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Ausgabe 1/13 auf der Seite 4/5 - Sonnenberg-Online

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<strong>Sonnenberg</strong>er <strong>Ausgabe</strong> 1 / 20<strong>13</strong><strong>Seite</strong> Migrationsberatung: „Wir sind fast keine Fremden mehr“„Der <strong>Sonnenberg</strong> ist bunt …. ein Schmelztiegel … Zugewan<strong>der</strong>tebleiben gern.“ So heißt es im Leitbild desStadtteils. Hier in <strong>der</strong> Migrationsberatung wird Flüchtlingenund im Stadtteil ansässigen Migranten geholfen.Zwei Fachleute, selbst zugewan<strong>der</strong>t, geben Auskunft.Frau Muradova berät in <strong>der</strong> Ludwig-Kirsch-Straße <strong>13</strong> vorwiegend Asylbewerber, aberauch russischsprachige Migranten.Zum Beispiel eine Frau, die mit ihrem jüdischenEhemann 2003 eingereist war.Der starb 2009, sie steht mit Mitte sechzigallein da. „Sie versucht die Sprache zu lernen,aber versteht nichts.“Nicht nur <strong>der</strong> normale Alltag, auch die Nötedes Alters machen dieser Gruppe zunehmendzu schaffen. Die Kin<strong>der</strong> leben weitweg in <strong>der</strong> Ukraine. „Sie hat gute Freundinnen,aber sie sind hilflos wie sie.“ DieSprache nicht zu können, verunsichert dieälteren Migranten, auch wenn sie sehr gebildetsind. Sie ziehen sich <strong>auf</strong> ihren russischsprachigenFreundeskreis zurück.Frau Muradova, die neben russisch unddeutsch auch türkisch, persisch und englischspricht, hilft, so gut sie es mit ihrerhalben Stelle kann. „Ich habe eine Listerussischsprachiger Ärzte erstellt, rufe daan und mache Termine. Aber ich kann sienicht begleiten.“Einmal in <strong>der</strong> Woche wird zu einem Sprachkurseingeladen, aber das reicht nicht aus.Ehrenamtliche, möglichst mit Russischkenntnissen,fänden in <strong>der</strong> Begleitung <strong>der</strong>Alten eine lohnende Aufgabe.Café International bester Anl<strong>auf</strong>punktfür ArabischsprechendeDie Spätaussiedler verstärken die russischsprachigeGruppe. Die Ankömmlingewechseln. Vor zehn Jahren waren 300 Familienaus dieser Region in <strong>der</strong> Erst<strong>auf</strong>nahme,jetzt sind es ganz wenige. Dafürkommen Tschetschenen, Tunesier und Syrer.Die Hälfte kommt zur Zeit aus dem arabischenSprachraum. Für sie ist MuradovasKollege Herr Maytham die beste Adresse.An <strong>der</strong> Ecke Gießer-/ Uhlandstraße betreuter das CaféInternational <strong>der</strong>Caritas. Auch erhat nur eine halbeStelle, vom Sozialamtund <strong>der</strong> Caritasfinanziert. Erübersetzt und berät. Sein Handy klingelt,er wechselt einige Sätze, „ ... Nebenkosten...“ Ein Anrufer wollte den Begriff für Strom,Gas und so weiter wissen. Das steht in keinemLexikon.Ein junger Mann in weißer Windjacke sitztvor seiner Kaffeetasse. Er ist vor sechsWochen aus Syrien geflohen. Sein Gesichtbleibt ernst. Was genau <strong>der</strong> Fluchtgrundwar? Mehr als „die ganze Situationdort“ äußert er nicht. Er ist mit seiner Frauin <strong>der</strong> Erst<strong>auf</strong>nahme, sonst kennt er hierniemanden.Der <strong>Sonnenberg</strong> ist sicherSein zufälliger Tischnachbar, <strong>der</strong> die Fragenübersetzt, hat diese Phase <strong>der</strong> Fremdheitlängst überwunden. Er kam 1998 ausdem Irak und wohnt