MEDIENBRIEF | N° 02.2013UrheberrechtsverletzungenTexte, Videos, Bil<strong>der</strong> sind in <strong>der</strong> Regel urheberrechtlichgeschützte Materialien. Eine Medienkollage zu erstellenund diese Dokumente via Plattform online zu streuen, kannsehr schnell zu rechtlichen Problemen führen. Wie sollenLernende hier unterscheiden, was erlaubt ist und wasnicht? Und wissen Lehrerinnen und Lehrer eigentlich, anwelcher Stelle Grenzen überschritten werden? Hier bestehtsicher Informations- und auch Fortbildungsbedarf.AblenkungspotenzialUm Tablet-Computer sinnvoll nutzen zu können, benötigtman in <strong>der</strong> Regel einen Internetzugang. Setzen die Lernendeneigene Geräte ein, sind dort natürlich auch Spiele o<strong>der</strong>Programme zur Kommunikation in sozialen Netzwerkeninstalliert. Die Möglichkeit, blitzschnell zwischen Apps zuwechseln o<strong>der</strong> sich sogar live mit den neuesten Nachrichtenversorgen zu lassen, ist verführerisch.Ich habe in einigen Kursen, die Tablet-Computer einsetzen,anonymisierte Befragungen mit <strong>der</strong> Unterstützung vonStudierenden durchgeführt (siehe dazu <strong>zum</strong> Beispiel Götte& Bentrup, 2013). Das Ergebnis ist ernüchternd: Rund dieHälfte fühlt sich durch die Möglichkeit, auf einen Tablet-Computer zugreifen zu können, abgelenkt. Einige Lernendebeschreiben, dass auch bei nüchternen Anwendungen dieKommunikationsplattform nur einen Tipp weit entfernt ist;das reizt und führt zur Ablenkung. In dem von Götte &Bentrup beschriebenen Kurs wurden auch digitalisierteSchulbücher eingesetzt. Im Heimbereich arbeiteten diemeisten Lernenden, auch wegen <strong>der</strong> Ablenkungsgefahr,mit einem gedruckten Schulbuch.FazitNatürlich gibt es für alles Lösungen: Urheberrechtsverletzungenkann man durch Schulungen umgehen und umAblenkung zu vermeiden, gibt es Managementsysteme.Jedoch nimmt das Geräten wie Tablets die Unbeschwertheit:Ihr Vorteil ist doch gerade, dass sie je<strong>der</strong>zeit verfügbarund einsetzbar sind. Wie geht man nun damit um: Ersteinmal alle Probleme aus dem Weg räumen und den Tablet-Einsatz solange auf Eis legen?Ich denke, man sollte das eine tun, ohne das an<strong>der</strong>e zulassen. Schule muss sich notwendig mit dem technischenFortschritt auseinan<strong>der</strong>setzen und erörtern, wo pädagogischePotenziale o<strong>der</strong> Gefahren lauern. Dazu gehört auch,neue Dinge auszuprobieren und für den Lernprozessnutzbar zu machen. Wenig zukunftsweisend erscheinenjedoch Ansätze, die alles auf die Karte Tablet-Computersetzen. In Deutschland befinden wir uns nach wie vor in <strong>der</strong>Pilotphase: Es gibt nur sehr wenige belastbare Ergebnisse<strong>zum</strong> Lernen mit Tablet-Computern. Meine Prognose ist,dass die Technik von heute aus gesehen in spätestens acht,vielleicht sogar schon in fünf Jahren überholt ist – einigeFunktionalitäten werden sich pädagogisch bewähren unddarauf kann man wie<strong>der</strong> aufbauen. Die rasante technischeEntwicklung führt uns vor Augen, wie zentral es ist, sichdauerhaft auf das zu konzentrieren, was wichtig ist:Lernprozesse bei Schülerinnen und Schülern zu för<strong>der</strong>n.Dr. Andreas PallackOStD Dr. Andreas Pallack leitet das Franz-Stock-Gymnasiumin Arnsberg. Vorher war er Fachleiter und in zahlreicheProjekte rund um das Lernen mit digitalen Medien eingebunden.Seine jüngste Publikation »Unterrichten mitTablet-Computern« ist im Verlag Klaus-Seeberger erschienenund kann unter www.mnu.de bestellt werdenDiese Ergebnisse konnten mittlerweile repliziert werden –ich stelle deswegen die These auf, dass sich gut die Hälfte<strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler, die mit einem eigenenTablet-Computer ausgestattet ist, von dem Gerät beimLernen ablenken lässt.LiteraturGötte, Klara und Bentrup, Max (2013) Nützlich, motivierend, zeitraubend – wie Schülerden Einsatz von Tablets beurteilen. In: Unterrichten mit Tablet-Computern,Anna-Kristin Kracht und Andreas Pallack (Hrsg.). Verlag Klaus Seeberger, Neuss. S.62-67.Kracht, Anna-Kristin (2013) Mit Tablets Medienkollagen erstellen. In: Unterrichten mitTablet-Computern, Anna-Kristin Kracht und Andreas Pallack (Hrsg.). Verlag KlausSeeberger, Neuss. S. 36-39.Pallack, Andreas (2013) Vernier Video-Physics. In: Unterrichten mit Tablet-Computern,Anna-Kristin Kracht und Andreas Pallack (Hrsg.). Verlag Klaus Seeberger,Neuss. S. 28-29.16
