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1 Gesundheit, ein fortwährender Balanceakt - Efsport.ch

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Ergänzungsfa<strong>ch</strong> Sport<br />

Gymnasium Bern-Kir<strong>ch</strong>enfeld<br />

<strong>Gesundheit</strong><br />

3. Semester 2012 P. Kurmann, Th. Glatzfelder, B. S<strong>ch</strong>neiter


<strong>Gesundheit</strong> EF Sport 3. Semester<br />

Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

1 <strong>Gesundheit</strong>, <strong>ein</strong> <strong>fortwährender</strong> <strong>Balanceakt</strong> ...................................................... 2<br />

2 <strong>Gesundheit</strong>saspekte <strong>ein</strong>es Ausdauertrainings ................................................ 3<br />

2.1 Degenerative Herzkreislauferkrankungen ....................................................... 3<br />

2.1.1 Die Arteriosklerose ............................................................................................................ 3<br />

2.1.2 Der Herzinfarkt ................................................................................................................... 4<br />

2.2 Trainingsempfehlungen .................................................................................. 4<br />

2.3 Übersi<strong>ch</strong>t der biologis<strong>ch</strong>en Anpassungen beim Ausdauertraining .................. 5<br />

2.4 Die Wirkungen des Ausdauertrainings auf das Herz ...................................... 5<br />

2.4.1 Senkung der Herzfrequenz ................................................................................................ 5<br />

2.4.2 Verbesserung der Blutversorgung im Herzmuskel ............................................................ 7<br />

2.5 Die Wirkungen des Ausdauertrainings auf vers<strong>ch</strong>iedene Risikofaktoren ........ 7<br />

2.5.1 Der Einfluss des Ausdauertrainings auf den Blutho<strong>ch</strong>druck ............................................. 8<br />

2.5.2 Ausdauertraining und Übergewi<strong>ch</strong>t ................................................................................... 8<br />

2.5.3 Ausdauertraining und Stress ............................................................................................. 9<br />

3 <strong>Gesundheit</strong>saspekte <strong>ein</strong>es Krafttrainings ...................................................... 10<br />

3.1 Anpassungen der körperli<strong>ch</strong>en Systeme an <strong>ein</strong> funktionelles Krafttraining .. 10<br />

3.2 Das Metabolis<strong>ch</strong>e Syndrom .......................................................................... 10<br />

3.2.1 Was ist Diabetes? ............................................................................................................ 10<br />

3.3 Die Wirkung des Krafttrainings auf vers<strong>ch</strong>iedene Krankheiten ..................... 11<br />

3.3.1 Der Einfluss des Krafttrainings auf den Blutzucker ......................................................... 11<br />

3.3.2 Krafttraining und Adipositas (Fettleibigkeit) ..................................................................... 12<br />

3.3.3 Krafttraining gegen Osteoporose ..................................................................................... 12<br />

4 Bewegli<strong>ch</strong>keit .................................................................................................... 13<br />

4.1 Die Bedeutung der Bewegli<strong>ch</strong>keit ................................................................. 13<br />

4.2 Grundlagen und Grundbegriffe ..................................................................... 13<br />

4.2.1 Agonist – Antagonist ........................................................................................................ 13<br />

4.2.2 Der Dehnungsreflex ......................................................................................................... 14<br />

4.2.3 Der Eigenhemmungsreflex .............................................................................................. 15<br />

4.2.4 Biologis<strong>ch</strong>e Anpassungen dur<strong>ch</strong> Dehnen ........................................................................ 15<br />

4.3 Dehnen im Sport ........................................................................................... 16<br />

4.3.1 Vordehnen ....................................................................................................................... 16<br />

4.3.2 Na<strong>ch</strong>dehnen..................................................................................................................... 17<br />

4.3.3 Bewegli<strong>ch</strong>keitstraining ..................................................................................................... 18<br />

5 Muskuläre Dysbalancen ................................................................................... 19<br />

5.1 S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>stelle Rücken .................................................................................. 20<br />

5.2 Der Beckenberei<strong>ch</strong> ....................................................................................... 21<br />

6 Literatur ............................................................................................................. 23<br />

Kurmann/Glatzfelder/S<strong>ch</strong>neiter 2012 1


<strong>Gesundheit</strong> EF Sport 3. Semester<br />

1 <strong>Gesundheit</strong>, <strong>ein</strong> <strong>fortwährender</strong> <strong>Balanceakt</strong><br />

Aufgabe:<br />

1. Wie erklärst Du Dir, dass zwei Mens<strong>ch</strong>en mit glei<strong>ch</strong>en tägli<strong>ch</strong>en Belastungen,<br />

glei<strong>ch</strong>er Lebensgestaltung und glei<strong>ch</strong>en <strong>Gesundheit</strong>sbestrebungen trotzdem <strong>ein</strong>e<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Krankheitsanfälligkeit haben können?<br />

<strong>Gesundheit</strong> ist ni<strong>ch</strong>t <strong>ein</strong>fa<strong>ch</strong> <strong>ein</strong> Zustand des körperli<strong>ch</strong>en, seelis<strong>ch</strong>en und geistigen<br />

Wohlbefindens, sondern das unablässige Streben na<strong>ch</strong> <strong>ein</strong>em Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t zwis<strong>ch</strong>en<br />

Belastungen und Herausforderungen <strong>ein</strong>erseits und positiven Kräften und<br />

Ressourcen andererseits. Belastungen und Kräfte können sowohl im Mens<strong>ch</strong>en selber<br />

als au<strong>ch</strong> in s<strong>ein</strong>er Umgebung und Mitwelt liegen.<br />

Ein Symbol dieses Strebens na<strong>ch</strong> Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t ist die <strong>Gesundheit</strong>swaage:<br />

Kräfte und Ressourcen<br />

• Selbstvertrauen<br />

• Sinn im Leben sehen<br />

• Glauben<br />

• Freundeskreis und Familie<br />

• Finanzielle Si<strong>ch</strong>erheit<br />

• Gesunde Lebensweise<br />

• u.a.<br />

Abb. 1 Die <strong>Gesundheit</strong>swaage<br />

Belastungen<br />

• Körperli<strong>ch</strong>e Gebre<strong>ch</strong>en<br />

• Depressionen<br />

• Fehlendes Selbstvertrauen<br />

• Einengende soziale Normen<br />

• Abs<strong>ch</strong>ied<br />

• Lärm, Vers<strong>ch</strong>mutzung<br />

• u.a.<br />

Kurmann/Glatzfelder/S<strong>ch</strong>neiter 2012 2


<strong>Gesundheit</strong> EF Sport 3. Semester<br />

2 <strong>Gesundheit</strong>saspekte <strong>ein</strong>es Ausdauertrainings<br />

2.1 Degenerative Herzkreislauferkrankungen<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose und Herzinfarkt stehen in der Todesursa<strong>ch</strong>enstatistik<br />

der Industrienationen an erster Stelle. Für die präventive (vorbeugende)<br />

Medizin ist dieses Problem <strong>ein</strong>es der zentralen Themen. Eine wi<strong>ch</strong>tige<br />

Rolle spielt dabei der Bewegungsmangel, da das Herz wie jedes Organ nur so leistungsfähig<br />

ist, wie es dur<strong>ch</strong> regelmässige Beanspru<strong>ch</strong>ung trainiert wird.<br />

2.1.1 Die Arteriosklerose<br />

Unter Arteriosklerose versteht man die krankhafte Ablagerung von Eiweissen und<br />

Fettstoffen in den Gefässwänden der Arterien, was zu <strong>ein</strong>er vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terten Dur<strong>ch</strong>blutung<br />

in betroffenen Organen führt. Die Entwicklung der Arteriosklerose ist in Abb.<br />

2 dargestellt.<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

A Beim Kind ist die Innenwand der Arterie glatt.<br />

Abb. 2 Die Entwicklung der Arteriosklerose (Lippert 1983, 326)<br />

B Mit zunehmendem Alter werden in der Gefässinnenwand<br />

Fette abgelagert. Die Innenwand verdickt si<strong>ch</strong>.<br />

C Im fortges<strong>ch</strong>rittenen Stadium kommt es zur Einlagerung von<br />

Kalk. Dadur<strong>ch</strong> wird das Rohr starr und kann si<strong>ch</strong> den Pulsationen<br />

in der S<strong>ch</strong>lagader ni<strong>ch</strong>t mehr anpassen. Der Blutdruck<br />

steigt.<br />

D Endstadium. Das Gefäss wird enger. Die Dur<strong>ch</strong>blutung der<br />

versorgten Körperteile ist gestört (bevorzugt in den B<strong>ein</strong>en<br />

und am Herzen). Das verkalkte Gefässrohr kann bre<strong>ch</strong>en<br />

und <strong>ein</strong>e heftige Blutung aus der S<strong>ch</strong>lagader zur Folge haben<br />

(z.B. im Gehirn beim „S<strong>ch</strong>laganfall“).<br />

Kurmann/Glatzfelder/S<strong>ch</strong>neiter 2012 3


<strong>Gesundheit</strong> EF Sport 3. Semester<br />

2.1.2 Der Herzinfarkt<br />

Eine mögli<strong>ch</strong>e Folge der Arteriosklerose ist der Herzinfarkt. Na<strong>ch</strong> dem 40. Lebensjahr<br />

steigt das Risiko, <strong>ein</strong>en Herzinfarkt zu erleiden, für Ni<strong>ch</strong>tsportler steil an. Für <strong>ein</strong>en<br />