seit 2002 <strong>auf</strong> dem<strong>Sonnenberg</strong>.Als Selbständiger arbeitet er <strong>auf</strong> dem Bauund schaut nur alle halbe Jahre im Cafévorbei, „um Freunde wie<strong>der</strong> zu treffen“.Sein Thema sind die angestiegenen Preisefür Neuvermietungen im Stadtteil, die erImmobilienangeboten im Internet entnommenhat, und dass das Viertel unbeliebtsei. Aber es sei sicher, betont er. „Wennich spät gegen 2 Uhr nach Hause komme,ist da eine Polizeistreife, die mich fragt, woich hin will. Ausweiskontrolle, das ist richtigum diese Zeit.“Auch das Café ist sicher, irgendwelcheAngriffe hat Herr Maytham „Gott sei Dank“noch nicht erlebt. Man kennt sich durchFeste, den Frühjahrsputz. O<strong>der</strong> aus <strong>der</strong>Herr Maytham (links) und Dr. Al-Birladi gemeinsam mit Gästen im Café International.Nachbarschaft wie die alte Frau, die eineZeitlang <strong>auf</strong> dem Sofa sitzt, bis sie einenFünfziger für den Kaffee hinlegt und geht.„Wir sind fast keine Fremden mehr“, meintHerr Maytham angesichts <strong>der</strong> vielen undlangjährigen Kontakte.Auch <strong>der</strong> Arzt Dr. Sadik Al-Birladi schautöfters vorbei, Mitgrün<strong>der</strong> des Cafés vorüber 15 Jahren und Träger des Ehrenpreisesdes Chemnitzer Friedenspreises.Früher reichte die Finanzierung noch fürmehr Mitarbeiter und längere Öffnungszeiten.Warum gibt es so wenig mehrsprachigeMitarbeiter?„Es gibt viele Erfolge <strong>der</strong> Arbeit, aber wirwerden immer noch gebraucht, so langesich die Politik nicht än<strong>der</strong>t“, sagtMaytham: „Nach dem arabischen Frühlinggibt es mehr Flüchtlinge als zuvor.“ Etwa3.500 Besucher pro Jahr finden den Wegin das Café International. Wichtig wärenmehrsprachige Mitarbeiter sowohl in <strong>der</strong>Erst<strong>auf</strong>nahme als auch in <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>behörde.Denn bei fast allen Problemenspiele die Sprache eine Rolle. „Warum dasnicht die Einstellungsvoraussetzung ist –ich weiß es nicht.“2. IntegrationsmesseAm Mittwoch, 8. Mai, von 10 bis 14 Uhrveranstalten das Sozialamt <strong>der</strong> StadtChemnitz und DC DuvierConsult GmbHgemeinsam mit weiteren Partnern dieZweite Integrationsmesse in Chemnitz.Die Messe richtet sich wie<strong>der</strong> an Mitbürgeraus Chemnitz und Umgebung, die ihreWurzeln nicht in Deutschland haben undZugang zum Arbeitsmarkt suchen. NebenMigranten sollen diesmal auch gezielt ausländischeStudierende und Unternehmenmit Fachkräftebedarf angesprochen werden.In Ergänzung zur Premiere im letztenJahr werden Arbeitsverwaltungen, Universitätund Unternehmen stärker eingebunden.Weiter wird es Informationen zuAufenthalts- und Arbeitsgenehmigungengeben.Die Messe findet im Foyer des Tietz stattund bietet auch die Möglichkeit, sich überden Bewerbungsprozess in Deutschlandzu informieren. Zudem werden in Vorträgenund Workshops zum Beispiel rechtlicheRahmenbedingungen aus Sicht <strong>der</strong>Unternehmen und <strong>der</strong> Arbeitssuchendenerläutert. Wie im letzten Jahr sind in allengebräuchlichen Sprachen Dolmetschervor Ort.Es beteiligen sich die IHK, die HWK, dieAWO, die IQ-Unternehmensberatung, dieTAZ gGmbH, die VHS Chemnitz, das Jobcenterund die Agentur für Arbeit.

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