Operative Entfernung des Torus palatinus - Dr. Hans Ulrich Brauer, MA
Operative Entfernung des Torus palatinus - Dr. Hans Ulrich Brauer, MA
Operative Entfernung des Torus palatinus - Dr. Hans Ulrich Brauer, MA
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Zahnheilkunde<br />
<strong>Operative</strong> <strong>Entfernung</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Torus</strong> <strong>palatinus</strong>: Ein Fallbericht<br />
Der <strong>Torus</strong> <strong>palatinus</strong> ist ein benigner Knochentumor im Bereich der medianen Gaumennaht, der traditionell aus<br />
prothetischen Gründen, bei selteneren, ausgeprägten Formen auch aufgrund einer Beeinträchtigung beim Sprechen<br />
und Kauen oder auch aus psychischen Gründen entfernt wird. Nachfolgend wird die operative Enfernung<br />
<strong>des</strong> <strong>Torus</strong> <strong>palatinus</strong> in den einzelnen Schritten anhand eines klinischen Falles erläutert.<br />
Knöcherne Auftreibungen <strong>des</strong> Ober-<br />
und Unterkiefers werden seit Langem<br />
in der Literatur beschrieben und treten<br />
in den meisten Fällen als <strong>Torus</strong><br />
<strong>palatinus</strong> bzw. als <strong>Torus</strong> mandibularis<br />
in Erscheinung 5 . Als <strong>Torus</strong> <strong>palatinus</strong><br />
wird dabei eine Hyperostose im Bereich<br />
der medianen Gaumennaht, die<br />
sich nach der Mundhöhle entwickelt,<br />
bezeichnet 6 .<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Dr</strong>. Albrecht Foernzler<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Hans</strong> <strong>Ulrich</strong> <strong>Brauer</strong>, M.A.<br />
Die Inzidenz dieses nicht pathologischen,<br />
benignen Knochentumors in<br />
der Bevölkerung wird mit etwa 30 %<br />
recht hoch angegeben 5 . Allerdings ist<br />
der Ausprägungsgrad <strong>des</strong> <strong>Torus</strong> <strong>palatinus</strong><br />
sehr variabel. Werden post mortem<br />
Schädel untersucht, zeigt sich<br />
eine noch höhere Inzidenz, da oftmals<br />
durch die bedeckende Schleimhaut<br />
kleinere Exostosen klinisch nicht<br />
1974–1984 Studium der Medizin<br />
und Zahnmedizin in Tübingen<br />
1984 Ärztliche und zahnärztliche<br />
Approbation<br />
1985 Promotion zum <strong>Dr</strong>. med.<br />
1986 Promotion zum <strong>Dr</strong>. med. dent.<br />
1984–1989 Facharztausbildung am<br />
Katharinenhospital Stuttgart und<br />
der Universität Tübingen<br />
1988 Anerkennung als Fachzahnarzt<br />
für Oralchirurgie<br />
1989 Anerkennung als Facharzt für<br />
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
1990 Niederlassung in eigener kieferchirurgischer<br />
Praxis<br />
1995–2001 Studium der Zahnmedizin<br />
an der Albert-Ludwigs-Universität<br />
Freiburg und der Eberhard-Karls-<br />
Universität Tübingen<br />
2001 Zahnärztliches Staatsexamen,<br />
Approbation und Promotion<br />
2002–2003 Assistent in freier Praxis<br />
in Mannheim<br />
2003–2006 Mitarbeiter der Akademie<br />
für Zahnärztliche Fortbildung<br />
Karlsruhe<br />
768<br />
festgestellt werden 5 . Frauen sind<br />
beim <strong>Torus</strong> <strong>palatinus</strong> im Gegensatz<br />
zum <strong>Torus</strong> mandibularis häufiger betroffen<br />
als Männer 1,2 . Das Geschlechterverhältnis<br />
beträgt etwa 2:1. Unabhängig<br />