(ausdauer-)trainierten Mens<strong>ch</strong>en jedo<strong>ch</strong> bleibt es vom 40. Lebensjahr an über<br />

die nä<strong>ch</strong>sten 20 bis 25 Jahre konstant niedrig.<br />

Abb. 3 Der Herzinfarkt (Kloos 1988, 64)<br />

2.2 Trainingsempfehlungen<br />

Rund um das Herz laufen Arterien, die so genannten<br />

Herzkranzgefässe oder Koronargefässe. Das Herz<br />

wird von diesen Arterien mit Sauerstoff und Nährstoffen<br />

versorgt. Dauernder Blutho<strong>ch</strong>druck s<strong>ch</strong>ädigt die<br />

Gefässwände. Der Grund ist folgender: Die im Blut<br />

mits<strong>ch</strong>wimmenden Feststoffe (Eiweisse, Fette) führen<br />

wegen der S<strong>ch</strong>erkräfte an den Verzweigungen<br />

der Arterien zu kl<strong>ein</strong>en Verletzungen. Diese begünstigen<br />

dann die Bildung von Ablagerungen. Je höher<br />

der Blutdruck, umso grösser sind die S<strong>ch</strong>erkräfte und<br />

die daraus resultierenden kl<strong>ein</strong>en Verletzungen. Sind<br />

die Ablagerungen so gross, dass <strong>ein</strong>e Arterie verstopft<br />

wird, kommt es zum Herzinfarkt. Ein Teil des<br />

Herzmuskels wird ni<strong>ch</strong>t mehr mit Blut versorgt und<br />

stirbt ab.<br />

Intensität<br />

Für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat si<strong>ch</strong> in besonderem Masse<br />

<strong>ein</strong> aerobes Ausdauertraining als optimal erwiesen. Die Faustregel „160 minus Alter“<br />

ist <strong>ein</strong> grober Ri<strong>ch</strong>twert für <strong>ein</strong> aerobes Training und stellt die unterste no<strong>ch</strong> wirksame<br />

Belastungsgrenze dar. Vor allem Personen mit geringem Fitness-Grad sollten mit<br />

<strong>ein</strong>er Pulsfrequenz von 110-120 S<strong>ch</strong>lägen/min beginnen.<br />

Dauer und Häufigkeit<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> gilt: Häufigkeit ist wi<strong>ch</strong>tiger als Dauer.<br />

Empfohlen werden folgende Ri<strong>ch</strong>twerte pro Wo<strong>ch</strong>e:<br />

1 x 45 Min. oder 2 x 30 Min. oder 3 x 20 Min<br />

Vers<strong>ch</strong>luss <strong>ein</strong>er<br />

Koronararterie<br />

(W<strong>ein</strong>eck 1997, 680-682)<br />

Kurmann/Glatzfelder/S<strong>ch</strong>neiter 2012 4


<strong>Gesundheit</strong> EF Sport 3. Semester<br />

2.3 Übersi<strong>ch</strong>t der biologis<strong>ch</strong>en Anpassungen beim Ausdauertraining<br />

Die Tab. 1 gibt <strong>ein</strong>e Übersi<strong>ch</strong>t über die biologis<strong>ch</strong>en Anpassungen, wel<strong>ch</strong>e die Herz-<br />

Lungenleistung und die allgem<strong>ein</strong>e körperli<strong>ch</strong>e Leistungsfähigkeit günstig be<strong>ein</strong>flussen.<br />

Viele der aufgeführten Anpassungen benötigen allerdings <strong>ein</strong>e intensive Trainingsgestaltung<br />

mit anaerober Belastung und sind mit r<strong>ein</strong> aerobem Training ni<strong>ch</strong>t zu<br />

errei<strong>ch</strong>en.<br />

Muskelzelle als Effektor Herz als Förderpumpe Blut als Transportmittel Gefässe als Transportwege,<br />

bzw. Austaus<strong>ch</strong>-<br />

Vergrösserung der<br />

Energiespei<strong>ch</strong>er (Anstieg<br />

des Muskelglykogens<br />

von 200 auf 400g,<br />

des Leberglykogens<br />

von 60 auf 120g und<br />

der Muskelfette von 800<br />

auf 1200 g)<br />

Verbesserung der<br />

Stoffwe<strong>ch</strong>selqualität<br />

(Zunahme des Fettanteils<br />

an der Energieumwandlung)<br />

Herzraumvergrösserung<br />

von 650 auf 1000ml<br />

Herzmuskeldickenwa<strong>ch</strong>stum<br />

mit Herzgewi<strong>ch</strong>tzunahme<br />

von 250<br />

auf bis zu 500g<br />

Ökonomisierung der<br />

Herzarbeit (Abnahme<br />

der Herzfrequenz, Zunahme<br />

des S<strong>ch</strong>lagvolumens)<br />

Erhöhung der Förderkapazität<br />

(das Herzminutenvolumen<br />

steigt<br />

von 20 auf bis zu 40<br />

l/min)<br />

Erhöhung der Blutmenge<br />

von 5 auf 6 Liter<br />

Erhöhung der absoluten<br />

Zahl der roten Blutkörper<strong>ch</strong>en<br />

(als Sauerstofftransportträger)<br />

Erhöhung der Sauerstofftransportka-pazität<br />

Kurmann/Glatzfelder/S<strong>ch</strong>neiter 2012 5<br />

orte<br />

Vermehrung der Kapillaren<br />

Vergrösserung der Austaus<strong>ch</strong>flä<strong>ch</strong>e<br />

Mehrdur<strong>ch</strong>blutung der<br />

Arbeitsmuskulatur mit<br />

verbesserter Sauerstoff-<br />

und Nährstoffversorgung<br />

bzw. Entsorgung<br />

von S<strong>ch</strong>lackenstoffen<br />

Optimierung der Blutverteilung(Gefässengstellung<br />

in der ni<strong>ch</strong>t<br />

arbeitenden Muskulatur)<br />

Tab. 1 S<strong>ch</strong>ematis<strong>ch</strong>er Überblick über die funktionellen und strukturellen Anpassungsers<strong>ch</strong><strong>ein</strong>ungen<br />

<strong>ein</strong>es Ausdauertrainings auf das Muskel- und Herz-Kreislauf-System und ihrer Vorteile für die Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

(na<strong>ch</strong> W<strong>ein</strong>eck 1997, 163)<br />

2.4 Die Wirkungen des Ausdauertrainings auf das Herz<br />

2.4.1 Senkung der Herzfrequenz<br />

Eine der ersten Folgen des Ausdauertrainings ist die Abnahme der Herzfrequenz.<br />

Sie beruht auf der Umstellung des vegetativen Nervensystems. Der Sympathikus<br />

(auf Leistung ausgeri<strong>ch</strong>tete Teil dieses Nervensystems) wird gehemmt, der Parasympathikus<br />

(auf Erholung ausgeri<strong>ch</strong>tete Teil) wird aktiviert. Dies hat zur Folge,<br />

dass Ausdauertrainierte <strong>ein</strong> um 30% gesenktes Ruheniveau von stresserzeugenden<br />

Stoffen wie Adrenalin aufweisen. Adrenalin hat <strong>ein</strong>e herzfrequenzsteigernde Wirkung<br />

und vers<strong>ch</strong>wendet unverhältnismässig viel Sauerstoff. Es kann deshalb im Herzmuskel<br />

Sauerstoffmangel hervorrufen. Eine Hemmung dieser stresserzeugenden Stoffe<br />

verringert den Sauerstoffverbrau<strong>ch</strong> im Herzmuskel. Eine Herzfrequenzabnahme um<br />

10 S<strong>ch</strong>läge/min bewirkt <strong>ein</strong>e Sauerstoffenergie<strong>ein</strong>sparung von nahezu 15%.


<strong>Gesundheit</strong> EF Sport 3. Semester<br />

Dur<strong>ch</strong> die Senkung der Herzfrequenz kommt es zum <strong>ein</strong>en zu <strong>ein</strong>er erhebli<strong>ch</strong>en Reduzierung<br />

der tägli<strong>ch</strong>en Herzarbeit (Abb. 4), zum anderen stellt <strong>ein</strong>e niedrigere Herzfrequenz<br />

statistis<strong>ch</strong> gesehen <strong>ein</strong>e geringere Gefährdung für koronare Herzerkrankung<br />

dar.<br />

Aufgabe:<br />

2. Wel<strong>ch</strong>es sind die wi<strong>ch</strong>tigsten Aussagen<br />

der Abb. 4?<br />

Abb. 4 Die Herzarbeit bei gut trainierten Dauersportlern im Verglei<strong>ch</strong> zur Gesamtbevölkerung (na<strong>ch</strong><br />

Mellerowicz, in: W<strong>ein</strong>eck 1997, 686)<br />

Kurmann/Glatzfelder/S<strong>ch</strong>neiter 2012 6


<strong>Gesundheit</strong> EF Sport 3. Semester<br />

2.4.2 Verbesserung der Blutversorgung im Herzmuskel<br />

Dur<strong>ch</strong> Ausdauertraining kommt es ni<strong>ch</strong>t nur zu <strong>ein</strong>er vermehrten Kapillarisierung in<br />

der Skelettmuskulatur (vgl. Abb. 5), sondern au<strong>ch</strong> im Herzmuskel.<br />

Unter Kapillarisierung versteht man<br />

• <strong>ein</strong>e Zunahme der Zahl der Kapillaren pro cm 2 Muskelquers<strong>ch</strong>nitt<br />

