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„Viele Wege führen ins Paradies” - VASKO+PARTNER

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PRaxisIm Gespräch mit Dipl.-Ing. Wolfgang Vaskound Dipl.-Ing. (FH) Christian Marintschnig„Viele <strong>Wege</strong> führen<strong>ins</strong> Paradies”Ein Generalkonsulent ist wie ein Dirigent, der speziell bei Großprojektenwie der Wirtschaftsuniversität Wien oder dem Raiffeisenhaus-Zubau am Donaukanal, alle beteiligten Gewerke koordiniert. In Zeiten,in denen Kostensicherheit zentral ist und Entscheidungsfindungen oftvor Gericht landen, wird das Leistungsspektrum des Generalkonsulentenimmer wichtiger. Das Trockenbau-Journal traf GeschäftsführerWolfgang Vasko und Partner Christian Marintschnig von Österreichsgrößtem Ingenieurbüro <strong>VASKO+PARTNER</strong> zum Doppelinterview.DIRIGENT. Ein Generalkonsulent koordiniertund optimiert die Abläufe über alle Planungsdisziplinen.TEAMWORK. Die enge Zusammenarbeit von Experten minimiertReibungsverluste und garantiert Kostensicherheit und Qualität.Trockenbau-Journal: Was hat Sie bewogen,aus einer anfangs als Tragwerksplanerbürogegründeten Zivilingenieursgesellschafteines der größten Generalplaner-und Generalkonsulentenunternehmenin Österreich zu machen?Wolfgang Vasko: Das habe ich so nichtgeplant, sondern wir haben den Markt beobachtetund sind mitgewachsen. Angefangen beider Bauphysikabteilung, der Gebäudetechnik,Bauaufsicht und Projektsteuerung, hat sichunsere Angebotspalette erweitert. Ein entscheidenderWachstumsschub war der Auftragfür die Wirtschaftsuniversität Wien. DiesesProjekt haben wir als Generalkonsulent umgesetztwie auch den Zubau für das Raiffeisenhausam Donaukanal.TBJ: Auf Ihrer Homepage gibt es einegroße Anzahl an teils prestigeträchtigenProjekten. Wie viele Projekte laufen imSchnitt parallel ab?Christian Marintschnig: Wir decken sehrviele unterschiedliche Leistungsspektren imBaubereich ab. Ich würde sagen, dass es paralleletwa 100 Projekte bearbeitet werden, wobeiwir auch viele kleine Projekte abwickeln, zumBeispiel in der Bauphysik, Tragwerksplanungoder in der Haustechnik.TBJ: Haben Sie Lieblingsprojekte, andenen Sie jetzt oder in der Vergangenheitgearbeitet haben?Marintschnig: Meines ist der vor kurzemfertiggestellte Zubau zum Raiffeisenhaus Wiengegenüber vom Schwedenplatz, bei dem ich alsProjektleiter im E<strong>ins</strong>atz war. Insbesondere weiles das weltweit erste Passivbürohochhaus ist –Fotos: Martina Zimper12 Trockenbau Journal 1 2013


PRaxisund dementsprechend technisch sehr herausforderndwar –, liegt es mir am Herzen.Vasko: Für mich ist die WirtschaftsuniversitätWien ein sehr interessantes Projekt, weiles genau wie beim Raiffeisenhaus, ein Generalkonsulentenprojektist. Hier können wir alsUnternehmen genau das umsetzen, was wiraufgrund unserer Kompetenz sind.TBJ: Was macht ein „echtes Generalkonsulentenprojekt“im Vergleich zum Generalplaneraus?Marintschnig: Das Team eines Generalplanerswird üblicherweise von einem Architektengeführt, der sich die Fachdisziplinenwie Haustechnik, Statik usw. von externenunterschiedlichsten Büros im Sub machenlässt. Dementsprechend kommt es sehr oft zuFriktionen bei der Koordination. Architektenhaben beispielsweise die Architektur alsoberstes Ziel, andere „Begleiterscheinungen“wie Haustechnik, Bauphysik usw. werden Ihruntergeordnet.➝1 2013 Trockenbau Journal13