hiervon werden Exostosen<br />
gehäuft in der Altersgruppe von 35<br />
bis 65 Jahren angetroffen 2 . Auch ein<br />
vermehrtes Auftreten bei Patienten<br />
unter Phenytoin-Therapie wurde beschrieben<br />
7 .<br />
Die Indikation zur <strong>Entfernung</strong> eines<br />
<strong>Torus</strong> <strong>palatinus</strong> ergibt sich traditionell<br />
aus prothetischen Gründen, bei selteneren,<br />
ausgeprägten Formen kann<br />
sich eine Indikation zur Beseitigung<br />
<strong>des</strong> <strong>Torus</strong> <strong>palatinus</strong> durch Beeinträchtigung<br />
beim Sprechen und Kauen 5<br />
oder auch aus psychischen Gründen<br />
(Fremdkörpergefühl, Kanzerophobie)<br />
ergeben.<br />
Falldarstellung | Anamnese und<br />
klinischer Befund | Eine 60-jährige<br />
Patientin wurde überwiesen mit der<br />
Bitte um Abklärung <strong>des</strong> unklaren<br />
Gaumenbefun<strong>des</strong>. Die erhobene<br />
Anamnese sowie die in Augenscheinnahme<br />
der mitgebrachten, aktuellen<br />
Panoramaschichtaufnahme ergaben<br />
2005 Ernennung zum Stv. Oberarzt<br />
2007–2007 Masterstudiengang Integrated<br />
Practice in Dentistry an der<br />
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg<br />
Seit 2006 Oralchirurgische Weiterbildung<br />
in der Praxisklinik für Mund-<br />
Kiefer-Gesichtschirurgie <strong>Dr</strong>. <strong>Dr</strong>. A.<br />
Foernzler<br />
2007 Erlangung <strong>des</strong> akademischen<br />
Gra<strong>des</strong> Master of Arts (M.A.)<br />
ZMK | Jg. 24 | Ausgabe 11 _________ November 2008
keine Auffälligkeiten. Die klinische Inspektion<br />
und Palpation zeigte das typische<br />
Erscheinungsbild eines <strong>Torus</strong><br />
<strong>palatinus</strong> (Abb. 1) 8 . Die Patientin berichtete,<br />
diese Vorwölbung vor 10<br />
Tagen erstmalig bemerkt zu haben,<br />
und dass sie einerseits über diesen<br />
Befund besorgt sei und sich andererseits<br />
an diesem sehr störe.<br />
Die Patientin wurde über den nichtpathologischen<br />
Charakter <strong>des</strong> Befun<strong>des</strong><br />
aufgeklärt und ihr eine Non-<br />
Therapie angeraten. Da die Patientin<br />
sich bei Wiedervorstellung zwei Wochen<br />
später noch stärker an dem<br />
Fremdkörpergefühl störte, haben wir<br />
uns zu einer chirurgischen <strong>Entfernung</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Torus</strong> <strong>palatinus</strong> entschlossen.<br />
Chirurgisches Procedere | Um<br />
postoperativ eine Miniplastschiene<br />
Abb. 1: Klinische Ausgangssituation.<br />
Abb. 2: Mediane Schnittführung und Exploration<br />
der Knochenwucherung.<br />
ZMK | Jg. 24 | Ausgabe 11 _________ November 2008<br />
als Verbandplatte zur Schleimhautadaptation<br />
und Blutungsprophylaxe<br />
eingliedern zu können und somit der<br />
Hämatombildung vorzubeugen 3 , haben<br />
wir präoperativ eine Situationsabformung<br />
<strong>des</strong> Oberkiefers mit Alginat<br />
und konfektioniertem Löffel genommen,<br />
den <strong>Torus</strong> auf dem angefertigten<br />
Gipsmodell entsprechend<br />
radiert und eine Verbandplatte im<br />
Tiefziehverfahren hergestellt.<br />
Nach Lokalanästhesie am Foramen<br />
palatinum majus beidseits haben wir<br />
eine mediane Schnittführung gewählt<br />
und nach schonender, subperiostaler<br />
Präparation den Knochenwulst exploriert<br />