• <strong>ein</strong>e Vergrösserung des Quers<strong>ch</strong>nitts der Einzelkapillare<br />

• <strong>ein</strong>e grössere Zahl von dur<strong>ch</strong>strömten Kapillaren während der Belastung<br />

Die vermehrte Dur<strong>ch</strong>blutung bewirkt <strong>ein</strong>e verbesserte Sauerstoffversorgung des<br />

Muskels und damit <strong>ein</strong>e Leistungssteigerung im Ausdauerberei<strong>ch</strong>.<br />

(W<strong>ein</strong>eck 1997, 687)<br />

Abb. 5 Die Kapillarversorgung des untrainierten und des trainierten Muskels. Links: untrainierter Muskel<br />

mit relativ geringer Kapillarversorgung und fehlenden Querverbindungen zwis<strong>ch</strong>en den <strong>ein</strong>zelnen<br />

Kapillaren. Re<strong>ch</strong>ts: Trainierter Muskel mit deutli<strong>ch</strong>er Vermehrung der Kapillaren und der zwis<strong>ch</strong>enkapillären<br />

Querverbindungen über die Muskelfaser hinweg (Vannotti/Pfister 1934, 127 aus: W<strong>ein</strong>eck<br />

1998, 105)<br />

Aufgabe:<br />

3. Wel<strong>ch</strong>e Bedeutung hat die verbesserte Kapillarisierung des Herzens im Falle<br />

<strong>ein</strong>es Herzinfarkts? Verglei<strong>ch</strong>e dazu die Darstellung des Herzinfarkts Abb. 3.<br />

2.5 Die Wirkungen des Ausdauertrainings auf vers<strong>ch</strong>iedene Risikofaktoren<br />

Ein Ausdauertraining hat au<strong>ch</strong> <strong>ein</strong>en ausgeprägten Einfluss auf <strong>ein</strong>e Reihe von Risikofaktoren,<br />

die für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortli<strong>ch</strong><br />

sind. Als Risikofaktoren gelten in der Medizin:<br />

• Bewegungsmangel<br />

• Übergewi<strong>ch</strong>t<br />

• Hypertonie (Blutho<strong>ch</strong>druck)<br />

• Rau<strong>ch</strong>en<br />

• Diabetes (erhöhter Blutzucker)<br />

• Cholesterin (erhöhte Blutfettspiegel)<br />

• Stress<br />

Kurmann/Glatzfelder/S<strong>ch</strong>neiter 2012 7


<strong>Gesundheit</strong> EF Sport 3. Semester<br />

Beim Zusammentreffen mehrerer Faktoren kommt es ni<strong>ch</strong>t zu <strong>ein</strong>er Addition, sondern<br />

zu <strong>ein</strong>er Potenzierung der Wahrs<strong>ch</strong><strong>ein</strong>li<strong>ch</strong>keit <strong>ein</strong>er Herz-Kreislauf-Erkrankung.<br />

2.5.1 Der Einfluss des Ausdauertrainings auf den Blutho<strong>ch</strong>druck<br />

Zahllose Untersu<strong>ch</strong>ungen belegen, dass si<strong>ch</strong> <strong>ein</strong> kontinuierli<strong>ch</strong>es Ausdauertraining<br />

mittlerer Intensität günstig auf den Blutho<strong>ch</strong>druck auswirkt (Abb. 6).<br />

Stresshormone wie Adrenalin bewirken <strong>ein</strong>en<br />

Blutdruckanstieg, weil die Gefässe in den<br />

ni<strong>ch</strong>tarbeitenden Teilen des Körpers (z.B. den<br />

Verdauungsorganen) zugunsten der Mehrdur<strong>ch</strong>blutung<br />

der Arbeitsmuskulatur verengt<br />

werden. Eine Senkung des Adrenalinspiegels<br />

dur<strong>ch</strong> Ausdauertraining (vgl. au<strong>ch</strong> Kap. 2.4.1)<br />

führt zu <strong>ein</strong>er Gefässerweiterung und damit zu<br />

<strong>ein</strong>er Blutdrucksenkung. Dadur<strong>ch</strong> wird das<br />

Herz entlastet, weil es ni<strong>ch</strong>t dauernd gegen<br />

<strong>ein</strong>en erhöhten Druckwiderstand arbeiten<br />

muss.<br />

(W<strong>ein</strong>eck 1997, 688)<br />

Eine Blutdrucksenkung beugt au<strong>ch</strong> der Arteriosklerose<br />

vor, weil an den Gefässinnenwänden<br />

geringere S<strong>ch</strong>erkräfte auftreten (zum Zusammenhang<br />

von Blutho<strong>ch</strong>druck und Arteriosklerose<br />

vgl. Kap. 2.1.2 Der Herzinfarkt)<br />

Abb. 6 Das Blutdruckverhalten bei Ausdauertrainierten im Verglei<strong>ch</strong> zur Gesamtbevölkerung (na<strong>ch</strong><br />

Mellerowicz/Franz 1981, in: W<strong>ein</strong>eck 1997,688)<br />

Aufgaben<br />

4. Wie wirkt si<strong>ch</strong> das Blutdruckverhalten mit zunehmendem Alter aus beim Verglei<strong>ch</strong><br />

von Ausdauertrainierten und der Gesamtbevölkerung?<br />

5. Gib die Werte für 30-, 50- und 70-Jährige an!<br />

2.5.2 Ausdauertraining und Übergewi<strong>ch</strong>t<br />

Übergewi<strong>ch</strong>t ist k<strong>ein</strong> ungefährli<strong>ch</strong>er Risikofaktor. Viele Krankheiten wie Blutho<strong>ch</strong>druck,<br />

Zuckerkrankheit, degenerative Veränderungen am Skelett, treten nämli<strong>ch</strong> bei<br />

Übergewi<strong>ch</strong>tigen sehr viel häufiger auf als bei Normalgewi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Übergewi<strong>ch</strong>t ers<strong>ch</strong>wert das Ausdauertraining, weil es in der Regel eher zur Bewegungsunlust<br />

beiträgt und je na<strong>ch</strong> Art der Bewegung den Bewegungsapparat stark<br />

belastet. Dies gilt insbesondere für die am weitesten verbreitete Art des Ausdauertrainings,<br />

das Laufen. Weniger belastet wird der Bewegungsapparat hingegen beim<br />

S<strong>ch</strong>wimmen, Radfahren, Inline-Skaten und Langlaufen, weshalb diese Sportarten für<br />

Übergewi<strong>ch</strong>tige gesünder sind.<br />

Da Übergewi<strong>ch</strong>t in fast allen Fällen all<strong>ein</strong> dur<strong>ch</strong> <strong>ein</strong>en Kalorienübers<strong>ch</strong>uss entsteht,<br />

ist <strong>ein</strong>e entspre<strong>ch</strong>ende Diät mit <strong>ein</strong>er massiven Kalorienreduktion in Verbindung mit<br />

<strong>ein</strong>em Ausdauertraining die Therapie überhaupt.<br />

Kurmann/Glatzfelder/S<strong>ch</strong>neiter 2012 8


<strong>Gesundheit</strong> EF Sport 3. Semester<br />

Für die Gewi<strong>ch</strong>tsreduktion spielen die bei <strong>ein</strong>em Ausdauertraining verbrau<strong>ch</strong>ten Kalorien<br />

k<strong>ein</strong>e wesentli<strong>ch</strong>e Rolle. Der gewi<strong>ch</strong>tsreduzierende Me<strong>ch</strong>anismus liegt vielmehr<br />

in <strong>ein</strong>er allgem<strong>ein</strong>en Stoffwe<strong>ch</strong>selanregung, die au<strong>ch</strong> in Ruhe zu <strong>ein</strong>em höheren<br />

kaloris<strong>ch</strong>en Grundumsatz führt. In Versu<strong>ch</strong>en konnte na<strong>ch</strong>gewiesen werden,<br />

dass aufgenommene Fette von <strong>ein</strong>em Trainierten mehr in den Muskel, von <strong>ein</strong>em<br />

Untrainierten mehr in das Fettgewebe gelenkt wurden. Dies galt bei Ruhe wie bei<br />

Belastung. Das Training optimiert demna<strong>ch</strong> die Verteilung aufgenommener Energie<br />

in Depots und verbrau<strong>ch</strong>ende Organe.<br />

(W<strong>ein</strong>eck 1997, 690)<br />

2.5.3 Ausdauertraining und Stress<br />

Stressreize bewirken <strong>ein</strong>e ständige Auss<strong>ch</strong>üttung des Stress(Leistungs-)hormons<br />

Adrenalin. S<strong>ein</strong>e Präsenz bewirkt <strong>ein</strong>e allgem<strong>ein</strong>e Alarmbereits<strong>ch</strong>aft und äussert si<strong>ch</strong><br />

in <strong>ein</strong>em Anstieg von Herzfrequenz und Blutdruck. Negative Folgen sind S<strong>ch</strong>laflosigkeit,<br />

Gereiztheit, Aggressivität und Abnahme der körperli<strong>ch</strong>en Leistungsfähigkeit. Der<br />

