SCHAFT DER HERREN - Golfclub Maria Bildhausen
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44 BILDHÄUSER NEWS<br />
EINE KLEINE HISTORIE<br />
<strong>DER</strong> GOLFSCHLÄGER Mit dem „Baffie“ auf das Grün<br />
14 Schläger gehören in ein turnierfähiges Golfbag und keiner<br />
mehr, so haben es die Golf-Regelgurus im schottischen St.<br />
Andrews bestimmt. Welche Schläger das sind, ist dem Spieler<br />
überlassen. Das war nicht immer so. Denn als sich Golfen von<br />
Volkssport zum Vergnügen der Gentlemen entwickelte, wurde<br />
die Anzahl der mitgeführten Schläger auch zum Statussymbol<br />
und bisweilen hatte der Club-Laddie, der später zum schlichten<br />
Caddie verkürzt wurde, 20 oder mehr Schläger, unter den<br />
Arm geklemmt, denn auch Golftaschen wurden erst später<br />
erfunden, hinter seinem Master herzutragen.<br />
Es waren zum Teil recht abenteuerliche Werkzeuge, die sich<br />
die antiken Herren und Damen Golfspieler nach eigenen Wünschen<br />
von der Gilde der Clubmaker anfertigen ließen. Denn<br />
erlaubt war alles was gefiel oder erfolgreich verwendet werden<br />
konnte, um den Ball vom Abschlag ins Loch zu befördern.<br />
Auch hier haben die obersten Regelhüter heute Grenzen gesetzt:<br />
So sind beispielsweise Driver mit dem sogenannten<br />
Trampolin-Effekt im Turnier nicht gestattet, ebenso wie Schlä -<br />
ger mit nicht regelkonformen ‚Grooves‘ auf der Schlagfläche.<br />
Natürlich bekamen die Schläger früher auch einen Namen,<br />
den die profanen Nummern, die heute geläufig sind, sind eine<br />
Erfindung aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Und nur wenige<br />
der bis in die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts üblichen<br />
Bezeichnungen haben sich bis heute gehalten: Da ist zunächst<br />
das Holz 1. das immer noch Driver heißt. Gleiches gilt<br />
für den Putter, ebenso wie die Wedge und die Sandwedge,<br />
auch wenn diese beiden Schläger erst in jüngerer Zeit zum<br />
festen Bestandteil eines Schlägersets zunächst der Playing<br />
Pros wurden.<br />
Kaum noch bekannt sind dagegen die Namen der anderen<br />
Clubs. So etwas das Holz 2, das „Brassie“, auch Fairway Wood<br />
Ein historisches „Brassie“ mit Holzschaft und<br />
Griff aus Leder vom Clubmaker Albert Hedges,<br />
Surrey, England. Deutlich ist die namensgebende<br />
Messingplatte an der Unterseite zu erkennen.<br />
Die Schlagfläche selbst ist nur aus<br />
Holz, Grooves sind kaum zu erkennen.<br />
genannt wurde und seinen Namen einer unter der Sohle angebrachten<br />
Messingplatte verdankte, die den Schlägerkopf<br />
vor Beschädigung durch allzu heftigen Kontakt mit dem<br />
Boden schützen sollte. Bezeichnend für seine Funktion war<br />
auch der Name „Spoon“ für das Holz 3, mit dem der Spieler<br />
den Ball aus dem Rough „löffeln“ konnte. Ein Holz 4 ist heute<br />
in kaum einem Bag mehr zu finden. Als „Baffing Spoon“<br />
diente es in der Zeit noch echter Holzschläger einer möglichst<br />
präzisen Annäherung auf das Grün.<br />
Selbstverständlich hatten auch die Eisen ihren Namen: So<br />
hieß das Eisen 1 bezeichnenderweise „Driving Iron“, schließlich<br />
wurde es fast ausschließlich für den Abschlag verwendet.<br />
Eine Reminiszenz an die ersten Eisenschläger war der Name<br />
„Cleek“ für das Eisen 2. Und wer heute sein Eisen 3 schlägt,<br />
der hat ein „Mid Mashie“ in der Hand. Weiter geht es mit dem<br />
„Mashie Iron“, das dem Eisen 4 entspricht und dem schlichten<br />
„Mashie“, dem Eisen 5. Es folgen der „Spade Mashie“, das<br />
Eisen 6, der „Mashie Niblick“ – Eisen 7, der „Pitching Niblick“,<br />
heute Eisen 8 und schließlich der „Niblick“, das Eisen 9.<br />
Nun tauchen aber einige der alten Namen wieder im Golfbag<br />
auf: Ein Beispiel ist der „Jigger“, ein Schläger mit sehr niedrigem<br />
Loft (flacher Schlagfläche) und verkürztem Schaft, der<br />
präzise Chips mit nur wenig Roll auf dem Grün ermöglicht.<br />
Und in Schottland, der Heimat des Golfsports, reden alte Golf-<br />
Haudegen noch immer von Brassie, Mashie und Spade. Nach<br />
den fünften oder sechsten Whisky an der Bar des Clubhauses<br />
hört man dann bisweilen den Satz: „Früher waren die Schläger<br />
aus Holz und die Spieler aus Eisen. Heute sind die Schläger<br />
aus Titan und die Spieler – na, reden wir nicht drüber“.<br />
Stefan Rath<br />
Ebenfalls noch mit Holzschaft und Ledergriff: Ein geschmiedeter Mashie Niblick,<br />
wie er bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts gespielt wurde. Anstelle von<br />
Grooves sind punktförmige Vertiefungen in die Schlagfläche gepunzt.