Grundsteinlegung in SilberbachGrundsteinlegung in SilberbachEJf-Geschäftsführer Siegfried Dreusicke, Staatssekretär Jürgen W. Heike, der Selber Oberbürgermeister Wolfgang Kreil und Dr. TomásKafka, tschechischer Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds (v.l.n.r.) legen den Grundstein für die SozialakademieGrundsteinlegungfür Sozialakademie Haus Silberbach/SelbStaatssekretär Heike würdigt Engagement von <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> in bayerisch-tschechischer Grenzregion„Ein jedes Haus wird vonjemand gebaut; Gott aberist's, der alles erbaut hat. Wenn Dunun schöne Häuser erbaut hast unddarin wohnst, dann hüte Dich, dassDein Herz sich nicht überhebt undDu den Herrn, Deinen Gott, vergisst.”(Hebr. 3,4; 5.Mose 8,12,14)Dies gab Prof. Günter Köhler,Aufsichtsratsmitglied der <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> Gesellschaft der neuenSozialakademie Haus Silberbacham 5. September anlässlich derGrundsteinlegung als Segenswunschmit auf den Weg. ImGottesdienst, mit dem die Grundsteinlegungbei strahlendem Sonnenscheinunter freiem Himmelbegann, äußerte der Selber DekanHermann Seißler den Wunsch,dass immer eine schützende Handder Akademie und ihrem WirkenGlück bringen möge. Der Staatssekretärdes Bayerischen Staatsministeriumsfür Arbeit undSozialordnung, Familie und Frauen,Jürgen W. Heike, würdigte in seinerFestrede die regionale, überregionaleund interregionale Bedeutungder Sozialakademie. „DasHaus soll seinen Beitrag zurStärkung des regionalen Arbeitsmarktesleisten. Es möge dieProfessionalität der sozialen Arbeitstärken, und es soll schließlich dieMenschen über die Grenzen hinwegzusammenführen.“Die Grundsteinlegung, so derStaatssekretär, finde in einer Zeitdes sich grundlegend veränderndenEuropa statt. Die EU-Osterweiterungwerde in ihren Auswirkungenam unmittelbarsten an den frü-heren Außengrenzen wahrgenommen.Wer über die Chancen derErweiterung rede, dürfe jedoch dieRisiken dabei nicht übersehen. „Esgilt, bestehenden Unterschiedensowohl in der wirtschaftlichenEntwicklung als auch auf denArbeitsmärkten und den Feldernder Sozialpolitik zu begegnen“,hob Heike hervor. Durch seinzweites Ostbayern-Programmstärke Bayern gezielt die Grenzregion.Investitions- und Strukturförderungenseien dabei ebensolcheSchwerpunkte wie die AusbildungJugendlicher und setztendeutliche Signale für die Stärkungund die Zukunftsfähigkeit der ganzenRegion, sagte der Staatssekretär.Wörtlich führte Heike aus: „Indiesem Zusammenhang von EU-Osterweiterung und Arbeitsmarktsehe ich auch die Weiterentwicklungdes Hauses Silberbach. Esentsteht die erste „Akademie“, diesich als Bildungseinrichtung gezieltmit den Problemen sozialerRandgruppen im bayerisch-tschechischenGrenzraum beschäftigenwird. Sie steht in der Trägerschaftdes Evangelischen Jugend- undFürsorgewerks (<strong>EJF</strong>).Ich danke Ihnen, sehr geehrterHerr Dreusicke, stellvertretend füralle Angehörigen und Mitarbeiterder <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> Gesellschaft fürKonzert des Martin°u-Ensembles imRahmen der Feierlichkeitenihr nachhaltiges Engagement fürMenschen, die von Ausgrenzungbedroht sind.”Regional könne die Einrichtungdazu beitragen, so Heike weiter,unmittelbar neue Arbeitsplätze inSelb zu schaffen. Überregionalsolle die „Sozialakademie“ fürMitarbeiter der verschiedenensozialen Einrichtungen von öffentlichenund freien Trägern, Behördenund Verbänden ein Kompetenzzentrumfür Qualifikationund soziale Professionalität werden.Interregional stehe die grenzüberschreitendeZusammenarbeitim Mittelpunkt.