Herzinfarkt kann s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> am Ende <strong>ein</strong>es Lebens stehen, das von Dauerstress<br />

geprägt ist.<br />

Regelmässiges Ausdauertraining trägt dazu bei, die Langzeitfolgen von Stress zu<br />

vermeiden: die erzeugte „Alarmbereits<strong>ch</strong>aft“ wird dur<strong>ch</strong> die körperli<strong>ch</strong>e Aktivität immer<br />

wieder abreagiert.<br />

Aufgabe:<br />

6. Wieso verfügt der Mens<strong>ch</strong> über die für ihn „so s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en“ Stresshormone?<br />

Kurmann/Glatzfelder/S<strong>ch</strong>neiter 2012 9


<strong>Gesundheit</strong> EF Sport 3. Semester<br />

3 <strong>Gesundheit</strong>saspekte <strong>ein</strong>es Krafttrainings<br />

3.1 Anpassungen der körperli<strong>ch</strong>en Systeme an <strong>ein</strong> funktionelles<br />

Krafttraining<br />

Die Anpassung erfolgt (vom Zustand <strong>ein</strong>es Untrainierten ausgehend) in dieser Reihenfolge:<br />

• Das Zentralnervensystem passt si<strong>ch</strong> an, indem es die Muskulatur anders ansteuert.<br />

Es verbessert die Koordination zwis<strong>ch</strong>en den <strong>ein</strong>zelnen Muskeln bzw.<br />

Muskel-Teilen (intermuskuläre Koordination) und jene innerhalb des Muskels (intramuskuläre<br />

Koordination). Das initiiert <strong>ein</strong>e Anpassung des<br />

• Herz-Kreislauf-Systems, wel<strong>ch</strong>es si<strong>ch</strong> anpasst, um die Muskulatur während bzw.<br />

kurz na<strong>ch</strong> der Beanspru<strong>ch</strong>ung besser mit Blut und damit Nährstoffen versorgen zu<br />

können. Damit verändert si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> der<br />

• Stoffwe<strong>ch</strong>sel, der größere Reservekapazitäten aufbaut, um die Versorgung der<br />

Muskulatur (na<strong>ch</strong> Beendigung der Beanspru<strong>ch</strong>ung) trotz erhöhten Verbrau<strong>ch</strong>s garantieren<br />

zu können. Letztli<strong>ch</strong> passen si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die<br />

• Muskeln selbst an. In ihnen erhöht si<strong>ch</strong> je na<strong>ch</strong> Belastungsgestaltung des Krafttrainings<br />

die Zahl der Mito<strong>ch</strong>ondrien, der „Zellkraftwerke“, wel<strong>ch</strong>e für die aerobe<br />

Energiebereitstellung, also die „Verbrennung“ mittels Sauerstoff, verantwortli<strong>ch</strong><br />

sind. Des Weiteren gibt es vers<strong>ch</strong>iedene Muskelfasertypen, die für vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Arten der Beanspru<strong>ch</strong>ungen (S<strong>ch</strong>nellkraft, Kraftausdauer, Ausdauer, etc.) konzipiert<br />

sind, und die si<strong>ch</strong> je na<strong>ch</strong> langfristiger Beanspru<strong>ch</strong>ung bedingt in<strong>ein</strong>ander<br />

umwandeln können. Endeffekt des Muskeltrainings ist zum <strong>ein</strong>en die Erhöhung der<br />

maximalen Kraftfähigkeiten (zentralnervöse Adaptationseffekte dur<strong>ch</strong> verbesserte<br />

intramuskuläre Koordination), zum anderen die Vergrößerung des Muskelquers<strong>ch</strong>nittes<br />

(Muskelaufbau-/Hypertrophietraining), wobei es hier zu <strong>ein</strong>em Dickenwa<strong>ch</strong>stum<br />

des Muskels kommt. Eine Vermehrung der Muskelzellen (Hyperplasie)<br />

ist umstritten.<br />

• Im weiteren ist <strong>ein</strong> erhöhter Stoffwe<strong>ch</strong>selvorgang während dem Training (Zuckerabbau)<br />

und na<strong>ch</strong> dem Training (Fettabbau) erkennbar. (Frans van den Berg 1999)<br />

3.2 Das Metabolis<strong>ch</strong>e Syndrom<br />

Das metabolis<strong>ch</strong>e Syndrom (man<strong>ch</strong>mal au<strong>ch</strong> als tödli<strong>ch</strong>es Quartett oder Syndrom<br />

X bezei<strong>ch</strong>net) wird heute als der ents<strong>ch</strong>eidende Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten<br />

angesehen. Es geht <strong>ein</strong>her mit vielfältigen Störungen des Stoffwe<strong>ch</strong>sels (Diabetes<br />

Mellitus Typ 2), der Blutdruckregulation (Blutho<strong>ch</strong>druck), dem erhöhten Blutfettspiegel<br />

(Hyper<strong>ch</strong>olesterinämie) sowie <strong>ein</strong>er <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>en Fettleibigkeit (Adipositas).<br />

(na<strong>ch</strong> H. Toplak, Journal für Physiologie 2005, S. 6-7)<br />

3.2.1 Was ist Diabetes?<br />

Diabetes Typ1<br />

Bei diesem Krankheitstyp handelt es si<strong>ch</strong> um <strong>ein</strong>e Autoimmunerkrankung. Dabei zerstört<br />

das körpereigene Immunsystem im Rahmen <strong>ein</strong>er als Insulitis bezei<strong>ch</strong>neten<br />

Entzündungsreaktion die insulinproduzierenden Betazellen in der<br />

Kurmann/Glatzfelder/S<strong>ch</strong>neiter 2012 10


<strong>Gesundheit</strong> EF Sport 3. Semester<br />

Bau<strong>ch</strong>spei<strong>ch</strong>eldrüse selbst. Diese<br />

Entzündungsreaktion setzt wahrs<strong>ch</strong><strong>ein</strong>li<strong>ch</strong><br />

bereits in frühester Kindheit<br />

<strong>ein</strong>. Die daraus folgende Zerstörung<br />

der insulinproduzierenden Betazellen<br />

führt na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> zu <strong>ein</strong>em<br />

zunehmenden Insulinmangel.<br />

Erst wenn ca. 80-90 % der Beta-<br />

Zellen zerstört sind, manifestiert si<strong>ch</strong><br />

<strong>ein</strong> Typ-1-Diabetes. In der Anfangsphase<br />

der Erkrankung ist also dur<strong>ch</strong>aus<br />

no<strong>ch</strong> <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Insulinrestproduktion<br />

vorhanden.<br />

Die Funktion des Insulins<br />

Die Regulation der Konzentration von Glukose im Blut<br />

erfolgt dur<strong>ch</strong> <strong>ein</strong>en Regelkreis aus zwei Hormonen, die<br />

abhängig von der Blutzuckerkonzentration ausges<strong>ch</strong>üttet<br />

werden. Insulin ist das <strong>ein</strong>zige Hormon, das den Blutzuckerspiegel<br />

senken kann. S<strong>ein</strong> Gegenspieler ist das<br />

Glucagon, dessen Hauptaufgabe es ist, den Blutzuckerspiegel<br />

zu erhöhen.<br />

Der Blutzuckerspiegel steigt vor allem na<strong>ch</strong> der Aufnahme<br />

kohlenhydratrei<strong>ch</strong>er Nahrung an. Als Reaktion darauf<br />

wird von den Beta-Zellen Insulin ins Blut ausges<strong>ch</strong>üttet.<br />

Vor allem die Leber- und Muskelzellen können mit Hilfe<br />

des Insulins in kurzer Zeit große Mengen von Glukose<br />

aufnehmen und sie in der Folge entweder in Form von<br />

Glykogen spei<strong>ch</strong>ern oder in Energie umwandeln.<br />

(http://de.wikipedia.org/wiki/Insulin)<br />

Diabetes Typ 2<br />

Hierbei handelt es si<strong>ch</strong> um <strong>ein</strong>e Störung, bei der Insulin zwar vorhanden ist, an s<strong>ein</strong>em<br />

Zielort, den Zellmembranen, aber ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig wirken kann (Insulinresistenz). In<br />

den ersten Lebensjahrzehnten kann die Bau<strong>ch</strong>spei<strong>ch</strong>eldrüse dies dur<strong>ch</strong> die Produktion<br />

hoher Insulinmengen kompensieren. Irgendwann kann die Bau<strong>ch</strong>spei<strong>ch</strong>eldrüse<br />

die überhöhte Insulinproduktion aber ni<strong>ch</strong>t mehr aufre<strong>ch</strong>t erhalten. Die produzierte<br />

Insulinmenge rei<strong>ch</strong>t dann ni<strong>ch</strong>t mehr aus, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren<br />

und der Diabetes mellitus Typ 2 wird manifest. Ein Typ-2-Diabetiker hat trotzdem<br />

no<strong>ch</strong> viel mehr körpereigenes Insulin als der Stoffwe<strong>ch</strong>selgesunde, für den eigenen<br />

Bedarf ist es aber ni<strong>ch</strong>t mehr ausrei<strong>ch</strong>end (relativer Insulinmangel).<br />

Früher hatte der Diabetes Typ 2 den B<strong>ein</strong>amen Altersdiabetes, weil er in der Regel<br />

erst na<strong>ch</strong> dem 30. Lebensjahr auftritt. Allerdings wird der Diabetes Typ 2 immer mehr<br />

au<strong>ch</strong> bei jüngeren Mens<strong>ch</strong>en diagnostiziert, in den letzten Jahren sogar bei Jugendli<strong>ch</strong>en<br />

und Kindern. Deswegen ist der Begriff „Altersdiabetes“ ni<strong>ch</strong>t mehr angebra<strong>ch</strong>t.<br />

