 1974 Kampstraße genannt, verläuft sie von derBüngerner Straße, an die sie nicht angebunden ist,bis zur Straße Auf dem Dannenkamp.21. Im WinkelWie der Name schon sagt, verläuft diese Straßewinkelförmig zwischen der Birkenallee und derStraße Zum Waldschlößchen. Sie ist eine der ältestenStraßen im Gebiet des sogenannten Öwerhooks.22. In den GärtenVerläuft südlich der Straße Im Winkel durch dieehemaligen großen Gärten der Anwohner dieserStraße.23. In der FlurAls Stichstraße an der Straße im Feld gelegen, aufdie ehemalige Feldflur hinweisend24. In der WieseVor der Neugliederung als Wiesenstraße bezeichnet,verläuft sie von der BüngernerStraße ausgehend in westlicheRichtung bis zur Straße ImFeld.25. Karl-Arnold-StraßeAls Stichstraße von der Fritz-Erler-Straßeausgehend, ist sie benanntnach dem CDU PolitikerKarl Arnold, der von 1901-1958lebte. Karl Arnold gehörte zuden Gründern der CDU undwar von 1945-1956 Ministerpräsidentvon Nordrhein-Westfalen.26. Kurt-Schumacher-StraßeVon der Schulstraße in westlicheRichtung als Stichstraße liegend,trägt sie den Namen des SPD PolitikersKurt Schumacher, dervon 1895-1952 lebte. KurtSchuhmacher war von 1930-1933 Mitglied des Deutschen Reichstages, saß unterdem Hitler Regime von 1933-1944 im KZ undorganisierte nach dem II. Weltkrieg den Wiederaufbauder SPD. Von 1949 bis zu seinem Tode warer Vorsitzender der SPD Bundestagsfraktion.27. LehmgrubenwegFührt von der Dingdener Straße direkt auf dieneue Mülldeponie zu, die früher eine Lehmgrubewar (siehe Ziegeleien).28. MergelkampVon der Dingdener Straße in östliche Richtung zurHohen Heide hin verlaufend. Die Straße führtsüdlich am ehemaligen Gelände der Ziegelei Vallee(siehe Ziegeleien) vorbei. Mergel ist eine Sammelbezeichnungfür alle Arten von Sedimentgesteinen,die aus Ton und Kalk bestehen.29. MittelheggenstraßeVerbindungsstraße zwischen der Büngerner Straßeund der Straße Auf dem Takenkamp. Mittelheggen,früher auch Middelheggen genannt, ist der Nameeiner alten Flurbezeichnung.289


Mittelheggenstraße vor dem Ausbau ...30. MöllensteggeFührt von der Birkenallee bei der Schuleabgehend in südliche Richtung über denSteinesch in die Hohe Heide. Die Bauernder Hohen Heide nutzten früher diesenWeg, um zur Königsmühle (Mühle =Plattdeutsch Mölle) in Bocholt zu gelangen,um dort ihr Korn mahlen zu lassen.31. ÖwerhookIm <strong>Kapitel</strong> von 1310-1800 lesen wir, daßes früher in Biemenhorst einen Ünderhookund einen Öwerhook gegeben hat.Damit dieser Name nicht verloren geht,hat man die Straße nach dieser alten Gewannenbezeichnungbenannt.... und nach dem Ausbau1998, mit den DrillingenHenning, Verena undMarinaEinmündung der Mittelheggenstraßeauf die BüngernerStraße, an der Südseite derMittelheggenstraße kann mandie 1954 gepflanzten Birnenbäumeund an der BüngernerStraße die 1970 gefällten Lindenbäumeerkennen. Die Birnenbäumean der Mittelheggenstraßewurden am 29.August 1997 im Zuge des Ausbauesdieser Straße gefällt. ImHintergrund Ackergelände, dawo heute die Straße Im Kampist. Aufnahme aus dem Jahre1956.290


32. SchulstraßeFührt von der Straßenkreuzung Petersfeldstraße inBocholt, Bernhard-Otte-Straße und Auf dem Takenkampin südliche Richtung direkt auf die BiemenhorsterSchule zu.1980und 1998291


33. SonnenscheinstraßeVerbindung zwischen der Büngerner Straße undAuf dem Takenkamp. Benannt nach der SiedlungSonnenschein, die in den Jahren 1949 bis 1953hier gebaut worden ist (siehe auch 1943, 1949 und1953).Wohnhaus Sprick an der Sonnenscheinstraße, welches zunächstals Behelfsheim erbaut wurde (siehe 1943).Hohenhorster Bergen führend. Benannt nach demalten Gut Töpping, das an dieser Straße liegt (sieheauch <strong>Kapitel</strong> 1310-1800).36. Weseler LandwegStraße im Siedlungsgebiet, der ehemals zu Dingdengehörenden Gemeinde Lankern. War vor demAusbau der Dingdener Straße ein Teilstück desVerbindungsweges zwischen Bocholt und Wesel.37. WeverskampStraße auf dem Steinesch, die nach einer altenFlurbezeichnung benannt ist.38. Wilhelm-Buß-StiegeZwischen der Sonnenscheinstraße und der Mittelheggenstraßegelegen, hat sie ihren Namen vonBürgermeister Buß, der von 1924-1945 Bürgermeisterder Gemeinde Biemenhorst war. Herr Bußist in den letzten Kriegstagen bei einem Fliegerangriffdurch einen Granatsplitter auf seinem Hof ander Büngerner Straße ums Leben gekommen.39. Zum ForstFührt von der Büngerner Straße in südliche Richtungin den Forst. An seinem Ende befindet sicham sogenannten Gemeindedreieck zwischen Biemenhorst,Dingden und Büngern mit 46,6 m überNN der höchste natürliche Punkt der GemeindeBiemenhorst.Pferdewagen des Obst- und Gemüsehändlers Tersteege (sieheLebensmittelgeschäfte) auf der SonnenscheinstraßeAufnahme aus den fünfziger Jahren34. SteineschLiegt auf dem Biemenhorster Hausberg Steinesch(siehe <strong>Kapitel</strong> Lage und Name von Biemenhorst).35. TöppingeschVom Degelingsesch in östliche Richtung bis zu denSchutzhütte am Gemeindedreieck40. Zum WaldschlößchenVon der Birkenallee am Waldschlößchen vorbei zurDingdener Straße führend (siehe das Waldschlößchenund seine Geschichte).292


Ausschnitt aus dem amtlichen Stadtplan der Stadt Bocholt von 1998293


Abfluß und Verbleib der Niederschlagsmengen in Biemenhorstund der jahrelange Kampf um die beste Lösung für denschnellsten Ablauf des Wassers(Beitrag von Rektor Hillermann aus der Schulchronik aus dem Jahre 1961)Wasser fließt bekanntlich von oben nach unten.Sehen wir uns also einmal die Meereshöheeiniger Punkte in unserer Gemeinde und derenUmgebung an. Höchste Stelle ist dort, wo Biemenhorst,Büngern und Lankern zusammenstoßen,46,6 m über NN. Die Kuppe des Steinesch zeigt40 m, die Kreuzung Birkenallee, Schulstraße undMöllenstegge 28 m, der Pleystrang bei Breuer25,7 m, die Franzstraße bei Tenbrock 27 m, die Petersfeldstr.26,1 m, die Dingdener Straße bei Telake24,8 m Höhe.Die Niederschläge müssen also den Weg nachNorden bis Westen suchen. Das Wasser der „HohenHeide“ wird durch die „Fulenbeke“, die aufdem Doppelhof Weikamp-Joormann entspringt,in nordöstlicher Richtung zum Honselbach undsomit zum Pleystrang geführt.Alle Niederschläge, die östlich der Fulenbeke niedergehen,werden durch einen Graben erfaßt, derjahrelang Stein des Anstoßes war. Er beginnt in dersumpfigen Wiese des Hofes Joormann, BiemenhorstNr. 13, fließt am sogenannten Armenkamp vorüberauf Bockting (Kalverpaß) zu, trennt diesen Hof vomHof Vennekamp und bildet von hier den westlichenGraben des Weges in die Hohe Heide, Stegge genannt(heute Zum Forst). Wo dieser Weg die BüngernerStraße trifft, geht er als südlicher Straßengrabenan dem Hof Löken, an dem Hof Hünting(Station der Besamungsgenossenschaft), an denSchulgebäuden vorbei und mündet bei Westerfeldin den östlichen Straßengraben der DingdenerStraße, bis er bei der Ziegelei Vallee (heute Lager derBundeswehr) in den Laaker Bach mündet, der weiterzur Issel führt. Der Graben beschreibt von seinerQuelle bis zur Einmündung einen Dreiviertelkreisum die Kuppe des Steinesch (Durchmesser 2,5 km).Da der Höhenunterschied von dieser Mitte desKreises beträchtlich ist, gelangen alle Niederschläge,die nicht in den Boden eindringen, schnell inden Graben und führen bei Anhalten der Niederschlägezu Hochwasser und schließlich zu Überschwemmungen.Am schlimmsten hatten die Anwohnerder Dingdener Straße unter Hochwasserzu leiden, da die Dingdener Straße als Dammwirkte und der einzige Durchlaß des Laaker Bachesdie Wassermengen nicht schlucken konnte.Dieser Übelstand zeigte sich zuerst um die Jahrhundertwende;warum nicht vorher? Das Wasser,das vom Armenkamp kommt, bei Löken vorbeifließt,floß früher nur bis zur Besamungsstation.Dann floß es teils über, teils unter dem Weg (heuteBirkenallee) über Imping Hof (Tepasse) auf diehohe Buche zu, dann weiter unter der BüngernerDer Bauernhof Tepasse in den fünfziger Jahren von der BüngernerStraße aus gesehen. Links erkennt man die Linden, die dieseStraße säumten. Der Graben (rechts im Bild), der das Wasser bisum die Jahrhundertwende zum Pleystrang leitete, bestand auchin den fünfziger Jahren noch, da er das Wasser aus den in derAnmerkung angegebenen Graben noch aufnehmen mußte. Dasmeiste Wasser floß jedoch entlang der Birkenallee RichtungDingdener Straße und dann zum Laaker Bach.294


Straße durch, hinter Groß-Weege, Volmering undBuß her in den Pleystrang. Einige Gemeinderatsmitgliederwaren damals der Meinung, es wäre besser,dieses Wasser zur Dingdener Straße zu leiten.So wurde der Graben vom damaligen Hof Hüntingan vertieft.Nach dem I. Weltkrieg versuchte man folgendeLösung: In der Nähe des Hauses Höffken (Nr. 95)schuf man einen Durchlaß unter der Birkenalleeher zum Graben auf der Nordseite dieser Straße.Zwar führten nun zwei Gräben von hier an dasWasser ab, aber an der Dingdener Straße kam dochalles Wasser wieder zusammen. Bei anhaltenden Regenfällenkonnte der Durchlaß das Wasser nichtschlucken, es ergoß sich über die Straße in dasGelände des heutigen Dannenkamp. Ebenso erginges beim heutigen Ehrenmal, dem Bildeken, wo dasWasser an der heutigen Schulstraße entlang bis zumPetersfeld lief und der Graben , der vom HauseBlits/Elskamp an die Gemeindegrenze bildet, dasWasser dann wieder zur Dingdener Straße leitete.Die Bewohner der Dingdener Straße fordertenimmer wieder, daß Abhilfe geschaffen werde. Dadie Birkenallee und die Büngerner Straße heuteKreisstraßen sind, beschloß das Wasserbauamt,den Graben vom Gehöft Löken an so zu verlegen,daß sein Wasser wie ehedem bei Buß in den Pleystrangfließen solle. Die Ausführung ließ auf sichwarten. Bei einem Hochwasser im Dezember1960, das außergewöhnliche Ausmaße annahm,griffen die Anwohner der Dingdener Straße zurSelbsthilfe. Sie kamen mit Spaten, Hacken und einemBagger, durchbrachen die Birkenallee beiLöken und baggerten einen tiefen Graben an derWestseite der Büngerner Straße bis zur Einmündungauf das Gehöft Imping. Brausend stürztendie Fluten in das neue Bett und eilten zum Pleystrang.Der Durchbruch wurde provisorisch mitRohren verlegt. Nach kurzer Zeit aber schuf maneinen tiefen Durchlaß mit großen Rohren vonLöken vor Haltermann quer unter der Straße herund weiter bis zu der Stelle, wo der alte Graben,der vom Impingschen Hof kommt und an der einzelnenBuche vorbeiführt, die Büngerner Straßenach Osten unterquert und dann weiter den Wegzum Pleystrang läuft.Hochwasser bei Löken, im Kreuzungsbereich Birkenallee/BüngernerStraße, am 4. + 5. Dezember 1960, vor dem Durchbruchdurch die BirkenalleeIm Laufe des Jahres 1961 stellte mir das Kreisarchiveine Generalstabskarte vom Jahre 1809 zurVerfügung. Diese Karte zeigt folgendes: Ein Wasserlaufvom Gehöft Nienhaus (heute Joormann)kommend, fließt an den Gehöften Kalverpaß (heuteBockting), Buckting (heute Vennekamp), Hüskesmann(heute Löken), Imping (danach Tepasse,heute als Bauernhof aufgelöst), Wegemann (heuteGroß-Weege), Degeling (heute Volmering-Buß)vorbei und mündet in den Pleystrang. Also läuftdas Wasser wieder den alten Weg.Der Graben heute, östlich der Büngerner StraßeAnmerkung:Im Archiv des Fürsten Salm-Salm auf Schloß Anholtbefindet sich eine Akte aus der hervorgeht, daß esum 1775 bereits einen Streit um einen Wassergrabenzwischen den Höfen Nehling und Imping gegebenhat. Dieser Graben floß unmittelbar am Hof Impingin den oben beschriebenen Wasserlauf und wurde imZuge der Flurbereinigung 1952 verrohrt.295


Der Ss. Ewaldi Schützenverein BiemenhorstDer Schützenverein Biemenhorst gehört mit zuden ältesten Schützenvereinigungen in unseremUmkreis. Die erste Nennung findet sich in altenStadtrechnungen der Stadt Bocholt von 1407, alsJohann to Wecelo und Heinrich Hoyseken mit ihrerGesellschap aus Biemenhorst ins Heer zogen.Mit Wecelo ist der heutige Bauernhof Groß-Weege an der Büngerner Straße und mit Hoysekender Hof Löken an der Kreuzung Birkenallee - BüngernerStraße gemeint.Im Jahre 1407 lebte auf BurgOttenstein bei Ahaus einHeinrich von Solms, der alsfehdelustiger und gewalttätigerRaubritter in der ganzen Umgebunggefürchtet war. Verbündethatte sich dieser Raubrittermit dem Grafen Adolphvon Cleve und wurde dadurchzum bitteren Feind von BischofOtto IV. in Münster. Umdem Treiben des Raubrittersein Ende zu bereiten, wurdedie Burg ab 1406 von BischofOtto aus Münster und seinenMannen belagert. Da die BurgOttenstein aber inmitten einesSumpfgeländes lag, erwies sichdie Belagerung als sehr schwierigund zog sich somit überlängere Zeit hin. So forderteder Bischof im Jahre 1407 vonseinen Verbündeten, zu denenunter anderen auch die StadtBocholt gehörte, Unterstützungan. Am 17. Juni des Jahres1407 zogen die beiden obengenannten BiemenhorsterSchützen mit ihren Leuten los,um den Bischof bei der Belagerungder Burg Ottenstein zuunterstützen. Auch im Jahre1408 erscheinen noch mal die Schützen Wecelound Wecelo jun. in Verbindung mit der Belagerungder Burg Ottenstein. In der letzten Juliwochedes Jahres 1408 ergab sich der Raubritter Heinrichvon Solms den Belagerern, und so haben die BiemenhorsterSchützen mit dazu beigetragen, daßwieder Frieden in unsere Gegend einkehrte.Bestätigt wird das Alter des Schützenwesens inBiemenhorst durch das Landesamt für Archivpflegein einem Schreiben vom 8. November 1971.296


