Praxis & Wissenschaft - Dr. Hans Ulrich Brauer, MA
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<strong>Praxis</strong> & <strong>Wissenschaft</strong><br />
Abb. 2c<br />
Zustand nach Entfernung 53<br />
und palatinaler Schnittführung<br />
unter Schonung des N. nasopalatinus<br />
zur Exploration der<br />
Zahnkrone des impaktierten<br />
Eckzahnes 13.<br />
Abb. 2d<br />
Wundverschluss nach<br />
Kleben des Halteelements<br />
und Streifeneinlage<br />
Freilegung palatinal verlagerter<br />
Eckzähne<br />
In der Literatur sind sowohl einzeitige als<br />
auch zweizeitige Vorgehensweisen beschrieben.<br />
Bei der zweizeitigen Prozedur<br />
wird in der ersten Sitzung der Eckzahn<br />
freigelegt, ein Gazestreifen eingebracht<br />
und dieser fixiert [9]. In einer zweiten Sitzung<br />
wird der Streifen dann entfernt und<br />
das Halteelement mit Hilfe der Säure-<br />
Ätz-Technik geklebt. Beim üblicheren<br />
einzeitigen Verfahren wird in einer Sit-<br />
zung der Eckzahn sowohl chirurgisch freigelegt,<br />
als auch mit dem Attachment beklebt.<br />
Zur Herstellung einer im Tiefziehverfahren<br />
hergestellten Miniplastschiene als<br />
Verbandsplatte wird präoperativ eine Alginatabformung<br />
mit einem konfektionierten<br />
Abformlöffel genommen. Nach<br />
Leitungsanästhesie mit Adrenalinzusatz<br />
am Foramen incisivum und Infiltrationsanästhesie<br />
am Gaumen werden, falls bisher<br />
nicht erfolgt, persistierende obere<br />
Milchdreier schonend entfernt. Danach<br />
erfolgt je nach zu erwartender Lage des<br />
Eckzahnes eine entsprechend gewählte<br />
Schnittführung. Prinzipiell empfiehlt es<br />
sich einen Mukoperiostlappen unter<br />
Schonung des N. nasopalatinus zu bilden,<br />
der eine ausreichende Übersicht gewährleisten<br />
sollte. Falls notwendig wird<br />
mit dem Raspatorium oder mit der Kugelfräse<br />
der den Zahnschmelz bedeckende<br />
Knochen vorsichtig entfernt bzw.<br />
abgetragen (Abb. 2c). Hierbei ist darauf<br />
zu achten, dass der Eckzahn nicht weiter<br />
als bis zur Schmelz-Zement-Grenze freigelegt<br />
wird, um späteren parodontalen<br />
Rezessionen vorzubeugen. Nach Exploration<br />
der Zahnkrone kann der Zahn vorsichtig<br />
luxiert werden. Um das Halteelement<br />
mit der bewährten Adhäsivtechnik<br />
zu befestigen, ist eine adäquate Blutstillung<br />
notwendig. Es hat sich als zweckmäßig<br />
erwiesen das Halteelement mit einer<br />
Arterienklemme zu adaptieren. Die<br />
Kette des Halteelements wird an der kieferorthopädischen<br />
Apparatur bzw. an den<br />
Zähnen mit einem Faden fixiert. In einigen<br />
Fällen ist eine leichte bogenförmige<br />
Kürzung des Mukoperiostlappens mit der<br />
Schleimhautschere bzw. dem Skalpell<br />
sinnvoll. Der Lappen wird zurückgeklappt<br />
und mit Situationsnähten spannungsfrei<br />
fixiert (Abb. 2d). Ein <strong>Dr</strong>ainagestreifen<br />
kann eingebracht werden, um den Zugang<br />
offen zu halten und die Verbandsplatte<br />
eingegliedert. Alternativ kann versucht<br />
werden über die Extraktionsalveole<br />
des Milchdreiers den Eckzahn<br />
freizulegen und ein Halteelement zu kleben<br />
oder, wie von Kokich & Mathews<br />
2006 beschrieben, auch lediglich eine palatinale<br />
Fenestrierung des Eckzahnes anzulegen,<br />
um zunächst einen spontanen<br />
Durchbruch abzuwarten [13]. Chaushu et<br />
al. 2005 fanden bei dem Vergleich zwischen<br />
offener und geschlossener Freilegungstechnik<br />
bei palatinal verlagerten<br />
Zähnen, dass die geschlossene Elongation<br />
als angenehmer im postoperativen<br />
Heilungsablauf empfunden wird [4]. Evidenz,<br />
ob offene oder geschlossene Freilegungstechnik<br />
bei palatinal verlagerten<br />
Eckzähnen zu bevorzugen sind, gibt es<br />
derzeit nicht [16]. Eine gewisse Tendenz<br />
geht in Richtung geschlossener Elongation<br />
[12].<br />
Nachsorge und kieferorthopädische<br />
Anschlussbehandlung<br />
Als Medikation sind zumeist Schmerzmittel<br />
ausreichend. Prinzipiell empfiehlt sich<br />
am ersten postoperativen Tag ein Kontrolltermin.<br />
Ein eventuell eingebrachter<br />
Streifen kann entfernt bzw. gewechselt<br />
werden. Nach sieben bis zehn Tagen erfolgt<br />
die Nahtentfernung und die kiefer-<br />
4 © die dental praxis, XXVI, Heft 7/8-2009