(S<strong>ch</strong>atz,Helmut 2006)<br />

3.3 Die Wirkung des Krafttrainings auf vers<strong>ch</strong>iedene Krankheiten<br />

3.3.1 Der Einfluss des Krafttrainings auf den Blutzucker<br />

Das Hauptproblem des Typ 2-Diabetes in der Anfangsphase der Erkrankung ist die<br />

so genannte Insulinresistenz. Das bedeutet, körpereigenes Insulin ist zwar in ausrei<strong>ch</strong>ender<br />

Menge vorhanden, funktioniert aber ni<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>end. Beim Diabetes mellitus<br />

Typ 2 ist der Blutzuckerspiegel deshalb erhöht, weil das körpereigene Insulin<br />

ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>t, den Zucker effektiv genug in die Zellen <strong>ein</strong>zus<strong>ch</strong>leusen, die ihn als<br />

Brennstoff benötigen. Die Muskulatur ist dabei der wi<strong>ch</strong>tigste Abnehmer. Die Insulinwirkung<br />

kann also na<strong>ch</strong>haltig verbessert werden, wenn es gelingt, ausrei<strong>ch</strong>end Muskelmasse<br />

aufzubauen.<br />

• Der Muskel wirkt als Zuckerverbrennungsorgan<br />

• Die Insulinresistenz (Hemmung der Insulinbindung an Muskelrezeptoren) wird gesenkt.<br />

(S<strong>ch</strong>atz 2006, K.A. Moosburger, 2006, 38-42)<br />

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3.3.2 Krafttraining und Adipositas (Fettleibigkeit)<br />

Mens<strong>ch</strong>en mit <strong>ein</strong>em sehr hohen Körperfettanteil (>40%) leiden an Adipositas und<br />

gehören somit zur Risikogruppe, die dem Metabolis<strong>ch</strong>en Syndrom unterliegt.<br />

Eine kontrollierte Ernährung und viel Bewegung sind meistens die <strong>ein</strong>zigen wirksamen<br />

Indikatoren.<br />

Weil die Körper(fett)masse für <strong>ein</strong> Lauf- oder Fahrradtraining hinderli<strong>ch</strong> ist, eignet<br />

si<strong>ch</strong> <strong>ein</strong> funktionelles Krafttraining mehr als <strong>ein</strong> Ausdauertraining. Beim Muskelaufbautraining<br />

werden sowohl während der Belastung als au<strong>ch</strong> später in der Ruhephase<br />

viele Kalorien verbrannt. Eine hohe Muskelmasse ist meistens <strong>ein</strong>hergehend mit <strong>ein</strong>er<br />

geringen Fettmasse, denn der Muskel will au<strong>ch</strong> während dem S<strong>ch</strong>lafen bewirts<strong>ch</strong>aftet<br />

werden und dafür wird Energie mittels Fett gebrau<strong>ch</strong>t. Somit gilt au<strong>ch</strong> die<br />

Aussage: „Abnehmen dur<strong>ch</strong> Krafttraining“.<br />

(K.A. Moosburger 2006, 35-42)<br />

3.3.3 Krafttraining gegen Osteoporose<br />

Die Wirkung des Krafttrainings<br />

bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur auf die<br />

Muskulatur. Es baut au<strong>ch</strong> Kno<strong>ch</strong>en<br />

neu auf. Ein gesundheitsorientiertes<br />

Krafttraining ist -<br />

neben medikamentösen und diätetis<strong>ch</strong>en<br />

Maßnahmen - das Gegenmittel<br />

zu Osteoporose (Kno<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>wund).<br />

Osteoporose ist die häufigste<br />

Stoffwe<strong>ch</strong>selerkrankung des<br />

Kno<strong>ch</strong>ens, die in jedem Alter<br />

auftreten kann, verstärkt aber bei<br />

Frauen na<strong>ch</strong> der Menopause.<br />

Bei <strong>ein</strong>er altersbedingten Osteoporose<br />

sind die Aufbau- und Abbauprozesse<br />

des Kno<strong>ch</strong>ens aus<br />

dem Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t geraten. Ge-<br />

Abb. 7 Gesunder Kno<strong>ch</strong>en (links) im Verglei<strong>ch</strong> mit osteoporösem<br />

(re<strong>ch</strong>ts)<br />

netis<strong>ch</strong>e Veranlagung, Ernährung und Sonnenli<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>eiden über den Grad der<br />

Erkrankung. Aber au<strong>ch</strong> <strong>ein</strong> <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>er Belastungsmangel ist ursä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> an der Entstehung<br />

<strong>ein</strong>er Osteoporose beteiligt. Die Folge: Der Kno<strong>ch</strong>en wird brü<strong>ch</strong>ig, und das<br />

Sturzrisiko steigt.<br />

Im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt erkranken zwar weniger Männer an Osteoporose, aber ihre Zahl<br />

nimmt ebenfalls zu. Neben hormonellen Faktoren und Ernährungsgewohnheiten<br />

spielt der Mangel an muskulärem Widerstand <strong>ein</strong>e wi<strong>ch</strong>tige Rolle bei ihrer Entstehung.<br />

Krafttraining wirkt der Erkrankung entgegen, da es ni<strong>ch</strong>t nur die Muskeln und<br />

Sehnen entwickelt, sondern genauso die Kno<strong>ch</strong>en aufbaut. Das Beispiel der Osteoporose<br />

zeigt deutli<strong>ch</strong>, dass es uns ni<strong>ch</strong>t primär an Bewegung fehlt, sondern an Widerstand.<br />

Studien zufolge hält Ausdauertraining die Osteoporose k<strong>ein</strong>eswegs auf,<br />

dem Krafttraining jedo<strong>ch</strong> wird diese Eigens<strong>ch</strong>aft heutzutage eher zuges<strong>ch</strong>rieben.<br />

(Gaede, Kirsten 2004, Medizinjournal Berlin)<br />

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4 Bewegli<strong>ch</strong>keit<br />

4.1 Die Bedeutung der Bewegli<strong>ch</strong>keit<br />

• Bewegli<strong>ch</strong>keit ist <strong>ein</strong>e elementare Voraussetzung für <strong>ein</strong>e gute Bewegungsausführung.<br />

Die spieleris<strong>ch</strong>e Lei<strong>ch</strong>tigkeit und Anmut <strong>ein</strong>er Tänzerin, <strong>ein</strong>er Turnerin<br />

oder <strong>ein</strong>er Eiskunstläuferin ist in erhebli<strong>ch</strong>em Masse auf <strong>ein</strong>e ho<strong>ch</strong>gradig entwickelte<br />

Bewegli<strong>ch</strong>keit zurückzuführen.<br />

• Viele sportli<strong>ch</strong>e Te<strong>ch</strong>niken sind ohne <strong>ein</strong>e speziell entwickelte Bewegli<strong>ch</strong>keit gar<br />

ni<strong>ch</strong>t ausführbar. Beispiele dafür finden si<strong>ch</strong> z.B. im Kunstturnen, der rhythmis<strong>ch</strong>en<br />

Sportgymnastik und vielen Kampfsportarten.<br />

• Dur<strong>ch</strong> sportartspezifis<strong>ch</strong>es Training kann es zur <strong>ein</strong>seitigen Entwicklung und Verkürzung<br />

gewisser Muskeln kommen. Die Gefahr dieser muskulären Dysbalance<br />

kann dur<strong>ch</strong> regelmässiges Dehnen vermieden werden. Au<strong>ch</strong> Muskelverkürzungen,<br />

die dur<strong>ch</strong> passive Dauerhaltungen wie z.B. stundenlanges Sitzen entstehen,<br />

können dur<strong>ch</strong> Bewegli<strong>ch</strong>keitstraining verhindert werden.<br />

• Die Muskulatur weist na<strong>ch</strong> Belastung <strong>ein</strong>e erhöhte Muskelspannung auf, was für<br />

die Erholungsvorgänge ungünstig ist. Dur<strong>ch</strong> Dehnen kann der Muskeltonus gesenkt<br />

und die Erholung begünstigt werden.<br />

(W<strong>ein</strong>eck 1997, 489f)<br />

Einige Irrtümer im Zusammenhang mit Dehnen und Stret<strong>ch</strong>ing:<br />

• Stret<strong>ch</strong>ing ist k<strong>ein</strong> Ersatz für sportartspezifis<strong>ch</strong>es Aufwärmen (und Auslaufen).<br />

Dehnungsübungen in ni<strong>ch</strong>t aufgewärmtem Zustand können im Gegenteil Mikrorisse<br />

in der Muskulatur erzeugen.<br />

• Na<strong>ch</strong> übermässiger Belastung kann der S<strong>ch</strong>aden an den Muskelfasern ni<strong>ch</strong>t<br />

rückgängig gema<strong>ch</strong>t werden. Ein Muskelkater lässt si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Stret<strong>ch</strong>ing also<br />

ni<strong>ch</strong>t vermeiden.<br />

• Na<strong>ch</strong> neusten Erkenntnissen gibt es k<strong>ein</strong>e Beweise, dass Stret<strong>ch</strong>ing <strong>ein</strong>e wirksame<br />

Massnahme zur Verletzungsprophylaxe ist.<br />

(Hegner 1997)<br />

4.2 Grundlagen und Grundbegriffe<br />

4.2.1 Agonist – Antagonist<br />

Jedes Gelenk wird von mehreren Muskeln kontrolliert, wobei jeder Muskel <strong>ein</strong>en Gegenspieler<br />

hat. Ein arbeitender, si<strong>ch</strong> kontrahierender Muskel wird als Agonist bezei<strong>ch</strong>net.<br />