Im Jahre 1982 konnte man mit einem 5tägigenJubelfest mit König- und Kaiserschießen vollerStolz das 575 jährige Bestehen des Schützenwesensin Biemenhorst feiern.Der Schützenverein Biemenhorst war, wie alleSchützenverbindungen der damaligen Zeit, eineSchutz- und Notgemeinschaft, deren Hauptaufgabedarin bestand, die Bewohner der Gemeinde vorRaub und Plünderungen zu schützen. So hat derSchützenverein mit seiner gegenseitigen Hilfe unddem Zusammenstehen in Freud und Leid überJahrhunderte hinweg das Leben in Biemenhorstentscheidend mitgeprägt.Leider sind im Jahre 1916 (siehe 1916) bei einemBrand des Wohnhauses des damaligen Gildemeistersalle bis dahin vorhandenen Dokumente undUnterlagen des Schützenwesens und damit auchaus dem Gemeindeleben vernichtet worden. Woranman sich damals erinnern konnte, wurde neu aufgezeichnetund festgehalten.Weitere Unterlagen sind dann durch Kriegseinwirkungendes II. Weltkrieges vernichtet worden.Einige Kassenbücher der Schützengesellschaftund des Schützenvereins sowie diverse Schriftstückehaben die Wirren der Zeit überstandenund werden sorgfältig vom Schützenverein gehütet.Von Rektor Hillermann wurde die Geschichtedes Schützenwesens in Biemenhorst von Beginnseiner Tätigkeit in Biemenhorst im Jahre1911 bis nach dem II. Weltkrieg aufgezeichnetund durch seinen Sohn, Herrn Ludger Hillermannaus Dülmen, dem Schützenverein übergeben.Anlaß dieser Aufzeichnungen war eine Umfrageüber das Schützenbrauchtum, die vom LandschaftsverbandWestfalen-Lippe (VolkskundlicheKommission) 1962 durchgeführt worden ist. EinzelneTextpassagen aus den Aufzeichnungen vonHerrn Hillermann sind in dem Buch „Volksfesteim Westmünsterland“ erschienen, welches der HeimatvereinVreden unter der Leitung von HerrnProf. Dietmar Sauermann im Jahre 1985 herausgegebenhat.Anhand der Ausführungen von Herrn Hillermannund aus den bestehenden Unterlagen ist derfolgende Beitrag über den Schützenverein Biemenhorstzusammengetragen worden.Eidesstattliche Erklärungen von alten BiemenhorsterBürgern im Jahre 1934 bestätigen, daß sievon ihren Eltern bzw. Großeltern wüßten, daß mitBeginn des vorigen Jahrhunderts (um 1800) inBiemenhorst regelmäßig ein Schützenfest gefeiertworden sei. Desweiteren ist im § 2 der Statutenvon 1935 bei der Umbenennung der Schützengesellschaftin Schützengilde amtlich festgehalten,daß das Schützenwesen in Biemenhorst nachweislichseit 250 Jahren besteht.Um die Jahrhundertwende wurden die Schützenfestein Biemenhorst immer weniger besucht.Hauptlehrer Vehorn berichtet in seiner Schulchronik,daß verheiratete Personen nur noch ausnahmsweiseam Schützenfest teilgenommen undauch die jüngeren Leute kein Interesse mehr gezeigthätten.Rektor Hillermann beschreibt das erste Schützenfest,das er in Biemenhorst im Jahre 1911 erlebthat, in seinen Aufzeichnungen wie folgt:Da ich aus einer Stadt (Ibbenbüren) gebürtig bin,vergesse ich das erste ländliche Schützenfest, dasich in Biemenhorst erlebte, und zudem ich als Lehrereingeladen war nie. Der Tag war ein Wochentagin der Woche nach Pfingsten. Durch den „Gildemeister“und den „Schenkebier“, die alljährlichneu gewählt wurden, wurde ich eingeladen. Die„Schüttery“ wie das Ganze hieß, war kein eigentlicherVerein, sondern durch Tradition gehörte ebenjeder männliche Einwohner über 17 Jahre zurSchüttery.Nach dem Mittagessen versammelte man sich aufeinem der Bauernhöfe, jedes Jahr wechselnd, undzog hübsch zu Fuß unter Vorantritt von 4 Musikleuten,1 Klarinette, 2 Trompeten und einer dickenTrommel sowie dem alten Königspaar zur Vogelstange,die seit undenklichen Zeiten auf der Wiesedes Gehöftes Imping war. Dreimal zog man mitMusik um die am Boden liegende Vogelstange, imKreis wurde gehalten und beim Kommando„Helm ab zum Gebet“ spielte die Musik das NiederländischeDankgebet. Für Kommandos undAnordnungen während des Festes war der Gildemeisterzuständig.297


Erschien nun die erwählte Königin, wurde siemit einem Kunstblumenkränzlein im Haar gekennzeichnet,und dem König steckte man einähnlich Sträußchen an den Hut. Mit einem Hochauf König und Königin schloß die einfache Königsproklamation.Männer trugen den Sonntagsanzug,Frauen und Mädchen Sonntagskleid mitheller Schürze.Vogelstange auf dem Hof Imping-TepasseGeschossen wurde seit undenklichen Zeiten nachdem Vogel. Der Vogel wurde vom alten König gestellt.Gewöhnlich diente hierzu ein alter Wurzelstubben,der durch stundenlanges Kochen zäh gemachtwurde, um ein vorzeitiges Splittern zuverhindern.Nach dem „Helm ab zum Gebet“ wurde dieStange mit dem Vogel hochgerichtet, und derBüchsenschmied (heute Schießmeister), der vonAnholt besorgt wurde, waltete seines Amtes. Geschossenwurde mit dem alten Infantriegewehr,Modell 1870. Während des Schießens reichte derSchenkebier das nötige Zielwasser in Form vonSchnaps. Als der Rest des Vogels gefallen war, gabes einen Tusch auf den neuen König, und der Gildemeisterbegab sich zu Fuß zur erwählten Königin.Gewöhnlich war es die eigene Frau, Braut oderNachbarstochter. Zurück ging es dann zum Bauernhof.Auf der Tenne standen 2 Reihen Bänke,Mannslüde rechts, Fraulüde links, und schon gingder Tanz los.Königspaar der Schützengesellschaft 1930An der Tennentür standen Stühle mit einer gefülltenWaschschüssel, Seife und Handtuch. Hiermußte der neue König seine Hände waschen, wasder diensttuenden Magd oder Tochter des Hauseseine Gabe von 50 Pfennig seitens des Königs einbrachte.298


Gegen 7 Uhr erfolgte ein sogenannter Auszug.Dann zog für eine Stunde die ganze Schützengesellschaftauf eine Wiese im Freien, um dem TennenbesitzerGelegenheit zu geben, seine Kühe zumelken und sie wieder einzustallen.Die älteren Festteilnehmer zogen sich in dieWohnung des Bauernhauses zurück und spieltenSolo und Skat. Die Jugend huldigte dem Tanz,„Kunterdanz“.Gegen Mitternacht hieß es nun bezahlen. Gildemeisterund Schenkebier hatten säuberlich alle Ausgabenfür Musik, Munition, Büchsenschmied undalles, was an Branntwein und Bier ausgeschenktworden war, aufgeschrieben. Die errechnete Summewurde durch die Zahl der Teilnehmer, ausgenommendie 2 Ehrengäste und König und Königin,geteilt und jeder zahlte den gleichen Anteil, einerleiob er nun mäßig, regelmäßig oder übermäßig demedlen Naß zugesprochen hatte, denn es hieß immer„wee teert int Gelooge“, (wir feiern zusammen, undbezahlen auch alles zusammen). Es fiel mir aber auf,daß nur ein verschwindend kleiner Teil der Einwohneran dem Fest teilgenommen hatte. Die Begeisterungfür die Schüttery war nicht ganz groß.Rektor Hillermann fährt in der Schützengeschichtefort:Im Sommer desselben Jahres waren die Gemeindevertretervon Biemenhorst mit ihrem VorsteherBuß und den Lehrpersonen Hauptlehrer Vehornund damals noch Lehrer Hillermann zu einemSchützenfest in die Nachbargemeinde nach Mussumeingeladen. Dort war am 5. März 1910 derSchützenverein Mussum gegründet worden, undzum ersten Vorsitzende war der Lehrer der Schule,Herr Holle, gewählt worden. Dieser neue Schützenvereinhatte einen Vorstand mit Offizieren,Statuten und Beiträgen. Das flotte Schützenfestschien unseren Gemeindevätern zu gefallen, dennunter ihnen wurde der Wunsch laut: Könnten wirin Biemenhorst nicht auch einen solchen Vereinmit festen Bindungen gründen und so immer„Schüttery“ zu einem echten allgemeinen Volksfestmachen?So wurde dann zunächst 1912 unter neuen Bedingungenein Schützenfest am 20. und 21. Maiauf der Tenne des Bauern Rölfing (heute Möllenbeck)an der Birkenallee gefeiert (siehe Plan von1925, Haus Nr. 22).In Bezug auf Musik und Brauch an der Vogelstangewurde nichts geändert, aber bei der Vogelstangeund auf der Tenne waltete ein Wirt und jederTeilnehmer zahlte aus eigener Tasche. Freundekonnten durch Mitglieder gegen ein kleines Entgelteingeführt werden.Im Sommer 1912 wurde dann der SchützenvereinBiemenhorst aus der Taufe gehoben. Der erstePräsident des neuen Vereines war der BauunternehmerBernhard Menting, zum weiteren Vorstandgehörten ein Kassierer, Schriftführer, Oberst undzwei Adjudanten. Ein großer Teil der Einwohner,nicht der alte König, schlossen sich dem Verein an.Bei zahlreicher Teilnahme feierte dann der Schützenvereinsein Gründungsfest am 21. Oktober1912 auf der Tenne des Hofes Imping-Tepasse.Das Datum der Gründung des Schützenvereinswird bestätigt durch eine Eintragung im Kassenbuchdes Schützenvereins, wonach am 11. Juli1937 für die Musik zum 25-jährigen Stiftungsfestein Betrag von 90,- M gezahlt worden ist.Gemeinsam feierten beide Vereine auch dasSchützenfest im Jahre 1913. 1914 entschloß sichder Verein zum erstenmal, für das Fest ein Zelt zubeschaffen.Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ab 1920 wiedergefeiert. Zur Versammlung des Schützenvereinshatte man 1921 auch die bisherigen Nichtmitgliedereingeladen in der Hoffnung, diese jetzt fürden Verein zu gewinnen.Aber es kam anders. Diese Nichtmitglieder, eswaren wohl die konservativsten und hartnäckigstenEinwohner, verlangten, wenn sie sich dem Vereinanschlössen, zunächst Fortfall des Vereinswirtesund wieder Einführung des „Gelooges“. Fernersollte das Fest grundsätzlich auf einer Tenne stattfindenund statt des mehrköpfigen Vorstandes solltenwieder Gildemeister und Schenkebier eingeführtwerden.Als dieser Antrag von der Mehrheit abgelehntwurde, erscholl die Stimme eines alten Biemenhorsters:„Los Jungs, wie bünt de ollen Biemenhorster,wie teert wie in olle Tieden, ohnse Schüttery isdann weer bie en Bur“.299


So hatte die Gemeinde nun zwei Schützenverbindungen.Zum Unterschied vom SchützenvereinBiemenhorst nannten sich diese Schützen BiemenhorsterSchützengesellschaft.Jede Gruppe ging nun ihre eigenen Wege.Der König des Schützenvereins Hermann Seggewißstiftete 1923 eine Königskette, und am 29.Mai 1924 konnte durch Hauptlehrer Vehorn eineneue Fahne eingeweiht werden. Die dazugehörigenSchleifen, die Frl. Maria Menting angefertigt hatte,stifteten die Damen des Vereins.Fahnenweihe 1924, links neben der Treppe Lehrer Hillermann,oben Hauptlehrer Vehorn und rechts neben der Treppe PräsidentMentingIm April 1924 wanderte das Mitglied des SchützenvereinesFriedrich Krämer nach Brasilien aus,die Schützen brachten ihn zur Verabschiedung mit„Musik und Dsching de rassa bumm“ zum Bahnhofnach Bocholt.Aus den Kassenbüchern der Schützengesellschaftist ersichtlich, daß bis 1934 weiter im Gelooge immerauf einer Bauerndiele gefeiert wurde und ab1920 neben dem Schützenfest auch eine Fastnachtsfeiersowie eine Kirmesfeier anläßlich derBocholter Kirmes stattfanden. Zusätzlich fand abdem Jahre 1927 noch ein Sommerfest statt.Auch der Schützenverein stand dem nicht nachund feierte, wie auch das Kassenbuch beweist, biszu drei Feste im Jahr.So darf man feststellen, daß unsere Großelternzwischen den beiden Weltkriegen tüchtig gefeierthaben. 4 Feste der Schützengesellschaft in einemJahr sind schon eine stolze Leistung.Bericht über das Schützenfest des Schützenvereins von 1933.Kinderschützenfest am Pfingstsonntag 1933 auf der BirkenalleeDa Biemenhorst 1934 von St. Josef nach Ss.Ewaldi umgepfarrt wurde, legte sich die Schützengesellschaftab 1935 den Namen St. Ewaldi Schützengildezu. Die Satzung dieser Schützengilde wurdeam 20. Januar 1935 beschlossen und vomGildemeister Johann Büdding sowie seinen VertreternWilhelm Möllenbeck, Johann Löken und JohannTenbrock unterzeichnet. Die Aufgaben derFestordner wurden von Josef Möllenbeck, BernhardTekampe und Bernhard Löken wahrgenom-300


men. Am Sonntag, dem 30. Juni 1935, wurde aufdem Hof Hünting-Sprick an der Birkenallee in einemgroßen Festzelt eine neue Fahne der Gilde eingeweiht.Die Fahnenweihe nahm der Vorsitzendedes St. Antonius Schützenvereins aus Bocholt,Bernhard Holtschlag, vor.Die Schützengilde wurde am 29. März 1935 mitder Nr. 82 in das Vereinsregister des PreußischenAmtsgerichtes in Bocholt eingetragen.Der Bestand von 2 Schützenvereinen war aberfür die Gemeinde nicht von Nutzen. Intrigen wurdengesponnen. Jede Gesellschaft sah in der anderenauch den Feind. Diese Verdächtigungen undFeindschaften drangen oft sogar bis in die Familien,wenn etwa die Tochter eines Schützenvereinsmitgliedesden Sohn eines Gildenanhängers heiratenwollte.Rektor Hillermann schreibt: Ich belauschte indieser Zeit das Gespräch zweier Biemenhorster, alsdie Schützenfeste wieder bevorstanden: „Säg es Antonwo höls du met? Jans, ick bün neutral!“. Hieraufantwortet Jans ganz entrüstet: „Watt Anton,neutral büs du, radikal musse wässen“. Selbst aufdie Kinder färbte dieser unselige Zustand ab. StattRäuber und Gendarm wurde auf dem SchulplatzVerein gegen Gilde gespielt.Dann kam die Nazizeit mit ihren Gleichbehandlungen.Beide Gesellschaften wurden am17.12.1938 auf Befehl der Nazis zur Schützenkameradschaftvereinigt, was mit einer Satzung vom14. April 1939 bestätigt wurde.Am 13. und 14. Mai 1939 feierte dann dieneue Schützenkameradschaft ihr erstes Schützenfest.Zum Vereinsführer wurde von denNazis der Schulleiter Lehrer Hillermann bestimmt.Prolog zur Fahnenweihe der St. Ewaldi Schützengilde vonElisabeth TenbrockFestumzug auf der Birkenallee vor dem II. Weltkrieg301