„Wenn es gelingt, Probleme wie dieKriminalität an den Grenzen, denMenschenhandel, die Prostitutionund die soziale Ausgrenzung alsgemeinsames Problem zu begreifenund zu lösen, festigen wir diegemeinsamen Werte unserer Gesellschaft.Silberbach ist hierbeieine ermutigende Initiative.”Staatssekretär Jürgen W. HeikeNach den Worten des tschechischenGeschäftsführers des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, Dr.Tomás Kafka, ist der Ausbau derSozialakademie Haus Silberbachmit einer Kofinanzierungssummevon 250.000 € das größte Projekteines freien Trägers, das der Fondsbislang gefördert hat.In seiner teils amüsanten, teilsnachdenklichen Rede äußerte sichKafka über die deutsch-tschechischenBeziehungen: „Es mag etwasfatalistisch klingen, doch ich binauf Grund des traditionellen, nachbarschaftlichenMiteinanders unsererbeiden Länder davon überzeugt,dass in jedem Tschecheneine womöglich durchaus eigenwilliggeformte Facette derdeutsch-tschechischen Beziehungensteckt, genauso wie in jedemDeutschen irgendwie ein Abbilddes gleichen vorhanden ist …”„Es wäre aber keine schlechte Werbungfür die deutsch-tschechischenBeziehungen, wenn diese - nichtzuletzt auch dank Initiativen wieder von <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> - als einzukunftsgerichtetes Labor für dasEuropa des 21. Jahrhunderts geltenwürden.“Dr. Tomás KafkaMit Kelle und Mörtel legten StaatssekretärHeike, GeschäftsführerKafka, der Oberbürgermeister derStadt Selb, Wolfgang Kreil, sowieder Geschäftsführer des <strong>EJF</strong>,Siegfried Dreusicke, anschließendden Grundstein und senkten diekupferne Kapsel ins sandige BettOberfrankens. Als weitere Ehrengästenahmen der leitende Geistlicheder Evangelischen Kirche derBöhmischen Brüder, Joel Ruml,Petra Ernstberger, MdB, die Präsidentinder Euregio Egrensis,Birgit Seelbinder sowie JanSvoboda, der Bürgermeister derStadt Cheb, an der festlichenGrundsteinlegung teil. Sie allewünschten der Arbeit in derSozialakademie Silberbach eingutes Gelingen und den Verantwortlicheneine glückliche Hand.RedaktionGottesdienst im Garten von HausSilberbach4<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2004<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/20045
<strong>Aktuell</strong>e Diskussion<strong>Aktuell</strong>e DiskussionEmbryonale StammzellenforschungAus dem Gebot der Menschenwürdefolgt für mich die Verantwortung,schwer kranken Menschendie Chance auf Heilung undLinderung ihrer Schmerzen zugeben. Es geht um so schwerwiegendeErkrankungen wie Alzheimer,Parkinson oder Querschnittslähmungaber auch um Diabetes.Die entscheidende Frage lautet:Was wiegt schwerer - der Schutzbereits verworfener extrakorporalbefruchteter Eizellen oder dasLeben und die Gesundheit vonMenschen wie du und ich?60.000 Eizellen im ewigen EisIm Rahmen einer ethischen undrechtlichen Abwägung sollte derLebensschutz des Menschen einenVorrang gegenüber befruchtetenEizellen in den Tiefkühlbehälternder Reproduktionsmedizin genießen.