S<strong>ein</strong> Gegenspieler, der si<strong>ch</strong> dabei entspannen oder passiv dehnen muss,<br />

wird als Antagonist bezei<strong>ch</strong>net. Dieses Zusammenspiel ist vor allem bei den Gliedmassen<br />

mit Beugern und Streckern deutli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>tbar.<br />

Beispiele:<br />

Oberarm: Trizeps (Strecker) - Bizeps (Beuger)<br />

Obers<strong>ch</strong>enkel: Quadrizeps (Strecker) – Hamstrings (Beuger)<br />

Rumpf: Bau<strong>ch</strong>muskulatur – Rückenmuskulatur<br />

Hüfte: Iliopsoas (Hüftbeuger) – Glutaeus maximus (Hüftstrecker)<br />

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Abb. 8 Das Zusammenspiel von Agonist (Bizeps) und Antagonist (Trizeps) (Faller 1999, 124)<br />

4.2.2 Der Dehnungsreflex<br />

In der Muskulatur befinden si<strong>ch</strong> Muskelspindeln, die als Rezeptoren (Wahrnehmungsorgane)<br />

die Muskellänge überwa<strong>ch</strong>en. Wird der Muskel gedehnt, werden au<strong>ch</strong><br />

s<strong>ein</strong>e Muskelspindeln gedehnt, die über die afferente Nervenbahn sofort Signale<br />

dem Rückenmark melden. Dort wird diese Information der Muskelspindeln blitzs<strong>ch</strong>nell<br />

ausgewertet und über die efferente Nervenbahn mit <strong>ein</strong>er Kontraktion des<br />

Muskels beantwortet. Dieser Vorgang wird als Dehnungsreflex bezei<strong>ch</strong>net (s. Abb. 9)<br />

und ist als S<strong>ch</strong>utzme<strong>ch</strong>anismus erklärbar, der den Muskel (und das entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Gelenk) letztli<strong>ch</strong> vor zu grosser Dehnung und S<strong>ch</strong>ädigung s<strong>ch</strong>ützen soll.<br />

(Blum/Wöllzenmüller 1986, 33)<br />

Abb. 9 Der Dehnungsreflex mit Muskelspindel als Rezeptor (W<strong>ein</strong>eck 1998, 55)<br />

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Der Dehnungsreflex ist verantwortli<strong>ch</strong> dafür, dass beim Dehnen jahrelang jegli<strong>ch</strong>es<br />

Wippen und Federn verboten war, da man annahm, dass si<strong>ch</strong> der Muskel reflektoris<strong>ch</strong><br />

zusammenziehe und <strong>ein</strong> Dehnen verunmögli<strong>ch</strong>e. Diese Ansi<strong>ch</strong>t ist heute überholt.<br />

Dynamis<strong>ch</strong>e Bewegungen werden gerade beim Vordehnen zur Vorbereitung<br />

des Muskels auf na<strong>ch</strong>folgende Belastungen als sinnvoll betra<strong>ch</strong>tet (vgl. dazu 4.3.1<br />

„Vordehnen“)<br />

4.2.3 Der Eigenhemmungsreflex<br />

In den Sehnen befinden si<strong>ch</strong> ebenfalls Rezeptoren, die die Spannung des Muskels<br />

messen. Diese so genannten Sehnenspindeln (Abb. 10) reagieren bei stärkeren<br />

Dehnungsreizen als die Muskelspindeln. Tritt dieser Fall <strong>ein</strong>, dann haben die Sehnenspindeln<br />

über <strong>ein</strong>e glei<strong>ch</strong>e Nervens<strong>ch</strong>altung wie beim Dehnungsreflex auf den<br />

Muskel <strong>ein</strong>e hemmende Wirkung: der Muskel entspannt si<strong>ch</strong> reflektoris<strong>ch</strong>. Die<br />

Kenntnis dieses Vorgangs ist für das Bewegli<strong>ch</strong>keitstraining von Bedeutung, da man<br />

versu<strong>ch</strong>t, vor allem den Eigenhemmungsreflex auszulösen und den Dehnungsreflex<br />

zu unterdrücken<br />

(Blum/Wöllzenmüller 1986, 36)<br />

Abb. 10 Die Sehnenspindeln als Spannungsrezeptoren (Blum/Wöllzenmüller 1986, 37)<br />

4.2.4 Biologis<strong>ch</strong>e Anpassungen dur<strong>ch</strong> Dehnen<br />

Der bindegewebige Anteil <strong>ein</strong>es Muskels beträgt zwis<strong>ch</strong>en 10 und 15%. Jede <strong>ein</strong>zelne<br />

Muskelzelle ist in <strong>ein</strong>e elastis<strong>ch</strong>e Hülle aus Bindegewebe <strong>ein</strong>gepackt. Bis zu 50<br />

Muskelfasern sind ebenfalls in <strong>ein</strong>e Bindegewebshaut zu so genannten Muskelfaserbündeln<br />

zusammengefasst. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> wird der ganze Muskel no<strong>ch</strong> von <strong>ein</strong>er Bindegewebshaut<br />

zusammengehalten.<br />

Das Bindegewebe kann si<strong>ch</strong> selbst ni<strong>ch</strong>t zusammenziehen (ni<strong>ch</strong>t kontraktil), ist aber<br />

elastis<strong>ch</strong> und bestimmt die Zerreissfestigkeit des Muskels.<br />

Die Muskelzellen mit den kontraktilen Aktin- und Myosinfilamenten setzen <strong>ein</strong>er Dehnung<br />

k<strong>ein</strong>en grossen Widerstand entgegen und lassen si<strong>ch</strong> verformen. Na<strong>ch</strong> der<br />

Dehnung kehren sie au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t von all<strong>ein</strong> in ihre Ausgangslage zurück. Der bindegewebige<br />

Anteil dagegen besitzt elastis<strong>ch</strong>e Eigens<strong>ch</strong>aften. Er lässt si<strong>ch</strong> zwar au<strong>ch</strong><br />

dehnen und verformen, nimmt aber am Ende <strong>ein</strong>er äusseren Kraft<strong>ein</strong>wirkung s<strong>ein</strong>e<br />

Ausgangslänge sofort wieder <strong>ein</strong>.<br />

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Abb. 11 Muskelmodell na<strong>ch</strong> Markworth (aus: Albre<strong>ch</strong>t/Meyer/Zahner 1999, 22)<br />

Bei der Betra<strong>ch</strong>tung der Wirkung von Dehnungen auf die Muskulatur zeigt si<strong>ch</strong>, dass<br />

sie in erster Linie auf die bindegewebigen Muskelstrukturen <strong>ein</strong>wirken. Erfolgt die<br />

Dehnung über <strong>ein</strong>en längeren Zeitraum, passen si<strong>ch</strong> die Bindegewebsfasern an, das<br />

heisst, ihre effektive Länge nimmt mit der Zeit zu.<br />

Der Begriff „muskuläre Verkürzung“ ist folgli<strong>ch</strong> insofern ni<strong>ch</strong>t korrekt, als si<strong>ch</strong> nur das<br />

Bindegewebe von Sehnen und Muskeln verkürzt. Eine e<strong>ch</strong>te Muskelverkürzung im<br />

Sinne <strong>ein</strong>er Sarkomerverminderung tritt erst na<strong>ch</strong> wo<strong>ch</strong>enlanger Ruhigstellung in <strong>ein</strong>er<br />

verkürzten Position auf.<br />

4.3 Dehnen im Sport<br />

In diesem Kapitel wird bes<strong>ch</strong>rieben, wann und mit wel<strong>ch</strong>er Methode im Sport gedehnt<br />

werden soll.<br />

4.3.1 Vordehnen<br />

In den letzten Jahren wurde dem Vor-(dem Sport)Dehnen <strong>ein</strong>e grosse Bedeutung<br />

beigemessen. Man ging davon aus, dass das Vordehnen hilft, Verletzungen zu vermeiden<br />

und die sportli<strong>ch</strong>e Leistung zu steigern. Es gibt bis jetzt jedo<strong>ch</strong> k<strong>ein</strong>e Studien,<br />

die na<strong>ch</strong>weisen, dass Vordehnen der Verletzungsprävention dient.<br />

Dehnungsübungen vor dem Sport müssen die Leistung ni<strong>ch</strong>t zwangsläufig verbessern.<br />

Statis<strong>ch</strong>e Dehnformen können im Gegenteil die S<strong>ch</strong>nellkraftfähigkeit des Muskels<br />

reduzieren und somit die Leistung sogar vermindern.<br />

Da si<strong>ch</strong> die meisten Sportarten dur<strong>ch</strong> dynamis<strong>ch</strong>e Bewegungen kennzei<strong>ch</strong>nen, ist es<br />

ni<strong>ch</strong>t sinnvoll, die Muskeln dur<strong>ch</strong> statis<strong>ch</strong>es Dehnen auf die Belastung vorzubereiten.<br />

Deshalb wird im heutigen Sportbetrieb immer mehr die aktiv –dynamis<strong>ch</strong>e Dehnmethode<br />

angewandt.<br />

Vordehnen na<strong>ch</strong> der aktiv-dynamis<strong>ch</strong>en Methode<br />