Königspaar ...... des Jahres 1939Ein Schießstand wurde errichtet, Schießübungenwurden abgehalten und in Schießlisten mußtendie besten Schützen eingetragen werden. DieseListen mußten dann dem Gau weitergeleitetwerden.Diese neue Schützenkameradschaft sandteihren zur Wehrmacht eingezogenen Mitgliedernzum Weihnachtsfest 1939 Liebesgabenpakete,was mit vielen Dankschreiben beantwortet wurde.So paradox es klingen mag, ausgerechnet in dieserZeit (wahrscheinlich ab ca. 1935) kamen dieBiemenhorster Schützen zum erstenmal geschlossenzur Kirche. Alljährlich zogen die Schützen nungeschlossen mit Musik zum Hauptgottesdienst indie Ewaldikirche.Als nach dem Kriege wieder ein Schützenfest gefeiertwerden sollte, prallten in der ersten Versammlungam 15. März 1948 die Meinungen sofortwieder aufeinander. Ein Teil der Versammeltenwollte sofortige Trennung wie vor der Zwangsvereinigung.Besonnene Schützenbrüder warnten hiervor,um die alten Zwistigkeiten nicht wieder vonneuem aufleben zu lassen.In einer zweiten Versammlung wurde am 11.April 1948 unter Leitung von Bürgermeister Vennekampendlich eine Einigung erzielt.Alle alten Vereinsbezeichnungen ließ man fallen.Um aber beiden ehemaligen Parteien gerecht zuwerden, bekam der neue Verein den Namen:Ss. Ewaldi Schützenverein Biemenhorst.Der erste Vorsitzende wurde Wilhelm Roß, ihmzur Seite standen August Köller, Paul Terodde undWilhelm Nienhaus. Festordner waren JohannSchmäink, Johann Bläker und Johann Buß.So konnte am 5. und 6. Mai 1948 nach 9 Jahrenwieder ein Schützenfest in Biemenhorst gefeiertwerden. Gefeiert wurde in einem 500 m 2 großenZelt, und da die Besatzungsbehörden Schußwaffenverboten hatten, wurde mit einer Armbrust aufeine Runkelrübe geschossen.Dieser neue Verein wurde am 23. Mai 1949 indas Vereinsregister beim Amtsgericht Bocholt eingetragen.Die Rechtsanwaltskosten hierfür betrugen50,- DM plus 3,- DM für Auslagen und Umsatzsteuer.Zum Frühlingsfest am 1. Mai 1950 konnte eineneue Fahne angeschafft werden, die feierlich aufdem alten Schulplatz am 30. April geweiht wurde.Die Fahne trägt auf der vorderen Seite die Aufschrift:Schützenverein St. Ewaldi Biemenhorst.Auf der Rückseite sind die Märtyrerwerkzeuge derbeiden heiligen Ewaldi Brüder: ein Schwert undeine Keule abgebildet. Die Fahne und die Schärpeder Fahnenträger wurden in einem besonderenSchrank in der Schule aufbewahrt.Die Fahnen von den beiden Vereinen, die vordem Kriege bestanden, sind spurlos verschwunden.302


Fahnenweihe 1950 auf dem alten SchulplatzDie Königskette des Schützenvereins, die der ersteKönig Hermann Seggewiß 1923 gestiftet hatte,wurde über den II. Weltkrieg gerettet. Der ersteNachkriegsvorsitzende und spätere Präsident WilhelmRoß hatte sie in seiner Kartoffelkiste versteckt.Bei der Neugründung des Ss Ewaldi Schützenvereinswurden für den König eine neue Kette undfür die Königin eine geflochtene Kette mit der Aufschrift„Der Heimat Ihre Königin“ angeschafft.Später stiftete der König des Jahres 1958, LambertSchaffeld, für die Königin ein Diadem (Kopfschmuck).Weiteres Schützensilber sowie Waffen besaß derneugegründete Verein nicht. Die Schützen trugenin den ersten Nachkriegjahren nur den Schützenhutsowie das Schützenabzeichen in Form einerAnstecknadel.Gefeiert wurde in den ersten Jahren nach dem II.Weltkrieg zu unterschiedlichen Terminen und zwar303


entweder am Christi-Himmelfahrts-Wochenende,an Pfingsten oder an Fronleichnam mit dem darauffolgendenWochenende.Herr Hillermann beschreibt ein Schützenfestam Fronleichnamswochenendewie folgt:An Fronleichnam war ab 18 Uhr einFestball zur Einstimmung. Am Freitagnachmittagfolgte dann das Kinderschützenfestfür alle Schulkinder. Um2 Uhr versammelten sich die Kinder aufdem Schulplatz und jede Lehrpersonführte ihre Klasse. Auf einem geschmücktenBollerwagen sitzt das Kinderkönigspaardes Vorjahres. Die Oberklassehat den Vogel aus einer Rübegebastelt. Von einer kleinen Musikkapellebegleitet geht es zum Platz am Zelt.Die Jungen bestimmen ihren König wiedie alten Schützen, nur gebrauchten sieein Luftgewehr. Die Mädchen ermittelndie Königin durch Ausscheidungskämpfeim Bockballspiel.Nach feierlicher Proklamation durchden Schulleiter und einer Ehrenrunde imgeschmückten Bollerwagen erhält der Königeinen Fußball und die Königin einBallspiel. Nun schließen sich Spiele, Reigenund Wettkämpfe an, wo es auch waszu gewinnen gibt, was ein Kinderherz erfreut.Von der einfachen Blechtrommel biszum Füller und von der einfachen Blockflötebis zur neuen Mundharmonika.Unterbrochen wird der Wettkampf durch einKuchenessen mit 3 Stück Streuselkuchen und einerFlasche Limonade. Gegen 19 Uhr schließt dasKinderschützenfest mit einem Hoch auf die Königinund den König sowie auf den SchützenvereinBiemenhorst.Der Samstag war dann der eigentliche Festtag desSchützenvereins. Um 8 Uhr war Antreten am Zelt.Der Festzug formierte sich in folgender Weise: Ander Spitze der Oberst mit 2 Adjudanten zu Pferde.Danach der Spielmannszug in Uniform und eineMusikkapelle. Es folgten weiter der neue Vogel, derVorstand sowie Kutschwagen für das auszuholendealte Königspaar. Danach zog die Kompanie der Altenund die Kompanie der Jungen Schützen sowiedie Wagen mit den alten Ehrenmitgliedern.Festzug auf der Birkenallee zu Beginn der fünfziger JahreZunächst ging es zum Haus des alten Königs.Der Präsident des Vereins holte den alten Königaus seinem Haus und schritt mit ihm unter denKlängen des Präsentiermarsches die Front ab. Nacheinem „Rührt das Ganze“ kredenzte der alte Königmit helfenden Nachbarn einen Frühschoppen ausSchnaps. Es lag im Belieben der Schützen, wievielZielwasser sie jetzt schon trinken wollten.Nun geht es weiter zur Königin. Sie wird vom altenKönig mit dem Präsidenten eingeholt undschreitet mit diesen wieder die Front ab. Bevor sieihren Frühschoppen wie der König gibt, spielt dieMusik einen Walzer für das alte Königspaar. Ein304


zweiter Walzer folgt für alle, die zu früher Stundeschon mal das Tanzbein schwingen wollen.In den ersten Nachkriegjahren zog man dannzum Gefallenen-Ehrenmal (Bildeken) der Gemeindezu einer Gefallenenehrung. Da aber einigeSchützen schon an den beiden Haltepunkten oftreichlich dem Alkohol zugesprochen hatten, wurdedie ernste Stunde oft durch diese Helden des Zielwassersin unschöner Weise gestört.Man beschloß deshalb, die Gefallenenehrung am1. Mai vorzunehmen, wenn der Verein von seinemKirchgang, den er regelmäßig hält, zurückkehrt.Diese Regelung hat sich gut bewährt.Gegen 10 Uhr trifft man bei der Vogelstange ein.Der Oberst läßt das ganze Bataillon halten und einschwenken.Nach dem Kommando: „Helm ab zumGebet“ ertönt das NiederländischeDankgebet. Der Zug um die Vogelstangewie früher fällt heute fort.Da das Bataillon noch in Reih undGlied steht, werden sofort die Schießmarkenaus einem Hut verlost.Den Ehrenschuß gibt das alte Königspaar.Diesem folgen dann derBürgermeister, die Lehrer und derVorstand. Für den erlegten Kopf undder beiden Flügel werden Preise angesetzt,und König ist, wer den letztenRest des Vogels herunterholt. Daskann oft ein zähes Ringen geben.Wenn nun das Kleinkaliber nichtmehr ziehen will, muß oft ein Jagdgewehraushelfen. Im Notfall wirdder Vogel auch schon mal gelockert,oder es wird etwas „no e holpen“ wieman sagt. Das Schießen ist kostenlos.Beim Fallen des Kopfes, der Flügelund dem Rest des Vogels spielt dieKapelle jedesmal einen Tusch. Fürdas Schießen ist ein geprüfter Büchsenschmiedverantwortlich.Wie überall wird der neue Königauf den Schultern der Schützenkameradenüber den Festplatz getragen, und der alteKönig hängt ihm sofort als Zeichen seiner Würdedie Königskette um.Hoch lebe der König, 1952Nachdem sich der neue König mit seiner Familieund Freunden beraten hat, nennt er die neue Königin.Es ist Sitte, das ein Junggeselle seine Braut,305


sofern er eine hat, oder eine Nachbarstochter zurKönigin erwählt. Ein verheirateter König erwähltnicht seine Frau, sondern eine andere Frau zur Königin,die aber aus Biemenhorst sein muß. DerOberst und seine Adjudanten bringen die Nachrichtim schnellsten Galopp zur Erwählten. Dabeiwar es wichtig, daß diese drei sich auf ihre Pferdeverlassen konnten, da auch bei der Königin auf dasWohl des neuen Königspaares getrunken wurde.Die Adjudanten Johann Buß links, und Theo Groß-WeegeGegen 5 Uhr am gleichen Tag ist die feierlicheProklamation des neuen Königspaares im Festzelt.Der Präsident des Vereins überreicht dem neuenKönig offiziell die Königskette und schmückt dieKönigin mit einem silbernen Diadem. Der ersteTanz ist für das Königspaar und danach beginnt derFestball. Gegen 22 Uhr wurde dann die Fahne vomSpielmannszug an einen sicheren Ort gebracht.Im Laufe des Sonntagvormittags bringt der Spielmannszugden neuen Majestäten und den Offizierenein Ständchen.Am Sonntagnachmittag beginnt das Fest mit demoffiziellen Ausholen des neuen Königspaares, das inderselben Weise vor sich geht, wie das Ausholen desalten Paares am Tage vorher. Anschließend ist dannder Festball im Zelt bis zur Polizeistunde. Auch beiden Schützenfesten in den fünfziger Jahren soll eswie heute vorgekommen sein, daß einige Festteilnehmersich nicht an diese Polizeistunde gehaltenhaben und bis zum frühen Morgen bei einemAbsacker „loot wee noch eene drinken„ und Spiegeleieressenweitergefeiert haben. Soweit zur Geschichtedes Schützenvereines in unserer Gemeinde,die in Verbindung mit den Aufzeichnungen vonRektor Hillermann geschildert wurde.Bis zum Jahre 1963 feierte man dann noch dasFrühlingsfest am 1. Mai im eigenen Festzelt. Da aberder Zuspruch zu diesem Fest immer geringer wurde,entschloß man sich, ab 1964 das Frühlingsfest beider Gaststätte Dreckmann an der Büngerner Straßezu feiern. Hermann Dreckmann übernahm die Gestaltungdes Festes, und somit entstanden dem Vereinkeine großen Unkosten. Nach dem Tod vonHermann Dreckmann im Jahre 1965 stellte man dietraditionellen Feierlichkeiten zum 1. Mai ganz ein.Kirchgang, Kranzniederlegung und Jubilarehrungwurden in das Schützenfest mit eingebunden.Gegen Ende der sechziger Jahre wurde der Zusprucham Sonntagnachmittag beim Königausholenauch durch auswärtige Besucher immer größer,so daß ein Festball am Sonntagabend kaum nochzu organisieren war. Man entschloß sich deshalb ab1970 am Montagabend einen zusätzlichen Festballzu feiern, wo die Biemenhorster einmal so richtigunter sich feiern konnten. Dieser Festball hat sichbestens bewährt und findet bis heute in jedem Jahrgroßen Zuspruch.Im Jahre 1972 wurde dann zum erstenmal einErntedank - und Weinfest am 3. Wochenende imSeptember gefeiert. Erntedankfeste hatte es bereitsvor dem II. Weltkrieg in einzelnen Nachbarschaftenunserer Gemeinde gegeben. Auch im Kassenbuchdes Schützenvereins findet man unter demDatum vom 1. Oktober 1934 eine Einnahme überTanzkontrolle zum Erntefest in Höhe von 8,75 M.Mündliche Überlieferungen und auch alte Fotossind der Beweis für Erntedankfeste vor dem ZweitenWeltkrieg in Biemenhorst. Das Wein- und Erntedankfestdes Jahres 1972 fand auf Anhieb sehrgroßen Zuspruch in der Bevölkerung.306


