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Junge Maler aus Zagreb_.pdf - Muzej suvremene umjetnosti Zagreb

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In den letzten zwei Jahren ist in der <strong>Zagreb</strong>er Kunstszenedie Entwicklung einer neuen Generation von Künstlern zubeobachten, die die Situation in der Kunst, so wie sienoch vielleicht vor einem Jahr vorherrschend gewesen ist,gleich nach ihrem Betreten der Welt des Schaffens veränderthat. Die junge Generation hat in die Galerien <strong>Zagreb</strong>sBilder und Skulpturen eines neuen Ausdrucks gebrachtund sich an den breiteren Strömungen dieser künstlerischenErscheinung heute in der Welt angeschlossen.Die <strong>Maler</strong>ei des neuen Ausdrucks und die verschiedenenFormen des neuen Expressionismus, die sich <strong>aus</strong> ihmher<strong>aus</strong> entwickelt haben, erlebte ihren plötzlichen Durchbruchnach der Venediger Biennale von 1980, obwohlheute kein Zweifel darüber besteht, daß durch die Biennalein Venedig eine Bewegung ihren Namen erhalten hat,die bis dahin in allen westeuropäischen Ländern, ebensowie in Jugoslawien und in <strong>Zagreb</strong>, ohnehin latent vorhandenwar.Nach der Zeit des Konzeptualismus beginnt in <strong>Zagreb</strong> um1977 die Phase des postkonzeptualistischen Zugangs zumBild und zu anderen traditionellen Materialien der <strong>Maler</strong>eiund der Bildhauerei. Der Künstler kehrt zur Erfahrungder Arbeit mit dem Material zurück und strebt die Berührungmit seiner Struktur an, wobei es zu seinen Zielengehört, den vollen Ausdruck der Form zu erleben, die erin diesem Material gestaltet hat. Dieser Prozeß entwickeltesich auf dem logischen Weg von der konzeptualistischenAnalytik der primären <strong>Maler</strong>ei und den analytischen Zugängenzu anderen Materialien bis hin zur expressionistischenSynthetik des »Neuen Bildes«. In einem sehr kurzenZeitraum trat in der <strong>Maler</strong>ei eine sehr interessante Wendeein, die mit dem Beginn des neuen Jahrzehnts zusammenfiel.Diese Ausstellung zeigt Werke einer Künstlergeneration,deren Wirkung gerade in der Zeit dieses Umbruchsam aktuellsten war und die, folglich, die Basis für daskünstlerische Schaffen am Anfang der achtziger Jahre darstellt.Seit 1977 interessieren sich Ante Rasić, Damir Sokić undMilivoj Bijelić für die strukturelle Charakteristik der Materieund für plastische Qualitäten, die <strong>aus</strong> dieser Strukturhervorgehen. Die wietere Beschäftigung damit wird nichtnur zur Ergründung der rohen Materie führen, sondernauch zum Interesse für die Farbwerte der Materie, wasfür ihre Annäherung an das »Neue Bild« Folgen habenwird. Zur gleichen Zeit trat Nina Ivančić in Erscheinung,die am Anfang ihr Interesse auf jene Vorgangsweisen inder <strong>Maler</strong>ei gerichtet hat, die, sich auf klassische Technikenstützend, neue Möglichkeiten des Bildes entdeckthaben. Zu dieser Zeit handelte es sich bei ihr noch immerum die Analyse der farbigen Fläche, durchgeführt auf derGrundlage der Verhältnisse, die zwischen den farbigenFlächen und den farbigen Pinselstrichen herrschen. Anscheinendwar das die Phase des »Betastens« des Materials,des Bedürfnisses nach seiner taktilen Empfindung.Dieses Taktilität und das kramphafte Bedürfnis, die Handins Material zu tauchen, ist bei Zvonimir Santrač evident.Gegen das Ende der siebziger Jahre, schon um 1979,konnte bei den <strong>Zagreb</strong>er »Salons der <strong>Junge</strong>n« das Auftretenvon neuen Bilderformen mit neuen figuralen Motivenbeobachtet werden. Das sich wiederholende banaleMotiv wird für die erste Phase des »Neuen Bildes« kennzeichnend.Am Anfang