Berei<strong>ch</strong>: Es werden die Muskeln gedehnt, die ans<strong>ch</strong>liessend maximale Bewegungsradien<br />

zulassen müssen. Ein Sprinter wird z.B. vor allem s<strong>ein</strong>e<br />

Obers<strong>ch</strong>enkel- und Wadenmuskulatur dehnen.<br />

Dauer: In jeder Position wird maximal 10 Sekunden gedehnt. Es wird k<strong>ein</strong>e<br />

Entspannung angestrebt, sondern <strong>ein</strong>e Erhöhung des Muskeltonus.<br />

Intensität: Die Dehnung sollte intensiv, aber kontrolliert s<strong>ein</strong>.<br />

Ausführung: Die Übungen werden dynamis<strong>ch</strong> ausgeführt. An der Bewegli<strong>ch</strong>keitsgrenze<br />

werden Muskeln und Sehnen dur<strong>ch</strong> kontrolliertes Na<strong>ch</strong>federn<br />

sanft gereizt. (Albre<strong>ch</strong>t/Meyer/Zahner 2001, 60)<br />

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4.3.2 Na<strong>ch</strong>dehnen<br />

Na<strong>ch</strong>dehnen ist <strong>ein</strong> unverzi<strong>ch</strong>tbarer Trainingsteil, um die Bewegli<strong>ch</strong>keit zu erhalten.<br />

Der Tonus (Spannung) der beanspru<strong>ch</strong>ten Muskulatur wird gesenkt, was die Regeneration<br />

des Muskels bes<strong>ch</strong>leunigt und Verkürzungen vorbeugt. Körper und Psy<strong>ch</strong>e<br />

können während des Na<strong>ch</strong>dehnens aus der Leistungsbereits<strong>ch</strong>aft in die Erholungsbereits<strong>ch</strong>aft<br />

gebra<strong>ch</strong>t werden.<br />

Na<strong>ch</strong>dehnen na<strong>ch</strong> der passiv-statis<strong>ch</strong>en Methode<br />

Berei<strong>ch</strong>: 5 Pfli<strong>ch</strong>tdehnberei<strong>ch</strong>e (Abb. 12) und sportartspezifis<strong>ch</strong>e Ergänzungen<br />

Dauer: Im Gegensatz zur aktiv-dynamis<strong>ch</strong>en Methode wird hier Entspannung<br />

angestrebt. Jede Übung wird deshalb 30-90 sec lang ausgeführt.<br />

Intensität: Immer im Verhältnis zur vorherigen Leistung. Je höher die vorausgegangene<br />

Leistung, desto vorsi<strong>ch</strong>tiger muss gedehnt werden. Ein müder<br />

Körper ist verletzungsgefährdet.<br />

Ausführung: (1) Langsames, kontrolliertes Einnehmen der Dehnposition, bis <strong>ein</strong>e<br />

lei<strong>ch</strong>te Zugspannung bemerkbar ist. (2) Halten dieser Position. Hier<br />

sollte man si<strong>ch</strong> vor allem an der Entspannung des Muskels orientieren,<br />

die si<strong>ch</strong> in <strong>ein</strong>em Na<strong>ch</strong>lassen der Zugspannung äussert. Eine Haltezeit<br />

von 30 sec ist als ausrei<strong>ch</strong>end zu betra<strong>ch</strong>ten.<br />

Eine verstärkte Dehnwirkung kann errei<strong>ch</strong>t werden, indem na<strong>ch</strong> der Abnahme der<br />

Zugspannung no<strong>ch</strong> <strong>ein</strong>e erweiterte Dehnstellung <strong>ein</strong>genommen und gehalten wird.<br />

Der Zyklus „Halten der Dehnstellung bis zur Spannungsabnahme – Weiterdehnen –<br />

Halten“ kann beliebig wiederholt werden. (Grosser/Staris<strong>ch</strong>ka 1998, 172)<br />

Die folgenden Muskeln neigen zu Verkürzung und<br />

sollten deshalb na<strong>ch</strong> jeder sportli<strong>ch</strong>en Tätigkeit<br />

gedehnt werden:<br />

1. Obers<strong>ch</strong>enkelmuskulatur hinten<br />

2. Obers<strong>ch</strong>enkelmuskulatur vorne<br />

3. Obers<strong>ch</strong>enkelmuskulatur innen<br />

4. Brustmuskulatur vorne<br />

5. Halsmuskulatur hinten und seitli<strong>ch</strong><br />

Abb. 12 Die 5 Pfli<strong>ch</strong>tdehnberei<strong>ch</strong>e des Na<strong>ch</strong>dehnens (Albre<strong>ch</strong>t/Meyer/Zahner 2001, 61)<br />

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4.3.3 Bewegli<strong>ch</strong>keitstraining<br />

Im Unters<strong>ch</strong>ied zum Vor- und Na<strong>ch</strong>dehnen wird mit <strong>ein</strong>em Bewegli<strong>ch</strong>keitstraining<br />

<strong>ein</strong>e Verbesserung der Bewegli<strong>ch</strong>keit angestrebt. Grundsätzli<strong>ch</strong> können alle bekannten<br />

Dehnte<strong>ch</strong>niken angewandt werden: aktiv-dynamis<strong>ch</strong>, passiv-statis<strong>ch</strong>, ....<br />

Ein spezielles Verfahren zur Verbesserung der Bewegli<strong>ch</strong>keit ist die sogenannte<br />

AED- Methode (Anspannen-Entspannen-Dehnen). Weil sie lange Zeit grosse Wirksamkeit<br />

verspra<strong>ch</strong> und heute no<strong>ch</strong> im therapeutis<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong> angewendet wird, soll<br />

sie im Folgenden dargestellt werden.<br />

Bei dieser Methode wird der zu dehnende Muskel unmittelbar vorher angespannt.<br />

Der Reiz auf die Sehnenrezeptoren bewirkt <strong>ein</strong>e Eigenhemmung und Entspannung<br />

des Muskels und es kann <strong>ein</strong>e erweiterte Dehnungsstellung <strong>ein</strong>genommen werden.<br />

Dur<strong>ch</strong> die Nutzung des Entspannungsme<strong>ch</strong>anismus ist gegenüber dem passiv statis<strong>ch</strong>en<br />

Dehnen die Verletzungsgefahr für den Muskel-Sehnen-Komplex deutli<strong>ch</strong> herabgesetzt.<br />

Mit der isometris<strong>ch</strong>en Kontraktion wird zusätzli<strong>ch</strong> <strong>ein</strong>e Kräftigung erzielt,<br />

weshalb diese Methode <strong>ein</strong>e ideale Kombination für die Rehabilitation darstellt.<br />

Ausführung der AED-Methode (vgl. Abb. 13)<br />

• Anspannen<br />

Dehnposition <strong>ein</strong>nehmen und den Muskel isometris<strong>ch</strong> 10 sec anspannen.<br />

• Entspannen<br />

Dehnposition beibehalten, aber die isometris<strong>ch</strong>e Spannung lösen<br />

• Dehnen<br />

Dehnposition erweitern und 30 sec halten, bis die Zugspannung na<strong>ch</strong>lässt.<br />

(Grosser/Staris<strong>ch</strong>ka 1998, 173)<br />

Abb. 13 Bei der AED-Methode wird der Muskel zuerst isometris<strong>ch</strong> angespannt (A), dann entspannt<br />

und gedehnt (B). Der Zyklus kann ohne Unterbre<strong>ch</strong>ung mehrmals hinter<strong>ein</strong>ander dur<strong>ch</strong>geführt werden.<br />

(W<strong>ein</strong>eck 1997, 499)<br />

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5 Muskuläre Dysbalancen<br />

K<strong>ein</strong>e Sportart entwickelt alle Muskelgruppen glei<strong>ch</strong>ermassen harmonis<strong>ch</strong>. Jeder<br />

Sportler hat das Bestreben, vor allem diejenige Muskulatur zu trainieren, die <strong>ein</strong>e<br />

Verbesserung s<strong>ein</strong>er Leistung bewirkt. Andere Muskelgruppen, die weniger leistungsbestimmend<br />

sind, werden dabei oft verna<strong>ch</strong>lässigt. Dadur<strong>ch</strong> kommt es zum<br />

Auftreten von so genannten muskulären Dysbalancen:<br />

• Die „Leistungsmuskulatur“ wird übermässig entwickelt und verkürzt si<strong>ch</strong> dabei.<br />

• Die verna<strong>ch</strong>lässigte Muskulatur s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> ab.<br />

Eine weitere Ursa<strong>ch</strong>e für muskuläre<br />

Dysbalancen liegt darin, dass viele<br />

Sportarten in <strong>ein</strong>er aktiven Beugehaltung<br />

ausgeführt werden. Skifahren,<br />

Radfahren, Rudern sind typis<strong>ch</strong>e Beispiele.<br />

Die Muskulatur passt si<strong>ch</strong> mit<br />

der Zeit an diese Haltung an. Streckbewegungen<br />

können dann allmähli<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t mehr im normalen Bewegungsumfang<br />

dur<strong>ch</strong>geführt werden.<br />

Abb. 14 Aktive Beugehaltung beim Skifahren (Albre<strong>ch</strong>t/Meyer/Zahner 2001, 31)<br />