Festumzug zumErntedankfest1937 imKreuzungsbereichBirkenallee -Büngerner Str.Erntedankfest vor dem II. Weltkrieg, vierte vonlinks: Dora Nienhaus, ganz rechts: BernhardTepasseFertig zum Erntedank: Frau Frenk, Frau Loskamp,Frau Hegering und Frau Tepasse-Hüttemann307


Erntedankfest 1973 ...... und 1974Mit viel Liebe und unendlich viel Arbeit wurdedann in den Jahren 1973 und 1974 ein Festumzuganläßlich des Wein- und Erntedankfestes durch unsereGemeinde organisiert. Der Vorstand des Schützenvereinsund auch viele private Gruppen stelltenauf Wagen altes Brauchtum und Handwerkstumdar. Unter Vorantritt des Spielmannszuges Biemenhorstund einer Blaskapelle waren folgende Motivwagenzu sehen: Erntedankwagen, Handarbeit aufdem Feld, Früchte des Gartens, Der Schnitter imKorn, Korn-Dreschen von Hand, Der Wagen mitdem Erntekranz, Wein und Gesang, Jagd und Feldund die Handwerksberufe: Schmied, Zimmermannund Steinmetz. Und zum Schluß durfte natürlich308


ein Wagen mit Feierabendmotiven nicht fehlen(weitere Fotos im Farbteil). Leider war es in der Folgezeitnicht mehr möglich, diese Umzüge zu organisieren,da Arbeits- und Zeitaufwand einfach zugroß waren.Die heimatliche Verbundenheit mit den Namenspatronender heiligen Brüder Ewald gab Anlaß zurErrichtung eines Ewaldi Denkmals. Die Kollektenin den Gottesdiensten zum Schützenfest und Erntedankfestwurden zweckgebunden zurückgelegtund damit das Denkmal angespart. Das vom BildhauerKrautwald aus Rheine geschaffene Denkmalwurde am Erntedankfest, am 19. September 1981,unter großer Beteiligung der Mitglieder an derEcke Büngerner Straße - Birkenallee feierlich eingeweiht(Foto im Farbteil).Grundsteinlegung ...... Aufstellen ...... und Einweihung des Ewaldi-Denkmals309


Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichtedes Ss. Ewaldi Schützenvereins war dann im Jahre1982 das bereits eingangs erwähnte Jubelfest anläßlichdes 575-jährigen Bestehens des BiemenhorsterSchützenwesens.Das Königausholen am Sonntagnachmittag fandmittlerweile so regen Zuspruch (der Schützenvereinhatte fast 550 Mitglieder), daß sich der Vorstandentschloß, einen zweiten Zug beim Ausholen desKönigspaares aufzustellen. Für diesen zweiten Zugwurde am ersten Tag des Jubelfestes (Fronleichnam)nachmittags auf dem Sportplatz unter großer Beteiligungder Mitglieder und vieler Gastvereine feierlicheine neue Fahne eingeweiht.Nach dem Vogelschießen am Samstagmorgen,bei dem der heutige (1998) Oberst Heinrich HüningKönig und Hedwig Haar Königin wurden,und dem Ausholen des Königspaares am Sonntagnachmittag,erfolgte der eigentliche Höhepunktdes Festes am Montag.1982 bei ElskampUnter der Regie des Vorstandes und der Mithilfevieler Schützenbrüder entstand am Festplatz an derTurnhalle im Jahre 1991 eine neue Toiletten- undVersorgungsanlage für die Festlichkeiten desSchützenvereins.Fundamente, viele Rohre ...Fahnenweihe auf dem Sportplatz 1982v.l.n.r.: Dieter Stevens, Friedhelm Ihling, Wilhelm Roß,Gerhard Fastring und Theo KrüllDer Vorstand hatte zum Kaiserschießen 35 Königeund 44 Königinnen eingeladen. Die Kaiserwürdeerrang Erwin Brinckmann, Kaiserin wurde ElkeHeckrath. Alle Könige und Königinnen wurden amMontagabend mit einem Umzug bei Elskamp abgeholtund bildeten gemeinsam beim anschließendenAbschlußball den Thron.... und Richtfest der Toilettenanlage310


Als Ersatz für die brüchig gewordene Fahne ausdem Jahre 1950 wurde 1995 eine neue Fahne angeschafft.Geplant war, wie 1982, mit den Mitgliedernund den geladenen Vereinen eine Fahnenweiheauf dem Sportplatz mit anschließendemUmzug durch die Gemeinde. Aber Petrus hatte1995 mit den Biemenhorster Schützen kein Einsehen,und so fand die feierliche Fahnenweiheam 15. Juni (Fronleichnam) nachmittags im Zeltstatt.Unter dem Motto „Biemenhorst im Herbst“ feierteder Schützenverein im Jahre 1997 vom 12.-14.September: 25 Jahre Erntedank- und Weinfest inBiemenhorst. Nach der Disco für die Jugendam Freitagabend folgte am Samstagnachmittagder Festgottesdienst mit dem anschließendenTanzabend. Der Sonntag wurde als Familientagfür Jung und Alt gestaltet und bot ein umfangreichesProgramm. Verschiedene Kreativgruppenzeigten Töpfern, Drechseln, Spinnen und Steinmetzen.Darbietungen der drei BiemenhorsterKindergärten und der Jugendgruppe der Famatroaus Bocholt rundeten das Programm ab. Für diemusikalische Unterhaltung sorgten der HarmonicaClub und der Spielmannzug Biemenhorst.Gleichzeitig wurde an diesem Erntedank- undWeinfest die „Aktion Königsforst“ gestartet. JederKönig, aber auch alle Könige der Vergangenheit,haben die Möglichkeit, mit ihrer Königin einenBaum am Festplatz an der Turnhalle zu pflanzen.Das 1997 amtierende Königspaar Heinz HerbertKosthorst und Angela Möllmann pflanztenden ersten Baum. Bis heute wurden bereits neunweitere Bäume durch andere Königspaare gepflanzt.Vielleicht zieren diese Bäume ja in 20oder 30 Jahren einmal den Dorfplatz von Biemenhorst.Pflanzaktion 1997 ...Fahnenweihe 1995, v.l.n.rechts: Hans Schmeink, Oberst HeinrichHüning, Präsident Ferdi Behrens und Pastor Haskens... mit dem KönigspaarWie bereits 1991 beim Bau der Toilettenanlagepackten auch 1998 beim Bau der Remise an derTurnhalle Vorstand und viele Mitglieder mit an.Innerhalb kürzester Zeit war die Remise, die zurUnterstellung der Gerätschaften des Vereins dient,fertiggestellt. Nach dem Schützenfest wurde mitdem Bau begonnen, und zum Erntedankfestkonnte bereits der Erntekranz darin gebundenwerden.311


Polier Richard Weikamp bei der GlasentleerungAn der von Rektor Hillermann beschriebenenFestfolge aus den fünfziger Jahren hat sich eigentlichbis heute nicht viel geändert. Der SchützenvereinBiemenhorst feiert seit vielen Jahren am Fronleichnam-Wochenendesein Schützenfest, welchessich über insgesamt fünf Festtage hinzieht. Nachder Disco für die Jugend am Mittwoch, der Jubilarehrungam Donnerstagmorgen und dem Kinderschützenfestam Freitag ist der Samstag mit demFestgottesdienst im Zelt, der anschließenden Gefallenenehrungam Bildeken, mit dem sich darananschließenden Vogelschießen und mit demabendlichen Krönungsball sicherlich der Höhepunktdes Schützenfestes. Auch der Sonntagnach-Richtspruchanläßlich der Einweihungsfeier der Remise des SsEwaldi SchützenvereinsMit Gunst und Verlaub!Sehr geehrte Damen und Herren,sehr geehrte Gäste des ehrbaren Handwerks undallen die mitgeholfen haben, daß wir heute hierdas Richt- und Einweihungsfest feiern können, einherzliches Willkommen!In ganzer Größe zeigt sich das Gebäude. Die Sollhöheist erreicht, deshalb kann heute das RichtundEinweihungsfest gefeiert werden.Als Auftakt dieser Feier nun nach altem Handwerksbrauchund SitteRichtbaum aufEs war vor Jahren, da wurde es dem Bauherrn klar:zu wenig Lagerraum gibt es für den Schützenvereinzu beschauen,drum wollte er schnellstens welchen bauen.Die Idee war richtig, man sieht es daran,daß dieser Plan Gestalt gewann.Diese Remise als Lagerraum entstand.Doch bevor es soweit kam, kam vielen der Schweiß,es konnte nur entstehen durch Arbeit und Fleiß.So wuchs dann dieses Werk heran,wir hoffen, daß es wohlgetan.Damit wir nun hören zu dieser Frist,wie hier der Bau geworden ist,so frag ich den Bauherrn vor aller Welt,ob ihm dieses Bauwerk gefällt.Wohl an, da uns Ihr Schützenbrüder lobt,ist unser Handwerk genug geprobt.Ich aber nehme das Glas zur Handund rufe es weit hinaus ins Land:Ein Hoch dem Schützenverein und den Seinenund allen die es redlich meinen,mit uns Meistern und Gesellen,die das Bauwerk schufen und erstellen.Glasentleerung!So werfe ich nach alter Sitte,das Glas hinab in Eure Mitte.Zertrümmern soll es in dem Grunde,Gott segne dieses Haus in jeder Stunde.312


mittag mit dem Ausholen des Königspaares, demgroßen Zapfenstreich am Abend sowie der Abschlußballam Montagabend sind weitere Glanzpunktedes Schützenfestes. Die ganze Gemeindenimmt in jedem Jahr am Schützenfest regen Anteil,und viele ehemalige Biemenhorster kommen andiesen Tagen gerne zu Besuch in unsere Gemeinde.Auch das Wein- und Erntedankfest findet seit1972 mit dem Dankgottesdienst und dem anschließendenTanz unter dem Erntekranz immereinen guten Anklang.An dieser Stelle sei einmal ausdrücklich denMännern im Vorstand mit ihren Frauen gedanktfür die viele Arbeit, die die Vorbereitung und Gestaltungbeider Feste mit sich bringen (Foto imFarbteil).Vorstand und Offiziere des Ss Ewaldi Schützenvereinim Jahre 1999Präsident: Ferdi Behrens1. Vorsitzender: Heinrich Tepasse2. Vorsitzender: Michael Peters1. Kassierer: Heinz-Herbert Kosthorst2. Kassierer: Johannes Rösing1. Schriftführer: Hermann-Josef Bücker2. Schriftführer: Wilhelm TepasseOberst: Heinrich HüningMajor: Heinrich SchmeinkAdjutant: Arnold GehrmannAdjutant: Franz Benning1. Zugführer: Günter Jungkamp2. Zugführer: Klaus MöllmannFahnenoffiziere:Bernhard BußHans SchmeinkFranz-August PätzoltKlaus RademacherWolfgang HauptstückKlaus EutingIm Jahre 2007 wird der Schützenverein Biemenhorstdas 600-jährige Bestehen des Schützenwesensin unserer Gemeinde feiern. Angedacht ist hier,eine Chronik über den Schützenverein zu erstellen.Sicher werden viele jetzt sagen, bis dahin ist ja nochso viel Zeit. Aber alle, die zu dieser Schützenchroniketwas beitragen möchten, werden gebeten, sichmit dem Vorstand des Schützenvereins in Verbindungzu setzen.Unsere KönigspaareJahr Könige KöniginnenSchüttery1869 Johann Bernhard Imping1871 Elisabeth Volmering1877 Heinrich Wissen1879 Hermann Schmäink1883 Josef Tenbrock1884 Wilhelm Klein-Übbing1885 Josef Bruns1907 Johann Imping Elisabeth Löken1908 Bernhard Löken Frau Tielemann1909 Dietrich Buckting Frau Buckting1910 Heinrich Egelwische1913 Wilhelm Pries1914 Herr BüssingSchützengesellschaft1920 Heinrich Schmeink Anna Schepers1921 Gerhard Unland Frau Unland1922 Johann Heitkamp Gertrud Messing1923 Alois Messing Frau Messing1924 Johann Löken Frau Löken1925 Heinrich Nienhaus Bernhardine Löken1926 Bernhard Tekampe Karoline Schaffeld1927 Wilhelm Wolters Frau Jansen1928 Theodor Klein-Übbing Frau Klein-Übbing1929 Heinrich Löken Katharina Nienhaus1930 Bernhard Schepers Maria Elsing1931 Franz Tenbrock Wilhelmine Döing1932 Bernhard Unland Katharina Nienhaus1933 Bernhard Löken Frau Löken1934 Albert Elsing Maria BüddingSt. Ewaldi Schützengilde1935 Bernhard Schmeink Josefine Löken1936 Josef Tekampe Dora Tekampe1937 Johann Stump Johanna Benning1938 Anton Grinz Frau Grinz313


Schützenverein1920 Wilhelm Terhart Gertrud Terodde192119221923 Hermann Seggewiß Frau Seggewiß1924 Johann Bläker Gertrud Bokting1925 Heinrich Ueffing Frau Hartmann1926 Georg Kellermann Luise Niehuess1927 Alois Terodde Frau Thewes1928 Bernhard Weikamp Maria Nienhaus1929 Franz Middelkamp Anna Theißen1930 Rudi Wolsing Frau Heßling1931 Bernhard Frenk Frau Essing1932 Heinrich Grümping Frau Witzens1933 Wilhelm Tekampe Johanna Hegering1934 Josef Arping Maria Tepasse1935 Bernhard Overgoor Frau Nienhaus1936 Rudolf Wolsing Adele Frenk1937 Ewald Brüggemann Gertrud Nienhaus1938 Anton Jansen Anna Pattberg1964 Bernhard Frenk Theresia Tünte1965 Paul Benning Gisela Blits1966 Josef Frenk Anna Roß1967 Ernst Weber Elli Böing1968 Bernhard Kemper Adelheid Möllmann1969 Erwin Brinckmann Mathilde Hafkenscheid1970 Willi Pattberg Elisabeth Kellermann1971 Dieter Heckrath Agnes Aholt1972 Günter Heckrath Irmgard Thesing1973 Theo Telaar Johanna Hafkenscheid1974 Hermann Josef Blits Erna Benning1975 Anton Methling Toni Uhlenbrock1976 Hans Dieter Brinckmann Doris Schmeink1977 Franz Pätzold Bernhardine Mulders1978 Hubert Arping Margit Terhart1979 Willi ter Horst Hedwig Klein Übbing1980 Franz Benning Agnes Benning1981 Hermann Tenbrock Ursel Pattberg1982 Heinrich Hüning Hedwig HaarSchützenkameradschaft1939 Bernhard Bruns Josefine VolmeringKaiserpaar zum 575-jährigen Jubelfest1982 Erwin Brinckmann Elke HeckrathS.s. Ewaldi Schützenverein1948 Josef Nienhaus Anne Seggewiß1949 Bernhard Nienhaus Erna Mecking1950 Bernhard Blits Käthe Hagdorn1951 Heinrich Vennekamp Clementine Vehorn1952 Wilhelm Roß Maria Heßling1953 Willi Fendrich Aloisia Büink1954 Helmut Körner Resi Thesing1955 Josef Üffing Selma Hüsken1956 Johann Heckrath Elisabeth Aholt1957 Clemens Löken Margret Heckrath1958 Lambert Schaffeld Josefine Frielinghaus1959 Georg Thesing Johanna Fortmann1960 Werner Wenzel Elke Frenk1961 Ludwig Maaß Thea Vastall1962 Hermann Nienhaus Maria Vennekamp1963 Hermann Ratermann Maria Schmeink1983 Bernhard Essing Marianne Tefert1984 Helmut Angenendt Agnes Birkhan1985 Ludger Buß Maria Buß1986 Dieter Heister Maria Hüing1987 Karl Heinz Holdack Wilma Wissen1988 Wolfgang Hauptstück Resi Kampshoff1989 Robert Elskamp Luise Brinckmann1990 Hans Günter Nehling Anne Heister1991 Peter Podratz Marlies Unland1992 Klaus Möllmann Christiane Kosthorst1993 Stefan Nebelo Marlies van den Berg1994 Klaus Möllmann Christiane Kosthorst1995 Norbert Jansen Evelyn Meier1996 Paul Möllmann Else Peters1997 Heinz Herbert Kosthorst Angela Möllmann1998 Johannes Bartsch Birgit Stoeck1999 Jürgen Leve Angela Dieckmann314


