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EiSBOMBE DiE - Neue Visionen Filmverleih

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„Die Eisbombe“ folgt einem klassisch-realistischen Inszenierungsstil. Welche Rolle spielt die realistische<br />

Ästhetik, um Realitätsverlust und Realitätsbedürfnis von Mutter und Sohn zueinander in Beziehung<br />

zu setzen.<br />

Mir war es wichtig den Film so zu inszenieren, dass alles was passiert, real sein könnte. Nichts ist so<br />

fi ktiv, das es nicht möglich wäre. Trotzdem muss man über das, was passiert, zumindest schmunzeln.<br />

Das steigert sich langsam im Film und nimmt den Zuschauer immer weiter mit in die Welt einer augenscheinlich<br />

„verrückten“ Familie. Irgendwann im Film kommt jedoch der Punkt, an dem man sich<br />

als Zuschauer ertappt, dass einen die Dinge, über die man Anfangs noch gelacht hat, persönlich betreffen.<br />

Das ist für mich ein wichtiger Bestandteil innerhalb einer schwarzen Komödie. Es muss auch weh<br />

tun, nur dann nimmt man als Zuschauer aus dem Kino auch etwas mit nach Hause.<br />

Sie arbeiteten bereits als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller an der Sci-Fi-Serie „Ijon Tichy:<br />

Raumpilot“, basierend auf den Geschichten Stanislaw Lems. Wie kamen Sie auf die irdische Idee,<br />

einen Spielfi lm über eine dysfunktionale Familie im fi ktiven Bornbüttel zu drehen?<br />

Da spielen natürlich verschiedenste Einfl üsse eine Rolle. Die Idee einen Film über eine „Biowahn“- Familie<br />

zu machen, hat schon mit der Aktualität des Th emas zu tun, das uns alle immer mehr einnimmt.<br />

Dazu kommt die Entdeckung des Emslandes. Als ich vor ein paar Jahren das erste Mal dort war, habe<br />

ich mich bei den Menschen dort gleich sehr wohl gefühlt. Aber als Außenstehender hat man auch immer<br />

einen besonderen Blick und entdeckt manchmal Eigenarten, die den Einheimischen wahrscheinlich<br />

gar nicht auff allen. Der ominöse „Fingertest“ beispielweise ist echt, auch wenn er vielleicht keine<br />

rein emsländische Spezialität ist. Eine so schräge und schöne Eigenart in einer Familie kann man sich<br />

für eine Geschichte gar nicht ausdenken. Das alleine ist schon einen Film wert.<br />

Hat die Geschichte auch autobiographische Hintergründe?<br />

Grundsätzlich: nein. Trotzdem habe ich mir viele kleine Dinge aus der eigenen Familie und Umgebung<br />

abgeguckt und eingebaut. Der Grat zwischen „etwas seltsam“ und „verrückt“ ist manchmal<br />

sehr schmal. In meiner Familie sind aber Gott sei dank alle nur seltsam.<br />

In Ihrer satirischen Darstellung der Familie ist es vor allem Toms Mutter, die den Ökowahn und die<br />

Überfürsorglichkeit ins Extrem treibt, die einerseits eine Quelle der Komik und andererseits auch die<br />

Figur mit der größten Tragik ist. Welche Funktion hat diese Charakterzeichnung für die Dramaturgie?<br />

Die Frage ist: wie weit ist man bereit, für seine Sache zu gehen? Toms Mutter hat sich für eine Seite<br />

entschieden und das mit allen Konsequenzen. Das ist eigentlich eine positive Eigenschaft und gibt<br />

dem Zuschauer die Möglichkeit, sich trotz des Wahnsinns auf einer bestimmten Ebene mit ihr zu<br />

identifi zieren und mit ihr zu gehen. Aber der Wahnsinn der Figur steigert sich zunehmend und jeder<br />

muss sich fragen, wie lange er das für sich durchhält. Für den einen ist der Bruch mit der Figur<br />

sehr früh im Film erreicht und man erfreut sich an ihren Untergang, für andere erst bei Minute 90.<br />

Eine schöne Möglichkeit zu überprüfen, wo man selbst steht.

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