PRaxisBei einem Generalkonsulenten ist das Prinzipgenau umgekehrt, denn alle Planungsdisziplinenarbeiten interdisziplinär im eigenemHaus zusammen, und das unter einer starkentechnisch-geschäftliche Oberleitung, in Gestalteines Projektleiters. Der Architekt ist somitTeil des Gesamtteams. Der Vorteil eines Generalkonsulentensfür den Bauherrn bzw. dasProjekt ist die koordinierte Planung über allePlanungsdisziplinen sowie die Funktion alserster Ansprechpartner für den Bauherren füralle Belange. Dadurch entsteht Kostensicherheit,weil Reibungsverluste im Bereich derKosten, der Ausschreibungsqualität und Terminenminimiert werden.Ein gutes Beispiel, um das zu verdeutlichen,sind Druckbelüftungsanlagen, derenPlanung sehr komplex ist und die sich überalle Fachbereiche erstreckt. Hier kommt esimmer wieder zu Problemen aufgrund unkoordinierterPlanung und wir werden häufigals Trouble-Shooter bei nicht funktionierendenAnlagen konsultiert. Meistens stellt sichdabei heraus dass Architekten und Haustechnikerbzw. Regel- und Elektrotechnikerjeweils unterschiedlichen Konzepte erarbeitetenund es zu Problemen in den Ausschreibungenkommt, da die Konzepte nichtzusammenpassen od. aufgrund der überlappendenSchnittstellen etwas vergessen wurde,weil jeder denkt, der andere hätte es berücksichtigt.Diese Probleme ziehen sich bei nichtrechtzeitiger Korrektur bis in die Inbetriebnahmeund verursachen dementsprechendhäufig Zusatzkosten und Terminverzögerungen.Ein Generalkonsulent ist hier durch dieintegrative Planung ein Garant für die fachgerechteUmsetzung. Der Generalkonsulentfungiert hier quasi wie der Dirigent einesOrchesters, der den Überblick hat und weißan welchem Zahnrädchen er drehen muss umAbweichungen im Spannungsfeld der wechselweisenEinflüsse auszugleichen.TBJ: Ab wann zahlt sich das Engagementeines Generalkonsulenten aus?Vasko: Es hängt von den Kosten und derKomplexität ab. Ich würde aber sagen, dasszehn Millionen Euro die Grenze sind. Ein einfacherDachausbau oder ein Geschäftsumbaugeht an der Sinnhaftigkeit vorbei.Marintschnig: Doch auch bei Projektenmit geringerem Volumen kommen wir –soferne eine gewisse Komplexität gegebenist, als Generalkonsulenten zum E<strong>ins</strong>atz. EinBeispiel hierfür war das Looshaus. Wirwaren ursprünglich „nur“ mit dem Einbaueiner Kühlung beauftragt. Aufgrund derzahlreichen Abhängigkeiten wie Denkmalschutz,veraltete Heizungs<strong>ins</strong>tallationen etc.wurden wir dann von den Bauherren aufgrunddes Generalkonsulentenvorteils, mitder technisch geschäftlichen Projektsteuerungbeauftragt.Vasko: Oft werden wir jedoch auch vonArchitekten kontaktiert, wenn sie Hilfe beiWettbewerben oder Einreichungen brauchen.Beim Projekt Fachhochschule Campus Wienist der Architekt zum Beispiel nach dem Wettbewerbzu uns gekommen. Wenn Sie so wollen,führen viele <strong>Wege</strong> zu uns – nicht nachRom, sondern <strong>ins</strong> Paradies sozusagen.„Die Entwicklung des Unternehmenshaben wir nicht geplant, sondern wirhaben den Markt beobachtet und sindmitgewachsen“Dipl.-Ing. Wolfgang VaskoTBJ: An einem Großprojekt sind vieleBereiche beteiligt. War die frühere „simplere“Aufteilung nicht einfacher, weil dieEntscheidungswege kürzer waren?Vasko: Es stimmt, dass früher vieles einfacherwar. Bauherren der öffentlichen Handhaben einen wachsamen Rechnungshof hintersich. Meiner Meinung nach ist es durch diejuristisch stark aufgestellten Projektorganisationenauch dazu gekommen, dass es heuteschwerer wird, Vereinbarungen und Einigungenzu erzielen. Gerichte sind überbeanspruchtund Gutachter bekommen Entscheidungsbefugnisse,mit denen sie oft überfordert sind.Hier hat sich eine Entwicklung breit gemacht,die für mich nicht wünschenswert ist, aber ichwüsste kein Mittel, das alles wieder auf gesundeBeine zu stellen.PERSPEKTIVEN. In Zukunft werdeneinerseits PPP-Projekte mit deröffentlichen Hand zentral werden,aber auch Energieeffizienz ist einGebot der Stunde.14 Trockenbau Journal 1 2013