EinigeKönigspaareSchützenverein 1920Schützenverein 1925315


Schützengesellschaft1934St. Ewaldi Schützengilde1936316


194819511954317


195719621963318


196519701976319


19791981320


198319891992321


Der Spielmannszug BiemenhorstSpielmannszug vor dem Zweiten WeltkriegIm Kassenbuch desSchützenvereins finden wirvom 3. Juli 1927 eine Eintragungüber die Anschaffungvon 4 Trommeln und 1Tambourstab, zu einemPreis von 240,- M. Auch inden Folgejahren gibt es immerwieder Hinweise undEintragungen über Anschaffungenoder Spielgelder fürden Trommlerchor. So wurdenz. B. 1929 Signalhörnermit der entsprechenden Bewicklungund den dazugehörigenTaschen, Koppelschlösserund Flötenangeschafft. Ferner eine Eintragungvom 8.7.1934, wonachder Trommlerchor achtBier zu einem Preis von 1,80 M (?) getrunken habensoll.Auch in der Schulchronik finden wir von LehrerVehorn den Hinweis, daß sich im Jahre 1927 imSchützenverein ein Trommlerchor gebildet hätte.Die vorgenannten Eintragungen dürfen als Belegfür die Gründung des Spielmannszuges Biemenhorstim Jahre 1927 gelten.Heinrich Thesing mit Georg Kellermann, EmilBlitz, Bernd Abel, Wilm van Sondern, Franz Middelkamp,Josef und Anton Jansen waren die Männerder ersten Stunde des Spielmannszuges. HeinrichThesing, so wird berichtet, hat bereits ca. 1932in der damaligen Nachbargemeinde Lankern denSpielmannszug Lankern gegründet.Nachdem der Spielmannszug Biemenhorst 10Jahre auf den Schützenfesten in unserer Gemeindemit seinem Spiel die Schützen und die ganze Gemeindeerfreut hatte, wurde er 1937 von den Nazisverboten.Aber bereits 1950 wurde der heutige Spielmannszugwieder neu gegründet. Jetzt waren es TheoStehend von links nach rechts: Bernhard Abel, Heinrich Thesing, Georg Kellermann, Wilhelm vanSondern; kniend: Johann Weikamp, Ewald Brüggemann, Anton EgelwischeSchlütter und Gerd Döing, die einen Neuanfangwagten. Sofort hatte der neue Spielmannszug 20Mitglieder, denen Theo Schlütter als Tambourmajorvorstand. Die ersten Proben fanden unter freiemHimmel bei Theo Schlütter im Garten an derBirkenallee statt, später probte man dann in derSchreinerei Pattberg ebenfalls an der Birkenallee.Wenn zunächst auch nur 3 Märsche eingeprobtwerden konnten, so hatte man jedoch schon bald322


1951, an der Birkenalleeden ersten öffentlichen Auftritt. Zum Kirchgangdes Schützenvereins am 1. Mai 1951 konnte das„Schützen-Tambourkorps Ss. Ewaldi Biemenhorst“den Vorantritt übernehmen.So spielte man dann natürlich auf dem BiemenhorsterSchützenfest, ferner auf dem Schützenfestder St.-Georgius-Schützen in Bocholt und ab 1954auch beim Schützenfest in Holtwick. So spielt manheute (1998) fast 50 Jahre in ununterbrochenerReihenfolge in jedem Jahr auf 3 Schützenfesten.Ein besseren Beweis für gute Leistung und Könnengibt es eigentlich nicht.St. Georgius Schützenfest in Bocholt,Anfang der fünfziger JahreAuf der Nordstraße ...... und der Kaiser-Wilhelm-StraßeSchützenfest in Holtwick 1969323


Ein weiterer Beweis für das hervorragende Könnendes Spielmannszuges war der Gewinn desGrenzlandpokales in den Jahren 1960 und 1968.In den folgenden Jahren nahm der Spielmannszugan verschiedenen Wettstreiten teil, bei denen oftvordere Plätze belegt wurden. Diese guten Leistungenwaren auch ein Verdienst des damaligen AusbildersJohann Spaltmann aus Wesel.Seit 1987 werden im Spielmannszug neben denJungen auch Mädchen als Spielleute ausgebildet.Das Groh der Spielleute beherrscht ein Repertoirevon ca. 30 Märschen, die alle auswendig gespieltwerden können. So eine Leistung kann man abernur durch ständiges Üben und viel Disziplin erreichen.Dabei kommen natürlich die Geselligkeit durchKameradschaftsabende und das Freizeitvergnügendurch sommerliche Fahrradtouren nicht zu kurz.Seit 1965 findet zu Pfingsten ein Zeltlager statt,und auch Niederlandenbeck im Sauerland ist eingern angesteuertes Ziel der gemeinsamen Fahrten.Auch der Spielmannszug des Jahres 1950 bestehtheute noch als Senioren-Spielmannszug und trifftsich unter der Leitung des früheren TambourmajorsHelmut Körner einmal im Monat zur gemeinsamenProbe in der Schreinerei Pattberg am Waldschlößchen.Gesellige Abende mit dem Austauschvon Erinnerungen an gute alte Zeiten sowie vielegemeinsame Fahrten prägen auch heute die guteKameradschaft unseres Senioren-Spielmannszuges.1955...Im Jahre 1997 konnte der Spielmannszug Biemenhorstim Rahmen eines Geburtstagsfestes aufsein 70-jähriges Bestehen zurückblicken.In der Festansprache stellte Jörg Andrieshen fest:Wenn unser Spielmannszug Biemenhorst nachder Zahl der Jahre auch ein beachtliches Alter erreichthat, so hat er doch den Schwung der Jugendbehalten. Diesen Schwung werden wir hoffentlichnicht verlieren, und wir wünschen uns zum Geburtstag,daß dieser Schwung auf den zahlreichenFesten, wo wir spielen, auf die Festteilnehmerübergeht (siehe Fotos im Farbteil).Nach Theo Schlütter als Tambourmajor aus denGründerjahren folgten ihm Helmut Körner, GeorgThesing, Ludger Klein-Übbing und Wilfried Brandals Tambourmajor. Heute wird der Spielmannszugmit seinen rd. 40 Mitgliedern in hervorragender Weisevon Jörg Andrieshen als Tambourmajor geleitet.... 1970 ...324


... und 1997Am Waldschlößchen325


Der Sportverein Biemenhorst 1926 e.V.Nachdem man viele Jahre der Meinung war,daß der Sportverein Biemenhorst 1949 gegründetworden sei, wurde im Jahre 1991 bei einem Umzugdes früheren Besitzers der Gaststätte „Im Krug zumgrünen Kranze“ an der Dingdener Straße ein altesKassenbuch des SV Biemenhorst entdeckt. DieseGaststätte ist den älteren sicherlich noch unter demNamen „Leo Lakemann“ bekannt. Hier fandenfrüher oft Tanzverstaltungen, Nachbarfeste undsonstige Festlichkeiten statt, an denen die Biemenhorsterimmer rege teilgenommen haben. Heutebefindet sich hier das Tanzlokal „Neue Liebe“.Dieses Kassenbuch enthielt Eintragungen überEin- und Ausgaben aus den Jahren 1928-1932.Daraufhin forschte der 1. Vorsitzende des VereinsKlemens Essing im Archiv des FußballverbandesNiederrhein nach und fand ca. 35 Berichte, die denSV Biemenhorst betreffen. Desweiteren fand er imStadtarchiv der Stadt Bocholt einen Zeitungsberichtvom 25. Mai 1927, aus dem hervorgeht, daßder SV Biemenhorst am 21. und 22. Mai 1927 seinerstes Stiftungsfest gefeiert habe.Somit konnte auf der Jahreshauptversammlung1992 das Gründungsjahr von bisher 1949 auf1926 abgeändert werden.Der erste Fußballplatz befand sich nördlich desVereinslokales „Im Krug zum grünen Kranze“ ander Westseite der Dingdener Straße auf damaligemGebiet der Stadt Bocholt. In einem Stadtplander Stadt Bocholt aus dem Jahre 1938 ist dieserPlatz mit dem Schriftzug - Sportplatz - gekennzeichnet.Gaststätte Lakemann (Im Krug zum grünen Kranze) an derDingdener Straße, Aufnahme von 1975Ein weiterer Sportplatz, nämlich der von TUBBocholt, befand sich bereits seit einigen Jahren inBiemenhorst. Er ist in der Karte der GemeindeBiemenhorst (siehe 1925) an der Stadtgrenze zuBocholt zwischen den heutigen Straßen BiemenhorsterWeg und der Straße Auf dem Takenkampzu erkennen. Ein altes Kassenbuch von Frau Elisa-326


eth Tenbrock gibt die Ein- und Ausgaben der„Getränkebude“ (Sizbüdeken) an, die Frau Tenbrockan diesem Sportplatz hatte. Nach Aussage ältererBiemenhorster fanden hier regelmäßig an denSonntagnachmittagen Fußballspiele statt. Wie langedieser Sportplatz Bestand hatte, läßt sich leidernicht mehr nachvollziehen.Die Gründungsmitglieder des SV Biemenhorstim Jahre 1926 waren: Bernhard Schmeink, ChristianBrähler, Willi Brähler, Heinz van den Bergund Johann Telake. Gespielt wurde in den erstenJahren mit zwei Seniorenmannschaften und einerJugendmannschaft in der Gauklasse Wesel. DieVereinsfarben waren in den Gründerjahren blauweiß.1939 tauschte die Gemeinde Biemenhorst mitdem Bauern Wissen das Grundstück „Armenkamp“auf dem Steinesch gegen ein Grundstück ander Birkenallee, um dort einen Sportplatz innerhalbdes Gemeindegebietes zu errichten. DasGrundstück lag in etwa da, wo heute der Parkplatzund das Vereinsheim sind.Mit Ausbruch des II. Weltkrieges 1939 wurdeder Spielbetrieb eingestellt.Nach dem II. Weltkrieg wurde der Sportplatzzunächst als Kleingartengelände aufgeteilt, um dieVersorgung der Bevölkerung mit Eßbarem durchEigenanbau zu verbessern.Auf Initiative von Joh. Schmitz, Otto Jöhren,Fritz Lübbers und Hans Methling erhielt der SVBiemenhorst 1949 wieder die Spiellizens.Es wurde zunächst auf Plätzen bei der ZiegeleiLueb und an der Sonnenscheinstraßegespielt.Die Vereinsfarbenwaren jetztrot-weiß und das Vereinslokalwar derWintergarten (Witzens)an der DingdenerStraße.1950 wurde das vordem Krieg erworbeneGrundstück und bisdahin „zweckentfremdeteGartenland“ ander Birkenallee zumSportplatz ausgebaut.In unmittelbarerNähe des Sportplatzeswurde 1951 eine Gaststättegebaut, in welcherder Verein Umkleide-Wasch-undDuschräume erhielt.1955 mußte aus verkehrspolizeilichenGründen der Sportplatzverlegt werden.Lag er bisher im rechtenWinkel zur Birkenallee,so entsprach er nach der Verlegung inetwa der heutigen Lage des Aschenplatzes.Die erste Mannschaft der Gründerzeit: Damals wurde in blau-weißen Trikots gespielt. Ganz rechtsVorsitzender Bernhard Schmeink, der Mitbegründer des SVB. Er führte den Verein in der Anfangsphasevon 1926 bis etwa 1939, als alle Fußballvereine im sogenannten „Dritten Reich“ aufgelöst werdenmußten. Bernhard Schmeink wurde am 3. März 1889 geboren und verstarb in den letzten Tagendes Zweiten Weltkrieges am 17. März 1945 in Bocholt am Markt - bei einem Bombenangriff. Erführte das Kassenbuch; heute ein wichtiges Dokument. Das Original - 1992 wiedergefunden - wird imBocholter Stadtarchiv aufgehoben. In ihm sind die Einnahmen und Ausgaben 1928 bis 1932 aufgezeichnet.327


Vorne Kaplan Niehuis und MeßdienerGünter Berenbrock, hinten von links:Konrektor Otto Moritz, Rektor HeinrichHillermann, SVB-GeschäftsführerKarl-Heinz Filies (hinterm Kaplan),Vorsitzender Willi Schulze-Nienhaus,Jugendleiter Hubert Kuska, KassiererHeinrich Schepers, Bürgermeister HeinrichVennekamp, zweiter VorsitzenderJohann Ebbers328