meldet es sich als selbständigeEinheit innerhalb des Ganzen, später verdichtet es sichzu einem komplexen Muster, einer in sich geschlossenenvisuelle Struktur, einem »pattern«. Die figuralen Motivebeginnen, im Bild zu dominieren, das Bild wird zum Raumfür das Spiel mit verschiedenartigen Motiven — die zuerstVorwände für das Malen von visuell attraktiven Musternzu sein scheinen (Breda Beban, Nalla Barišić, MarinaErcegović), um sich langsam zu vorwiegend »häßlichen«und grotesken, erdachten, unwirklichen und expressionistischenGestalten und Szenen zu verwandeln. Aus derunverbindlichen visuellen Attraktivität verschiedener Musterentsteht die Verdichtung und Kondensierung der visuellenBotschaft des Bildes. Deshalb finden wir bei denjungen <strong>Zagreb</strong>er Autoren Zugänge, die jenen Kunstformennahekommen, die heute in der Welt mit den Begriffen derTransavangarde, des Neuen Expressionismus, des newimage painting, der nuova imagine usw. bezeichnet werden.Wie soll die <strong>Maler</strong>ei nach einer Dekade aufgenommenwerden, die <strong>aus</strong>gesprochen unmalerisch <strong>aus</strong>gerichtet war?Nach einem Jahrzehnt des sozialen Engagements undProtestes, der Obstruktion der Kunst und der Suche nachkünstlerischen Alternativen?Das neue Bild geht <strong>aus</strong> den konzeptuellen Reflexionenüber die <strong>Maler</strong>ei und <strong>aus</strong> der anarachischer Einstellungdes Konzeptualismus zur Kunst hervor. Die Bilder wirkenselbstzerstörerisch und selbstkritisch. Sie sind Kommentaredessen, was sie darstellen, aber auch ihrer selbst.Sie zergliedern den eigenen Entstehungsprozeß, ihre Eigenschaftdes Dekorativen und Expressiven, sie scheuenes nicht, mit dem Material und dem Motiv der <strong>Maler</strong>ei zuspielen, oft verhöhnen sie beides. Aber, unter diesemscheinbar unverbindlichen Spaß an der Materie und amMotiv werden existenzielle Fragen und das Bedürfnis nacheinem neuen Ausdruck sichtbar. Offensichtlich tritt eineneue Expression in den Vordergrund. Sie scheint durchdie Geschichte hin durch, die nur auf den ersten Blicknaiv und einfach ist. Diese <strong>Maler</strong>ei bedeutet nicht dasromantische Akzeptiren der Welt, sondern ihre sadistisch--ironische Ablehnung. Der Raum des Bildes wird von dengrundlegenden symbolischen Ansätzen von Gegenständenoder Landschaften bestimmt, er ist oft eindimensional undkubistisch zusammengesetzt, deformiert oder abstrakt. DieGestalten sind grotesk, expressionistisch verformt oderkindisch vereinfacht. Ihr Repertoire schöpft <strong>aus</strong> der Tierwelt,<strong>aus</strong> Erzählungen, dem Zirkus und der Phantastik derHorror-Comics. Meistens hängt er mit der individuellenMytholcgie des Autors und der Bedeutungswelt des Unbewußtenzusammen. Das Eklektische und die Anleihenbei spezifischen Ausdrucksformen frühere Stile ist erkennbar— und annehmbar, wenn sie kreativ assimilert undvom Autor transformiert werden. Jedes Bild und jederAutor besteht auf seinen bildnerischen und visuellen Regeln,und nur aufgrund von diesen ist die Beurteilungmöglich, inwiefern sie dem Sinn dessen entsprechen, wasvom Bild ablesbar ist. Die Analyse der Ikonographie desneuen Bildes würde ihre besondere Poetik und Ideologieaufdecken. Diese <strong>Maler</strong>ei, die im ersten Augenblick alsnicht engagiert erschienen war, wird durch die Expressionzur Besprechung dessen, was heute um uns vorgeht. DasEgagement ist nicht mehr direkt, sondern indirekt — derKünstler verläßt die Position des Teilnehmenden an denEreignissen und zieht sich auf die Position des Anklägersund Zeugen zurück.Marijan Susovski

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