01 | LERNEN MIT DIGITALEN MEDIENUnd darüber hinaus…Es darf auch gespielt werden und esgibt zahlreiche Spiele, die Konzentration,Fein- und Grobmotorik, Gedächtniso<strong>der</strong> kognitive Prozesse för<strong>der</strong>n. VieleSpiele machen einfach nur Spaß,bieten aber für unsere Schülerinnenund Schüler zusätzliche Möglichkeitenz. B. zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Feinmotorikwie <strong>der</strong> Beidhandkoordination o<strong>der</strong> zurAuge-Hand-Koordination.Foto: JoeInQueensAls eine <strong>der</strong> ersten För<strong>der</strong>schulen inNRW setzen wir in <strong>der</strong> Jordan-Mai-Schule in Essen das iPad seit 2011 ein.Wir sind eine För<strong>der</strong>schule mit demSchwerpunkt »Geistige Entwicklung«in <strong>der</strong> Trägerschaft des Bistums Essenund unterrichten Schüler und Schülerinnenzwischen sechs und zwanzigJahren mit sehr unterschiedlichenkognitiven Beeinträchtigungen. Dasbedeutet, dass wir eine sehr heterogeneSchülergruppe unterrichten. Diese»Vielfalt« findet ihre Entsprechung insehr differenzierten und individualisiertenUnterrichtsangeboten, beidenen diejenigen, bei welchen dasiPad eingesetzt werden darf, die mitAbstand beliebtesten sein dürften.Mittlerweile sind alle Klassen undeinzelne Fachkurse mit einem iPadausgestattet. Bestimmte Apps sind alsGrundeinstellung auf allen GerätenRendezvous imApple-StoreDie erste Begegnung mit dem iPad 1 im Apple-Store in Oberhausen war <strong>der</strong>Impuls, ein iPad mit in die Schule zu bringen und herauszufinden, ob auchunsere Schülerinnen und Schüler einer För<strong>der</strong>schule problemlos mit demGerät umgehen können, wie es <strong>der</strong> erste Anschein versprach.installiert, eine Liste weiterer sinnvollerApplikationen verwalten wir übereine Datensammlung in <strong>der</strong> Cloud.Kernbereiche Unterricht:Seit mehr als zehn Jahren haben wirkompetenzorientierte Unterrichtsformenetabliert: Stationsverfahren,»Lerntheke« o<strong>der</strong> »Lernbuffet«sichern selbstbestimmte und selbstorganisierteSchülerarbeit. Das iPadwird hier als Werkzeug genutzt. Esfällt immer wie<strong>der</strong> auf, wie motivierenddas Arbeiten mit den iPads istund welche überraschenden LernerfolgeSchülerinnen und Schülererzielen, <strong>der</strong>en Lernerfahrung durchhäufige Misserfolge geprägt war.Im Rahmen ihres Medienkonzepteshat sich die Schule gegen einenComputerraum entschieden. DieMöglichkeiten des Computers müssenerreichbar sein, wenn sich dies alsnotwendig erweist. Ein weit abgelegenerund dann vielleicht besetzterComputerraum nützt da nichts.Darüber hinaus sehen wir eine weiterebemerkenswerte Entwicklung: MobileDevices nehmen einen immer breiterenRaum ein, »Facebook« und»WhatsUp«, »iTunes« und »iPods«werden auch von unseren Schülerinnenund Schülern aktiv genutzt.Hilfreiche – in unregelmäßigenAbständen aktualisierte – Listen mitempfehlenswerten Apps finden Sie imInternet auf www.cluks-forum-bw.de.CLUKS steht für »ComputergestütztesLernen und Unterstützte Kommunikationfür Schülerinnen und Schüler miteiner körperlichen/geistigen Behin<strong>der</strong>ung«.Michael Brieler-JödeckeMichael Brieler-Jödecke ist Lehrer an<strong>der</strong> Jordan-Mai-Schule, För<strong>der</strong>schulemit dem Schwerpunkt GeistigeEntwicklung, in 45966 Gladbeck,www.jordan-mai-schule.de17