Platzneugestaltung und -einweihung 1955: Der SV Biemenhorstgewinnt das Eröffnungsspiel 2:0 gegen Schwarz-WeißRingenberg. Die Spieler von links: Hubert Arping, Alfred Unland,Werner Schmitz, Horst Schulz, Willi Elsebusch, AdolfBenning, Karl Pries, Addi Krasemann, Ewald Buskamp, FranzPattberg, Leo KnippingEine erste Flutlichtanlage sowie ein eigenes Umkleide-und Gerätehaus konnten 1967 erstellt werden.Durch die steigende Mitgliederzahl war esnotwendig geworden, die vorhandene Platzanlagein den Jahren 1974-75 nochmals großzügig zu erweitern.Dies geschah, in dem man den Aschenplatzerneuerte und einen neuen Rasenplatz baute.Dazu wurden neue Schiedsrichter-, Umkleide- undDuschräume errichtet, und an der Birkenallee entstandein großer befestigter Parkplatz.Fußball Ende der sechziger Jahre: Im Hintergrund erkenntman das Umkleidgebäude, rechts die Gaststätte Wissen.Im Vordergrund der spätere Trainer Klaus HeckrathBau des neuen Sportplatzes im Juni 1974Sportplatz in den fünfziger JahrenNach Abschluß dieser Arbeiten feierte man 1975das 25. Stiftungsfest des SV Biemenhorst imgroßen Festzelt des Schützenvereins, da ja keinervon einer Vereinsgründung im Jahre 1926 wußte.Bereits 1978 wurden die vorhandenen Räumlichkeitenam Sportplatz um ein Jugend- und Sportheimerweitert.Nachdem sich bereits 1967 eine Frauenturngruppeim Verein etabliert hatte, kam es 1979 zurGründung einer Tennisabteilung, die bereits imHerbst 1980 aus 200 Mitgliedern bestand. West-329


lich vom Rasenplatz an der Adam-Stegerwald-Straße entstanden fünf Tennisplätze sowie einClubhaus.Im Jahre 1988 gründete der SV Biemenhorst eineBreitensportabteilung, zu der heute eine Mutter-Kind-Gruppe, neue Frauengruppen sowie Volleyball-und Tischtennisabteilungen gehören.Immer noch in Unkenntnis über das Gründungsjahr1926 feierte man 1989 das 40 jährigeBestehen mit einer Sportwerbewochein einem großen Festzeltauf der Platzanlage.1990 wurden zusätzliche Umkleide-und Duschräume miteiner neuen WC-Anlage errichtet.Gleichzeitig wurde einLautsprecherturm gebaut.In den Jahren 1991 und 1992kam es dann zu der zu Beginnerwähnten Auffindung der Unterlagenüber das Gründungsjahr1926.Auf Grund der hervorragendenJugendarbeit, die von denehrenamtlichen Mitarbeiternim Laufe der Jahre geleistetworden war, bat man seitensdes Jugend- und Sportamtes derStadt Bocholt und seitens derKommunalpolitiker die Vereinsleitung, die Trägerschaftfür einen dringend notwendigen Kindergartenzu übernehmen.Während einer außerordentlichen Mitgliederversammlungwurde die Übernahme der Trägerschaftfür den Kindergarten, der an der Straße ZumWaldschlößchen entstehen sollte, beschlossen.Anschließend bestätigte der Jugendhilfeausschußder Stadt Bocholt diese Trägerschaft.Da die Zeit drängte, erklärten sich der VorsitzendeKlemens Essing, seine Frau Christa und SabineSchmeink bereit, die Planung in die Hand zu nehmen.Einige Zeit später stieg auch die spätere KindergartenleiterinBirgit Tebroke in dieses Aufbau-Team ein. 1996 konnte der SVB-Kindergarten„Waldschlößchen“ eingeweiht werden, in demheute (1998) rd. 50 Kinder betreut werden.SVB-Kindergarten am WaldschlößchenDer SVB ist damit der zweite Sportverein imKreis Borken und der vierte im Land Nordrhein-Westfalen, der Träger eines Kindergartens ist.Verantwortlich sind vom SVB für den Kindergarten:Klemens Essing zugleich Vorsitzender des SVB,Christa Essing und Ulrike Püttmann, die zugleichBreitensport und Frauenbeauftragte im SVB ist.1996 konnte dann der SV Biemenhorst vollerSelbstbewußtsein sein 70-jähriges Bestehen in Verbindungmit einer Sportwerbewoche feiern. Gleichzeitigwurden auf der Platzanlage die BocholterFußball-Stadtmeisterschaften ausgerichtet.In den Jahren 1996-97 baute die Tennisabteilungauf ihrer Platzanlage ein neues Clubheim, da das1980 mit einfachen Mitteln errichtete Clubheimden heutigen Anforderungen und der gestiegenenMitgliederzahl nicht mehr gewachsen war.Der Strukturwandel im SVB, der 1988 durch dieGründung der Breitensportabteilung begonnenwurde, wird sich auch im nächsten Jahrtausendfortsetzen. Der Vorstand wird sich bemühen, dieSportarten anzubieten, die im Bocholter Süden aktuellgewünscht werden. Auch sollen die vorhandenenRäumlichkeiten an der Birkenallee vergrößertwerden. Für einen Verein mit 1300 Mitgliedern ist330


die Erweiterung der bestehenden Räumlichkeitendringend erforderlich.Geplant sind noch zusätzliche Umkleideräume,ein Jugendversammlungsraum, Gymnastikraum,Kraftraum und ein Geschäftszimmer für den SVBiemenhorst.Der SV Biemenhorst bietet heute folgende Sportartenfür fast alle Altersgruppen an:BadmintonRadwandernReitenGymnastik für Kinder, Frauen und MännerMutter/Kind TurnenSelbstverteidigungTischtennisVolleyballBeach-VolleyballBasketball im FreienTennis auf fünf PlätzenFußball mit 11 Jugendmannschaften und 5 SeniorenmannschaftenHeute (1998) hat der SV Biemenhorst fast 1300Mitglieder. Seit 1990 leitet Klemens Essing als ersterVorsitzender mit viel Engagement den SV Biemenhorst.Sportplatzanlage des SV-Biemenhorst, Aufnahme aus dem Jahre 1996331


Einige sportliche Erfolge der Fußballabteilung desSV Biemenhorst:1926 bis 1939 spielt die 1. Mannschaft in derGauklasse Wesel.1958 Aufstieg der 1. Mannschaft unter TrainerH. Stenkamp in die 1. Kreisklasse für vierJahre.1963 Wiederaufstieg der 1. Mannschaft in die 1.Kreisklasse, die 2. Mannschaft steigt in die2. Kreisklasse auf.1968 Die A-Jugend steigt für 2 Jahre in die Bestengruppeauf.1969 Aufstieg der 1. Mannschaft unter Trainer B.Gathmann in die 1. Kreisklasse.1970 Die 2. Mannschaft steigt für 1 Jahr in die 2.Kreisklasse auf.1972 Die A-Jugend steigt unter Trainer HermannNienhaus wieder in die Bestengruppe auf.1974 Die A-Jugend wird Meister in derBestengruppe, scheitert jedoch bei den Aufstiegsspielenzur Niederheinliga.Die A-Jugend gewinnt gegen den FC -Olympia Bocholt den Tillmann Pokal.1976 Die 1. Mannschaft steigt unter Trainer H.Koschnik in die Kreisliga A auf, die 2.Mannschaft spielt in der Kreisliga B.1980 Die A - Jugend wird unter Trainer HermannNienhaus Meister der Bestengruppe undsteigt für ein Jahr in die Niederrheinliga auf.1983 Die A-Jugend gewinnt die Meisterschaftzum Wiederaufstieg in die Bestengruppeund gewinnt gegen den SV Wesel den TillmannPokal.1984 Die 1. Mannschaft spielt unter Trainer DieterIgnaszak für 4 Jahre in der Bezirksliga.1988 Die F-Jugend gewinnt die Stadtmeisterschaft.1990 Nachdem die 1. Mannschaft für 1 Jahr inder Kreisliga B gespielt hat, wird jetzt wiederunter Trainer Horst Wenzel in der KreisligaA gespielt.Klaus Heckrath wird in diesemJahr Trainer des SV Biemenhorst.1993 Die Jugendmannschaften spielen zum größtenTeil in der Bestengruppe.1997 Die erste Mannschaft steigt unter TrainerKlaus Heckrath in die Bezirksliga auf.Die Spieler der A-Jugend, die 1980 in die Niederrheinliga aufstieg: Stehend (von links): Stephan Jansen, Jürgen Bollmann, MichaelDruckhorn, Markus Rademacher, Ludger Essing, Wolfgang Hiebing, Ulrich Kock, Detlef Methling und Trainer Hermann Nienhaus;sitzend (von links): Thomas Jansen, Thomas van Waasen, Andreas Liebrand, Rainer Lübbers, Edgar Wollweber, Karl-Ernst Schmalz.Es fehlt: Torwart Olaf Heuting.332


BEZIRKSLIGA, wir kommen! Der SV Biemenhorst hatte sichin der Kreisliga A die Vizemeisterschaft mit 52 Punkten gesichertund steigt wie der Meister SV Rees nun auf. Die Biemenhorsterwaren am Ende um nur ein Tor besser als der TabellendritteGrün-Weiß Flüren, der nun in die Röhre guckte. Daserfolgreiche Team um Trainer Klaus Heckrath (vorne links) bilden(stehend von links) Frank Hebing, Stefan Nordmann,Chrsitian Boland, Karl-Ernst Schmalz, Carsten Brosius, (mittlereReihe von links) Georg Blatt, Ludger Essing, Gerd Tenbrock,Co-Trainer Reiner Lübbers, Hakan Derbentoglu, RüdigerBüssing, Necip Altintop, Peter Bone, Sascha Cürsgen,Christof Büink, (kniend von links), Trainer Heckrath, MarcusZarden, Lars Pieron, Christian Mayland, Werner von Wahsen,Jörg Thiele und Frank Jansen.Die Vorsitzenden des SV Biemenhorst:1926-1939 Bernhard Schmeink ✟1949-1950 Karl Hunhoff ✟1950-1954 Friedrich Lübbers ✟1954-1967 Wilhelm Schulze - Nienhaus ✟1967-1968 Wilhelm Pattberg1968-1971 Gerhard Schmeing ✟1971-1973 Erwin Brinckmann1973-1975 Hubert Arping1975-1982 Wilhelm Schulze-Nienhaus ✟1982-1983 Hermann Tenbrock1983-1987 Josef Coppenrath ✟1987-1990 Dieter Ignaszak1990- Klemens EssingDer erste VorsitzendeBernhard Schmeink ...... und der jetzigeVorsitzende Klemens Essing333


Der Kleingartenverein „Erholung“ in BiemenhorstDer Ursprung des Kleingartenvereins„Erholung“ liegt imJahre 1962. Mitglieder des Gartenbauvereinspachteten vomBauern Töpping einen Teil desneben dem Gartenbauverein gelegenenAckers an der StraßeTöppingesch, der zunächst in 24Kleingärten aufgeteilt wurde. Biszum Jahre 1965 wuchs die Zahlder Interessenten auf 25 an, undso kam es 1965 zur Gründungdes Kleingartenvereines. Zum erstenVorsitzenden wählte manHeinz Bones. Paul Tünte, HerbertKüpper, Alois Heister undKarl Weidemann gehörten ebenfallsdem Vorstand an.1966 konnte man eine weitereFläche dazu pachten, so daß die Anlage jetzt bereits39 Gärten umfaßte. In den folgenden Jahren wurdenun die Anlage nach den Plänen des GartenarchitektenFischer aus Ahlen entsprechend ausgebaut.Es wurden Wege und Einfriedigungenangelegt, und schon bald konnte man mit der Errichtungeines Vereinsheimes beginnen. Währenddieser Zeit errichteten bereits die ersten Gartenfreundein ihren Gärten kleinere Lauben, die imLaufe der Jahre zu schmucken Gartenhäuschenausgebaut worden sind. Auch für die jüngsten Gartenfreundewurde etwas getan. So entstand am Vereinsheimein wunderschöner Spielplatz für dieKinder.Im Jahre 1972 feierte die Stadt Bocholt ihr 750-jähriges Bestehen. An den Feierlichkeiten habensich die Biemenhorster Kleingärtner erfolgreich beteiligt,denn bei der Ausstellung zu dieser Feier errangensie einen hervorragenden 2. Platz.1975 ging man daran, das Vereinsheim zu erweiternund umzubauen. Es wurden neue sanitäreEinrichtungen gebaut, eine Heizung installiert undvieles mehr.Kleingartenerweiterung 1985Nach einigen Querelen mit dem Verpächter gingdas Kleingartengelände 1985 in das Eigentum derStadt Bocholt über. Gleichzeitig konnte die Anlageum zusätzliche 3000 m 2 erweitert werden, so daßweitere Gartenfreunde ihren Kleingarten erhaltenkonnten.Clubheim in den siebziger Jahren334


Durch Zuschüsse des Landes und der StadtBocholt konnten 1986 weitere Ausbaumaßnahmenauf dem Gelände erfolgen, und in der folgendenZeit wurden auch am Vereinsheim weitere UmbauundVerschönerungsarbeiten durchgeführt.So konnte der Kleingartenverein 1990 vollerStolz sein 25-jähriges Bestehen feiern. Im Laufedieser Zeit hat der Verein viele Urkunden und Preiseverliehen bekommen, auf die die BiemenhorsterKleingärtner stolz sein können. Heute (1997) hatder Kleingartenverein „Erholung “ ca. 120 Mitgliederund wird vom 1. Vorsitzenden Herbert Küppergeführt, der bereits zu den Gründungsmitgliedernzählte.Im Kleingarten335


Der Freizeit- und Kaninchenzuchtverein in Biemenhorst(früher Gartenbauverein)Unter 1946 lesen wir, daß das Sportplatzgeländean der Birkenallee in Gartengelände umgewandeltworden war. Die Kleingärtner, die hier tätigwaren, gründeten am 31.3.1947 den GartenbauvereinBiemenhorst. Nachdem der SV Biemenhorst1949 wieder neu gegründet worden war, warenBestrebungen im Gange, das als Sportplatzvorgesehene Gelände von den Kleingärtnern wiederzurück zu bekommen. Die Gartenfreunde fandenein für sie geeignetes Gelände an der heutigenStraße Töppingesch und schlossen mit dem Besitzereinen Pachtvertrag über die Nutzung ab. Am 7.November 1953 wurde der Gartenbauverein miteiner entsprechenden Satzung in das Vereinsregistermit der Nr. 153 beim Amtsgericht in Bocholteingetragen. Als Vorsitzender zeichnete Herr AlbertHeister, als sein Stellvertreter Gerhard Fastring, alsSchriftführer Paul Terodde und als Kassierer gabHerr Ferdinand Behrens seine Unterschrift. WeitereVorstandsmitglieder waren Willi Pries, AlbertKroesen und Heinrich Meiering.Im Sommer 1954 richtete der Gartenbauvereineine große Gartenbauausstellung im Saal der GaststätteWissen an der Birkenallee aus. Anläßlich dieserAusstellung fanden unter großer Teilnahme derBevölkerung an einem Sonntagnachmittag Vorführungender Gesangs-, Tanz- und Reigengruppenstatt. Diese Gruppen hatten sich teilweise innerhalbdes Gartenbauvereins gebildet und erfreuten sichgroßen Zuspruchs bei der Biemenhorster Jugend.Musikgruppe ...... Gesangsgruppe ...336