Über 60.000 befruchtete Eizellen(Vorkernstadien) lagern alleinin Deutschland im ewigen Eis,ohne je die Chance zu erhalten,den Mutterleib zu erreichen. Ichbin dafür, dass Eltern das Rechterhalten, diese verworfenen Eizellender Medizin zu spenden. Dafürbedarf es klarer ethischer, rechtlicherund fachlicher Vorgaben.Die strafrechtlichen Bestimmungendes vom Bundestag beschlossenenStammzell-Importgesetzeserschweren den deutschen Forschernjedoch die dringend notwendigeinternationale Kooperation.Die Herstellung menschlicher Embryonen zu Forschungszwecken ist inDeutschland verboten. Gleichwohl ist die Forschung mit importiertenembryonalen Stammzelllinien in Deutschland möglich. So geregelt imStammzell-Importgesetz vom 30. Januar 2002. Allerdings gilt dieseKatherina Reiche, MdBPro: Ich vertraue unseren ForschernUndurchsichtige RechtslageDas Gesetz in seiner jetzigen Formmacht Wissenschaftlern eher Angstvor strafrechtlicher Verfolgung, alsdass es ihnen ein Leitfaden für wissenschaftlichund ethisch verantwortungsvollesHandeln ist. Hiersehe ich dringenden Novellierungsbedarf.Die undurchsichtigeRechtslage für die Forscher ist auchder Grund für die geringe Antragslagebei der DeutschenForschungsgemeinschaft. DieStammzellforschung ist eine derBasisforschungen des 21. Jahrhunderts.Deutschland muß hier in der1. Liga spielen. Stammzellen sind"Alleskönner". Adulte und embryonaleStammzellen können sichin verschiedene gewebespezifischeZellen verwandeln. Sie könnendaher durch Unfälle oder Krankheitenschwer geschädigtesGewebe ersetzen. Die Wissenschaftversteht immer besser, wieman eine solche Entwicklungbeeinflussen kann. Die Wissenschaftversteht vor allem, dass sie essich nicht leisten kann, auf dieErforschung der embryonalenStammzellen zu verzichten. Dieadulte Stammzellenforschung istuntrennbar mit der embryonalenStammzellforschung verbunden.Wenn wir verstehen wollen, wieadulte Stammzellen reprogrammiertwerden können, müssen wirden Entwicklungsweg der embryonalenStammzellen kennen. Umeines Tages mit den unumstrittenenadulten Stammzellen erfolgreichtherapieren zu können, brauchenwir eine vergleichende Forschungmit embryonalen Stammzellen.EU-Mittel für StammzellforschungMit seiner Entscheidung, die Stammzellforschungmit EU-Mitteln zufördern, hat das EuropäischeParlament den medizinischen Gewinndieser Forschung erkannt.Ich halte das Votum des EuropäischenParlaments für ethisch undmedizinisch richtig. Es stellt sichdie Frage, ob eine positive Entscheidungin Brüssel die Grundwerteunserer Verfassung berührenwürde. In ihrer umstrittenen Redezur Bioethik hat BundesjustizministerinZypries die Frage aufgeworfen,ob befruchtete Eizellenaußerhalb des Mutterleibes in denSchutzbereich des Artikel 1 desGrundgesetzes gehören. DieseFrage kann sicherlich kontroversbehandelt werden. Ich teile die vondem Verfassungsrechtler ProfessorKirchhof und die in der Neukommentierungdes führenden GrundgesetzkommentarsMaunz / Dürigzu Artikel 1 vertretene Auffassung,wonach die Spende überzähliger,befruchteter Eizellen für die medizinischeForschung vom Grundgesetzgedeckt ist. Ich persönlichvertraue unseren Forscherinnenund Forschern. Das tue ich alsNaturwissenschaftlerin, Christinund Mutter.Erlaubnis nur für Stammzelllinien, die vor dem 1. Januar 2002 entwickeltwurden. Eine einheitliche europäische Regelung dieser Frage gibt esnicht. Für <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> beziehen die CDU-BundestagsabgeordneteKatherina Reiche und Prof. Dietmar Mieth, Professor für TheologischeEthik an der Universität Tübingen, Stellung:Dietmar Mieth, Professor für Theologische Ethik, Universität TübingenContra:Zu unterscheiden sind Embryonen,embryonale Stammzellen (EST),die daraus entnommen sind undembryonale Stammzelllinien, diedaraus weiter entwickelt sind. Dasskeine Embryonen für embryonaleStammzellforschung getötet werden,ist eine deutsche politischeund rechtliche Linie. Davon zuunterscheiden