Dieselbe Beugehaltung finden wir au<strong>ch</strong><br />

im Alltag bei Mens<strong>ch</strong>en, die si<strong>ch</strong> oft<br />

stundenlang in sitzender Position befinden.<br />

Die Muskulatur zeigt hier die glei<strong>ch</strong>e<br />

Anpassungsers<strong>ch</strong><strong>ein</strong>ung wie bei der<br />

aktiven Beugehaltung. Deshalb sind<br />

muskuläre Dysbalancen au<strong>ch</strong> bei Personen<br />

anzutreffen, die ni<strong>ch</strong>t regelmässig<br />

Sport treiben.<br />

Abb. 15 Passive Beugehaltung beim Sitzen<br />

(Albre<strong>ch</strong>t/Meyer/Zahner 2001, 31)<br />

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5.1 S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>stelle Rücken<br />

B<strong>ein</strong>ahe jeder dritte Erwa<strong>ch</strong>sene leidet heute unter Rückenbes<strong>ch</strong>werden und nur ca.<br />

20% bleiben zeitlebens ohne Rückens<strong>ch</strong>merzen.<br />

Die Wirbelsäule ist aufgrund der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Entwicklungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te (vom Vierb<strong>ein</strong>er<br />

zum Zweib<strong>ein</strong>er) zur zentralen S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>stelle geworden. Sie muss wie <strong>ein</strong><br />

Stab mit der Muskulatur ausbalanciert werden. Da der Mens<strong>ch</strong> heute oft entgegen<br />

s<strong>ein</strong>er Natur ohne grosse körperli<strong>ch</strong>e Aktivität in der S<strong>ch</strong>ule und im Beruf auskommt,<br />

fehlen entspre<strong>ch</strong>ende Reize, wel<strong>ch</strong>e die Rückenmuskulatur stärken. Wegen des vielen<br />

Sitzens verkürzen si<strong>ch</strong> zudem zahlrei<strong>ch</strong>e Muskeln. Die Muskulatur brau<strong>ch</strong>t Trainingsreize,<br />

damit sie ihre Leistungsfähigkeit erhalten kann. Fehlt die stabilisierende<br />

Wirkung der Rückenmuskulatur, so führt dies zu <strong>ein</strong>er S<strong>ch</strong>ädigung der Wirbelkörper<br />

und Bands<strong>ch</strong>eiben. Besonders während des Wa<strong>ch</strong>stumss<strong>ch</strong>ubs in der Pubertät und<br />

Adoleszenz ist <strong>ein</strong>e s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e Rückenmuskulatur gefährli<strong>ch</strong>. In dieser Zeit bilden<br />

si<strong>ch</strong> häufig die bleibenden Fehlhaltungen aus. Eine Wirbelsäule ist so gut wie die sie<br />

haltende Muskulatur.<br />

Die Abb. 16 zeigt die Idealform <strong>ein</strong>er guten Haltung und <strong>ein</strong>er ausgewogen belasteten<br />

Wirbelsäule (E). Alle daneben vorkommenden Rückenformen stellen für die Wirbelsäule<br />

<strong>ein</strong>e grössere Belastung dar. Im Laufe <strong>ein</strong>es Lebens können si<strong>ch</strong> diese<br />

Fehlstellungen bedingt dur<strong>ch</strong> <strong>ein</strong>seitige Belastung oder Bewegungsmangel weiter<br />

verstärken.<br />

(Sportheft 1998, 9)<br />

A: Hohlrundrücken<br />

B: Hohlrundrücken mit Überhang<br />

C: Fla<strong>ch</strong>rücken<br />

D: Fla<strong>ch</strong>rücken mit Überhang<br />

Abb. 16 Ers<strong>ch</strong><strong>ein</strong>ungsformen des mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Rückens (Sportheft 1998, 11)<br />

E: Optimale Haltung<br />

Wie si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> <strong>ein</strong>seitige Belastung in gewissen Sportarten die Ausbildung <strong>ein</strong>es<br />

Hohlkreuzes (Abb. 16A und B) ergeben kann, wird im Folgenden anhand der Funktionsweise<br />

des Beckens dargestellt.<br />

Kurmann/Glatzfelder/S<strong>ch</strong>neiter 2012 20


<strong>Gesundheit</strong> EF Sport 3. Semester<br />

5.2 Der Beckenberei<strong>ch</strong><br />

Während Bau<strong>ch</strong>- und Hüftstreckmuskulatur das Becken aufri<strong>ch</strong>ten (Abb. 17A), kippen<br />

Rücken- und Hüftbeugemuskulatur das Becken na<strong>ch</strong> vorn (Abb. 17B). Nur bei<br />

<strong>ein</strong>em ausgegli<strong>ch</strong>enen Verhältnis der am Becken angreifenden Muskeln kann <strong>ein</strong>e<br />

für die sportli<strong>ch</strong>e Funktion optimale Becken- und damit Wirbelsäulenstellung aufre<strong>ch</strong>terhalten<br />

werden.<br />

Wie Abb. 17B am Beispiel <strong>ein</strong>es Fussballers zeigt, ist dies jedo<strong>ch</strong> vielfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t der<br />

Fall. Dur<strong>ch</strong> das lauf-, sprung- und s<strong>ch</strong>ussorientierte Training werden vor allem die<br />

Hüftbeugemuskeln gekräftigt und verkürzt. Parallel dazu kommt es zu <strong>ein</strong>er Verkürzung<br />

der unteren Rückenstreckmuskulatur. Das Ergebnis ist <strong>ein</strong>e Beckenkippung<br />

na<strong>ch</strong> vorne und damit <strong>ein</strong>e zunehmende Hohlkreuzbildung.<br />

Abb. 17 Veränderung der Wirbelsäulen-Becken-Statik dur<strong>ch</strong> muskuläre Dysbalancen am Beispiel<br />

<strong>ein</strong>es Fussballspielers (Uni Wuppertal, 5)<br />

Das vorgekippte Becken enthält <strong>ein</strong> gesundheitsgefährdendes Potential, da es dur<strong>ch</strong><br />

die starke Krümmung der Lendenwirbelsäule zu grossen S<strong>ch</strong>erkräften kommt, die<br />

insbesondere an den Bands<strong>ch</strong>eiben zu Vers<strong>ch</strong>leissers<strong>ch</strong><strong>ein</strong>ungen führen. Zweckmässige<br />

gymnastis<strong>ch</strong>e Übungen können die Dysbalance verhindern oder ausglei<strong>ch</strong>en.<br />

(Uni Wuppertal, 4 und W<strong>ein</strong>eck 1997, 341)<br />

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Aufgaben:<br />

7. In Abb. 18 siehst Du alle Muskeln aufgeführt, die an der in Abb. 17 dargestellten<br />

muskulären Dysbalance beteiligt sind.<br />

Wel<strong>ch</strong>e Muskeln sind verkürzt, wel<strong>ch</strong>e Muskeln sind abges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t?<br />

8. Wel<strong>ch</strong>e Übungen kennst Du, die der oben dargestellten muskulären Dysbalance<br />

entgegenwirken?<br />

Rückenstrecker (m. erector spinae)<br />

Gerader Bau<strong>ch</strong>muskel (m. rectus abdominis)<br />

Hüftbeuger (m. iliopsoas)<br />

Grosser Gesässmuskel (m. glutaeus<br />

maximus)<br />

Vierköpfiger B<strong>ein</strong>strecker (m. quadrizeps<br />

femoris)<br />

Muskeln der Obers<strong>ch</strong>enkelrückseite<br />

Abb. 18 Die Muskeln <strong>ein</strong>er muskulären Dysbalance im Beckenberei<strong>ch</strong> (alle Abbildungen aus W<strong>ein</strong>eck<br />

1986)<br />

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6 Literatur<br />

- Albre<strong>ch</strong>t, K./Meier, /Zahner, L.:Stret<strong>ch</strong>ing. Das Expertenhandbu<strong>ch</strong>. Heidelberg<br />

2001<br />

- Blum, B./Wöllzenmüller, F.: Stret<strong>ch</strong>ing: Bessere Leistungen in allen Sportarten.<br />

Sportinform Verlag Oberha<strong>ch</strong>ing 1985<br />

- Faller, A.: Der Körper des Mens<strong>ch</strong>en. Thieme Verlag Stuttgart 1999<br />

- Grosser, M./Staris<strong>ch</strong>ka, St.: Das neue Konditionstraining. BLV Züri<strong>ch</strong> 1998<br />

- Hegner, J.: Natur- und trainingswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Grundlagen für die Prävention<br />

von neuromuskulären Dysbalancen und für die Entwicklung der Bewegli<strong>ch</strong>keit.<br />

Bern 1997<br />

- Kloos, G.: Trainingsbiologie für die S<strong>ch</strong>ule. Teil 1: Ausdauer. Cornelsen Verlag<br />

Düsseldorf 1988<br />

- Lippert, H.: Anatomie. Mün<strong>ch</strong>en-Wien-Baltimore 1983<br />

- Spring,H./Illi, U./Kunz, H.-R./Röthlin, K./S<strong>ch</strong>neider, W./Trits<strong>ch</strong>ler, T.: Dehn- und<br />

Kräftigungsgymnastik. Thieme Verlag Stuttgart 1986<br />

- W<strong>ein</strong>eck, J.: Sportanatomie. Erlangen 1986<br />

- W<strong>ein</strong>eck, J.: Optimales Training. 10. Auflage Spitta Verlag Balingen 1997<br />

- W<strong>ein</strong>eck, J.: Sportbiologie. 6. Auflage Spitta Verlag Balingen 1998<br />

Internet:<br />

- http://www2.uni-wuppertal.de/FB3/sport/bewegungslehre/klee/muba_uebtheo.PDF<br />

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