... Tanzgruppe ...... und Reigengruppe auf dem Sportplatz imSommer 1954Der Verein war seinerzeit Mitglied im Obst- undGemüseverband für Westfalen und Lippe. Sinnund Zweck des Vereins, so lesen wir in der Satzung,war hauptsächlich die Weiterbildung der Mitgliederim Obst- und Gemüsebau. Hierüber erfolgtenregelmäßige Lehrkurse und praktische Unterweisungender Mitglieder durch den Verband.Nach den Gründungsjahren erfolgte sehr schnellder Neubau eines Vereinsheimes, in dem Versammlungenund gesellige Veranstaltungen abgehaltenwerden konnten. So konnte man 1972 das25-jährige Bestehen des Gartenbauvereins Biemenhorstfeiern und gleichzeitig einen Teil der Gründungsmitgliederehren.Im Jahre 1972 erfolgte auch eine Umbenennungdes Gartenbauvereins in Freizeitverein Biemenhorst,da sich die Aktivitäten im Laufe der Jahredoch geändert hatten. 1962 war ja aus dem Gartenbauvereinder Kleingartenverein Biemenhorsthervorgegangen (siehe Kleingartenverein Erholung).Diesem Freizeitverein schlossen sich in den folgendenJahren die Kaninchenzüchter von W 39aus Bocholt an. Dieser Kaninchenzuchtverein, derbereits am 14. März 1932 gegründet worden war,hatte im Paulusheim in Bocholt sein Vereinslokal.Ein Fest des Kaninchenzuchtvereins zu Ostern1982 auf dem Gelände des Freizeitvereins botAnlaß zu einem Gespräch zwischen den Vorständenbeider Vereine. Der Freizeitverein suchte jungeMitglieder. Im Kaninchenzuchtverein warendiese vorhanden. Man war sich schnell einig. In eineraußerordentlichen Mitgliederversammlungwurde über die Zusammenlegung abgestimmt. Soerhielt durch Beschluß der Mitgliederversammlungvom 16. Januar 1983 der Verein den NamenFreizeit- und Kaninchenzuchtverein Bocholt-Biemenhorst.337


Erwin Anklam und der 1. Vorsitzende Hubert Arping rechts,begutachten die Rassekaninchen des Vereins.Als Vorstandsmitglieder dieses neuen Vereineszeichneten Willi Schmalz, Josef Schleiting undHubert Arping.Ab dem 20. Juni 1991 wird der Verein von HubertArping, Josef Büdding und Arnold Terörde geführt.Da der Zentralverband-Deutscher-Kaninchenzüchter( ZDK ) einen Vereinsnamen wie FreizeitundKaninchenzuchtverein nicht anerkennt, wirdder Verein weiterhin im Zentralverband unter W39 Bocholt geführt.Neben einer jährlichen Generalversammlung imJanuar ist eine Monatsversammlung Pflicht.Regelmäßige Jungtier- und Lokalschauen sowiedie allgemeine Westmünsterlandschau gehören zumProgramm des Vereines. Auch richtet der Verein alledrei Jahre die Bezirksschau in Bocholt aus. In jedemFrühjahr (Christi-Himmelfahrt) findet auf dem Vereinsgeländeein großer Kleintiermarkt statt, der beider Bevölkerung immer großen Anklang findet.Auf vielen Ausstellungen wie Europaschau, Bundesschau,Landesschau, Kreisschau und Ortsschauenhaben die Züchter des Vereins mit ihren Tierenschon hervorragende Ergebnisse und Preise erzieltund viele Auszeichnungen gewonnen. Zum Vereingehört auch eine aktive Frauengruppe, die z. B.Näh- oder Kochkurse durchführt. Im Nähkursuswerden Felle zu Mäntel und Jacken verarbeitet.Beim Kochkursus erlernt man, was man aus einemRammler nach seinem Ableben doch für leckereSachen herstellen kann. Heute hat der Verein einintensives und reges Vereinsleben, bei dem nebenden gemeinsamen Aktivitäten auch die Geselligkeitnicht zu kurz kommt.Kaninchenschau im Sommer 1998Kleintiermarkt auf dem Vereinsgelände 1988338


Der Polizeihundesportverein in BiemenhorstWegbereiter dieses Vereines waren vorwiegendPolizeibeamte und Gastwirte, die diese Gemeinschaft1923 gegründet haben. So kann der Vereinin diesem Jahr (1998) voller Stolz sein 75 jährigesVereinsjubiläum feiern.Gründungsmitglieder waren die Polizeibeamten:Breukmann, Everts, Kautsch, Neumann, von Ratzeminski,Hillen, Steinig und Schielke. Die Gastwirtekamen aus Bocholt und waren: Wildör vonder Ravardistraße, Busch von der Kreuzstraße undAsshoff von der Münsterstraße.Der erste Vorsitzende des Vereines war von 1923bis 1925 Herr Rietkötter, dem von 1925-1928Hermann Dreckmann von der Büngerner Straßefolgte.Vor dem II. Weltkrieg hatte der Polizeihundevereinbereits ca. 40 Mitglieder, die aus allen Schichtender Bevölkerung dem Verein beigetreten waren.Das Gelände an der heutigen Straße Degelingseschwurde in den Jahren vor dem II. Weltkrieg zu einerschmucken Vereinsanlage mit Clubheim ausgebaut,und es fanden bereits die ersten Wettkämpfestatt. Zu den Gebrauchshunderassen der damaligenZeit gehörten: Schäferhund, Rottweiler,Dobermann, Boxer, Airedale-Terrier und der Riesenschnauzer.In den Jahren des II. Weltkriegesruhte zum größtenteil das Vereinsleben, weil vieleBaubeginn des Clubheimes im Sommer 1949. Die fleißigenHelfer waren: von links nach rechts: Karl Wüpping, HeinzPipenprock, Hermann Dreckmann, Franz Sauret, WilliKamps, Bernhard Hübers, Karl Neumann und Johann Ridder.Hundeführer mit ihren Hunden zur Wehrmachteingezogen wurden. Die Platzanlage war nach demKrieg von Schützengräben durchzogen (siehe Luftbildvon 1945), und das Clubheim war abgerissenund zu Brennholz „verarbeitet“ worden.Das erste Clubheim im Sommer 1949Die Einweihung war am 18.9.1949Die Wiederherrichtung der Platzanlage und denNeubau eines Clubheimes besorgten nach demKrieg vorwiegend Hermann Dreckmann, BernhardHübers und Karl Neumann. 1961 konntendann das neue Vereinsheim und die wiederhergerichtetePlatzanlage offiziell eingeweiht werden.Vorsitzender von 1959-1974 war Willi Wevering,der seit 1945 Polizeibeamter war und hier alsDiensthundeführer schon an entsprechendenLehrgängen teilgenommen hatte. Somit war er inder Lage, dem Ausbildungssektor des Vereinesneue Impulse zu geben. Ab dieser Zeit fanden jetztregelmäßige Prüfungen statt, und die Hundeführermachten auf Grund ihrer vorbildlichen Leistungden Verein auch außerhalb von Bocholt bekannt.Ein Höhepunkt im Vereinsleben war 1963 dieAustragung der Landesausscheidung, die mit einemFestabend und einer großen Hundeschau beiallen Beteiligten guten Anklang fand.1965 wurde der Hermann-Dreckmann-Pokalkampfvon Bernhard Hübers ins Leben gerufen.An diesem Wettkampf nehmen die Hundeführeraus der näheren Umgebung teil. Dieser Pokal-339


kampf wird auch heute noch einmal im Jahrdurchgeführt und fördert weiterhin die Zusammenarbeitder Vereine untereinander, trotz unterschiedlicherVerbandszugehörigkeit.In den darauffolgenden Jahren wurden die Platzanlagesowie das Clubheim immer weiter ausgebautund verschönert. Regelmäßig werden Meisterschaften,Prüfungen und Trainingsabende abgehalten.Die heutige Arbeit mit dem Hund als Freund hatsich gegenüber der Gründerzeit erheblich verändertund kann als anspruchsvolle Freizeitbeschäftigungfür jung und alt angesehen werden. Mit den Tierenist man nur erfolgreich, wenn man sich gegenseitighilft und jeder sein Können und seine Fähigkeitenzur Verfügung stellt. Zu den wesentlichen Aufgabendes Vereins gehören die fachgerechte Anleitung zurAusbildung des Hundes zum Verkehrsbegleit-,Fährten- bzw. Schutzhund sowie die Unterstützungvon Nichtmitgliedern bei der Erziehung von Problemhundenim Sinne der Gefahrenordnung desLandes Nordrhein-Westfalen. Die mit der Ausbildungbeauftragten Vereinsmitglieder wurden vomDeutschen Verband der Gebrauchshunde, mit Sitzin Lünen, entsprechend der vorgegebenen Ausbildungsverordnunggeschult.Die Vereinsmitglieder sowie die jeweiligen Vorsitzendenhaben alle dazu beigetragen, daß die Platzanlagemit dem Clubheim ein angenehmer undschöner Ort für alle Mitglieder und Besucher ist.Im Jubiläumsjahr 1998 standen neben dem Jubelfestim August auch Vereinsprüfungen für Begleit-,Fährten- und Schutzhunde auf dem Programm.Ein weiterer Höhepunkt war sicherlich die Jugendmeisterschaftim Schutzhundesport des DeutschenVerbandes der Gebrauchshunde (DVG).VereinsfahneIm Jubiläumsjahrleitete Paul Schlütterals 1. Vorsitzenderden Polizeihundesportverein,der 75Mitglieder zählte.Ihm zur Seite bei derVorstandsarbeit standenRenate Siegfried,Karl - Ernst Brämerund Georg van derLinde.Jugendmeisterschaft am 9.8.1998340


Der Reiterverein BiemenhorstSeit undenklichen Zeiten hatten auch die Bauernin Biemenhorst Pferde, die sie zur Bestellung derFelder als Arbeitstiere benötigten. Nach dem II.Weltkrieg besaßen die etwas größeren Landwirtebereits zwei oder sogar drei Pferde, die von denjungen Bauernburschen vornehmlich am Wochenendegeritten wurden. Den ersten großen Auftritthatten diese Hobbyreiter 1952 unter der Führungvon Herrn Willi Bühs bei der Primiz von KaplanAlois Terodde (siehe Kirchliches Leben). WilliBühs, der im II. Weltkrieg bei der Kavallerie gedienthatte, gelang es, in den fünfziger Jahren dieBiemenhorster Reiter unter eine „Reitkappe“ zubringen, woraus sich der spätere Reiterverein Biemenhorstbildete. An jedem Sonntagmorgen warenauf dem Reitplatz auf dem Steinesch in unmittelbarerNähe der alten Lehmgrube ca. 20 Reiter versammelt,um unter der Anleitung von „Willi“ denUmgang mit den Pferden zu erlernen. Turnierewurden abgehalten, und jährlich fanden im Herbstgroße Fuchsschwanzjagden statt. Leider mußtesich der Reiterverein Biemenhorst aus VersicherungsgründenAnfang der sechziger Jahre auflösen.Viele Reiter schlossen sich danach dem ReitervereinDingden oder anderen Vereinen an. Unterlagenvom Verein sind nicht mehr vorhanden, und dievon Herrn Bühs zur Verfügung gestellten Aufnahmensollen deshalb die Erinnerung an die BiemenhorsterReiterei wachhalten.In der Mitte Willi Bühs als ReitlehrerIm Hintergrund der Hof Kampmann (Möllenbeck)Die stolze Biemenhorster ReiterscharJoh. Buß, Theo Groß-Weege, Willi BühsAuf dem Reitplatz mit Willi Bühs341


Fuchsschwanzjagd auf dem Hof Vennekamp im Herbst 1961 mit Reitlehrer Hans Look an der Spitze342


Das Schrammelorchester in BiemenhorstIm Jahre 1953 gründete Georg Thesing in unsererGemeinde ein Schrammelorchester. Georg Thesinghat auch das Biemenhorster Heimatlied geschrieben(siehe Lieder und Brauchtum) und auch diebeiden Heimatabende in den Jahren 1954 und1955 erfolgreich mitorganisiert.Schrammelorchester an der Gaststätte Wissen, ca. 1955Der Name Schrammelorchester leitet sich vonden österreichischen Brüdern Johann und JosefSchrammel ab, die in der zweiten Hälfte des neunzehntenJahrhunderts in Wien dieSchrammelmusik begründeten.Wer einmal in Wien war, hat sichsicherlich die Schrammelmusikbeim Heurigen in Grinzing zuGemüte geführt. So ein Schrammelorchesterbesteht in der Regelaus Violine, Klarinette, Ziehharmonikaund Gitarre.Die Proben des BiemenhorsterSchrammelorchesters fanden amSonntagmorgen in der Anstreicherwerkstattvon Georg Thesingan der Ecke Mittelheggenstraße -Auf dem Dannenkamp statt. Sokonnte das Schrammelorchester In der Dechenhöhleschon bald auf Seniorennachmittagen, Weihnachtsfeiern,Jubilarfeiern, Einweihungen undSchützenfesten sein Können zum besten geben.Margot Top, die 1955, nachdem ihr ihre Eltern einAkkordeon geschenkt hatten, dem Schrammelorchesterbeigetreten war, berichtet, daß man sich fastjeden Sonntagnachmittag zu weiterengemeinsamen Aktivitäten getroffenhabe. Spaziergänge, Planwagenfahrtenund selbst größereTouren wurden unternommen. Soging es z. B. ins Ahrtal, zur Hohensyburgbei Dortmund, zurDechenhöhle und natürlich zumKölner Dom. Selbstverständlichgehörte der Anhang der Orchestermitglieder,Freunde, Verlobte undEhepartner immer mit dazu. DieseFahrten waren in den fünfzigerJahren noch ein Ereignis und manmuß bedenken, daß alles aus eigenerTasche finanziert werden mußte.Beiträge, Spendengelder beiden Auftritten aber insbesondere die Großzügigkeitvon „Schrammelvater“ Georg Thesing ermöglichtendiese gemeinsamen Fahrten.343


Ende der fünfziger Jahre war die Mitgliederzahldes Schrammelorchesters auf 33 Personen angestiegen,so daß die Anstreicherwerkstatt von GeorgThesing zu klein wurde. Aber Dank des SchulleitersRektor Moritz konnte in einem Klassenraumder Schule weiter geprobt werden. Rektor Moritzleitete in dieser Zeit den Männergesangverein Biemenhorst(siehe 1955 und 1965).Zu Beginn der sechziger Jahre ließ das Interesseder Mitglieder an der Schrammelmusik merklichnach. Viele heirateten, zogen fort oder wendetensich anderen Freizeitaktivitäten zu. Georg Thesinggab die Leitung des Schrammelorchesters an HerrnTheo Krahnen ab, der später mit dem verbleibendenRest der Musiker zum Wanderverein nachBocholt wechselte.Fahrt ins Ahrtal ...... und zum Kölner Dom344