PRaxisMarintschnig: Dazu kommt, dass die Projekteaufgrund der gestiegenen Anforderungender Nutzer aber auch der Sicherheitstechnikbzw. des Umweltschutzes auch komplexergeworden sind. Weil es mehr Aufgaben gibt,bedarf es immer mehr Fachleuten, wodurchdie Entscheidungswege länger und die Projektstrukturenkomplexer werden.TBJ: Viele Dinge landen heute schnell vorGericht. Wie gehen Sie damit um, sodassIhre Kunden auf der sicheren Seite sind?Vasko: Dokumentieren ist heute sicherlichdas Gebot der Stunde. Daraus resultiert natürlichauch die vielfach kritisierte „Papierflut“.Große Unternehmen sind hier gut aufgestellt.Kleinere und mittlere Unternehmen, beidenen der Chef auch auf der Baustelle steht,haben hier sicherlich mehr Probleme.TBJ: Die Mitarbeiter Ihrer Planungsabteilungstehen dem Ausbau mit Trockenbausystemenpositiv gegeben über. WelcheArgumente sprechen für Sie für den Trockenbau?Vasko: Bei all den positiven Entwicklungenmuss jedoch auch gesagt werden, dass wirandererseits teilweise schlechte Erfahrungenmit Subunternehmen gemacht haben. Manchmalleisten diese eine grässliche Arbeit und esgibt keine Möglichkeit sich zu regressieren. InÖsterreich ist die Wahl des Billigstbieters suboptimal,daher achten wir darauf den Bestbieterzu finden.TBJ: In welchen Bereichen sehen Sie dasgrößte Wachstumspotential bzw. woraufwollen Sie sich in Zukunft konzentrieren?Vasko: Der Wohnbau wird einen Aufschwungerleben, denn allein in Wien müssen10.000 neue Wohnungen jährlichgeplant werden. Für uns hat jedoch einanderer Faktor mehr Bedeutung, nämlich,wie wir mit den Finanzierungsproblemender öffentlichen Hand umgehen. Der Gertrude-Fröhlich-Sandner-Campuswar daserste PPP-Projekt der Stadt Wien. Für solcheModelle ist ein kompetenter ProjektabwicklungspartnerVoraussetzung. In diesemBereich werden wir uns spezialisieren, weil„Projekte sind aufgrund der gestiegenenAnforderungen der Nutzer aberauch der Sicherheitstechnik bzw. desUmweltschutzes komplexer geworden.“Dipl.-Ing. (FH) Christian MarintschnigMarintschnig: Für eine geringe Bauzeitist der Trockenbau unabkömmlich, da dieArbeitszeit mittlerweile der wichtigste Kostenfaktorist. Der Trockenbau ist sauber undes gibt keine Feuchtigkeit auf der Baustelle.Bei Akustik und Schallschutz lassen sichdurch die vorhandene Produktvielfalt zielgenaudie bauphysikalisch gewünschten Eigenschaftenwie z. B. Akustik umsetzen. Auch inAußenbereichen wird der Trockenbau immerwichtiger, zum Beispiel durch den E<strong>ins</strong>atzvon Aquapanelen. Die Entwicklungen sindhier sicher up to date und an der Nachfrageorientiert. Ein weiterer Vorteil ist das geringeGewicht, und auch die relativ einfach,schnell und saubere Möglichkeit von Adaptierungen.es nicht nur für Wien, sondern auch für diekleineren Gemeinden ein wichtiger Faktorsein wird, mit privaten Partnern zu kooperieren.Marintschnig: Ein wichtiges Thema werdenenergieneutrale Gebäude sein, wie wir eszum Beispiel beim Raffeisengebäude umgesetzthaben. Das Energiethema betrifft auf derVerbraucherseite hauptsächlich die Bauphysik,also wie Energieverluste vermieden wird können,auf der Erzeugerseite natürlich die Haustechnik,wie Energie effizient erzeugt werdenkann. Beide Parameter sind sicher das Gebotder Stunde.Wir danken für das Gespräch! 1 2013 Trockenbau Journal15

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