sind ethische Überlegungen,die eine embryonaleStammzellforschung untersagen.Dazu führen folgende Gründe:Embryonen fallen, insofern derMensch mit der Vereinigung vonEi- und Samenzelle beginnt, unterdie Menschenwürde, von der derLebensschutz abgeleitet ist. Dieserist zwar nicht von vorneherein absolut,aber es sind keine Güter zuerkennen, die ihn relativierenkönnten. Selbst wenn der früheEmbryo als noch auf dem Wegzum Menschsein, das dann erstnach der Einnistung im Mutterleibvollzogen wäre, betrachtet wird, istdie Hürde hoch, solches potentielleMenschsein für andere Güter zuopfern.Keine garantierbare PrognoseAls eines dieser Güter werdenkünftige Therapien genannt. Siesind zwar eine Option, aber keinegarantierbare Prognose. Es gibtnur Forschung, keine Therapienaußer in der Vision eines zukünftigenDesigns, es gibt Alternativenin der Behandlung von dazu genanntenKrankheiten (etwa dieelektrische Tiefenbehandlung beiWer verantwortetfalsche Hoffnungen?Parkinson), es gibt die Krankennicht, oder, falls man den Visionenglaubt, noch nicht, um deren Rechteauf Behandlung es gehen könnte.Die Erfahrung mit dem Paradigma„Gentherapie“ lässt vorsichtigwerden: die Aussichten vonEnde der 80-er Jahre sind bishernicht eingelöst. Hier von einem„Ethos des Heilens“ zu sprechen,grenzt an Täuschung.Mit Biopatenten verdienenEin hohes Gut ist die Forschungsfreiheit.Aber hat das Lebensgutdie Beweislast vor der Forschungsfreiheitoder diese vor dem Lebensgutbzw. vor dem Lebensrecht?Das hängt gewiss davon ab,ob man von einem Lebensrecht(der Embryo ist ein Mensch in seinemAnfang) oder einem Lebensgut(der Embryo ist ein menschlichesLebewesen auf dem Weg zumMenschen) ausgeht. Fortschritte inder Forschung können faszinieren,zumal im Bereich der Entstehungvon pluripotentem aus totipotentemLeben. Ob und wie dabei Wissenanwendbar ist, steht auf einemanderen Blatt. Verdienen kann mandaran mit Biopatenten. An Patentenkann man durch Lizenzgebührenfür die Forschung auchverdienen, wenn es keine Fortschritteim Blick auf Therapien gibt.Niemand kann, wenn er sich imBereich der Stufe 0 bis 5 einesForschungsdesigns bewegt, voraussagen,dass er die Stufe 100 jeerreichen wird. Es gibt unendlichviele Zwischenschritte. Einer deranvisierten Schritte, das embryonaleKlonen für geeignete Stammzellen,ist ethisch heftig umstritten.Instrumentalisierung der Kranken?Die Propaganda für embryonaleStammzellen ist ethisch bedenklich.Wer übernimmt die Verantwortungfür falsche Hoffnungen?Es wird von Alzheimer-Therapiegeredet, aber es gibt kein wissenschaftlichesParadigma für denWeg dorthin. Was machen dieParkinson-Patienten, die schongenug mit Fragen ihrer genauenMedikalisierung und ihrer eingeschränktenLebensführung zu tunhaben, wenn man ihnen den Kopfmit Aussichten füllt, die man nichtverantworten kann? Menschenhelfen zu wollen, ist eine guteSache, ihre Situation für ethischbedenkliche Forschung zu instrumentalisieren,ist es nicht.Bedenklich ist es, sich angesichtseuropäischer Entscheidungen aufWertepluralismus zu beziehen. Mitdiesem Argument bekommt immerder Vertreter einer liberaleren Positionrecht. Der Vertreter einerstrikteren Position kann dann, soheißt es, immer noch anders handeln.Wer eine moralische Überzeugunghat, wird diese und mussdiese im strukturellen Pluralismusder Demokratie vertreten: dennohne diesen Einsatz ist der Pluralismusbloß ein Relativismus.6 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2004<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/20047