Der Bürgerverein BiemenhorstDer Bürgerverein Biemenhorst ist der jüngsteVerein in unserer Gemeinde.Nachdem 1998 von der Stadt Bocholt dieFlächen der Bauernhöfe Hegering und Möllenbeckaufgekauft wurden, sollen diese Flächen in naherZukunft einer Wohnbebauung zugeführt werden.In diesem Zusammenhang ist an der Birkenallee einneues Versorgungszentrum geplant. Da in unsererGemeinde seit Jahren kein geeigneter Saal für Versammlungen,Festlichkeiten, Familienfeiern odersonstige Aktivitäten zur Verfügung steht, ist geplantin Verbindung mit dem Versorgungszentrum einGemeindezentrum zu errichten (Foto im Farbteil).Au Initiative der Stadtverordneten HermannSchmitz und Willi Pattberg bildete sich im Winter1998/99 ein Arbeitskreis Biemenhorst der sich mitdieser Problematik auseinandersetzte. In Abstimmungmit den Vorsitzenden der anderen in unsererGemeinde tätigen Vereine war man sich schnell einigeinen eigenständigen Verein zu gründen derunter anderem die Verwaltung des neuen Gemeindezentrumsübernehmen soll.Bei einer Bürgerversammlung am 15. April 1999in der Gaststätte Witzens zu der man per Handzettelalle Biemenhorster geladen hatte (es kamenüber 120 Personen) wurde der Beschluß gefaßt einenBürgerverein Biemenhorst zu gründen.Bei der Gründungsversammlung am 20. Mai1999, ebenfalls in der Gaststätte Witzens, wurdeder Vorstand des neuen Bürgervereins gewählt.Alle Besucher trugen sich in Anwesenheitslisten einum Mitglied des Bürgervereins Biemenhorst zuwerden.Der Bürgerverein Biemenhorst hat sich zum Zielgesetzt, Aktivitäten die nicht von den vorhandenenVereinen durchgeführt werden zu organisieren undzu begleiten. Hier ist die Mitarbeit bei der Planungund Ausführung sowie die spätere Verwaltung desneuen Gemeindezentrums von vorrangiger Bedeutung.Auch in der Heimatpflege im klassischenSinne sieht der Bürgerverein eine seiner Aufgaben.Der Biemenhorster Bürgerverein hat sich zumZiel gesetzt für alle Interessierten offen zu sein. Jederist herzlich willkommen mitzumachen!Gründungsvorstand des BürgervereinsBiemenhorst1. Vorsitzender Georg Ratermann,Stellv. Vorsitzender Helmut Vornweg,Schriftführer Helmut Körner,Stellv. Schriftführer HanniKammler, Kassierer Stefan Tenbrock,Stellv. Kassierer HermannLökenBeisitzer: Hermann Tenbrock,Richard Weikamp, GeroldSchaufl, Jörg Honsel, WernerHeuting, Burkhard Weber, WalterSaul, Ernst Weber, Josef Hiebing,Ursula Adämmer, WalterNießing, Andreas Ridder, BernhardHegering345


Die Arbeiterwohlfahrt in BiemenhorstDie Arbeiterwohlfahrt, die am 13. Dezember1919 durch Marie Juchacz gegründet wurde, ist einunabhängiger, anerkannter Spitzenverband derfreien Wohlfahrtspflege.Am 9. Januar 1970 wurde innerhalb einer Gründungsversammlungim Vereinsheim des Gartenbauvereinsdurch 17 anwesende BiemenhorsterBürgerinnen und Bürger der Ortsverein der AWOBiemenhorst gegründet.Aus den Anfängen des Jahres 1970 mit 15 Mitgliedernist die AWO Biemenhorst heute ein Ortsvereinmit ca. 140 Mitgliedern. Nach der Neugliederungim Jahre 1975 konnte die AWOBiemenhorst auch viele Bewohner aus Lankern inihren Reihen begrüßen, die alle herzlich willkommenwaren und auch heute immer noch sehr aktivbei der AWO Biemenhorst sind.Die ersten Zusammenkünfte fanden 1970 imstädtischen Gebäude des damaligen „Lagerhofes“an der Franzstraße in Bocholt statt, wo seinerzeitauch die AWO Bocholt ihr Quartier hatte. Seit Anfangder siebziger Jahre fanden die Veranstaltungenin einer Gaststätte an der Sonnenscheinstraße statt.Heute, (1997) stellt freundlicherweiseder Sportverein Biemenhorst der AWOsein Clubheim für ihre Aktivitäten zurVerfügung.Die AWO Biemenhorst hat sich in allden Jahren besonders der Betreuung unsererälteren und hilfsbedürftigen Mitbürgergewidmet. Nicht aufzuzählensind die unzähligen Haus- und Krankenbesuchesowie die Unterstützungsmaßnahmenin jeglicher Form.Zum 1. Vorsitzenden wählte die GründungsversammlungBernhard Beyering,ihm zur Seite standen im Vorstand WilliKlein-Übbing, Heinz Wüpping, FriedhelmMöller, Willi Pattberg und HermannDickstein. 1973 trat HerrBeyering aus gesundheitlichen Gründenzurück, und sein Nachfolger wurde WilliKlein-Übbing, der bis zum Jahre 1991 die ArbeiterwohlfahrtBiemenhorst leitete und danach Ehrenvorsitzenderder AWO Biemenhorst wurde.Willi Klein-Übbing ist es zu verdanken, daß dieArbeiterwohlfahrt Biemenhorst im Laufe der Jahrein unserer Gemeinde so eine nette und liebe Gemeinschaftgeworden ist.Neben den immer wiederkehrenden Veranstaltungenwie Seniorennachmittage, Karnevals- undWeihnachtsfeiern führt die AWO Biemenhorst auchSeniorenfahrten durch, an denen die Biemenhorsterund Lankerner Senioren immer in großer Anzahlteilnehmen. So wurden z. B. das Hermannsdenkmalim Teutoburger Wald, der Bundestag in Bonn, dasZweite Deutsche Fernsehen in Mainz, der HafenDuisburg, die Bundesgartenschau in Düsseldorf,mehrere Male das Sauerland und viele viele andereschöne Orte besucht.In einer kleinen Feierstunde konnte im März1995 das 25-jährige Bestehen der AWO Biemenhorstbegangen werden. Seit 1991 führt MarikaDudenhausen als 1. Vorsitzende mit viel Engagementund Freude die AWO in unserer Gemeinde.In der Feierstunde im März 1995 wurden für 25-jährige Mitgliedschaft in derAWO-Biemenhorst folgende Mitglieder geehrt: von links der langjährige 1. VorsitzendeWilli Klein-Übbing, Willi Pattberg (Ehrengäste Kreisvorsitzender KlausBunse und AWO Geschäftsführer Jochen Pradel) Agnes Klein-Übbing, GertrudJansen, Hermann Hüing, Friedhelm Möller, Anna Roß (die jetzige VorsitzendeMarika Dudenhausen) und Christine Rößing.346


Seit dem 1. September 1993 unterhältdie Arbeiterwohlfahrt, UnterbezirkWest-Münsterland, aucheine Tageseinrichtung für Kinderdirekt an der Schule. Hier werdenca. 45 Kinder im Alter von 1-6Jahren in der Zeit von 7,30 Uhrbis 16,30 Uhr je nach den Bedürfnissender einzelnen Familien entsprechendbetreut.Zum 25-jährigen Jubiläum erfreuten die Kinder der AWO-Kindertagesstätte die Seniorenmit Spielen und brachten ein Ständchen.AWO-Kindertagesstätte an der Schule347


Die politischen Parteien inBiemenhorstEtwas über die politischen Parteien in unserer Gemeindezu berichten, fällt zumindest bis zu Beginnder sechziger Jahre sehr schwer. Bis zu diesem Zeitraumliegen nur Wahlergebnisse der verschiedenenParteien und Gruppierungen vor, die auf ein bestimmtespolitisches Meinungsbild unserer Großelternund Urgroßeltern hinweisen. Erste Wahlergebnissevon Reichstagswahlen aus unsererGemeinde finden wir in der Schulchronik, die indieser Chronik bei den jeweiligen Jahren angegebensind.Während in den Jahren 1903 und 1907 bei denWahlergebnissen keine politischen Parteien genanntwerden, taucht im Jahre 1912 zum erstenmal das Zentrum als stärkste politische Kraft inBiemenhorst auf. Sicherlich dürfte dies auch 1903und 1907 der Fall gewesen sein. Das Zentrum wardie katholische Fraktion im preußischen Landtagund bereits im Jahre 1852 bzw. 1870 gegründetworden. Bis zum Beginn der Hitlerdiktatur im Jahre1933 war das Zentrum, wie in vielen GegendenDeutschlands, auch im hiesigen Raum eine entscheidendepolitische Kraft.Erst im Jahre 1924 wird in der Schulchronik vonder ersten Gemeinderatswahl in Biemenhorst berichtet.Wenn die damals gewählten Gemeinderatsmitgliederüberhaupt einer politischen Parteiangehört haben, dann sicherlich dem Zentrum.Ebenso wird es bei den Wahlen 1929 und 1933 gewesensein. Nach Beginn der Hitlerdiktatur, wo jaalle Parteien verboten wurden, mußte der im Jahre1933 gewählte Gemeinderat bereits 1934 wiederzurücktreten, und es wurde die Verwaltungsbehördemit Bürgermeister und Gemeinderäten ernannt.Diese Verwaltungsbehörde setzte sich aber größtenteilswieder aus den 1933 gewählten Gemeinderatsmitgliedernzusammen.Der Euphorie für das Hitlerregime der damaligenZeit entsprechend haben am 12. November1933 die Vertrauensfrage von den 541 wahlberechtigtenPersonen 501 mit ja für Hitler beantwortet.Mit nein haben 13 gestimmt, und 18 Stimmzettelwaren unbeschrieben.Nach der furchtbaren Nazizeit fanden 1946 wiederdie ersten freien Wahlen statt. Dieses Wahlergebnisund alle anderen Ergebnisse zu den Gemeinderatswahlensind bei den jeweiligen Jahren indieser Chronik festgehalten.Das Zentrum, welches ja bis 1933 auch in Biemenhorstrecht stark vertreten gewesen war, hatnach dem II. Weltkrieg eine mehr oder weniger bedeutendeRolle in unserer Gemeinde gespielt. Bundesweitwar der Neubeginn der Zentrumsparteinach dem Kriege nicht gelungen, da sich viele derfrüheren Zentrumsmitglieder jetzt der CDU zugewandthatten. Im Juli 1946 kam es zwar zur Gründungeiner Zentrumspartei in Bocholt, in unsererGemeinde aber hat kein eigenständiger Ortsvereindes Zentrums bestanden. Der Stimmenanteil fürdas Zentrum war aber trotzdem immer sehr beachtlich.So entfielen bei der Gemeinderatswahl1952 rd. 48 % und 1969 noch immerhin rd. 10 %der Stimmen auf die Zentrumspartei.Im Jahre 1961 wurde die CDU-Ortsunion Biemenhorstund 1964 der Ortsverein der SozialdemokratischenPartei gegründet. Über weiterepolitischen Vereinigungen innerhalb unserer Gemeindeliegen keine Angaben vor, und es hat diesenach Angabe älterer Bewohner auch nicht in Biemenhorstgegeben.Die CDU (Christlich-Demokratische-Union) inBiemenhorstDie CDU wurde am 14. Dezember 1945 alschristliche Partei von ehemaligen Zentrumsmitgliedernund Mitgliedern christlicher Arbeiterbewegungenin Bad Godesberg gegründet. Vor dieserZeit nannte man sich Christlich-Demokratische-Partei (CDP).Auch in Bocholt erfolgte in dieser Zeit die Gründungder CDU. Als Gründungsdatum wird der348


5. Oktober 1945 bzw. der 23. Dezember 1945 angegeben.Wie in den übrigen Gemeinden des ehemaligenAmtes-Liedern-Werth so gab es auch in Biemenhorstnach dem II. Weltkrieg zunächst keine eigenständigeCDU-Ortsunion.Zunächst erklärten sich einige Mitglieder bereit,sogenannte Stützpunkt-Funktionen zu übernehmen.Ab dem Jahre 1952 übernahmen HermannHagdorn und später Ferdinand Behrens diese Aufgabe.Am 18. Januar 1961 wurde aus dem bisherigenStützpunkt die CDU-Ortsunion-Biemenhorst gebildet.Als erster Vorsitzender wurde Theo Groß-Weege gewählt, sein Stellvertreter wurde FerdinandBehrens. Mit zum Vorstand gehörten: PaulMöllmann, Hermann Böing und Bernhard Hegering.Theo Groß-Weege blieb bis zur kommunalenNeuordnung, als die CDU Ortsunion 91 Mitgliederzählte, der 1. Vorsitzende.Nach den Wahlen 1946 kamen auch 1948 allefür die CDU aufgestellten Kandidaten in den Gemeinderat.1948 betrug der Stimmenanteil bei denGemeinderatswahlen für die CDU 94,4% und1952 rd. 52%. Bei der letzten Gemeinderatswahlvor der kommunalen Neugliederung im Jahre1969 betrug der Stimmenanteil der CDU rd.47%.Mit Heinrich Vennekamp hatte die CDU seit derKommunalwahl 1946 bis zur Wahl 1969 auch denBürgermeister gestellt.Nach der kommunalen Neuordnung entstandam 25. Februar 1975 der Ortsverband-Süd-Ostder CDU, zu der auch die Gemeinde Biemenhorstgehörte. Ihr Vorsitzender wurde Paul Möllmann,der dieses Amt bis 1982 innehatte. Danach übernahmHeinz Breuer bis 1984 den Vorsitz. Ihmfolgten Wilhelm Hecking bis 1988 und bis 1994Hermann Schmitz. Seit dieser Zeit wird der Ortsverband-Süd-Ostder CDU von Gisela Vornwegals Vorsitzende geführt.Die SPD (Sozial-Demokratische-Partei-Deutschlands)inBiemenhorstDie Sozialdemokratische-Partei-Deutschlandswurde bereits im Jahre 1863 gegründet. Nach demVerbot durch das Hitlerregime 1933 erfolgte eineNeugründung in den damaligen Besatzungszonenam 5. Oktober 1945 in der Nähe von Hannover.Aus Bocholt wird berichtet, daß sich hier dieSPD bereits am 16. September 1945 wieder neugegründet hat.Ab dem Jahre 1953 traten aktive Mitglieder derSPD in Biemenhorst in Erscheinung. 1954 wurdenBestrebungen erkennbar, einen eigenen SPD-Ortsverein-Biemenhorstzu gründen. Da aber die Mitgliederzahlnicht ausreichte, gründete man mit denParteifreunden aus der Nachbargemeinde Mussumden Ortsverein Biemenhorst/Mussum.1964 kam es dann zur Gründung des eigenständigenOrstvereines Biemenhorst. Zu seinem erstenVorsitzenden wählte die GründungsversammlungHerrn Gerd Döing. Er wurde 1966 abgelöst vonWilli Pattberg, der über die kommunale Neugliederunghinaus bis zum Jahre 1992 den Vorsitzführte. In diesem Jahr übernahm dann LudgerKlein-Übbing den Vorsitz des Ortsvereins Biemenhorst.1996 wurde der Ortsverein Biemenhorstaufgelöst, und mit den Mitgliedern der StadtteileFildeken und Rosenberg bildet er heute den SPD-Ortsverein Bocholt Süd-Ost.Bei der Gemeinderatswahl am 17.10.1948 errangdie SPD einen Stimmenanteil von 5,6 %,1956 bereits 25,3 % und bei der Wahl am9.11.1969 gaben 42 % der Biemenhorster der SPDihre Stimme. Nach dieser Wahl stellte die SPD mitHermann Dickstein bis zur kommunalen Neugliederungam 1. Januar 1975 den Bürgermeister unsererGemeinde.349

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