(Abb. 2). Mit der geraden Fräse<br />
wurden Sollbruchstellen angebracht<br />
und der Knochenwulst mit dem Raspatorium<br />
unter dosiertem Krafteinsatz<br />
abgesprengt. Zur Sicherung der<br />
Diagnose wurden die entnommenen<br />
Knochenstücke der routinemäßigen<br />
histologischen Aufarbeitung zugeführt<br />
(Abb. 3 u. 4) und es erfolgte<br />
eine sorgfältige Glättung der verbliebenen<br />
Knochenkanten mit der Kugel-<br />
Abb. 3: Reseziertes Knochenstück.<br />
Abb. 4: Entnommene Knochenfragmente.<br />
769<br />
fräse (Abb. 5) und dem Raspatorium.<br />
Die Wundränder wurden adaptiert<br />
und mit Einzelknopfnähten vernäht.<br />
Zur Abdeckung der Wundfläche wurden<br />
ein Tamponadenstreifen zur zusätzlichen<br />
Adaptation und die angefertigte<br />
Verbandplatte eingegliedert.<br />
Adjuvant wurden Antibiotika und<br />
Schmerzmittel rezeptiert.<br />
Einen Tag postoperativ erfolgte die<br />
Wundkontrolle und eine oberflächliche<br />
Reinigung der Wunde. Eine Woche<br />
später erfolgte bei reizlosen<br />
Wundverhältnissen die <strong>Entfernung</strong><br />
der Nähte (Abb. 6). Darüber hinaus<br />
wurde die Patientin informiert, dass<br />
die klinische Verdachtsdiagnose histologisch<br />
bestätigt wurde.<br />
Diskussion | Klassischerweise stellt<br />
die Beseitigung eines <strong>Torus</strong> <strong>palatinus</strong>,<br />
genauso wie die <strong>Entfernung</strong> <strong>des</strong> <strong>Torus</strong><br />
mandibularis, eine präprothe-<br />
Abb. 5: Glättung scharfer Knochenkanten<br />
mit der Kugelfräse.<br />
Abb. 6: Zustand nach Nahtentfernung.<br />
Zahnheilkunde
Zahnheilkunde<br />
tische Maßnahme dar 4,5,6 . Die Indikation<br />
ergab sich im vorliegenden Fallbericht<br />
hauptsächlich aus dem Patientenanliegen.<br />
Der Befund ließ sich<br />
ohne weitere Röntgendiagnostik zuverlässig<br />
beurteilen. Bei Unsicherheiten<br />
bezüglich der Ausdehnung<br />
kann im Einzelfall eine Computertomographie<br />
hilfreich sein. In diesem<br />
Fallbericht war eine beidseitige Anästhesie<br />
am Foramen palatinum majus<br />
für eine adäquate Schmerzausschaltung<br />
ausreichend. Bei weiter nach<br />
anterior reichenden Befunden ist eine<br />
zusätzliche Ausschaltung <strong>des</strong> Nervus<br />
naso<strong>palatinus</strong> am Foramen incisivum<br />
nötig. Bei der operativen Durchführung<br />
ist – statt der medianen Schnittführung<br />
– auch ein Türflügelschnitt<br />
zur Darstellung <strong>des</strong> Befun<strong>des</strong> möglich<br />
und die <strong>Entfernung</strong> <strong>des</strong> Knochens<br />
kann alternativ mit dem Knochenmeißel<br />
erfolgen 4 .<br />
Die Literaturliste kann unter<br />
www.spitta.de/ZMK-Literaturliste<br />
abgefordert werden.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Hans</strong> <strong>Ulrich</strong> <strong>Brauer</strong>, M.A.<br />
Master of Arts Integrated Practice in<br />
Dentistry<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Dr</strong>. Albrecht Foernzler<br />
Facharzt für Mund-, Kiefer- und<br />
Gesichtschirurgie<br />
Fachzahnarzt für Oralchirurgie<br />
Praxisklinik für MKG-Chirurgie<br />
Kollwitzstraße 8<br />
73728 Esslingen<br />
E-Mail: info@dr-brauer-ma.de<br />
www.drdrfoernzler.de<br />
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