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Interviewprägten Domäne bewegte. Damals herrschte dieMeinung, dass Genie nur von Männern verkörpertwerden könne. Sie hat sich in dieser Männerweltrichtig gut durchgeschlagen. In meiner Lizenziatsarbeitist es darum gegangen, wie sie sich als Motivzum Selbstporträt dargestellt hat. Es war eine spannendeArbeit. Sich selbst als Muse zu sehen, bestätigteigentlich eine grosszügige Portion Selbstbewusstseinzu besitzen. Sie war eine Frau, die baldwusste, dass sie nicht nur technisch begabt war,sondern auch vom Inhalt her viel brachte.Im achtzehnten Jahrhundert war die Historienmalereisehr wichtig. Man setzte grosse Bedeutungan geschichtlichen Events oder Geschehnissen undhielt sie malerisch fest. Die Ansicht wurde geteilt,dass gemalte Szenen und Symbole Männersachesind. Man hatte die Überzeugung, dass eine Frau,diese künstlerischen Darstellungen nicht beherrschte.Aber Angelica Kauffmann bewies, dass sie dieseKunst ebenso, wenn nicht sogar besser, beherrschte.Konnte Angelica Kauffmann eigentlich frohsein, dass sie ihren Vater fast immer zur Seitehatte?Ja genau. Er hatte sie in die Gesellschaft und in dieMännerdomäne geführt. An seiner Seite brachte siekeinen Ehegatten. Sie hatte sehr spät geheiratet undzwar erst als ihr Vater auf dem Sterbebett lag. Sieversprach ihm nun in guten Händen zu sein. Es warbestimmt nicht eine Liebesehe, eher ein Arrangement,denn Angelica Kauffmann war viel zu selbständigfür eine Ehe. Die Situation, dass ihr Gatteauch Künstler war, vereinfachte das Ganze.Dieses Thema hat mich fasziniert, nicht dass ichFeministin wäre, aber es hat mich interessiert, wiesich eine Frau in dieser Zeit durchsetzen konnte. Inder Kunstgeschichte behaupten sich bis zum zwanzigstenJahrhundert nur sehr wenige Frauen. Einedavon ist Artemisia Gentileschi, die in der Barockzeitepochegelebt hat, in der Zeit von Caravaggio.Danach hört man von keiner Frau mehr etwas, bisBerthe Morisot ihre impressionistischen Werkezeigte.Kann ich behaupten, dass Kunst für Dich einePassion ist und nicht nur Beruf?Es ist Passion und zwar Kunst im weitesten Sinn,sei es Musik, Literatur, Theater oder Architektur.Meine Vision ist sehr humanistisch, denn für michsind Philosophie und Geschichte auch Teil vonKunst, ich sehe das Leben als Gesamtkunstwerk.Was ist das für ein Job: Kulturberaterin bei derDienststelle für Kultur? Was machst du da?Ich bin verantwortlich für die Kulturförderung.Das heisst, wir bekommen Gesuche zur Unterstützungvon Kulturevents z. B. Theaterstücke,Ausstellungen etc. Diese Gesuche werden geprüft,ob diese finanziell und kulturpolitisch unterstütztwerden können oder nicht. Wir stützen uns auf dieKulturpolitik des Kantons um Entscheidungen zufällen. Das Kulturmilieu ändert ständig und schnell.Künstler möchten plötzlich in der Natur statt in einerGalerie ausstellen, oder ein Theater wird nichttraditionell auf einer Bühne aufgeführt. Unsere Kriterienmüssen immer wieder adaptiert werden.So triffst Du natürlich auf sehr viel Kunst undKünstler.Früher hatte ich verschiedene Mandate im Kunstmuseum.Demzufolge hatte ich mich eher mitvisueller Kunst auseinandergesetzt. Aber seit ichbei der Kulturförderstelle arbeite, kann ich mich fürandere Disziplinen wie Literatur, Musik und auchFilm öffnen.49

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